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Chemnitzer Anzeiger und Stadtdote. Nr. «S. Donnerstag, 4. Oktober. Seite 3. Gerichtshalle. —tr. Strafkammer I vom 2. Oktober- Der Handarbeiter Hein rich Max Schmiedel aus König swalde (noch nicht 18 Jahre alt, trotz dem aber schon wiederholt wegen Diebstahls vorbestraft) hat am 1- September d- I- aus dem Melzer'schen Hause in Wiesenbad ein Paar Halbstieseln im Werthe von 6 Mark gestohlen- Er war dessen geständig und wurde unter Annahme mildernder Umstände zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt- Der Materialwaarcnhändler Friedrich August Thieme aus Elterlein erhielt wegen einer Gotteslästerung 1 Woche Gefängniß zuerkannt Der Strumpfwirker Robert Emil Weibbach ausAltendorsbci Chemnitz (36 Jahre alt und schon oft vorbestraft) ist am 26- September d I- von dem Landgericht zu Bernburg wegen im Rücksalle verübten Diebstahls zu 2 Jahre» 6 Monaten Zuchthaus verurtheilt worden- Wegen weiterer Diebstähle hatte er sich heute vor dem hiesigen Landgericht zu verantworten und für schuldig erachtet, wurde er zu einer Gesammtstrafe von 8 Jahren Zuchthaus, 8 Jahre» Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht vcr- «rtheilt- Die Näherin Auguste Wilhelmine Spiudler ans Wüstenbrand (1835 geboren und schon mehrfach vorbestraft) erhielt wegen im Rücksalle vcr- übten Diebstahls 1 Jahr s Monate Zuchthaus, 4 Jahre Ehrverlust und die Stellung unter Polizeiaufsicht zuerkannt. Stadttheater. Oper. Dienstag, den 2. October: Der Troubadour Mit uusern neuen Opernkräftcn wurde gestern zum 1 Male Verdi's Troubadour gegeben und somit dem Publikum Gelegenheit geboten, ins besondere die neue Altistin und den neuen Bariton kennen zu lernen Die vorgenannte Oper ist in Chemnitz seit dem Jahre 1863 alljährlich zu wiederholter Ausführung gekommen: das Interesse an diesem Werk hat sich deshalb in de» letzten Jahren merklich verringert, sodaß die Jnscenirungen desselben oftmals vor einem spärlich besuchten Hause stattfanden und nur dann, wenn etwa ein hervorragender Gast, wie die Marianne Brandt und die Lilli Lehman» dabei anstratcu, vermochte Verdi's bekannteste Oper das Theater aufs Neue gut zu füllen Das gestern sehr zahlreich er schienene Publikum muß deshalb der neuen Direktion als ein Beweis dafür gelten- daß die Chemnitzer Theatergänger dieselbe mit vollem Wohlwollen begrüßen- Wir freuen uns herzlich dies bestätigen zu können- und wünschen nur, daß dieses Wohlwollen des Publikums ein immer sympathischeres werden und sich nie wieder verringern möge Als „Azuccua" stellte sich Frl- Trousil dem Chemnitzer Theatcrpublb knm zum 1- Male vor und zwar mit einem Erfolge, z» welchem man der Sängerin nur Glück wünschen kann- Durch ihre prächtige Durchführung dieser Rolle in Gesang und Spiel vermochte sic de» allgemeinen Beifall der Zuhörer zu erwerben- Die Debütantin ist kein Neuling aus der Bühne, ihre Sicherheit macht einen wohlthncudeii Eindruck- Die Stimme ist umfangreich und kräftig, sodaß die gewichtige» Accente erregter Leidenschaft und Begeiste rung gut zur Geltung kommen, doch steht ihr auch weicherer Wohllaut zu Gebote Der allgemeine Beifall des Publikums war ein verdienter- Warum das gut durchgesührte Schlummerduett ohne Beifall blieb, ist sicher nur da durch zu erklären, daß