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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189606210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960621
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-21
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
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^S142. Fr-w-rg-r Anzeiger unv Tageblatt. Seite 4. est statt. -ll- Dörnthal, 19. Juni. Während des gestern über der hiesigen Gegend sich entladenden Gewitters schlug der Blitz in das Gut des Gutsbesitzers Gustav Ernst Martin, Nr. 60, und sodann in dasjenige dessen Bruders Gustav Hermann Martin, Nr. 129. An den Gebäuden sind keine Schäden entstanden, da gegen erleiden die Betroffenen insofern Schaden, als der Blitz dem Erstgenannten 2 Schweine, dem Letztgenannten 4 Stück Rind vieh erschlug. In die beiden Güter hat übrigens der Blitz schon in früheren Jahren mehreremale eingeschlagen. Der am Mittwoch in Tharandt vom Dach eines Neubaues abgestürzte Schieferdeckermeister Hartmann aus Höckendorf ist seinen Leiden erlegen. Zu dieser Meldung verlautet weiter, daß — Der hiesige Bürgerstugverein im Verein mit dem Stadt musikchor wird im Laufe der nächsten Woche, voraussichtlich Donnerstag, am 25. l. M., auf der Brauhof-Terrasse ein Konzert zum Besten der durch Gewitterfluthen hcimgesnchten Ortschaften unserer Umgebung veranstalten. Dem Wohlthätigkeits-Unter- nehmen ist eine rege Betheiligung unserer opferfreudigen Be wohnerschaft zu gönnen. — Morgen Vormittag findet das dritte Schneckenberg- Konzert statt. — Im Waldrestaurant Oelmühle findet nächsten Mon tag ein Militär-Konzert des Trompeter-Corps des Kgl. sächsischen Gardereiter-Regiments statt. — Heute, am 20. Juni, erreicht die Sonne ihren höchsten Stand am Himmel. Um 11 Uhr Abends tritt sie in das Zeichen des Krebses und damit haben wir Sommersanfang im astro nomischen Sinne; der Sommer dauert dann bis zum 22. September. In der Meteorologie dagegen umfaßt er die Zeit vom 1. Juni bis zum 31. August. Der 21. und 22. Juni sind die längsten Tage des Jahres; nach Dresdner Ortszeit geht die Sonne 13 Minuten vor 4 Uhr auf und 16 Minuten nach 8 Uhr unter, so daß die Tageslänge 16 Stunden 29 Minuten umfaßt. Freilich ist es auch vor dem Aufgange der Sonne schon einige Zeit ziemlich bell und ebenso noch nach ihrem Untergange; man bezeichnet diese Helligkeit mit dem Worte Dämmerung. Sie hat ihre Ursache dariu, daß während ihrer Dauer von den Sonnenstrahlen, die zwar die Erdoberfläche früh noch nicht oder Abends nicht mehr verühren können, doch die hohen Luftschichten getroffen werden, die, weil sie nicht völlig durchsichtig sind, einen Theil der Strahlen wieder zurückwerfen oder zerstreuen. Wäre die Luft vollständig durchsichtig oder hätte die Erde gar keine Atmosphäre, so gäbe es für sie auch nicht den Uebergang, den wir als Dämmerung bezeichnen, Licht und Finsterniß würden unvermittelt mit einander wechseln. Die Zeit, in welcher man vor Aufgang oder nach Untergang der Sonne im Zimmer ohne künstliche Beleuchtung mancherlei Beschäftigungen zu verrichten oder im Freien gwßc Druaschrift zu lesen vermag, n nnt man die bürgerliche Te nnie- rung lzum Unterschiede von der astronomischen). Jetzt und bis zu Enoe des Monats da eert diese Dämmerungszeit besondere lange, in hiesiger Gegend >4 Minuten. Am 21. und 22. Juni würde man also lei heit rem Himmel von Morgens 2 Uhr 5" Minuten bis Abends 9 Uhr 10 Minuten draußen im Freie große Druckbuchstaben h »reichend erkennen. Für alle Beruft beschäft'gungeu im Freiei ist demnach auch während der Dauer von mehr als 18 Stunde i genügende Helligkeit vorhanden, obwohl