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willkommen ist. Zurückzunehmen war der Antrag einem Klerikalen nicht, denn er entsprach vollkommen der er- un- von von an- horst'schen Antrages hinzuweisen; tue Thatsache war doch nicht mehr zu ändern, daß dieser Antrag der Reichsregie rung die Bollführung einer kolonialpolitischen Arbeit leichtert, die gerade der ultramontanen Partei höchst dem Kardinal Lavigerie und dem Erzbischof von Köln gestrebten Tendenz, die Kulturvölker zu einem Feldzug gegen die Sklavenhändler in Afrika zu bewegen; aber die damit de« Wojwoden und späteren polnischen KrtegSmtnlster« Grafe« Moritz von Hauke, die im Jahre 1825 geboren ist. Au« dieser Ehe find fünf Kinder ersprofsen: 1. Prinzesfi« Marie Karoline, Priozesfin von Battenberg, geb. 1852, seit 1871 vermählt mit dem Grasen Gustav zu Erbach. Schönberg, 2. Ludwig Alexander, britischer Kapitän zur See, geb. 1854, 3. Prinz Alexander Joseph von Battenberg, der früher« Fürst von Bulgarien, geb. 1857, 4. Prinz Heinrich Moritz von Battenberg, geb. 1858, Gemahl der Prinzessin Beatrice von Großbritannien, 5. Prinz Franz Joseph, geb. 1861. Prinz Alexander war t« Jahre 1852 mtt dem Range eine« General majors in di« östrrretchische Arm«« getreten und kam al» Brigadier znerst nach Graz und später zur italienischen Armee Radetzky'S nach Verona und Mailand. I« Jahre 1857 tu einer diplomatischen Misston thätig, vermittelte der Prinz die Zusammenkunft seine« Schwager«, de« Kaiser« Alexander II., mtt dem Kaiser Franz Joseph in Weimar. Im Feldzug« 1859 wurde er für sein tapfere« Verhalten in der Schlacht von Montebello (20. Mat) zum Feldmarschall-Lieutrnant und Dtvifionär befördert und gletchzetttg zum Inhaber de« 46. Infanterie-Regiment« ernannt In der Schlacht von Solferino (24 Juni) gelang e« dem Prinzen, die französische Gard« und da« KorpS Mac Mahon'« aufzuhalt«« und da« Schlacht feld bi« nach vollendetem Rückzug« der österreichischen Arm« über den Mtncto zu behaupten. Kür diese-Waffenthat erhielt der Prinz da« Ritterkreuz de» Maria.Thrrrst«»Ordeu». Prinz Alexander wurde auch vom Kaiser Franz Joftph an den Kaiser Napoleon entsendet, um di« ZusammaMift der beiden Kaiser in Billafranca zu vereinbaren. Im Jahre 186S trat Prinz Alexander in Dt«pontbilität und zog sich nach Hessen auf sein Schloß Hetligenbrrg zurück. Beim Abbruche de« Krieges von 1866 wurde der Prinz vom König Karl von Württemberg zum Kommandanten de« 8. BundrSarmeekorp« ernannt und nahm mtt demselben unter dem Oberkommando de« Prinzen Karl von Boyern am Kriege thetl, ohne aber einen Erfolg erringen zu können. Prinz Alexander war in Darmstadt sehr beliebt und al« wohlthätig bekannt, seiner militärischen Stellung nach großherzoglich hessischer General der Kavallerie, Inhaber de« 2. großh. hessischen Infanterie- Regiments Nr. 116 und wurde L In. suite des hessischen Leibgarderegluunts, großherzogl. hessischen Infanterie-Regiment» Nr. 115 geführt; er war auch k. k. österreichischer General der Kavallerie und Chef de» k. k. österreichischen Dragoner- Regiment« Nr. 6. Der Kaiser Alexander ll. von Rußland hatte ihm da« 8. russische Ulanrn-Regimrnt verliehen. In der vorgestrigen Plenarsitzung de« deutschen Bun- desrath» wurde die Vorlage, brtnffend die wettere Aus prägung von Zehn- und Fünfpfenntgstücken, den Ausschüssen für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr überwiesen. Ferner wurde beschlossen, den Zusatzvertrag zu dem Handels verträge zwischen Deutschland