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Erschetnt jeden Wochentag Nachmitt. '/^Uhr für den andern zioeimm drohen. König Humbert von Italien beabsichtigt, sich in de« ersten Novembertagen zur Besichtigung der nach Afrika be« timmten Truppen nach Neapel zu begeben. Die ersten vier Mr Uebersührung de» afrikanischen Expeditionskorps nach Mafsauah bestimmten Dampfer werden am 5. November von Neapel abgehen. Die italienische Regierung hat im Ganzen Tagesschait. Freiberg, dm 18 Oktober. Am Jahrestage der Schlacht bet Leipzig, durch welche Deutschland vor 74 Jahren von dem Napoleonischen Joch befreit wurde, erblickte Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der jetzige Kronprinz des deutschen Reiche- im Jahre 1831 zuerst das Licht der Welt. Fern von der Hei- math, durch ein schlimmes Leiden an den Süden gebannt, be geht der edle Sohn unseres greisen Kaisers seinen 56. Geburts tag, welcher die Prinzen Wilhelm und Heinrich von Preußen veranlaßt, nach Baveno zu reisen, um dort dem deutschen Kronprinzen ihre Glückwünsche persönlich darzubringen. Un günstige Schlüffe ans den Gesundheitszustand des Letzteren brauchen daraus nicht gezogen zu werden, wenn auch die Be richte über dar Befinden des hohen Herrn neuerdings weniger erfreulich lauten, als im Laufe des vorigen Monats. Die neueren ungünstigen Gerüchte haben von Neuem und stärker als je zuvor das Bedauern wachgerufen, daß die aufrichtige Authetlnahme weitester Kreise unter dem Mangel zuverlässiger authentischer Berichte zu leiden hat und so die Besorgniß wahr scheinlich und hoffentlich unnöthiger Weise von der Ungewiß heit rege gehalten wird. Die Frage: „Wie geht es dem deut- schen Kronprinzen?" schwebt auf Aller Lippen, und da nur sehr Wenige etwas Bestimmte« zu sagen wissen und die über London kommenden ebenfalls unbeglaubigten Auskünfte mit einem gewissen Mißtrauen ausgenommen werden, so besteht die Sorge fort und erweckt den Wunsch einerseits nach einer wei teren Ausdehnung der ärztlichen Behandlung, andererseits nach der häufigeren Veröffentlichung von zuverlässigen und von kompetenter Seite ergebenden Berichten. — Die „National- Ztg." schreibt: „Bei dem allgemeinen, die Herzen des deut schen Volke- tief bewegenden Mitgefühl, welches die Krankheit des Kronprinzen aller Orten hervorgerufen hat, ist eS natür lich, daß alle einigermaßen als authentisch geltenden Berichte LirchowS alle späteren Nachrichten kein sicheres Bild der vor handenen Krankheit-zeiche» ergeben. Im Gegentheil enthalten sie, wen« man die einzelnen Berichte unter einander vergleicht oder einen derselben genauer zergliedert, die erheblichste« Widersprüche." Auch in anderen deutschen Blätter« giebt sich eine gewisse Mißstimmung gegen den englischen Spezialarzt und der Wvnsch kund, daß die ärztliche Behandlung de« edlen deutschen Kaiser« sohneS deutschen Händen anvertraut werde. Mau erzählt sich, daß unser greiser Kaiser als seinen höchsten Herzenswunsch den ausgesprochen habe, noch einmal die Stimme seine- Sohne» in ihrer früheren Kraft und Frische zu hören. Daß daS sich bestätigt, ist der innigste Wunsch des ganzen deutschen Volks. Möge dem deutschen Kronprinzen eine baldige, völlige und dauernde Genesung beschieden seins — Ueber di« jüngste Exe kution gegen mehrere Häuptlinge de« Kamerun-Gebiete- sagt dir „Nordd. Allg. Ztg.", es habe sich dabei nicht «m die Interessen der Plantagenbesitzer oder um die höhere Moral der Zivilisation, sondern lediglich darum gehandät, die Ruhe und Ordnung zu erhalten, welche mehrere Häuptlinge tm Abo- Gebiete und im Wuri-Gebietr