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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189606028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960602
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-02
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.06.1896
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der! Majors auf 55—54 Jahi one Generale, die ein Kriegskc Boris!« und Verantwortlicher Statthalter der Kolonie sowie jede Befähigung Mr Fortführung dieser Aufgaben verloren hatte.« Der General Major noch bedenklicher in die Zukunft schaute, i ganz besonderen Grund. MS Edel und Boris Der Günstling. Lon B. von der Lancken. (33. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) so hatte das seinen ganz besonderen Grund. sich in seinem Beisein Lebewohl sagten, machte er sich Plötzlich allerlei an dem offenen Fenster zu schaffen und drehte ihnen so lange den Rücken, daß Boris genügend Zeit fand, sein Lieb ans Herz und einen Kuß auf ihre Lippen zu drücken. „Edel, ich danke Dir!" Edelaarde war ernst und nachdenklich geworden. Als sie an Gräfin Sidoniens und Graf Balduins Bildern vorüber kamen, blieb sie stehen und sagte mit traurigem Kopfneigen: „Sie haben Recht, unser Glück liegt noch in weiter nebel hafter Ferne und wir werden viel um dasselbe kämpfen und leiden müssen. Mehr als jene." „Wir!" jubelte Kelling, und seinem lebhaften, heißblütigen Temperament folgend, schlang er den Arm um die Geliebte. „Edelgarde, so willst Du mit mir kämpfen, willst treu zu mir stehen, willst hoffen und glauben, daß wir das Glück erringen — trotz alledem?« „Trotz alledem — auch wie jene,« sagte sie fest. „Sagen Sie dem Oheim, daß Sie mich lieben, daß ich Sie meiner Gegenliebe könne eS nicht auSbleiben, daß die Zukunft eS entschädige. I« Deutschland.wird Niemand im Zweifel darüber sein, waS da mit elsässischem Kapital betriebene Pariser Blatt unter dem „Frieden der Wiederherstellung« versteht. Auch waS unter der „Entschädigung" gemeint ist, ist leicht zu begreifen. Wir sind stets der Ansicht gewesen, daß die bloße Herausgabe von Elsaß- Lothringen an Frankreich keineswegs genüaen würde, um die Bedrohung Deutschlands durch die französische Revanche aufzu heben, sondern daß dies nur durch Wiederherstellung deS früheren militärisch-politischen Prestiges Frankreichs, durch eine» siegreichen Krieg gegen Deutschland geschehen könnte, der unS nicht nur Elsaß-Lothringen, sondern auch die Rheingrenze und ungezählte Milliarden^ kosten würde. Zum Glück wird das Mißverhältniß Garima, Arimondi und Ellena mit 6643 Mann von 10 bis 12*/, Uhr vor dem Rayoberge und auf dem Hügel von Rebbi Arienne, da Bormida endlich mit 3800 Mann von 10 bis 4 Uhr bei Mariam Schawitü kämpften. Belastender ist nach der An klageschrift für den Obergeneral, daß er unter solchen Umständen, daS Unheil noch wesentlich vergrößernd, „uneingedenk seiner Pflicht und Verantwortung, sich mit dem Generalstabschef sozusagen allein nach Adi Caie zurückgezogen hat, ohne einen weiteren Be- „Hm — nicht übel! Und trotz dieser Ueberzeugung seid Ihr Beide schon so einig geworden? Und welche Rolle habt Ihr mir denn bei der ganzen Geschichte zugedacht?