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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189603151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960315
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-15
-
Monat
1896-03
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.03.1896
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. S SS. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Stadttheater. Zum Benefiz für die Soubrette unseres Stadttheaters, Frl. Elsa Werner, ward gestern Abend die lustige Gesangsposse von W. Mannstädt „Das Schützen- iS'l" aufgeführt. Die Benefiziantin hat mit dem Stücke — äußerlich betrachtet — eine gute Wahl getroffen. Bei der gestrigen Aufführung herrschte Stimmung sowohl auf Seiten des Zublikums als bei den Darstellern. Es wurde auf der Bühne flott und lebendig gespielt und im Zuschauerraum herzlich ge lacht und lebhaft applaudirt, sogar wiederholt bei offener Szene. Der unbedingt für den Erfolg eines jeden Stückes nöthige Rapport zwischen Publikum und Künstlern war in hohem Maße vorhanden. Es hatte dies einestheils seine gute Ursache darin, daß bei der Aufführung dieser drolligen Verwechselungs-Posse die meisten Darsteller in ihrem Fahrwasser waren, in einem Fahrwasser, in dem sie nicht zu „schwimmen" brauchten, sich viel mehr auf ihre Eigenart und sich selbst verlassen durften. Zum anderen Theil ist aber der Erfolg des Abends der trefflichen Regie des Herrn NergeS und seinem eigenen Spiele zu danken. Herr Nerges war ausgezeichnet als alternder, theilweise verliebter, weil junggeselliger Rentier Stöpsel, Besitzer eines vierstöckigen Hauses mit Gas- und Wasserleitung nebst Telephvnanschluß und leider gesegnet mit einem bedauernswerth umfangreichen aufdringlichen Familien anschluß. Sogleich neben Herrn Nerges sei die Benefiziantin genannt, die als ehemalige Münchner Bierhebe Liesel Grin zinger, der Gläser Vielfassende, der Lieder oft singende, ober bayrisch plauschende Maid wie eine Erinnerung an eine ange nehme Sommerreise aussah. Der Benefiziantin wurden denn auch neben dem lebhaften Beifall wiederholte Anerkennungen in Gestalt von Blumenspenden zu Theil. Dann sei weiter der gelungenen Darstellung des traurigen Musikers Brummer, der aus dem Dusel nicht herauskommt, durch Herrn Schneider und des geistreichen Faktotums Putzke des Herrn Sichel gedacht. Herr Rudolf gab den an chronischen Schwindelansällen leiden den Geschäftsreisenden Felix Brause mit „Jeist und Jrazie". Recht gediegene Leistungen boten ferner Herr Neumann als junger Arzt vr. d. Mts., Pardon: März! und Herr SchybilSki in der Rolle des Referendar Schützenliesl, Pardon: Wern« ! Von den Damen ragten Frau von Glotz al» Muhme Staudigl, Frl. Eckert als Murmel-Hedwig und Frau Baum als Murmel- Mama hervor. Da» Hau» war sehr gut besucht. " Berg- und Hüttenwesen. -- Nach den Bestimmungen des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873 soll der Gesammtbetrag der Nickel- und Kupfer münzen 2 V» Mark für den Kopf der Bevölkerung, somit nach der 1890er Volkszählung rund 123'/, Millionen Mark, nicht übersteigen. Bis Ende Januar sind nach Abzug der wieder eingezogenen Stücke erst ca. 65'/, Millionen hergestellt worden, demnach würden noch nahezu 58 Millionen ausgeprägt werden dürfen. Da von dem zuletzt im Jahre 1892 ausgeprägten Be trage von etwa 2 Millionen Mark Fünfpfennigstücken nur noch 188 312 Mark zur Verfügung stehen, so hat der BundeSrath mit Rücksicht auf die fortdauernden erheblichen Anforderungen