und der Schweiz zur Aller höchsten Ratifikation vorzulegen. — In derselben Sitzung hat der Bundesrath u. a. beschlossen, den Eingaben mehrerer lavd- wirthschastlichrr und industrieller Vereine wegen Beseitigung de» Identitätsnachweise» bei der Ausfuhr von Getreide kein« Folge zu geben. Man wird daraus schließen dürfen, daß im BundeSrath keine Neigung herrscht, auf diese Angelegenheit, welche die vorige ReichStagSsesfion so lebhaft beschäftigte, zurück- zukommen. Auch im Reichstage scheint nicht die Absicht zu bestehen, di« Angelegenheit wieder aufzunehmen. — Der öster reichische Afrikareisende Glaser befindet sich der „Wes.-Ztg." zufolge seit einigen Tagen bet dem deutschen Reichskanzler in FriedrichSruh. Dem Kaiser von Oesterreich wurde von dem König von Schweden der Ehrengrad eine» Generals der schwedischen Armee verliehen. — Am Sonnabend Vormittag sand in der Wiener Universität dir seierltche Enthüllung de» Kaiserstand bilde» statt. Die Mitglieder der Studenten Verbindungen fuhren in vollem Wichs in 60 Wagen vor der Universität vor, Wo dieselben vom kootor maAiütious empfangen und in den Festsaal geleitet würben. Hier hatten sich das gelammte Professoren-Kollegium, der U^errichttminister von Gautsch, sowie die übrigen Festgäste versammelt. Nach der Festrede, welche der Professor Or. von Zeißbera hielt, erfolgte die Ent hüllung unter lebhaften patriotischen Ovationen. — Der Fest- kommer« anläßlich der Enthüllung der Kaikrstatue In der Universität, welchem ein Theil des Professoren-Kollegium» mtt dem Rektor Such und dem V c?bürgrrmeister vr Prix beiwohnten, verlief glänzend. Die Festrede, welche mtt emem Hoch auf den Kaiser schloß, hielt I)r. Kolischer. — Da» österreichische Abgeordnetenhaus nahm die die Einjährig-Frei willigen betreffenden 88 24, 25 und 26 des Wehrgrsetze» unter Ablehnung sämmtlicher AbänderungSanträge an. Dai» Deutsch-Ostafrika. Der Antrag des Abg. I)r. Windthorst über die Be kämpfung des Sklavenhandels in Ostasrika ist am Freitag «ege« die Stimmen der Deutschfreistnnigen und der Sozial demokraten von dem deutschen Reichstage mit einer Ein- müthigkeit angenommen worden, welche sehr geeignet ist, auf die Gegner der deutschen Kolonialpolitik Eindruck zu mache«. Denselben wird eS auch kaum entgehen, daß die konservativ-nationale Reichstagsmehrheit den Antrag nicht etwa in dem beschränkten Sinne annahm, Me es der An tragsteller Windthorst unverkennbar wünschte, sondern in dem von den Rednern der Nationalliberalen und der beiden konservativen Fraktionen festgestellten Sinne, daß die darin geforderte Bekämpfung des Negerhandels und der Sklaven jagde« als ein Theil einer thatkräftigen Kolonialpolitik zu erfolgen hat und daß zu diesem Zwecke Deutsch-Ostafrika festzuhalten ist. Vergebens warnte der Führer des sonst mit den so wenig kolonial freundlichen Deutschfreisinnigen so «g befreundeten Zentrums vor der Verbindung anderer Dinge, d. h. doch wohl der Wiedereroberung der deutsch-ostaftikanischen Stationen, mit seinem Sklaven handel-Antrag; die ReichStagsmehcheit fand in dem letzteren ein viel zu geeignetes Mittel zur Erreichung eines kräfti geren kolonialpolitischen Vorgehens, als daß sie sich von dem Abg. Windthorst hätte Vorschriften über die Aus- legusg seines Antrages machen lassen. Dieser AuSgang der Sache Hot den klugen Zentrumsführer sichtlich peinlich berührt, aber keineswegs überrascht; er ahnte denselben, als Anfang voriger Woche die Führer der anderen Fraktio nen zu Gunsten