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Der deutsche Kaiser empfing gestern Nachmittag den von seiner Inspektionsreise durch Elsaß-Lothringen nach Berlin zurückgekehrten General-Quartiermeister und Generaladjutanten Grafen Waldersee und später den stellvertretenden Minister des königlichen Hauses, Oberst-Kämmerer Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode. Aus Regierungskrisen verlautet die Absicht, zur Abwehr weiterer landesverrätherischer Anzettelungen in Elsaß-Lothringen daselbst den Kriegszustand zu verhängen. Dagegen will die „National-Ztg." aus wohlunterrichteter Quelle erfahren haben, daß die Entlassung Schnäbeles un mittelbar bevorstehe, trotzdem die angestellte Untersuchung er wiesen hat, daß der französische Polizeikommifsar keineswegs über die Grenze auf deutsches Gebiet, woselbst er thatsächlich verhaftet wurde, „gelockt" worden ist. Wohl aber betrachtet die deutsche Regierung die an Schnäbele von Seiten deS deutschen Polizeikommiffars gerichtete Einladung zu einer Zu sammenkunft an der Grenze als eine Art Geleitbrief, obgleich die Verhaftung selbst, wie ebenfalls aktenmäßig feststeht, unab hängig von dieser Einladung und ohne vorheriges Wissen des Kommissars Gautsch durch die beiden Berliner Polizeibeamteu erfolgte, welche zufällig von dem Eintreffen Schnäbeles Kenntniß erhalten haken. Die deutsche Regierung hat bei früheren Gelegenheiten regelmäßig den vollen Beweis erbracht, daß sie im internationalen Verkehre auf's Strengste die Loyalität wahrt und selbst dann, wenn sie sich auf das formelle Recht zu stützen vermag, sich durch Rücksichten der Billigkeit leiten läßt. Nur der Wunsch nichts zu thun, was mit dem inter nationalen Rechte unvereinbar wäre, bestimmt die deutsche Regierung, wenn sie die Freilassung Schnäbele's trotz der gehässigen Ausfälle eines Theiles der französischen Presie an ordnet. Das sranzösische Gouvernement wird sich aber bei so. Jahrgang Sonntag, ve» 1. Mai Entgegennahme der für die einmaligen Ausgaben in Aus sicht gestellten vertraulichen Mittheilungen der Regierung einen Unterausschuß eingesetzt, in dem fünf Fraktionen ver treten sind. Der Bundesrath ist mit der Berathung der Branntweinsteuer so weit gekommen, daß der Reichstag sich bereits am 9. oder 10. Mai mit dieser Vorlage beschäftigen können wird. Ueber die schwebenden Steuerfragen soll Furst Bismarck mit den Nationalliberalen in freundlichster Weise verhandelt haben, trotzdem diese Partei sich in der Kirchen frage im preußischen Abgeordnetenhause seinen Wünschen widersetzte. Es machte dies weiter keinen Schaden, da die den Kulturkampf beendende Kirchennovelle immer noch mit 243 gegen 100 Stimmen angenommen wurde. Die.Kreuz zeitung" wüthet trotzdem in fast komischer Weise darüber, „daß die Nationalliberalen es wagen durften, als ver hätschelte Mittelpartei gegen eine Politik Propaganda zu machen, deren engen Zusammenhang mit seiner politischen Ehre und dem Einfluß Deutschlands in Europa der kettende Staatsmann am 21. d.M. in der denkbar unzweideutigsten Weise hervorgehoben hat." Seit einer Reihe von Jahren vollzieht sich im öster reichischen Abgeordnetenhause die Budgetberathung unter heftigen Entladungen. Auch in diesem Jahre ist die Er ledigung des Voranschlages als die Hauptausgabe der Session unter stürmischen Auseinandersetzungen begonnen worden. Einen besonders tiefen Eindruck machte es dies mal, daß der Abgeordnete Ritter von Carneri, welcher seinerzeit von den Deutschnationalen in Graz wegen seiner Lauheit in nationalen Angelegenheiten bekämpft worden war, gleich am Eingang der Budgetdebatte ein sehr düsteres Bild von der Lage Oesterreichs entwarf. Er kündigte den Tag an, wo man entsetzt sein werde über den Zustand des entdeutschten Oesterreich. Ferner rief er der Regierung und ihren Parteien zu, sie könnten Oesterreich nicht zu sammenhalten, sondern nur zerstören. Nicht minder heftig griffen der Pole Hausner und der deutschböhmische Abge ordnete Plener die Finanzwirthschaft des Ministers von Dunajewski an. Den deutschböhmischen Kreisen bereitete übrigens der altbewährte Führer Schmeykal dadurch eine große Ueberraschung, daß er in einem zu Leipa gehaltenen Vortrag den Vorschlag entwickelte, den Prager Landtag in zwei nationale Kurien zu theilen. Schmeykal war sonst immer