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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990805
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-05
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.08.1899
- Autor
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Hunde, welche noch keinen Preis auf Suchen gewonnen haben und im nachweisbaren Besitz von Mitgliedern des Vereins sind; hierfür sind folgende Preise ausgesetzt: 1. Preis 100 Mk. und 10V Mk. Zusatzpreis, gestiftet von Herrn König!. Kammer herrn Baron v. Burgk auf Schönfeld: 2. Preis: 50 Mk. und 1 Doppel-Jagdglas als Zusatzpreis, gestiftet von Herren Hast u. Uhthoff, Hoflieferanten, Dresden; 3. Preis: 25 Mk. außerdem 1Ü0 Mk. Führerpreis des AllgemeinenDeutschen Jagdschutz- Vereins, Landesverein Königreich Sachsen, für denjenigen säch sischen Äerufsjäger, welcher den besten selbst dressirten Hund vorführt. Die andere Suche umfaßt Hunde jeden Alters und aller von der Delegirten-Kommission anerkannten Rasten und ist die Betheiligung auch aufNichtmitglieder des Vereins aus gedehnt. Preise sind dafür folgende ausgesetzt: 1. Preis: 200 Mk,; 2. Preis: 100 Mk.; 3. Preis: 50 Mk. 100 Mk. Führer preis des Allgemeinen Deutschen Jagdschutz-Vereins, Landes verein Königreich Sachsen für denjenigen sächsischen Berufs- jäaer, welcher den besten selbst dressirten Hund vorführt; 50 Mk. Zusatzpreis für beste Schweißarbeit, gestiftet von Herrn Major Freiherrn v. Spörcken auf Berbisdorf und 4 Jagdmes ser als Zusatzpreise, gestiftet von Spratt's Patent in Rummels- burg-Berlin. Die Nennungen zu den Suchen sind bis späte stens den 6. September an den Kassirer des Vereins, Herrn Di rektor Ad. Schoepf, Zoologischer Garten, Dresden, zu richten, von welcher Stelle auch Programm und Anmeldeformulare unter Beifügung von Retourporto zu beziehen sind. — Sonn tag den 8. Oktober veranstaltet derselbe Verein im Zoologischen Garten zu Dresden eine Hundeschau, welche offen für reinras sige Hunde ist, die zu den verschiedensten Jagdbetrieben Ver wendung finden. — Die Frage einer Krankheitsübcrtragung durch den Fernsprecher wird durch das in Chicago erscheinende Journal der Amerikanischen Medicinischen Vereinigung gründlich ad- gethan. Ein Arzt in Chicago wollte wieder einmal Keime von ansteckenden Krankheiten an den Mundstücken von Telephonen gefunden haben, und die Gesundheitsbchörde der Millionen stadt hatte sich mit der Angelegenheit zu befassen. Die berüch tigte Gelbe Presse in den Vereinigten Staaten bemächtigte sich selbstverständlich solcher Gerüchte sofort mit allem Eifer und knüpfte die Erfindung erschütternder Trauerspiele daran. Immerhin verdient die Sache wohl eine kurze Erwähnung, da bei der heute überall herrschenden Bakterienfurcht die Ansteck ung durchs Telephon hier und da Glauben finden könnte. Die Gesundheitsbehörde in Chicago hat nach dieser Richtung hin Erfahrungen gesammelt, indem alle öffentlichen Fernsprecher der Stadt genau untersucht wurden und zwar mit dem Er folge, daß keine Möglichkeit einer besonderen Ansteckungsgefahr nachgewiesen werden konnte. Die Benutzung des Fernspre chers verlangt keine directe Berührung mit dem etwa verunrei nigten Apparate und schließt auch tue Möglichkeit einer Ein- athmung von Keimen aus, wenn der Apparat in der geeigneten Entfernung gehalten wird. Infolgedessen erscheint die Gefahr gering, selbst wenn ansteckende Keime vorhanden sein sollten; da aber nach den bisherigen Untersuchungen ihr Vorhandensein zu den größten Seltenheiten gehört, so kann man von einer Ge fahr eigentlich überhaupt gar nicht sprechen. Es ist recht be