des Verkehrs beschlossen, einen weiteren Betrag von Fünfpfennig stücken in Höhe von etwa 2 Millionen Mark ausprägen zu lassen und die Prägung nach den bestehenden Bestimmungen auf' die einzelnen Münzstätten zu vertheilen. Wie in dem Nachbarorte Oelsnitz, so soll auch in Gersdorf, Bez. Zwickau auf Anregung einiger patriotisch gesinnter Arbeiter ein „Verein königstreuer Bergarbeiter" in» Leben gerufen werden. Wie verlautet, haben sich schon über 70 Arbeiter bereit erklärt, diesem Vereine beizutreten. Wie aus Zwickau gemeldet wird, brachte in Gera die Polizei kürzlich eine Bestie in Gestalt der dreißigjährigen Wirthschafterin Rosa Bilka, die bei dem Einwohner Reinhold in Gera die Er ziehung der Kinder übernommen hatte, in Haft. Reinhold ist Wittwer und oft von Gera abwesend. Das Weib hat sich in der rohesten Weise gegen die 4- und 7 jährigen Kinder vergangen und sie so arg mißhandelt, daß die Polizei einschreiten mußte. Die Kinder haben sich in den kalten Nächten, nur mit dem Hemd bekleidet, ans die Stubendielen legen müssen, und in Folge der Behandlung derartige Furcht vor der Person bekommen, daß sie nicht den Muth hatten, dem Vater ihre Noth zu klagen. Unter Anderem wird das Weib beschuldigt, dem einen Jungen, der die Schule besucht, oft so viel Speisen in den Leib gezwungen zu haben, daß sich der bcdauernswerthe Knabe erbrach, worauf er die ausgeworfenen Speisen wieder verzehren mußte. Einen Aufenthalt von 10 Minuten hatte am Dienstag der Zug, welcher von Leipzig nach Zwickau verkehrt, in Crimmii- chau '/,2 Uhr Nachts aus einem eigenartigen Grunde: auf telegraphische Anweisung sollte eine Frau verhaftet werden, welche in Gesellschaft eines Liebhabers unter Mitnahme von 5000 Mk. durchgebraunt war und in jenem Zuge vermuthet wurde. Es fand sich auch die der Beschreibung nach richtige Dame mit einem Herrn vor. Die Dame aber hatte es sich so bequem gemacht, daß die Vervollständigung ihrer Toilette zehn Minuten in An spruch nahm und dann erst der Zug weiter fahren konnte. Die Dame und ihr Begleiter mußten nun nach Nummer Sicher wandern. Dort aber soll es sich herausgestellt haben, daß man — nicht die Richtige erwischt hatte. Auch in Treuen 1. V. trägt man sich mit der Absicht, ein Bismarck-Denkmal zu errichten und zwar ist als Platz der Teich platz dazu ausersehen worden. Auch ein künstlerisches Modell ist bereits ausgcwählt. Nach Beschluß beider städtischen Kollegien in Sebnitz gelangen in nächster Zeit hier 2 Stellen und zwar diejenige eines Stadt- kassirers mit einem jährlichen Gehalt von 1800 Mk. und 100 Mk. Zählgeld sowie die eines Stadtkassen-Kontroleurs mit einem Gehalt von 1000 Mk. zur Ausschreibung und Besetzung. ' Am Donnerstag wurde das physikalische Institut der Technischen Hochschule zu Dresden abermals durch hohen Besuch ausgezeichnet. Um 7 Uhr Abends trafen Ihre königlichen Hoheiten Prinz Georg, Prinz Friedrich August und Prinz Johann Georg nebst Frau Gemahlin, sowie Prinzessin Mathilde in Begleitung der Damen und Herren ihres Hofstaates im Institute ein, um einem Experimental vortrage des Herrn Geh. Hofrathes Prof. vr. Toepler über die Röntgenschcn X-Strahlen beizuwohnen. — Das erste sogenannte „Tankschiff" traf Donnerstag Vormittag in Dresden auf der'Elbe ein, und es wurde trotz des Hochwassers Nachmittags mit dem Entleeren desselben in die „Tanks" der Deutsch-amerikanischen Petroleum-Gesellschaft begonnen. Wegen des Hochwassers mußte eine regelrechte Schiffbrücke für die Schlauchleitung geschaffen werden, durch welche