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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189611119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961111
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-11
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 11.11.1896
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2SS. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Gelte S. — U. November. " 18SV ihnen znm großen Theil worden ist. Der Direktor Oertliches und Sächsisches. — Prinz Friedrich August und Familie haben die Be sitzung in Wachwitz verlassen und das Taschenberg-Palais in Dresden bezogen. — Zu dem Eisenbahnunfall bei Zwickau wird der „L. Z." geschrieben: DaS vor einigen Tagen bei Zwickau vorge kommene Eisenbahnunglück giebt mir Veranlassung, darauf auf merksam zu machen, daß in England schon seit längeren Jahren die Einrichtung besteht, bei nebligem Wetter die Bewegung der Eisenbahnzüge in der Weise zu signalisiren, daß auf die Schienen kleine Explosionskörper gelegt werden, welche durch die in der Fahrt begriffenen Näder zur Entladung gebracht werden und durch den Knall das Herannahen dcS Zuges ankündigen. Das Unglück bei Zwickau würde durch eine derartige Vorkehrung höchst wahrscheinlich vermieden worden sein, und dürste es sich empfehlen, bei dem jetzt häufigen Nebel davon Gebrauch zu machen. — Im Monat Oktober meldeten sich zum Gewerbsbetriebe an: 1 Tapeziergeschäfts-Jnhakerin, 1 Butter- und Käsehändler, 1 Metallwaarengeschäfts-Jnhaber, 1 Kleidermacher (Magazin), 2 Bäcker, bezw. 1 Pachter, 1 Schuhmacherbedarssartikelhändlerin, 5 Produktenhändler, bezw. 2 Händlerinnen, 2 Agenten der Feuer- versicherungS-Anstalt der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank in München, 1 Buchbinderei-, Papier- und Schreibwaarenhand- lungS-Jnhaber, 1 Tischler, 2 Fleischer, 1 Uhrmacher, 1 Kolonial- waaren-, Tabpk- und Cigarrengeschästs-Jnhaber, 1 Schuhmacher, 1 Putz-, Weißwaaren-und Posamentengeschästs-Jnhaber, 2 Cigarrcn- fabrikanten — eine Firma. — Ueber die Gefahren des „ZugeS nach der Großstadt" äußerte sich neulich in einem Bortrage der Strafaustaltsdirektor Roßmy. In daS ihm anvertraute Männergefängniß zu Hoheneck in Sachsen wurden vom Juni 1887 bis Juni 1896 6508 Ver- urtheilte eingeliefert, unter denen nicht weniger als 926 Knechte waren. Das Leben auf dem Lande war ihnen zu eintönig ge worden. Verwandte, Freunde, Bekannte hatten ihnen von dem Leben in der Großstadt so verlockende Schilderungen entworfen, daß sie dem Landleben den Rücken kehrten. Die hohen Zahlen in dem Hohenecker Anstaltsverzeichniß bekunden deutlich, was aus " l in der verpesteten Großstadtluft ge- Direktör Roßmy stellte aus den Fragen, die er an die seiner Obhut anvertrauten Sträflinge über ihren Lcbens- ang rich tete, fest, daß fast in allen Fällen die Freude am Genüsse die ehemaligen Landbewohner hatte straucheln lassen. All ihr Denken und Handeln war nur darauf gerichtet, die Mittel zu einem auSgiebigen Sinnengenuß zu erhalten. Anfangs versuchten sie eS auf ehrliche Weise, durch redliche Arbeit. Aber der Genuß stumpft die Sinne ab und mindert die Lust zu anstrengender und ausdauernder Thätigkeit. ES war immer das alte Lied. Der redliche Arbeitsverdienst reichte nicht mehr auS, um allen Lieb habereien deS Gaumens und Versuchungen des Sinnenreizes zu genügen. Man warf sich daher auf die leichte Seite, lehnte pch auf gegen Ordnung und Gesetz, borgte, so lange der Kredit ausreichte, und stahl oder betrog, wenn die Gelegenheit dazu sich bot. Das Ende vom Liede war Arbeitshaus oder Zuchthaus. Herr Roßmy theilte aus seinen Erfahrungen folgende interessanten Einzelheiten mit: „Wir