Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189604051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960405
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-05
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 05.04.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A. Anlage zum Areiöerger Anzeiger und Hageßkatt. 1896 Sonntag, de« S. April W79 ornehmhett Macht entgegenzutreten." Frankreich trat sehr bald den diplomatischen Rückzug an, so daß es nicht nothwenoig wurde, die kühnen Entwürfe Moltkes zu verwirklichen. Für den großen Feldherrn und Patrioten ist dieses Dokument aber so bezeichnend, wie wenig andere, aus seiner Feder hervorgegangene Schriftstücke. Berg- und Hüttenwesen. X Aus Brüx 1. April wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Vor wenigen Tagen erst wurde berichtet, daß sich in Brüx die Besorg niß geltend macht, es werde mit den bisher erfolgten Rutschungen des Gelübdes sein Bewenden nicht haben; die Stichhaltigkeit dieser Besorgniß scheint sich in neuesten Ereignissen erweisen zu wollen, und zwar in ungleich weiterem Maße, als man früher-anzu nehmen geneigt war. Eine vertrauliche Mittheilung eines jene» Landwirthe, die sich der im letzten Berichte erwähnten landwirth- schaftlicheu Bewegung angeschlossen haben, berichtet, daß schon seit mehreren Tagen sich der Damm der Aussig-Teplitzer Eisenbahn zwischen Mariaschein und Karbitz, in nächster Nähe des Ortes Sobochleben in Folge des in der Nähe befindlichen Kohlenab baues der Brüxer Bergbaugesellschaft derart gesenkt hat, daß die verkehrenden Züge nur langsam über die bedrohte Stelle hin- wegfahreu konnten. Seit dem 27. vor. MonatS hat sich die Gefahr vergrößert, und Tags darauf wurde der Verkehrs auf dem südlichen Geleise — die Aussig-Teplitzer Bahn ist doppel geleisig — gänzlich eingestellt. Man hatte mit der Aushebung der gesenkten Stellen sofort begonnen, doch kam am 29. März früh eine derartig starke Rutschung vor, daß das südlich gelegene Geleise aus mehrere Meter weit in der Luft hing und stch auch das andere Geleise merklich senkte. Der an dieser Stelle fünf bis sechs Meter hohe Eisenbahndamm wird zweimal unterfahren; einmal von der Aerarialstraße, einmal von dem Sobochlebner Mühlbache; jede dieser beiden Dammwölbungen zeigt erhebliche Risse. Alles das wird erst durch die Mittheilung des obenge nannten Landwirthes bekannt, ebenso der Umstand, daß die lang same, aber nicht ganz gefahrlose Rutschung schon vor mehr als einem Jahre ihren Anfang genommen hat und stets durch Auf- * Ueber die große Rolle, die der Käse im Leben der Bevölke» ung von Zermatt spielt- erzählt ein Mitarbeiter der „N. Z. Z.": Die Häuser der Zermatter sind nicht ohne die Poesie alter EM« und nicht ohne sinnbildliche Heiligthümer. Die sinnbildlich« Rolle ftnelt nicht, wie anderwärts, daS Brod, sondern der Käse, jener Käse der so hart ist, haß man ihn mit dem Beil zertrümmern und mit den schärfsten Messern schaben muß. Die Vornehmheit des Geschlechts wird nach dem Alter der Käselaibe geschätzt, die es aufweisen kann, und je lieber, je vornehmer der Gast ist, der ins Haus tritt, mit desto älterem Käse wird er in der Aufwartung geehrt. Es soll Häuser geben, die Käse aus der Zeit vor der französischen Revolution besitzen, aber nur bei höchst feierlich« Gelegenheiten, bei Gehurt, Hochzeit und Tod wird