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Schönburger Tageblatt Erschein! tätlich mit Ausnahme der Tage urch Gn««- Md Festtagen. ÄLUahme ds« Inseraten für di» uLchster- K-ftrsrrde -iS mitisz« IS Uhr. H-r Abvmr««ent4prei« betrögt nierteljähr M t Mr. 2K P», Einzelne Nru. b Pf. Mserate pr-r Zeile 10 Pf, Äinge'- 20 PH GArdition: Waldenburg, Od^gaffe 2S- r. und D-NÜtRiMsM il lWs-r Filialen: >n Altstsdtwsldendvrg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kausunger Sei Herrn Fr. Janaschck; in Langenchnr! der? Sei Heern H. Stiegler; in Penig b iHerrn Wilhelm Dahler, Cigarrengeschäft, an der Brücke; imRochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wallenburg bei Herrn Ernst Rösche; i Ziegelbeim bei Herrn Eduard Kirsten Amtsblatt ?ür Sen StaLtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Mädten Bsuiq, «««,«»»«, Achte«zHud«z, und in den Ortschaften der nachstehenden ItandeSamtSbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräun4dorf, Lallenberg, Lt. Egidisn, Ehcenhain, Fcohlsdors, ^alkeu, Arambah, Häufungen, Langen hursaacf, Lau," - leuba Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Ober-vinkel, Oelsnitz i. Reichenbach, Ne-me, Nochsburg, Naßaorf Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 277. Sonntag, sei- 28. November 1897. ZVMeruagSderlcht, ausgenommen am 27 November nachm. t U)r. Baroineterstaue 763 Miv. revucirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstasü — 0' 0. (Morgens o Unr — 3°. Zeuchligteltsgetzslt der Luft n.ch Hambrechts Polymeter 81'/°. Düa»PUUkt — 3 Arab. MllSrichtUvq: West. Daher Löittcrnnz-nussichten für den 28. November; Borwiegend trübe mit Neigung zu Niederschlägen. Ausruhr in Wien. *E8alsttUbttrg, 27. November l8!)7. Adventszeit. Kaum ist der Schall der eindringlich mahnenden Buh tagsglocken verklungen, kaum sind die wchmüthig-ernst- stimmenden Glockentöne des Tobtensonntags verstummt, da läutet derselbe eherne Mund gar freundlich und hell einem Gaste zum Einzug, der da in Gewändern der Freude einherkommt, dem heiligen Advent. Und darum klingen die Adventsglocken so hell und freundlich, weil sie ein neues Kirchenjahr, ein neue- Jahr der Gnade einläutcn. Der erste Advent ist das kirchliche Neujahrs fest, freilich nicht fo stürmisch und laut begrüßt mit Becherklang und Gläserklingen und allerlei ernsten und fröhlichen Glückwünschen wie der erste Januar, und doch ein viel wichtigerer und gar ernster Tag trotz all' des Lichts und der Freude, die er uns bringt. Ein Kirchenjahr hat wiederum seinen Abschluß gesun den, zu all denen, die wir schon erleben durften, ist ein neues hinzugekommen, und wir alle damit auf einer neuen Höhe unseres Lebens angekommen, von der wir gleich dem Wanderer einen Blick werfen auf dar, was nun hinter uns liegt. Gerade an der Schwelle des neuen Kirchenjahres drängt sich der Rückblick auf das vergangene, von dem wir nun Abschied genommen haben, von selbst auf. Wenn man von einem Freunde scheidet auf Nimmerwiedersehen, dann schaut man ihm noch ein mal fest ins Auge und drückt ihm die Hand im Ge denken an all di« unglücklichen Stunden, vielleicht auch an so manchen Schmerz und Kummer, dir er m>t uns getheilt. So sollen auch wir es thun mit dem scheiden den Kirchenjahr, das so manche« Glück, so manche Freude, aber auch so manchen Schmerz, so manchen Kummer mit uns getheilt. Und wozu solcher Rückblick? Er soll uns treiben und ziehen zu dem, der die dunklen Wolken des Leids und der Sorge verscheucht hat und die Sonne der Freude hat wieder scheinen lassen, zu dem, der die Fäden des Geschickes eines jeden in seiner gewaltigen Hand hält. Und das umsomehr, da die beginnende AdventSzeit uns aufs neue den Reichthum seiner Gnade zeigen will. Advent heißt Ankunft. Was will uns die Adventszeit lehren? Sic will uns zurufen, daß der alte Gott noch lebt, uns daran erinnern, daß dieselbe Gnadensonne, die da geschienen im verflossenen