pflegen die Eingelieferten eingehend zu prüfen, nicht bloß auf ihren äußeren Lebensgang, sondern auch auf geistige Befähigung, auf GemüthS- und sittlichen Zustand, so wie auf Schulbildung. Beim Eingehen auf die letztere liegt die Frage nach Kenntniß der zehn Gebote nahe. Die Mehrzahl der Züchtlinge macht meistens ein sehr verdutztes Gesicht ob dieser Zumnthung; doch die meisten finden sich vcrhältnißmäßig noch gut ab. Auffällig ist nur, daß von 100 Gefangenen 80 versagen, wenn eS sich um Aufsagen deS dritten Gebots handelt, während ihnen die übrigen Gebote ziemlich geläufig geblieben sind. Von dem Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen" haben sie kein Ver- ständniß. Dem Volk ist eben die Gewohnheit, den Sonntag in Saus und Braus, — mit Schlemmen und Prassen zu verleben, mal überlegen, ehe er den Frieden des Landlebens auf nichtige Hoffnungen hin preisgiebt." — Der Verkehr auf dem hiesigen Bahnhofe anläßlich deS Jahrmarktes war ein sehr lebhafter. Schon am Sonntage verkehrten zwischen Dresden und Freiberg Borläuferzüge zu den 10 Uhr 32 Min. Vormittags, 12 Uhr 58 Min. Nachmittags, 9 Uhr 15 Min. und 9 Uhr 48 Min. Abends von und nach Dresden verkehrenden fahrplanmäßigen Personenzügen. Am gestrigen Montage mußten alle Personenzüge wesentlich verstärkt werden, und außerdem wurde Abends 5 Uhr 30 Min. ein Sonder zug nach Dresden abgelaffen, welcher 12 vollbesetzte Personen wagen führte. Auch auf den Seitenlinien, wie nach Bienenmühle, Großhartmannsdorf, Nossen usw. mußten die Züge fast verdoppelt werden, um den Andrang der rückkehrenden Jahrmarktsbesucher in den Abendstunden zu bewältigen. Trotzdem blieb aber der Eisenbahnverkehr hinter dem anderer Jahre zurück, wahrscheinlich in Folge der am Montage — dem Haupttage — herrschenden regnerischen, unfreundlichen Witterung. — Vom Jahrmärkte. Obschon die feuchtkühle Witterung der Jahrmarktsstimmung gestern .einen Dämpfer aufsetzte, uns manche von dem Besuche unserer alten Bergstadt abgehalten haben mag, war der Trubel doch noch bunt genug. Das kauf- und schaulustige Publikum drängte und schob sich auf den Straßen und Plätzen und zwischen den Budenreihen bis zum späten Abend. Die Kauflust schien ziemlich rege zu sein, da die meisten Jahr marktbesucher mit Packeten beladen heimkehrten. Auch die Schau stellungen wurden lebhaft frequentirt, obschon sich hierin eine starke Konkurrenz entwickelte, namentlich auf dem Wernerplatze. Dort schrie und blies man sich heißer, um daS Publikum zum Eintritt in die Buden zu bewegen. Und was gab eS alles zu sehen, selbst das neueste Zwickauer Eisenbahn-Unglück. Da sage man noch, daß Geschwindigkeit keine Hexerei sei. Wer Lust hatte, sich selbst im Bilde zu schauen, fand dazu in mehr als einem Schnellphotographie-Salon Gelegenheit: ebenso erklang daS „bitte, mein Herr, schießen Sie doch einmal" von hüben und drüben aus den Buden mit den Gewehr bereit haltenden Damen. Da neben sang eine Bänkelsängerin zum Leierkasten die rührendsten Mordgeschichten, leider wurde ihr „Sirenengesang" nur zu viel beeinträchtigt durch das Krachen der Kraftmesser und durch die musikalischen Klänge auS anderen Buden. Panoramen, eia Hippodrom, ein Liliputaner- und das unvermeidliche Kasperle theater, bei dem sogar ein lebender Hund auf die Bühne kam vervollständigten daS bunte Bild auf dem Festplatze. WaS die Leistungen der Musikbanden, die auf den Straßen ihr Wesen trieben, anbelangt, so wäre etwas weniger von solchen „Genüssen" gerade noch genug. Auch die Wirthshaussänger fanden ein eben so zahlreiches als dankbares Publikum. Unter den Spezialitäten verdient der Frosch- und Eidechsen-Jmitator EmilinS im Brau hof-Salon Beachtung. Dem