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i87. t« illen Neu-! ottbilligem n, Herrens ürKnabvü in all« Hüte« ii^ K«, stsn Kind« , Fest schäft I ße 7. P8k! m bei hofftraße Amtsblatt für die königlichen nnd Müschen Behörden zu Freiberg und Braud. Berartworttichcr Redatte«: 3«li»S Braun in Freiberg. Erscheint jeden Wochentag NachmÄt. v^lthr für den Jahrgang " Inserate «erden bis Bormürag II Ubr angenmn. .K 1^0. KLLkSLHVLÄMS Freitag, ve« 37. Mai. 1887. NUS, e, ' Pf. t Pf, küttv. m, mit Zu Rachbestellunge« M»e» Monat Jnni »erden zum Preise von 75 Pfennig von alle« laiserliche« Postanstalten sowie von den be- lumte« Ansgabestellen und der unterzeichnete« Expedition angenommen. Expedition -es Freiberger Anzeiger. )bermaill .3^ k8 Rücksichtslos würden die Opportmisten und die gesammte Rechte ein etwaiges radikales Kabinet Floquel IVllaUvi bekämpfen, wie denn auch von dieser Seite bereits Schritte er-Fabri ISSN ob»< trsode. agasse «er ibnll. )bermarit rums« ISM »mea, - 22 W »alt« SS« t , cd-La -8eif« ls Theerstisl : Arten Hc^ m küritsbs man dw hen ers, Sin 30kl tt. kowe!« t. grschehen sind, das Zustandekommen eines solchen Ministe riums zu verhindern. Die einflußreichen Opportunisten Ferry und Bardoux und der anerkannte Führer der Rechten, Baron Mackau, verfügten sich gemeinsam zu dem Präsi denten Grövy und stellten diesem vor, welche Unzuträglich keiten die Berufung Floquets hinsichtlich der auswärtigen Beziehungen Frankreichs haben würde. Sie erklärten, daß sie und chre Freunde aus Vaterlondsliebe gegen die Er nennung Floquets zum Konseilpräsidenten protestiren müßten. Tatsächlich dürfte man in Petersburg die Thatsache noch nicht vergessen haben, daß Floquet den Vater des jetzigen Zaren, den Kaiser Alexander II., als dieser im Jahre 1867 das Pariser Rathhaus besuchte, durch einen Hochruf auf Polen schwer beleidigte. Floquet verhandelte trotz des ihm entgegenstehenden Vorurtheils über die Kabinetsbildung nnt den Opportunisten fort, da aber diese darauf bestanden, daß General Boulanger dem neuen Kabinet nicht angehöre, und für den Fall des Verbleibens Boulanger's Rouvier die Uebernahme des Finanzministeriums ablehnte, hat Floquet aus die Aufgabe der Kabinetsbildung verzichtet, die er nur nothgedrungen übernahm. Er hätte nur sehr ungern den Vorsitz in der Kammer, wo er die geachtetste Stellung tümimmt, mit dem Vorsitz im Ministerium vertauscht, do er fürchten muß, einer feindlichen Kammermehrheit gegenüber zu stehen und dieselben traurigen Erfahrungen "> machen, die einst Gambetta nach solchem zweifelhaften auschgefchäft beschieden waren. Die Pariser Blätter rechen nun von der beabsichtigten Bildung eines oppor- Eine schwierige Minifterkrifis Noch immer ist in Frankeich kein neues Ministerium zu Stande gekommen, weil die beiden einflußreichsten Partei führer Freycinet und Clemenceau unter den jetzigen Ver hältnissen nicht an die Spitze des Kabinets Keten mögen, gegen den zuletzt zum Konseilprästdenten designirten Kammer präsidenten Floquet aber von den Opportunisten und Mo narchisten Bedenken geltend gemacht wurden, die schwer zu beseitigen waren. Die von dem „Petit Journal' und anderen Paris« Blättern gegen Grsvy erhobene Beschuldigung, daß n die Ministerkrise dadurch hinziehe, daß er jeder Kombi nation widerstrebe, bei der Boulanger Kriegsminister bleibe, ist völlig ungegründet. Als der greise Präsident am Dienstag Vormittag Floquet ersuchte, die Bildung eines muen Kabinets zu