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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189608087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960808
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-08
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1896
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Freiberger Anzeiger und Lageblatt, «eite S. — 8. Angnft. 180«. M 188. tS N 5 LU L -8 Unbesetzte Stelle» verblieben: b» s Die vorgeschriebene Meldung über nachgewiesme Arbeit unterließen: Zahl der ohne Ver mittlung der ArbeitSnachweiSstelle eingestellten Arbeiter: Die nachgewiesene Arbeit erhielt« nicht: Besuche um Arbeit mußten unerledigt bleiben: Bon den Angemeldeten erhielten ohne Ver mittlung der Arbeit»- nachweisstelle Arbeit: 8»h! der angemeldeten Arbeitgeber: Arbeit konnte nachgewiesen werde» an: Arbeit erhielten lt. vorgeschriebener, Meldung: Zahl der durch Ver mittlung der Arbeits nachweisstelle eingestellten Arbeiter: Bon srüher angemeldrten Arbeits stellen wurdm besetzt: OertNches und Sächsisches. Freiberg, den 7. August. — Die diesjährigen WahlfLhigkeitsPrüfungen für solche Hilfsleher und Hilfslehrerinnen, welche ihre Kandidaten- Prüsung schon Ostern 1894 bestanden haben, sollen zwischen Michaelis und Weihnachten stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unterwerfen wollen, haben spätestens am 15. September, Hilfslehrerinnen dagegen spätestens am 31. August ihre Zulassungsgesuche bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohn ortes unter Beifügung der in Z 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite 313 des Gesetz-und Verordnungsblattes vom Jahre 1877) vor^eschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann von den Bezirksschulinspektoren die Gesuche mit thun- lichster Beschleunigung unter Beobachtung von H l6 der Prüf ungsordnung an den Prüfungskommissar abzugeben sind. Die jenigen, welche sich einer Fachlehrer-Prüfung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach 8 28 der Prüfungsordnung beizufügenden Zeugnissen bis spätestens den 31. August laufenden Jahres, diejenigen, welche sich der Fachlehrer-Prüfung im Turnen unterwerfen wollen, bis zum 20. August bei dem Bezirksschulinspektor ihres Wohnortes an- »ubringen, worauf den Nachsuchenden seiner Zeit weitere Be scheidung zugehcn wird. — Statistisches! vom König!. Standesamts Freiberg auf Monat Juli 1896. In dem jüngst abgelaufenen Monat Juli dss. IS. gelangten beim hiesigen Standesamte 21 Ehe aufgebote zur Verhandlung; hiervon waren 15 in auswärtigen Gemeinden bekannt zu machen. Zum Aushang gelangten Hier amts überhaupt 84 Aufgebote; darunter 13 von auswärtigen Standesämtern. Eheschließungen fanden 25 statt: außerdem waren für 2 hier aufgebotene Verlobten zur Eheschließung vor auswärtigen Standesbeamten diesbezügliche Ermächtigungen, be ziehentlich Bescheinigungen zu ertheilen. Geburten kamen 91 zur Anmeldung und zwar 87 Lebend- und 4 Todtgeburten; da runter 3 Zwillingspaare, nämlich 1 gemischtes und 2 Mädchen paare. Geboren wurden überhaupt 53 Knaben und 38 Mädchen; von den ersteren waren 46 ehelich und 7 unehelich; von den letzteren 32 ehelich und 6 unehelich. Sterbefälle wurden 55 ge meldet; es starben 27 Personen männlichen und 28 weiblichen Geschlechts und zwar 