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daran zu zweifeln, da sie offenbar von den bedeutendsten Handelshäusern in Getreide ausgehen, und infolge dessen übt die freie Zusammenkunft der Getreidehändler auf die Preisgestaltung im Lande ganz denselben Einfluß aus wie die bisherigen amtlichen Preisberichte der Producten- börsen. Gerade um dieses Einflusses halber sind aber die Börsen, trotzdem sie nur lokale Einrichtungen sind, der staatlichen Genehmigung bei ihrer Errichtung, der staatlichen Aufsicht während ihrer Dauer unterworfen. Will man dieses Recht des Staates aufrecht erhalten, will man nicht einen ungeheuer weitreichenden Einfluß aus die Preise der ersten Nahrungsmittel im ganzen Reiche einer Privatversammlung zugestehen, so muß man die freien Vereinigungen der staatlichen Controle unter werfen; man braucht sie nicht zu schließen, das wäre ein schwerer Fehler, es muß ihr jedoch von der Regierung die Mittheilung gemacht werden, daß sie der staatlichen Genehmigung bedürfe, sowie der staatlichen Aussicht unter liege, dann wird sich schon ein Weg finden, um die Frage dem obersten Gerichtshöfe zur Entscheidung vorzu legen. Zum 25jährigen Regierungsjubiläum des Königs Oskar von Schweden werden, wie aus Stockholm ge meldet wird, auch Kaiser Wilhelm, der Zar, der König von Sachsen und der Großherzog von Baden mit Familie dort erwartet. Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski, welcher zum Krönungs- und Ordens fest in Berlin eintrifft, wird am Sonnabend oder Sonn tag vom Kaiser empfangen werden. Gnglaud. In Westafrika bereiten sich infolge des noch immer unklaren Zieles der Royal-Niger-Company-Expedition fehl unangenehme Verhältnisse für die Engländer vor. Eine Truppe derselben soll von Unterthanen des Königs von Benir hingeschlachtet worden sein. Die Empörung der Eingeborenen ist allgemein. Türkei. Ein italienischer Militärarzt, Namens Mariani, war wegen angeblicher Beleidigung des Sultans verhaftet worden und sollte in die Verbannung ge schickt werden. Der italienische Vertreter in Konstantinopel protestirte gegen jede Maßnahme betreffs des italienischen Staatsangehörigen, so lange er über den Sachverhalt nicht genau unterrichtet sei. Der Botschafter erklärte, wenn seinem Verlangen nicht ungesäumt stattgegeben würde, so würde unverzüglich ein italienisches Kriegsschiff im Bosporus erscheinen. Diese Drohung hat prompt gewirkt, Mariani, der schon eingeschifft worden war, wurde zurückgeholt und wird dieser Tage vor ein öffent liches Gericht gestellt werden, zu dessen Verhandlung der Dragamen der italienischen Botschaft in Konstantinopel hinzugezogen werden wird. Dies Beispiel zeigt, wie man auch dem Sultan und der Pforte gegenüber zu seinem Rechte kommen kann. Afrika. Für das Deutschthum in Südwestafrika be- merkenswerth ist ein Vorgang, der sich in Kapstadt voll zogen hat. Die seit sieben Jahren erscheinende „Süd- afrik. Ztg.", die von Jahr zu Jahr an Bedeutung Feuilleton. Auf irrem Pfade. Roman von Hans Dornfels. (Fortsetzung.) „So hast Du sie eben selbst veranlaßt, um einen triftigen Grund für Dein Entweichen angeben zu können," rief Hella erregt. „O, nicht jetzt diese Flucht, da Mar garethe nun am meisten Deiner leitenden und stützen den Hand bedarf, da ihr Gemüth weich geworden ist, um gute Eindrücke aufnehmen zu können!" „Eben deshalb darf ich nicht hier bleiben," antwortete der Baron nach einer Pause. „Margarethe muß erst wieder erstarken, sich selbst wiederfinden, ihr Herz prüfen und verstehen lernen, ehe ich es wagen darf, die Ent scheidung über unsere Zukunft von ihr zu fordern. Das schon jetzt zu thun, bedeutete