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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzena«, «ichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standcsamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Donnerstag, den 30. December 1897. Witterungsbericht, ausgenommen am 29. December nachm. 4 Uhr. Barometerstand 768 mm. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand 5,i° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 3°.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 59"/o. ThüUpUUkt — 2 Grad. Windrichtung: West. Daher Witterungsaussichten für den 30. December: Halb bis ganz heiter. *Waldeubnrg, 29. December-1897. Der Gewährsmann der „Leipz. N. Nachr.", der mit Friedrichsruh in Beziehungen steht, schreibt dem genannten Blatte über Bismarcks Stellung zur deutschen Expedition in China Folgendes: Daß der Fürst in seinem jetzigen Zustande verhält- nißmüßig selten dazu kommt, sich mit den politischen Tagcssragen eingehender zu befassen, versteht sich von selbst. Wie ich höre, ist auch bei den Besuchen, die neulich vom Kaiser und vom Prinzen Heinrich gemacht worden sind, wenig von Politik die Rede gewesen. Was die Stellung des Fürsten Bismarck zur chinesischen Ex pedition betrifft, so habe ich neulich schon es als meine aus Thatsachen gegründete Vermuthung hingestellt, daß der Fürst, einerlei, wie er über die Action selbst denkt, jedenfalls für eine energische Durchführung derselben sei, nachdem die Sache einmal in Angriff genommen wäre. Aber nach dem, was ich weiter erfahren habe, würde es wohl zu weit gehen, wenn man annehmen wollte, der Fürst ließe sich irgend eine, wenn auch nur moralische Mitverantwortlichkeit für das Vorgehen Deutschlands in Kiaotschau auf Grund der Besuche auferlegen, die ihm gemacht worden sind. Ich glaube überhaupt nicht — und habe triftigen Grund dazu — daß der Fürst auch nur nachträglich in der chinesischen Sache um Rath ge fragt worden ist, und noch viel weniger glaube ich, daß er ihn, falls das Gegentheil der Fall gewesen wäre, zu ertheilen bereit und in der Lage gewesen wäre. Ich weiß bestimmt, daß der Fürst, als die Kiaotschau-Ange- legenheit zuerst auftauchte und die Besprechung darüber in der Presse in Fluß gerieth, die Auseinandersetzungen darüber entweder ganz überschlagen, oder sie doch nur höchstens eines flüchtigen Blickes gewürdigt hat. Ich habe auch gehört, daß der politische Redacteur der „Hamb. Nachr." auf eme gelegentliche Anfrage hin einen Be scheid erhalten hat, welcher ihm keinen Zweifel darüber ließ, daß der Fürst die ganze Kiaotschausrage jedenfalls nicht als eine Haupt- und Staatsaction betrachte, von der das Wohl und Wehe Deutschlands irgendwie ab hinge. Andererseits darf aus dem Umstande, daß die „Hamb. Nachr." im großen Ganzen der deutschen Besitz ergreifung an der chinesischen Küste und der Mission des Prinzen Heinrich zugestimmt haben, und ohne Schwan kung dieser ihrer Haltung treu bleiben, unbedingt darauf geschloffen werden, daß der Fürst, wenn er auch keine persönliche Mitverantwortung für den Laus der Dinge übernehmen kann und will, sich doch andererseits auch nicht ablehnend verhält; sonst würden, nach früheren Vorgängen zu schließen, die „Hamb. Nachr." längst einen Wink erhallen haben, „ein anderes Stück zu blasen", oder wenigstens „die Tonart zu ändern." Wenn der Fürst es nicht als seine Aufgabe betrachtet, seinen Rath in politischen Angelegenheiten, falls er darum angegangen werden sollte, zu ertheilen, so beruht da« selbstverständlich nicht aus Eigensinn oder ähnlichen Motiven, sondern auf der Ueberzeugung des Fürsten, daß