« „Zugedacht? gar keine, Onkel Fritz," sagte Edel, bei der in diesem Augenblick die dunklen Schatten, die ihrem Glück drohten, in den Hintergrund getreten waren. „Du wirst selbst am besten wissen, was Du zu thun hast." Trotz seiner Liebe zu Edel und trotz seiner Zuneigung zu Boris übersah der alte Herr nicht, daß sich gergde diesem Herzens bund ungeheure Schwierigkeiten in den Weg stellen würden, und daß den jungen Leuten schwere Kämpfe bevorständen. Alles dies wurde erwogen, ohne daß direkt deS gegenseitigen Verhältnisses zwischen dem Grafen und Boris Erwähnung geschah; der alte Herr wußte auch ohnedies, wie die Sachen lagen und sah keine Möglichkeit eines Ausgleichs. Und wenn der Major no „Edelgarde," begann Kelling nach kurzem Besinnen, „man w»rd Ihnen von mir erzählt haben, daß ich ein leichtsinniger, ver schwenderischer Mensch, ein, wie man so sagt, „recht Toller" bin? Durch mich wissen Sie ja, wie ich über mich denke — ich nehme nichts von dem Gesagten zurück, und lasse Alles gelten, was die Menschen von mir sprechen; denn sie haben Recht, ich war nie ein Heiliger, und habe auch durchaus keine Anlage zu einem solchen! Etwas aber," fuhr er fort, „habe ich immer für mein höchstes Gut und als das theuerste Vermächtniß meiner Ahnen heilig und unbefleckt gehalten, das ist die Ehre, und diese gebietet mir, Ihnen ein offenes Bekenntniß abzulegen, auch auf die Ge fahr hin, Sie selbst und Ihre Liebe für immer zu verlieren. Zugleich aber gebe ich mich und mein Sein in Ihre Hände, bei Ihnen steht es, mich vielleicht vom Hofe zu vertreiben, mich einem Elends zu überliefern." Karl Rudolf empfing seinen Günstling bei dessen Heimkehr wie immer, wenn er einige Zeit ohne ihn gewesen, grämlich und verdrießlich. „Du bist heute schrecklich lange in Steierburg geblieben, Boris," sagte er. * Er lag auf einer Chaiselongne, rauchte Cigaretten und theilte sein Interesse zwischen feinen Windhunden und einem französischen Witzblatt. „Wenn wir nicht hier auf dem Lande, sondern in der Stadt wären, würde ich glauben, ein galantes Abenteuer habe Dich in Anspruch genommen," fuhr er fort. Der Oberstallmeister schwieg. „Ich möchte Dir übrigens einen Rath geben!" begann der Großherzog wieder. „Beschränke Deine Besuche aus der Steier burg, Du erweckst dadurch die Bermuthuna, als ob Dir deS Staatsministers Nichte mehr Interesse einflößt, als für Dich gut wäre." „Königliche Hoheit," sagte Kelling plötzlich, „ich habe ihr heute meine Liebe gestanden, sie erwidert dieselbe und ich werde bei !dem Grafen um sie werben.« (Fortsetzung folgt.) . , , , ihr Geschäft auch nur einigermaßen versteht, wird sie immer in der Lage sein, zu verhindern, daß Frankreich die militärische Beihilfe Rußlands zu einem Kriege gegen Deutschland findet, ohne die es zur Ohnmacht verurtheilt st. Auf russischer Seite ist kein ein einziges Interesse vor handen, welches die Politik des Landes bestimmen könnte, den Franzosen die Kastanien auS dem deutschen Feuer zu holen; im Gegentheil: alle realen russischen Interessen weisen auf ein gutes Einvernehmen mit Deutschland und Frankreich hin. Wenn Ruß land in die Lage käme, zwischen beiden Ländern optiren zu müssen, so würde ihm daS sehr unbequem sein. ES wird also dieser Eventualität so lange wie möglich auSweichen und darin liegt die nächste Bürgschaft dafür, daß sich die russischen Staatsmänner nicht zu irgendwelchen Schritten von französischer Seite drängen lassen, welche die Gefahren einer solcher Entscheidung näher rücken würden. Der Zar wird die französischen Ergebenheitsbezeugungen, um keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, stets huldreich ent gegennehmen und mit platonischen Gegenversicherunaen antworten, aber die russiche Politik — eine der klügsten, weitsichtigsten und zähesten, die wir haben — wird nicht entfernt daran denken, eine Situation heraufzubeschwören, in der Rußland genöthigt wäre, seine