die eigentliche Taocsläng' nur 16 Stunden 29 Minuten beträgt. Nach dem 21. Juni nimmt die Tageslänge zunächst langsam ab: wie sie in den vorhergegangenen drei Wochen nur um 20 Minuten angenommen hat, so vermindert sie sich in den nachfolgenden drei Wochen um 20 Minuteu. Später geschieht die Abnahme schneller, im Juli um 1 Stunde 5 Minuten, im August um 1 Stunde 47 Minuten u. s. w. Bis zum 21. Dezember macht der Unter schied zwischen dem längsten und dem kürzesten Tage bei uns 8 Stunden 40 Minuten ans. — Auf dem oberen Kreuzteich erblickte heute Morgen ein junger Schwan das Licht der Welt. — Die Persönlichkeit des vor einiger Zeit im Hospitalwalde aufgefundenen tobten Mannes konnte bislang noch nicht fest gestellt werden. Der Todte, welcher etwa 50—60 Jahre alt sein mochte, war von kleiner Statur und kann etwa 3—4 Wochen am Auffindungsorte gelegen haben. Es ist nicht anzunehmen, daß ein Selbstmord vorliegt, vielmehr ist wahrscheinlich, der alte trunken sind, konnte noch nicht festgestellt werden. Zimten von den Männern sind auch die Kleider, Uhr, Portemonnaie rc. mit verloren gegangen. Die Trümmer des Bades wurden in der Stadt aufgefischt. Die Fluthen führten todte Thiere, Schweine, Rehe, Hühner, sowie Wirthschaftsgegenstände mit sich fort. — In Niederbobritzsch findet morgen Sonntag Schützen Gewitter haben wir seit 30 Jahren nicht erlebt! Kurz nach I ^12 Uhr zuckte ein Blitz aus heiterem Himmel, der an der Blitz- ' ableitung des Wirtschaftsgebäudes der Liebscherschen Polsterwera- fabrik niederfuhr, einige Dachschiefer abschlug und im Stalle 3 Kühe niederwarf und auf längere Zeit betäubte. Zum Glück zündete er nicht, sonst würden die reichen Flachsvorräthe reichen Brennstoff geliefert haben. — Auf dem nicht weit davon liegenden Turnplätze der Kirchschule war der Luftdruck so groß, daß die zu Freiübungen angetretenen Knaben in einem Augenblick mittodten- bleichen Gesichtern auf einen dichten Haufen zusammengedrängt wurden. Der Turnlehrer wurde ein Stück abseits geschleudert. Eine Lehrersehefrau in ihrer Küche fürchtete einige Zeit, sie wäre vom Blitz an der Hüfte gestreift worden. Nach 10 Minuten langer beängstigender Pause folgte dann Blitz auf Blitz. Das von 3 Seiten schnell anrückende Gewitter entlud so viel mit Schloßen untermengte Regenmassen, daß das Wasser in Strömen von den Bergen stürzte und auf einmal im Niederdorfe der Schreckensruf ertönte: „Freyers Teiche sind durchbrochen!" — Zum Glück bestätigte sich dies nicht ganz. Der festgemauerte Damm deS größten, am höchsten liegenden Teiches hielt aus, ob gleich eine breite lehmige Fluth sich darüber hinweg wälzte und die 2 darunter liegenden kleineren Freyerschen Teiche und den des Tischlermeisters Haubold durchbrach und die vielen darin stehenden Forellen in Freiheit setzte. Angesichts der für das Niederdorf drohenden Gefahr, blies ein Feuerwehrhornist Nothsignale, was den Läuter veranlaßte, mit 2 Glocken zu stürmen und die Aufregung aufs Höchste zu steigern. — Obgleich in den Häusern unterhalb des Lehnstücks mehrere Parterreräume und Ställe unter Wasser standen, so ist doch kein Mensch zu Schaden gekommen. Das ge fährdete Vieh ist überall gerettet worden. Leider ist der an gerichtete Schaden groß, hauptsächlich für diejenigen Bewohner des Dorfes, welche ihre Felder auf dem MittelgebirgSkamme zwischen Lichtenberg und Bobritzsch haben. Dort hat der Hagel die Felder total zerschlagen. Es müssen die Eisstücken in ungeheurer Größe gefallen sein, denn es wurden viele todte Reb Hühner und verendete Hasen aufgefunden. — Aus Oberbobritzsä erhalten wir folgende Meldung: Auch unser schönes Bobritzsch- > thal wurde schwer