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18V». abessinische Truppen ihre Fahne ausgepflanzt hätten. England I verschwinden. Arelverger Anzeiger «nd Tageblatt. Seite S. — 14. Januar 1898 nur noch 5,9 Millionen im Umlauf. Die Ausprägung dieser Münzsorte ist, da sie sich im Verkehr als unbrauchbar erwieS, schon im Jahre 1879 eingestellt worden; nicht viel später hat die Zurückziehung der im Umlauf befindlichen halbewKronen aus dem Verkehr durch die Reichsbank begonnen. Eine andere Münzsorte, die dasselbe Schicksal theilt, sind die silbernen Zwanzig- Pfennigstücke. Ihre Gesammt-Ausprägung belief sich Ende 1898 auf 85,7 Millionen Mark. Indessen sind davon bereits wieder 21 Millionen eingezogen, so daß gegenwärtig nur noch 14,7 Mil lionen von dieser Münzsorte im Umlauf sind. Auch sie wird ebenso wie die halben Kronen schließlich ganz aus dem Verkehr Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 13. Januar. — Weiterer Nachtrag zur Tagesordnung für die auf Sonn abend, 14. Januar 1899, vormittags 10 Uhr anberaumte 1. Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Amts- hauptmannschast Freiberg. 8. Gesuch Königs in Friedeburg um Erlaubniß zum Wein-, Bier- und Kaffeeschank und zur Ver abreichung von Speisen und Delikatessen in dem Grundstücke Kat.-Nr. 90 daselbst. 9. Gesuch der Lokal-Inspektion der Klöppel schule zu Brand um Bewilligung eines Beitrages aus Bezirks mitteln zur Gewährung von Prämien an sich auszeichnende Klöppel schülerinnen. 10. Gesuch des Vorstandes des Vereins gegen Haus- bcttelei in Freiberg um Gewährung einer Beihilfe aus Bezirks mitteln zu den Kosten der Unterhaltung der Naturalverpflegstation auf das Jahr 1899. 11. I. Nachtrag zum Regulativ über die Erhebung direkter Anlagen in der Gemeinde Ullersdorf mit Pilsdorf. 12. Gesuch Kretzschmars in Dörnthal um Erlaubniß zur Ausübung des auf dem Grundstücke Kat.-Nr. 158 daselbst ruhenden Nealrechtes zum Schankbetriebe, sowie um Erlaubniß zum Branntweinschank, Branntweinkleinhaudel, Beherbergen, Ab halten von öffentlichen Tanzmusiken, Veranstalten von Singspielen, Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen, Schaustellungen von Personen oder theatralischen Vorstellungen aller Art in diesem Grundstücke. 13. Gesuch Schlegels in Heidersdorf um Erlaubniß zum Branntweinkleinhandel im Grundstücke Kat.-Nr. 6 U daselbst. — Für Postanweisungen nach dem Auslande ein schließlich Oesterreich-Ungarn kommt jetzt ein anderes Post- anweisungsformular zur Anwendung. Es ist in seiner Aufschrift genau so eingerichtet wie die bisherigen, nur etwas größer. In folge dessen ist auch der Preis höher als wie sür alle übrigen Formulare, und zwar werden diese neuen Formulare mit 70 Pf. für je 100 Stück oder 7 Pf. für je 10 Stück verkauft. Tie noch im Besitze des Publikums befindlichen alten Formulare werden von den Postaustalten umgetauscht. — Von den insgesammt zur Ausprägung gelangten 27,9 Mil lionen Fünfmarkstücke iu Gold (halbe Kronen) waren Ende — De« älteste Einwohner unserer Stadt ist der am 15. Januar 1809 geborene PrivatuS Franz Laver Haußmann, wohnhaft Rinnengaffe Nr. 2. Derselbe feiert demnach nächste« Sonntag seine» 90. Geburtstag und zwar bei vollständiger geistiger und körperlicher Frische. Ihm war eS vergönnt im April 18S4 mit seiner vor 8 Jahren verschiedenen Gattin da- seltene Fest der diamantenen Hochzeit zu feiern. — Der erste kirchliche Famalienabeud in diesem Winter wird Donnerstag, 19. Januar, abend- 8 Uhr im Saale zum Bairischen Garten abgehalten werden. Herr DomdiakonuS Helm (früher 1. Lehrer und stellvertretender Direktor an der