übernehmen, erklärte er gleichzeitig, daß a ihm für die Wahl seiner künftigen Kollegen unbedingte Lollmacht ertheile und auch seinen früheren Widerspruch gegen die Beibehaltung Boulangers aufgeben wolle. Dies veranlaßte Floquet, allen Bedenklichkeiten zu entsagen und den Versuch der Neubildung des Kabinets zu machen. Geleitet von dem Wunsche, möglichst viele frühere Kabinets- mitglieder in das neue Ministerium herüber zu nehmen, unterhandelte Floquet zunächst mit den bisherigen radikalen Ministern Granet, Lockroy, Boulanger und Berthelot, nicht aber mit Goblet, Dauphin und Dövos, weil er deren bestimmten Entschluß kannte, in das Privatleben zurückzu treten. Flourens sollte dringend ersucht werden, das Mini sterium des Auswärtigen fortzuführen, aber diesem Staats mann konnte nach den bisherigen Erfahrungen wenig daran liegen, der Kollege seines Widersachers Boulanger zu bleiben. Ebenso wenig Neigung zeigte bisher der Vorsitzende der Budgetkommifsion, Rouvier, das Fmanzportefeuille zu über nehmen und damit den Beweis zu liefern, daß er es besser zu machen verstehe, als der von ihm so hart getadelte bis herige Finanzminister Dauphin. Das Portefeuille des Innern gedachte Floquet selbst zu behalten. tunistischen Kabinets, worin Duclerc den Vorsitz, Ribot das Aeußere, Saussier den Krieg, Raynal oder Bourquevis die Marine und Tirard die Finanzen übernehmen würde. Wer aber auch jetzt die Würde des leitenden Staats mannes in Frankreich übernimmt, wird sich den Kriegs minister Boulanger als Kollegen gefallen lassen müssen. Floquet thut dies sehr gern, und Freycinet soll nur deshalb die Premierschaft abgelehnt haben, weil seine opportunistischen Parteigenossen sich ferner persönlichen Ueberzeugung ver schlossen, daß die Fortsetzung der angefangenen Heeres reformen die Beibehaltung Boulangers nöthig mache. Clämenceau, von dem behauptet wurde,- daß er mit dem ihm früher befreundeten Krieqsminister neuerdings zerfallen sei, kam am Montag in Begleitung Boulangers in der Kammer an, der ihn erst am Emaangsthor unter kräftigem Händedruck verließ. Boulanger gebehrdete sich in den letzten Tagen, als ob er gar nicht entbehrt werden könne; so ließ er Montag Nacht 10000 Mann bei Champigny vor Paris manövriren und das von den Truppen von Vincennes ver- theidigte Fort de la Faisanderie stürmen. Dabei wurden Sprengstoffe versucht und dergleichen mehr. Seine Gefähr lichkeit für die Republik ist eigentlich nur der revolutionären Partei klar, zu der die Pariser Gemeinderäthe Lavy und Joffrin gehören, welche Sonntag bei einer Festlichkeit die Dienstfertigkeit Rocheforts und der radikalen Presse ver spotteten und daran erinnerten, daß Oberst Boulanger 1871 die Insurgenten erbarmungslos niederfeuern ließ. Der deutschen Reichsregierung ist es sichtlich gleichgiltig, ob Boulanger bleibt oder geht und wer die Leitung des französischen Kabinets übernimmt. Der stets wohlunter richtete Berliner Vertreter der „Pol.Korrcsp.' erklärt diesen Gleichmuth damit, daß Deutschland überhaupt niemals innere französische Angelegenheiten zu beeinflussen versuchte und ganz gut weiß, daß es augenblicklich keine französische Regierung geben kann, die nicht offen oder geheim eine deutsch-feindliche sein muß. Die Bedingungen des Verkehrs mit den verschiedenen französischen Regierungen bleiben des- halb unverändert, so lange nicht in der französischen Stim mung Deutschland gegenüber eine wesentliche, heute noch nicht vorauszusehende