heimgesucht. Unter gewaltigen Donnerschlägen > ging ein 1 Stunde lang anhaltenter Regen mit Schloßen ver bunden über unsern Fluren nieder, sodaß die Wassermassen stromweise von den Feldern in das Dorf sich hereinwälzten, alle Gärten, besonders des Niederdorfs, unter Wasser setzten und mit Sand, Steinen und Schlamm überzogen. Die Bobritzsch trat gar bald aus ihren Ufern und überflnthete die Straße so, daß Wagen bis an die Achsen im Wasser standen. Im hiesigen Erb gericht, sowie in einem Theil des Pfarrgartens legte das Wasser ein großes Stück starke Mauer nieder und trieb mehrere Centner schwere Steine über die Straße in die Gärten. Durch verschiedene Höfe zogen straßenbreite, meterhohe Fluthen nach der Bobritzsch zu. Dem Schneidemühlenbesitzer Körner nahmen die Fluthen eine Anzahl schwere Klötzer mit, auch mancherlei Geräthe wie Waschwannen, Kästen und Hühner und Schweine kamen getrieben. Außer in verschiedene Bäume, schlug der Blitz auch in das Wohn haus des Gutsbesitzers Geißler, glückiicherweise ohne Menschen und Thiere zu treffen und ohne zu zünden. Der Schaden, den die Fluthen durch Wegschwemmen von Saaten und gut gedüngtem Boden verursacht hat, ist sehr bedeutend. — Wie uns aus Ditt mannsdorf berichtet wird, schlug dort der Blitz kurz nach 1 Uhr in die Scheune des Gutsbesitzers R. Kaiser und zündete. Die und die beiden Seitengebäude brannten nieder, während das Wohnhaus erhalten blieb. Nächst den beiden Ortsspritzen war die Oberschaarer Spritze zuerst an der Brandstelle, welcher bald die Feuerwehr aus Mohorn folgte. — Aus Grosthartmanns darf schreibt man uns: Am Donnerstag Mittag umzog sich der Himmel mit so furchtbar drohendem Gewölk, daß man mit Bangen mittheilt, daß er unlängst Gelegenheit gehabt hat, mit den < Herren Geh. Räthen Vodel, Abtheilungsdirektor im Ministerium des i Innern, und Heymann, Abtheilungsdirektor im Finanzministerium, > bezüglich der Entwickelung Freibergs zu sprechen. Beide Herren § haben versichert, daß man für die Hebung und Gestaltung der alten Bergstadt Freiberg an maßgebender Stelle das regste Interesse nimmt. Das Berechnungsgeld von 1000 Mk. wird einstimmig und debattelos bewilligt. — Schließlich gelangt ein Rathsbeschluß über Nachverwilligungcn zum Haushaltplan für 1895 in der Gesammthöhe von 30 757 Mk. zur Berathung. Dem Rathsbeschluß tritt das Kollegium bei. — Schluß der Sitzung nach 8 Uhr. — Der pädagogische Verein erläßt im heutigen Inseraten teile einen Aufruf, in welchem er um Beiträge bittet, die zu emer Milchspende für unsre armen und körperlich schwächlichen Schulkinder Verwendung finden sollen. Im vorigen Jahre konnte 108 Kindern, 42 Knaben und 66 Mädchen, eine solche verabreicht werden. Dieselben waren dem Rittergut Freibergs dorf, dem Hospitalgut und der Kreuzmühle überwiesen. Dort erhielten sie an 18 Wochentagen je 1/2 Liter frische Milch und 100 Gramm Brot oder für 3 Pfennige Semmel. 22 Schülern wurde wegen großer Körperschwnche eine zweimalige Spende täg lich zu Theil. Im Ganzen wurden 2448 Spenden verabreicht, die ihre gute Wirkung nicht verfehlten; denn die meisten der unter stützten Kinder hatten nach Beendigung der Milchkur nicht nur ein wesentlich frischeres Aussehen, sondern auch zum Theil eine nicht unbeträchtliche Gewichtszunahme zu verzeichnen. Im Durch schnitt betrug dieselbe bei den Knaben mit täglich einmaliger Spende 1,5 und bei den Mädchen 1,82 Pfund, bei den Kindern mit täglich zweimaliger Spende 2 Pfund. Bei 4 Kindern ergab sich eine Gewichtszunahme von 3, bei 2 von 4 und bei 1 Kinde eine solche von 7 Pfund. Auch in diesem Jahre sind die Be werbungen um eine Milchspende von Seiten unserer armen