davon ge- s nosseN. So viel Bubest und Mädchen im HauS, mindestens so viel Käse auf dem Laden, denn bei der Geburt jede- KindeS wird ein Laib bereitet, der den Namen des neuen Weltbürger- txägt. Zum ersten Male wird er angeschnitten wenn dieser Hoch zeit hält. Dann essen alle Gäste ein Stück von den Käselaib« des Bräutigams und der Braut, damit die Ehe mit Fruchtbarkeit und Frieden gesegnet werde. Und den Rest ißt man in freund schaftlichem Andenken und redlichem Trauern, wenn sich d«G Grab über dem Besitzer geschlossen hat. Man sieht, die Zermatt« sprechen nicht durch die Blume, sondern durch den Käse. Selbst das Jawort der Braut wird durch ein Stück dieses Symbol- ge geben. Wollen nämlich in Zermatt Burschen und Mädchen Liebesleute werden, so bittet jener den Vater des Mädchen- um die Erlaubniß, am Sonntag mit der Familie essen zu dürfe«. Ein Abschlag wäre eine Beleidigung, bedeutete lebenslängliche Todfeindschaft. Kommen darf der Bursche schon, aber die bange Frage der Beiden, die zusammenstreben, ist nun: Wird der Vater Käse aufwarten? Man sitzt am Tisch, der Alte, ein Patriarch, verräth seine Entschließungen nicht, er lenkt das Gespräch auf alles Mögliche, nur nicht auf das, was die Herzen am heißest« fragen, und'er dehnt die Mahlzeit, so lange es irgend die Sitte erlaubt. Warum steht er'-nicht auf? — Soll der Liebste unae- tröstet fort, soll ihm das 'Mittagsessen ohne Käse sagen: „Wir wünschen Dich nicht als Schwiegersohn!" Nein, dys Äuge der Mutter fleht nicht umsonst. Langsam, feierlich holt d« Vater den ältesten Käselaib des Hauses hernieder vom Schräg«, zertrümmert ihn, reicht dem Burschen und dem Mädchen «l» Stück, und wenn sie gegessen haben, sind sie Verlobte vor d« Gewalten der Erde und des Himmels. Und nach ihnen efs« alle vom heiligen Käse und trinken vom ältesten Walliser Wei», damit die Freundschaft unter den Familiengliedern gedeihe. * Reichberathe». Ein Freund der „Münchener Reuest« Nachrichten" hat sich die Mühe gemacht, alle die Rathstitel auf- zuzählen, die es in unserem deutschen Vaterland heutzutage giem. Darnach ist, ohne die „geheimen" oder „wirklichen geheim«" Abarten der Räthe zu berücksichtigen, Deutschland wirklich wohl-, oder vielmehr reichberathen. Man höre! Es giebt: Aufsicht--, Amtsgerichts-, Amts-, Archiv-, Armenpflegschafts-, Berg-, Berg amts-, Bergkommissions-, Bau-, Botschafts-, Kabinetts-, Kom- merzien-, Kommissions-, Domänen-, Distrikts-, Eisenbahn-, Finanz-, Forst-, Geheim-, Gemeinde-, Geistliche-, General-, Te- uerallandschafts-, Gerichts-, Hof-, Intendantur-, Justiz-, Kammergerichts-, Kanzlei-, Kirchen-, Kriegs-, Kreis-, Lam» gerichts-, Land-, Landes-, Legations-, Landschafts-, LandeSöko- nomie-, Medizinal-, Magistrats-, Ministerial-, Oekonomie-, Ober landesgerichts-, Oberregierungs-, Oberstiftungs-, Oberjusti», Oberbau-, Oberrechnungs-, Post-, Polizei-, ReaierungS-, Rech- nungs-, Reichs-, Rechts-, Saliueu-, Staats-, Steuer-, Schul-, Stadt-, Stifts-, Stiftungs-, Stabs-, Studien-, Turn-, Dor- tragende-, Vermessungs- und Verwaltungs - Räthe! Und um zu zeigen, daß trotzdem alle diese Räthe nicht genug rathen können, giebt es auch noch „Wirkliche" Räthe. müssen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Frankreich seinen Angriff durch Belgien führen sollte. Es würde dadurch in Konflikt mit England gerathen und müßte sich