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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189612251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961225
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-25
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.12.1896
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soo. 18SV Gnescn, der, wie erinnerlich, seines Amtes entsetzt wurde, weil er aus Rücksicht auf die Polen eurer Militärkapelle verboten hatte, die preußische Nationalhymne zu spielen, meldet die „Pos. Ztg.", daß ein Termin für die Verhandlung beim preußischen Ober Verwaltungsgericht noch nicht festgesetzt sei, doch stehe fest, da sie unter strengstem Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfinden werde. Die Verhandlung gegen Roll wird der Chefpräsident PerfiuS persönlich leiten, und die Entscheidung wird dnrch den ersten Senat erfolgen, welcher dnrch die Präsidenten der übrigen Senate verstärkt werden wird. Als StaatSkommiffar wird jeden falls Regierungsrath Dietcrici m Berlin der fraglichen Ver handlung beiwohnen. I Lage in der Türkei bei Weitem nicht so gefahrdrohend, als man in gewissen Kreisen sich wenigstens den Anschein giebt. Die zu Tage tretende Unzusriedenheit entspringt nach Aussage dieses Ge- währmauns weniger politischen Gründen, als vielmehr materieller Noth. Allerdings finde» sich ja Elemente, die von einer Umge staltung der Verhältnisse träumen, doch die vielgenannte jung türkische Partei wird in ihrer Macht und Zahl meistens sehr überschätzt. Es ist ein verhältnißmäßig kleiner Kreis, der sich fest zusammengeschlossen hat und von Paris und Alexandrien aus seine Zeitungen und Flugschriften verbreitet; zwischen diesem Auf ruf und der Zugehörigkeit zur Partei liegt aber noch ein großer Zwischenraum; der Besitz solcher Bücher und Blätter genügt übrigens, um ein schweres Verschulden nachzuweisen. Es ist wohl auch mehr Mißtrauen in dieser Hinsicht, das neuerdings zur Versetzung von verschiedenen hohen Gendarmerie-Offizieren und Beamten aus der Hauptstadt in recht entlegene Provinzen geführt hat, als der Wunsch, den Mächten zu zeigen, man wolle die etwa an den Metzeleien Schuldigen bestrafen. Natürlich verbreiten sich nach Landessitte alle möglichen Gerüchte von heimlichen Hinrich tungen, von Ertränken eingeschisfter Gefangener rc., doch das gehört zum eisernen Bestand und braucht keinen Glauben zu finden. Eine amtliche Bekanntmachung über die Amnestirung der Armenier, die auch das Amnestiegesuch des armenischen Patriar chen veröffentlicht, besagt, die Armenier hätten die Absichten des armenischen Comitäs nicht gekannt und seien verführt worden. Es sei demgemäß in Folge der vom Patriarchate gegebenen Ga rantien vom Ministerrathe eine Amnestie beantragt, welche die kaiserliche Sanktion erhalten habe. Die Amnestie wurde unter folgenden Bedingungen erlassen: Den Amnestirten wird in Kon stantinopel durch den Patriarchen und in den Provinzen durch die Bischöfe neuerlich der llnterthaneneid abgenommen. Der Patriarch und der Ministcrrath garantiren dafür, daß sich die Armenier künftighin ruhig verhalten. Die Amnestirten bleiben unter Polizeiaufsicht mit Ausnahme der zum Tode verurtheilt gewesenen Personen, die in einer Festung internirt werden, wo sie ihr Gewerbe betreiben können nnd so lange bleiben muffen, bis man sich von ihrer Besserung überzeugt hat. Es wird amtlich bekannt gegeben, daß im Hauran die Ruhe wieder hergestellt sei und daß alle dort verwendeten Redif-Batail- lone entlassen werden. 