den nämlichen verderblichen Zwang, dem sie schon einmal zum Opfer fiel." „Nein doch, nein . . . begreifst Du denn nicht, daß Du Dich selbst jedes Vortheiles berauben willst, daß Deine Flucht Margarethe als Beweis entweder Deiner Gleichgültigkeit oder Deines Grolles erscheinen muß?" „Ich überlaste es Dir, sie eines Besseren zu belehren." Verzweifelnd faßte Hella ihn bei den Schultern und schüttelte ihn wie einen Knaben. „Wolfgang, ich.werde irre an Dir . . . Du gehst an dem Wege vorüber, der noch einzig zum Glück führen kann. Du versündigst Dich an Dir selbst wie an Margarethe. " Er machte sich von ihr los und begann in den Papieren auf seinem Schreibtisch zu wühlen, während er über die Schulter herüber erwiderte: „Du vergißt wohl, daß es sich nicht um einen alltäglichen Streit handelt, der einzig mit ein wenig gutem Willen aus der Welt zu schaffen wäre, sondern um einen Zwie spalt so tiefer Natur, daß uns Allen wohl am besten wäre, wir unterließen überhaupt jeden weiteren Versuch einer Ueberbrückung dieser Kluft" . . . Und als Hella gewann, hat ihr Erscheinen dort eingestellt und soll demnächst in Johannesburg in Transvaal, der volkreichsten Stadt Südafrikas, wieder aufcrstehen. Diese Verlegung des einzigen deutschen Blattes in Südafrika nach Trans vaal ist ein sichtbares Zeichen der veränderten Verhält nisse, welche die Südafrikanische Republik zum Brenn punkt der Politik in ganz Südafrika machen; außerdem nimmt die deutsche Bevölkerung in Transvaal fortwährend zu und gewinnt an achtunggebietender Stellung. Das Blatt selbst sagt: „Noch vor wenigen Jahren war es vollkommen ausgeschlossen, daß eine deutsche Zeitung irgendwo anders, als in Kapstadt entstehen und gedeihen konnte. Nur Kapstadt mit seiner opferwilligen deutschen Kaufmannschaft, seinen zahlreichen deutschen Bewohnern aus dem Mittelstände, seinen sechs bis acht deutschen Vereinen, seiner deutsch-national fühlenden St. Martini kirche und Martinischule und seinem entgegenkommenden deutschen Consulate konnte den Boden für eine deutsche Zeitung abgeben. Die coloniale Regierung hat sich freilich stets kühl, ja abweisend gegen uns verhalten." Wie Kapstadt schon im vorigen Jahre in seiner Be völkerungszahl hinter dem rasch fortwachsenden Johannes burg zurückgetreten ist, so scheint es auch nach und nach an politischer Bedeutung durch Prätoria, der Hauptstadt eines selbständigen Staates, zurückgedrängt zu werden. In wirthschaftlicher Beziehung steht Johannesburg voran. So ist die Uebersiedelung der deutschen Zeitung ein bemerkenswerther Abschnitt. Aus dem MuldenthaLe *Waldenb«rg, 13. Januar. Für das durch den Heimgang des Herrn Pastors Schob erledigte Pfarramt Oberwiera hat Se. Durchlaucht Prinz Georg von Schön burg-Waldenburg als Altersvormund des hohen Patrons, Sr. Durchlaucht des Fürsten Otto Victor von Schön burg-Waldenburg, dem Kirchenvorstande zu Oberwiera die Herren eernä. rev. will. Realschul-Oberlehrer Pilz in Glauchau, Hilfsgeistlichen Auster in Großzschocher bei Leipzig und Pfarramtscandidat Rössel in Unlerstützen grün bei Eibenstock zur Wahl vorgeschlagen. *— Zufolge Verordnung der König!. Kreishauptmann schaft Zwickau findet die Nachaichung der Maaße und Gewichte usw. im Bezirke der Königl. Amtshauptmann schaft Glauchau in der Zeit vom 1. Februar bis 5. November 1897 statt. *— Im Verhandlungssaale der Kgl. Amtshauptmann schaft in Glauchau wurde Sonnabend, den 9. d., nach mittags von 3 Uhr ab die 1. diesjährige öffentliche Bezirksausschuß-Sitzung abgehalten. Nach einigen ge schäftlichen Mittheilungen sanden bez. bedingungsweise Genehmigung: die Vorschläge zur