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AI 25». Oertliches. ' Freiberg, den 7. November. — Der Stadtrath bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß die neu aufgestellten Stadtverordneten-Wahllisten von Mittwoch den 9. d. M. an bi» zum 22 d. M. in der Raths- expedition, Zimmer Nr. 5, zur Einsichtnahme auSliegen werden und daß dort auch bis spätestens zum 23. d. M. etwaige Einwendungen anzubringen find. — Die Stadtpolizribehörde veranlaßt Bewerber um dir Ende d. M. zur Erledigung kommende Stelle eines HilsSschutzmannS, sich bis spätestens zum 16. d. M. unter Beifügung ihrer Zeugnisse schriftlich zu melden. — Im Jahre 1874 löste sich in unserer Stadt die bis dahin bestandene Bürgerwehr auf. Bon Seiten deS Stadt- rathS wurde di, Errichtung einer Wachtschaar inS Auge gefaßt. Herr Stadtrath Becher, welcher zu damaliger Zeit Kommandant der freiwilligen Turuerfeuerwehr war, nahm fich dieser Sache warm an. Immerhin verstrich die Zeit bis zum Oktober 1877, wo ein Aufruf erfolgte und fich Männer ! sanden, welche in die Wachtschaar eintraten. Dieselbe bildete i einen Zug für sich, bestehend auS 4 Sektionen mit je einem Führer unter Leitung deS Herrn Zugführer Möller. Die Einkleidung erfolgte am 5. November und bestand in Blouse, Helm nebst Seitengewehr. Am Sonnabend waren seitdem zehn Jahre verflossen. Der alte Stamm der Gründer dieses Zuge- wollte diesen Tag nicht in aller Stille vorübergehen , lassen, beschloß vielmehr, ihn würdig durch einen Kommers in dem dazu schön geschmückten Tivoli-Saale zu seiern. Zu diesem Kommers Warrn außer den aktiven Mitgliedern dieses ZugrS, die früheren Kameraden, welche der Wachtschaar angrhört hatten, sowie eine Anzahl Ehrengäste geladen. DaS Feuerwehr- Mufikchor eröffnete den Kommers mit einem lebhaften Marsch. Herr Zugführer Möller begrüßte dann die so zahlreich An wesenden in warmen Worten. Nachdem ein von Herrn Schuldirektor Richter verfaßtes KommrrSlied verklungen war, warf derselbe als Mitbegründer einen Rückblick auf die ver flossenen 10 Jahre. Die 8 Kameraden, welche den Stamm noch bilden, hatten fich in damaliger Uniform mit dem VV. 8. ans der Brust, dem Säbel an der Seite, photogrophiren lassen. Diese» Bild nebst einem Biersrrvice überreichten die Sektions- führer, die Herren Opitz, Cyrener und Krause ihrem Zug- sührer unter paffenden Worten zur Erinnerung. Letzterer sprach sür die Nrberraschung seinen Dank auS. Herr Brand direktor Beyer toastete auf den 4. Zug als ein wirksames Glied in der Kette. Herr Sekretär Kaden feierte den 4. Zug in Wort und Gesang, indem er unter Musikbegleitung folgen de- von Herrn Stadtrath Lange verfaßte- Lied vortrug: Sonst spielt' ich mit Flinte und Säbel ganz klein, Von Blei auch Soldaten, die nannte ich mein. Ich zeigte zum Schießen, zum Fechten Genie, DaS liegt so im Blute des Knaben schon früh. Ich baute die Festung, ich schoß sie auch ein. O selig, o selig, ein Kind noch zu sein Und als ich nun später gereift war zum Mann, Da warb man in Freiberg als Wachtmann mich an. Mit Helm und mit Blouse, mit Seitengewehr Stolzirt' ich ganz straff aut der Straße einher. Und war dann ein Feuer so stellt' ich mich ein. Wie fühlt' ich mich glücklich, ein Wachtmann zu sein I Den Säbel zur Seite alS Hüter