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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189606210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960621
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-21
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
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Sreroerger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite 8 142. 18»« Die Nachricht, Hauptmann Ravelli der Hast entlassen und ausgewiesen die sei, die Meldung des „Hamburgischen Korrespondenten", daß Aufhebung des deutschen Konsulats in Zanzibar vorgesehen als vollständig aus der Lust gegriffen. Paris, SV. Juni, werde unverzüglich aus werden, bestätigt sich. Paris, SV. Juni. Bivier, der kürzlich in Die Polizei verhaftete den Anarchisten einer Parteiversammlung Drohungen Grande«,, SV. Juui. Behufs Erhaltung des deutsch« Theaters in Graudenz bewilligte der Kaiser eine Beihilfe von 3000 Mk. Agram, SV. Juni. Der am 15. d. M. begonnene Monstreprozeß gegen die Steujever Räuberbande dürste eine» vollen Monat dauern. Es handelt sich um 12 Meuchel- und Raubmorde, einen Mordversuch, zwei Raubanfälle und vier Diebstähle. Bozen, SV. Juni. In ganz Welschtirol und Oberitali« schloß die diesjährige Seidenraupenkompagne mit einem groß« Erfolg. Seit vielen Iahten ist keine so reich« Coconernte m»d vorzügliche Qualität zu verzeichnen. Der Export, besonders »ach Deutschland, nimmt lebhafte Form an. London, SV. Juni. Die „Times" meld« auS Teheran, der Schah habe amtlich bekannt machen lassen, daß Hinfort äffend» liche Aemter und Würden, sowie militärische Titel und Orden nur noch als Belohnung für Verdienste verliehen werd« sollen. Rücksichten auf Geld sollen in Zukunft nicht mehr in Betracht kommen. Brüffel, SV. Juni. Gestern Abend gab ein betrunkener Soldat in der Grenadierkaserne etwa 2 Stunde» lang auf das Geradewohl Schüsse ab. Die anderen Soldat« floh« von Furcht ergriffen durch die Fenster. Ein Polizeibeamter wmcke getödtet, ein anderer Polizeibeamter erhielt einen Schuß in die Schulter und ein Unteroffizier wurde an der Hand verletzt. Schließlich gelang eS, den Wüthenden zu fesseln und einzusperren, nachdem derselbe 50 Schüsse abgegeben hatte. London, SV. Juni. Der „Daily Chronicle" meldet auS Buluwayo von gestern, die Lage sei sehr ernst. Die beritte« Infanterie deS Kaplander habe Befehl erhalt« nach Maschona- land abzugehen. In Natal wurde dieselbe mit Pferd« verseh«. Der Ausstand breite sich auS und britisch« Trupp« sei« aus Mafeking herbeigerufen Word«. London, SV. Juni» Einer Meldung deS Reuterschen BureauS auS Georgetown zufolge lägen dem Zwischenfalle <m der Grenze von British Guyana folgende Thatsachen zu Grunde: Ein britischer Beamter und. ungefähr 150 Arbeiter, die mit dem Bau an der Straße von Barama nach dem Cuyunifluß auf dar englischen Seite der Grenze beschäftigt waren, wär« von be waffneten Venezolanern gezwungen worden, sich zurückzuzieh«. Von Georgetown sei der Befehl an sie ergangen, kein« gewalt samen Widerstand zu leisten, sondern sich nur unter Protest zu rückzuziehen. Die Angelegenheit hat in Georgetown keinerlei Erregung hervorgerufen. Paris, SV. Juui. Die Marquise MoröS erhiAt gestern , Abend eine Depesche auS Tunis, welche den Tod deS MarquiS Mores in Frage stellt. Diese Ansicht gründet sich auf die Un wahrscheinlichkeit