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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189606210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960621
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960621
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- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-21
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.06.1896
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14L, 18V».' )as Kaiser Wilhelm' Denkmal ans de« K-ffhavstr. . mit wir- eine Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 3. — 21. Ium. diesen Bedarf annehmen, doch sei bei Li-Hung-Tschang keine wirkliche Zusage zu erreichen gewesen, zumal da die deutschen Lieferanten, unter Anderem der Stettiner Vulkan, von diesen französischen Bemühungen zeitig Kenntniß erhalten und darauf hin sofort sehr gewandte Vertreter nach Moskau entsandt hätten. Der Vizekönig soll seinen Moskauer Gastfreunden gegenüber sehr geschickt lavirt und weder Ja noch Nein gesagt haben, doch dem tugendhaften Grundsätze des Artikels 5 des Gesetzes von 1878 gebrochen, der Jeden mit drei Monaten Gefängniß und 500 Gulden Geldstrafe bedroht, der in der Absicht, die Stimme < eineS Wählers zu gewinnen, diesen oder einen von dessen Ange hörigen bewirthet. Dieser Gesetzesartikel ist bisher niemals ange- wanot worden, aber nicht etwa, weil solche Bewirthungen nicht vorgekommen wären, sondern einfach deshalb, weil sie so allge mein geübt werden und die Beeinflussungen der Wähler so großen Umfang angenommen hatten, bei der Regierungspartei ebenso wie bei der Opposition, daß die Anwendung dieses Gesetzes die Wahlen einfach unmöglich gemacht haben würde. Um also die gesetzliche Möglichkeit wieder zu schaffen, Wahlen wegen Bestechung mit Erfolg anfechten zu können, ist man auf den Gedanken ge kommen, Bestimmungen darüber zu erlassen, wie viel höchstens an Bewirthungskosten und Fuhrkosten für die Herbeischaffung der Wähler aufgewandt werden dürfe, und dies ist der Inhalt der W 7 biS 9 des Gesetzes über die Kurialgerichtsbarkeit in Wahl sachen. ES soll hiernach in Zukunft gesetzlich erlaubt sein, die Wähler wie zu einem Feste im Wagen abzuholen und sie gehörig zu traktiren; wenn die Geschichte nicht gar zu toll betrieben wird, soll das als Bestechung im Sinne das Gesetzes nicht angesehen werden. Die Opposition widersprach, war aber nicht stark genug, die Annahme zu verhindern, ein Ergebniß, das diese Politischen Auguren auch wohl kaum ernstlich erstrebten, da sie natürlich genau mit denselben Mitteln arbeiten wie die Männer von der Regierung. Die Feststellung dessen, was noch erlaubt sei und wo die Bestechung anfangen sollte, gab Anlaß zu erheiternden Bemerkungen. So berichtet ein Redner, er habe in den Wandel gängen die Meinung geäußert, der zum Braten gegebene Salat sei schon verboten, der Berichterstatter hätte ihn aber belehrt, Salat zum Braten zu geben, sei noch gestattet. Auch über die Beschaffenheit von Wein und Cigarren wurden tiefsinnige Er örterungen gepflogen. Franz Kossuth nannte nicht mit Unrecht daS Gesetz einen Preistarif für Wahlbestechungen. Die Zweite niederländische Kammer nahm mit 56 gegen 43 Stimmen das neue Wahlgesetz an, durch welches doppelt so viel Wähler als bisher das aktive Wahlrecht erhalten. In Frankreich herrschen aus Anlaß des Verweilens des chinesischen VizekönigS Li-Hung-Tschang in Berlin ge wisse Beklemmungen. Während eine ganze Reihe von fran zösischen Kundgebungen der längsten Zeit in Rußland selbst, an dessen Adresse sie gerichtet waren, durch ihre Uebertreibung den Spott herausfordern mußten, spricht der „Figaro" im Hinblick auf die in vollem Maße gerechtfertigte Höflichkeit, mit