mittels einer auf dem Uferrand stehenden Dampfmaschine das Oel gepumpt wird. Diese Schiffe unter scheiden sich äußerlich nur wenig (durch eigenartigen Anstrich) von. den gewöhnlichen Elbschiffen, der ganze Laderaum besteht jedoch hier aus 16 großen eisernen Kasten, die unter einander mittels gut verschraubter Rohrleitungen verbunden sind. Feuers gefahr besteht somit weniger als beim Transport in offenen Barrels. Da oie Ladefrachten durch diesen Massentransport erheblich ver ringert werden, dürfte dies eine für die Konsumenten günstige Preisbildung zur Folge haben. Der Gesammtinhalt dieses Kahnes beträgt rund 11600 Zentner (180 000 lex) Petroleum, doch wird in diesen Tagen ein größeres Schiff erwartet, welches nicht weniger als 22 000 Zentner (1100 000 kx) Oel faßt. — Im Verfolg ihrer Lohnbewegung hielten die Buchdruckergehilfen Dresdens am Donnerstag Abend im „Trianon" eine sehr stark besuchte Ver sammlung ab, um das Referat über die am 11. d. M. in Leipzig zwischen Prinzipalen und Gehilfen gepflogenen Erörterungen ent gegen zu nehmen bez. hierzu Stellung zu fasse». Als Resultat Vieser Leipziger Verhandlungen ist eine Resolution beschlossen wachen, wonach nach Erledigung der Wahlen u. s. w. am Verschiedenes. * Aus dem Riefengebirge wird geschrieben, daß dort in der letzten Woche furchtbare Schneestürme mit starkem Schneefall gewüthet haben und daß auf verschiedenen Abhängen mächtige' Schneemassen zusammengefegt worden sind. In Folge dessen stehen Schneelawinen von großem Umfange, namentlich im Riesen grunde und am Ziegenrücken zu erwarten. Auch die Ueberhänge an den Teichrändern sind mit mächtigen Schneebergen belastet. Am großen Teich ist bereits eine große Lawine mit donnerndem:': Getöse herniedergegangen und hat das über ein Meter starke Ei» auf dem Teiche durchschlagen. Der Hörnerschlittensport hat Mit neser Woche sein Ende erreicht. Obgleich die Schlittenbahnen eit 1889 noch nie so gut waren, wie in diesem Jahre, war der Verkehr an Hörnerschlittengästen dennoch der schwächste seit vielen Jahren. 15. April über den Tarif berathen und der vereinbarte Tari am 15. Mai in Kraft treten soll. Der Zustand bis zum Abschluf der Verhandlungen ist als Friedenszustand zu betrachten und soll die Prinzipalität eindringlich ersucht werden, keinerlei Maß regelungen . an den Personalen vorzunehmen. Andererseits. er klärten die Gehilfenvertreter dafür sorgen zu wollen, daß bis zum 15. Mai Ausstände oder sonstige gewaltsame Auseinander setzungen nicht stattfinden. Der 20jährige Komptoirist Sehmisch aus Berlin war am 3. Februar im Landgerichtsgebäude in Leipzig verhaftet worden, weil er sich fälschlich als „Referendar Neumann" bezeichnet und mit dem Talar der Rechtsanwälte bekleidet hatte. Außerdeni batte sich der junge Mann mit bepflastertem Gesicht in den Korridoren der klinischen Hörsäle umhergetrieben, um — die Taschen in den abgelegten Kleidern der Studenten besser durch suchen zu können, da man ihn in Folge seiner „Renommier schmisse" ebenfalls für einen Studio hielt. Auch auf dem Land- und Amtsgericht stahl er aus den Rechtsanwalts- und Zeugen zimmern alles, was er an Kleinigkeiten in Taschen und frei um herliegend fand. Der Herr „Referendar" wurde zu zwei Monaten Gefängniß. und zwei Wochen Haft verurtheilt. — Der Abbruch von Quandt's Hof schreitet rasch vorwärts. Schon rückt er von der Ritterstraße, wo er begonnen wurde, nach der Nicolaistraße vor; nur wenige Tage noch, und auch das älteste Schauspielhaus Leipzigs, worin von 1749 bis 