der Beschreibung des UeberfalleS. chießen. Der Rundgang durch die Ausstellung gab den johen Herrschaften wiederholt Gelegenheit, ihre Freude über die Veranstaltung zu bekunden. Bei der Abfahrt brachte Professor Graff ein Hoch auf die Kgl. Familie aus, das be geisterten Widerhall fand. Nachmittags 2 Uhr fand Festtafel im Ausstellungspalast statt, an der gegen 300 Personen theilnahmen. Die offiziellen Trinksprüche brachten die Herr« Geh. Hofrath Ackermann auf das Königshaus, Professor Graff auf die Behörden und Stadtrath Wetzlich auf die Aussteller aus. Die „alte Stadt" glich einem Schmuckkästchen und gilt als Hauptanziehungspunkt. Berlin, SV. Jnni. Die „Nordd. Allg. Ztg." bezeichnet Neueste Nachrichten. Berlin, 19. Juni. Die „Konservative Korrespondenz" ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die dem früheren Reichstags präsidenten v. Levetzow in den Mund gelegte Aeußerung in dem Konflikt Schmidt—Liebermann v. Sonnenberg (siehe „Politische Umschau") auf Erfindung beruht. Menschenverkehrs hängen bleib«. Konstantinopel, 19. Juui. Die beiden am 7. d. M. bei Jalowa von einer Räuberbande entführten und bisher gefangen gehaltenen Damen wurden heute gegen daS ausbedungene Löse geld von 200 000 Mark freigelassen. Athen, 19. Juni. Im Amtsblatt« ist heute ei» königliches Dekret veröffentlicht worden, durch welches der Regierung ein Kredit von 300 000 Frcs. zu Gunsten der kretenfischen Flücht linge bewilligt wird. Athen, 19. Juni. Zwei türkische Soldaten, welche einen Bauern von Kalyves nach seinem einige Stunden entfernten Be- itzthum zu geleiten hatten, brachten denselben unterwegs im. Die Soldaten sind nicht wieder bei ihrem Regimente er- chienen. Athen, 19. Juni. Große Aufregung verursacht die Meldung >eS Offiziellen griechischen Telegraphen-Bureaus auS Kanea, wonach die türkischen Truppen das Dorf Vonta geplündert, sämmt- liche Häuser und Kirchen zerstört und in den letzteren die Kreuze Zertrümmert und die Heiligenbilder besudelt und vernichtet Haden. Sodann haben sie die Gräber geöffnet und die Gebeine heraus genommen und zerstreut. Der Kommandant des englischen Panzers und der englische Konsul haben sich mit eigenen Augen von diesen Greuelthaten überzeugt. Aehnliche Missethaten find auch in Kalyra vorgekommen. Eigene Drahtberichle. (Stach Schluß der Redaktion eingegauge«.) Dresden, SV. Jnni. Anläßlich der Eröffnung der AuS- tellung trägt die Stadt reichen Flaggenschmuck. Schon von früh an machte sich ein großer Fremdenverkehr bemerkbar. Der Groß- ürst Sergius von Rußland, der Onkel deS Zaren, trifft heute Vorifiittag 11 Uhr hier ein und nimmt im Hotel Bellevue mit Gefolge Wohnung. Der Großfürst unterzieht sich bei dem Geh. Hofrath v. Reyher einer Massagekur. Dresden, SV. Jnni. Die Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden ward heute Vor mittag 10 Uhr im Beisein Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, Ihrer König!. Hoheiten der Prinz« Georg und Friedrich August, der Prinzessin Mathilde und des Prinzenpaares Johann Georg, sowie der Spitzen der Behörden, des diplomatischen Corps, der Staatsminister, der Generalität, der städtischen Kollegien rc. feierlich eröffnet. Der Königin und den Prinzessinnen wurden kostbare BouquetS überreicht. In das Hoch des Herrn Stadtrath Wetzlich auf den König stimmte die stattliche Versammlung be