25 Erwachsene und 30 Kinder; unter letzteren 24 im ersten Lebensjahre; sowie 4 uneheliche, nämlich 2 Knaben und 2 Mädchen. Was die Todesursachen betrifft, so starben 3 Personen an akuten Darmkrankheiten, darunter 2 Kinder an Brechdurchfall; ferner 4 Personen an Lungenschwindsucht, 12 an akuten Erkrankungen der Athmungsorgane, 35 an allge meinen Krankheiten, sowie 1 Person in Folge Selbstmord durch Erhängen. — Beim Vergleich mit dem Monat Juli des Vor jahres sind im heurigen 9 Aufgebote und ebensoviel Ehe schließungen, sowie 6 Geburten mehr; dahingegen 23 Sterbefälle weniger zu verzeichnen gewesen. — Entwendete Werthpapiere. Wir werden von der Kaiser!. Ober-Postdirektion Dresden um Veröffentlichung des Nachstehenden gebeten: Der am 24. Juli 12 Uhr 29 Min. früh vom Postamt 2 in Straßburg (Elsaß) Bahnhof abgesandte Geld briefbeutel für das Postamt 1 (Zeil) in Frankfurt (Main) ist unterwegs entwendet und dafür ein anderer Geldbriefbeutel mit werthlosem Inhalt unterschoben worden. In Verlust gerathen sind 3 Geldbriefe und 2 Werthpackete mit einem angegebenen Werthe von zusammen 4992 Mk. 43 Pf. Diese Sendungen haben u. A. enthalten: ein Stück 4proz. württembergische Staats anleihe über 2000 Mk. von 1891, LL. 12 850; eine 4proz. österreichische Goldrente über 1000 fl., Nr. 8485; ein Stück 3proz. deutsche Reichsanleihe über 500 Mk., von 1890, Nr. 38 426 lüt. O.; 3000 Mk. 4proz. Weimar-Geraer Eisen bahn-Obligationen von 1879, nämlich 17 Stück zu 100 Mk., und zwar Abth. L., Nr. 3669—70, 4229—87, 4599, 4601, 4878, 4880, 5322—23, uüd 26 Stück zu 50 Mk., und Abth. Nr. 50, 112—13, 131, 133—34, 277, 279—80, 290, 400, 467, 470, 494, 516, 517, 910, 936, 956, 975—76, 1040, 1128—30, ferner 21 amerikanische und mehrere österreichische und italienische Banknoten, mehrere Talons, sowie verschiedene mit Bescheinigungen für den Verein geg.Hau»- bettelei über nicht erh. Arbeit erhielten: Bon in vorhergehend. Monaten angemeldet. Arbeitsuchende« erh. Arbeit nachgewieseu: dem Stempel „Boden-Kredit Straßburg" versehene ZinSscheiue und entwerthete, zu Sammelzwecken bestimmte Briefmarken. Der Dieb des Gelbbriefbeutels ist noch nicht entdeckt. Auf die Gv» Mittelung desselben und die Herbeischaffung deS gestohlenen GuteS ist von der Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Straßburg (Elsaß) eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt. — Herr Essigspritfabrikant August Ferd. Petzold feierte heute ein 50jLhriaes BürgerjubULum. Demselben wurden auS nesem Anlaß die Glückwünsche des Raths durch eine Deputatton, bestehend auS den Herren Stadträthen Rößler, Horschlg und Breitfeld, überbracht. — Geschäftsbericht der allgemeinen ArbeitSvermittelungS- 'telle des Vereins für Volkswohl „Feierabend" zu Freiberg für Monat Juli 1896. würden. Ein ähnlicher Versuch sei bei Gerona, im nördlichen Katalonien, gescheitert. Seit einigen Tagen treffe die Regierung die nöthigen Maßregeln in der Provinz. Der Minister CoS-Gayon gab die Zahl der bei Valencia Verhafteten auf 7 an, nach einer andern Meldung beträgt sie 14; auch bei Gerona wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Weiter wird auS Madrid gedrahtet, dort verlaute, man habe für die Annahme, daß bei den Unruhen in Valencia kubanische Freibeuter ihre Hände iM Spiele haben, schriftliche