195 Schecks und Hauptagitatoren seien nach Beirut gebracht worden, von wo sie ins Exil geschickt wurden. 600 Drusen seien gewaltsam zur Armee ausgehobeu. Die Re form der Administration, der Gensdarmeric und des sonstigen Sicherheitsdienstes im Hauran sei in der Durchführung be griffen. Bulgarien. Der erste Verhandlungstag im Prozeß Stambulow in Sofia brachte die Erklärung der Angeklagten, daß sie unschuldig seien, und das Verhör weniger Zeugen, die die im Allgemeinen bekannten Thatsacheu bestätigen. Den Schluß der Freiberger Anzeiger «nv Lageblatt, «eite 2. — ss. Dezemoer Abendröthe, für den Sonnenflug deS Adler- ein Auge mehr be sitzen. Gottlob! wir wissen von einer zukünftigen Stätte, Hie man zu suchen hat. Die Straße dahin wird nimmer leer. Zwei große Geisteshelden im deutsch-evangelischen Volk hat die letzte Zeit von uns genommen: Rudolf Kögel und Emil Frommel. Was hat Frommel für seine Begräbnißstunde begehrt? Nicht Kränze, nicht Lobreden, sondern Freude in den Hütten der Armen und am Sarg die Verkündigung deS schlichten göttlichen Wortes, vor Allem auch deS SimeonpsalmS: Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Kögel aber hatte vor Jahren schon beim Blicke auf sein künftig Grab gesungen: Pflanzt zu Häupten mir die Tanne; Denn sie sagt von einem Manne, Der zu Weihnacht kommen ist, Der den Tod für mich geschmecket, Alle Sünden zugedecket: — Lob und Preis Dir, Jesu Christ! Krippe der Anfang, Kreuz der Ausgang; auch unsre Wiege wandelt sich in unser Grab. Aber über Krenz und Grab steht der Himmel offen seit dem Sohne Bethlehems. „Er ist auf Erden kommen arm, daß er unser sich erbarm und unS im Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich." Des Christkinds Geburtstag hier unten die Bürgschaft unseres Geburts tage- da droben. Du lieber, heilger, frommer Christ, Weil heute Dein Geburtstag ist, Drum ist auf Erden weck und breit Für — Gotteskinder frohe Zeck! ' Verhandlung bildete die Verlesung eine- hinterlassenen Briefe- StambulowS durch den Präsidenten. Diese- Schreiben lautet in der Uebersetzung wie folgt: Dieser Brief ist nach meinem Tode ! zu öffnen. In ihm sind einige Geheimnisse meiner politischen Gegner enthalten, die daS Volk und die Gerichte erfahren sollen. ; Sofia, 16. März 1895. S. Stambulow. — Der Plan für meine Ermordung. Am 15. März 1895 kam in daS HauS deS Herrn Slawkow CH. Zachariew aus Samakow und benachrichtigte ihn, daß Natschewitsch mit Tüsektschiew eine Bande von 10—15 Mann gebildet habe, die mich unter allen Umstände^ zu ermorden trachten werde. Diese Räuber sind in dem Gasthause der Ge- brüoer Jwanowi und in dem Lokal von Robtscheto untergebracht. Natschewitsch hat den Mördern versprochen, daß sie im Falle ihrer Festnahme nicht zum Tode verurtheilt werden würden und daß er nach Verbüßung einer einjährigen Haft im Gefängniß ihre Begnadigung bei dem Fürsten erwirken werde. Natschewitsch giebt Naum Tüsektschiew Geld für den Unterhalt der Räuber. Natschewitsch und Tüsektschiew kommen fast jeden Abend zu sammen und besprechen die Ermordung. CH. Zachariew sagt aus, daß an die Vertrauten in der Provinz schon Briefe gesandt seien, durch die ihnen die geplante Ermordung StambulowS mitgetheilt und ihnen der Auftrag gegeben werde, sobald es geschehen sei, nach Sofia an den Fürsten und an die Zeitungen Dankdepeschen zu senden, daß das Land von dem Tyrannen befreit sei. Der Zweck dieser Depeschen sei, das Schreckliche und die Wirkung des niederträchtigen MordcS zu mildern. Naums