1766 in den Messen dieSchönemann'sche und die Koch'sche Truppe gespielt haben, wird vom Erdboden verschwunden und für die Freunde der Stadtgeschichte nur noch in der Abbildung erhalten sein. — Vorgestern Abend ist in das Komptoir der Speditionsfirma Krause eingebrochen worden. Die Diebe haben eine etwa v/z Zentner schwere Kiste aus dem Komptoir in ein angrenzendes Zimmer geschleppt, hier erbrochen und mehrere Tausend Mark daraus gestohlen. Gestern verunglückte auf dem Hauptbahnhofe in Chemnitz )er Nangirvormann Estler. Beim Anhängen von Wagen gerieth derselbe zwischen die Puffer von sich gegeneinander bewegenden Wagen und wurde derartig gequetscht, daß nach wenigen Augen blicken der Tod eintrat. Estler war 31 Jahre alt, verheirathet und Vater eines kleinen Kindes; er galt als ein fleißiger und ordentlicher Arbeiter. — Eine in Grund bei Mohorn wohnhafte 52 jährige Ehefrau wurde gestern von einem unbekannten jungen Manne am so genannten Hammerberge in unsittlicher Weife angefallen. Durch das Hinzukommen eines Passanten wurde weiteren Ge- waüwätigkciten vorgebeugt. Es gelang, den Thäter alsbald in d« Person eines 18jährigen Burschen zu ermitteln und zu ver- hüsten. Der Mensch hielt sich vorübergehend hier auf. — Wenn Märzenschnee „schön macht", wie es in dem alten Eprüchwort heißt, Vann ist zur erwünschten Renovirung des ge- Häten Jchs gegenwärtig die ausgiebigste Gelegenheit gegeben. Mr all' Diejenigen, welche auf die Hantirung im Freien ange wiesen sind, ist dieses fortgesetzte Wiederauftreten des Winters «ine schlimme Sacke; andererseits bestärkt es aber auch wieder die Hoffnung, daß der Schneemann jetzt noch sein Müthchen kühlen und dann einem „grünen Ostern" ohne weitere Hindernisse Puch machen werde. — Der spanische Schwindel ist jetzt auch in unserer Gegend Versucht Wörden. Ein Geschäftsmann in Großschirma erhielt kürzlich aus Madrid einen der bekannten Briefe, deren Schwindel- Znhalt an dieser Stelle wiederholt zur Mittheilung gebracht wurde. Der Empfänger des betreffenden Briefes ist als echter Sachse aber selbstverständlich nicht auf den Schwindel eingegangen. Erledigt: die 2. ständige Lehrerstelle zu Grünbach bei Falkenstein i. B. Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden. Einkommen 1000 Marl Gehalt und 200 Mark Wohnungsgeld. Gesuche sind bis zum 28. März an den K. Bezirksschulinspektor Schulrath vr. Bräutigam in Auerbach einzureichen. X Brand, 14. März. Gestern Abend kurz nach 9 Uhr wurde die hiesige Einwohnerschaft durch Signale und Stürmen der Glocke erschreckt. Im benachbarten Oberzug brannte das der Mittslgrube gehörige Haus, die sogenannte alte Mordgrube. Das Haus war von 2 Miethparteien, den Bergarbeitern Korb und Morgenstern, bewohnt. Die hiesige Feuerwehr rückte alsbald nach der Brandstelle ab und hatte reichlich zu arbeiten, da sie bis '/,t1 Uhr die einzige Wehr am Brandplatze war. In Folge der ungünstigen Terramverhältnisse war das Feuer von keiner weiteren Sme gesehen worden. Um 12 Uhr kehrte die hiesige Wehr zurück. K Brand, 13. März. Nächsten Montag den 16. März feiert der hochbetagte und in bescheidenen Verhältnissen lebende Tischlermeister Karl Friedrich Grimmer, hier, das 60jährige Bürger-, Meister- und Schützenjubiläum. t, Grotzhartmannsdorf, 13. März. Der hiesige Turn verein „Frohsinn" hielt im Böhmeschen Gasthofe hierselbst ein Kränzchen ab, das zahlreiche Theilnahme fand und die Mitglieder in jeglicher Hinsicht befriedigte. Genannter Verein hat sich fort gesetzt einer ziemlich starken