der Pflicht, Doch nur in der Scheide, denn Blankzieh'n gab's nicht. Und wenn auch daS 8. uns nicht so gefiel — Wir dienten dem Witz und dem Spott oft zum Ziel — WaS hat daS mit Pflicht und mit Ehre gemein? Ich war doch ganz stolz d'rauf, ein Wachtmann zu sein. Nachdem das Kommando uns kennen gelernt, Da ward von der Blouse das 8. entfernt: Die Brust war nun frei und wir traten hervor Als wirkliche Glieder vom Feuerwehrkorps Und Jeder wird heute beim Feste sich freu'n Nach nunmehr zehn Jahren noch Wachtmann zu sein. Ich denke mit Freuden der wackeren Schaar, Da Jeder ein freundlicher Kamerad war- Es wechseln die Zeiten, es wechselt das Glück, Doch Nichts bringt verlorene Tage zurück. Und hebt einst mein Geist sich zum Himmel empor, Dann stell' ich beim Petrus als Wachtmann mich vor! DaS Lied erzielte allgemeinen Beifall. Herr Oberlehrer Schreyer ließ alS Ehrenmitglied einen Salamander reiben. Herr Vizekommandant Steyer, daS Ehrenmitglied Herr Frieß, di« Kameraden Richter, Opitz, Hiller, Weiner rc. brachten ebenfalls Trinksprüche auS. Herr Kommandant Braun, welcher durch Unwohlsein abgehalten war, sandte seinen Glückwunsch schrift lich an die „stramme Vorschule", worauf ihm ein herzliches Glückauf! gewidmet wurde. Weitere Musikstücke und An sprachen verkürzten die Zeit bi- in die Mitternachtsstunde, welche dann zum Aufbruch mahnte. - — Der Gewerbeverein wird am 10. d. M. im Saal« de- Bairischen Garten einen Familienabend abhalten. — Auf das morgen Abend stattfindende große Konzert deS Freiberger Zither-Verein-, bei welchem ein ganz vorzügliches Programm zu Gehör kommt, sei nochmals auf merksam gemacht. Der Reinertrag ist zum Theil zur Christ- brscheerung armer Schulkinder bestimmt. — DaS durch seine tüchtigen Leistungen in so allgemeiner Achtung stehende hiesige Jägermusikchor, welches unter der straffen Leitung des Herrn Musikdirektor B. Jäger sich rastlos vervollkommnet, wird bei dem von dem Militärverein „Kameradschaft" Mittwoch den 9. d. M. im UnionS- Saale veranstalteten WohlthätigkeitS-Konzert ein ganz besonders gewähltes Programm zur Ausführung bringen. Dieses wahr haft mustrrgiltige Programm enthält bedeutende Schöpfungen der klassischen Tondichter Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, Weber, Mendelssohn, Schubert und Wagner. Em solches Kon zert verdient die wärmste Empfehlung, da nicht nur treffliche musikalische Genüsse in Aussicht stehen, sondern auch damit der gute Zweck verfolgt wird, den Verein „Kameradschaft" in den Stand zu setzen, bedürftigen ehemaligen Soldaten eine WeihnachtSfrrude zu bereiten. — In den nächsten Tagen trifft hier in Freiberg I. Erich- ltbS Hippodrom, «ine sehr beliebte Reitschule, «in. — Der gestrige Eisenbahnverkehr war wieder ein sehr stbhafter. Schon die Frühzüge waren nach allen Richtungen stark besetzt und mußten hier Wagen angesetzt werden. Den Kreiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite 3. 