besonders mit Plener zusammen gegangen; jetzt hat er einen bedeutenden Schritt weiter gethan, einen Schritt, den selbst die Mitglieder des deutschen Klubs bisher nicht gewagt haben. Unverkennbar steht Italien vor einem ernsten Feld zug in Ostafrika, da der Negus Johannes von Abessinien den Führer Ras Alula mit Gnadenbeweisen überhäuft und der Letztere sich anschickt, die von dem italienischen General Saletta geplante Wiederbesetzung von Saati mit Waffen gewalt zu hindern. Saletta verlangte deshalb, wie aus Rom gemeldet wird, die rasche Entsendung zweier weiterer Bataillone Infanterie und einer Anzahl Kanonen nach Massauah. Dem Verlangen des Abgeordneten Martini, die italienische Regierung über ihre Pläne in Ostafrika zu interpelliren, suchte der Ministerpräsident Depretis zunächst auszuweichen. In Rom trafen sehr ernste Nachrichten über Feindseligkeiten ein, welche sich in Marseille zwischen italienischen und französischen Arbeitern ereigneten. Es soll dabei dreimal zu bewaffneten Zusammenstößen und vielen Verwundungen auf beiden Seiten gekommen sein. Der Fall Schnäbele versetzte die Franzosen in eine fast unglaubliche Auflegung, die selbst sonst fliedlichgesinnte Kreise in Frankreich vollständig verwirrte. Je ruhiger und verständiger die Haltung des deutschen Auswärtigen Amtes, je deutlicher der Wille von deutscher Seite sich zeigte, den Fall als Zwischenfall und als nichts weiter zu behandeln, desto heftiger zeterte die französische Presse, die von Bou langer und seinen „Patrioten" beeinflußt oder geleitet wird. Die von Rochefort gegen Deutschland und gegen den maß vollen französischen Minister Flourens geführte Sprache überschreitet bei Weitem das Maß des Erlaubten. Uebri- gens bestreiten die Pariser Blätter entweder die Behauptung, daß Schnäbele auf deutschem Boden festgenommen worden, oder nehmen an, daß er von dem deutschen Agenten Gautsch hinterlistig dorthin gelockt wurde. In den letzten Tagen sprach die französische Presse fast übereinstimmend die feste Ueberzeugung aus, daß Deutschland, die stattgehabte Legung eines unerlaubten Hinterhaltes anerkennend, die sofortige Freilassung Schnäbeles anordnen werde. Einige Blätter und Tageblatt. AmtMM für die kömglicheu lwd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun m Freiberg. Die Woche Ueberall wo deutsche Herzen schlagen, üt in diesen Tagen das Andenken des vor hundert Jahrm der Welt geschenkten Dichters Ludwig Uhland gefeiert worden, km es zwar nicht gelang, die klassische Höhe zu erklimmen, ans welcher Lessing, Goethe und Schiller unvergeßlich thronen, der aber durch sein echt nationales Denken, Fühlen und Wirken ausschließlicher als jene Geistesherom für immer voll und ganz dem deutschen Volke angehört Viele seiner Dichterworte, die den echten warmen Pulsschlag des deutschen Herzens zeigen, klangm in den bedeutendsten ÄugMickm der neuesten Geschichte unseres großen Vater landes herrlich wieder, in dem Uhland mit begeisterter Freude frühzeitig „manches Auge flammen sah und manches Herz klopfen hörte!" Gerade m den letzten Tagen wurde wieder jene Empfindung des „Hausrechts" rege, welche llhland treffend ausdrückt: „Sitz' obenan am Tische; die Ehre ziemt dem Gast. Was ich vermag, erfrische Dich uch des Tages Last! Nur Eins ist, was ich bitte: Laß !u mir ungefchwächt der Väter fromme Sitte, des Hauses heilig' Recht!" So soll es uns Deutschen Niemand wehren, m dem urdeutschen mühevoll zurückgewonnenen Elsaß- Lothringen Hausrecht zu üben, den Französlingen die Wege zu weisen, Verräther zu züchtigen und gegen die Gefahren Ms von Frankreich aus rücksichtslos organisirten Kund- schastecwesens alle Mittel zu gebrauchen, die nicht gegen das Völkerrecht verstoßen. Wenn die deutsche Regierung de? französischen Polizeikommissar Schnäbele in Pagny, der Ime amtliche Stellung als Grenzkommissar zur be denklichsten Spionage und zur Anwerbung von Verräthern in Straßburg und Metz mißbrauchte, festnehmen ließ, als er deutschen Boden betrat, so hat sie damit nichts Anderes Schon als im Sinne Uhlands und aller deutschen Patrioten hausrecht geübt. Die Presse Frankreichs, die sich über dir angeblich noch streitigen Fragen ereifert, ob der Spion ws deutschem oder französischem Boden verhaftet und ob n durch Vorspiegelungen über die Grenze gelockt »urde, vergißt