zeichnend für die amerikanischen Geschäftskniffe, daß das me- vicinische Blatt darauf Hinweisen kann, die alarmirenden Ar tikel über die Ansteckungsgefahr durch Fernsprecher seien nur in die Presse gelangt, damit die Erfinder und Verkäufer eines neuen „aseptischen Fernsprechers", den von ihnen vertriebenen Apparat einführen und in möglichst großer Zahl absetzen könn ten. Also nach dieser Richtung hin kann das vielbewunderte und vielgescholtene Telephon unbedenklich freigesprochen werden. — Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle zu Schwepnitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung und Gartengenuß 1000 Mk. Gehalt, 100 Mk. Holz geld und 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht. Bewerbungs- gesuche sind unter Anschluß der erforderlichen Unterlagen bis zum 23. August bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor vr. Hartmann in Kamenz einznreichen. -e. Colutnitz, 3. August. Am Sonntag und Montag hielt der hiesige ^hützeuvercin im oberen Gasthose sein Scheiben- und Reiterschießen ab. Es war hierzu auch an den Militärverein Einladung ergangen. Die Würde sowohl des Scheiben- als auch des Reiterkönigs erwarb sich Herr Karl Beckert. Derselbe wurde in Anbetracht seiner langjährigen treuen Mitgliedschaft zum Ehren mitglied des Vereins ernannt. -x. Herrndorf, 3. August. Nächsten Sonntag feiert der älteste Einwohner des Ortes, der Wirthschastsauszügler und Maurer Karl August Hachenberger, seinen 80. GebuAstag. Er ist so frisch und kräftig, daß er noch täglich seiner gewohnten Beschäftigung nachgeht und ohne besondere Ermüdung den 2^/» Stunden weiten Weg von hier nach Freiberg und zurück läuft. Im Jahre 1896 feierte er seine goldene Hochzeit, und Heuer sind es 60 Jahre, daß er als Maurerlchrling losgesprochen wurde. Ein eigenartiger Bdauchwird, Wieman uns aus Dresden schreibt, vielleicht bei dem diesmaligen Festschießen der privile- girten Bogenschützengilde in Dresden wieder in Kraft treten. Wenn nämlich der große Vogel bis zum Freitag oder Sonnabend Abend nicht genügend abgeschosfen worden ist, dann hat das Schießen am Sonnabend resp. Sonntag früh zu beginnen. In diesem Falle erhalten die Schützen vom sächsischen Hofe Brod, Salz, Kümmel und Liqueur geliefert, damit sie, wie es in alten Ueberlieserungen heißt, einen klaren Kops und scharfe Augen be halten. Da bis gestern Abend noch verhältnißmäßig viel abzu schießen war, so ist es vielleicht möglich, daß diese alte Bestim mung, die nur sehr wemg bekannt sein dürste, wieder einmal in Kraft tritt. Die Mitte Juni aufgelegte 5-Millionen an leihe der Stadt Leipzig ist nun vollständig gezeichnet. Die Anleihe hatte im Ansang deshalb Mißgeschick, weil zu gleicher Zeit die 80 Mill. Mark sächsische Rente zu gleichem Emissionscoursc wie die Leipziger Stadtanleihe aufgelegt wurde. Die Aktiven des Stammvermögens der Stadt Leipzig waren zu Beginn des Jahres 1898 mit einem Betrage von 94695248 Mk. beziffert. Die Schulden der Stadt betrugen da gegen 70005358 Mk. Es verblieb also ein Netto-Vermögen von 24689890 Mk. Dem Nathe zu Leipzig ist von den städtischen Beamten eine Petition überreicht worden, durch welche um versuchsweise Ein führung der sogenannten englischen Geschäftszeit — Durch arbeiten bis 3 Uhr nachmittags — für die Sonnabende gebeten wird. In Dresden besteht diese Einrichtung schon seit vorigem Jahre. Leipzig beherbergt gegenwärtig nicht weniger als 37 Löwen; aus der Lindenstadt ist eine „Löwenstadt" geworden. Sieben dieser Großkatzeu „logircn" im Variete Battenberg bei der Domp teuse Mdllc. Marguerite, die übrigen Dreißig, von denen wieder