ein Staatsmann, der einen Ruf zu verlieren hat, Rathschläge nicht mehr ertheilen darf, wenn die Ausfüh rung derselben nicht mehr in seiner Hand liegt. Der beste Rathschlag, wenn er falsch angewendet würde, könnte mehr Unheil anrichtcn, als entstanden sein würde, wenn die Action, um dir es sich handle, von ihm unberathen geblieben wäre. Wenn der Fürst gegenwärtig der chine sischen Action gegenüber eine Art wohlwollender Neu tralität beobachtet und nicht? dagegen thut, daß die „Hamb. Nachr." mehr oder weniger auf sein Conto hin die Sache begünstigen, so beruht dies, wie ich aus be- "timmten Gründen schließen darf, u. A. darauf, daß das Vorgehen Deutschlands im Einverständniß mit Rußland erfolgt und sich als Ergebniß der Cooperation darstellt, die im Jahre 1895 seitens Rußlands, Deutschlands und Frankreichs Japan gegenüber stattgefunden hat. Der Fürst ist damals, wie ich sicher weiß, nicht unbedingt von der Nathsamkeit der deutschen Betheiligung an dieser Sache überzeugt gewesen, er hat das Verhalten Deutsch lands nur unter der Voraussetzung gut geheißen, daß es ein Mittel zur Wiederannäherung an Rußland sein sollte. Er hat auch darüber keinen Zweifel gelassen, daß es, nachdem Deutschland einmal die russische Hand ergriffen und seine Stellung in der asiatischen Frage an der Seite Rußlands — also gegen England — ge nommen habe, ein schwerer und verhängnißvoller Fehler sein würde, diese einmal genommene Position wieder aufzugeben und nach der englischen Seite wieder abzu weichen. Wenn die jetzige Action Deutschlands, wie anzunehmen ist, auf Grund von Vereinbarungen erfolgt, die in jener Zeit zwischen Rußland und Deutschland ge troffen sind, — und dies dürfte der Fall sein, — so ist es selbstverständlich, daß Fürst Bismarck das nämliche Maß von bedingungsweiser Zustimmung, die er für die Cooperation vor zwei Jahren gehabt hat, auch aus das Ergebniß derselben, die Besetzung von Kiaotschau, über trägt, zumal dieselbe einen „sicheren Vortheil" für Deutschland darstellt. Potttische Mmvschau. Deutsches Reich. Zur Tafel beim Kaiserpaare war am Montag Staatsminister von Bötticher geladen. Am Dienstag hatte der Kaiser eine Conferenz mit Prof. Rösy und be- therligte sich sodann an der Fasanenjagd. Prinz Heinrich von Preußen landete Montag Nach mittag in Gibraltar; Grenadiere erwiesen die militärischen Ehren. Der englische Gouverneur gab zu Ehren des Prinzen ein Diner.' Am Dienstag haben die Kreuzer „Deutschland" und „Gefion" die Reise nach Port Said fortgesetzt. Das Hochamt für die Fürstin Hohenlohe hat Dienstag Vormittag in der Berliner Hedwigskirche in feierlichster Weise stattgefunden. Das Gotteshaus war dem ernsten Acte entsprechend reich geschmückt. Die Feier hatte eine zahlreiche und hochansehnliche Trauer gemeinde versammelt. In Vertretung deS Kaisers war Prinz Friedrich Leopold erschienen, begleitet von seiner Gemahlin, der Schwester der Kaiserin. Von der Familie Hohenlohe war nur der Erbprinz und die Erbprinzessin anwesend; der Reichskanzler und die übrigen Mitglieder trafen erst abends aus Schillingsfürst ein. Das diplo matische Corps war vollzählig vertreten. Weiter be merkte man die Vertreter der Reichsämter, zahlreiche Offiziere, Abgeordnete der Humanitären Vereine, denen die Fürstin nahegestanden, u. A. Abgehalten wurde das Requiem vom Probst Neuber, der Beauftragte des Fürst bischofs Kopp. Nachdem das Kanonenboot „Wolf" soeben in Kame run eingetroffen, ist die westasrikanische Station durch drei Schiffe besetzt; denn außerdem befinden sich da selbst das Kanonenboot „Habicht" und das Schulschiff „Nixe". Letzteres hält sich aber nur