Kirchenjahr, auch über dem neuen erstrahlen wird. Und eben darum ist Advents zeit eine fröhliche, freudige Zeit, und wir thun Recht, wenn wir sie begrüßen mit den frischen, fröhlichen Adventsliedern. Und dazu ist ja die Adventszeit der Herold einer noch viel größeren Freudenzeit. Wie die Primel, die Botin des Frühlings, so ist die Advents- zeit der Bote der „fröhlichen,' seligen Weihnachtszeit". O, man kann es schon merken, daß es dem WeihnachtS- scst entgegengeht. Nicht nur an dem schlichten Advents bäumchen, das hier und da in den Häusern angezündet wird und hinwcist auf den in viel hellerem Glanze er strahlenden Weihnachtsbaum, sondern vor allem an der geschäftigen Unruhe in fo manchem Hause. Da erdenken die Kinder Ueberraschungen sür ihre Eltern und gehen dann mit großer Heimlichkeit ans Werk. Da regt die sorgsame Mutter fleißig die Hände, und auch der Vater opfert wohl manch' Freistündchen der Vorbereitung für das Fest. So rüstet man auf das kommende Weihnachten, Und man thut recht daran. Aber die Aoventszeit, die da herubschaut auf solchen Eiser der Menschen, will in noch ganz anderem Sinne eine Rüstzeit auf Weihnachten sein. Was nützt eS, wenn das Haus gerüstet ist zu einem fröhlichen Weih- nachtssest, bas doch kein seliges sein kann, wenn nicht die Adventszeit auch eine Rüstzeit sür das Herz ge worden ist! Das beste Weihnachtsgeschenk der Kinder an ihre Eltern ist ein gehorsames, liebendes Herz, die beste Weihnachtsgabe für Vater und Mutter ist die eheliche Liebe und Treue. Aber solch Geschenk kann man nicht allein bereiten, dazu braucht man den, den die angebrochene Adventszeit verkündigt, den himmlischen Avventskönig. Wer recht Weihnachten feiern will, der lerne Advent recht feiern. Daran will uns die Advents zeit aus's neue mahnen, daß wir dafür sorgen, daß die Gnadensonne, die über dem neuen Kirchenjahre steht, nun auch in unsre Häuser und Herzen hineinscheine. Je mehr man sich rüstet in der heiligen Adventszeit, damit Jesus Christus, der da fort und fort zu seiner Kirche kommt in Wort und Sakrament, auch wirklich Einzug halten kann in unseren Häusern, desto mehr wird man dann Theil haben an der Osterfreude und dem Pfingst- trost, die auch das neue Kirchenjahr uns wieder brin gen will. PvLitische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist im Laufe des Freitags zur Jagd in Göhrde in Hannover eingetroffen; sein Aufenthalt dort- felbst währt bis zum heutigen Sonnabend Abend. Am 1. December wird der Monarch als Gast des Amts raths v. Dietze in Barby an der Elbe an der Hasenjagd thcilnehmen, worauf die Kaiserjagd in Königs-Wuster hausen (Reg.-Bezirk Potsdam) vor sich geht. Vor der Abreise von Berlin hörte der Kaiser die Vorträge des Finanzministers, des Kultusministers und des Staats sekretärs des Innern, welche auch mit dem Chef des Civilkabinets an der kaiserlichen Tafel theilnahmeo. Die Kaiserin besuchte am Freitag in Berlin ihren erkrankten Bruder, den Herzog Ernst Günther. Der behandelnde Arzt ist der Ansicht, daß die entzündliche Erscheinung in der Blinddarmgegend sich langsam zurückbildet und die Krankheit einen günstigen Verlauf nehmen wird. Fürst Bismarck befindet sich neuerdings wieder bei gutem Wohlsein Die rheumatischen Schmerzen sind ziemlich geschwunden, und der Fürst will, sobald sich die Witterung bessert, seine Ausfahrten wieder aufnchmen. Graf Wilhelm und Gräfin Herbert Bismarck weilten dieser Tage in Frirdrichsruh. Beim Kultusminister l)r. Bosse fand Freitag Abend zu Ehren der Generalsynode eine Gesellschaft statt, zu der auch die theologischen Professoren der Berliner Universität geladen waren. Die bayerische Abgeordnetenkammer bericth am Freitag die socialdcmokratischen Anträge bctr. die Be gnadigung der Haberer. Ör. Sigl hielt dabei eine längere Rede, in der er auSführte, alle Leute, gegen welche das Haberseldtreiben gerichtet war, hätten dies voll kommen verdient. Man hätte diese