Wegebau-Unterstützungs- Tabelle auf das Jahr 1897, sowie wegen Entschädigung der Pferdebesitzer für Verluste infolge an Genickstarre umgestandener Pferde und für die Wahl der Vertrauens männer zu den Ausschüssen für die Aufstellung der Geschworenen- und Schöffenliste, ferner ein Nachtrag zum Anlagenregulativ für Oberwinkel, ein ortsstatutarischer Beschluß des Gemeinderathes in Albertsthal über den Gehalt des Gemeindevorstandes und das Schankerlaub- nißgesuch Ahnerts in Glauchau für Rothenbach. Nach mit einem von Thränen halb erstickten zornigen Aus ruf antwortete, fügte er, sich herum wendend, leise hinzu: „Die letzten Worte, die sie zu mir sprach, lauteten: „Zieh Deine blutbefleckte Hand zurück! mir graut vor ihr — willst Du Dein Weib tödten, wie Du den Freund ermordet hast? Ich höre sie jeden Augenblick noch, des Nachts klingen sie mir im Traume; selbst die Kirchen glocken läuten sie nach — und glaubst Du, es ergehe Margarethe anders? Sie sprach aus vollster Ueber- zeugung heraus, und wie auch sonst ihr Herz sich ge wandelt haben möge, dieses Grauen muß noch in ihr leben. Ich bin ja der Mörder meines Freundes . . . ich darf es nicht wagen, der Schwachen meine blutige Hand flehend entgegenzustrecken. Ich darf es nicht, ich darf es nicht?, wiederholte er noch zweimal, mehr zu sich selbst als zu dem Mädchen sprechend. Darauf hatte sie keine Antwort. Nur Margarethe selbst durste und konnte diesen unseligen Bann, der den bedauernswerthen Mann gefesselt hielt, lösen. Nach einer kurzen Pause fuhr er in völlig verändertem Tone fort: „Während meiner Abwesenheit habe ich Born mit meiner Vertretung beauftragt. Er wird daher ge- nöthigt sein, sich ab und zu für einige Tage gänzlich in Liebenau einzuquartieren. Bitte, laste die beiden an stoßenden Zimmer für ihn vorrichten und ziehe ihn möglichst in Euren Verkehr. Er ist in seiner Art ein ebenso vortrefflicher Mensch wie seine Mutter." „Gewiß," sagte Hella schnell und erröthete dann so gleich verlegen, worauf sie unter dem Vorwande, nach Margarethe sehen zu müssen, hinauseilte. Am zweiten Tage darauf reiste Wolfgang Tieffenbach ab, ohne von Margarethe Abschied genommen oder sie auch nur einmal wiedergesehen zu haben. Der Reitknecht war bereits mit den Pferden voraus gegangen. Winkler blieb in Liebenau zurück. XIX. Will Jensen befand sich sehr unbehaglich. Die Scene, Berathung deS Haushaltplans für die Bezirksanstalt Lichtenstein auf das Jahr 1897 und des Bezirkskasten- Haushaltplans für 1897, sowie nach Genehmigung eine» Vertrages des Bezirksverbandes Glauchau mit der Direction der Diaconisten-Anstalt zu Dresden wegen Sendung einer Diaconissin an die Bezirksanstalt Lichten stein fand ein Meinungsaustausch betreffs der Besteuerung der Consumvereine u. s. w. statt, worauf, nachdem auch noch der Zeitpunkt für Abhaltung des nächsten Bezirks tages im allgemeinen festgesetzt und ein Gegenstand von der Tagesordnung abgesetzt worden war, die Sitzung abends 8 Uhr geschloffen wurde. * — Am Freitag ist der bei Herrn vr. mvä. Porzig in Langenleuba-Niederham in Stellung gewesene Kutscher Teichmann, welcher, wie schon mitgetheilt, beim Durch gehen des Pferdes schwer verunglückt war, gestorben und gestern Dienstag beerdigt worden. * — Am Sonntag früh in der vierten Stunde ist im Kahnt'schen Hause gegenüber der Straßenmllhle in Langen leuba-Niederhain Feuer ausgebrochen, wodurch das Dach und das Innere ausgebrannt ist. * — Die für morgen Donnerstag Nachmittag 4 Uhr angekündigte Versammlung des Bundes der Landwirthe findet, wie der Vertrauensmann Herr Tirschmann bekannt giebt, nicht in Jerisau, sondern in Reinholdshain statt. — In