derart gestört hatte«, daß der Wurifluß für den Handel vollständig gesperrt war und eine Anzahl Eingeborener getödtet wurde. Die exemplarische Be strafung der Hauptschuldigen, welche dem wiederholten Befehle de« deutschen Gouverneurs wegen Genugthmmg und Schaden ersatz nicht nachkamen, war daher nothwendig; sie winde durch die Mannschaft de« Kreuzers „Habicht" auSgesührt und war von günstiger Wirkung. Sämmtliche bedeutende Häupt- linge des «bo-Gebiete» und de» Wurir-GebieteS hätten de« Gouverneur ihre Ergebenheit au-gedrückt und wäre« beschäftigt, neue FriedenSgesetze für ihre Untrrthanen zu machen, die Widerspenstigen zu bestrafe» und Ruhe und Ordnung herpl- stellen. Ferner bezeichnet die „Nordd. Allg. Ztg." die Be hauptung eines Blattes von dem Tagen einer Konferenz i« Washington über die Samoa-Angelegenheit als thatsächlich falsch. DaS Vorgehen Deutschlands auf Samoa sei bisher von keiner Seite als Eroberungssucht oder Vertragsverletzung auSgelegt worden. — Nach einer Aeußerung der „Post" ist ein ungünstige- Bild deS deutsche» ReichShauShaltS zu befürchten in Folge der erforderlichen Deckung deS vor jährigen Defizits und des geringen Ertrags der Zuckersteuer. Ein weiterer Mehrbedarf an Matrikularbeiträgen wird al- wahrscheinlich, die Aufhebung der Wittwrn- und Waisrnkaffen« beiträge als unwahrscheinlich betrachtet. — Die Berliner Universität erlitt abermals einen schweren Verlust. Sestern früh entschlummerte unerwartet der berühmte Physiker Pro fessor Gustav Robert Kirchhoff. Derselbe war am 12. März 1824 in Königsberg geboren. Auf dem Gebiete der Speö tralanalyse wird sein Name immer hervorragend bleiben. 1848 habilitirte er sich in Berlin. Nachdem er von 1850 an zwei Jahre in Breslau, dann bis 1874 in Heidelberg als Pro fessor gewirkt, kam er in dem letztgenannten Jahre »ach Ber lin zurück, wo er mit der Errichtung und Leitung eine» Sonnen-ObservatoriumS betraut wurde. Der österreichische Unterricht-Minister von Gautsch be absichtigt auf Grundlage der Gymnasien eine Einheitsschule zu gründen, welche bei wesentlicher Abänderung und Er- zänzung deS Gymnafiallehrplanes die Realschulen ganz über« lässig machen soll. Diese Einheitsschule wird auch ein an dere- Aussehen haben als da- Realgymnasium. Als neue obligatorische Lehrgegenstände soll der Lehrplan der Einheit»« chule Französisch und Zeichnen erhalten; die dafür erforder« iche Zeit wird theils durch eine sehr bedeutende Einschränkung de» Unterrichts in der griechischen Sprache, theils durch eine Verlängerung der Schulzeit von acht Jahren auf neun Jahre gewonnen werden. Zwischen den Altczechen und dem Kabinet Taaffe ist angeblich eine Art von Ausgleich zu Stande ge« kommen und zwar so, daß sich die Altczechen mit Zugeständ nissen in der Zuckersteuerfrage und deS Gewerbe-Schulwesen- vorläufig zufrieden gaben. Aeußerlich wäre hierdurch die Einigkeit unter den Gruppen der ReichsrathSmehrheit und die Verständigung mit der Regierung hergestellt; indessen wird eS weiterer großer Opfer seitens deS Grafen Taaffe bedürfen, um die Gährung innerhalb der anderen Gruppen seines An- jange» zu dämpfen, wo Slowenen, Dalmatiner und Klerikale Zugeständnisse immer dringender austreben und mit Abfall weg» verkennt, daß unsere me menschliche Kraft ungewöhn lich ausbeutende Zeit breiterer Erziehungsgrundlagen als früher bedarf. Daran muß natürlich festgehalten werden, daß der erziehliche Zweck des Handarbeits-Unterrichts nicht darauf hinausläuft, den Schüler zu irgend einem bestimmten Beruf vorzubereiten, sondern daß derselbe nur bestimmt ist, die geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu entwickeln, seine Sinne zu üben, seinen Geschmack zu verfeinern und seine Geschicklichkeit zu erhöhen. Sehr richtig sagt darüber in dem bereits erwähnten Frankfurter Blatt ein Prattischer Schulmann: „Wenn dabei auch Buchbinderei, Schreiner oder Schlosserarbeit getrieben werden sollte, so ist damit keineswegs gesagt, daß man den Knaben zum Buchbinder, Schreiner, Schlosser ausbilden will: das Uebungsobjett ist glcichgiltig; nicht gleichziltig aber ist, daß der Schüler, der einmal im praktischen Leben thätig sein soll, durch eigenen Versuch und eigene Arbeit die Eigenschaften von Holz und Eisen kennen lernt, daß er sich an exakte Maße gewöhnt, daß er lernt, Auge und Hand in Uebereinstimmung arbeite» zu lassen, daß er die schwere Kunst erlangt, mit seinen Werkzeugen einen Gegenstand auszuführrn, von dem man ihm nur einen Grundriß eingehändigt hat." Für die zu nehmende Erkenntniß des Nutzens eine- solchen Unterrichts spricht der Umstand, daß viele größere deutsche Gemeinden einen Lehrer in das Leipziger Seminar sendeten, um dort den Unterrichtsgang praktisch kennen zu lernen und dann, in die Heimath zurückgekehrt, daselbst den Handfertigkeits- Unterricht Prattisch zu organisiren, Die Zahl der in Deutschland bestehenden HandarbeuZschulen hat das erste Hundert bereits überschritten. In Leipzig, das durch das Seminar des vr. Götz zum Vorort für diese Bestrebungen geworden ist, trat besonders der verstorbene Professor Biedermann frühzeitig mit Eifer und Verständniß für den Grundgedanken der Arbeitsschule ein, dieselbe als ein Er ziehungsmittel zu verwerthen. In derselben Richtung war m Wien Professor Georgens eifrig thätig und in der deutschen Reichshauvtstadt ist dec Verein für erziehliche Knaben-Arbeit in der glücklichen Lage, sich des hohen Schutzes der deutschen Kronprinzessin zu erfreuen. Der Berliner Verein hat bereits zwei eigene Anstalten begründet und hofft, seine Thätigkeit bald noch wesentlich erweitern zu können. Sicher werden in kurzer Zeit alle deutschen Städte wetteifern, ihrer jugendlichen Bevölkerung die Vor theile des Handarbeits-Unterrichts zu sichern. Der Handfertigkeits-Unterricht. Vor Kurzem wurde in Magdeburg der 7. Kongreß des Vereins für erziehliche Knaben-Handarbeit abgehalten und zeigte es sich bei dieser Gelegenheit deutlich, daß die Be strebungen dieses Vereins sich sowohl bei den Behörden wie bei dem Publikum immer größere Anerkennung er- werben und daß man im Allgemeinen geneigt ist, die pä dagogische und volkswirthschaftliche Bedeutung dieses Unter richtsgegenstandes zu würdigen. Die Sache selbst ist nicht neu, vielmehr hat man schon vor langen Jahren darnach gestrebt, auf der Schule ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen der Ausbildung der Geistesfähigkeit und derjenigen der Körperkräfte. Alle großen Erzieher, von Comenius bis Pestalozzi suchten der Wortgelehrsamkeit die sinnliche Anschauung als ebenbürtig gegenüber zu stellen, und ver langten einen harmonischen Ausgleich zwischen körperlicher und geistiger Thätigkeit, zwischen der Bildung des Geistes und der Uebung der Sinne. Es blieb aber damals immer bei der Theorie und erst in den letzten Jahren fing man an, das in der Theorie als richtig Erkannte in die Praxis umzusetzcn und die vernunftgemäße körperliche Thätigkeit der ausschließlichen Anstrengung des Geistes entgegen zu stellen. Zunächst faßten diese Handfertigkeits-Bestrebungen festen Fuß in Schweden, dann verbreiteten sich dieselben über die Schweiz, über Frankreich, England und Nord