neun unter dem Kommando der Dompteuse Miß Claire Heliot stehen, haben im Zoologischen Garten Quartier erhalten. Im Jahre 1864 wurde in Leipzig eine Nachtigallen^ steuer und zwar in Höhe von 12 Mk. eingeführt. Wen" hiermit bezweckt wurde, daS Halten von Nachtigallen aushören zu lassen, so ist dieser Zweck erreicht worden. Im Jahre 1865 wurden 13, im Jahre 1866 10 Nachtigallen versteuert, in den beiden folgenden Jahren noch je 6. Dann sank die Zahl immer mehr und im Verwaltungsbericht deS Jahres 1884 wird der Nachtigallensteuer nur insofern gedacht, daß sie — keinen Ertrag lieferte. Wie falsch eS ist, Heidelbeeren in festverschlossenen Gefäßen aufzubewahren resp. zu transportiren, lehrte ein Vorfall, der sich gestern auf dem Perron des Bahnhofes Pirna zutrug. Daselbst war eine ca. 50 Liter Beeren enthaltende Tonne aus geladen und einstweilen bei Seite gestellt worden. Plötzlich gab es einen heftigen Knall und dem Fasse entströmte auS dem ge sprengten Spundloche ein kräftiger Strahl der in Gährung über gegangenen Beeren, Alles umher mit der bekannten und so ziemlich „waschechten" dunklen Farbe überkleidend. Nach einem Gutachten des Bezirksarztes König!. Medizinal- rathes vr. Hesse-Dresden ist die Typhus-Epidemie in Löbtau im Erlöschen. Gestern sind ein typhusähnlicher KrankheitS- und ein Todesfall amtlich angemeldet worden. Aus der Panoramahöhe bei Berggietzhiibel fand am Mittwoch die feierliche Grundsteinlegung zu einer Bismarck- Feuersäule mit Aussichtsthurm statt. Die Feuersäule soll aus Stein erbaut werden und eine Höhe von 25 Meter erhalten. Erbauer derselben ist Kommerzienrath Eschebach auS Dresden. Ueberaus glücklich ist der Ort gewählt. Unweit der Grenze ge legen. wird man sie nicht bloß in einem großen Theile des sächsischen Vaterlandes, sondern auch von Böhmen aus erblicken können. Der Schieferdecker Wurlitzer in Schwarzenberg stürzte bei einem Neubau 3 Stock hoch ab und war sofort todt. Er hinter läßt eine zahlreiche Familie. Die Kurliste des Bades Lausigk verzeichnete in der gegen wärtigen Saison bis jetzt 708 Personen. Ein ganz besonderes Mißgeschick verfolgt einen Gutsbesitzer in Lausen bei Markranstädt. Derselbe vertauschte kürzlich drei seiner Pferde gegen besonders gute Rassepferde, wobei er noch hohe Summen zuzahlte. Nach kaum acht Tagen erlagen die werthvollen Pferde der Bornaischen Krankheit. In derselben Woche stürzten ihm von seinem Viehbestand 2 Kühe. Endlich erlitt der Mann selbst einen schweren Unfall. Er war mit Stein sprengen beschäftigt. Da eine Zündung versagte, wollte er neues Pulver aufschütten. In diesem Augenblick explodirte die Ladung und verwundete den Mann in ganz erheblicher Art im Gesicht, sodaß die Sehkraft des einen Auges verloren gehen wird. In Trautenau ist ein gefährlicher Hochstapler verhaftet worden. Aus Zittau wird darüber gemeldet: Der Gendarmerie- Postensührer Tschirner brachte am 29. Juli in Erfahrung, daß ein gewisser Hans Werden aus New-Jork, der sich d«e Namen: vr. Sarnen, vr. Saranana und vr. Estrof beilegte und vom Reichenberger Kreisgericht wegen Verbrechens des Betrugs steck brieflich verfolgt wurde, in Trauteuau eintreffen werde. That- sächlich kam noch am selben Tage mit dem um 11 Uhr 29 Min. nachts von Josesstadt daselbst elntresfenden Zuge ein Mann an, aus welchen die im Steckbrief der Prager Polizei angegebene Personen-Beschreibung paßte. Zur Legitimirnng ausgefordert, weigerte sich der Fremde, lcgitimirte sich jedoch dann als Doktor der Philosophie v. Blöckenstein aus New-Jork. Ta er verdächtig erschien, brachte man ihn auf die Polizeiwachstubc, woselbst nach den im genannten