diese Sängerin von der konventionellen Art in der Darstellung der Kerkerscene in kaum zu rechtfertigender Weise abwich- Nimmt Frl Trousil bei einer Wiederholung hierauf Bedacht, so wird auch bei dieser Nr ihrer Rolle der Beifall ihr nicht mehr entgehe» Die Parthie der „Lconore" ist eine für Coloratursängerinncu höchst dankbare, weshalb wir uns verwundert fragten, warum dieselbe als 2- Auf- trittsrolle in die Hände der 1 dramatischen Sängerin gegeben war. Ge- rechtcrwcise ist zu bekenne», daß Frl- Hochfeld auch durch ihre „Lconore" sich als eine höchst schätzenswerthe, gut geschulte Sängerin erwies, wie sie schon als „Jüdin" durch geschmackvollen Vortrag und manch feinen charak teristischen Zug in der Auffassung, sowie durch ihr bewegtes und durchdachtes Spiel warme Anerkennung verdiente und fand und nun abermals allgemeinen Beifall erntete. Der neue Bariton Hr. Heck, welcher die Rolle des „Gras Luna" inne hatte, mußte jedenfalls nur gegen eine nicht unmerklichc Indisposition seines Organs zu kämpfen haben, weshalb unser Nrtheil noch zurückgestellt werden soll: wir hoffen jedoch, daß bei seinem nächsten Auftreten die im Vergleich zu den übrigen Hauptdarstellern ihm gegenüber seiten des Publikums ein genommene etwas kühlere Haltung schwinden werde, da doch auch diesem Künstler ei» sehr guter Ruf vorangeht Den neuen Tenor vrn Müller wird die Direktion sich gewiß sichern Derselbe erwarb als „Manrico" eine noch wärmere Aufnahme, wie als „Elcazar"; sein schönes Stimmmaterial verbindet die Eigenschaften eines heroischen und eines lyrischen Tenors und vermochte durchweg Wirkung zu erzielen- Die Natur hat diesem Sänger einen ausgiebigen, kräftigen und da bei doch biegsamen und, wo es nöthig ist, auch weich erklingenden To» ver liehen, welcher eine gute Schulung erfahren hat und bei fortgesetztem Studium sich »och schöner entfalten wird- Wir erkennen im Reiche des Gesanges eben nur die eine Schule an, welche lyrische Zartheit und dramatische Passion gleichmäßig vereinigt- Hr- M- wußte als Vertreter der Titelrolle neben seinen Partnern durchaus zu reüssiren und fand im Verein mit diesen, sowie mit seinen Solonummern vielfach bekundeten Applaus Hr Schwcckendiek gab de» „Ferrando"; wir halten mit unscrm Ur- theil über diesen Sänger noch zurück, bis wir ihn in einer seiner Buffo- Rollen gehört haben Die sonstigen Nebenrollen waren ebenfalls ent sprechend besetzt Die Chöre befriedigten zumeist; einzelnes derselben muß jedoch als schwach bezeichnet werden Das Orchester spielte exact und so gestaltete sich auch die 2. Opernaufführung zu einer im Ganzen gut gelungene». —I. Auszug aus dem Bortrag zur Klärung der soge nannten „Gläferfrage." Gehalten am 30- August 1883 in der Sitzung des Vereins Dresdner Gastwirthe von Max Hecht. Das Gesetz über Aichung der Schankgefäße bezweckt weder eine Bc- nachtheilignng des consumirenden Publikums, noch eine Benachtheiligung oder Schädigung der Wirthe und ihres Gewerbes- Das Gesetz wünscht nichts anderes, als der Gast soll wissen, welches Quant»»» Bier, Wein oder Obst wein er für sein Geld bekommt Das Gesetz fordert zu diesem Zwecke gc- aichte Schankgefäße vom V- Liter in zehn Theilcn abwärts und »«»erläßt nun jcdein Wirthe, so wenig oder so viel der genannten Getränke für ein gewisses Geld zu