Mitgliederzahl zu erfreuen, welche zur Zeit 124 beträgt. Der Verein hält auch im Winter regel mäßig Dienstags und Sonnabends seine Uebnngen ab, nachdem ihm zu diesem Zwecke der Saal des obengenannten Gasthofes in anerkennenswerther Weise vom Besitzer zur Verfügung gestellt worden ist. Ais ein weiterer Fortschritt des Vereins ist die Gründung einer Mäunerriege zu bezeichnen, welche die Bethei ligung einer ganz ansehnlichen Zahl von Mitgliedern höheren Alters gefunden hat, die zur Zeit Sonnabends ihre abendlichen Turnübungen abhalten. In einer gut besuchten Zöglingsriegc erzieht fick der Verein immer neue Mitglieder. ß Hainichen, 13. März. Ans dem vom Herrn Schuldirektor Uhb^ über die hiesigen Bürgerschulen und die Fortbildungsschule veröffentlichten Jahresberichte auf das Schuljahr 1895/96 ist zu entnehmen, daß das Lehrerkollegium aus dem Direktor, 22 ständigen und 4 nichtständigen Lehrern und 1 Lehrerin für weibliche Hand arbesten besteht. Ostern 1895 schieden 2 Lehrer ans dem Kollegium, 1 ständige Lehrerin, 1 Hilfslehrer und 1 Vikar traten in dasselbe ein. 2 Lehrer, von denen der eine bereits emeritirt, starben. Die Zahl der Schulklassen beläuft sich auf 40, die von 1466 Schulkindern besucht werden. Die Gcsundheitsverhältnisse der Schulkinder waren keine günstigen; im letzten Viertel des ver gangenen Jahres ward Hainichen von einer Masernepidemie heim- oesucht, von der namentlich die im l.und 2. Schuljahre stehenden Kinder ergriffen wurden; auch schwerere Fälle von Diphtyeritis, Lungenentzündung, Scharlach, Nervenfieber und Influenza kamen vor. Dementsprechend erscheint auch die Zahl der Versäumnisse als eine besonders hohe. Im Laufe des Schuljahres konnten 24 Kinder von den Zinsen der „Gellertstiftung" und des „Leon- hardt'schen Geschenkes" mit Schulbüchern und sonstigen Lehr mitteln bedacht werden; 12 Kinder empfingen aus der „John stiftung" des Lehrerkollegiums und 4 Kinder aus der „Luther- stiftuna" Bücher zum Geschenk. Die Schnlbibliotheken wurden durch Neuanschaffungen und Geschenke erweitert. Die Fortbild ungsschule besuchten in 8 Klassen 227 Schüler, die sich ans 42 verschiedene Berufe vertheilen. Z Döbeln, 13. März. Am Mittwoch fand die mündliche Abiturientcnprüfnng am hiesigen königl. Realgymnasium statt. Sämmtliche 14 Oberprimaner bestanden die Prüfung nnd zwar erhielten m den Leistungen 2 Ib, 2 Ila, 5 II, 4 Ilb, 1 Illa und m den Sitten 12 die I, 2 Ib. * Die Entstehung des Bockbiers. Woher der seltsame Name stammt? Das Münchener Stadtbuch erzählt darüber Fol gendes: „Es saßen einst Herzog Christoph und sein Bruder Albrecht II. im Bankettsaal ihrer Hofburg und zeckten. In ihrer' Gesellschaft befand sich auch ein Braunschweiger Ritter. Diesem setzten die Fürsten einen tüchtigen Humpen guten, echten Braun biers aus den: herzoglichen Hofbrauhaus in München zum Früh trunk vor. Der Ritter that einen guten Zug, aber bald setzte er den Humpen ab und lästerte, das sei nur brauner Essig. Darob ergrimmten die beiden Herzöge höchlich. Sofort ließen sie den Hofbraumeister kommen nnd Herzog Christoph fuhr ihn gar un gnädig an. Der Braumeister rief mit lauter Stimme: „So Ihr nach Jahresfrist wieder nach München kommt, so bringt ein Faß Eures Bieres anher, und ich will ein Faß finden, so dem von Euch wohl obsiegen soll, oder ich will der schlechteste Meister sein, und Ihre Gnaden sollen mich auf einem Esel verkehrt auS der Stadt ausreiten, auch aller meiner Habe zu Euren Gunsten ver lustig werden lassen!" Da lachte der Braunschweiger, und