welcher Li-Hung- Tschang am Berliner Hofe empfangen wurde, von der „raffinirten Ergebenheit und Courtoisie, die man bei dieser Gelegenheit an den Vertreter des Kaisers von China verschwendet (!) habe". Zugleich wird gegen Deutschland geltend gemacht, daß es sich für seine Intervention im chinesisch-japanischen Kriege ein Aequivalent sichern wolle. AIS ob nicht gerade Frankreich durch einen formellen Vertrag mit China sich bereits vor geraumer Zeit Vortheile territorialer und anderer Art verschafft hätte! Der „Figaro" ist übrigens mit dem diplomatischen Verlaufe der Intervention zu Gunsten Chinas wenig vertraut, da er behauptet, Deutschland wäre erst nach Rußland und Frankreich au letzter Stelle er schienen. In Wirklichkeit war eS gerade umgekehrt, da Deutsch land zu allererst in Tokio auf die Gefahren hinwieS, die sich aus den allzuweit gehenden Forderungen Japans ergeben würden. Frankreich schloß sich dagegen dem gemeinsamen diplomatischen Vorgehen Deutschlands und Rußlands erst zuletzt an. Allem Anscheine nach ist in Paris darauf gerechnet worden, daß Deutsch land von den chinesischen Bestellungen industrieller Art ausge schlossen werden könnte. Ob aber die an die Adresse des chinesischen Vizekönigs gerichteten indirekten Unhöflichkeiten des Pariser Blattes das geeignete Mittel sind, Deutschland zu schädigen, muß sehr zweifelhaft erscheinen. — Die „Köln. Ztg." schreibt in ähnlichem Zusammenhänge: „Interessant ist, was nachträglich aus Moskau über die französisch-russischen Be mühungen gegenüber Li-Hung-Tschang verlautet: Man will wissen, Frankreich habe, von einer gewissen russischen Partei unterstützt, dem chinesischen Vizekönig nahegxlegt, China möge seine bisherigen deutschen Lieferanten für Kriegsschiffe,- Waffen, Munition fallen lassen und dafür die französischen Angebote für i unerfreulichen AuSgange gehabt hat. Wenn die Interpellation 'durch denselben Herrn Liebermann von Sonnenberg begründet wurde, der am Tage vorher sich bei der Vertheidigung der sachlich ja gewiß nicht hoch genug zu haltenden Autorität des Fürsten BiSmarck in so gröblicher Weise in der Form vergriffen hatte, (Hier stehen wir allerdings auf einem anderen Standpunkte und freuen unS, daß Herr Liebermann sich so deutlich ausgedrückt hat. Red. d. Freib. Anz.) so kann man es sicher begreiflich finden, daß selbst diejenigen Parteien des Hauses, die unter anderen Umständen eine Besprechung herbeizuführen geneigt gewesen wären, mit einer so gearteten Führung der Sache nichts zu thun haben wollten. Lediglich auS den einschlägigen persönlichen Gründen erklärt sich auch der stellenweise recht ironische Ton, den der Herr Staatssekretär- des Reichspostamtes in seiner Erwiderung anzu schlagen für gut fand und den er sich gegenüber einem konservativen oder nationalliberalen Be- hunderten deutsche Kaiser und Fürsten weilten, aus die grünen Wälder, die lachenden Fluren und die freundlichen Städte und Dörfer der weiten, fruchtbaren goldenen Aue. In diese herr- iche Natur, in diese deutsche Sagenwelt hinein sollte der Künstler daS Denkmal für den Neubegründer deS deutschen Reiches setzen. Fürwahr, eine schwierige Aufgabe! Doch be- wundernswerth ist sie gelöst worden. .uz Eine gewaltige halbkreisförmige Ringterrasse nimmt de» Besucher deS Denkmals zunächst auf. Bon hier vermag man einen Gesammteindruck zu gewinnen. Drei Portalbogen öffnen den Blick in einen Felsenhof, von dem auS man herrliche Aus blicke auf die in blauer Ferne daliegende Landschaft der goldenen Aue genießt. Diese Portalbogen leiten zu der ge schlossenen, auS dem Felsen ausragenden Hauptstirnwand hm» über, wo unter einem reich mit Ornamenten geschmückten Bogen der alte Kaiser Barbarossa auf seinem