geistert ein. Fanfaren und Pauken ertönten. Eine jede Innung war durch eine Deputation mit Fahne vertreten. Die Rede, die Herr Geh. Hofrath Ackermann im Kuppelsaale hielt und die mit einem Hoch auf die Königl. Familie endete, fand eine begeisterte Aufnahme. Sobald der König als Protektor die Ausstellung für eröffnet erklärt hatte, ertönten Glockenläuten und Salut- schleunigen Verkauf der Waaren die erforderlichen Baarmittel für v. Schorlemer zu beschaffen. Auch in diesem Falle miß brauchte der Angeschuldigte, wie bereits erwähnt, den Namen seines früheren Regimentskameraden v. Herder durch Fälschung des AcceptS; das Geschäft realisirte sich aber nicht, und die Wechsel gelangten dah;r schließlich an den Aussteller zurück, v. Schorlemer war im Sommer 1895 stark verschuldet und ist damals auch wiederholt ausgepfändet worden. Die Hilfsvoll streckungen betrafen allerdings im Wesentlichen daS Mobiliar der Gattin des Freiherrn, die überhaupt eine große Opferwilligkeit bethätigt hat, um ihren Mann über Wasser zu halten. Bemerkt sei hierzu, daß v. Schorlemer häufig Wechselverbindlichkeiten für dritte Personen eingegangen und von diesen im Stich gelassen worden ist. Daß der Angeklagte nicht, wie er behauptet, hoff« konnte, nachträglich von dem Freiherrn v. Herder die Genehmig ung zu dessen Acceptzeichnung zu erbalten, geht aus einem Brief hervor, in welchem v. Schorlemer den Adressaten anfleht, ihn durch eine Anzeige nicht unglücklich zu machen, vr. Ganser ge langte zu der Ueberzeugung, daß der Angeschuldigte namentlich im Sommer 1895 nicht völlig geistig intakt gewesen ist, ja daß bei ihm auch betreffs der gefälschten Accepte die freie Willens bestimmung ausgeschlossen gewesen sei. Der Gerichtshof hielt hiernach die Vertagung der Verhandlung behufs Einholung eines Ober-Gutachtens über den geistigen Zustand des Angeklagten für nothwendig. — In einer sozialdemokratischen Frauenversammlung sprach vorgestern Abend der Abg. Geyer in der „Güldenen Aue" über die Entwickelung der Frauenbewegung. Er streifte dabei auch die bürgerliche Bewegung der sog. Frauenrechtlerinnen und behauptete, daß jene Kreise, wenn auch unbewußt, für die Sache der Sozialdemokratie kämpften, denn die durch ihre Agitation aufgeweckten Frauen kämen schließlich doch in das Lager der Sozialdemokratie. Ein „Genosse" meinte, daß eine Frauen bewegung gar nicht nöthig sei, da das von der Sozialdemokratie erstrebte Ziel von den Männern allein erkämpft werden könnte, fand aber damit wenig Beifall. Die Versammlung war nur schwach besucht. Ein von Sturm und Hagel begleitetes Gewitter hat in der Gegend von Werda« am Mittwoch großen Schaden angerichtet und auch ein Menschenleben vernichtet. In den nahe gelegenen Orten Hermannsgrün, Mohlsdorf, Reudnitz und Brunn hat das Unwetter furchtbar gehaust. Der Hagelschlag war ein so starker, daß Wiesen, Felder und Gärten strichweise einem Eisfelde glichen. Noch am Abend fanden sich, trotz der herrschenden, nahezu tropischen Hitze, ganze Schichten von Schloßen vor. Zahlreiche Wiesen, Felder und Wege sind verschlämmt und bieten einen trost losen Anblick. In Schönbach wurde der mit dem Schließen eines Fensters beschäftigt gewesene Stuhlmeister Jung von einem Blitz schläge getödtet. In Langenbernsdorf schlug ein Blitz in die Schmiede. Ein Geselle, der am Schmiedefeuer beschäftigt war, trug