Gehilfen bei dem Morde sind die Brüder Minko und Toscho Jwanowi. Da diese beiden Verbrecher sehr schlau sind und da sie wissen, daß die Gerichtsbehörden sie fassen werden, da sie auch dem Versprechen Natschewitschs nicht trauen, so thun sie jetzt Schritte, sich mit mir auszusöhnen. Als Vermittler bedienen sie sich Gatews, Garibows und Kalpaktschiews. Die Brüder T. und M. Jwanowi dringen darauf, daß diese Aussöhnung sobald als möglich geschehe, weil ersichtlich die Zeit zur Ausführung der Verschwörung gekommen ist. CH. Zachariew hat Slawkow noch mitgethellt, daß auch gegen den Fürsten eine Verschwörung besteht, an der viele Offiziere der Garnison von Sofia betkeiligt seien. Awram Stanischew hat Herrn Jl. Lukanow gemeldet, daß einer der ge heimen Polizei-Agenten der Hauptstadt ihm von dem Plane, Stambulow durch die Bande von N. Tüsektschiew zu ermorden, Kenntniß gegeben habe, und daß die hauptstädtische Polizei selbst dieser Bande helfe, indem sie ihr mittheile, wann und wohin Stambulow ausgehe. Der alte Stanischew, der mit einem Macedonier aus Debra befreundet ist, dem Genossen von Bone Georgiew aus dem Gefängniß von Debra, hat Lukanow gesagt, daß auch ihm bekannt ist, daß die Bande gebildet ist, um Stam bulow zu ermorden, und daß er bitte, dies Stambulow mitzu- theilen, damit er sich vorsehe. Naum Tüsektschiew, der Mörder von Beltschew und Wulkowitsch, ist besonders bei der Abtheilung für das Studium der Centralbahn angestellt worden, damit er in Sofia nichts zu thun habe und sich mit der Leitung der Bande beschäftigen könne. Sobald die Sache gut geordnet ist, wird er Sofia verlassen, um am Tage des Mordes nicht hier zu sein. Von diesem beabsichtigten Morde weiß auch Ratscho Petrow . . . Diese Angaben habe ich ausgeschrieben, damit man wisse, daß mir der Plan der Mörder bekannt gewesen ist, und damit, früher oder später, meine Freunde und meine Kinder ihre Bestrafung verlangen. Sofia, 16. März 1895. S. Stambulow. — Im Prozeß gegen die Mörder StambulowS wurde am Mittwoch das Zeugenverhör fortgesetzt. Der ehemalige Minister Sallabaschew sagte gleichfalls aus, daß Bone Georgiew uud Tüsektschiew von Stambulow als seine Mörder bezeichnet wurden. Journalist Birow, ein politischer Gegner Stambulows, erklärt, ein Vertrauensmann Stambulows sei zu ihm gekommen und habe ihm in dessen Namen ein Bündniß und materielle Unterstützung im Kampfe gegen die Regierung Stoilows angeboten, wenn er Schutz für das Leben Stambulows gegenüber 6 oder 7 Personen verbürgen könne, wozu er natürlich nicht im Stande gewesen sei. Zeuge hätte Stambulow mitgetheilt, er habe von Tüsektfckiew nichts zu fürchten, und erklärt dies damit, daß er Tüsektschiew nicht für muthig genug hielt, ein Verbrechen zu begehen, wohl aber sür fähig, ein solches anzustiften. Von den anderen Zeugen, welche sich am Orte des Verbrechens oder in der Nähe befanden, konnte keiner das Gesicht der fliehenden Mörder sehen. Michailos, der zur Zeit des Verbrechens Diener beim macedonischen ComitL war, sagte auS, ein gewisser Takiu sei einige Tage unter dem Dache des Hauses, in welchem das macedonische Comitä unterge bracht war, versteckt geblieben. Derselbe habe gestanden, daß er der Mörder Stambulows sei. — Die Wittwe Stambulows, welche krank ist, war zur Verhandlung nicht erschienen. Indien. In Bombay sind in der letzten Woche 1310 Per sonen an der Beulenpest gestorben. Es ist dies die höchste Sterblichkeit, welche jemals in der Stadt vorgekommen ist. Dabei sind bis jetzt schon 200000 