Throne sitzend dargestellt ist, im Augenblicke des Erwachens, daS bart- und haarumwallte Haupt mit der Kaiserkrone geschmückt, die reckenhafte Gestalt von dem Krönungsmantel umgeben, in der Hand daS Reichsschwert haltend. Um ihn herum liegt sein Gefolge, Reisige, Schloß wächter und Zwerge, Rosse und Hunde, noch im tiefen Schlaf versunken. Der Charakter des Sagenhaften ist hier treffend wiedergegeben. Das Barbarossabild ist von dem Berliner Bild hauer N. Geiger geschaffen, die Reichsadler, Wappen, Krone, Kapitäle der Säulenstümpfe an der Bogenhalle vom Bildhauer Bogel in Berlin. Rechts und links der Eingangshalle deS FelsenschloßhofeS ühren breite Freitreppen zu den Terrassen empor, auf denen sich das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms und der architektonisch prachtvoll wirkende Thurm, das Hauptwerk des Ganzen, erheben. Dieser Thurm bildet den Abschluß des gleichsam auS dem Bergcsinnern heraufgestiegenen Felsenschlosses des alten Barba rossa, zu dem man in verschiedenen Terrassen und Absätzen aufsteigt. Am Sockel ist er mit den Zeichen deS Kampfes und des Sieges geschmückt, in seinen oberen Theilen mit dem Reichs adler und den Namen der Bundesstaaten und freien Städte, und die zinnenbewehrte Kuppe krönt als Vollendung deS Baues die mächtige deutsche Kaiserkrone, weit hinausschimmernd in das Land. Neben der Goldwährung und nationalen Zollpolitik betou- daS Programm der republikanischen Partei in den »er. Eluate« eine friedliche, aber feste auswärtige Politik und Nichteinmischung in die kubanische und venezuelanische Frage. DaS Votum der Deutschen hat bei dem finanziellen Theil deS Programms starken Einfluß auSgeübt. Ueber 50000 Zuhörer wohnten der Kon vention bei. — Aus Saint Louis wird gemeldet: Die Silberleute, welche sich gestern auS der Konvention zurückzogen, beschlossen, eine Adresse zu erlassen, in der sie das Goldprogramm verur- theilen und den Senator Teller als Kandidaten der Silberanhänger für den Präsidentenposten aufstellen. Colonialpolitisches. Nach einem bei dem Auswärtigen Amte auS Deutsch - Güd» Westafrika eingegangenen Telegramm des kaiserlichen Landes hauptmanns Major Leutwein vom 20. Mai, welches gestern durch Versehen des Setzers als Anhängsel zu dem Bericht deS Haupt manns von Estorff wiedergegeben worden war, wurde Kammema und der ganze Khauas-Stamm gefangen, NicodemuS hat sich frei willig gestellt. Der Krieg, so schließt daS Telegramm, ist vorläufig beendet. — Diese Meldung ist um so erfreu licher, als, wie mehrfach herhorgehoben, wiederholt über Kapstadt aus englischen Quellen in letzter Zeit trübe Nachrichten über den weiteren Verlauf des Krieges nach dem Gefecht bei GobabiS ver breitet und hier und dort auch gläubig ausgenommen worden sind. Das Mißtrauen gegen sie hat in der vorliegenden Nachricht eine schnelle Bestätigung gefunden. Dieser Erfolg giebt die erneute Gewähr, daß die Leitung der Kolonie in den besten Händen liegt und daß dem weiteren Gang der Dinge mit um so größerem Vertrauen entgegengesehen werden kann, als die nach Südwest afrika gesandte Verstärkung der Schutztruppe noch nicht einmal angekommen ist. Die Persönlichkeiten deS NicodemuS und des kahimema sind in dem gestern mitgetheilten Bericht über daS Gefecht bei GobabiS geschildert. Major Leutwein hatte, um sie unschädlich zu machen, einen Preis auf ihre Köpfe gesetzt, Nico demus hat vermuthlich daraufhin es vorgezogen, sich persönlich u stellen, ehe einer seiner Landsleute m Versuchung kommen onnte, sich die Belohnung zu verdienen. Die Einweihung deS Denkmals Kaiser Wilhelms deS Großen auf dem Kyffhäuser ist am Donnerstage in Gegenwart deS kaisers, vieler deutscher Bundesfürsten und zahlreicher Krieger eierlich