eine Brandwunde davon und blieb betäubt liegen. Ein Weiter Schlag hat einen Baum vollständig zerschmettert. In Werdau wurde die große Dampfesse des FabriketablissementS der Firma Carl Schmelzer ssn. von einem Blitzschläge getroffen und derartig schwer beschädigt, daß die mächtige Anlage ganz oder! theilweise niedergerissen und abgetragen werden muß. Der Blitz- § strahl ist auch in die an der Fabrik befindliche städtische Haupt- § schleuse medergegangen, hat die dort liegende Gashauptleitung beschädigt und das ausströmende Gas entzündet. Vergangene ' Nacht wurde zufällig in der Schleuse ein Lichtschein wahrgenommen. Bei Besichtigung der Anlage fand man, daß das auSströmende Gas eine mächtige Flamme emporschlug. Die bei der schon berichteten Gasoline-Explosion im Haus- arundstücke des Mechanikers Max Brommer in Wurzen am schwersten verletzte Waschfrau verehelichte Liebel ist ihren qual voll« Brandwund« erlegen. Sie hinterläßt drei unerzogene Kinder. An dem Aufkommen der ebenfalls schwer verunglückten Mechanikergehilfen Adolf Benndorf und Arno Leutritz wird ge zweifelt. — Ueber den Umfang des Unglücks verlautet noch folgendes: Der Mechanikus Brommer erhielt einen circa 160 Kilo schweren, aus Eisenblech bestehenden Ballon mit Gasoline und wollte davon einen Glasballon Gasoline herausnehmen. < Kaum hatte Brommer den im engen, allseitig von bewohnten , nicht massiven Gebäuden umgeschlossenen Hofraum lagernden, Ballon geöffnet und die Kapsel bei Seite gelegt, so entstiegen > demselben, wahrscheinlich infolge der herrschenden tropischen Gluth, , mächtige Gase, die nach der angrenzenden, offen stehenden Wasch küche sich mit vertheilten. Hier war die Wäscherin verehelichte Liebel mit Waschen beschäftigt. Die Gase kamen mit dem unterm Waschkesiel brennenden Feuer in Berührung, und im Nu fand unter donnerähnlichem Krachen eine Explosion statt. Der ganze Hof flammte mächtig auf und bildete ein einziges Feuermeer. Brommer hatte noch die Geistesgegenwart, die Oeffnung des BallonS wieder zu verschließen, sonst würde das Unglück geradezu fürchterlich geworden sein. Leider wurden die im Hofe und in dessen Nähe stehenden Personen von schweren Brandwunden heim gesucht, so daß die meisten Verletzten gleich nach dem Stadt- , krankenhause transportirt werden mußten. Schwer verletzt, wurden der MechanikerlehrlingArno Leutritz, die Wäscherin ver- ' ehelichte Liebel, der 6jährige Mechanikers-Sohn Max Brommer, der ebenso alte Bäckermeisters-Sohn Walther Matthäus, der ' Mechanikergehilfe Adolf Benndorf, das Dienstmädchen Louise Hepner und Mechaniker Brommer selbst. Hunderte von Personen umstanden die Unglücksstätte. Das Klagen der Schwerverletzten ' war herzzerreißend. l Der Hund des Handarbeiters Kaiser, der die 17 Jahre alte Tochter des Mühlenbesitzers Schüller in Bärenhecke durch Biß in die rechte Hand schwer verletzte, hatte außer der Ehefrau ge nannten Kaisers auch noch das 1 ^jährige Kindchen des Werk- , führers Sieber in der zu Dittersdorf gehörigen Klingenbergschen Fabrik, sowie mehrere andere, im Müglitzthal ihm begegnete Hunde gebissen. Trotz dieser und noch weiterer, auf Wuthkrankheit hindeutender Symptome ist der Hund — weil derselbe vorher jederzeit sehr gutartig gewesen sein soll — vom Besitzer erst drei Tage später erschlagen worden. Bei der bezirksthierärztlichen Untersuchung wurde