Personen aus Angst vor der Pest geflohen. So schlimm das auch für Handel und Wandel ist, so fürchtet man sich doch noch mehr vor dem Strom der Einwanderer, welcher sich wahrscheinlich wegen der Hungersnoth in die Stadt ergießen wird. Sollte die letztere weiter zunehmen, so werden die Dorfbewohner in Masse nach Bombay eilen, um dort Arbeit und Brot zu erlangen. Die ungesunden Verhältnisse, in denen die armen Indier leben, werden die Pest jedenfalls noch ver stärken und vielleicht auch noch andere Krankheiten erzeugen. Nach einer Mittheilung der „New-Jork Sun" geht eS den Kanadiern, welche vor einigen Monaten nach Brasilien aus wanderten, so erbärmlich schlecht, daß sie sich an die kanadische Negierung gewendet haben, mit der Bitte, ihnen zur Rückreise behilflich zu sein. Einer dieser Auswanderer erzählt, daß sie bei der Ankunft in Santos auf einen großen Kahn zusammengepackt und so nach Sao Paolo befördert wurden. Ihre Nahrung bestand aus einem Stück trockenen Brod und Käse. In Sao Paolo schob man sie in eine Baracke, wo sie acht Tage eingeschlosfen blieben. Dann versuchten sie Arbeit zu bekommen, konnten aber keine finden. Die einzigen Arbeitgeber, welche es gab, waren die Be- sitzer der Zucker- und Kaffeeplantagen. Diese verlangten von den armen Kanadiern die Unterzeichnung eines Kontraktes auf zehu Jahre. Sie sollten den Busch abhacken und das Land zum > Anbau geeignet machen. Nach Ablauf der zehn Jahre sollten , diejenigen Arbeiter, welche noch am Leben wären, als Entgelt den halben Werth der Plantage bekommen, wenn dieselbe üoer- : Haupt welchen haben würde. Die Häuser, in welchen die Kanadier - wohnen sollten, waren fensterlose Hütten. Die kanadische Re- : gierung hat sich übrigens entschlossen, den Verblendeten, an . welchen alle Warnungen verhallten, die Rückkehr zu ermöglichen. Colonialpolitisches. Die deutsche Regierung hat in Argentinien mehrere hundert Maulthiere aufkaufen lassen, die nach Südwest-Afrika zur ! Einrichtung eines regelmäßigen Transportdienstes gebracht werden ; sollen. Ebenso hat Transvaal und die Chartered Company : mehrere Tausende von Maulthieren zu demselben Zwecke ange- : kaust. Wie nun aus Süd-Afrika mitgetheilt wird, hat man die Bezüglich der „Iltis-Katastrophe" berichtet der„L.A." < auS einer Unterredung mit einem der in Hamburg angekommcnen ! Geretteten, daß die Schiffbrüchigen, nachdem sie in jener Un- : glücksnacht bis zum Morgen an dem Reeling hängend zugebracht hacken, in das Wrack hiueinkrocheu und hier, bis zum Halse im > Wasser stehend, noch 30 Stunden zubrachten. Die in Hamburg eingetrosfcnen Matrosen bestätigen das Ausbringen des Kaiser hochs und das Anstimmen des Flaggenlieds. Von dem letzteren wurde der ganze erste Vers gesungen. Als der zweite begonnen werden sollte, brach das Schiff mitten durch. Wie die „Post" aussührt, hat vr. Carl Peters seine An sichten über England, dessen erbitterter Gegner er bisher war, geändert, seitdem er in London mit dem Studium des britischen Kolonialreiches beschäftigt ist und mit englischen Kolonialtreiscn engere Fühlung gewonnen hat. Die Abtheilung Loudon ver deutschen Kolonialgesellschast gab Peters zu Ehreu am Montag Abend em Festmahl, wobei er in einer längeren Rede seine An sichten über Kolonialpolitik entwickelte, die darin gipfelten, daß der Staat bei der Verwaltung der Kolonien möglichst im Hinter grund bleiben solle. Seiner Ansicht nach sei das englische Tystem der Odartoreä Oomxunies bei der Gründung von Kolonien das Beste. Er bewundere