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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-09
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.02.1888
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Nr. 33. — 8. Jahrgang. — Sächsischer Der jeden Wochentag Abend (mit Datnm de» folgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzriger" mit täglich einem besonderen Unter« haltunaSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiger Bilderbuch kostet bei den Ausgabe« stellen monatlich 70 Pfg., bei denPost-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.'PreiSliste Nr. 8035.) Für Abonnenten erscheint je ctninal im Jahr: Sommer-Eisenbalinfahrvlanheft für Sachsen. Binter-Eisenbahnfahrplandeft für Sachsen. Jllustr. Kalender der Sächsischen k Jllnftrirtes Jabresbuch des LandeS- Landbaten. Anzeigers. Kiiliilks-APkiltr mit „Chemnitzer Sta-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnerstag, 9. Februar 1888. Anzeigenpreis»-« „Sächs. LandeS.«nzei»er<'ü Raum einer schmalen Torpuszelle lo Pfg. Mei: MM Wck. Buchdruckcrei. Chemnitz. Theaterstrabe 5 (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr.: LandeS-Anzei'ger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhalt,»,Matt: Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - s. Sächsisch« Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — b Jllnftrirtes Ilnterbaltnnasblatt — s. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Foliun, 3095 die Firma Leopold Leyser in Chemnitz (Bach gasse Nr. 3) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Leopold Leyser daselbst, Besitzer eines Strumpswaaren- und Tricottaillen-Fabrikationsgeschäfts. eingetragen. Chemnitz, am 6. Februar 1883. Königliches Amtsgericht. Ucber das Vermögen der Goldwaaren-Handelsgeschäfts-Jnhaberin Agne» vcrw. Schulze in Chemnitz wird heute am 6. Februar 1888 Nachmittags 5 Uhr das Coucursversahrcn eröffnet. Der Rechtsanwalt 0r. Casten i» Chemnitz wird zum Concnrsverwalter ernannt. Concurssorderiingeu sind bis zun, 5. März 1888 bei dem Gerichte auznmelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretendcn Falles über die in Z 120 der Concursordnnng bczeichnctcn Gegenstände ans den 24. Februar 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldctc» Forderungen aus den 22. März 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem uutcrzcichuctcn Gerichte Termin auberamnt. Allen Personen, welche eine zur Cvncursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Cvncursmasse etwas schuldig sind, wird aus- gegeben, nichts an den Gemcinschuldner zu verabfolge» oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forder ungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Concursvcrwalter bis zum 9. März 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 7. Februar. Bukarest. Das Ergebniß der Wahlen für die Abgeordneten kammer ist, daß der Regierungspartei, ohne Rücksicht auf die noch vorzunehmendeu engeren Wahlen, eine parlamentarische Zweidrittel- Majorität gesichert ist. Rom. Aus Massauah wird gemeldet: Im Dienste Italiens stehende irreguläre Truppen stießen mit Soldaten Ras Alula's zu sammen. Letztere ließen 6 Todte auf dem Platze. Die Einwohner von Ailet erklärten sich für Italien. London. Nach einer Meldung der „Times" (zweite Ausgabe) aus Petersburg befürwortet die russische Presse, mit Ausnahme des „Grashdanin", eine englisch-russische Allianz, vorerst nur eine com- merzielle zum Nachthcil Deutschlands; gleichzeitig verlange sie die Fortsetzung der Rüstungen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. Februar. Deutsches Reich. Aus San Remv lauten die Nachrichten wieder einmal ganz verschieden. Nach der einen Lesart ist der deutsche Kronprinz ganz wohl, nach der anderen machen sich verstärkte Schmer zen im Halse geltend. Unmittelbare Gefahr liegt jedenfalls nicht vor. Es scheint, als sollte sich bald entscheiden, ob Perichondritis wirklich nur vorliegt. Mackenzie kam aus Barcelona wieder nach Sau Remo. Nachrichten, Professor von Bergmann aus Berlin