Aenderung eingetreten sein wird. Augenblicklich hat die chauvinistische Presse in Paris wieder einen neuen Grund, gegen Deutschland zu zetern, indem in Altmünsterol zwei französische Eisenbahnbeamte wegen Ver letzung eines deutschen Grenzzeichens verhaftet wurden. Wahrscheinlich wird aber auch diese Angelegenheit durch einen gütlichen Ausgleich beigelegt werden. Der sicher in sehr unfreundlicher Absicht von dem Pariser „Figaro" ver öffentlichte Depefchenwechsel zwischen dem General Leflü, der im Jahre 1875 Botschafter in Petersburg war, und dem damaligen Minister des Aeußeren, Herzog von De- cazes, zeigte deutlich, daß man sich schon im Jahre 1875 vor einem deutschen Ueberfall in Frankeich fürchtete und sich dagegen durch ein russisches Bündniß zu schützen suchte. Der General Leflü strebte damals, die Zusage zu erlangen, daß Rußland einen deutschen Angriff gegen Frankreich als einen Rechtsbruch bekachten und nicht dulden werde. Er erhielt jedoch nur allgemeine Hinweise auf eine fricdens- freundliche Aeußerung des Zaren und die Erklärung des Fürsten Gortschakow, Rußland werde nicht das Schwert ziehen, aber auch ohne dies zum Ziel gelangen. Die „Köln. Ztg." bekachtet die Enthüllungen Leflüs aber nicht als eme so harmlose Kundgebung, wie dies von den meisten Berliner Blättern geschieht, sondern weist darauf hin, daß heute Alexander II. nicht mehr lebt, wenn auch sonst die Lage genau so ist wie 1875. Das Kölner Blatt sagt treffend: „Deutschland denkt nicht daran, Frankeich anzu greifen, wie es damals nicht daran dachte. Rußland spe- kulirt aber wiederum darauf, daß Frankreich ihm die Ka stanien aus dem Feuer hole. Darum die Geschäftigkeit der russischen Diplomatie, Frankreich Rathschläge zu geben, wie es seine Ministerkrisis am besten bewältigen werde. Dieselbe geht soweit, daß der russische Botschafter in Paris, Baron Mohrenheim, wiederholt zu enflußreichen Leuten in Paris sich dahin äußerte, der Zar würde das Fallen lassen Boulangers sehr tadelnswerth finden. So meldet uns urser Pariser Berichterstatter in bestimmtester Form. Nunwohl; wir haben mit russischer Dankbarkeit Erfahrungen gemacht, Oesterreich macht sie jetzt gleichfalls, und Frank reich hat die Gelegenheit noch vor sich; möge es zugreifen, wenn's ihm gelüstet." Tagesschar». Freiberg, dar 26. Mai. Der deutsche Kaiser begab sich gestern Vormittag nach )em Tempelhofer Felde, um daselbst die dritte Garde-Jnfauterie- Brigade zu besichtigen und kehrte um 1 Uhr nach Berlin zurück. Um 5 Uhr fand gestern im Berliner königlichen PalaiS ein Diner von 40 Gedecken statt, zu welchem der Grobherzog von ToScana und der Herzog Albrecht von Württemberg er- chienen. Heute Vormittag hielt der Kaiser auf dem Tempel- jofer Felde bei Berlin dir große Frühjahrsparade ab, welcher >er deutsche Kronprinz leider noch nicht beiwohnen onnte, über dessen Befinden jedoch die neuesten Nachrichten beruhigend lautm. Die Meldungen gehen übereinstimmend dahin, daß Geheimrath Virchow die ihm zur Untersuchung übergebenen, vor einigen Tagen auS dem Kehlkopf des Pa tienten entnommenen Geschwulstpartikel für nicht bösartiger Natur erklärte. Ein Streit herrscht nur darüber, ob die dabei befolgte Manipulation eine Operation zu nennen sei oder nicht. Wesentlich ist, daß nun eine Heilung ohne weiteren schweren operativen Eingriff gehofft wird. Das Allgemeinbefinden deS deutschen Kronprinzen ist gut, nur muß derselbe sich noch von der Theilnahme an öffentlichen Akten