Steckbrief angegebenen Kennzeichen gesehen wurde. Nicht nur die Kleidungsstücke stimmten mit der Be schreibung im Steckbrief überein, sondern man sand auch die angegebenen Narben an den Armen und an Körpertheilen des Fremden, so daß es außer allem Zweifel war, daß dieser Mann der steckbrieflich verfolgte Hans Werden aus New-Jork sei. (Richtig heißt er aber Block.) In Görlitz und Zittau hat der Verhaftete unter dem Namen vr. Hans v. Werder mehrere Per sonen beschwindelt und war hieraus nach Böhmen geflüchtet. Verschiedenes. * Ein Konkurrent von Falb. Ein praktischer Mann kündigt im „Egelnschen Tageblatt" an: „Ein Abonnement aus meine Vorausbestimmungen der Wetterlage habe ich die Absicht einzurichteu, nachdem genügende Beweise vorliegen, daß meine für längere Zeiträume bestimmten Voraussagen auf das Genaueste eintreffen. Ich würde meinen "Abonnenten in gewissen Zeitabständen die Vorausbestimmungcu regelmäßig zugehen lassen, wodurch sie in die Lage versetzt werden, ihre Dispositionell schon Wochen voraus treffen zu können, z. B. bei Feldarbeiten, Reisen, Festlich keiten u. s. w., was jedenfalls sehr vortheilhast ist. Mit den Abonnementsbedingungen stehe "Reflektanten gern zur Verfügung und verspreche billigste Bedienung. Bruno Danneberg, Egeln." — Leider verräth der wetterkundige Mann nicht, ob er das Geld zurückbezahlt, wenn wider Erwarten einmal seine Voraussagen nicht „aus das Genaueste eintreffen". * Fromme Schwestern als Schmuggler. Auf dem an der belgisch-französischen Grenze gelegenen Bahnhof von Baisieux wollten dieser Tage sechs aus Belgien angekommene sranzösische Nonnen den Bahnsteig verlassen, als Zollbeamte sie anhielten. Ihr Leibesumfang war so bedeutend, und der Gang der frommen Schwestern so aussallend schleppend, daß die Zoll beamten Verdacht schöpften. Alle sechs Nonnen erklärten zwar mit rührender Einmüthigkeit voll Entrüstung, daß sie nichts Steuerbares mit sich führten, aber es hals ihnen nichts. Die Untersuchung enthüllte ein ganzes Waarenlager, darunter 28 Kilo gramm Kaffee, mehrere Dutzende Packetc Cigaretten, Tabak, Spitzen, kurz 51 Kilogramm Waare. Alles wurde beschlagnahmt. Der Zollvvrstcher stellte die zu entrichtende Geldstrafe auf 1600 Frcs. fest und bestimmte, daß die Aelteste und Jüngste in Haft bleiben müßten, lüs die vier anderen sreigelasseneu Nonnen, die einem Kloster bei Bvnlognc angehören, die Geldstrafe bezahlt haben würden. DaS wirkte. Die Nonnen schafften schnell das Geld und konnten erleichtert abziehen. * Ql -tzr?», tu Monte Carlo. In eine n besonders für alle Be'uchei Rorditaliens sehr lefenswerthen Büch lein über Monte Carlo („Monte Carlo, Roulette und Drente et tznaraots" von M. A. H., Verlag von K. Haushalter in München) finden wir über die gefährlichen Glücksspiele im Kasino inter essante Bemerknngen. Was diesen Beobachtungen noch einen ganz eigenartigen Rciz verleiht, ist, daß sie von einer Dame ge macht sind, die vielleicht in viele Dinge hier besser hineinsieht, als manche Herren, die nach beträchtlichen Verlusten ärgerlich über die Spielbank geschrieben haben. Die Verfasserin schreibt in dem Kapitel über das Drente et Hnarants-Spiel: „Ist es nicht, als ob mir von Anfang an schon alle Illusionen für das Spiel fehlten ? ... Ich hatte noch nie am Drente st Hiiarante- Tisch gespielt. Als ich anfaugeu wollte, sagre man mir: „Setzen Sie hier nicht Banknoten, sondern nur einige Geldstücke, wenn Sie noch nie da gespielt haben." In Nizza hatte man mir aber doch gesagt, daß die Bank jedes Jahr Millionen mit diesem Spiel verliert. Sobald ich der Persönlichkeit, welche mich seiner zeit vor