eigenen, mit Aufwand von unendlich viel Mühe, Geduld, Geschick und Geld verfolgten Pläne in Asien und sonstwo unter dem größten Risiko aufzugeben, nur um Frankreich zu Liebe sich an einem europäischen Koalitionskriege, dessen Ausgang Niemand vorausberechnen kann, zu betheiligen. In eine günstigere Lage als die jetzige, kann Rußland überhaupt nicht gelangen; denn es kann jetzt ohne irgendwelche Gegenleistung stets auf den unbe schränkten Beistand Frankreichs bei Verfolgung seiner Ziele rechnen und dadurch werden indirekt auch andere Staaten in ihren Entschließungen zu seinem Gunsten beeinflußt. Es wäre von der russischen Politik sehr thöricht, diese äußerst günstige Situation, die in der Hauptsache durch den Verzicht des Grafen Caprivi auf den zweiten russischen Strang auf dem Bogen der deutschen Politik geschaffen worden ist, irgendwie zu zerstören und wir fürchten auch nicht, daß dies geschieht. Bemerkenswerth für den Fortbestand der so ost künstlich verhüllten französischen Auffassung und Verblendung bleibt es aber immerhin, daß ein Pariser Blatt, wie der „Temps", das den gemäßigten Republikanern und den jetzigen Ministern Meline, Hanotaux u. s. w. nahesteht, in nicht mißzuverstehender Weise und Bezugnahme auf Rußland von einem „Frieden der Wiederherstellung" spricht. Während aus Madagaskar in dem der Regierung nahestehenden „Temps" keineswegs günstige Nachrichten voruegen, ist das Kabinett Meline gewillt, die Beziehungen zu der Insel noch wesentlich fester zu gestalten. Ursprünglich wollte die Regierung nicht einmal daSProtektorat über Madagaskar festsetzep, wobei allerdings als leitender Gesichtspunkt insbesondere hervorgehoben wurde, daß die dem französischen Staatshaushalte erwachsenden Ausgaben andernfalls zu sehr anschwellen würden. In einem späteren Stadium entschloß man sich allerdings zu diesem Protek torate, wobei immerhin wie in Tunesien ein allerdings beschränkter fehl z« geben, ohne irgend eine Maßregel zu treffen, wie der Drang der Umstände sie erfordert hätte, so zwar, daß von 12*/, Uhr deS 1. bis zum Morgen deS 3. März der Oberbefehl vollkommen eingestellt war," die einzelnen Kommandanten nach eigenem Er messen handeln mußten, nichts geschah, um den Rückzug weniger verlustreich zu machen und sowohl die Besatzung von Adigrat wie die Behörden in der Kolonie ohne Meldungen und Weisungen blieben. Erst am 3. März um 9 Uhr Morgens, nach einem ununterbrochenen Ritte von 44 Stunden in Adi Caie angelanat, richtete Baratieri um 3 Uhr Nachmittags einen langen Draht bericht an den Kriegsminister, in dem er „in unbedachten Aus drücken und mit unwürdigen Worten Mittheilungen macht, die nicht nothwendig aber nachtheilig, aufregend unangebracht und zumeist unrichtig waren," ein Beweis, „daß er die Lage nicht zwischen Wollen und Können auf französischer Seite immer größer erfaßte und jede Vorstellung von seinen Pflichten als Befehlshaberfund wenn die deutsche Politik ihr Geschäft auch nur einigermaßen Zum ersten Male entschlüpfte sein Name ihren Lippen und zwar mit dem Ausdrucke des Schreckens, der Angst. „Hat Graf Laver Ihnen nie von mir gesprochen?" „Wenigstens nicht in ihrendwie bedeutsamer Weise." „So wissen Sie nicht, daß ich seiner Protektion allein meine Stellung und Alles, was ich bin — es ist freilich wenig genug," setzte er bitter hinzu — „verdanke?« „Nein.« In kurzen Zügen entrollte er ihr die Geschichte seiner Kind heit und seines Lebens und schloß mit den Worten: „Sie werden zugeben, daß ich dem Grafen zu großem Danke verpflichtet bin und daß es mir innerliche Kämpfe kostete, als sich allmählich bei mir eine Ueberzeugung Bahn brach, die mich auf Pfade hinwies, ganz entgegengesetzt jenen, auf welchen der Graf mich zu sehen wünschte.