Glauchau feierte das Webermeister Metzner'sche Ehepaar am 10. d. in aller Stille seine goldene Hoch zeit. Stadtrath Hinckelmann überreichte bei dieser Ge legenheit im Namen der Stadtgemcinde dem Jubelpaar eine namhafte Geldspende. Seitens ihres Seelensorgers erhielten die Eheleute eine Prachtbibel. Aus dem Sachseniauve. — Die bereits im vorigen Jahre geplante Reise unseres Königspaares nach Mentone mußte damals unter bleiben, da gerade um jene Zeit Se. Majestät der König erkrankte. Nach den vorläufigen Dispositionen soll die Reise Ihrer Majestäten nach Mentone gegen Ende Februar erfolgen. Für die Mitte des Monats Februar ist erst ein mehrtägiger Besuch des Königspaares in Leipzig vor gesehen. Die höchsten Herrschaften treffen am 9. Februar ein und verbleiben bis zum 15. Februar dafelbst. Das Programm, welches dem Aufenthalte der Majestäten zu Grunde liegt, wird noch zusammengestellt. — Lom höchsten Berge unseres Landes, dem Fichtel berge, aus sind im vorigen Jahre 11,400 Postkarten und Briefe von der dortigen Posthilfsstelle befördert worden. Die Zahl der Telegramme betrug 421; außerdem waren noch eine größere Anzahl Packete und Geldsendungen zur Beförderung gekommen. Für den Erzgebirgsverein wurden 9422 Postkarten verkauft. Wegen des ungünstigen Sommers waren im Fichtelberghause die Uebernachtungen im vorigen Jahre geringer als in früheren Jahren. — Im oberen Vogtlands, sowie im Erzgebirge, und zwar in der Gegend zwischen Schöneck und Eibenstock, kommt jetzt wieder vielfach der Schneeschuh und der Rennwolf in Benutzung. Seit mehreren Jahren schon hat sich dort der Ski eingebürgert und wird von Ein zelnen wie auch von ganzen Klubs fleißig benutzt. Nament lich ist der Gebrauch des Rennwolfs sehr leicht zu er ¬ weiche ihm Hella gemacht hatte, mochte nicht aus seinem Gedächtniß weichen, allerdings weniger, weil er ihre Vorwürfe als berechtigt anerkannt hätte — das bestritt er noch jetzt — als wegen der ihm dadurch gewordenen Offenbarungen. Die gegen Bertie erhobenen Anschuldi gungen hatten seinen selbstgefälligen Optimismus zerstört. Er begann ihr kokettes Ausweichen, das er bisher für den letzten Schein eines im Ernst bereits aufgegebenen Widerstandes betrachtet hatte, aus einem anderen Ge sichtspunkte anzusehen und nun regte sich lebhaftes Miß trauen in ihm. Er kam fast jede Woche mindestens einmal nach Damlitz, nie jedoch traf er Frau v. Rohr allein an. Sie hatte Besuch, eme verwittwete Geheimräthin aus Breslau, ihre Tante, die die liebenswürdige Eigenschaft besaß, stets in dem Augenblick zu erscheinen, wenn Will die entscheidende Frage zu stellen bereit war. Der nervöse Mann gerieth in eine unerträgliche Spannung. Noch sträubte sich seine Leidenschaft und seine Eitelkeit gegen den von Hella ausgesprochenen Verdacht . . . nichts desto weniger drückte Berties beständiges Ausweichen den Stachel immer tiefer in sein Herz. Und das war es nicht allein, was ihn zur endlichen Entscheidung drängte. Wenn auch von Wolfgang kein vorwurfsvolles Wort gegen ihn gefallen war, so empfand er doch seine Abhängigkeit nunmehr doppelt peinlich, und das um so mehr, als ihn seine Stellung durchaus nicht mehr befriedigte. Er hatte sich bereits zu tief in den Traum der Selbstständigkeit eines reichen Gutsbesitzers eingewiegt, als daß er sich nicht mit allen Kräften gegen das Erwachen gesträubt hätte. Zudem sagte er sich, daß gerade jetzt eine Verlobung in den Augen des Barons seine vollkommene Rechtfertigung bedeuten und ihn zu Dank verpflichten müsse. Auch Margarethe gegenüber stellte er sich damit auf einen festeren, unan tastbaren Boden. (Fortsetzung folgt.)