1387. stärksten Verkehr hatte dir-mal die Hauptlinie aufzuweisen, woran nach westlicher Richtung der dieser Tage in Chemnitz stattfindende Jahrmarkt die Veranlassung gab. Die Dörfer Nieder bobritzsch und Klingenberg, sowie auf Bienenmühler Linie Mulda und Lichtenberg bildeten wegen der dort stattgefun denen KirmeS daS Endziel vieler Paffagiere, woher auch die Abrnd- züge fast überfüllt hier eintrafen. An Billets wurden 950 Stück für Strecke DreSden-Chemnitz und 650 Stück für Linie Nossen-Bienenmühle verkauft. — In den gestrigen Abendstunden konnte man ganze Reihen von Soldaten erblicken, welche mit Packeten und Kist chen ihren Weg nach der Post nahmen. ES waren dies die nrueingetroffenen Rekruten, welche ihre Zivilsachen inS Eltern haus zurückschicklen. — Der heutige Dresdner Kourierzug traf mit einer Ver spätung von 15 Minuten hier ein. Anschlüsse wurden da durch nicht versäumt. Der Grund der Verzögerung war da- Abwarten der Hofer Anschlußpaffagiere in Reichenbach i. B. — Ende voriger Woche find die drei Verbrecher, welche mit dem Mord an dem Gemeindevorstand Oehme in Ob-r saida in Verbindung gebracht worden find, im hiesigen Ge- fangenhause in zwei verschiedenen Stellungen photographirt worden. — Neuerer Anordnung zufolge haben alleausRußland kommenden Reisenden bei der Betretung preußischen Gebiets einen Ausweis durch Pässe zu führen, welche ent weder von der deutschen Botschaft in Petersburg oder einer deutschen Konfulatsbehörde in Rußland gesehen und beglaubigt sein müssen. Paßlosen und in dieser Weise fich nicht aus- weisenden Personen ist die Weiterreise nicht zu gestatten. — Diejenigen nicht mehr unlitärdienstpflichtigen — inak tiven — Unteroffiziere (Feldwebel rc. und Sergeanten) von mindtstenS achtjähriger aktiver Dienstzeit, welche fich zur Ver wendung als Feldwebel-Lieutenants im Falle eines während der Zeit vom 1. April 1888 bis dahin 1889 ausbrechenden Krieges bereit erklären, müssen fich jetzt bei dem betreffenden Bezirks-Kommando oder Bezirksfeldwebel hierzu melden. Beamte von Staat-- und Kommunalbehörden haben da- Ein- verständniß ihrer Vorgesetzten Behörde hierzu nachzusuchen. Die Feldwebel-Lieutenant» w«rd«n verwendet zur Besetzung der SekondelieutrnontSstellen bei den Ersatztruppen, der Land wehr-Fußartillerie-Bataillonen, den Garnisonbataillonen, Drpot- e-kadron- und Landsturmformationen. Dieselben gehören zu den Landwehroffizieren, und zwar zur Hauptklaffe der Subal- trrnosfiziere im Range der Sekondelieutenants, hinter denen sie rangireo. Auf die Feldwebel-Lieutenants finden demgemäß auch alle die Offiziere betreffenden gesetzlichen und sonstigen Vorschriften Anwendung. Ausgenommen sind hiervon nur die Bestimmungen über die Ehrengerichte und über die Wahl der Offiziere. Feldwebel-Lieutenant- sollen an den Ehrengerichten und d«r Offizier-Wahl weder theilnehmen, noch ihnen unter worfen sein. An Stelle von Patenten erhalten sie Bestallungen nach Art solcher sür die Feldwebel der Garde- und Linien truppen. Die Feldwebel-Lieutenants erhalten neben den bi- dahin empsangrnen Gebührniffrn auch noch den WohnungS grldzuschuß eines Lieutenant-. Sie haben sür ihre Bekleidung und Ausrüstung selbst Sorge zu tragen und empfangen daher auch daS reglementsmäßige EquipirungSgeld. Die nach den Etats ihnen etwa zustehendrn Reitpferde werden ihnen vom Truppentheile, vollständig ausgerüstet, gestellt. Die fich zum Feldwebel-Lieutenants-Dienst Meldenden haben von eintreten den Verzügen und Wohnungswechsel den Bezirksfrldwebrl ihres Aufenthaltsortes in Kenntniß zu setzen und werden zu nächst im Bedarfsfälle