deutsche« Schule in Lissabon) hat für den Familienabend einen Vortrag über „DaS Evangelium in Portugal und Spanien" »»gesagt. Die Gesänge wird Herr Kantor Stein mit Mitglieder« oe- frei willigen Kirchenchores von St. Petri ausführen. — Gestern Abend fand im Saale deS GewerbrhauseS der dritte dieswinterlich« NortragSadend de- Hanvel-Wiflen- schaftlichen Bereins statt. Die Veranstaltung war sehrgut besucht, wozu gewiß nicht zum wenigsten der Name deS Bor- tragenden beitrug. Der Rezitator, Herr Emil Milan auS Hamburg, trat bereit- vor 2 Jahren im Handel-wissenschaftliche» Verein auf, und zwar mit außerordentlichem Erfolg. Wenn eme Steigerung dieses Erfolges möglich war, so ist sie gestern Abend eingetreten — nicht daß der Beifall gestern Abend stürmischer gewesen wäre als ehedem, aber daS Gebotene stand auf einer weit höheren Stufe künstlerischer Vollendung, und die Aner kennung, die man Herrn Milan zollte, äußerte sich viel beredter und schmeichelhafter durch die athemlose Stille, die in den meiste« Fällen seinen einzelnen Rezitationen zunächst folgte. Ja, diese- Schweigen dauerte einmal so lange an, daß der Vortragende e- selbst brechen mußte durch eine kritische Bemerkung über di« Wirkung deS Gedichts. DaS geschah nach dem Bortrag der Fontane'schen Dichtung „Die Brück' am Tay", einer Ballade von dichterischer Kraft und überwältigender Wirkung, welche die Katastrophe jener Dezembernacht deS JahreS 1879 behandel^ wo die alte Taybrücke vom wüthenden Sturme fortgerissen wurde, den starkbesetzten Schnellzug von Edinburg in den aufgewühlten Wogen mit sich begrabend. Der Schilderung deS grauenvollen Vorganges läßt der Dichter eine Szene vornusgehen und folgen, in welcher, ähnlich derHexenszenr in „Macbeth", die entfesselten Elemente Zwiegespräch halten, daS in seiner effektvollen Ton malerei von ergreifender Wirkung ist und für das Kommende vorbereitet, beziehungsweise an den Vorgang anschließt in dem Gedanken an die Naturgewalten, denen die Gebilde von Menschen hand wie vergänglicher „Tand" gegenüberstehen. AuS finsterer SturmeSnacht schieben sich die glühenden Lichter deS rasenden Zuges daher. „Die Brücke noch!" ruft der Maschinenführer; von drüben leuchten ihm bereits die Hellen Fenster oeS Elternhauses entgegen, wo ihm daS Weihnachten bereitet ist. Aber der Sturm heult mit wilder Kraft, die Brücke schwankt, und alles versinkt in Nacht und Finsterniß. Um diese Ballade deS jüngstverstorbenen Dichters in ihrem ganzen Umfang würdigen und in ihrer vollendeten Gestaltungskraft auf sich wirken lassen zu können, muß man sie von einem Vor tragsmeister hören, wie Herr Milan eS ist, der ein Organ von so eminenter Kraft und Fülle und selten schöner Klangfarbe be sitzt und das eine so außerordentliche Modulationsfähigkeit auf weist. Von Fontane trug Herr Milan noch die von Leiden schaftlichleit durchglühte Ballade „Archibald DouglaS" vor. di« ebensolche Anerkennung erfuhr, wie die Wiedergabe der Erzählung „Crambambuli" von Ebner-Eschenbach. In diesem Werk der österreichischen Dichterin handelt eS sich nicht etwa um einen commentmäßigen Stoff; Crambambuli ist der Name eines HundeS, der infolge seiner körperlichen Vorzüge und sonstigen trefflichen Eigenschaften beinahe die einzige Liebe eines Försters bildet. DaS Ergreifende in der Geschichte ist jedoch die tragische Verkettung, des HundedaseinS mit dem Geschick seines ehemaligen Herrn, eine- Wildschützen, und des späteren Herrn, deS Försters. Daß Herr Milan auch ein Meister im Vortrag von Dichtungen gemüthvollen Charakters ist, bewies er durch die Wiedergabe der Lebensidylle „Lotte" von Caesar Fleischten. Den Schluß bildete der Bortrag der komisch-heiteren Erzählung von Alphonse Daudet „der Pfarrer von Quiquynon". — Gestern Abend 6 Uhr brach in der hiesigen Superphosphat« fabrik von A. Schippan u. Co. Feuer aus. Der Brand war in einem Trockenkanal entstanden, in welchem auf ca. 20 Trockenwagen Kakaoschalen, die mit Säure vorbereitet waren, getrocknet wurden. Die Feuerwehr, welche zunächst mit der Landspritze anrückte, mußte sich der großen Hitze als auch der erstickenden Dämpfe wegen darauf beschränken, ein Weitergreifen des Feuers auf die übrigen Gebäude zu verhüten. Die Fabrikleitung hatte sofort die Feuerung unter den Kanal zurückgezogen. Nachdem noch eine große Anzahl von Mannschaften der Feuerwehr zur Stelle waren, versuchte man mit zwei Spritzenleitungen, deren eine durch die Dampfspritze der Fabrik bedient wurde, in den Kanal Wasser zu geben. Es gelang auch, einige Wagen abzuspritzen und herauszuziehen, doch war ein Ablöschen des ganzen Kanals unmöglich. Die in der Mitte des Kanals stehen gebliebenen Wagen brannten daher voll ständig aus. Die Feuerwehr konnte nach Zurücklassung einer Sicherheitswache gegen ^',11 Uhr wieder abrücken. Vorzügliche Dienste leistete der Feuerwehr die in Besitz derselben befindliche Rauchmaske, da es nur mit Benutzung derselben möglich war, einen Schlauchführer dem Brande nahe rücken zu lassen. — Der Konsum an Kaffee steigt trotz der zahlreichen Surrogate, die auf dem Markte erscheinen, fortwährend und längst hat man in der Kaffeerösterei die motorische Kraft nutzbar gemacht Die Kaffee-Grotz-Röstereten mit Motorbetrieb verschaffen sich immer mehr Eingang. So hat neuerdings Herr Kaufmann Hermann Kost hierselbst in seinem Verkaufslokale (Rittergaffe) einen Patent-Schnellröster ^Probat" aufgestellt, der durch einen Gasmotor betrieben wird. Mit geringem Aufwand an Brennmaterial und Arbeitskraft ermöglicht der Apparat die Röstung von etwa 2 Centnern Kaffee pro Stunde. Der Apparat wirkt durchaus selbstthätig. Durch einfaches Ziehen eines Schiebet befördert man den rohen Kaffee aus dem Fülltrichter in die Trommel, wo er unter fortwährender Ventilation und Absaugung aller Dünste und der dem Kaffee anhaftenden Häutchen rasch geröstet wird. Nach Hebung einer Klappe rollt der Kaffee selbst thätig in das Kühlsieb. Der Röstprozeß kann fortwährend be obachtet werden. Er erfolgt wie die Kühlung unter starker Luftbewegung. die durch den mit dem Apparat verbundenen Ex haustor hervorgerufen wird. Diese Art der Röstung und die schnelle Kühlung bleiben naturgemäß nicht ohne Einfluß auf den Geschmack und das Aussehen deS Kaffees. Herr Kost gestattet Interessenten gern die Besichtigung der Anlage. — Welchen Werth heutzutage auch der Handwerkerstand dem Handfertigkeit-Unterrichte beilegt, sieht man am besten daraus, daß in vielen Fällen der Schüler, welcher nächste Oster« die Volksschule verläßt und um Aufnahme in eine Werkstatt nachsucht, vom Lehrherrn gefragt wird, ob er den Handfertigkeits unterricht besucht habe. Wiederholt werden Probearbeiten mit gegen den Negus zu operiren und war zwar von ihnen ab gewiesen worden, doch hat der Negus selbstverständlich diesen Beweis von Untreue; seines Untersürsten nicht vergeßen. Er will ihn durch den bisherigen Statthalter von Harrar, Ras Makonnen, ersetzen und Mangascha als Statthalter nach den neueroberten Somali-Provinzen entsenden. Obwohl dies nun an sich begreiflich genug ist und man sich höchstens fragen könnte, ob mit Mangascha wirklich so glimpflich umgegangen werden soll, schreibt der Korrespondent des genannten Blattes auf