vollzogen worden. Als ein Wahrzeichen der Dankbar keit und Verehrung der deutschen Soldaten steht daS Denkmdl da und blickt hinab von der Stätte, wo vor langen Jahr beauftragt bin. Es war für einen vielgeplagten Geschäftsmann, wie ich es bin, keine sonderlich erfreuliche Aufgabe, Ihnen mit einem Ansuchen wie dieses nahe treten zu müssen, aber — es gus la kemms vsut — mein Versprechen hatte ich einmal gegeben." — Das ist also der ehrenwerthe Herr vr. Lange, der sich berufen glaubt, das Deutschthum zu retten! Der in Mainz als Spion verhaftete Franzose ist wieder frei gelassen worden, derselbe entpuppte sich als französischer Deserteur, der als Akrobat und Emigrant umberzog. Eine recht erbauliche Verhandlung fand am 13. Juni im ungarischen Reichstage statt. Cs handelte sich nämlich um die Feststellung von Bestimmungen über erlaubte Aufwend ungen für die Wähler. ES wird damit auch gesetzlich mit In einer Nische des Thurmes erglänzt das von dem Bild hauer Professor E. Hundrieser in Charlottenburg entworfene Reiterstandbild Kaiser Wilhelms; zu seinen Füßen rechts ein die Wehrkraft des deutschen Volkes darstellender markiger Germane; zu seiner Wicken reicht die Geschichte, eine prächtige weibliche Gestalt, dem Kaiser den Lorbeerkranz. Der Kaiser sitzt in einfach sicherer Haltung auf dem ruhig dahinschreitenden Pferde. Der Mantel hängt ihm in reichen Falten von den Schultern, die linke Hand hält die Zügel, die rechte hängt in ungezwungener Haltung an der Seite herunter. Der Blick schweift ernst und sinnend in die Ferne. So haben ihn tausende und abertausende Krieger über die Schlachtfelder von Frank reich reiten sehen, so lebt er in dem Gedächtniß seiner Soldaten. Kein Siegesengel, kein Lorbeerkranz, kein Feldmarschallstab — einfach und groß reitet er aus dem alten Barbarossa - Schlöffe hervor. Das Barbarossa-Schloß selbst ist prächtig geschmückt, mit Terrassen, Freitreppen, Bogengängen und Hallengewölben, das Reiterstandbild selbst ist in einfachen, an sich groß und tief kenden Formen gehalten. Die gesammte Anlage hat eine Länge von 131 Meter, Breite von 96 Meter. Die Ringterrasse bildet einen Halbkreis von 96 Meter Durchmesser und fällt an der Nordseite, der steilsten, 12 Meter ab. Bis zur Fundamentsohle ist sie 20 Meter hoch. Die Gesammtmassen des Monuments betragen 25 000 Kubikmeter, sein Gesaimntgewicht 62,5 Millionen Kilogramm oder 1'/, Millionen Centner. Man könnte mit den Steinen des Denkmals eine Stadt für 5000 Einwohner bauen! Die Gesammthöhe des Denkmals von dem untersten Punkte der Ringterrasse bis zur Thurmspitze beträgt 81 Meter oder 250 Fuß, von der Ringterrasse bis zur Thurmspitze 69 Meter oder 208 Fuß. Das Reiterstandbild wiegt 16 800 Kilogramm oder 336 Centner. Die Höhe des Reiters von den Pferdehufen bis zur Helmspitze beträgt 8,76 Meter, die Höbe deS Kaiserkopfes mit Helm 1,30 Meter. Bon der Mühe, diese gewaltige v fnr aufzustellen kann man sich danach einen Begriff machend hat sich nun in der „Deutschbundgemeinde zur Förderung des Ankündigungswesens der „Deutschen Zeitung", gebildet, der ein Cirkular versendet, welches in einer Beilage eine Anzahl „Musterbriefe" mittheilt, „die in bestimmten Fällen von erfreulichem Erfolge gewesen sind." Nach diesen „berühmten Mustern" soll von den Gliedern der „Deutschbundgemeinde" weiter ^gearbeitet" werden. Die beiden ersten sehr amüsanten dieser Musterbriefe lauten: „1. An das Kaufhaus X. X. Wie aus Ihren Büchern ersichtlich, bin ich langjähriger Kunde Ihres Hauses. Als solcher möchte ich Sie auf die „Deutsche Zeitung" (Berlin 81V.) aufmerksam machen und Sie bitten, auch diese bei Ihren Geschäftsanzeigen in Betracht zu ziehen. Ich war gewohnt, in der „Täglichen Rundschau" Ihre