vorübergehend aus der Station auf. „Wolf" ist ein altes und kleines Boot; rS hat nur ein Deplacement von 489 Tonnen und eine Besatzung von 85 Mann. „Habicht" ist von den drei Kanonenbooten, welche unsere Marine noch be sitzt, das weitaus größere. Es hat ein Deplacement von 848 Tonnen; der Besatzungsetat beträgt 130 Mann. Für die Güte der gegenwärtigen deutsch-russischen Beziehungen spricht der Umstand, daß der neu er nannte russische Botschafter in Paris, Fürst Urussow, aus seiner Reise von Petersburg nach der französischen Hauptstadt in Berlin Halt machen und eine Unterredung mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe haben wird. Zu beachten ist, daß derjenige Botschafter, welcher Rußland in Frankreich zu vertreten haben wird, vor Antritt seines Amtes mit dem verantwortlichen Leiter der deutschen Politik eine Unterredung haben wird. Es geht daraus jedenfalls hervor, daß Deutschland und Rußland in China mit gegenseitiger Zustimmung operiren, sowie daß Fürst Urussow in Paris auch für ein Ein greifen Frankreichs in Ostasien eintreten dürfte. Unser Schulschiff „Stein" liegt augenblicklich im Hasen von Havannah. Marschall Blanco veranstaltete ein Diner zu Ehren der deutschen Offiziere, welche sehr freundlich ausgenommen wurden. In Samoa ist die gegenwärtige politische Lage weit bester als in den letzten Jahren. Die gesammte Ver wandtschaft des verbannten Gegenkönigs Mataasa hat die Negierung des Königs Malietoa ausdrücklich aner kannt und den Vertretern der drei Verlragsmächte ist ein Gesuch um Begnadigung Mataafas und besten Zurück berufung aus der Verbannung auf den Marschallsinseln unterbreitet worden. Nur noch ein einziger samoanischer Bezirk hat den König Malietoa noch nicht anerkannt. Die 1500 waffentragenden Männer dieses Bezirks hän gen noch dem Tamasese an. Da Mataafas Freunde zu diesen Unzufriedenen in keiner Beziehung stehen, so sind keine Ruhestörungen aus einer Begnadigung zu befürchten. Die finanziellen Verhältnisse der Regierung sollen da gegen in der alten trostlosen Verfassung sein. Von den Eingeborenen ist nicht viel einzutreibcn und die geringe Summe der Baareinkünfte, die sich jährlich auf kaum 30,000 Dollars beschränkt, wird zumeist aus der Tasche der Weißen aufgebracht. Des Abgeordneten Bebel's Angriffe auf den Redacteur Fink von der „Post" im Reichstag beschäfti gen die Presse noch immer. Nachdem die „Post" ge meldet hatte, daß das Reichstagspräsidium die Correcturen, welche der Abg. Bebel an seiner Rede vorgenommen, bevor diese in den Druck ging, nicht gebilligt habe und eine Berichtigung der Bebelschcn Correctur zu verlangen beschlossen hat, veröffentlicht nunmehr der „Vorwärts" eine längere Erklärung des Abg. Bebel des Inhaltes, daß besten Correctur sich streng in den Grenzen ge halten haben, die für dergleichen im Reichstage erlaubt seien, das gehe schon daraus hervor, daß die Correctur von der üblichen Prüfung unbeanstandet gelasten wurde. Weiter erklärt Bebel, wenn er m Bezug auf den Redacteur Fink die Worte, daß „er verurtheilt war", milderte in „verurtheilt sein soll", so geschah dies nicht in seinem, sondern nur im Interesse des Angegriffenen. Auch werde er bei nächster Gelegenheit zu den Acten des Reichstages eine Erklärung geben, die seine Angriffe gegen den Redacteur, nach dem, was mittlerweile über ihn bekannt wurde, richtig stelle. Die „Post" antwortet ihrerseits nur ganz kurz auf die Erklärung mit dem Hinweis» darauf, daß die Correctur an maßgebender Stelle, d. i. also beim Rcichstagspräsidium für zu weit gehend be funden worden, und eine Richtigstellung derselben daher erforderlich ist.