fernhalten. — Die Brannt weinsteuer-Kommission deS deutschen Reichstage- erledigte gestern die zweite Lesung des Entwurfs bis auf die Frage der Nach teuer, welche erst nach Ablauf der Ferien zur Erörterung ge langen soll. Im Großen und Ganzen wurden die Beschlüsse der ersten Lesung aufrecht erhalten; nur 8 41 (Zollbekag) ward in folgender unveränderter Fafsung angenommen: „Bon dem im Zollauslande in Fässern eingehenden Arrak, Cognac und Rum werden au Zoll vom .... ab 125 Mk. für 100 Kilogramm erhoben, von allen übrigen Branntweinen 180 Mark für 100 Kilogramm." Der nationalliberale Antrag, den Kom munen Zuschläge auf den in ihren Bezirkm verbrauchten Wein und Branntwein zu gestatten, wurde abgelehnt. Sodann wurden folgende Resolutionen beschloßen: 1. den Reichskanzler zu er suchen, im Bundesrath auf die Vorbereitung reichSgesetzlicher Bestimmungen hmzuwirken, welche geeignet sind, den so viel fach üblichen Handelsverkehr in Branntwein nach dem räum lichen Inhalt in Fässern, Gebinden rc. (Liter) durch obligato rische Einführung des Branntweinhandels nach Gewicht (Kilogramm) zu ersetzen. 2. Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, ob und inwieweit den Preßhefenfabriken bei der Ausfuhr ihrer Fabrikate eine Rückvergütung des von ihnen verausgabten Zolles auf aus- ändisches Gekeide oder in anderer Weise für die Aufrecht erhaltung ihres Exports ermöglicht werden könne. — Die zahl reichen Petitionen gegen den Hausirhandel, die Wanderlager und Abzahlungsgeschäfte sind von der Petitionskommisfion deS Reichstages sehr günstig beurtheilt worden. Der Ankag auf Uebergang zur Tagesordnung wurde mit 12 gegen 3 Stimmen, der Antrag auf „Berücksichtigung" mit 11 gegen 11 Stimmen abgelehnt, dagegen der Ankag, dir Petition zur Erwägung zu überweisen und zu empfehlen, mit 12 gegen 10 Stimmen angenommen. — Die in Berlin versammelten Vertreter der Rübenzuckerindustrie deS deutschen Reichs beschloßen mit großer Mehrheit eine Resolution, welche sich gegen das Inkrafttreten der neuen Zuckersteuervorlage vor dem 1. August 1888 aus- pricht, weil sonst die Industrie und die Landwirthschasl, die bereits ihre Einrichtungen für die nächste Kampagne aus Grund des bestehenden Gesetzes getroffen hätten, schwer benachtheiligt werden würden. Im österreichischen Abgeordnetenhause bedurfte es zwei langer Sitzungen zur Erledigung des Voranschlages des Ackerbauministeriums. Bei der jetzigen Lage der Landwirth- schaft dürfte sich der Minister Graf Falkenhayn kaum wun dern, wenn seine eigenen Freunde von dem Agrarier auf der Ministerbank mehr rettende Thaten erwarteten, als er zu bieten vermöchte. Abermals spielte auch die nationale Frage in die Debatte hinein, indem die Frage aufgeworfen wurde, ob die Subvention, welche dem böhmischen Landeskulturrathe zur Verfügung gestellt wird, nach dem Auskitte der Deutschen nicht zwischen dieser Körperschaft und dem Zentralverbande der deutschen Landwirthe zu «heilen sei. Auf die Dauer wird diese Frage nicht abzuweisen sein, denn heute ist eS bereit- sicher, daß die deutschen Vertreter in den böhmischen LandeS- kulturrath in absehbarer Zeit nicht zurückkehren werden. Da österreichische Abgeordnetenhaus hatgestern die vorläufige Handels konvention mit Griechenland, die Zusatzkonvention mit Belgien über die wechselseitige Behandlung von Handelsreisenden und der von denselben geführten Muster, sowie den Handels- und Schifffahrtsverkag mit Dänemark ohne Debatte genehmigt.