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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188803258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880325
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-03
- Tag 1888-03-25
-
Monat
1888-03
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.03.1888
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Mrz IM. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. »rrl-dt- ..Sachs. Landtr.»n)eii,,e«"r zeileisil Raum einer schmalen TorvnSzeil« 1° Psg Bevorzugte Stelle (Ispalt. Petitzeile) 30 Pf. BeiWiederholung großer AmiouceuRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen ge 6 Silben CorpuSschrift bilden ca. IZeile.) Annoncenannahnie nur bis Vormittag. 8M: AM» Wk, Buchdnukerei, Eheimiiiz. Theaterfkaße 6 (Fernsprech stelle Nr. 136). Telegr.'Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnsirirtes UrrterkaltungSblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das nachgelassene Vermögen des ver storbenen Strumpfwirkers Christian Friedrich Bochinann weil, in Berbisdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Ein wendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berück sichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 17. April 1888, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlicheil Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 21. März 1888. K. Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 33. März. Frankfurt a. M. Der „Frkf. Ztg." wird aus Rom gemeldet: Auf des Botschafters Menabrea Vorstellungen soll Minister Flourens zugesagt haben, daß die Regierung die Ausschreitungen gegen italienische Arbeiter unterdrücken werde. Wien. In Prozor (Bosnien) wurden gestern Morgen drei Erdstöße mit mäßigem unterirdischem Rollen, und wenige Stunden später ein abermaliger Erdstoß wahrgenommen. Rom. Die „Riforma" beklagt die Sprache, welche die fran zösischen militärischen Journale gegen Italien führen, und warnt die italienischen Militärblätter davor, in den gleichen Fehler zu verfallen. Die „Riforma" schwächt auch die bekannte Allarmnachricht des „Esercito Jtaliano" ab, ohne sie jedoch entschieden zu dementiren. „Esercito" wiederum erinnert an die plötzlichen starken Rüstungen in den italienischen Mittelmeerhäfen; die hiesige Regierung habe die betreffenden Rüstungen angeordnet, um einem französischen Ucberfalle vorzubeugen. — Der Verein der italienischen Presse nahm in einer außerordentlichen Sitzung eine Tagesordnung an, welche die Ab schaffung der Telegrammcensur als Vorbedingung einer wahrhaft freien Presse fordert. Bonghi kritisirte Crispis jüngste Aeußer- ungen gegen die italienische Presse und hob hervor, das heutige Leserpublikum stehe nicht mehr auf dem bescheidenen Standpunkt wie vor dreißig Jahren. Paris. In Clermont wurden dem General Boulanger be- seiner Abreise große Ovationen dargebracht. Etwa zweitausend Meni sehen begleiteten den General, der mit seiner Tochter zu Fuß »ach dem Bahnhof ging. Balliöres, Präsident des Ovationscomitees, hielt eine Rede, auf welche Boulanger antwortete, er habe schon viermal für das Vaterland sein Blut vergossen und sei stets bereit, es noch einmal zu thun. Er schloß mit dem Rufe: „Es lebe die Republik!" Viele Bouquets und eine Blumenkrvne wurden ihm überreicht, als Elsäs- serinnen gekleidete Mädchen brachten der Tochter Sträuße. Gegen Manifestanten riefen: „Es lebe Carnot und Logerot!" Man ant wortete: „Nieder mit den Preußen!" Es kam zu Schlägereien; ein Journalist, der „Vivs 6urnot!" geschrieen, wurde furchtbar zugc richtet und nur durch das Eingreifen der Polizei gerettet. Die Menge Ivar trotz aller Vorsichtsmaßregeln auf den Bahnkörper cingedrungen. Boulanger traf um 6 Uhr am Lyoner Bahnhof ein. Belgrad. König Milan erhielt anonyme Briefe, welche ihn vor Revolution und persönlichen Gefahren warnen. Der König über- ab die Briefe den Ministern. Politische Rundschau. Chemnitz, den 24. März. Deutsches Reich. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgendes: Allerhöchster Erlaß betreffend die Betheiligung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen an den Rcgierungsgeschttfteu. Es ist Mein Wunsch, daß Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit Sich mit den Staatsgeschäften durch unmittelbare Betheiligung au denselben vertraut machen. Zu diesem Zwecke beauftrage ich Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit mit der Bearbeitung und Er ledigung derjenigen zu Meiner Entscheidung gelangende» Regierungs- gcschäfte, welche Ich Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zu- Von Geschlecht zu Geschlecht. Erzählung von M. Widdern. Fortsetzung. Nachdruck Verboie». „Ich war noch ein dummer Junge und freute mich mit ihr. Ja, ich schwelgte schon in dem Gedanken, Juanita einmal in ihrer künf tigen Heimath besuchen zu dürfen und das Land kennen zu lernen, wo Don Quixote gelebt, dessen Abenteuer ich gerade damals las oder richtiger verschlang." Hier machte Belloni eine kleine Pause und holte tief Athen,, dann nahm er den Faden seiner Erzählung wieder auf. „Meine Schwester wurde wirklich die Gemahlin Marentos. Mit leichtem Herzen folgte das Kind dem Greise, und mit leichtem Herzen gab mein Vater sie dem vornehmen Millionär. Marcuto war stolz auf seine schöne Gemahlin, — er stellte sie dem Hofe vor, und die ganze jeunosos äores Madrids lag Juanita zu Füßen. Das junge Weib freute sich dieser Huldigungen, — aber als sie nach zwei Jahren dem greisen Gemahl ein Söhnchen geboren hatte, saß sie doch viel lieber an der Wiege ihres Kindes, als daß sie glänzende Gesellschaften besuchte. Ihr Gatte wollte nicht, daß sie zur Einsied lerin würde, und schleppte Juanita von Vergnügen zu Vergnügen. Trotzdem aber gedieh doch der letzte Träger des alten, stolzen Namens der Marento prächtig. Eine lange Zeit verging so. Der schöne Knabe zählte sieben Jahre, und noch war die Ehe seiner Elter» ungetrübt und friedvoll. Aber das Verhängniß lauerte schon in der Ferne, — cs schritt lang sam, aber sicher seine Wege, — diesmal in Gestalt eines schönen, eleganten Mannes. Auf einer Badereise lernte Juanita ihn kennen, und nach der ersten Unterhaltung mit dem vornehmen Deutschen sagte sie sich er schrocken, entsetzt, daß seine Augen mit einem Ausdruck an ihrem Gesicht hingen, der sie in ihrer Würde als Gemahlin eines anderen Mannes beleidigte. Aber je scheuer sie sich vor ihm zurückzog, desto angelegentlicher suchte er sie. Ja, als sie an der Seite des Gatten, von ihrem Knaben begleitet, das französische Bad verließ, das sic fast alle Jahre zu besuchen Pflegte, folgte er ihr heimlich nach Madrid. Noch sah Marento nichts Unrechtes an dem Gebahren des Fremden. Er war gewohnt, seine schöne Frau von Huldigungen umgeben zu wissen, ohne deshalb eifersüchtig sein zu dürfen. Aber es sollte anders weisen werde, und sind die dazu erforderlichen Unterschriften in Meiner Vertretung von Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit zu vollziehen, ohne daß es für die einzelnen Fälle einer jedesmaligen besonderen Ordre zur Ermächtigung bedarf. Charlottenburg, den 21. März 1888. Friedrich, von Bismarck. An des Kronprinzen Kaiserliche und Königliche Hoheit. Schon seit voriger Woche wurde eine derartige Verordnung, betr. die Stellvertretung des Kaisers durch den Kronprinzen, erwartet. Sie bedeutet durchaus nichts Schlimmes bezüglich des Zustandes des Kaisers; Kaiser Wilhelm hatte die betr. Ordre ja auch geraume Zeit vor seiner letzten Erkrankung unterzeichnet; die Stellvertretung hat nur den Zweck, dem Kaiser im Nolhfalle größere Schonung zu gewähren. Und Schonung wird er sich, solange keine entschiedene Wendung in dem Halsleidcn eingetrcten ist, immer auferlegcn müssen. Was das gege iwärtige Befinden anbetrifft, so ist, was ja ganz erklärlich und bei jeder nicht ganz leichten Krc» kheit vorkommt, ein Tag bester, der andere nicht so gut. Irgend welche Schlüsse auf die Zukunft können daraus mit Sicherheit nicht gezogen werden, denn im Wesentlichen ist der