« „Sie sind innerlich ein Gegner meines Onkels?« „Ich bewundere ibn — menschlich steht er mir fern. Jeder überlegenen Größe, jeder festen Willenskraft bei Erstrebung alles Dessen, was gut und für das Gesammtleben nützlich ist, beuge ich mich gern, aber gegen geistige Ueberlegenheit, die zur Herrsch sucht und Willenskraft, die zur Tyrannei ausartet, empört sich mein ganzes Sein, und selbst die Dankbarkeit vermag nicht dies Empfinden bei mir in Fesseln zu schlagen, mich zu seinem willen losen Werkzeug zu machen.« „Und kennt mein Oheim diese Gesinnungen?" „Ich habe mir keine Mühe gegeben, sie hinter gleißnerischem Andersscheinen zu verbergen. Werden Sie nie versuchen, durch meine Liebe für Sie mich meiner jetzigen Ueberzeugung untreu zu machen, mich für die Wünsche des Grasen zu gewinnen?" „Nie, Boris, ebensowenig wie ich den Onkel bestimmen würde, Jbnro srme Gunst wieder zu schenken." versichert habe." „Er wird mir Ihre Hand verweigern." „Das glaube ich selbst, nach dem, was Sie mir gesagt haben. Können Sie als Mann von Ehre nicht anders, als des Oheims Gegner sein, so muß ich mich in diese Tyatsache fügen, wenn sie für mich auch viel Schmerzliches im Gefolge haben wird.« „Und wenn ich unterliege?" fragte Kelling leise. Da brach bei ihr zum ersten Male das ganze heiße Empfinden ihrens Herzens durch, sie warf sich an seine Brust und schluchzte: „Und wenn Du unterliegst, und wenn Alles Dich verläßt, ich, Boris, ich bleibe Dir doch treu und gut!« * * * Dem Major erschien dieses Mal der Besuch im Ahnensaal doch etwas sehr lang ausgedehnt zu werden; er setzte sein Sammet käppchen auf und machte sich schnurstracks auf, selbst nachzuschauen. Als sein Liebling ihm da aber mit thränenfeuchten Äugen und lebhaft gerötheten Wangen entgegeneilte, und der Oberstallmeister eine große Erregung nur mühsam bekämpfte, da wußte er, daß Gott Armor als unsichtbarer Dritter zwischen diesen Beiden ge standen, und daß sich hier die alte und doch ewig neue Geschichte vom Lieben und Geliebtsein wieder einmal abgespielt hatte. Im ersten Momente stand der gute alte Herr aber doch ganz starr und sah schweigend vom Einem zum Andern. Daß in diesem Blicke ein stiller Vorwurf lag, wußte er vielleicht selbst nicht; er wollte Beiden aber auch die Sache nicht zu leicht machen, — ihm selbst war sie nur des Schwagers wegen fatal. „Nanu?" fragte er, zu Edel gewandt, „beweinst Du Deine vor ein paar hundert Jahren verstorbenen Urahnen?" „Nein, Onkel Questenberg," sagte sie, unter Thränen lächelnd, „nein gewiß nicht; aber wir, der Oberstallmeister und ich, wir haben uns, das heißt, er hat — mir gesagt dann die Hand nach Kelling ausstreckend, bat sie: „Boris — helfen Sie mir doch!« „Herr Major, ich habe der Komteß gesagt, daß ich sie liebe.« „So, so, und sie — Edel hing an seinem Hals. Onkel Fritz, ich —!" wird. Die Anklage, die am 10. Mai bei dem Kriegsgericht der erythräischen Kolonie erhoben worden ist, beschuldlgt Baratieri, den verhängnißvollen Angriffsbefehl am 1. März ohne entschuld baren Grund gegeben und den Oberbefehl vor Ende der Schlacht zum Berhängniß der kämpfenden Truppen im Stich gelassen zu haben. Der unglückliche General wird demnach nicht blos der Unfähigkeit, sondern auch der Feigheit geziehen, und ist nicht allein mit mehrjähriger Freiheitsstrafe, sondern auch mit dem Tode durch Pulver und Blei