heutigen Jahrmarktsschluß lacht die Sonne, den Verkäufern hoffentlich der Verdienst. — Den Deutschen Oesterreichs. Unter diesem Titel ist auf Veranlassung und unter Mitwirkung des Münchner Hilfs» ausschusses für Cilli soeben im Verlage von I. F. Lehmann in München ein Prachtwerk erschienen, das unter der künstlerischen Leitung von Franz von Defregger herausgegeben wird. Der Reinertrag aus dem Erlöse dieses Werkes wird dem deutschen Studentenheim und dem deutschen Vereinshause in Cilli zu güte kommen. Es sind hundert Studienblätter deutscher Künstler, von ' denen wir außer Defregger noch erwähnen Böcklin, Hermann , und Friedrich Kaulbach, KnauS, Lenbach, Lindenschmit, Adolph - Menzel, Oberländer u. a. Der Text, ein schöner Novellenkranz, rührt aus der Feder des ebenso geistt- wie gemüthvollen Münchner Dichters Max Haushofer, die Einleitung Von Heinrich Wastian her, der die bedrängte Lage des österreichischen Deutschthums ergreifend zu schildern weiß. So ist das Werk von dreifacher Bedeutung: künstlerischer, literarischer und nationaler. Besonders um seines nationalen Wcrthes willen ist das Werk ein herrliches Weihnachtsgeschenk für jeden echten deutschen Mann und jede deutsche Frau. Der Preis beträgt für das in Prachtband ge bundene Werk Mk. 20 — — fl. 12. Bestelllisten mit Proben liegen in Freiberg aus bei Herrn Ufer, Erbischestraße und Herrn Martin, Rathskeller. Einsicht in ein vollständiges Exemplar zu gewähren hat sich freundlicher Weise Herr Oberschulrath vr. Franke, Hornstraße, bereit erklärt. — Nachdem das Panorama Photoplastik in vergangener Woche den Besucher mit Kalifornien bekannt machte, führt es ihn in dieser Woche in den Harz, in Deutschlands nördlichstes Ge birge, das von allen Seiten mit tief einschneidenden Flußthälern strahlenartig verbunden ist. Starrheit und Wildheit charakterisiren den Oberharz, auf welchem der Volkssage nach Walpurgisnacht durch den Hexentanz begangen wird. Es ist eine interessante Serie, in welcher wir zahlreiche liebliche Ortschaften, die sich am Fuße dichtbewaldeter Höhen hinziehen, und entzückende, von schäu mendem Wasser durchflossene Thäler schauen. Namentlich ist das wildromantische Bodethal mit Naturschönheiten gesegnet. Ent- so in Fleisch und Blut übergegangen, daß es sich gar nicht mehr der Entheiligung desselben durch den maßlosen Genuß bewußt ist. Aus der Gleichgiltigkeit gegen das dritte Gebot folgt seine Miß achtung. Somit ist es auch natürlich, daß Tausende nicht mehr das Bedürfniß fühlen, nach der Last der Wochenarbeit amSonn- nnd Feiertage einmal ins Gotteshaus zu gehen. Aus der Ver achtung der Feiertagsheiligung bildet sich aber auch schnell die Verachtung aller übrigen Gebote heraus, die ihren Ausdruck findet in der Vermehrung von allerlei Gesetzesübertretungen, Vergehen und Verbrechen, unter denen bezeichnender Weise die Fleischessünden, die gegen Leben, Gesundheit und Ehre der Mit menschen, sowie die gegen die Staatsgewalt gerichteten Straf- thaten eine so hervorragende Stelle einnehmen. Doch nicht nur in sittlicher, sondern auch in körperlicher Beziehung ist der Schade leicht nachzuweisen, den diejenigen erleiden, die dem allgemeinen Zuge nach der Stadt folaten. Bei den meisten Strästinaen Halles Gegenüber der Turiner „Gazzetta del popolo", die Deutsch land und Oesterreich vorwirft, nn Dreibund nur den eigenen Nutzen gesucht und Italien weder im wirthschastlichen Kriege gegen Frankreich noch in Afrika unterstützt zu haben, legt „Popolo Romano" dar, daß Deutschland seit 1882 anderthalb Milliarden an italienischer Rente, dazu zwei Milliarden an Eisenbahn obligationen und Bodenpfandbriefen ausgenommen habe, während England alle italienischen