seines Antrages auf ihre in Bezug auf die »stafrikanische Angelegenheit vorbereiteten Jnitiativ-Anträge freiwillig verzichteten und keinen Verschub zuließen, trotz dem er noch Zeit zu einer reiflicheren Vorbereitung ver langte. Noch kurz vor der Sitzung bemühte sich das Berliner Zentrums Blatt „Germania" „zur Abkühlung egoistischer Interessenten und extremer Kolonial-Phantasten" auf die eigentliche rein theoretische Bedeutung des Windt gegebene Weißbuch dieselbe von dem Verdacht der Kolonial- Schwärmerei gründlich reinigte. a Graf Herbert Bismarck hät in seiner am Freitag ge haltenen Rede die Frage offen gelassen, ob die Besetzung des ostafrikanischen Küstengebiet» unter unmittelbarer Auto rität des Reiches oder mittelst der vom Sultan von Zan zibar mit der Verwaltung vertragsmäßig betrauten Deutsch ostafrikanischen Gesellschaft geschehen solle. Im Allgemeinen besteht für das Letztere nach den in letzter Zeit gemachten Erfahrungen wenig Neigung. Man verübelt der Gesellschaft vielfach das völlige Schweigen, daS ihre Leiter über die Vorgänge an der Zanzibarküste noch jetzt bewahren und mit dem Blockadezustand in jrn-r^ Gegend sowie mit der vorsichtigen Zurückhaltung deS Staatssekretär des Aus wärtigen zu entschuldigen suchen. Deshalb brauchte di« Ge sellschaft den herben Tadel, den ein Theil der deutschen Blätter an die den Thatbestand kaum richtig darstellenden englischen Mitthrilungen knüpft, nicht so geduldig über sich ergehen zu lassen. Im Reichstage nahm der konservative Abg von H-lldorf die Gesellschaft kräftigin Schutz und nannte es empörend, daß sich deutsche Blätter sichtlich daran ergötzen, Fehler und Mißgeschicke Deutscher zu be richten. Jene Persönlichkeiten verdienten, obwohl sie Fehler gemacht haben mögen, Dank dafür, daß sie therls mtt Ein setzung ihres Lebens, theils durch Geldopfer die deutsche Stellung in dem zukunftreichsten Theile Afrikas begründeten DaS kürzlich ausgegebene Weißbuch bezeugt, daß die Be amten die Gesellschaft mit Unerschrockenheit auf ihren Posten ausharrten, bis die Uebermacht der Aufständischen sie dazu zwang oder der Befehl des Vorgesetzten sie abrief. Zwei dieser Beamten besiegelten bekanntlich ihre Treue mit dem Tode. Vor Allem gebührt diese Anerkennung aber dem umsichtigen Lefter dieser wackeren Beamtenschaar, dem Generalvertreter der Gesellschaft Konsul Vohsen, der unter unendlichen Schwierigkeiten ausharrte und in seinen Be amten das Gefühl der treuen Hingebung an eine große Idee zu wecken wußte. Nach der Verjagung der Aufständischen aus den ostafrika nischen Küstenplätzen werden die letzteren dennoch kaum wieder der Deutsch ostafnkanischen Gesellschaft zurückgegeben, sondern unter Reichsvcrwaltung gestellt werden, wodurch das Reich in die Lage kommen wird, seine Auslagen für die Wieder eroberung zu decken. Wie ersprießlich solche Küstenverwal- tung, die sich auf Polizeimachtmittel zum Zweck der Zoll erhebung beschränkt, unter Umständen werden kann, zeigt das Beispiel der sehr einträglichen englischen Verwaltung ähnlicher Küstenplätze. Die kultivatorische Thätigkeit über läßt dort die britische Regierung der freien Unternehmungs kraft, was die deutsche Reichsregierung sicher auch in Ost afrika thun würde. Die Letztere soll in der That geneigt sein, der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft die industrielle und kaufmännische Ausnutzung der Niederlassungen an der Zanzibarküste zu überlassen, aber daran angeblich die Be dingunq knüpfen, daß an