sei dorthin gereist, sind falsch. Bis Mai bleibt der deutsche Kronprinz mindestens in San Nemo. — Die Reichstagsredc des Fürsten Bismarck hat bei allen Frie densfreunden in ganz Europa de» allerbesten Eindruck gemacht. Selbst die professionellen Dentschcnhetzcr in Paris und Petersburg wisse» nicht recht, was sie daran aussetzen sollen. Und wo der Versuch dennoch unternommen wird, kommen Albernheiten heraus. Kann man denn auch etwas Natürlicheres und Einfacheres sagen, als: „Wir lassen Euch zufrieden, laßt Ihr uns zufrieden. Und thut Ihr Letzteres nicht, so sctzt's deutsche Hiebe!" Das ist doch in kurzen Worten der Grundgedanke von Bismarcks Rede. Den Friedensfeinden mag der Buckel dabei im Voraus schon etwas gejuckt haben, aber das legt sich alles wieder. Die Wchrvorlage und die Anleihevorlage dazu werden noch im Laufe dieser Woche definitig fertig gestellt werden. Zn wei teren Debatten wird es kaum kommen. Die „Norddeutsche Allge meine" bemerkt noch zu der Kanzlerrede an der Spitze des Blattes: „Der Eindruck, welchen die Rede auf ihre Hörer machte, prägt sich Schelm von Bergen. Historische Novelle von A. von Limburg. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Die beiden Knaben schliefen den gesunden, festen Schlaf der Jugend; das Helle Streiflicht, welches durch die kleinen Scheiben der Fenster fiel und einen Theil des Raumes erleuchtete, störte sie nicht, denn es konnte sie nicht erreichen. In der tiefen nächtlichen Stille vernahm man deutlich die leisen regelmäßigen Athemzüge der beiden jungen Schläfer; nichts regte sich sonst in dem großen Hause, das doch so viele der Bewohner jetzt zählte; Alles ringsumher schien in Schlaf versunken. Da raschelte cs Plötzlich ganz leise hinter den Vorhängen und Teppichen, und wie dem Erdboden entstiegen, stand mit einem Male eine weiße, vom Kopf bis zu den Füßen verschleierte Gestalt unweit von den beiden Edelknaben. Sie streckte den Arm aus, beugte sich nieder, um die Gesichter der im Schatten Ruhenden zu erkennen, und faßte dann den einen Pagen an der Schulter. Die Berührung mußte nicht gerade sanft gewesen sein, denn der Knabe fuhr erschrocken zusammen, während die Gestalt einen Schritt zurücktrat, so daß sie von dem Mondlicht magisch beleuchtet wurde. Der so Plötzlich aus dem Schlaf Gerüttelte starrte mit großen, entsetzten Augen auf die gespenstische Erscheinung und schien nicht übel Lust zu haben, zu schreien oder sonst Lärm zu machen. Die Gestalt aber machte eine so gebieterische, Stillschweigen erheischende Bewegung, daß der Knabe regungslos verharrte. „Wolfram", flüsterte eine leise, aber deutliche Stimme, „ich weiß, daß Du Deiner Gebieterin mit unbedingter Ergebenheit zuge- than bist, so habe ich denn Dich gewählt, ihr einen großen Dienst zu leisten. Ich bin der Schutzgcist der Kaiserin, höre, was ich Dir zu sagen habe; Deine Herrin hat der Feinde viele; wenn aber die Stunde der Gefahr für sie herannahen wird, so sollst Du derjenige sein, welcher sic erretten wird. Wenn Dir über kurz oder lang der Haudschüh gereicht wird, den Du heute suchen gegangen bist, so ge horche dem Befehle desjenigen, der ihn Dir geben wird, unbedingt und augenblicklich, denn die Kaiserin ist dann schlimmstens bedroht. Schweige gegen Jedermann, wer es auch sei, davon, daß ich Dir erschienen bin, und merke Dir wohl alle meine Worte, daß Du sie nicht vergesse». Zum Wahrzeichen aber, daß Du nicht geträumt hast und ich Dir wirklich erschienen bi», nimm das und sei treu und ver schwiegen!" formell vor Allem in der Einmüthigkeit aus, mit welcher der Reichs tag sich durch den Mund der Führer aller Parteien des Hauses zu den beiden in Rede stehenden Gesetzentwürfen bekannte. Diese Kund gebung, welche unsere nationale Geschichte fortan um eines ihrer schönsten Blätter bereichert, brachte ebenso die ungetheilte Ue.berein- stimmung des ganzen deutschen Volkes mit der durch den Reichskanz ler dargelegten Politik zum Ausdruck, wie sie nicht verfehlen kann, vor der ganzen Welt ein beredtes Zeugniß abzulegen von der Einig keit und