das Vorhandensein ausgeprägter Tollwuth festgestellt. In Heinewalde bei Zittau klagt man in diesem Jahre sehr über die Maikäserplage; in überaus großer Anzahl treten die blätterzernagenden Käfer dort auf, namentlich in den warmen Tages- und Abendstunden wimmelt es geradezu auf dem Breiten berge von diesen braunen Gesellen, die an den Obst- und Laub bäumen beträchtlichen Schaden anrichten. Viele Bäume stehen ganz kahlgefresien da und gewähren einen traurigen Anblick. gegen dm spanisch« Botschafter Herzog vo» Mandas auSgr- 'toßen hatte. St. LouiS, SV. Juni. Die Anhänger der Silberwährung, die aus der republikanischen Konvention austraten, find vo» der demokratischen Konvention aufgefordert Word«, Vertreter zur Unterhandlung mit dieser Partei zu entsenden. Barcelona, SO. Juni. Gestern Nachmittag 6 Uhr er» olgte in der pyrotechnischen Fabrik der Ortschaft Gracia ei« Lxplosion, durch die 11 Personen getödtet wurden. Verschiedenes. Frankfurt a. M., 19. Juni. Die „Frkf. Ztg." Meldetaus London: Nach dm bisher vorliegenden Berichten über den Unter gang des „Drummond Castle" zweifelt man nicht mehr daran, baß das Unglück allein durch Nachlässigkeit und Ungeschick ver ursacht worden ist, da nur ein leichter Nebel herrschte. Die „Times" bemängeln, daß die letzten Sondirungen erst zwei Stunden vor dem Unglück vorgenommen worden find. Auch der „Daily Chronicle" macht die Unerfahrenheit des Kapitäns verantwortlich. Kiel, 19. Juni. Laut amtlicher Mittheilung sind im Bis marck-Archipel die Pocken ausgebrochen. Die für den dort statjonirten Kreuzer „Möwe" designirten Offiziere, Beamte und Mannschaften solle» hier, soweit eS nicht schon geschehen, nach- geimpst werden. Stetti«, 19. Juni. In dem Prozeß betreffend die Explosion auf dem Panzerschiff „Brandenburg" wurde heute das Urtheil gefällt. Der Ingenieur Nikolaus wurde wegen fahrlässiger Tödtung zu einem Monat, der Ingenieur Schubart und der Kupferschmiedemeister Freiberg wurden zu je drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der vierte Angeklagte Lehmann wurde freigesprochen. Graudenz, 19. Jnni. Vor dem hiesigen Schwurgericht wurde heute der sensationelle Prozeß gegen die Ehefrau des früheren Rechtsanwaltes und Notars Radtke aus Marienwerder, Sophie, geb. Kaulitz, wegen betrügerischen Bankerotts verhandelt. Im Sommer 1891 flüchtete, wie schon mitgetheilt, die tief ver schuldete Familie Radtke nach Amerika unter Mitnahme vieler Vermögensstücke, die zum Theil kurz zuvor auf Kredit entnommen waren. Radtke kehrte bereits im Jahre 1893 zurück und stellte ich freiwillig dem Gericht. Er hat seine dreijährige Gefängniß- trafe schon verbüßt. Frau Radtke wurde vor zwei Monaten in Berlin verhaftet, heute aber freigesprochen. Wie«, 19. Juni. Lemberger Polenblätter melden aus Warschau, die russische Regierung beabsichtige fortan strengere Maßregeln gegen die russischen Pol«. DaS Verhalten der pol nischen Presse und der katholischen polnischen Geistlichkeit während der Zarenkrönung, sowie die Sympathie-Kundgebung« für den päpstlichen NuntiuS Agliardi bei dessen Reise durch Kongreßpolen und Warschau hätten die russische Regierung sehr verstimmt. Als Symptom der neuen Maßregelungen seien bereits die jüngsten Verhaftungen in Warschau zu betrachten. Konstantinopel, 19. Juni. Zum abschreckenden Beispiel und in Anwesenheit einer riesig« Menschenmenge