Grund des Privatbriefes eines beim Negus in hoher Gunst stehenden Schweizers, daß Menelik seine Grenzprovinz besonders darum in durchaus verläßliche Häude bringen wolle, weil er fürchte, daß Italien die Kolonie wegen Geldverlegenheit an England verkaufen könne, das dann größere Eroberungslust zeigen würde, als die Italiener. Die alten Goldlager im Nordwesten Abessiniens wären für sie eine starke Anziehungskraft und nach dem Ausbau der Sudanbahn auch leicht zu erreichen. Der Jamesonsche Ein fall in Transvaal habe den Negus sehr nachdenklich gemacht. Er rechne mit den Tbatsachen, und seit dem Siege der Engländer in der Faschodasache sei der französische Einfluß am abessinischen Hofe sehr gesunken, aber er suche seine Macht zu wahren und es sei sogar schon das Gerücht verbreitet, daß am Blauen Nil Dreyfu- Unschuld überzeugt ist und überdies gewohoheitS" mäßig der Flasche zuspricht. — „Petit Journal" ent" hüllt, daß Manau am 13. und 19. Oktober in amtlichen Zuschriften an den Justizminister Einsicht iu di« Geheimschriften zu nehmen verlangte, um sein Gewissen zu erhellen, und daß er seine Anträge auf Wiederaufnahme deS Verfahrens trotzdem schon am 15. Oktober, also mit unerhelltem Gewißen aufgesetzt und unterzeichnet hatte. „Eclair" weiß von geheimen LiebeSmahlen zu erzählen, au denen Loew mit Labori, DumaS, Mornard, und Gard, vielleicht gar — dies wird nur als Vermuthung aus gesprochen — mit Mathias DreyfuS theilgenommen hätten und wo die ganze Tafelrunde auf daS freisprechende Urtheil deS Strafsenats getrunken hätte. — „Soir" weiß, daß Loew 1871 geschwankt habe, ob er deutscher Richter werden oder französischer Richter bleiben solle und sich nur nach hartem Seelenkampfe für Frankreich habe entscheiden können. — „Rappel" dagegen faßt sein Urtheil über die Lage so zusammen: Wir sehen jetzt die letzten Zuckungen der Verbrecherpartei, da sie gar kein Hinderniß mehr zwischen sich und der furchtbaren Wahrheit haben. Die Mercier, Cavaignac und Boisdeffre haben einen ehrlosen Richter gefunden, um mit Hülfe von Spitzelkünsten und Angeberei «inen letzten Versuch zur Verwirrung der Geister und Beunruhigung der Gewißen zu machen. Wir sehen mit Ekel zu, aber eS wird zu nichts führen: wie Zola herrlich sagte, kann nicht- mehr den Gang der Wahryeit aushalten." Heber die gestrige bewegte Sitzung der Deputirten- kammer liegt bisher nur nachstehender Bericht vor: Der Saal ist dicht gefüllt. Deschanel hält seine Antrittsrede als neu- erwählter Präsident und führt darin auS, daß es Pflicht deS Präsidenten sei, sich der Unparteilichkeit zu befleißigen und ver söhnend zu wirken. Der Präsident müße auch bestrebt sein, die Mitglieder der verschiedenen Parteien einander näherzubringen, da diese sich oft nur bekämpfen, weil sie sich nicht kennen. Am Schluß seiner Rede sagte der Präsident, daß Frankreich das Heer, aber auch die Gerechtigkeit liebe, sodann weist Redner auf die Gefahren der inneren Zwistigkeiten hin und fordert die Deputirten auf, Ruhe und Kaltblütigkeit zu bewahren. (Beifall.) Aus Verlangen DupuyS beschließt die Kammer, sofort in die Debatte über die Interpellation bezüglich der An gelegenheit Beaurepaires einzutreten. Millevoye konstatirt die Erregung, die durch die Anschuldig ungen Beaurepaires gegen gewisse Richter verursacht worden sei. (Lebhafte Protestrufe.) Redner verlangt die Einleitung einer Unter suchung. (Lärm. Verschiedene Deputirte gerathen in Wortwechsel.) Millevoye sagt, eS sei unmöglich, die Revision unter den gegenwärtigen Verhältnissen fortzusetzen. Redner verliest inmitten des Tumults die Erklärungen