Werthe bis auf einen geringen Rest wieder abgestoßen habe. Auch der neue Handelsvertrag sei Italien Vortheilhaft, indem seine früher unbedeutende Ausfuhr auf 170 Millionen gegen 144 Millionen Einfuhr aus Deutschland ge stiegen sei. Endlich habe der deutsche Kaiser auch in Afrika In teresse für Italien bewiesen. Gegenüber der Behauptung der „Times", daß Italiens geringe Heeresmacht im Kriegsfälle den Verbündeten nicht von wesentlichem Vortheil sein könne, weist „Popolo Romano" darauf hin, daß von keinem Verbündeten mehr verlangt werden könne, als er zu leisten im Stande sei, und daß die Flottenstürke die Schwäche der Landstreitkräfte aufwiege. Belgien. Ueber den unter dem Vorsitz deS Königs abge haltenen Ministerrath verlautet, daß das Kabinet die Einbringung des vom Kriegsminister General Brassine ausgearbeiteten Militär reformentwurfs abgelehnt habe, worauf der Minister seine Ent lastung gegeben haben soll. Frankreich. Der ehemalige deutsche Offizier und Militär- giUzperneur des jetzigen deutschen Kaisers Sydney o'Danne ist in Paris eingetroffen. Er hatte sich in der Zeit, als Boulanger französischer Kriegsminister war, iu landesverrätherische Umtriebe eingelassen, wurde aus Verlangen der deutschen Botschaft in Paris von der Schweiz an Deutschland ausgeliefert und zu 9 Jahren Gefängniß verurtheilt. Nachdem er diese verbüßt, suchte er in Paris einen Advokaten, die deutsche Botschaft um eine Ent schädigungssumme von 36 Mill. Frcs. zu verklagen, doch fand er bisher keinen Anwalt. Dem Panamaskandal, der s. Z. so manchem französischen Politiker verhängnißvoll wurde, droht ein nicht minder skandalöses Nachspiel zu erwachsen, wenn der zu den Mistenden gehörende vielgenannte Hochstapler Alton sein bisher konsequent beobachtetes Schweigen brechen sollte. Um Arton wegen der genannten Astaire den Prozeß machen zu können, müßte die Regierung zunächst wieder Verhandlungen mit England anknüpfen und auf Grund der Aussagen Artons den englischen Gerichten den Beweis liefern, daß Alton auch eines Verbrechens gegen die Panamagesellschaft schuldig sei, worauf daS englische Gericht die Auslieferung auch auf diesen Punkt erstrecken und so die weitere Verfolgung Artons ermöglichen würde. Ueberdies will das Echo de Paris aus bester Quelle erfahren haben, daß Arton bei seinem Aufenthalte in London in großer Geldverlegenheit die photo graphischen Aufnahmen seiner Bcstechungsakten gegen ein Darlehn von 250 000 Frcs. hinterlegte. Zwischen den beiden abschließen den Parteien wurde vereinbart, daß die Bankiers, denen dieses Aktenbündel anvertraut worden ist, berechtigt seien, dasselbe zu veröffentlichen oder Dritten abzngeben, wenn Arton daS Darlehen nicht bis zum 1. Januar 1897 zurückgezahlt hätte, was unter den augenblicklichen Umständen kaum wahrscheinlich sei. Die Köln. Ztg. freilich glaubt zu wissen, daß Arton am Unterhandeln sei, damit die ganze Sache zur allgemeinen Zufriedenheit abgewickelt werden soll. Die Checkbezieher hätten sich entschlossen, die bloß stellenden Schriftstücke, die Arton bei einer Londoner Bank hinter legt, für 275 000 Frcs. auszulösen und also ArtonS Schuld zu tilgen; dafür würden Artons Angehörige versorgt werden. Jedenfalls dürfe man sicher sein, daß die Regierung alles auf bietet, um die Volksvertreter, denen der Zar die Hand geschüttelt, nicht hinterher als feile und bestochene Kreaturen bloßzustellen. Rußland. Der Lemberger Dziennik Polski meldet aus Petersburg: Am 27. Oktober wurde der russische Hofzng, worin die Zarin Wittwe mit der Großfürstin Olga und den Großfürsten Michael und Nikolaus reiste, zwischen den Stationen Sumbatowo und Michailow im Gouvernement Rjäsan plötzlich auf freiem Felde