durch Besetzung deS Landes uno vor Antwerpen sehr wesentlich schwächen. Eine Invasion Süddeutschlands würde nicht direkt zum Ziel führen, da sie Preußen (zunächst unerschüttert und ohnehin die deutschen Heere in der Flanke ließe. Ohne Zweifel würde das französische Angriffsheer zwischen Luxemburg und Rastatt hindurch direkt in daS Ländergebiet ein dringen, dessen Besitz es anstrebt. Unsere Rheinfestungen, deren sofortige Armirung selbst verständlich, sind daher zunächst nicht bedroht, und es dürfte gerechtfertigt fein, die gesammte Streitmacht, welche Deutsch land gegen Frankreich ausbieten kann, zwischen Main und Neckar zu versammeln. Sosern die Zeit zur Vereinigung den selben in der Pfalz nicht mehr gegeben ist, kann der Angriff hinter dem Rhein erwartet werden, denn dick bloße Besetzung des linksrheinischen Landes sichert den Franzosen nicht den Besitz desselben. Sie werden sich der Nothwcndigkeit uicht entziehen können, den Strom an gesichts des Vertheidigers zu überschreiten, und müssen sich dabei durch Einschließung von Luxemburg und Saarlouis, durch Beob achtung gegen Koblenz, Mainz, Germarsheim, Landau und Ra statt schwächen. Im Allgemeinen läßt sich daher übersehen, daß der Krieg gegen Oesterreich in dessen augenblicklicher Schwäche und Frank reich zugleich mehr in defensiver Weise zu führen sein wird, doch aber in Rücksicht auf die großen, zu erreichenden Zwecke nicht zu scheuen ist. Selb stein nicht überall ganz glücklicher Ausgang würde für alleZukunft Deutschland um Preußen versammeln,währenddiefreiwillige Abtretung auch des kleinsten deutschen Gebietes die künftige Führerschaft Preußens ausschlösse. Gelingt es, den Frieden mit Oesterreich in den nächsten Tagen abzuschließen, so würde sicherlich Frankreich vorerst von allen Forderungen Abstand nehmen; es könnte keinen ungünstigeren Augenblick als den jetzigen zum Kriege wählen. Dann würde es darauf ankommen, Norddeutschland schnell zu konsolidiren, um späteren Gefahren von Westen und Osten her mit genügender Zivei Armeekorps mittelst Eisenbahn über Oderberg—Berlin— Köln, ein Armeekorps mittelst EisenMhn über Dresden—Leipzig— Kassel, und die Elb-Armee, das Bündniß mit Süddeutschland vorausgesetzt, auf den zwei Schienenwegen Eger-Würzburg-^ Frankfurt a. M. und Pilsen—Nürnberg—Stuttgart—Bruchsal können, wenn die Transporte am 22. August beginnen, bis zum 9. September in der Stärke von 150000 Mann bei Mainz und Mannheim eingetroffen sein, wodurch dann die dortigen preußisch norddeutschen Truppen auf eine Totalstärke von 240 000 Mann gebracht sein werden. 15 000 Mann Linientruppen würden für Mainz abzurechnen sein, dessen ausschließlicher Besitz in den Verhandlungen mit den Süddeutschen vor Allem gesichert werden muß, ferner noch un gefähr ebenso viel Feldtruppen für Saarlouis, Koblenz, Köln, Wesel und Luxemburg. . Es verbleiben dann noch über 200 000 Mann und mit Hin zurechnung der Süddeutschen nahe an 300 000 Mann als Ope rations-Armee gegen Frankreich disponibel. Bei Berechnung dieser Resultate liegen indessen folgende Vor aussetzungen mit zu Grunde: a. daß Preußen das alleinige Besatzungsrecht in Mainz aus übt, um diesen Platz gegen jeden französischen Handstreich als ge sichert ansehen zu können; b. daß die Regierungen in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt ihre Eisenbahnen und deren Ma