Beaurepaire- im „Echo de Pari-" und verlangt Disziplinarmaßregeln gegen die schuldigen Beamten. Der Kammer und der Regierung liege es ob, die Gemüther wieder zu beruhigen. LasicS (Antisemit) führt aus, die Kammer habe genug von der Dreyfus-Affaire. (Beifall.) Man müße eine aufrichtige Unter suchung anstellen. Redner greift sodann Loew, Bard und Manau heftig an. (Protestrufe. Tumult.) Ministerpräsident Dupuy protestirt gegen die Worte LasicS'. Präsident Deschanel ruft LasicS zur Ordnung. LasicS sagt schließlich unter dem Lärm deS Hause-, die Kriminalkammer sei parteiisch, die DreyfuS- Campagne werde mit fremdem Gelbe unterhalten. (Große Un ruhe.) Justizminister Lebret hält eS für seine erste Pflicht, den regelrechten Gang der Justiz zu sichern. Da gegen einige Richter Vorwürfe erhoben worden seien, habe der Minister dieselben im Inter esse des Richterstandes zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht. Die Untersuchung sei umfaßend und loyal gewesen; die Kammer würde davon Kenntniß erhalten. Lebret spricht weiter. Die Kriminalkammer des KaßationShofeS vernahm gestern Donnerstag du Paty de Clam; Loew führte den Vorsitz. Spanien. Entsetzliche Verheerungen hat da- Tropen - fieber auf Cuba unter den spanischen Truppen, die sich auf dem Rücktransport nach dem Mutterlande befinden, angerichtet. Einen trostlosen Eindruck gewährte, wie auS Madrid geschrieben wird, der kürzlich von dort in Barcelona eingetroffene Truppen-Transport-Dampser. Der jammervolle Zustand der Leute hat dort förmlich Empörung erregt. Die Mannschaften waren auf dem Schiffe wie die Heringe zusammengepfercht. Von 1100 Mann sind über 800 krank an Land gebracht worden. ES war schrecklich, zu sehen, wie die Kranken sich an Land schleppten. Die meisten von ihnen mußten sofort inS Hospital gebracht werden. Unterwegs sind 67 Mann gestorben, und jeden Tag wurden Leichen inS Meer geworfen. Von den Heimgekehrten wurden an 400 Mann in Bahren nach dem städtischen Hospital gebracht, an 200 haben im Jnvalidenhause Unterkunft gesunden. Alle Leute waren schrecklich abgemagert. Ein HilfscomitS hat sich in Bar celona sofort gebildet und nimmt sich der Armen an. General Rios meldet, er hoffe bald die Freilassung der Civilgefangenen auf den Philippinen zu erlangen, er werde hierauf auch die der militärischen nachsuchen. Die Philippinen verlangen 25 Millionen Pesetas für Verpflegungskosten der Ge fangenen; die Regierung ist geneigt, diese Summe zu zahlen, um die sofortige Freilassung Aller zu erwirken. Aus Rom erhält das! „Berl. Tagebl." eine Darstellung der Vorgänge in Abessinien, welche dieselben in Zusammenhang mit größeren politischen Verhältnissen bringt. Bekanntlich hat der Negus Menelik jetzt eine starke Macht gegen Ras Mangascha entfaltet, der an der Spitze der Provinz Tigre steht, die, im Nordosten des Reiches gelegen, das Grenzland gegen die italienische Kolonie bildet. Ras Mangascha hatte vor wenigen Monaten den Italienern das Anerbieten gemacht, mit ihnen sei indeß bestrebt, gute Beziehungen zum Regu» zu Pflegen und der englische Gesandt« Harrington hat ihm, wie schon erzählt wurde, m einem phonographischrn Apparat die Stimme der Königin Viktoria mitgebracht. Am 8. August sprach sie zu OSborne folgenden Gruß aus die phonographische Rolle: „Ich, Viktoria, Königin von England, hoffe Ihre Majestät iu bester Gesundheit. Ich danke Ihnen für den gütigen Empfang, den Sie meinen Gesandten Rood und Harrington bereitet haben; ich wünsche Ihrer Majestät und der Kaiserin Taitu Glück und allen Erfolg, und ich hoffe, daß di« Freundschaft zwischen unseren beiden Reichen