angehalten. Der Maschinenführer hatte bemerkt, daß an der Lokomotive alle Schrauben und Verschlüsse gelockert waren und der Verband der Lokomotivtheile gelöst war, wodurch große Gefahr vorhanden war, daß der Hofzug, der mit Eilzugs geschwindigkeit fuhr, entgleiste. Die Zarin-Wittwe, sowie die Großfürstin Olga und die Großfürsten Michael und Nikolaus verließen daher den Salonwaggon und begaben sich zu Fuß nach der nächsten Station Michailow. Der Hofzug wurde genau untersucht und setzte nach einer Stunde mit einer anderen Loko motive die Fahrt fort. Mehrere Eisenbahnbeamte der Station Sumbatowo sind wegen Verdachts eines beabsichtigten Attentats verhaftet worden. Türkei. Nach einer am Sonnabend abgehaltencn Versamm lung der Botschafter in Constantinopel unternahmen dieselben am Sonntag Schritte bei der Pforte, wobei sie darauf hinwiesen, daß die Botschafter von der Ernennung der ottomanischen Dele- girten für die Kommissionen zur Reorganisirung der Gensdar- merie und zur Einführung von Justizrefvrmen auf Kreta noch nicht in offizieller Weise in Kenntniß gesetzt worden sind. Auch machten die Botschafter Einwendungen gegen den jüngsten Erlaß in Betreff der Einzahlung der von dem Handelsgerichte erhobenen Taxen in die Staatskasten, da gelegentlich der Erhöhung dieser Taxen die Pforte und die Botschaften sich dahin geeinigt hätten- daß diese Taxen nur zur Bezahlung der Gehälter der Funktio näre des genannten Gerichtes verwendet werden sollen, während durch die gegenwärtige Verfügung die Funktionäre Gefahr laufen, ihre Bezüge in unregelmäßiger Weise zu erhalten. Nach offiziellen Angaben beträgt die Gesammtsumme der in Bulgarien eingetroffenen armenischen Flüchtlinge gegenwärtig 11500. Aus dem Umstande, daß eine große Anzahl dieser Flüchtlinge in den Küstengegenden am Schwarzen Meer ver bleibt, glaubt man schließen zu können, daß diese Leute zum großen Theil nur vorübergehenden Aufenthalt in Bulgarien zu nehmen beabsichtigen. Eine große Zahl der Flüchtlinge findet Verwendung als Lastträger und Schiffslader in den Häfen von Varna und Burgas, wo gegenwärtig die Getreide-Ausfuhr sehr stark ist. Andere leben von freiwilligen Spenden der Sofiaer Bevölkerung und solchen, welche von England eintreffen. Es bestätigt sich, daß die bulgarische Bevölkerung mit Rücksicht darauf, daß sich unter den Flüchtlingen eine beträchtliche Zahl von Acker bauern befindet, geneigt ist, ihnen' in der Dobrudscha urbares Land zuertheilen zu lasten. Indien. In Scholapur (Provinz Bombah) fanden ernste Unruhen statt. Ein aus etwa 1500 Sack bestehendes Getreide lager wurde von einem Volkshaufen von ungefähr 5000 Personen geplündert. Die Polizei, welche alsbald herbeigeeilt war, ver suchte vergeblich, der Plünderung Einhalt zn thun, und war gezwungen, Feuer zu geben. Dabei wurden 4 Plünderer ge- tödtet und 6 verwundet, woraus der Haufe auseinanderging. Man hält weitere Unruhen in derselben Gegend für wahrscheinlich. Ueber die bereit» gemeldete Ermordung eine» französischen Offiziers nebst BegleiteSkorte in Südalgerien liegen in Paris nähere Einzelheiten vor. Der Ermordete war der in einer topo graphischen Mission von dem geographischen Dienste nach Süd algerien entsandte Lieutenant Collot. Er fiel am 31. Oktober einer Schaar ChaambaS — desselben Stamme», der die Expedi tton MoröS niedermetzrlte — südlich von El Golöa zwischen dem vorgeschobenen Fort Hassi-Jnifel und El GolSa mit seiner Eskorte drei Saharasoldaten zum Opfer. Die Unglücklichen haben sich, wie auf dem Kampfplatze zurückgelassene Spuren beweisen, wie Verzweifelte gewehrt und ihr Leben den Wüstenräubern theuer verkauft. Der Leichnam des Offiziers war von Wunden bedeckt und