Ankündigungen zu finden, bin aber nun — mit Tausenden von Abonnenten — zur neu gegründeten „Deutschen Zeitung" übergegangen. Hier vermißt meine Frau, auf deren Wunsch ich an Sie schreibe, die An kündigungen Ihrer Neuheiten, die ihr stets Fingerzeige zu ihren Einkäufen boten." — „2. Herrn kl. kl. Ich habe den Auftrag seitens einiger Damen meiner Verwandtschaft, die wohl seit 20 biS 30 Jahren regelniäßige — zum Theil auch (bei Aussteuern) verhältnißmäßig hohe — Bezüge von Ihrer Firma gemacht haben, die Bitte auszusprechen, es ihnen zu ermöglichen, Ihre regel mäßigen Anzeigen künftig auch in der „Deutschen Zeitung" ver folgen zu können, so wie sie es stets in der „Lägt. Rundschau" gethan haben. In Ihren Büchern werden Sie im Laufe vieler Jahre häufig folgende Namen verzeichnet finden: Frau X. . . . Dies sind die Namen derjenigen Damen, von denen ich direkt gründer der Interpellation sicherlich nicht ge stattet hätte. So beweist der Fall wieder einmal die Wahr heit deS SatzeS, daß selbst eine gute Sache zu kurz kommt, wenn sie in schlechten Händen ruht. Die wirthschaftliche Vereinigung des Reichstages ist znm 24. d. M. einberufen worden, um den von Mitgliedern des Bundes der Landwirthe ausgearbeiteten Gesetzentwurf, betr. die Alters- und Invaliditäts-Versicherung zu berathen. Der „Hann. Courier" unterzieht den Konkurrenzkampf zwischen der „Tägl. Rundschau" und dem früheren Redakteur dieses Blattes, vr. F. Lange, einer Kritik, vr. Lange, der den „unlauteren Wettbewerb" und alle sonstigen Schäden Deutschlands zu reformiren vorgiebt, hatte schon vor längerer Zeit sich eine „Deutschbundgemeinde" begründet und nun, nach dem Ausscheiden aus der „Tägl. Rundschau", auch eine eigene Zeitung, die sich „Deutsche Zeitung" nennt. Jetzt deutet Alles darauf hin, daß diese in erster Hand von Frank hat sich nun in der Deutschbundgemeinde Berlin" ein „Ausschuß reich ausgegangenen Machenschaften gänzlich gescheitert sind, und daß China seinen bisherigen, all seine Ansprüche zu vollster Zu- ' riedenheit ausführenden deutschen Lieferanten auch ferner treu ! »leiben wird. Uebrigens ist Li-Hung-Tschangs persönliche Vor- iebe und Verehrung für Deutschland, besten Kaiser und dessen jetzigen wie den ersten Reichskanzler allbekannt." Nachdem eine Versammlung der spanische« Generale auf !uba beschlossen hat, angesichts der eben eingetretenen Regen zeit alle militärischen Unternehmungen einzustellen, ist es recht ehrreich, den gegenwärtigen Stand der Dinge auf der großen utille mit dem vor einem Jahre zu vergleichen. Anfang Juni 895 betrug die spanische Truppenmacht auf Kuba 42000 Mann, either sind weitere 100 000 Mann hinübergeschickt worden. Da mals waren die Aufständischen noch auf den östlichen Theil der ! Insel beschränkt, nur einzelne kleine Banden tauchten auch schon I in der Provinz Puerto Principe auf; heute ist der Aufstand be- ! reitS über die ganze Insel verbreitet, sogar in den westlichen Be zirken, die selbst während deS großen Aufstandes von 1868—78 verschont geblieben waren, stehen Tausende wohlbewaffneter und geschickt geführter Aufständischer. Bor einem Jahre war der Aufstand fast ausschließlich auf seine eigene Kraft angewiesen, 1 gegenwärtig vermitteln vier große und mehrere kleine Schiffe einen fast regelmäßigen Verkehr zwischen den Aufständischen und den Aufstandsausschüsien auf dem amerikanischen Jestlande, die den Kämpfern um Kubas Unabhängigkeit bereits viele hundert Mitstreiter, darunter zahlreiche Offiziere, Tausende von Gewehren mehrere Batterien und einige Millionen Patronen übersandt haben. Im vorigen Juni war der Verkehr auf den die Insel durchziehenden Bahnlinien unbehindert, so daß Truppenver- schiebunaen und Vorrathssendungen