dem Roulette gewarnt hatte, wieder einmal begegnete, fragte ich sie um ihren Rath. Wir waren gerade in einem Re staurant in Nizza; sie zögerte; das war mir unbegreiflich. Als wir aber erst einmal aus dem Restaurant waren, da sagte sie mir: „Geben Sie Acht. Nizza ist voll von geheimen Agenten; es ist da immer gefährlich, diese Frage zu berühren." Weiter sprach sie nichts. Ich ließ aber nicht nach, und als ich wieder von den Millionen sprach, die die Bank mit Drsuts ottzuarants angeblich verloren haben sollte, sagte sie plötzlich rasch: „Glauben Sie doch nicht die Dummheiten, es giebt kein Spiel, bei dem mehr betrogen wird, als im Drente et Hunrante." „WaS machen sic denn dabei?" fragte ich weiter eindringlich. Sie zögerte wieder, offenbar fürchtete sie etwas. — Ich dränge immer mehr in sie. „Lassen sie Karten in ihren Aermeln verschwinden?" fragte ich. „Nein," sagte sie, und, scheu um sich sehend, fährt sie fort: „Tie legen sie doppelt auf den Tisch." — Daß sie die Karten aus wendig kennen müssen, hatte ich schon immer gedacht: doch wenn Jedermann sie auswendig kennte, das würde allein bei diesem Spiel nichts ausmachen. — Diese Karten lagen einmal gerade alle auf dem Tisch; sie erstaunt betrachtend, wollte ich ein? davon in die Hand nehmen. Sofort aber hinderte man mich daran; eS war, als' ob sich des Croupiers eine Angst, ei« Schrecken bemächtigte. Ich selbst hatte die Empfindung, als ob ich da etwas ganz Außerordentliches verbrochen hätte. Man hätte mir doch auch einfach sagen können, daß daS nicht gestattet sei. Als ich darüber nachdachte, fand ich es doch höchst seltsam. Im Drenre st Huai-ante legt der Croupier zwei Reihen Karten und zählt den Werth derselben vor. Die erste Reihe ist für „noir" und die zweite für „rouxs". Er zählt, bis er die 30 überzählt hat. Die Reihe, welche 31 zählt oder dieser Zahl am nächsten kommt, gewinnt. Wenn die beiden Reihen jede 31 haben, gewinnt die Bank die Hälfte von allen Sätzen. Man nennt das dann „rw axres". Es giebt noch zwei andere Arten zu setzen, nämlich „ä l'invorss" und „In conlsur". Hier ent scheidet die erste Karte, die der Croupier auf den Tisch legt, das Spiel. Wenn diese Karte die Farbe hat, welche gewinnt, so sagt man „conlsur" gewinnt, und „l'invsrsv", wenn daS Gegentheil Ler Fall ist. — Eines Abends stand ich hinter dem Croupier, welcher die Karten legte, und ich hörte ihn zu einer Dame neben sich sagen: „Setzen Sie jetzt auf Schwarz." Schwarz gewann. Man sagt, daß die Croupiers, welche schon so lange da sind, fünfmal von sechs errathen (!), was herauskommen wird. (Zu errathen ist dies aber unmöglich.) An jenem Abend hörte ich einen Croupier zu einer anderen Dame, welche gewonnen hatte, sagen: „Entfernen Sie sich jetzt, sonst werde ich Sie Alles, was Sie gewonnen haben, wieder verlieren lassen." Dies empörte Jene, sie setzte sich in den Kopf, zu bleiben, und trotz ihres ruhigen Spiels hat sie Alles wieder verloren. Ich war Zeuge davon bis zuletzt und war ganz ärgerlich, nicht davon profitirt und mein Geld auf die andere Seite gesetzt zu haben; aber wie kann man so etwas glauben, bevor man vor der fertigen Thot- sache steht. . . . Einmal kam etwas ganz Komisches vor, indem der Croupier „trois apres" ankündigte, noch bevor alle zu dem Spiel nöthigen Karten auf den Tisch gelegt worden waren. Es fehlten sogar noch drei, dann aber war es wirklich „trois apres". Der Chef der Partie war natürlich sehr ungehalten, und der Croupier . . . nun ja, was konnte er nachher noch thun, cs war eben geschehen. . . . Bald fing man an, auf mich Acht zu geben; ich hatte kein Vertrauen zum Spiel, und