fand heute früh an den beiden belebtesten Punkten Stambuls die Hinrichtung des Kaffeehausbesitzers Olsiep und des Schusters Kevork statt, welche Beide beschuldigt sind, dem revolutionären armenischen Comitä angehört und Drohbriefe an angesehene Türken abgesandt zu haben, ferner sind sie der Ermordung des Polizeibeamten Jalil Effendi beschuldigt. Olsiep wurde am Brückenkopf in Sakata, Kevork im armenischen Viertel aufgehängt. Die Leichen Zeider sollen bis Sonnenuntergang angesichts des großen * Zur Warnung. Im Schnellzug Kaffel-Eismach-Erfurt hatte vor einigen Tagen ein Geschäftsreise«« ein« schweren groß« Koffer in das Fangnetz über den Waggonsitzen hineingepreßt — oweit dies eben möglich war. Beim Abfahrm d«S ZugeS a»f der Station Fröhstadt stel nun der Koffer einem Passagier so un glücklich auf den Kopf, daß der Mann schwere Verletzungen erlitt. Es blieb nichts anderes übrig, als die Nothleine zu ziehen und den blutüberströmten Passagier auf dem Bahnhof zur ärztlichen Behandlung zurückzulasien. * Schulausstua auf dem Zweirad. Bei einem Schul- auSflug, den das Gymnasium in Wilhelmshaven nach Geeste münde machte, bediente sich zum ersten Male eine ganze Klaffe, und zwar die Untersekunda unter Führung ihres Ordinarius, der zugleich Turnlebrer ist, des Zweirades. * 4400 Jahre altes Brot. Geh. Rath Prof. L. Witt- mack zeigte im Verein zur Beförderung des Gartenbaues und in der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin ei« Probe ganz gebräunten altägyptischen Brotes, das ein Alter von etwa 4400 Jahren besitzt und erweislick aus grobem Gerstenmehl bereitet ist. Man konnte noch sehr oeutlich unter dem Mikroskop nach Entfärbung durch Ammoniak die langgestreckten welligen Oberhautzellen der Gerste, die drei Reihen Kleberzellen rc. erkenn«. Das Auffallendste war, daß sich die tief gebräunte mumifizirte Krume nach Entfärbung durch Wasser mit Jod noch blau färbt, ganz wie die heutige Stärke. * Eine theure Maus. Aus Thüringen schreibt man: > In Arnstadt leistete sich an einem schönen Frühlingsabende ei» ' Lehrling das seltsame Vergnügen, von der Straße auS eine : lebendige Maus, die er eben gefangen, durch daS Luftloch in die > Parterre-Stube eines Hauses zu werf«, wo die ganze Familie . zur Abendmahlzeit versammelt war. Die Maus war so glücklich, gerade in die Suppen-Terrine zu fallen und dadurch allgemeines Entsetzen und heillose Verwirrung anzurichten. Die Folge war eine Anklage des Lehrbuben weg« groben UnfugS und seine Berurtheilung zu 3 Mk. Geldstrafe eventuell drei Tage Hast, nebst Tragung der Gerichtskosten. Rechnet man noch dazu die Anwaltsgebühren, so dürfte dem Jüngling die MauS auf wenigstens 30 Mk. zu stehen kommen. * Durchschaut. Regierungsrath: „. . Wissen Sie, lieber Herr Kollege — selbstverständlich ganz freundschaftlich unter uns gesagt — Ihre geschätzte Frau Gemahlin müßte — natürlich ganz formaliter — meine Gattin wohl doch zuerst grüßen!" — Regierungs-Assessor: „Bedaure unendlich, bin aber in diesem Fall ganz machtlos . , . stehe leider auch unter dem Pantoffel 1" * Die Zahl der bei der jüngsten Hochfluth in Japan er trunkenen Personen wird aus 10 000 geschätzt. Die Fluthwelle überschwemmte die Nordostküste in einer Ausdehnung von 7V englischen Meilen. Zahlreiche Städte wurden zerstört.
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