aller Art mit größter Schnellig- eit vollzogen werden konnten, gegenwärtig sind Schienenwege durch die mit Dynamit reichlich versehenen und geschickt umgehenden Aufständischen derart unsicher gemacht, daß Truppenverschiebungen und Vorrathsendungen zumeist auf Landstraßen und Saumpfaden geschehen müssen. Vor einem Jahre hätte die Bewilligung einer verhältnißmäßig bescheiden zugemessenen Selbstverwaltung den Aufstand beenoen können, heute würde selbst eine weitgehende Homerule nicht mehr ausreichen, die Kubaner zur Niederlegung der Waffen zu bestimmen. „LoS von Spanien!" ist die allge meine Losung. Diese Auffassung hegt auch der den Spaniern keineswegs abgünstige Berichterstatter der „Times" in Havanna, dessen letztem Bericht wir nach der „Voss. Zeit." folgende Stellen entnehmen: Die Regenzeit hat begonnen und in allen Theilen der Insel herrscht nasses Wetter. Die spanische Armee kann deshalb elbst wenn der Oberbefehlshaber es wollte, nicht zu einem kräftigen Angriff gegen die Aufständischen vorgehen. So wie so werden oie Truppen furchtbar unter der Witterung zu leiden haben. Die meisten spanischen Soldaten sind blutjung und nicht an das Klima gewähnt , und das gelbe Fieber wird in ihren Reihen stark aufräumen. Die Militärbehörden haben nicht verabsäumt, gut eingerichtete Hospitäler bauen zu lassen, aber was nützen alle ärztlichen Vorkehrungen bei einer gelben Fieberseuche? Für die Aufständischen scheint das feuchte Wetter keine Schrecken zu besitzen. Einer sagte mir, jetzt seien vier neue Generale ihnen zu Hilfe gekommen: Juni, Juli, August und September. Ich fürchte, mein Jnsurgentenfreund hat recht, daß die spanischen Truppen in den nächsten Monaten ürchtbare Verluste erleiden werden Der Haß der Kubaner gegen die spanische Herrschaft wird täglich größer , und macht sich auch täglich mehr Luft. Häufig sind die Beschwerden i nicht gerechtfertigt und unvernünftig. Aber der Haß ist so tief, daß eine Versöhnung mit der spanischen Herrschaft, selbst wenn die liberalsten Reformen eingeführt würden, fast undenkbar ist. Man darf nicht vergessen, daß fast jeder Kubaner, wenn er nicht selbst in den Ausstand verwickelt ist, nahe Verwandte besitzt, die nit den Aufständischen im Felde stehen. Seine Sympathien sind deshalb gänzlich bei diesen. Die Thatsache mag nicht angenehm klingen, aber es ist die Wahrheit. In der russische« Presse macht sich einige Empfindlichkeit darüber geltend, daß der chinesische Vicekönig Li-Hung-Tschang, als er vom Kaiser Wilhelm empfangen wurde, die deutsche Armee als „die erste der Welt" bezeichnete. In der „Now. Wremja" wird darüber etwas boshaft mit der Bemerkung quittirt, die Chinesen seien kaum berufen, über andere Armeen, als die japanische zu urtheilen. In Deutschland kann man diese Kritik auf sich beruhen lassen, da nur der chinesische Diplomat selbst für seine Aeußerungen verantwortlich ist, mag er nun wörtlich das gemeint haben, was er sagte, oder sich mit der bei ihm zu Lande üblichen Art von Höflichkeit ausgedrückt haben. An bloßen Worten desselben würde man in Rußland wohl kanm Anstoß nehmen; eher wäre es möglich, daß in den erwähnten Preßäußerungen eine gewisse Unzufriedenheit darüber sich kund gebe, daß man in Peking, wie es scheint, eine Reorganisation des chinesischen Heeres mit Hilfe deutscher Instruktoren ins Auge gefaßt hat. Deutscherseits Kat man nichts gethan, um dies zu erreichen; steht doch auch durchaus dahin, ob für Deutschland Vortheile daraus hervorgehen würden. Aber in Rußland erblickt man in einer derartigen Absicht der Chinesen vielleicht die Tendenz, sicb nicbt einem ausschließlichen Einfluß Rußlands zu überantworten.
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