geben als er will, wenn nur seine Gefäße, also Gläser, nach irgend einem Z«hntl»eil geaichr sind- Nun besteht i» unserem Dresden und wohl in ganz Sachsen seit 1871 das sogenannte '/> Liter- Strichmaaß, das ist das Nösel oder die Hälfte der alten sächsischen Kanne oder ein halbes Literglas, das einen halben Liter bis ovc» an den Rand hält, also Liter schaumlose Getränke z- B- Wasser oder Wein- Wird in diesem Gefäße Bier verabreicht, so muß der Trinker — da es Bier ohne Schaum zunächst noch nicht gicbt — eine» Theil Schaum (wobei ich keines wegs eine große sogenannte Sahlleiste verstehe), mit in Kauf nehmen Durch hohe Pachtsummen, immer größere Comfort-Ansprüche des Publikuins, immer billigere Preise für Speisen, immer Höhere Steirern aller Art, haben die Spesen des Gastwirths in den letzten zehn Jahren eine solche enorme Höhe erreicht, daß es für den rechnenden Gastwirth eine baare Unmöglichkeit ist. jetzt auf einmal, wie cs ein gewisser Theil des Publikums ganz ungerechter Weise verlangt, mehr Bier zu geben ohne den Preis dess-lben zu er höhen, ganz abgesehen davon, daß mancher Wirth in seinem Gläscrvorrath «in ganz respektables Capital stecken hat, den er jetzt als vollständig »utz- und werthlos auf den Kehricht werfen soll- Kenne ich doch College», die Gläser führen, von denen das Dutzend 40 Mark kostet- Aus diesen Gründen muß das alte Maaß beibehalten werden- Wenn der Gastwirthsverein nun durch seinen Gesannntvorstand öffentlich erklärte: „Jeder renommirte und anständige Wirth wird seine bisher geführten alten Gläser beibehalten- Dieselben enthalten V, Liter und müssen auf geaicht werden, weil das Gesetz ein Heber, maaß verlangt und der Gast bei "/,« Liter Aichung mehr als V» Liter erhalten würde"*) so ist dies nicht blos klar, kurz und bündig, sondern auch durch den Nachsatz logisch, welcher lautet: „Soll nun das GastwirthSgewerbe ehrlich, solid und zu Recht bestehen, ein Aufschlag des Bieres aber nicht erfolge», so muß eben 0>w .»»herige alte Maaß weiter Geführt werde». Eine Benachtheiligung des Publikuins ist hiermit vollständig aus geschlossen " Nun meine Herren, wer von Ihnen findet diese Sätze nicht vollständig klar? Ist Jemand unter Ihnen, der darin nicht eine ruhige Auseinander setzung, eine logische Richtigstellung, wie des Artikels Ucbcrschrift lautet, findet? Ich habe dem nichts hinzuzufügen und überlasse die Bcurtheilung dieser Ansicht jedem gebildeten und denkenden, vor allem aber unparteiischen Menschen. Zunächst habe ich Ihnen nun mitzutheile», daß jeder Wirth, der Vw Liter mit gehörigem Uebermaaß führt, sich genau ans gesetzlichem Boden be wegt. Lasse sich Niemand dadurch einschüchtcru, wie ein Leipziger Blatt kühn und verftändnißlos behauptet, daß cs amtlich gcaichte Vi. Lltcrmaaße zum Nachmessen nicht gebe. Es existiren gesetzliche V ->, '/>», '/« und '/« Liter amtlich geaicht- Um ein -/>» Gefäß nachzumessen, nimmt man einfach 2 mal '/>«, um '/>» nachzumessen, ein und ein Liter-Maaß- Wenn nun Bayern und Thüringen uns immer als Muster-Bierländer empfohlen werden, so habe ich zu erwidern, daß man in ganz Bayern für billiger-6 Geld auch nilnvcrwerti.cgrre Schankbiere trinkt und in Thü ringen überall die bayerischen Biere 2» Pf. pro Liter kosten. Ebenso in Oesterreich; aber wer kennt iu