setzte^ 200 Gulden dagegen. Endlich kam der Tag der Entscheidutlg; es war der 1. Mai. Im Hofe der herzoglichen Burg waren Gallerieen aufgeschlagen und schön mit bunten Teppichen, Tannen- bäumen und Kränzen geschmückt. Hier nahmen die edlen Damen Platz, das seltene Wettspiel mit anzusehen. Es flogen die ehernen Krahnen in die Bäuche der Fässer, und das edle Naß ergoß sich schäumend in die Humpen. Diesmal verzog der Braunschweiger das Gesicht nicht, aber er meinte geringschätzig: „Das mag Wohl ein guter Trunk sein, aber nur für euöre Weibchen, denn Kraft ist keine drinnen." „So, meint Ihr, gnädiger Herr?" entgegnete siegesbewußt der Braumeister. 1Ind er befahl einem Brauknecht, zwei Humpen herbeizubringen, von denen jeder 2'/, Maß Bayerisch enthielt. Beide Riesengefäße wurden aus den aufliegenden Fäßern bis zum Rande gefüllt. „Gesegne Euch Gott den Trunk vom Münchener „Hofbräuhaus"." sagte der Braumeister, und reichte ihm den Humpen, „ich will den Euren auf Eurer Gnaden Wohl leeren! Und wer nach einer halben Stunde noch auf einem Bein stehend, einen Zwirnsfaden in eine Nadel fädeln kann, der hat die Wette gewonnen." Beide Kämpfer setzten an und leerten die Humpen bis auf die Nagelprobe. Nun ging die Burgpflegerin, um Nadel und Zwirnsfaden zu holen, in ihre Stube, in welcher sich ein Geislein befand, von dessen Milch der Pflegerin krankes Mägdlein trinken mußte. Als sie heraustrat, entwischte das Geislein und sprang mit lustigen Sprüngen in den Hof, gerade als die beiden Kämpfer sich auf ein Bein stellten. Der Brau meister hatte seine Nadel schon längst eingefädelt, als der Ritter die seinige schon zum dritten Male hatte fallen lassen. Plötzlich fiel er nm und kugelte, unter vergeblicher Anstrengung, sich wieder auf die Beine szu stellen, am Boden herum. „Ei, edler Herr," lachte der Braumeister, „was ficht Euch an, das Ihr auf dem Boden herumkugelt?" Da lallte der Ritter mit schwerer Zunge:- „Das Böcklein da, das hat mich umgestoßen." „O nein," lachte Herzog Christoph, vergnügt ob des Sieges seines Braumeisters. Dieser aber meinte: „Dies Böcklein hat Euch so wenig gethan, als mir Euer Einbecker. Der Bock, der Euch umgestoßen hat, den hab ich gesotten." Das war ein Jubel im Burghof. Bis in die Pfistergasse und znm „Platz" drang die Kunde, drang der Sieg des Hofbraumeisters, der einen Bock gesotten, der den Braun schweiger Ritter in den Sand geworfen. Der Meister wurde reich beschenkt, der Braunschweiger aber verlor 200 Gulden und zog beschämt nach Hause. „Seht," sagten die Leute, als er fürbaß ritt, „das ist der, den des Hofbraumeisters Bock gestoßen." Zum Andenken an jenes große vaterländische Ereigniß wurde im Früh jahr lange Zeit nur ausschließlich im Hofbrauhause das starke, süße Bier gebraut, das noch bis in die spätesten Jahrhunderte / hinein „Bock" genannt werden mag. * Der „Lokal-Anzeiger" hatte vor einigen Tagen die Nachricht ge bracht, daß Herr Geheimrath Prof. vr. Koch demnächst mit einer neuen Veröffentlichung über die Anwendung des Tuberkulins hervortreten werde. Nach Erkundigungen an maßgebender Stelle wird heute mitgetheilt, daß Herr Geheimrath Roch em neues Präparat zusammengestellt hat, eine andere Art von Tu berkulin, mit welcher in der Kochschen Anstalt schon seit vorigem Sommer erfolgreiche Versuche angestellt werden. Indessen denkt Prof. Koch noch nicht an eine Veröffentlichung für die nächste Zeit, da diese Versuche noch nicht weit genug gediehen sikd. Da-
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