Kraft, mit der das deutsche Volk die ihm von seinem ehr würdigen Monarchen und dessen Rüthen als Weihegeschcnk in die Wiege seiner Wiedergeburt gelegte Aufgabe, ein Hort des Friedens zu sein, nach jeder Richtung hin zu erfüllen bereit ist." — Dem Reichskanzler Fürsten Bismarck sind ans Anlaß seiner Reichstagsrede zahllose Bcgrüßungstelegramme aus Deutschland und anderen Ländern zugegangen. — Das Anleihegesetz zur Wehrvorlage ist von der Budgetkom mission des Reichstages bereits unverändert angenommen, nachdem von Seiten des Kriegsministcrs Bronsart von Schellendorf mehrere als vertraulich bezeichnete Erklärungen gegeben worden waren. — Im preußischen Abgeordnetenhaus!: sind zahlreiche Petitionen um Aufhebung der Wittwen- und Waiseugeldbciträge der Volksschul lehrer ein gegangen. — In Pest war die Behauptung aufgetaucht, daß derBündniß- vertrag zwischen Oesterreich und Deutschland ursprünglich anders ge lautet habe. Graf Audrassy widersprach dem entschieden und äußerte bei dieser Gelegenheit: „Der Bündnißvertrag wurde von zwei Män nern entworfen, die einander nicht überlisten wollten, und von zwei Staaten geschlossen, deren Interessen ihrer Natur nach vollkommen solidarisch sind. Daher die große Klarheit seiner Bestimmungen, die Jedem verständlich sind." 'Mit Bezug auf eine Mittheilung des un garischen Regierungsblattes „Nemzet", daß nach der Veröffentlichung des Allianzvertrages möglicherweise später wieder einige Verträge an die Oefsentlichkcit gelangen würden, erfährt die „N. Fr. Pr.", daß der veröffentlichte Vertrag eigentlich nur den Grundstock weiterer Ab machungen bilde, die sich nicht nur auf die Erweiterung der Allianz zum Friedens-Dreibund beschränkte». Oesterreich-Ungarn. Die Verhandlung des deutschen Reichs tages vom Montag ist in Wien mit lebhafter Sympathie begrüßt worden. Die „Presse" entnimmt der Rede des Reichskanzlers eine größere Friedenszuvcrsicht, als sie erwartet wurde, wenn diese Zuver sicht sich auch auf die eigene militärische Stärke stütze und nicht auf die Harmlosigkeit des Gegners. Die „Deutsche Zeitung" meint, die deutsche Nation werde der Rede des Fürsten Bismarck bewundernd zujubcln. Das „Neue Wiener Tgbl." sagt, im Munde Bismarck's klinge der Hinweis auf die dentsche Macht gewiß nicht wie Prahlerei. Seine Rede müsse Freund und Feind die Augen öffnen. Die „N. Fr. Pr." kann sich nicht verhehle», daß immer »noch eine ernste Kriegsgefahr besteht, cs seien aber auch die Mittel zur kräftigen Ab wehr vorhanden, wenn der Krieg in Wahrheit kommen sollte. — Die österreichische Regierung kommt nun auch mit ihren Forderungen zur Erhöhung der Schlagfertigkcit ihrer Armce, und zwar werden dieselben ziemlich bedeutenden Umfang haben. Zunächst wird nur eine halbe Million Gulden zur Bildung von Landwchrregimcntsstäben gefordert, dem sollen aber große Forderungen für Neubewaffnung der Landwehr und Erhöhung der Landwehr-Cadrcs folgen. Die Motivirung ist dieselbe, wie bei der deutschen Wehrvorlage. Man will keinen Krieg, aber Kriegsbereitschaft, um für jeden Fall gedeckt zu sein, und Oester reich-Ungarn hat wahrlich Ursache, sich zu decken. — Im österreichischen Abgeordnetenhanse haben die deutsche» Abgeordneten den Antrag ein- gcbracht, de» Bundcsvcrtrag mit Deutschland zum Gesetz nach vor heriger Genehmigung durch die Volksvertretung zu erheben. Italien. Bismarck's Rede fand ausgezeichnete Aufnahme. Die meisten Blätter glauben an die Erhaltung des Friedens. — Aus Massauah wird jetzt sehr bestimmt gemeldet, der Vasallcnkönig Mcnelik Ein kleines grünes Rosmarinzweiglein fiel bei diesen Worten in des Pagen Hände; in diesem Augenblicke zog eine dunkle Wolke vor der glänzenden Mondsichel vorüber und hüllte für einen Moment das Gemach in völlige Finsterniß. Als es wieder hell wurde, war die weiße Gestalt verschwunden, so Plötzlich und leise, wie sie er schiene». Der junge Page aber rieb sich die Augen, wie um einen Traum zu verscheuchen; er starrte noch lange bewegungslos auf die Stelle, wo die Erscheinung gestanden; er befühlte und beroch das Zweiglein