über diese Einzelheiten die weit wich- sigere nicht wegzuleugnende That'ache, daß ein lranzösischer Grenzbeamter mit Wissen und Willen lkiner Vorgesetzten seit langer Zeit den Landesverrath im Mischen Nachbarstaate anzustiften wagte. Man muß dem Mischen Volke eine große Friedensliebe zutrauen, wenn aian in Paris annimmt, dieser Hauptpunkt werde unbeachtet bleiben, falls bei der Verhaftung nicht Alles in Ordnung gewesen, wenn man glaubt, daß die Freilassung des Ge- Wgenen in Form einer Genugthuung für Frankreich und »Hue die Sicherheit der Bestrafung dieses Verrathstisters folgen werde. Die Enthüllungen der „Nordd. Allg. Ztg." ober die Orientpolitik des Fürsten Gortschakoff, die fort- Otzien Hetzereien der russischen Regierungsblätter gegen Deutschland und Osterreich-Ungarn, die von französischen Beamten so eifrig betriebene Spionage im deutschen Mchbarlande, die geschäftsmäßige Organisation desLandes- Awths im Grenzgebiete beweisen leider nur zu deutlich, Deutschland mit solchen Nachbarn nur im Frieden Mn kann, wenn es bis an die Zähne bewaffnet bleibt. Diese freilich nicht sehr erbauliche Ueberzeugung stimmte M deutschen Reichstag für den Nachtragsetat, der am Montag zur ersten Lesung kam, ziemlich günstig, trotzdem «st Gewißheit auf der Hand lag, daß die Mehrausgaben M Heereszwecke sich höher belaufen als die zunächst ge- mderten 176 Millionen Mark. Nach einer nicht sehr er- Michen Debatte wurde der Nachtragsetat nebst dem An- Mgesetz der Budgetkommission überwiesen und nach Erledigung mehrerer kleinerer Vorlagen der Reichstab bis >um 5. Mai vertagt. Die Budgetkommission hat inzwischen Ants sämmtliche Anforderungen genehmigt, welche eine Mge der beschlossenen Heeresverstärkung sind und zur suchten den Glauben zu erregen, daß die deutsche Mäßigung auf auswärtige, namentlich russische Einwirkung zurückzu führen sei. Die französische Regierung erwartet sicher eme friedliche Verständigung, da die Minister Millaud und Grauet, welche wegen des erwähnten Zwischenfalls von Algerien rasch nach Frankreich zurückkehrcn wollten, im Augenblick der Abreise auf diese Absicht wieder verzichteten. Alle englischen Parteien zollen dem von dem Schatz kanzler Goschen dem Parlament vorgelegten Budget, welche» einen namhaften Ueberschuß aufweist, rückhaltlose Aner kennung. Diese günstige Finanzwirthschaft erklärt sich leicht durch die Gerinafügigkeit der englischen Heeresausgaben, welche letzteren sich in Zukunft jedoch vermehren dürften. Das britische Kriegsamt beschloß, wenigstens zwei Armee korps soweit zu bringen, daß sie ohne Zeitverlust schlag fertig dastehen. Bewe Korps zählen in runder Summe zusammen etwa 60000 Kombattanten. Die militärischen Autoritäten haben es sich während der letzten zwölf Monate viel Zeit und Mühe kostm lassm, diese Heeresabtheilung auf das Niveau ständiger Kriegsbereitschaft zu erheben, und wenn man dem in solchen Dingen doch kompetenten Urtheil eines so erprobten Kriegsmannes, wie General Lord Wolse- ley es ist, trauen darf, so wäre die Lösung dieser Aufgabe bestens gelungen. Die von dem Unterstaatssekretär für Indien, Gorst, dem englischen Unterhaus« gegebme Ver sicherung, daß die Truppen des Emirs von Afghanistan die aufrührerische Bewegung der Ghilzai-Bergstämme er folgreich eingeschränkt hatten, steht im schroffsten Wider spruch mit den dem „Bureau Reuter" über Bombay gewordenen Privatnachrichten, welche die Lage des englischen Bundes genossen als eine ganz verzweifelte darstellen. Für den neuen russischen Finanzminister ist es eine große Genugthuung, daß am Dienstag in Petersburg allein auf die neue innere Anleihe Rußlands von 100 Millionen eine volle Milliarde gezeichnet wurde. Dieser Erfolg ist um so höher anzuschlagen, als in Petersburg sich noch immer das Gerücht von dem nahe bevorstehenden Rücktritt des friedlich gesinnten Staatsmannes Giers erhält und festzustehen scheint, daß der bisherige russische Botschafter in Berlin, Graf Schuwalow, zum Generalgouverneur von Kaukasien ernannt werden und in Berlin den kernslaviscken Gesandten Nelidow zum Nachfolger erhalten soll. Darüver, ob angesichts der westeuropäischen Lage die sorgsam vor bereitete Aktion in Mittelasien vertagt werden soll oder nicht, scheint seHst in den russischen Regierungskreisen bis jetzt noch Unklarheit zu herrschen.