Beweisstücke gefunden. Aus Briefen, die aus den Ver einigten Staaten und Argentinien herrühren, und in Valencia gefunden wurden, gehe hervor, daß die revolutionäre Bewegung in Szene gesetzt wurde, um die Absendung von Verstärkungen nach Cuba zu erschweren oder ganz zu verhindern. Eine ganze Waffenniederlage wurde bei Valencia entdeckt. Eine kleine revo lutionäre Bande wurde auch bei Torrente auf dem Wege nach Valencia gesehen. Daß ein Theil der Briefe, die in Valencia gefunden wurden und auS denen der Zusammenhang der dortigen Unruhen mit dem r cubanischen Aufstande zu ersehen ist, aus Argentinien stammt, wirft ein eigenthümlicheS Licht aus dieThat- sache, daß durch den Einspruch der argentinischen Regierung der Ankauf von gepanzerten Kreuzern in Genua oer spanischen Re gierung unmöglich gemacht worden ist. Wenn die jetzt aufge fundenen Briefe oem Ministerpräsidenten Canovas schon früher bekannt gewesen wären, hätte er in der Sitzung der Deputtrten- kamnier vom 3. d. M., als über den vereitelten Ankauf von ge panzerten Kreuzern in Genua verhandelt wurde, voraussichtlich eine andere Auskunft ertheilt und wäre von dem Einspruch der argentinischen Regierung weniger überrascht gewesen. Noch läßt sich nicht absehen, welchen Umfang die jetzigen Unruhen annehmen werden und ob es der Regierung gelingt, sie im Keime zu er- sticken. Immerhin vermehrt die Thatsache allein, daß sie gleich zeitig in zwei verschiedenen Provinzen ausgebrochen sind und von Valencia bereits nachTorrente übergriffen, die an sich schon schwierige Stellung deS Ministeriums CanovaS. Türkei. Der armenische Patriarch sin Konstantinopel, Mathevs Jsmirlian, hat die von ihm eingereichte Demission da mit begründet, daß die Pforte seine Thätigkeit zu wenig unter stütze. An seine Stelle wird wahrscheinlich der politisch neutrale Erzbischof von Angora, Ohannessian, treten. Nach Depeschen, welche im bulgarische« Kriegsministerium eingelaufen sind, versuchte am Sonntag ein auS 50 Reitern und 35 Fußsoldaten bestehendes türkisches Truppendetachement im Grenzdistrikt Chas Köi die Grenze zu überschreiten, zog sich jedoch zurück, nachdem der bulgarische Grenzposten fünf Salven abgegeben hatte. Die Verluste der Türken sind nicht bekannt. Es ist Infanterie dorthin entsendet worden, da verlautete, die Türken beabsichtigten in einer Stärke von 200 Mann wiederzu kehren. Ein ähnlicher Fall ereignete sich am Dienstag im De partement Tatar-Pazardzik. Das türkische Truppendetachement, welches unter dem Kommando eines Offiziers stand, zog sich zurück, als von Seiten des bulgarischen Postens mit Feuern ge droht wurde. Die Grenztruppen erhielten den Befehl, jeden Angriff energisch zurückzuweisen. Die „Agence balcanique" hebt hervor, daß die bulgarischen Regierungskreise durch diese Zwischen fälle, welche geeignet sind, die öffentliche Meinung gegen die Türkei aufzureizen, unliebsam berührt seien. Der Versuch, Stambulows Denkmal und Sarg zu zerstören, Wird wohl ungesühnt bleiben; die Zahl der Mitwisser war zwar unzweifelhaft eine recht große, aber da es sich um Stambulow oder vielmehr dessen Familie und frühere Anhänger handelt, .dürste die Untersuchung mehr nur der Form wegen geführt werden. Bis jetzt ist noch nichts entdeckt. Der „Köln. Ztg." wird zu dem Vorgänge geschrieben: Wer in den letzten Wochen aufmerksam die bulgarischen Zeitungen gelesen hat — ein überaus langweiliges und unangenehmes Geschäft —, fühlte schon heraus, daß wieder etwas in der Lust lag. Zuerst kam die Trauerfeier am Grabe Stambulows. Das Gebühren der Regierungspresse bei dieser Gelegenheit ist durch ein Wort der deutschen Schrift sprache nicht zu kennzeichnen, trotz des mildernden Umstandes, daß die „Swoboda" ihre Gegner herausgefordert hatte. Sodann folgte nach einigen Tagen die Trauerfeier an den Gräbern der Gerichteten des Beltschew-Prozesses. Die Gelegenheit war viel >zu gut, um nicht benutzt zu werden; hier Anklagen, daß die Ge- ! richteten gute Patrioten gewesen und durch Stambulow gemordet worden seien, dort Hohn und Spott uno der Vorschlag, man möge diesen Patrioten doch ein Denkmal setzen. Dann kamen Anklagen in der Regierungspresse wegen Verwüstung des Grabes eines oer Gerichteten, was den Freunden Stambulows zur Last gelegt wurde. Die Antworten der „Swoboda" auf diese Anklagen erbitterten die Gegner aufs Höchste, und endlich — Dynamit. Südafrika. Eine englische Kolonne unter Oberst Plumer schlug eine große Streitmacht der Matabele unter Secombe Umlugulu und drei anderen Führern. Kommandant Kershaw und 4 Sergeanten sind gefallen, 15 Mann sind verwundet. Cuba. Einer Privatdepesche aus Havanna zufolge hat der Stabschef der cubanischen Armee General Ochando infolge eines an ihn gerichteten sehr strengen Schreibens deS Kriegsministers beschlossen, nach Spanien zurückzukehren. Deutschlands Shrenschild in den Kolonien. „Und eS soll am deutschen Wesen Noch einmal die Welt genesen.' Die traurigen Vorkommnisse, die sich in den letzten beiden Jahren in unseren Kolonien zugetragen haben, die Fälle Leist, Wehlan, Peters und letzthin erst wieder der Fall Schröder lassen auf den ersten Anblick an die Wahrheit des für unsere Betrach tung gewählten Mottos fast verzweifeln. Denn das Verhalten dieser Männer war ganz und gar nicht geeignet, das Ansehen des deutschen Namens in fernen Ländern zu heben. Trotzdem aber meinen wir, daß man die frohe Hoffnung nicht aufzugeben braucht, daß Deutschland im dunklen Erdtheil die Kultur ebenso fördern wird, wie deutsche Wissenschaft den europäischen Kontinent befruchtet hat. Zu dieser Hoffnung gelangen wir bei ruhiger Betrachtung der Fälle und bei einem Vergleiche deS Verhaltens Deutschlands in den Kolonien mit dem anderer Länder, die schon seit längerer Zeit eine Rolle als kolonialbesitzende Reiche spielen. Wir dürfen zunächst nicht vergessen, daß es sich bei den un erfreulichen Fällen der Leist und Genossen nur um die gewiß nicht genug zu verdammenden Thaten Einzelner, nicht um ein zu verdammendes System handelt. Denn diese Männer handelten nicht etwa in Gemäßheit mit einem kolonisatorischen Systeme, sondern im Gegentheil im Gegensätze zu diesem Systeme. Man mag dem deutschen Kolonialsysteme vorwerfen, daß es schwerfällig und bureaukratisch ist, daß es nicht genügend den Zweck der wirthschaftlichen Ausbeutung im Auge hat; aber daß es ungerecht ist, vaß es zur schlechten Behandlung der Eingeborenen anregt, wird Niemand behaupten können. Und deshalb sind die Leist- Wehlan die Ausnahme, Männer wie Wißmann, Scheele, Soden, Emm, Eltze, Gravenreuth, Bülow, Männer, von denen mancher schon im