fast biS zur Unkenntlichkeit entstellt. Die drei eingeborenen Soldaten wurden auf dem Platze, wo sie gefunden worden, begraben, während der Körper deS Offiziers nach El Golsa überführt und bestattet wurde. Die zur Verfolgung der ChaambaS abgesandte Ab- theilung eingeborener Truppen mußte bald unverichteter Dinge zurückkehren, da die Regengüsse die Spuren der Wüste.iräuber verwischt hatten. Der Zwischenfall wird in der Pariser Presse als Argument für einen ungesäumten Vorstoß gegen die Tual-Oasen und für deren dauernde Besitzergreifung inS Feld geführt. Einer Meldung auS Manila zufolge sind 4 ExpeditionS- Kolonnen in der Provinz Cavite gelandet und haben die Operationen gegen die Aufständischen begonnen. Colonialpolitisches. Ein Privattelegramm aus Dar-es-Salaam meldet, daß dort am Sonnabend der Prozeß Friedrich Schroeder in zweiter, d. i. letzter Instanz entschieden worden ist. Das Urtheil lautet aus fünf Jahre Gefängniß. Demnach dürfte die Anklage wegen Noth zucht nicht erwiesen sein; ob die für Schroeder entlastenden Aus sagen von Weißen, die sich zur Zeit in Deutschland befinden, da bei von ausschlaggebender Bedeutung gewesen sind, wird abzu warten sein. zückend ist auch das Selkethal mit seinen Wiesenaründen, es eichnet sich besonders durch seine Anmnth und Lieblichkeit aus. Seine Glanzpunkte sind Alexisbad und der Mägdesprung. Zahl reiche Bäche und wasserreiche Flüsse, welche für die Entwickelung dieses immerhin starkbevölkerten Berglandes wesentlich mit bei getragen haben, entströmen diesem Massengebirge. — Auch diese Serie kann allen Naturfreunden aufs Wärmste empfohlen werden. — Die hiesige altrenommirte KohlenhandlungS- undSpeditions- T. W. Fleischer hat bekanntlich seit Kurzem auf der Berthels dorferstraße 57 ihr Domizil aufgeschlagen, nachdem der Bahn hofserweiterungsbau ein Aufgeben der alten Geschäftsräume am Bahnhöfe erforderte. Die Firma, deren Inhaber die Herren Carl Fleischer und Richard Bernhardt sind, hat nun auf der Berthelsdorferstraße ein Etablissement errichtet, welches ebensowohl unsrer Zeit zur Zierde gereicht, als auch einen be- merkenswerthen Fortschritt in dem GeMftSleben Freibergs darstellt. Neben dem völlig umgebauten Wohnhause fällt zunächst das große, inmitten des Etablissements gelegene Niederlagsaebäuoe mit großer Auffahrtsrampe auf, welches in seinen unteren Räumen das Kontor, sowie 18 große Kohlensächer enthält, in welch letzteren 40 Doppelwagen Kohlen, ein ganzer Güterzug, untergebracht werden können. Die oberen Räume bis hinauf unter das Dach enthalten große Vorräthe von Stein- und Braunkohlenbriauetts, Gypsdielen, Salz u. s. w. In höchst sinnreicher, aber auch ein facher und praktischer Weise hat die Firma die Frage gelöst, wie die durch den Transport der Kohlen vom Bahnhöfe nach der Niederlage bedingte mehrmalige Umladung der Kohlen zu verern- - fachen sei. Zu dem Zwecke wurde die erwähnte große AuffayrlS- ranipe hergestellt, wodurch cs möglich wird daß die Geschr^ - vom Bahnhöfe direkt in den ersten Stock deS Niederlag^ i bis über den betreffenden Koblenbnnker fahren und nach Oeffnung der Klappthüren des Kohlenbunkers durch einfaches Auf- , — Stadt folgten. "Bei den meisten Sträflingen hatte ziehen deS Bodenverschluffes an den eigens dazu die ArbeitS- und Lebenskraft im Rausche gröbster Sinnenlustleiserncn, trichterförmig gebauten und 60 Ccntncr fastenden Schutt schwer gelitten. Genug, die Nachthelle deS ÄegzugS vom Lande I wagen stck ch"s Inhaltes m einer Mmitte entledigen können, sind außerordentlich, und jeder Landmann sollte eS sich tausend-lEm besonderer Kohlenbehälter von 14 Fächern nut Fassuugsraum
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