das wird bald bemerkt; wenn man daS Spiel beobachtet, wird man eben falls beobachtet. Ich war noch gar nicht lange beim Spiel ge standen, als ein Chef de Partie vom Drente et tzuarLnts mich schon fragte, ob er mich nicht im Garten sprechen könne, er wolle mir das „Spiel erklären". Ich weigere mich dessen; darnach aber konnte ich kein Stück Geld mehr auf Drente st Husraote spielen, das nicht verloren war. Ich hatte den Chef de Partie mit den Croupiers flüstern sehen und gab wohl Acht. ..." * Der Trauring im Transparent. Eine böse Stroh- wittwcrgeschichte, die den Vorzug besitzt, wirklich passirt zu sein, wird ans dem Nordosten Berlins berichtet. Der in diesem Stadttheil allgemein bekannte und beliebte Hausbesitzer Herr M. hatte vor etwa vier Wochen seine Gattin nach Franzensbad be gleitet und war daun nach Berlin zurückgekehrt, um dort die Freuden eines Strohwittwers nach allen Regeln der Kunst durch- znkosten. Natürlich galt der Rentier in diesen vier Wochen des ehelichen Urlaubs als durchaus unverheirathet. Der Trauring steckte beständig in der Westentasche oder im Portemonnaie. Am Montag Morgen aber, als am Tage der Rückkehr seinerFrau, begann der Strohwittwer ein neues Leben. Er suchte den lange entbehrten Trauring wieder hervor, d. h. er suchte und fand ihn nicht mehr in der Weste, die er nachts vorher ausgezogen und dem Mädchen mit den übrigen Sachen zum Reinigen hinausgelegt hatte. Schnell gefaßt, begab sich M. zu einem Goldarbeiter, und vier Stunden später glänzte der Trauring auf dem vierten Finger der rechten Hand des Strohwittwers, der nunmehr alle Vorbereitungen zum Empfang der Gattin traf. Ueber der Thür prangte reicher Guirlandenschmuck, und in der Mitte des Blumenarrangements hatte Karline, die Küchensee, ein Transparent angebracht, das die Worte trug: „Herzliches Willkommen". Abends auf dem Anhalter Bahnhof bewegtes Wiedersehen. Die Frau ließ sich von ihrem Gatten während der Fahrt vom Bahnhof nach ihrem Hause gern und oft erzählen, wie öde ihm sein Heim gewesen und daß er allabendlich schon zeitig zu Bett gegangen sei. Gerührt hörte Frau M. der Jeremiade ihres Gatten zu, und als sie nun vor der Korridorthür ihrer Wohnung angekommen, gestand sie sich, daß „Männe" doch wirklich ein guter Gatte sei. Selbst an einen so hübschen Willkommenschmuck hatte er gedacht. Aber diese. Herzensfreude dauerte nur eine Sekunde, denn als sie daS be leuchtete Transparent näher betrachtete, da fand sie, daß in dec Mitte am blauseidenen Bande ein Trauring herabbaumelte, der die düstersten Ahnungen in dem Herzen der eifersüchtigen Frau hervorrief. Fünf Minuten später hatte der geknickte Rentier Alles gebeichtet, und es dürfte gewiß sein, daß im kommenden Jahre Herr M. keine Gelegenheit mehr haben wird, in Berlin während der Abwesenheit seiner Gattin zu weilen. Wer ihm aber diesen Streich gespielt hat, das hat der Rentier beim besten Willen nicht ermitteln können, umsoweniger als Karline am Dienstag sein Haus für immer verlassen hat. * Ein seltener Fall von Tollwuth ereignete sich in der ungarischen Gemeinde Deäki (Preßburger Komitat). An einer Ziege eines dortigen Insassen zeigten sich Symptome von Toll wuth, und später erkrankten die acht Angehörigen der Familie infolge des Genusses von Milch der kranken Ziege. Die Be da uernswerthen wurden ins Pasteur-Institut nach Budapest gebracht. Wie sich nachträglich herausstellte, war die Ziege, die erschlagen werden mußte, vor einiger Zeit von einem tollen Hunde gebissen worden, ohne daß man damals diesem Vorfälle Beachtung geschenkt hätte.
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