die Stelle der jetzigen Leiter der Gesellschaft andere Männer treten als Diejenigen, deren bisheriges Vorgehen vom Auswärtigen Amte in Berlin mißbilligt wurde. Tagesschau. Freiberg, den 17. Dezember Der deutsche Kaiser kehrte am Sonnabend Abend 8 Uhr 20 Minuten von seinem JagdauSfluge zurück. Gestern Nach mittag 1 Uhr empfing der Kaiser den neuernannten spanischen Botschafter am Berliner Hofe, Graf«« RaScon, in besonderer Antritts-Audienz. Gleich darauf wurde der spanische Bot schafter auch bet der Kaiserin etngeführt. Sodann begaben fich die Kaiserlichen Majestäten in da» Berliner Königliche Opernhaus, woselbst dieselben der Matinee zum Besten der Abgebrannten in Hünfeld beiwohnten. Dl« dabet von mehreren hundert Trompetern dargebrachtrn Huldigungen gestalteten fich sehr interessant. Der Kaiser befindet fich nach glaubwürdigen Mitthetlungen tm erwünschtesten Wohlsein; die letzte Erkäl tungskrankheit ist vollständig gehoben. Wie c» heißt, wird der Monarch in der nächsten Zett ohne Unterbrechung bi» zum Frühjahr tn Berlin wohnen. Fürstenbesuchcn sieht man in den nächsten Monaten am Kaiserlichen Hof« nicht entgegen. — In Darmstadt verstarb am Sonnabend Vormittag 10^/i Uhr Prinz Alexander von Hessen, der Vater de» früheren Fürsten von Bulgarien. Prinz Alexander von Hessen (geb. 15. Juli 1823), der Oheim de» regierenden Großherzogs Ludwig IV. von Hissen und bet Rhein, war seit 1851 mit der Prinzessin Julie von Battenberg vermählt, der Tochter der deutschen Reichsregierung gleichzeitig ectheilte Voll macht würde selbst dann nicht als überschritten gelten könne», wenn man freiwillige Korps ausrüstete und in's Innere Ostafrikas vordringen ließe. Wie weit die deutsche Reichslegierung Gebrauch von dieser ihr auf Anregung Wlndthorsts am Freitag vom Reichstage ertheiltea Vollmacht Gebrauch machen wird, steht wohl noch nicht vollständig fest. Der Staatssekretär Graf Herbert Bismarck, der in der erwähnten Sitzung zum ersten Male eine große Reichstagsrede hielt, die im Styl und Vortrag vielfach an die Art des Reichskanzlers er innerte, bezeichnete nur die Annahme des Antrages in dem Sinne einer aktiven Kolonialpolitik als den verbündeten Re gierungen höchst willkommen. Gleichzeitig kündigte Graf Herbert Bismarck an, daß dem Reichstage bald nach den am 9. Januar 1889 endigenden Weihnachtsferien eine Vor läge über die Bildung emer Negertrnppe zuaehen werde, die unter Führung deutscher Offiziere zunächst die Haupt punkte des ostafrikanischen Küstengebietes besetzen soll. Das Zentrum wird sich nach dem Verlauf der Reichstags- Sitzung vom 14. d. Mts. auch dann wohl oder übel den Parteien anschließen müssen, welche die Regierung in den Stand setzen wollen, den schnöden Sklavenjägern in Ost afrika mit allen geeigneten Machtmitteln das saubere Hand werk zu legen. Daß ein solches Einschreiten nebenher den gesammten kolonialpolitischen Bestrebungen den größten Nutzen bringen wird, dürfte den entichieden regierungs freundlichen Parteien gewiß als kein Nachthcil erscheinen. Die Letzteren meinen vielmehr, daß es jetzt ganz verkehrt sein würde, die ostafrikanischen kommerziellen Unternehmungen muthlos fallen zu lassen. Die Rekonstruktion der Deutsch ostafrikanischen Gesellschaft dürfte nach Ansicht der sreikon- servativen „Post" dem deutschen Großkapital überlassen bleiben, doch könnte das Reich die Sache auch mit eigenen Mitteln fördern. Der Reichsregierung dürfe man dabei um so mehr freien Spielraum lassen, als das kürzlich aus