Zustand des Halsleidens unverändert, und auf dieses kommt es ja allein an. Bisher traten die Erscheinungen wechselnden Charakters im Kehlkopfe in bestimmten Zwischenräumen auf. Dauert die jetzige Ruhepause, den kommenden Monat hindurch an, kann man die besten Hoffnungen hegen. Hauptsache für den Kaiser ist frische Luft. Wenn das Wetter recht schnell so warm wird und bleibt, daß er sich täglich im Freien bewegen kann, ist sehr viel gewonnen. Wir erinnern nur daran, wie wunderbar schnell nach der Operation des Kaisers in Villa Zirio seine Kräfte Zunahmen, seitdem er sich täglich im Freien bewegen konnte. Wie für seinen Vater ist für Kaiser Friedrich Bewegung in frischer Luft Nothsache, denn Beide sind nie „Stubenhocker" in ihrem Leben gewesen. — Die kaiserlichen Majestäten empfingen am Donnerstag Nachmittag die in besonderen Missionen nach dem Ausland reisenden Generale und Ab gesandten, sowie die Leibärzte des verstorbenen Kaisers, die vvr. Lauer, Leuthold und Tiniann, und dessen Leibdienerschaft. Am Freitag Mittag hörte der Kaiser mehrere Vorträge, ertheilte dem Statthalter Fürsten Hohenlohe Audienz und empfing am Nachmittag und Abend noch mehrere Familienbesuche. — lieber das Befinden des Kaisers wird auch vom Freitag gemeldet, daß dasselbe im Wesentlichen un verändert ist. Der Monarch steht früh auf und hegt den dringenden Wunsch nach Bewegung im Freie». Natürlich muß das Wetter noch besser hierzu werden. Die Kräfte könnten etwas besser sein, doch trägt an der langsamen Zunahme nur die schwere Arbeit Schuld, nicht das Halsleidcn. lieber ein Verlasse» von Charlottenburg ist immer »och kein bestimmter Entschluß gefaßt, auch mit dein in Aus sicht genommenen häufigeren Gebrauch der Stimme wird cs so schnell wohl noch nichts werden. Jetzt spricht der Kaiser so gut wie gar nicht. — Kaiser Friedrich sandte am 15. Marz d. I. an den Fcld- marschall Grafen Moltke ein Octavblatt, welches der „Schles. Ztg." zufolge die nachstehende», eigenhändig in kräftigen Zügen mit Bleistift geschriebenen Worte enthielt: „Ich bitte Sie herzlich, Ihre morgende Theiluahme an der schmerzlichen Feier auf Ihre Anwesenheit im Dome zu beschränken. Sollte Ihnen dies nicht genügen, so befehle ich es Ihnen, was Sie einem alten treuen Freunde hoffentlich nicht übel nehmen werden. Friedrich." — Der erste bürgerliche Generaladjutant! Kaiser Friedrich hat den Generalleutnant Mischke, unter Belastung in seinem Verhältnis; als Inspektor der Kriegsschulen, zu seinem ersten Generaladjutanten ernannt. Generalleutnant Mischke war lange Jahre persönlicher Adjutant und Generalstabschef des Kaisers als Kronprinzen und be gleitete ihn auch nach Spanien und Italien. Er steht dem Kaiser persönlich nahe. — Der Amnestie-Erlaß Kaiser Friedrichs, welcher vielfach für Donnerstag, als dem Geburtstag des entschlafenen Kaisers, erwartet wurde, ist, wie bekannt, nicht erfolgt. Wie die „Freis. Ztg." indessen von zuverlässiger Seite erfährt, ist der Erlaß in Vorbereitung be griffen. Es scheint aber, daß zum Zweck der Abgrenzung des Er lasses im Einzelnen noch umfassende Erhebungen stattfinden. Aus mehreren Orten wird dem genannten Blatte gemeldet, daß in Er wartung des Amnestie-Erlasses vorläufige Entlastungen aus dem Ge- fängniß bereits slattgefunden haben. Man nimmt an, daß in den Hauptzügen die Grundlagen des Amnestie-Erlasses bereits am vorigen Sonntag bei dem Vortrag des Justizministers in Charlottenburg sestgestellt sind. — König Karl von Württemberg hat dem Kaiser das 7. württem» belgische Infanterie-Regiment Nr. 125 verliehen. Im feierlichen Acte wurde dem Regimente die neue Benennung kundgcgeben. — Aus Sau Remo ordnete Kaiser Friedrich bekanntlich an, es solle Jedem überlassen bleiben, wie er es mit der Trauer um den entschlafenen Kaiser halten wolle. Von einzelnen Landräthen und Polizeiverwaltungen ist nun nicht nur für die Trauerwoche, sondern auch darüber hinaus die Veranstaltung von Theatervorstellungen re. verboten worden, und haben daraufhin die Unternehmer