amerika. Trotzdem Fröbel dem Handfertigkeits-Unterricht in Deutschland bereit- den Weg geebnet hatte, wurde hier dieser Pfad erst ziemlich spät, nun ober fp energischer beschritten. Wie ein Schulmann im „Frankfurter Journal" anerkennend betont, ist es ganz besonders das Verdienst des preußischen Landtagsabgeordneten, Frhrn. v. Schenken dorff in Görlitz, durch Wort und Schrift für die Förderung dieses Unterrichts gewirkt zu haben. Seine auf dem letzten Magdeburger Kongreß gehaltene vorzügliche Rede über „die Knaben-Handarbeit, was sie will und was sie nicht will", bildete einen neuen Beweis für seine eifervolle und rastlose Thätigkeit. Der auf diesem Felde mit großem Erfolg thätige Leiter des etwa seit einem Jahre in Leipzig bestehenden Handfertigkeits-Seminars, vr. Götze, theilte in Magdeburg mit, daß zahlreiche Regierungsbehörden und Stadtbehörden seinem Seminar anregend und fördernd nahe getreten seien und daß sämmtliche Unterrichtstheil, nehmer von Leipzig als thatenlustige Pioniere des neuen Erziehungsgedankens in ihre Heimath zurückgekehrt seien, um dort demselben immer mehr Freunde zu erwerben. Auch unsere städtische Behörde ist der Frage Prattisch näher getreten und wird nun dem Handfertigkeits-Unterricht in Freiberg durch einen im Seminar des vr. Götze in Leipzig gründlich vorgebildeten Lehrer um so sicherer Bahn gebrochen werden, als der Letztere schon vorher durch ge diegenen Unterricht im gewerblichen Zeichnen mannigfache Proben seiner Tüchtigkeit geliefert hat. Der Handfertigkeits- Unterricht ist sehr geeignet, dem Zeichenunterricht, der Ma thematik und der beschreibenden Geomekie zu Gute zu kom men; diese nicht wegzuleugnende Thatsache giebt ihm auch eine wesentliche Bedeutung für höhere Unterrichtsanstalten, weshalb es durchaus unrichtig wäre, die Vortheile des Arbeitsunterrichts ausschließlich auf die Zöglinge der Volks schule zu beschränken. Für die Letztere liegt der Werth des Handfertigkeits-Unterrichts besonders darin, daß er eine treffliche Vorbereitung für die Fachschule bildet, die Schüler frühzeitig für das Handwerk einnimmt und geschickt macht und besonders die Hände an die Arbeit gewöhnt, von der doch der weitaus größte Theil des Volkes leben muß. Der Geh. Sanitätsrath vr. Kristeller aus Berlin machte in Magdeburg außerdem darauf aufmerksam, daß die Uebung der Muskeln und Sinnesorgane als ein wichtiger Zweig der Schulhygiene angesehen werden müsse. In dieser Aner kennung ging der englische Gelehrte Sir John Lubbock noch weiter als er sagte: „Die Einftihrung der Handarbeit in unseren Schulen empfiehlt sich nicht nur wegen des Vor- theils, der daraus für dre Gesundheit der Kinder erwachsen würde, auch nicht nur wegen der Handfertigkeit, die erreicht werden könnte, sondern vor Allem wegen ihrer direkten Wirkun gen auf die Intelligenz selber." Die letztere Behauptung ist wohl so zu verstehen, daß es die Jugend intelligenter macht, wenn man ihr die persönliche Bekanntschaft mit den Dingen und ihrem Wesen vermittelt, statt sie nur mit Worten und Ansichten zu erfüllen. Als rastlos fortschreitende Wissenschaft genügt es der Pädagogik nicht, am Erprobten festzuhalten und sie wird sich deshalb mehr und mehr mit dem Gedanken der erziehlichen Knaben-Arbeit befreunden, weil sie keines- über dieselbe mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt werden. Um so bedauerlicher ist es, daß seit den klaren Gutachten >16 Dampfer gechartert, welche im Laufe des Monats No« und Tag MM. Amtsblatt für bk Nützlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Juli,» Braun in Freiberg.