einspcrrcn sollen und nicht die Haberer, die nach altem Herkommen ein Rüge- gericht abgehalten hätten. Man müsse das Haberfeld- trciben aus dem VolkSbewußtsein heraus beurtheilcn und milde auffafsen. Die Rede, die zuerst mit Heiterkeit und Gelächter ausgenommen wurde, rief im weiteren Verlaufe starken Widerspruch hervor. Lebhafte Schlußruse wechselten mit Rufen „RauS!" Der Präsident ertbeilte dem Redner wegen verschiedener Angriffe aus die Regierungsvertreter wiederholte Rügen und einen Ordnungsruf. Unter leb- hastem Beifall trat sodann der Justizminister sür den von Sigl angegriffenen Bezirksamtmann von Miesbach ein. Gleiche Anerkennung sanden die Reden der Abgg. Or. Aub (lib.) und l)r. Orrterer (Ctr.), die Sigl's Aus führungen scharf bekämpften. Dieselben hätten Uner hörtes geboten, verkehrten den Rechtsstandpunkt und ver hinderten eine Begnadigung der Haberer. Es dürfe nicht den Anschein gewinnen, als ob das Haus das Haber seldtreiben anders beurtheile, als die Gerichte. DaS Treiben sei lange Jahre hindurch ein Schaden gewesen, für dessen wirksame Abstellung Jeder der Regierung Dank wisse. Schließlich wurde über die Anträge zur Tagesordnung üdergegangen. Der deutsch-chinesische Zwischenfall ist von der französischen Hetzpresse selbstverständlich in der ge hässigsten Weise behandelt worden. Jetzt ergreift auch das französische Regierungsorgan, der „Temps" das Wort zu der Angelegenheit, dessen große Tragweite das osficielle Blatt nicht verkennt. Der angebliche Zweck, so schreibt der „Temps", Genugthuung für die Ermor dung zweier deutscher Missionare und die von einigen deutschen Blättern vorgeschützten politischen Beweggründe der Regierung zu Gunsten ihrer Flottcnpläne er schöpften den Fall nicht. Es sei unzweifelhaft, daß bei dem Vorgehen Deutschlands der lebhafte Wunsch mitsprcche, an der chinesischen Küste dauernd festen Fuß zu fassen. Die deutsche Presse habe sich dabei wenig um die Stellung der anderen Mächte gekümmert, sie behaupte indessen, daß Rußland mit dem Vorgehen Deutschlands einverstanden sei. Der „Temps" meint, man müsse mit ziemlicher Neugierde den Beweis für diese Behauptung abwarten und bis diese geliefert sei, auf die „Now. Wrcmj." verweisen, die sage, daß Deutschland die Rechte Rußlands auf den Hafen von Kiautschou verletzt zu haben scheine. Frankreich habe seinerseits keineswegs die Ab sicht, die Rolle eines Spielverderbens zu übernehmen, weil eS bei dieser Gelegenheit keine anderen Interessen habe, als die Vertheidigung des Völkerrechts und die Aufrechterhaltung dcS Friedens. Demnach werde Frank reich sich einer wachsamen Reserve befleißigen. Ueber den Inhalt der Vorlage, betreffend die Mili- tärstrasprozeßreform, theilt der „Hbg. Corr." mit, daß das Princip der Mündlichkeit im weitgehendsten Maße vurchgesührt ist. Die Oeffentlichkeit schließt sich im Allgemeinen den bayrischen Bestimmungen an. Die Ständigkeit der Gerichte ist nur für die obersten In stanzen angcordnet, während man in der unteren Instanz an der Commandirung von Fall zu Fall festhält. Ver- theidigcr auS dem Rechtsanwaltsstande werden zugelaffen, doch muß der Anwalt vorher die Zulassung von dem betr. Militärgerichte, die auch versagt werden kann, er halten haben. In Sachen der Errichtung vokcksthümlicher Hoch schulen haben Professoren uud Docenten aller 4 Facul- täten der Berliner Universität den Entschluß gefaßt, eine Petition wegen Einrichtung dieser Hochschulen an der Universität Berlin an den Senat aufs Neue einzureichen. Bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des Senate- der Universität und wegen des Rectorats dcS Professor Schmöller erwartet man jetzt mit Bestimmtheit die Ge nehmigung solcher volksthümlichen Hochschulkurse. Die finanzielle Regelung der Flottensorde- rungen, mit denen- die Regierung dies Mal an den Reichstag hcrantretcn wird, ist in folgender We e ior- mulirt worden: Zunächst wird in einem besonderen Ge-