Bayern, Thüringen, Oesterreich und ganz Norddeutschland den „Schnitt"? Welcher Comfortunterschicd in einer bayerischen und in einer hiesigen Bicrwirthschaft- Abgesehen davon, daß in Bayern jede halbwegs größere Wirthschaft direkt von einer Brauerei bewirthschaftet wird und der Bayer in seinem ganzen Wesen einfacher und anspruchsloser ist als der Mitteldeutsche- Der wichtigste Punkt bei fremde» Bieren ist aber folgender: Sie erhalten aus Bayern und Oesterreich eine Lowry Bier mit prütor prcuitgr 4012 Liter Inhalt, d h ein Faß ist auf 201, 105 99, 302 Liter u- s- w- geaicht- Sic lassen die Biere stehen und müsse» solche entweder auf kleinere Gebinde ziehen und dann vom Faß direct verzapfen oder aber Per Apparat anstecken- In beiden Fällen haben Sie Verlust am Quantum, denn da sämmtlichc ausländische Biere, wenn sic gut sein sollen, mit Hefe ver schickt werden müssen, so haben Sic per Apparat pro Hektoliter mindestens 5—6 GlaS (Minimum) und per Faßverzapfung 5—6 Liter — also das doppelte Quantum Verlust, durch Ablauf und Hesenrückstaud- Ich fordere S'c alle als Fachleute auf, wich, wenn Sic können, sachlich den Herren Reportern gegenüber gef. zn widerlegen. Anders liegen die Verhältnisse schon in Oesterreich Dort dürfen Sie nicht viel Sprünge mache», so haben Sie für 2 Gulden gegessen und für 1 Gulden Bier getrunken, Summa 5 Mark 30 Pf- Meine Herren! Für 5 Mark 30 Pf bekommen Sie in Dresden erschrecklich viel und Jeder, der gereist ist, wird erfahren Hahen, daß in keiner Stadt der Welt, München nicht ausgenommen, es so viel schone und billige Waarc gtrbt, wie in unserem Dresden, daß man in keiner Stadt der Welt für 10, sage zehn Pfennige, ei» so schmnckcs Glas, genannt „Pariser", mit goldklarcm Plauen- scheu Lager oder Felsenkcller scrvirt bekommt, wie hier in vielen Restaurants- Wer dies absolut nicht einschen will, der gehe »ach Berlin und trinke dort dasselbe Maaß, nämlich 1 Pariser, das ist ' Liter, mindestens nicht schöneres Bier, statt für 10, für 15 bez. 20 Pf Und in Berlin verliert darüber kein Mensch ein Wort! Dicjenigc» Wirthe aber, die nun durchaus Liter cinführen wollen, werden mit den Gästen viel mehr Differenzen haben als die, welche </, führen Denn Erstcre werden sich ivohl tinte», das Maximal-Uebermaaß von 2—3 Centimcter zn führen, was Letztere wiederum für Ehrenpflicht halten werden Da aber besonders der interessirte Gast — und solche werden in der Hauptsache dort, wo '-/>» Gläser sind, verkehren — konsequent darauf halten wird, daß sein Glas bis an den Strich mit Bier ohne Schaum gefüllt ist, bei einein Centimcter Uebermaaß dies aber eine baare Unmöglichkeit sein dürfte, so wird der Skandal bei "/> -Führung nie aushören. Wer aber sein eigenes Stammglas auf '-o-> geaicht selber mitbringt, kann cs — bei ^--Füllung ebenso gern gefüllt erhalten wie Derjenige, der '/» Liter über die Straße iu einem Kruge holen läßt- Nur kann der be treffende Bast keine „Schnitte" in seinem Glase trinken und steht für event- Bruch beim Reinigen und Putzen der Gläser selber ein. Jch hoffe, daß Ihnen das Gesetz nunmehr klar geworden ist, denn coin- plicirt ist es, dabei aber klar und für Jedermann verständlich- Meiden Sie alle Gehässigkeit und Schärfe, suchen Sie das Publikum in ruhiger Weise zu belehren und aufzuklärcn- Dieselbe