die großartige englische Kolonialpolitik. In den Engländern habe er stets ritterliche und billig denkende Gegner gefunden. In Sachen des früheren Bürgermeisters Roll ans Belgien. Der als Spion verhaftete frühere Kapitän Claudius Guillot, welcher 1886 in Beaune geboren wurde, war aus Mailand durch die Schweiz, wo er längeren Aufenthalt ge nommen hatte, vor acht Monaten in Begleitung einer angeblichen Gouvernante nach Brüssel gekommen. Allmonatlich erhielt er von seinem Sohn aus Frankreich Geldsendungen. Häufiger empfing er den Besuch von Frauenspersonen, woraus man folgert, daß er diese zu Spionagezwecken gebrauchte. Die Polizei glaubt, daß er mit Boulanger Verbindung gehabt. Seine Begleiterin wurde verhört, welche nicht gewußt haben will, daß Guillot Spion gewesen. Die Untersuchung wird streng geheim gehalten. Ein Skandal, der an die Entführung der Prinzessin Eloire von Bourbon erinnert, ereignete sich in der belgischen Aristokratie. Die Prinzessin Josephine Chimay, Tochter des Millionärs Ward, ließ sich von dem Direktor einer ungarischen Zigeunerkapelle aus Brüssel entführen. Das Liebespaar weilt in Pest. Der Prinz von Chimay hat bereits die Ehetrennungsklage eingereicht. Spanien. In politischen Kreisen wird das Auftauchen von Banden in Novelda lebhaft besprochen. Während man einerseits glaubt, daß es sich lediglich um Raubgesindel handelt, wird andererseits die Annahme geäußert, day die Bande aus Ele menten bestanden habe, welche von cubanischer Seite bezahlt würden, um Beunruhigung hervorzurufen und die Aufmerksam keit der Bevölkerung uüd der Regierung von Cuba abzulenken. Die Blätter veröffentlichen eine halbamtliche Mittheilung, wonach der Zwischenfall zwischen dem deutschen Reiche und Portugal bcigclegt ist. Der Gouverneur wird dem deutschen Konsul einen Besuch abstatten, welchen Letzterer erwidern wird. Ein portugiesisches Kriegsschiff wird die deutsche Flagge salutiren, ein deutsches Schiff wird die gleiche Ehre der Portugiesischen Flagge erweisen. — Wenn überhaupt bei diesem Straßenauflaufe der Verdacht einer politischen Zettelung entstehen konnte, so konnte er sich nur gegen die englische Seite richten. Denn es ist eine bekannte Thatsache, daß die englische Kapkolonie schon alles Mögliche aufgeboten hat, um die Delagoabai in ihre Gewalt »u bekommen, theils deS an sich vortheilhaften HafenS wegen, hauptsächlich aber deshalb, weil eS dann möglich wäre, den Transvaal vom Meere abzuschneiden und die südafrikanische Re publik völlig zu umklammern und zu erdrücken. Ist bisher ein friedlicher Erwerb an dem einmüthigen Widerstande der portugie sischen Nation gescheitert, so würden Unruhen in Louren^o Marques, Zeichen von Ohnmacht der portugiesischen Behörden, eine erwünschte Gelegenheit bieten, um das in der Bai ver sammelte englische Geschwader eingreifen zu lassen. Um so selt samer ist es, daß englische Blätter zur Wachsamkeit gegen die deutsche Politik in Südafrika auffordern, die angeblich darauf ausgehe, die Buren gegen England aufzubringen und von der Delagoabai Besitz zu ergreifen. Gerade als ob die Rhodes, Jameson und Genossen ihre Vergcwaltigungsversnche gegen die Buren im deutschen Interesse unternommen hätten! Es ist das böse Gewissen, das aus jenen englischen Blätterstimmen spricht. Rutzland. Das Ministerium sür Verkehrswege beschloß, mit dem Beginn des Frühjahrs den Bau der Eisenbahnlinie Rasdjelnaja-Nikolajew-Cherson-Nowo-Alexjewka in Angriff zu nehmen und den Bau der neuen Berdjanschen Linie bis zum Frühjahr 