terial für die erwähnten Transporte der Elb-Armee uns zur Verfügung stellen; v. daß die bayrischen Truppen schon jetzt eine Ausstellung etwa an der württembergischen Grenzenehmen, um in der Lage zu sein, mittelst Fußmarsches nach 10 Tagen am Rhein ein treffen zu können. Bei dm üvrigen süddeutschen Kontingenten ist, wenn sie in ihrem betreffenden, heimathlichen Staate stehen, auf ein solches Eintreffen innerhalo jener Frist immer zu rechnen. Es würde bei den Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten auf diese drei Punkte mit Bedacht genommen werden MMe im Jahre M6. Soeben hat die kriegsgeschichtliche Abtheilung deS Großen Generalstabes „MoltkeS militärische Korrespondenz. Aus den Dienstschriften des Krieges 1866'^ (Verlag von E. S. Mittler and Sohn) berauSgegeben. Daß diese Veröffentlichung, welche ille Vorbereitungen zu dem Kriege gegen Oesterreich und in Deirtschland, sowie diesen selbst betrifft, jetzt erfolgen kann, ist ein Zeugniß dafür, wie völlig die Verhältnisse, aus denen der Krieg von 1866 entsprang, der Vergangenheit angehören. Diese Schrift stücke versetzen uns aufs Anschaulichste zurück in die Zeit, da die Würfel über die deutsche Einigung noch nicht geworfen waren. Seit 1860 seh« wir den großen Strategen in Denkschriften mit dem etwaigen Aufmarsch der Armee gegen Oesterreich beschäftigt; ün Winter 1865/66 entwirft er die Kriegsoperationen, im März den Vertrag mit Italien. Bewundernswerth behält er alle polifischen Kombinationen stets im Auge und paßt ihnen die militärischen Maßregeln an; mit einem Blick umfaßt er die ganze Weltlage, und mit genialer Klarheit kennzeichnet er die Fölgen und Entschlüsse, die sie auferlegt. Die Kriegsvorbereit ungen umfassen 52 Schriften von der Hand des Generals von Moltke; 67 gehören der Periode der Mobilmachung und dem Aufmärsche an; auf den Gang des Krieges in Böhmen beziehen sich 85, auf den Feldzug in Westdeutschland 100 Nummern; die Zeit der Friedenshandlungen erhöht die Gesammtsumme auf 804 Nummern. Wohl daS größte historische und biographische Interesse bietet unter den vorliegenden Schriftstücken eine Denkschrift Moltkes an BiSmarck vom 6. August 1866 dar. Frankreich hatte nach den unerwarteten preußischen Erfolgen Miene gemacht, sich einzu mischen, und sofort entwarf Moltke den Plan für den etwa noth wendig werdenden gleichzeitigen Krieg gegen Oesterreich und Frankreich, wobei er mit Sicherheit auf die patriotische Mitwirkung Süddeutschlands, trotz des soeben erst beendeten Kampfes zwischen den deutschen Staaten, rechnete. Die Denkschrift lautet wie folgt: An den , Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck-Schönhausen. Berlin, den 8. Slugust 1866. „Euerer Exzellenz gestatte ich mir ein kurzes ExposS über wsere militärische Stellung zu Frankreich im gegenwärtigen Augenblick anliegend ganz ergebenst zu überreichen, indem ich dHei bemerke, daß nach diesseitiger Berechnung Frankreich eine H>erattons-Armee von 250000 Mann nicht wohl früher als in 26 Tag« zwischen Metz und Straßburg versammelt haben kann. ES ist offenbar von größter Wichtigkeit, so bald wie möglich zu einem definitiven Abschluß mit Oesterreich zu gelangen, um gegen Osten und Westen freie Hand zu haben, wenn unsere Nach bar» die Frucht eines siegreichen Feldzuges uns zu verkümmern suchen sollten. Bei den Verhandlungen in Prag kann