Bitte richte ich an die Herren Reporter, denn cs herrschen z- Z. große Jrrthümer, wie der größte der: vatz Biele glauben, man will ihnen Etwas nicht liefern, das sie bezahlen sollen »nd zn verlangen haben- Gleichwohl ist es unsere heilige Pflicht, nicht zn allen ausgesprochenen Jrrthümer» zn schweigen, sonder» Kraft unserer korporativen Force ehrlich und mit offenem Visir für Recht und Pflicht zn kämpfen. Denn ohne Kampf kein Sieg! *) Der Chemnitzer Gastwirthsverein hat sich belanntlich diesem Beschlüsse des Dresdner Vereins angeschlossen. Vermischtes. — Die deutsche Rcichsfcchtschule, welche cs sich zur Aufgabe gemacht hat, recht viele Mittel zusammenzufcchten zur Grün dung von Reichswaisenhäusern, hat in Magdeburg getagt. Aus den Verhandlungen ist hervorzuhcben, daß die Neichsfechtschule auf sehr gespanntem Fuße steht mit der Verwaltung in Lahr, der man die Absicht unterschob, daß sie die Neichsfechtschule aus dem Sattel heben und für Lahr allein sammeln will. Es wurde deshalb be schlossen, die von der Neichsfechtschule nach Lahr abgelicfcrten Gelder und das Gut Altvater, welches bereits für ein Rcichswaisenhaus er worben wurde, durch die badische Regierung mit Beschlag belegen zu lassen. Erwähnt sei noch, daß der stets in schnellem Wachsen be griffene Gesam ntfonds der deutschen Neichsfechtschule ca. 160 0' 0 Mark beträgt, die in beinahe 10 0)0 Fechtschulen mit über 470 000 Mitgliedern erfochten worden sind. Mitglieder auf Lebenszeit zählt der Verein jetzt ca. 100' '. Die bei der Ncichsoberfe tschule ein gehenden Gelder betragen täglich 50-- bis 000 Mark und cs darf bei der gegenwärtigen Mitgliederzahl und dem steten Wachsen des Vereins (täglich werden 4 -—5>> neue Fcchtschulen ausgerüstet) mit Sicherheit darauf gerechnet werden, daß die künftige Jahrescinnahme ca. 200 000 Mark betragen wird. Wenn der gütige Gott dem Verein auch fernerhin, wie bisher, seinen Segen verleiht, so wird durch ihn in einigen Dccennien ganz Deutschland mit Waisenhäusern versehen sein, und die deutsche Neichsfechtschule wird ein herrliches unvergängliches Denk mal deutscher Zusammengehörigkeit und Einigkeit errichtet haben. Kurist und Wissenschaft. f Tenorist und Kritiker- Einem Tenoristen verzeiht man bekanntlich manches; diese Species von Künstlern hat sich ein durch den Gebrauch ge heiligtes Recht erworben, mancherlei Sachen zu begehen, die man sonst son derbar finden würde. Den Gipfel dürste jedoch der Tenorist MartenS in BreSlau erreicht habe», welcher gegen eine abfällige Kritik den — Rechtsan walt anruft. Der Musik-Referent der „Breslauer Zig", vr. Polko, erhielt nämlich, wie die „Br. Ztg" meldet, folgenden eingeschriebenen Brief von Seiten des Rechtsanwalts Herrn Krug. Krug, Rechtsanwalt, Kgl- Pr. Notar- Breslau, am 24. Sevtember 1883. Ring 25- Hcrrn vr- Polko, hier- Jn Nr- 669 der „Breslauer Zeitung" ist ein von Ihnen verfaßter Ar tikel des Stadt-Theaters enthalten, und in dem letzteren wird behauptet, daß von Herrn Martens eine wirkliche Kunstthat auf keinem Felde zu erwarten ist. Durch diese Aeußerung ist Herr Martens nicht nur schwer beleidigt und in seiner Ehre gekränkt, es ist vielmehr dieselbe auch angethan, Herrn Mar tens in seinem Berufe zn schädigen- Jn» Namen und Aufträge des Letzteren ersuche ich Sie hierdurch erge