beständig zunehmen möge." Menelik hörte die Botschaft stehend an und ließ daS frohe Ereigniß seinem Heer lager durch zahlreiche Kanonenschüße verkünden. DaS seltsame Dokument wurde nach der Begrüßung sofort vernichtet, um zu verhindern, daß eS in unberufene Hände gelange. Und i» der That war die Sammelwuth bereits hinterher und eS wurden dem Gesandten 20000 Pfund (400000 Mk.) dafür geboten. Die schwere Erkrankung deS EmirS von Afghanistan kann ernste Folgen nach sich ziehen. Sollte Abdurrahman sterben, so wird wahrscheinlich ein heftiger Kampf um die Thronfolge entbrennen. Es giebt in der Theorie ei» Erbsolgerecht in Afghanistan, thatsächlich aber ist derjenige Erbe, der den größten Anhang hat. Prinz Habidullah, der älteste Sohn d«S Emirs von einer Wittwe von königlichem Geblüte, hat in der jetzigen Königin seine Gegnerin. Diese wird sich für ihren ganz kleinen Sohn, Prinz Mahomed Omar, inS Zeug legen. In den letzten Jahren hat der alte Abdurrahman den Prinzen Habidullah begünstigt. So oft sich die Gelegenheit bot, wurde er dem Volke als Thronerbe vorgestellt. Die jetzige Königin ist aber eine tbatkrästige Frau und wird kaum nachgeben, ehe sie muß. Vor einigen Jahren brach während der Abwesenheit des EmirS ein Ausstand in Kabul auS. Die Königin legte sofort Männerlleidung an, stellte sich an die Spitze des Heeres und warf den Ausstand nieder. Als ihr Gatte wieder eintraf, war die Ordnung völlig wiederhergestellt. veretnigte Staate«. AuS New-York, 2. Januar, wird der „Voß. Zeit." geschrieben: Wenn bei uns ein großes öffent liches Unternehmen ins Werk gesetzt wird, so kann man sicher darauf rechnen, daß ihm eine yochnothpeinliche Untersuchung aus dem Fuße folgt, die seststellen soll, wie viel Schwindel damit ver bunden war. Denn große Unternehmungen und Schwindel sind von einander untrennbar. Kaum ist ein Kanal gebaut worden, so kommt eine Kommission und untersucht, um wie viel Millionen der Staat oder die Regierung dabei durch Bestechung einflußreicher Politiker betrogen worden ist. Kaum ist ein Aquädukt gebaut worden, so wird der Aquäduktschwindel untersucht. In Chicago hat die empörte Bürgerschaft korrupte Stadlväter nur durch die Drohung, sie allesammt an den Laternenpsählen auf zuhängen, dieser Tage davon abhalten können, einem Monopolisten die ganze Stadt zum Bau von Straßenbahnen auSzuliefern, auf Kosten der Bürgerschaft. Jetzt ist die übliche Untersuchung im Gange. So wundert sich kein Mensch darüber, daß auch das größte öffentliche Unternehmen der jüngsten Zeit, der Krieg, mit einer allgemeinen Untersuchung endet. Nur ist diese Untersuchung noch umfangreicher. Die „War-Jnvestigating Commission" (Kriegs- untersuchungSkommission) untersucht alles Mögliche. Augenblicklich ist sie bei der Truppenverpflegung angelangt. Dabei kommen die lieblichsten Dinge zu Tage. General MileS hat ganz offen erklärt, daß daS geliefert« Büchsenfleisch einfach verfault war, von den Soldaten nicht genoßen werden konnte, oder sie krank machte, wenn sie davon aßen. Irgend Jemand hat also dabei wieder fleißig Geld „gemacht". DaS Alles ist zwar sehr unpatriotisch, aber was nützt dem Amerikaner der Patriotismus, wenn er kein Geld damit „machen" kann? Geschäft ist Geschäft. Eins geht aus all den Untersuchungen klar hervor: Die Amerikaner können dem Himmel danken, daß es aus Cuba zu keinem längeren Land kriege gekommen ist. Bei derartiger Planlosigkeit und bei einem solchen Mangel an den einfachsten Vorkehrungen für die Pflege der gesunden und kranken Soldaten wäre eine Katastrophe selbst den Spaniern gegenüber unausbleiblich gewesen.