heißen Sande Afrikas ruht, Männer, von denen mancher vielleicht seiner Aufgabe nicht ganz gerecht geworden ist, die aber makellos die Würde deS deutschen Namens vertreten haben, bilden die Regel. Wie aber steht eS mit den anderen Kolonialstaaten, mit Spanien, Frankreich, England. Spanien hat seine Kolonien immer nur als milchende Kuh für daS Mutterland betrachtet, eS hat ein schnödes Ausbeutungssystem betrieben und ist dabei vor den ärgsten Erpressungen nicht zurückgeschreckt; deshalb hat eS im Anfänge dieses Jahrhunderts Mittel- und Südamerika eingebüßt und steht im Begriffe, seine werthvollste Kolonie, Cuba, zu verlieren. Wer Gelegenheit gehabt hat, die rohe Behandlung', die die Franzosen noch jetzt den Eingeborenen Algeriens zu Theil werden lassen, zu beobachten,- wird von der Fähigkeit Frankreichs, als Kultur träger in den Kolonien zn wirken, nur eine geringe Meinung haben. England endlich hat durch sein rücksichtsloses AuSbeutungs- Wem im vorigen Jahrhundert den Abfall der Vereinigten Staaten herbeigeführt, eS hat durch die unwürdige Behandlung der Eingeborenen den furchtbaren Aufstand in Indien in der Mitte dieses Jahrhunderts verschuldet, eS hat endlich jetzt an der Neige deS Jahrhunderts durch daS brutale Verfahren gegen die Urbevölkerung den Berzweiflungskampf der Matabele veranlaßt. Denn nach den neuesten uno zuverlässigsten Meldungen hat nicht etwa die Rinderpest und die dadurch nothwendig gewordene Tödtung deS Viehes den Aufstand verursacht, sondern die von den Engländern beliebten Ausschreitungen, besonders gegen Frauen und Mädchen, haben den Funken zur Flamme werden lassen. Also nicht wie bei unS, handelt eS sich um die Thaten Einzelner, sondern um das verdammenSwerthe Verbalten einer Mehrheit. Und; deshalb ist den Engländern sogar die von ihnen organi- sirte eingeborene Polizei untreu geworden. Wieviel bester hat eS Deutschland verstanden, friedliche und viderstrebende Elemente zu versöhnen! Man hat in dem beschei- )enen und sachlichen Berichte deS MajorS Leutwein über die letzten Vorgänge in Südwestafrika nicht genügend beachtet, welch' ein Triumph eigentlich darin liegt, daß Witboi und Samuel Mahe- vero sich als treue Bundesgenossen erwiesen. Beide Männer, noch vor wenigen Jahren mit Deutschland und miteinander ver feindet, kämpften gemeinsam unter deutscher Fahne! Giebt es einen glänzenderen Beweis für den Erfolg deutscher Ge rechtigkeit ? Und deshalb ist uns trotz der auch unS tiefbetrübenden Affairen Leist und Konsorten nicht bange darum, daß Deutsch land seiner kulturellen Mission auch im fernen Afrika gerecht werden wird. Freilich müssen die Männer, die sich entschließen, in den Kolonien dem Vaterlande zu dienen, sich mit dem Be wußtsein erfüllen, daß sie dort eine zehnfache Verpflichtung haben, die Ehre deS deutschen Namens hochzuhalten. Die unbesetzt gebliebenen Stellen betrafen: 1 Schlosser, 1 Schmied, 1 Klempner, 1 Handarbeiter. Arbeit konnte nachfolgenden ein heimischen Arbeitern nicht nachgewiefen werden: 1 Schlosser, 1 Maurer, 1 Geschirrführer, 1 Markthelfer, 4 Handarbeiter, 1 Aufwartung. — Das vierfache das allgemeine Zeichen der Turner, der Schmuck aller turnerischen Wappen, Wahrzeichen und Drucksachen, ist jetzt gerade 50 Jahre alt, und da es mit Recht in hohen Ehren gehalten wird, weil