benst, die Aeußerung innerhalb 3 Tagen zu widerrufen und Herrn MartenS Gcnugthuung zu verschaffen, andernfalls sie des Weiteren zu gewärtigen haben. Hochachtungsvoll Krug, Rechtsanwalt. f Welcher Deutsche kennt nicht die herrlichen Lieder: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust, — Wohlauf noch getrunken, — Hinaus in die Ferne, und wer erinnert sich nicht beim Klange dieser Lieder des Namens unseres Methfessel? Binnen kurzem (6- Oct 1885) feiert das Städtchen Stadtilm in Schwnrzburg-Rudolstadt de» 100jährigen Geburtstag seines berühmten Kiüdcs, des Liedcrcomponisten Joh. Albr- Gottlieb Methsessel, der dort am 6- Oktober 1785 geboren wurde. Um das Andenken des Meisters in würdi ger Weise zu ehren, hat sich i» Methfesscls Vaterstadt ein Comitee gebildet, welches die Vorarbeiten zur Errichtung eines würdigen Denkmals bereits in die Hand genommen hat Gewiß werden alle deutschen Sänger die Bestrebun gen, das Gedächtniß des Liedercomponisten zu ehren, freudig begrüßen und unterstützen- f Die kurioseste Textcntstellung hat sich seinerzeit Rich- Wagner'« „Tann häuser" bei der ersten Aufführung im Wienet Hofoperntheater gefallen lassen müssen. Die für die römische Hierarchie besorgte Censurbehörde zwang den sanstinüthigen Wolfram v. Eschenbach, den zurückkehrenden Tannhäuser zu fragen: „Warst Du denn nicht dort?" (statt in Rom), und darauf mußte letzterer antworten: „Schweig »nir von dort!" Auch der Papst durfte nicht genannt werden. Und solche Absurdität ließ sich der gutmüthige Wiener bieten- (Eingesandt.) Geharnischte Ode gegen den Vierzehntelliter. „Wo ist sie hin, die schöne Zeit Der alten Urgemüthlichkeit, Als die Teutonen noch besiegten, Den Heldendurst, den nie besiegten, Mit Auerhörnern stark und bieder! Heut' kreisen keine Humpen mehr, Es giebt, wie groß der Durst auch wär', Nur leider noch — Vierzehntelliter. Wenn jetzo aus Wallhalla's Thor Der Recke Hermann käm' hervor, Um wieder mal so recht zu zechen Mit seinen Deutschen, würd' er sprechen: Ei weih, ich kenne euch nicht wieder! ^ Aus Fingerhüten trinket ihr Das edle urgermansche Bier? Das sind wohl gar — Vierzehntelliter? Und käme Luther wiederum In seinem vierten Säculum, Und säh' die guten Deutschen trinken Aus solchen Näpfchen wie die Finken, Wie würde er vor solchen Brüdern Ergreifen augenblicks die Flucht, Und schaudernd murmeln: O verrucht! Die trinken aus Bierzehntellitern! Und stiege gar auf's Neu' herauf Der Geist Gambrin's und allzuhaus' Sein Heer von treuen Zechkumpanen, Da käme Rettung den Germanen. Mit seinem Schwerte schlüg' in Splitter Er jegliches Vierzehntelglas, In Strömen flösse dann vom Faß Und sonder Aichung, sonder Maß Das wunderbare Gerstcnnaß — Der alte Humpen kehrte wieder — Aus wär's mit dem Vierzehntelliter! — Recht nett, indessen soll die Zeit Der deutschen Urgemüthlichkeit In Wirklichkeit uns wiederkehren, Liegt's nur an den Restaurateuren. — Doch wenn dcS Gastrechts erste Hüter So knapp bemessen uns das Bier, Dann rutscht das Nationalpläsir, Noch unter den Vierzehntelliter! Familirnnschrichten aus Chemnitz und tlmgegrnL. Geboren: He, n Emil Hönisch ein M. Verlobt: Fräulein Minna, Kreschnack mit Herrn Emil Mann, Lehrer in Frankenberg- Vermählt: Herr Paul Michaelis in Chemnitz mit Frl. Selma Neukirchner in Stollberg. Gestorben: Herr Carl Seifert (62 Jahr) in Dittmannsdorf, Herr Carl Friedrich Löchel (61 Jahr) Accordmeister in Chemnitz, Herr Rudolf Bemmann in Hamburg, Frau Friederike Adolphine Emma verw. Pastor Hiller in Chemnitz, Herrn Wciß's Tochter Anna (7 Jahr). Ausgabestellen Verzeichniß des Chemnitzer Anzeigers. Annabcrgerstr. 