Kinder recht große, sodaß manche derselben kaum eine Berück sichtigung erfahren können, wenn die Gaben nicht reichlich fließen. Der pädagogische Verein plant deshalb eine vorherige ärztliche Untersuchung, um unter den vielen würdigen Schülern die be dürftigsten zu finden. An alle Menschenfreunde ergeht daher die herzliche Bitte, ein Scherflein beisteuern zu wollen, damit allen kranken und schwachen Kindern unsrer vereinigten einfachen und der katholischen Volksschule, denen eS nicht vergönnt ist, behuss Stärkung ihrer Gesundheit mit ihren Eltern Badeorte und Sommerfrischen zu besuchen, die Wohlthat einer Milchspende zu Theil werden kann. vor einigen Tagen die Ehefrau des verstorbenen Hartmann Zwillinge geboren hat. In dem zur Berreuther Flur gehörigen sogenannten „Kerben teiche" wurde der 45jährige Hausbesitzer und Fabrikarbeiter Z. aus Ruppendorf entseelt anfgefunden. Derselbe war verheirathet und Vater von drei Kindern. Muthmaßlich liegt als Todes ursache Selbstmord in Folge von Schwermuth vor. Zu dem zu errichtenden König-Albert-Denkmal bewilligte die Generalversammlung der Dresdener Kaufmannschaft einen Bei trag von 3000 Mark. — Vor dem kgl. Landgericht Dresden — 5. Strafkammer — begann gestern Vormittag die Hanptverhand- lung gegen den am 8. Februar d. I. verhafteten Lieutenant a. D. Freiherrn von Schorlemer - Alst aus Großenhain wegen Urkundenfälschung. Vorgeladen waren 4 Zeugen und als Sach verständiger fungirte der Oberarzt des städtischen Siechenhauses vr. meä. Ganser behufs Abgabe eines ärztlichen Gutachtens über den geistigen Zustand des Angeschuldigten, v. Schorlemer, der Sohn des vor einiger Zeit verstorbenen Reichstagsabgeordneten und Centrumsmitgliedes von Schorlemer, ist am 29. Dezember 1856 zu Alst in Westfalen geboren, heirathete 1886 und hält sich seit einer Reihe von Jahren in Großenhain auf, wo er früher als Offizier diente und seitdem als Privatmann lebt. Die Anklage gegen den noch.unbestraften Angeschuldigten bezieht sich auf die Fälschung von vier Wechseln über Beträge von 5000, 5000, 2211 und 2000 Mark. Sämmtliche Papiere enthalten als Accept die Namenszeichnung des Premierlieutenants Frei herrn Hans von Herder, hergestellt von der Hand des Ange klagten. Die ersten beiden Wechsel auf je 5000 Mark waren am 18. August 1895 ausgestellt und am 28. November bez. 1. Dezember 1895 fällig, von Schorlemer gab die Wechsel dem Pferdehändler und Gelddarleiher Löwy - Berlin in Zahlung und dieser lieferte dem Angeklagten dafür 4 Pferde, deren Werth von Löwy auf 6000 Mark angegeben wird, während von Schor lemer aus dem Verkauf von 3 Pferden nur rund 1500 Mark löste. Die von Löwy weiter begebenen Papiere kamen zuni Protest, und es wurden gegen v. Herder, v. Schorlemer und Löwy Versäumnißurtheile erlassen, wonach sie als gemeinsame Schuldner für die Wechselsumme zu haften hatten. Bevor die Wechsel von der Gattin des Angeklagten eingelöst wurden, waren wiederholt Pfändungen bei v. Herder erfolgt. Letzterer ist überhaupt zunächst im Interesse des Angeschuldigten zur Be friedigung der Wechselgläubiger thätig gewesen. Betreffs der beiden Wechsel über 2211 und 2000 Mark hatte sich der Ange klagte zur Beschaffung eines Darlehens durch einen Vermittler an den Weinhändler Ernst Degner-Böning in Dresden gewandt, der sich bereit erklärte, Weine und Cognacs an den Freiherrn zu liefern während der Vermittler besorgt lein wollte, durch den komm:..