in seiner Hand und rutschte endlich auf den Kniecn einen Schritt vorwärts, um cs in das Mvndlicht zu halten. Endlich legte er es sorgsam neben sich nieder, streckte sich selbst auf den Teppich etwas näher zu seinem Gefährten hin und war bald wieder fest und traum los entschlafen. Unter den Dienern des Fryberg'schen Hauses herrschte am andern Morgen ein reges Treiben; es galt Pferde einzuschirren, Waffen aus zusuchen und zu putzen und überhaupt alles bestens in Stand zu setze», denn ihre junge Herrin wollte, wie alljährlich an diesem Tage, einen Ausflug nach der etwa eine Stunde von Frankfurt entfernt ge legenen St. Annen-Kapelle unternehmen, welche der Schutzheiligen von Jlsc's seliger Mutter geweiht war. » Eine Dame konnte sich ohne ausreichenden Schutz überhaupt nicht weit aus den Thoren der Stabt hinauswagen; der Reichs- schultheiß war aber doppelt besorgt um sein einziges geliebtes Kind und ließ sie jenen Ausflug nur in Begleitung eines sehr ansehnlichen Trosses von bewaffneten Dienern unternehmen, welche unter dem Be fehle des alten Cuno standen, der eine Art von Majordomus in dem Fryberg'schen Haus war. Es hatte an dem Morgen schon allerlei heimliches Gerede unter dem Gesinde gegeben; eine der vielen jetzt mit ihren Damen im Hause verweilenden Zofen wollte in der vergangenen Nacht eine seltsame ge spenstische Erscheinung gehabt haben, die sie, aus tiefem Schlafe er wachend, Plötzlich durch das Gemach habe schweben sehen. Barbara, die Beschließerin und frühere Wärterin Jlse's, sah hierin aber eine Unheil verheißende Vorbedeutung und beschwor ihre junge Gebieterin, heute daheim zu bleiben und für dieses eine Mal ihre fromme Gewohnheit, am Todestag der Mutter zu deren Schutz heiligen zu wallfahrten, aufzugeben. Ilse beharrte indessen bei ihrem Entschluß; sie war, soweit es der beschränkte Gesichtskreis der damaligen Zeit zulicß, frei von abergläubischer Furcht; die Kaiserin hatte ihre Erlaubuiß zu dem von Schoa sei vom König von Abessynien abgefallen. Letzterer sek sehr bestürzt darüber, habe auch wegen Proviantmangels Mühe, seine Armee beisammen zu halten. Frankreich. Die Rede des Fürsten Bismarck hat auch in Frankreich einen gewaltigen Eindruck hervorgerufen. Die besseren Blätter erkennen überwiegend an, die Rede habe einen absolut fried lichen Charakter und Fürst Bismarck wolle nur den Frieden. Sie versichern, auch Frankreich habe seine Kriegsgelüste aufgegebcn. Einige kleine Krakchler Hetzen natürlich. Die Geschäftswelt ist wesentlich beruhigt. — Der russische Botschafter Baron Mohrenheim erwiderte den Besuch des Kammerpräsidenten Floquet. — Angesichts beun ruhigender Zeitungsartikel über den Zustand der französische» Flotte wollen einige Abgeordnete die Bewilligung eines außerordentlichen Flottencredits von 14 Millionen beantragen. Im Kriegsministerium wird die Wiedereinführung von Generalinspectenren der Armee er wogen, entsprechend der gleichen Einrichtung in Deutschland. England. Sämmtliche Londoner Blätter sprechen sich über die Rede Fürst Bismarck's dahin aus, daß dieselbe eine beruhigende Wirkung in Europa ausllben werde, weil sie eine mächtige Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens biete. Die „Times" zollt der Hal tung des deutschen Volkes den Tribut der Bewunderung, der „Daily Telegraph" sagt, die Ziele des deutschen Reichskanzlers verdienten die lebhafteste Unterstützung und den herzlichsten Beifall jede» Engländers. Rustland. Die vornehmeren russischen Blätter nehmen die Kanzlerrede entschieden gut auf und finden sie beruhigend und fried lich, wenn auch selbstbewußt. Sie betonen von Neuem, auch Ruß land wolle den Frieden. Die Panslawistenblätter poltern freilich arg und pochen auf Rußland's „Recht" auf Bulgarien. Es heißt übrigens, aus Petersburg sei in Berlin eine geheime Nachricht von entschieden friedlicher Bedeutung eingcgangen, und daraufhin erst habe der Kanzler den Eingang seiner Rede so friedlich gestimmt. — Der neu ernannte Oberst des russischen Franz-Joseph-Grenadierregimentcs wird sich auf besonderen