1898 zu beendigen. Die Rjäsan-Uralbahn beabsichtigt, : iin nächsten Jahr eine Sekundärbahn von Urals! nach Rnngrad I am Aralsee zu bauen, nachdem sich bereits eine Dampfergescll- ' schäft gebildet hat, welche den Verkehr zwischen Rnngrad und der am Amudarja belegenen Station der Transkaspibahn Tfchardschui aufrecht erhalten will. Zur Förderung der Ausfuhr russischer Butter hat der Tarif ausschuß einen herabgesetzten Tarif für den Transport von Bnttertonnen und -Tönnchen veröffentlicht. > Die russischen Winzer haben einen erstmaligen Versuch mit der Ausfuhr eigener Schaumweine gemacht. Es wurde eine i große Sendung russischen Champagners nach Oesterreich ausge- < führt. Für den Fall, daß das Eraebniß ein günstiges ist, beab- : sichtigt der Finanzminister, die Ausfuhr russischer Weine nach jeder Richtung hin zu fördern. Ter Berichterstatter der „K. Z." in Konstantinopel findet die Politische Umschau. - Freiberg, den 24. Dezember. Deutschland. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in Bezug auf eine wegen ihrer Unglaubwürdigkeit an dieser Stelle nicht übernommene Nachricht über den Finanzminister Miquel, wie schon kurz gemeldet: „Einige Blätter haben eine orakelhafte Meldung der „Börsen-Zeitung" ernst genommen, nach welcher der Herr Finanzminister vr. Miquel aus Anlaß von Beschlüssen der Kom missionen deS Abgeordnetenhauses „amtsmüde" sein sollte und auS besagter „Amtsmüdigkeit" noch zum Weihnachtsseste „Ueber- raschungen" bevorständen. Ernsthafte politische Kreise, welche den Zusammenhang der Dinge kennen, werden kaum verstehen, wie Zeitungen aus solcher Quelle stammende Nachrichten dieser Art ernst zu nehmen und zu diskutiren vermochten." In letzter Zeit ist wiederholt die Frage aufgeworfen worden, ob das bei Landwirtheu erfolgende Ausstichen von Bestellungen auf Waaren, die, wie z. B. Düngemittel, landwirthschaftiiche Maschinen u. s. w., im Betriebe der Landwirthschaft Verwendung finden, den Beschränkungen unterliegt, die in Folge der durch die Novelle zur Gewerbeordnung vom 6. August ver änderten Fassung des Z 44 Abs. 3 der Gewerbeordnung sür die sogenannten Detailreisenden eiiigetrete» sind. Wir haben vor einiger Zeit einer Meinungsäußerung Raum gegeben, die die Frage zu bejahen versuchte. Die offiziöse „Berl. Corresp." be merk jetzt: „Es darf angenommen werden, daß nach der Auf fassung der maßgebenden Stellen der Verwaltung die Frage zu verneinen ist, da die Verhandlungen des Reichstages über diese Novelle kaum einen Zweifel darüber znlassen, daß der Betrieb der Landwirthschaft als ein „Geschäftsbetrieb" im Sinne des augezogenen Paragraphen in seiner jetzigen Fassung zu gelten Im deutschen OffiziercorpS wird die Ausbildung in fremden Sprachen, namentlich in der französiicyen und russischen, schon seit längerer Zeit systematisch betrieben. Es werden alljähr lich sogar besondere Stipendien an Offiziere vertheilt, um diesen die Gelegenheit zu geben, sich in dem betreffenden Lande während eine- längeren Aufenthaltes eine vollständige Sprachfertigkeit zu erwerben. Neuerdings werden auch hierzu besonders beanlagte und strebsame Frontunteroffiziere zur Ausbildung in fremden Sprachen herangezogen, die sich naturgemäß auf die Anfangs gründe und die Gewinnung eines auf das Nothwcudigste für den gewöhnlichen Verkehr beschränkten Wortschatzes bezieht. Diese Kenntnisse werden den betreffenden Unteroffizieren auch bei ge wissen Militäranwärter-Stellen von großem Nutzen sein.
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