bedroht. Die sehr ausführliche Anklageschrift deS Generalauditors giebt eine zusammenfaffende Darstellung der kriegerischen Vorgänge seit dem Erscheinen des abessinischen Heeres im Süden von Tigre. Nach einem Hinweise auf die mangelhaften Erkundungen, die so gewaltige feindliche Streitkräfte zu völliger Ueberraschung des Afrikakommandos plötzlich an der Koloniegrenze erscheinen ließen, auf die anhalten- den Zweifel BaratieriS an naher und großer Gefahr und auf die Ereignisse von Amba Aladschi und Makalle wird anerkannt, daß cher Obergeneral wohl daran grthan habe, mit seiner in Adigrat versammelten Streitmacht keinen ungleichen Kampf zu wagen, auch nach Verlegung des Kriegsschauplatzes in die Nähe von Adua in der abwartenden Vertheidigungsstellung zu bleiben. Hingegen wird als erster schwerer gegen ihn zn erhebender Vor wurf bezeichnet, daß er, daS mindestens 80000 Mann starke, mit Artillerie und Reiterei versehene, wohlbewaffnete und klug be fehligte, disziplinirte und geschlossene feindliche Heer in unan- oreifbaren Stellungen wissend und die aufs äußerste gestiegenen Verpflegungsschwierigkeiten kennend, sich dennoch zu der Schlacht -eS 1. März entschlossen habe. Es fehlt der Anklage so sehr an jeder Erklärung dieses unbegreiflichen Entschlusses, daß sie an nimmt, Baratieri habe in dem Bewußtsein, daS Vertrauen der Regierung nicht mehr zu besitzen, aus reiner persönlicher Em pfindlichkeit einen unvernünftigen Streich begangen, obschon es ausgeschlossen scheint, daß er von seiner Ersetzung durch Baldissera vor dem 29. Februar Kenntniß erhalten habe. Geradezu eine Täuschung der Regierung wird darin gefunden, daß er noch am letzten Februar, an dem er den Aufbruch der Truppen für 9 Uhr Abends anordnete, also den Plan zum Angriffe gefaßt haben mußte, Nachmittags 4 Uhr nach Rom nichts anderes drahtete, als daß ein Europäer, wahrscheinlich ein Russe, im Lager Meneliks eingetroffen sei, daß der gefangene Lieutenant Sommö von Ailu Mariam gut behandelt werde, und daß seine vier Brigaden 20160 ' Mann stark seien. Da er am 23. wegen der steigenden Transport schwierigkeiten, der Seuche unter den Lastthieren und der Bedrohung der Eiappenwege durch Rebellenbanden bereits eineRückzugsbewegung eingeleitet, am 27. und 28. gemeldet hatte, daß die Verpflegung der Truppen immer schwieriger und eine Aufgebung der Stellung in Entischo bald unvermeidlich sein werde, wenn nicht eine große Zahl Lastthiere aus Italien eintreffe, so konnte die Regierung so wenig wie sonst irgend Jemand ahnen, daß das Operationscorps in der Nacht auf den 1. März sich noch um 25 Kilometer mehr von der Verpflegungsbasis entfernen und, vom Nachtmarsche im schwierigen Gelände ermüdet, ohne Speise und Trank zu einem aussichtslosen Angriffe übergehen werde. Am Schlachttaae hat Baratieri nach dem Zugeständnisse der Anklageschrift Ruhe und Entschlossenheit bewiesen, unablässig seine Befehle ertheilt und feine Person nicht geschont. Jedoch haben die mangelhafte Vor bereitung und Kenntniß des Geländes dazu geführt, daß die Schlacht sich in drei örtlich und zeitlich getrennte Gefechte auflöste und die drei italienischen Heessäulen getrennt dem Stoße der ganzen feindlichen Uebermacht erliegen mußten, indem Albertone mit seinen 4076 Mann von 6 bi- 10 Uhr Morgens bei Abba Baratieri wird deshalb angeklagt, die im 74. und 88. Artikel des Militärstrafgesetzes vorgesehenen Strafthaten begangen zu haben, indem er 1. „aus unentschuldbaren Gründen für den 1. März 1896 einen Angriff auf daS feindliche Heer unter Umständen be schlossen habe, die die Niederlage seiner Truppen unvermeidlich machten und 2. von 12*/, Uhr Mittags am 1. bis 9 Uhr Morgens am 3. März den Oberbefehl im Stiche gelassen und dessen Weg fall während dieser Zeit verschuldet habe, indem er zu schwerem Nachtheil deS Heeres unterließ, irgend eine Weisung zu geben, einen Befehl zu ertheilen oder eine Maßregel zu treffen, die die Umstände zur Pflicht machten, um die Folgen der erlittenen Niederlage abzuschwächen.