es Les Turners Sinn glücklich wiedergiebt, mögen ihm einige Worte der Erinnerung gewidmet sein. Es wurde, so liest man in der „Köln. Ztg.", bei vem ersten deutschen Turnfest, das in Heilbronn am 2. und 3. Aug. 1846 gefeiert wurde, von dem Kupferdrucker Heinrich Felsing aus Darmstadt, der es erfunden hat, zur Einführung beantragt und angenommen. Eigenthümlich in ihrer Art, derb und bieder, ist die Begründung dieses Antrages, die etwa folgendermaßen lautete: „An Euch, Ihr Warte, an Euch, Ihr Abgeordnete, ein Wort. Wenn man sich eine Wohnung errichtet, so gilts vor Allem, um einem Bedürfniß abzuhelfen. Kaum ist aber Las Nöthigste hier geschehen, so kommt der angestammte Schönheitssinn, der schmückt und ordnet; so gehtS auch uns Turnern. Wir haben so's Gott waltet, unser Turngebäude fest gegründet und sehen es täglich weiter schmücken; so entstanden unsere Lieder, unser Gruß, so ent steht auch vielleicht ein allgemeines Turnerzeichen. Ich für mein Theil geb zwar auf Aeußerlichkeiten gar sehr wenig. Geh ans Geräth, dann werde ich vir sagen, ob du ein Turner bist, laß einen neben dir in Gefahr kommen, und ich werde dir sagen, ob du ein Turner bist, da orauchts kein Zeichen; aber es ist hier wie in Allem: der Mensch verlangt ein sichtbares Zeichen — und so will ich Euch ein solch Turnerzeichen Vorschlägen. Frisch, fromm, froh, frei, Das Andere Gott befohlen sei! Das ist Jahns Wort, was grün bleiben wird, so lang Deutschlands Jungen grün bleiben werden. Diesen Spruch in seinen vier Anfangsbuchstaben hab ich zusammengestellt in vier P, ich habe sie zu einem Zeichen vereinigt, sie bilden dann das deutsche Kreuz, sie bilden wie die Turnerschast gleiche Kraft, gleiche Form uno Stärke nach allen Seiten, es ist das Viereck überall gleich stark, fest in den vier Ecken stehend, nehmts wie Ihr wollt, es ist daS l? aus dem Vergeßt nur nicht, daß es auch daS Christen zeichen ist. Keine Worte darüber. Ich schlags vor, weil ich kein anderes besseres kenne, nehmts an oder verwerfts kurzer Hand, es ist daS Zeichen der Darmstädter Gemeinde!" Bei der weiteren Verhandlung über diesen Gegenstand kam es damals noch zu einer erregten, leidenschaftlichen Auseinandersetzung, indem der Mann heimer Advokat vr. Eller unbedingte Verwerfung des Zeichens beantragte, da er zwar Turner aber kein Christ und die Zeit des Spruches längst vorüber sei. „Wir sollen weiter gehen," rief er aus, „und nicht an veraltetem Plunder festkleben, wegwerfen, lallen lassen, was heute nicht mehr passend ist!" Der hochver diente Adolf Spieß entgegnete darauf: „Eine Turnerschaft, so wie wir solche begreifen, kann nur im christlichen Sinne betrachtet werden, rein christlich, recht fromm, und Jeder kann fromm sein und dem Spruche folgen, auch wenn er kein Christ ist. Und wenn von einem Stifter einer so edlen Sache ein solcher Kern spruch besteht, so muß dieser heilig und ehrwürdig sein für alle Zeit!" Daraufhin wurde daS vorgeschlagene vierfache L' endgMg angenommen. Was nun den Turnerwahlspruch: „Frisch, frei, fröhlich, fromm" betrifft, so galt schon vor Jahrhunderten das alte Wort deutscher Studenten: Frisch, frei, fröhlich, frumb Ist der Studenten Reichtumb l „ „ Turnvattrs Jahn. An dieser Stelle sei ubngens bemerkt, daß
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