gegen die Behörden in verschiedenen Fällen die Schadenersatzklage angestrengt. Auf die Entscheidung der Gerichte kann man gespannt sein. — Die Zimmer Kaiser Wilhelms im Palais Unter den Linden, welche bisher versiegelt waren, sind am Freitag durch eine Commission aus dem Hausministerium geöffnet worden. — Ueber das Testament Wilhelms I. wird berichtet, daß die Eröffnung thatsächlich bereits er folgt ist. Es stammt bereits aus dem Anfänge der siebziger Jahre und es ist darin mit einem besonderen Vermächtniß Prinz Heinrich, der zweite Sohn Kaiser Friedrichs, bedacht. Politische Bemerkungen sind darin nicht enthalten. Natürlich konnte der Kaiser nur über sein Privatvermögen, nicht aber über das Einkommen aus dem Krön» fideikommiß verfügen. Das Vermögen beträgt zwischen 35 und 40 Millionen. — Aus der letzten Reichstagssitzung. In allen Verichten Über die letztere ist ein interessantes und wichtiges Moment übersehen worden. Nachdem inzwischen der stenographische Bericht über die Sitzung erschienen ist, ergicbt sich nämlich aus dem Wortlaut der Erklärung des Präsidenten bei dem ersten Gesetz, welches nach dem Thronwechsel definitiv zur Annahme gelangte, dem Etatsgesetz, daß dort die Aenderung der Eingangsworte mit Genehmigung des Reichs tages angenommen ist. Der Präsident von Wedell - Piesdorf sagte: „Ich eröffne nun die Discussion über Ueb erschüft und Einleitung. In der Einleitung würde selbstverständlich die durch den Thronwechsel bedingte Aenderung des Namens Seiner Majestät des Kaisers vorzu- nchmen sein. Das Wort wird auch hier nicht verlangt. Ich stelle fest, daß Ueberschrift und Einleitung mit der beregtcn Aenderung angenommen sind." Bei dem folgenden Gesetz, dem Anlcihegesetz, bemerkte alsdann der Präsident ebenso: „Ich eröffne die Discussion über Einleitung und Ueberschrift wiederum mit derselben Maßgabe wie bisher bei dem Etatsgcsetz. — Das Wort wird nicht verlangt. Ich schließe auch diese Diskussion und stelle fest, daß auch Einleitung und Ueberschrift angenommen sind." — Den Mitgliedern des Reichstages ist vor ihrer Abreise von Berlin noch eine interessante Aufmerksamkeit zu Theil geworden; je ein Exemplar der allerhöchsten Cabinctsordre vom 8. März, in welcher Kaiser Wilhelm den Reichskanzler ermächtigt hatte, die Sitzungen des Reichstages zu schließen, wurde ihnen in getreuester Nachbildung überreicht. Es ist die Cabincis-Ordre mit jener letzten auf dem Sterbebette vollzogenen Unterschrift des Kaisers. Im Text sind die zwei Worte „den Reichskanzler" vom Fürsten Bismarck selbst ge schrieben, wie derselbe ebenso die Ordre gegengezeichnet hat. DaS Facsimile ist vortrefflich ausgeführt und von der Urschrift überhaupt nicht zu unterscheiden. — An dem früheren sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Kayser ist in Breslau die Operation der Entfernung des halben Kehlkopfes vorgenommen worden. Der Patient hat die Operation gut bestanden und befindet sich fieberfrei. Oesterreich-Ungarn. In Wien begannen am Freitag die gemeinsamen Minister-Berathnngen über das den Delegationen Vor kommen. Juanita fürchtete sich vor ihrem deutschen Bewunderer, und wo sie nur konnte, zeigte sie ihm auf die schroffste Weise ihre Ab neigung. Das aber reizte ihn gerade, und als es ihm durchaus nicht gelang, sie auf gütlichem Wege zu einer Unterredung unter vier Augen zu uöthigen, nahm er zur List seine Zuflucht." „Arme, kleine Gitta," unterbrach sich der Doktor hier wieder, als er fühlte, wie das zarte Figürchen neben ihm zusammenschaudcrte, „warum muß ich Deine junge Seele auch mit diesem Kapitel aus der Lebensgeschichte meiner armen Schwester belasten! Aber es geht ja nicht anders!" „Erzähle nur weiter!" hauchte die Komtesse, und Belloni ge horchte nach einem qualvollen Seufzer. „Meine Schwester war immer ein Engel an Menschenliebe, und ihre Gutthatcn sind nicht zu zählen. Auch in Madrid unter stützte sie viele arme Familien und ging selbst in ihre Hüllen. Da rauf baute der Deutsche seinen Plan. Eines Tages erhielt