« Die römische „Tribuna" erhält hochinteressante ausführliche Depeschen mit Berichten des aus dem abessinischen Lager zurück gekehrten Majors Salsa, den der Negus, obschon er Parlamentär war, lange Wochen hindurch als Geisel zurückaehalten hatte. Salsa, der Zeit und Gelegenheit hatte, das Heer Meneliks aufs genaueste zu studiren, veranschlagt dasselbe, wie der „N. Fr. Presse" berichtet wird, auf 150 000 Mann mit Hinterladern, ferner 70 000 Mann Troß mit 100 000 Maulthieren. Als Besatzung der Provinz Schoa seien 80 000 Mann zurückgeblieben. Die abessinischen Verluste bei Abba Carima betrugen 5000 Tobte, 10 000 Verwundete. Die gefangenen italienischen Aerzte kurirten allein 7000 abessinische Verwundete. An der Schlacht bei Abba Carimanahmen nur 80 000 Abessinier Theil. 30000 Mann waren auf den Hügeln von Abba Carima als Reserve geblieben, um im kritischen Augenblicke über die Italiener herzufallen. In den früheren Kämpfen vor Abba Carima ber Amba-Aladschi und Makalle habe der Verlust der Abessinier 7000 Todte und 10000 Verwundete betragen. Die nach Äbessinien zurückkehrenden Truppen waren noch reichlich mit Munition versehen, so führte Menelik allein 1700 mit Patronen beladene Maulthiere mit sich. Die Änzahl der italienischen Gefangenen beträgt 1800 Soldaten und über 150 Offiziere. Wie man dem Major Salsa versicherte, wurde die abessinische Artillerie bei Abba Carima von dem fran zösischen Offizier Clochette kommandirt. Der französische Kriegsminister bereitet laut einer telegraphisch übermittelten Meldung des „Matin" einen Gesetzentwurf vor zum Zweck der Verjüngung der Offizierkadres. Die Altersgrenze soll um 1—2 Jahre herabgesetzt werden; die Altersgrenze für Divisionsgenerale soll auf 64 oder 63 Jahre, die der General- / / hre und die äußerste Altersgrenze für Generale, die ein Kriegskommando innehaben, auf 68 Jahre fest gesetzt werden. Diese Maßnahme soll zugleich dazu benutzt werden, um den Rang von Korpskommandeuren zu schaffen. Die „Hamb. Nachr.« schreiben: In einem Artikel des Pariser „Temps" zum russischen Krönungsfeste wird u. A. gesagt, der Friede, den Frankreich in Uebereinstimmung mit Rußland wünsche, sei kein träger Friede mit bloßer Abdankung und Entsagung, sondern ein thätiger Friede; die Kraft der französischen Armee sei ein Element dieses „Friedens der Wiederherstellung" (paix räparatries). Wenn Frankreich sich dieser Aufgabe hingebe, so Einfluß der eingeborenen Herrscherfamilie, auf Mcwagaskar also der Howas, nicht ausgeschlossen gewesen wäre. Nach den gestern eingetroffenen telegraphischen Meldungen auS Paris soll nun ' - > Sie verbarg ihr glühendes Gesichtchen an seiner SchqAr. Ueber die verwitterten Zuge deS alten Questenberg zuckte es ganz seltsam. — „Weiß schon, weiß schon," flüsterte er, ihr daS Haar streichelnd, „Habs mir beinah gedacht: ist nur wegen des Alten — xaräon! wegen meines Schwagers. Haben Sie sich wohl überlegt, Herr Oberstallmeister, was er dazu sagen wird?« „Er wird „Nein" sagen," riefen BoriS und Edel wie auS einem Mund.
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