Befehl des Zaren nach Wien begeben, um sich beim Kaiser Franz Joseph zu melden. Spanien. In Rio Tinto war es zu blutigen Zusammenstößen zwischen streikenden Arbeitern und Militär gekommen. Die Konserva tiven beantragten in den Kortes deshalb ein Tadelsvotum gegen daS Ministerium Sagasta, doch wurde der Antrag mit 176 gegen 19 Stimmen verworfen. Orient. Der Sultan hat zu der Abänderung der Suezkanal-' Konvention nun doch ja gesagt. Soeben ist der betreffende Erlaß publixirt worden. — Aus Konstantinopel wird berichtet, die Türkei habe die sofortige Vermehrung ihrer Kriegsflotte im Rothen und Persischen Meere um H Schiffe angeordnet,.,... „ . , , Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, den 7. Februar. Ans der Tagesordnung steht: zweite Berathung des Antrages betr. die Verlängerung der Legislaturperioden. Abg. Windth 0 rst behauptete, der vorliegende Antrag solle nur als Stnrmbock auf das bestehende allgemeine und geheime Wahlrecht dienen. Es sei bedauerlich, daß ein solcher Antrag in diesem Reichstage gestellt sei, der so schwere neue Lasten für das Volk beschlossen habe. Abg. von Kardorff (freikons.) widerspricht dem. Das Centrum habe ja selbst für die neuen Steuern gestimmt. Als Sturmbock auf das bestehende Wahlrecht solle der Antrag nicht dienen, seine Partei sei damit sehr zufrieden. Herr Windthorst sei überhaupt nur ärgerlich, weil er in diesem Reichs tage keine so günstige Stellung habe, wie im vorigen. Abg. Rickert (freis.) bekämpft den Antrag, für den gar kein Bedürfniß vorlicge und der nur zur Schmälerung des Volksrcchtes führe. Herr von Bennigsen erkläre sich jetzt gegen eine Aenderung des Wahlrechtes; er wisse aber nicht, ob er das Versprechen werde halten lönnen. Der Antrag Ausflug ertheilt; so wollte sie, was sie für ihre kindliche Pflicht hielt, erfüllen. Sic verabschiedete sich von ihrem Vater, der einer dringlichen Rathsvcrsammlung wegen verhindert war, sie wie sonst zu begleiten, und cs mochte gegen neuneinhalb Uhr Vormittags sein, als sie sich mit ihrem stattlichen Gefolge auf den Weg machte. Nachdem sie einen Theil der neuen Krämc hinuntergeritten war/ bemerkte sie am Ausgange derselben eine dichte Volksmenge, die, nach dem Geschrei und den heftigen Gcberden derselben zu urthcilcn, sich in äußerster Aufregung befinden mußte. Einen Augenblick stutzte sic: da sie aber keine Furcht kannte und die Stunde ihrer Abreise so schon etwas verzögert war, so ritt sie getrost ihren Weg weiter. Näher kommend, gewahrte sie, daß die Menge sich um ein Etwas drängte, welches zu niedrig war, als daß sie es hätte unter scheiden können. Die tollste Wuth schien sich des Menschenhaufens bemächtigt zu haben; ehrsame Bürger, Handwerker, aber auch viel fahrendes Ge sindel sah man darunter; alle aber mußten Wohl von dem gleichen schrankenlosen Zorn ergriffen sein. Man unterschied jetzt deutlich die Verwünschungen und Drohungen, welche ausgestoßcn wurden, und bald kam es Ilse vor, als ob ein wunderlicher Knäuel hin und her gestoßen wurde. Plötzlich stieß sie einen lauten Schrei aus und winkte den alten Cuno an ihre Seite: „Heilige Jungfrau!" rief sie entsetzt, als gerade jener Gegenstand einen Augenblick wieder über den Köpfen der Menge schwebte, „das ist ja Heinz, der unglückliche Heinz! Wie kommt denn der unter diese rasenden Menschen?" Ilse besann sich nicht lange. „Cuno, wir müssen ihm helfen, rasch!" Sie sprengte weiter; aber der dichte Volkshaufe hemmte ihr Pferd wie eine Mauer; sie konnte jetzt ihrerseits doch nicht etwa Menschen verwunden, oder gar tödte», indem sie gewaltsam vorwärts drang. Sie rief, sie befahl und bat; aber ihre Stimme verhallte in dem Toben der Wüthenden: „Er hat den Brunnen vergiften wollen! Wir haben cs gesehen! Er ist ein Hexenmeister, ein Giftmischer! Er muß sterben!" Die Ehrsameren und Besonneneren, welche in Jlse's Nähe waren und sie erkannten, riefen wohl dazwischen: „Hört auf da» Fräulein ! Es ist die Tochter des wackeren Fryberger's, unseres edlen Schultheißen!"
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