27, Carl Gerlach, Colonialwhdlg. Annabergerstraße 48, Joh. Schulz. Cigarrengesch, Annabergerstraße 6', I. C- Arnold Nächst-, Kaufm. Annenstr. 27, Leichsenring, Colonialwaarengesch. Antonsplatz i, Bruno Jacob!, Colonialwhdlg. Aue 16. Moritz Nitzsche (früher Knopfe), Kaufmann- Augustusburgerstraße ^2, Einil Bohne. Augustusburgerstr-, Lange, Materialwhdlg. Bachgasse, Karl Krause, Kaufmann. Bernsbachstraße I I, Paul Raue, Kaufmann. Bernsdorferweg 10, Schönherr, Colonialwhdlg. Brühl, unt. Actienstraße, K. F. Naumann, Kaufm. Brauhausstr. 12, Max Steinert, Farben- u. Colwhdlg. Carolinenstraße 1, H. Schilde jun., Kaufmann. Dresdnerstraßc, neue, 8, M. Räbiger, Kaufmann. Altchemuitz, Carl Teubel. Altchemuitz, Ferd. Stopp. Altendorf, Lolporteur Rößel. Elisenstraße 7, Carl Engelmann, Kaufmann. Elisenstr. 25, E. E. Kunze. Materialwhdlg. Elisenstraße 32, Herm. Dost, Kaufmann. Ecke der oberen Hain- u. Peterstr. I. G. Aßmann, Colonialwaarengeschäft. Ecke der Post- und Reitbahnstr., Carl Zenker, Cigarrenhandlung. Ecke der Linden- u. Waisenstr., Robert Chmielorz, Colonialwaarengeschäft. Hauboldstraße o, C. G. Bornschein. Kaufmann. Färberstraße 16, Bernhard Gaube, Colonialwhdlg. Friedrichstraße 12, Hoher, Cigarrengeschäft. Jacobstraße, Walther, Coloniawhdlg. Königstraße 5, Julius Glaß, Delicatessenhdlg. Königstraße 23, Anton Bock, Friseur. 2. in den Rernsdorf, Gustav Hösel, Matcrialwaarenhdlg. Furth, Eduard Möckel, Materialwaarenyolg. Glösa, Carl August Uhlig. I. in Chemnitz: Klosterstaße, innere, 15, Hoyer, Cigarrengeschäfi Langestraße 19, C. Winter, Buchhdlg. Lcipzigerstraße 3, Wendler, Colonialwaarenhandlg. i Leipzigerstr. 6-<, Ecke der Ludwigstr., E. R. Hoppe, Colonialwaarenhandlung. ! Logenstraße 23, C. F. Fankhänel, Colonialwhdlg. ! Markt >6, Sturm <0 Wehnert, Cigarrengeschäfi. ! Martinstraße 7, Rud. Thicrfelder, Kaufmann. ^ Mühlenstratze 10, Louis Wust, Colonialwhdlg. ! Müllcrstraße 7, Robert Schorgert, Colonnialwhdg. Neustädtermarkt 9, Rud. Daniel, Kaufmann. - Plan 5, Aug. Kunze, Destillationsgeschäft : Peterstraße 37, Emil Bunge, Buchbindere.i Palmstr. 2, Hermann Knöbel, Materialwaarengcsch. ' Reitbahnstraßc 13, Wilde, Colonialwaarenhdlg. Vororten: > Gablenz, Louis Portack. ! Helbersdorf» I G. Böttcher, i Hilbersdorf, Emil Dietze, Productenhandlung. Richarostr. 3, Wilh. Löpitz, Materialwhdlg. Rochlitzerstr., inn., 30, H. I. Mehlhorn, Kaufm. Rochlitzerstr., äuß., 10, F. W. Hoppe, Weißwaareng. Roßmarkt, E. Kiessig, Farbenhandlung. Sonnenstraße 48, W. Röhner. Kaufmann. Sonncnstraße 8, Herrfurth, Buchbinderei. Sonnen-, ob. Hainstraße, Hugo Schilling, Kaufm. Schillerplatz 24, Ecke der unteren Georgstraße, Hiltscher, Colonialwaarenhandlung. Turnstraße 5, F. A. Auerbach, Kaufmann. Wiesenstraße 15, Gustav Felix, Kaufmann. Wiesen-Kasernenstr., Bruno Hempel. Zwickauerstraße 20, Alexander Thieme, Kaufm. Zwickauerstraße 18, F. Berndt, Kaufm. Kappel, C. F. Bachmann. Neustadt, Robert Kemter. Schönau, C. F. Bachmann, Kappel.