Juanita ein unbeholfenes Schreiben, in dem sic gebeten wurde, zu einer Kranken zu kommen, die elend und hilflos in ihrer Hütte läge. Juanita kannte die Frau nicht; aber die Straße, in der die Unglückliche wohnen sollte, ließ sich leicht erreichen, wen» man den Garten durch schritt, der hinter dem Marentv'schcn Palais lag. Ohne Zögern und ganz allein machte Juanita sich auf den Weg. In zehn Minuten schon stand sic in der Thür des ihr bczeichneien Häuschens. Aber als sie über seine Schwelle in das einzige Stüb chen desselben trat, da fühlte sie sich auch schon von zwei Armen um schlungen, die sie mit unwiderstehlicher Gewalt hinein in den erbärm lichen Raum zogen. Juanita war wie betäubt. Einen Moment jedoch, dann rief sie leidenschaftlich; „Was erlauben Sie sich, Herr Graf! Sie sind vom Weingenuß berauscht und —" Er aber preßte seine Lippen auf ihre Stirn, ihre Augen, ihren Mund. Die Geister des Champagners nahmen ihm jede Besinnung, und sie vermochte sich dieser Gewalt nicht zu wehren. Gerade aber, als sein glühender Mund auf ihrem Auge ruhte, wurde die Thür auf gerissen, und Don Gilberto Marento stand auf der Schwelle. Er hatte seine Gemahlin durch den Garten gehen sehen und Ivar ihr ge folgt. Nur einen Blick hatte der Greis auf die Gruppe geworfen, dann wandte er sich, — kein Wort, kein Laut kam über seine Lip pen ; aber es war, als wenn er in dieser Minute um Jahre gealtert sei. Ehe Juanita sich auch nur aus den Armen des Deutschen ge löst, hatte Marento das Häuschen wieder verlassen; aber er ging unsicher, taumelnd. „Nichtswürdiger, das ist Ihr Werk!" stieß Juanita hervor, dann entriß sie sich gewaltsam den entwürdigenden Händen und folgte dem Gatten. Schritt für Schritt ging sie dem Schweigsamen nach und folgte ihm, als sie das Schloß erreicht hatten, in seine Gemächer. Dort erzählte sie ihm mit fliegendem Athen;, wie alles zusammen- hing. Mit großen, starren Augen blickte der Gatte sie an, ohne die Lippen zu öffnen; was er gesehen, hatte ihn zu tief, zu qualvoll verwundet; daun schüttelte er sich Plötzlich und verfiel in einen Wuth- ausbruch, vor dem Juanita schaudernd zurücktaumelte. Er glaubte den Worten seines Weibes nicht mehr, — umsonst lag sie anf ihren Kniecn, umsonst beschwor sie ihn, er glaubte es nicht und befahl der Unglücklichen, der Edelsten unter den Frauen, sein Haus zu verlassen — für immer. Sie weigerte sich dessen, sie wollte nicht von ihrem Knaben gehen; an dem kleinen Alfonso hing ja ihr ganzes Herz, ihre ganze Seele." „Alfonso!" hauchte Gitta. „Um Gottes willen, Belloni, in welches Drama läßt Du mich schauen! Ach ich ahne, ich ahne!" „Still, Kind, — höre weiter!" Sie zitterte wie Espenlaub, aber sic geduldete sich. „So mußte die arme Juanita wirklich — entehrt vor der gan zen Dienerschaft durch den eigenen Gatten — das Haus verlassen, n dem sie seit Jahren ihre Heimath gesehen. Der dentsche Graf war auch verschwunden, — Marento forschte vergebens nach ihm, vielleicht um Satisfaction zu fordern. In einer kleinen Stadt, nur eine kurze Wegstrecke von Madrid entfernt, hatte Juanita ihr Domizil aufgeschlagen. Sie wollte ihrem Knaben so nahe wie möglich sein; aber alle Versuche, zu Alfonso zu gelangen, waren ohne Erfolg, — sind auch resultatlos geblieben, so lauge Marento lebte. Inzwischen war ihre Ehe geschieden worden, vweit unsere Kirche überhaupt scheidet. Vielleicht acht Monate nach der fürchterlichen Katastrophe vor sechzehn Jahren schrieb Juanita mir und ersuchte mich, zu ihr zu kommen. Sie war krank und sehnte sich nach meinem Trost. Sofort chlgte ich ihrer Einladung, trotzdem ich damals gerade meine Studien beenden wollte. Ich nahm die Geständnisse der unglücklichen Schwester entgegen und die Bitte, sie an de»; Elenden, — verzeihe, Gitta, ich versprach mich, — an dem Deutschen zu rächen, wenn er sich nicht bereit finden sollte, Marento die Wahrheit zu bekennen, daß er — er allein nur der schuldige Theil gewesen." Fortsetzung folgt.
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