es daher am wüergeordnete Bedingungen nicht ankommen, sondern wesent lich darauf, in kürzester Frist die in Böhmen und Mähren auf- gestellte» Truppen wieder verfügbar zu machen. Sm nächsten liegt wohl die Möglichkeit, daß Frankreich Ge bietsabtretungen fordern könnte, welche unvereinbar wären mit der Preußen zugefallenen geschichtlichen Aufgabe, das ganze Deutsch- Ia»d zusammenzufassen und zu schützen, einer Aufgabe, zu deren Lösung der wichtigste Schritt eben jetzt gethan ist. Gegen eine solche Anmaßung Frankreichs, wikde der Krieg im ganzen außerösterreichischen Deutschland populär sein. Es kann kaum zweifelhaft sein, daß gegen Herausgabe des größten Theiles oder selbst des ganzen von uns besetzten Gebietes südlich des MainS eine Allianz gegen Frankreich mit den süddeutschen Staaten zu erlangen ist. Es würde in diesem Fall das neue Bundes- verhältnitz nicht blos mit Nord-, sondern mit Ganz-Deutschland M Leben treten. Die süddeutschen Kontingente würden in ihrer gegenwärtigen Kriegsbereitschaft und derzeitigen Aufstellung binnen 8 bis 10 Tagen in der Stärke von etwa 80 000 Mann bei Mannheim zu versammeln sein. In derselben Zeit würde unsere Mainarmee durch Fußmarsch, das 2. Reservekorps, je nachdem eS vorläufig noch bei Nürnberg verbleibt oder schon jetzt nach Würzburg in Marsch gesetzt wird, mittels Eisenbahn oder Fuß marsches sich um Mainz mit etwa 90 000 Mann konzentriren. Keinenfalls kann Frankreich in so kurzer Zeit ein Offensivheer versammeln, welches stark genug wäre, diesen ersten Aufstellungen gegenüber den Rhein an irgend einem Punkte zu überschreiten; und wenn der Friede mit Oesterreich geschlossen, so ist es nur eine Frage der Zeit, wie schnell eine der französischen völlig ge wachsene Truppenmacht im Westen konzentrirt sein kann. Die Bedingungen für einen Krieg des französischen Kaiserthums gegen das siegreiche Preußen und das gesammte deutsche Volk eben in diesem Augenblick erscheinen sowenig günstig, daß derselbe wobl nicht gewagt werden wird, ohne daß eine Verständigung mit Oesterreich über Fortsetzung des Kampfes bereits stattgehabt hätte, welche dann freilich den Friedensabschluß vereiteln müßte. Es ist daher nöthig, diese Eventualität vom militärischen Standpmckt ins Auge zu fassen. Da Italien vertragsmäßig nicht ohne uns Frieden schließen dach so würde Oesterreich mindestens den größten Theil seiner Südarmee wieder jenseits der Alpen zurückführen müssen, wie dies auch jetzt schon geschehen zu sein scheint. Es könnten dann .noch etwa 150 000 Mann an der Donau gegen uns aufgestellt bleiben, welche zum größten Theil schon durch die Gefechte im Juni und Juli dieses Jahres tief erschüttert sind. Dennoch glaube ich nicht, daß wir bei gleichzeitigem Kriege mit Frankreich die Offensive gegen Wien fortsetzendürfen, da diese, wenn sie nicht an der Donau zum Stehen kommen soll, unsere ganze Macht in Anspruch nimmt. Allerdings können wir in acht Tagen an der Thaya 160 000 bis 180 000 Mann versammeln und damit voraussichtlich eine neue Schlacht gewinnen, wenn die Oesterreicher über die Donau vorgehen. Es ist aber nicht wahr scheinlich, daß sie dies thun, sondern sie werden defensiv hinter oem Strom abwarten, bis die französische Kooperation wirksam wird. Der Waffenstillstand ist auf vier Wochen ohne Kündigung abgeschlossen, diese Frist genügt für die französischen