^ Qiagen en'gegen sah. Glücklicherweise rbcr vl>c'. unser Ort un ^an .en auca diesmal wieder verschont, indem di- Gewitter in nörolicäer Nichcung abgelenkt wurden. Doch haben Vie gewaltigen W-sjermassen und die in großen Mengen nieder stürzenden Hase^lußgroßen Schloße» bier und da, insbesondere auf einze nen Feldern des niederen Do-'c^ derartigen Schaden au- gerichtet, daß die Besitzer r find, die Hilse der Hagcl- versicherungsgesellschast in Spruch zu nehmen. Einer der häufigen, äußerst heftigen Schläge hat einen stattlichen Straßen- 11: r Chaussee in der Nähe von Mönchenfrei getroffen, den :r in seiner Längsrichtung total zersplittert hat. Bis zum Abend leruah a man hier bald in weiterer, bald in näherer Entfernung aas Rollen deS Donners. — Aus Hetzdorf wird uns berichtet: DaS sehr schwere Gewitter begleitete ein so fürchterliches Hagel- nnd Schloßenwetter, daß Gärten und Felder mehrere Stunden lang von den nicdergegangenen Eissiücken bedeckt blieben. Hagel- üücke in der Größe von Hlft'nerciern waren zur Erde ge llen. Der Schaden, der an Häusern, Gärten und Feldern an- ,reichtet wurde, ist bedeutend. — Auch in Weigmannsdorf, ;at das Gewitter, wie uns Von dort bekannt gegeben wird, fürchterliche Verwüstungen angerichtet. Sämmtliche. Felder und Wiesen sind verschlemmt und die bis jetzt gethane Feldarbeit ist beinahe als verloren anzusehen. Bei dem Versuch, einen Wagen vor den heranbrausenden Wassermassen in Sicherheit zu bringen, wurden zwei Männer von den Fluthen mit sortgerissen. Mit großer Mühe gelang es, dieselben zu retten. Einer der Ver unglückten war allerdings schon bewußtlos und mehrfach ver wundet. — Auch in Langenrinne hat nach einem uns von dort gesandten Bericht das Gewitter vom Donnerstag erneuten Schaden angerichtet. Schleusen, Brücken und Wege sind zerstört, die Wasserrinnen, die die letzten Wassermassen in die Felder ge rissen, bedeutend vertieft und Felder, die bisher unbeschädigt, in Mitleidenschaft gezogen. Durch errichtete Brettschutzwände konnte wenigstens die größte Fluth vom Eindringen in die Ge bäude abgehalten und nach dem Obstgarten geleitet werden. Doch brachte sie dort die neu errichtete Mauer in große Gefahr. Die selbe wäre sicher wieder weggerissen worden, wenn nicht in letzter Minute der Regen nachgelassen hätte. Unberechenbaren Schaden haben die Unwetter allen Feldern zugefügt. — AuS Rotzwein kommt uns folgende Kunde: Durch das Hochwasser der Mulde, welches durch den in der Freiberger Gegend niedergegangenen Wolkenbruch entstanden war, ist auch hier ein Menschenleben zu Grunde gegangen. Das Hochwasser kam mit solcher Gewalt, daß cs das kurz vor Roßwein gelegene Bad losriß und mit sich fort- sührte. In demselben befanden sich 4 badende Herren, ein am Bade arbeitender Zimmermann, das 13jährige Töchterchen des Besitzers und 2 oder 3 weibliche Personen. Das Bad wurde zunächst von den Fluthen herumgedreht, zum Theil zerrissen und etwa 500 Meter vom Thalbad nach dem gegen über liegenden Ufer getrieben. Hier war es den Männern möglich, sich, sowie das 13j ährige Mädchen an das Ufer zu retten, während die Frauen in den zum Trümmerhaufen gewordenen Badezeiten mit fortgerissen und über das Wehr getrieben wurden. Hier ge lang es den Männern, welche sich gerettet hatten, noch ein 19jähr. Mädchen den Fluthen zu entreißen. Ob 1 oder 2 Frauen er Möge dieses mäcktige Denkmal im Herzen Alldeutschlande allezeit auf unS und unsere Nachkommen erhebend und be geisternd wirken als ein unvergängliches Zengniß der ein- müthigen nationalen Gesinnung, aus welcher die deutsche Kaiser herrlichkeit wiedergeboreu worden ist! Oertliches und Sächsisches. Freib-rg, den 20. Juni. — Ihre Majestäten der König «nd die Königin feierten am Donnerstag in Villa Strehlen ihren Vermählungstag. — Stadtverordnetenfitzung, 19. Ium. Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt das Kollegium von einigen Berichter, über stattgehabte Kassenrevisionen Kenntniß. Ein Moniium ist bei den Revisionen nirgends gezogen worden. — Bezügl ch der Beschickung des Gemeindetages in Zittau beschließt man dem ge machten Vorschlag gemäß, die Herren Stadtverordnetenvorstehe' Täschner, Vizevorsteher Braun und Stadtverordneten Jacoby als Vertreter deS Freiberger Stadtverordnetenkollegiums zu entsenden. Im Behinderungsfalle eines der gewählten Vertreter soll es dem Vorsitzenden überlassen sein, einen Ersatzvertreter zu bestimmen. — Sodann gelangt zur Berathung ein Rathsbeschluß in Bezug auf die Gründung eines Fonds zu Straßenherstellungen. Der Beschluß geht dahin, klare Verhältnisse in rechtliche Beziehung über die Befugnisse des Rathes in Bezug auf diesen Fonds zu schaffen. Nach längerer Debatte beschließt das Kollegium einem Anträge gemäß, die Rathsvorlage dem Verfassungsausschuß und dem Finanzausschuß zur Berichterstattung zu überweisen. — Ein weiterer Rathsbeschluß betrifft den dritten Nachtrag zu dem revidirten Regulative für die städtische Wasserversorgung, derbem diesseitigen Kollegium zur Genehmigung vorliegt. Es handelt sich hierbei um eine Abänderung der Rabattsätze des Wasser- zinseS in solchen Fällen, wo gewerbliche, bezw. industrielle Be triebe eines EigenthümerS in getrennten Grundstücken vorhanden sind, die nicht als ein wirthschaftlicheS Ganze betrachtet werden können. Seitens deS Rathes hat man Erhebungen angestellt darüber, wie viel Personen durch die geplante Regulativabände rung in Frage kommen würden. Wie sich herausgestellt hat, würden dies nur zwei Industrielle sein. Das Kollegium be schließt, die Angelegenheit an die Verfassungsdeputation zur Berichterstattung zu überweisen. — Es erfolgt weiter der Bericht der Rechnungs-Deputation über 23 verschiedene Rechnungen aus dem Jahre 1893. Sämmtliche Rechnungen, bei denen nichts zu erinnern gewesen ist, werden debattelos und einstimmig richtig gesprochen. — Der Nath hat in Uebereinstimmung mit dem Aus schuß für Hebung der Industrie beschlossen, in Form einer Annonce eine größere Bekanntmachung in auswärtigen Zeitungen zu erlassen, welche die kommunalen, gesellschaftlichen, industriellen, gewerblichen rc. Verhältnisse unserer Stadt nach jeder Richtung hin unter objektiven Gesichtspunkten darlegt. Für die Verbrei tung der Bekanntmachung wird ein Berechnungsgeld von 1000 Mark gefordert. Gleichzeitig gelangt ein Schreiben des Herrn Bürgermeisters vr. Beck zur Verlesung, in welchem derselbe Mann ist von einem Herzschlag getroffen worden. Der Auf gefundene trug grau- und schwarzgestreifte Hosen, dunklen Rock, rothes Barchenthemd, blaue Schürze und Schaftstiefeln. In seinen Taschen fand sich eine Beilage zu Nummer 38 der „Chemnitzer Neuesten Nachrichten", ein Messer mit Hornschale, eine Nadel mit etwas Zwirn und ein Pfennig. Das Haar des Todten war graumelirt, der Mund zahnlos. — Der Behörde selbst gestellt hat sich gestern ein alter aus der Bezirksanstalt Hilbersdorf entwichener Häusling und zwar mit der Angabe, daß er an der Dresdner Straße 4 junge Eschenbäume umgebrochen habe. Der unverbesserliche Mensch hat den Baumfrevel natürlich nur zu dem Zwecke ausgeführt, um aus der Bezirksanstalt heraus und in das Gefängniß oder Zucht haus zu kommen, wo ihm der Aufenthalt angenehmer erscheint. — Heute liegt uns wiederum eine Anzahl Nachrichten über das am Donnerstag in der Freiberger Gegend nieder gegangene Unwetter vor, die von Neuem bestätigen, wie furchtbar allerorts die entfesselten Elemente gehaust haben. So wird uns auS Lichtenberg geschrieben: Ein so furchtbares
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