Rüstungen, und wenn zwar diese auf unserer Seite bereits vollendet sind, so bedürfen wir doch Zeit, um unsere Heere von der Donau an den Rhein überzuführen. Sollte daher Oesterreich bei den Verhandlungen in Prag un- erwartete Schwierigkeiten erheben, so wird daraus auf ein Bündniß Hit Frankreich zu schließen, unsere Militärmacht aber nicht in Böhmen zu verstärken, sondern sofort nach dem Rhein zu trans- voninn sei«. - vier Armeekorps, gegen 120 000 Mann, werden genügen, um in der Gegend von Prag eine auf das befestigte Dresden basirtt Defensive erfolgreich durchzuführen. —- ! schüttungen ausgebessert wurde. Die südlich knapp an dem Bahn körper in Folge Bruchkaues entstandenen ausgedehnten Wasser flächen dürften, da an dieser Stblle der Untergrund auS leicht löslichen Letten besteht, weitere Rutschungen veranlassen, so daß leicht der Bahnverkehr eine störende Unterbrechung erfahr« kann. Noch ernster aber ist die Thatsache, daß auch an anderen Stell« des nordwestlichen Bmunkohlenbeckens die Folgen des Kohl«» abbruches zu Tage traen. Wenn man erwägt, daß die Station Mariaschein etwa sechs Bahnstationen von Brüx entfernt ist, so läßt sich mit Leichtigkeit daraus schließen, daß sich die Art deS Kohlenabbruches an anderen Stellen des mächtigen Kohlenbecken- bisher ebenso sorglos vollzog wie in Brüx, und daß da- Ab bruchgelände der Brüxer Bergbaugesellschaft nicht nur in der Gegend von Brüx in der ausgiebigsten Weise unterminirt ist. Derartige, als Anzeichen sehr bedeutsame „Rutschungen" werd«, wenn sie draußen auf der Strecke vorkommen, durch Aufschüttung oberflächlich wieder güt gemacht und vor der Oeffentlichkeit streng geheim gehalten, um dm zeitraubenden behördlichen Kommission« zu entgehen. Wenn d e Richtung solcher Rutschungen etwa- ge nauer überwacht würde, könnte vielleicht manches kleine oder große Unheil vermieden werden. Bergbaugesellschaften und Bahn« aber haben ein Interesse daran, den Erhebungen der Kommis sionen so viel als thunlich auszuweichen, und so werd« diese kleinen aber zumeist -untrüglichen Anzeichen größerer Erdbewe gungen ganz außer Acht gelassen, bis eine Katastrophe wie j«e in Teplitz und neuerdings in Brüx, die interessirten Theile zwing«, sich mit ihren Unterlassungssünden zu beschäftigen. Dann Wird natürlich, wie in Brüx, jede Schuld der Bergbaugesellschast ent« schieden in Abrede gestellt, wohl gar von Fachleuten bestritt«, oaß überhaupt je irgend welche Rutschungen vorgekomm« seien. Und doch stehen z. B. in der Sobochlebner Kirche, die dem Ein» stürz nahe ist, und in anderen sehenswerthen Wahrzeichen die stummen aber beredtey Zeug« da für die sorglose Wirthschast, die seit Jahrzehnten uyter der Erde so eifrig betrieb« wird. X Die Liquidatoren der Begräbnißkasse deS aufgelöst« Berbandes sächsischer Berg- -und Hüttenarbeiter t« Zwickau haben eine neue Begräbnißkasse „Glückauf" errichtet. Letztere hat 13500 Mitglieder und das Vermögen der aufgelöst« Kasse, etwa 100000 Mk., aber auch die Verpflichtung« gegen die Mitglieder der letztere^ Kasse übernommen. — Die durch Hoch wasser der Mulde, bez.^ durch ungenügend« Schluß der Damm lutten überschwemmte Werksbahnanlage des ForstschachteS ist durch Pumpwerke rc. wieder, freigelegt worden. Der Kohlenversaüdt konnte wieder beginnen. Verschiedenes.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)