als Feldwebel-Lieut«nantS-Aspiranten ringezogen. Ihre Ernennung zu wirklichen Feldwebel-Lieute- nantS erfolgt sofort, nachdem sie ihre Befähigung zu dieser Stellung nachgewiesen haben. — Se. Majestät der König hat dem Direktor der Kunstakademie und Kunstgewerbrschul« zu Leipzig, Hofrath Prof. vr. püil. Nieper, daS Ritterkreuz 1. Klaffe deS Verdienstordens und dem in den Ruhrstand getretenen Rendant beim Amtsgericht Radeberg Jonathan Heinrich Friedemann Unger daS Verdienstkreuz verliehen, ferner genehmigt, daß der Schriftsteller Robert Prölß in Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sachsen-Meiningen verliehene Ritterkreuz 1. Klaffe deS Sachsen Ernestinischen HauSordens annehme und trage. — Stadttheatrr. Die gestrige erste Aufführung deS Lustspiels „Der Schwabenstreich" von F. von Schön- than ersolgte bei vollständig ausverkauftem Hause und erzielte einen geradezu glänzenden Erfolg. DaS Stück behandelt den selben Gedanken wie das Helmerding'sche Kauplet: „So alt du auch und klug du bist, ob Gerson oder Borsig — wer noch nicht reingefallen ist, der hat es eben vor sich!" Der diesen „Reinfall" charakterisirende Schwabenstreich, der in dem geistreichen Stück keinem Mitgliede der Familie Lörsch erspart bleibt, wirkt außerordentlich erheiternd. Dabei sind die hoch komischen Situationen keineswegs unwahrscheinlich oder gar unmöglich und die Aktschlüffe, besonders die Rührung der Familie Lörsch über die dichterischen Erfolge ihres Oberhauptes und die Werbung vor der leeren Kammer von unwidersteh licher Wirkung. Die Darstellung entsprach dem dankbaren Stoff in jeder Beziehung. Herr Tauscher schuf auS dem zum Schriftsteller gepreßten Gutsbesitzer eine köstliche Charakter figur, die besonders durch die vorzügliche Mimik wirkte. Frl. Unger gab die Frau Lörsch mit anerkennenSwerthem Geschick und Frl. Krauß deren verheirathete Tochter mit Anmuth und Geschmack. Eine reizende Leistung in naivem Fach bot als Martha Lörsch Frl. von Hoyer, die besonders die Angst deS im Hause alleingelasfenen Backfisches brillant zur Geltung brachte. Daß dem Frl. Dieß als feschem Stuben mädchen rin prächtiges Bouquet zugeworfen wurde, war ein Beitrag zu dem Kapitel von der Verwöhnung der modernen Dienstboten. Herr Hartmann bewährte als Conrad Schy- burg sein schöne- Talent für das Fach flotter Liebhaber und spülte gestern mit ganz besonderer Verve. Den jungen Ehe mann hätte Herr Kost etwas reifer halten sollen. Großen und wohlverdienten Beifall fand Herr Andri ck mit der sehr hübsch und ohne Uebertreibung durchgeführten Rolle des italienischen TanzmeisterS. Eine der wichtigsten Figuren deS Stücke- ist der Redakteur der „Duftigen Blätter", die fich Abonnenten unter den mittelmäßigen Schriftstellern suchen, welche von anderen Redaktionen zurückgewieseu wurden. Derartige Spekulanten, welche die nach der Buchdruckerschwärze lüsternen Dilettanten auSbeuten, giebt es jetzt nicht wenige, so daß Herr Meißner seinen vr. Winkelberg nach berühmte« Mustern zeichnen konnte, waS ihm auch trefflich gelang. — Als volkSthümliche Vorstellung zu kleinen Preisen gelangt am Dienstag ein Stück zur Aufführung, welche» eine lang« Reihe von Jahren zum eisernen Bestände deS RepertoirS gehörte und den älterm Theaterbesuchern gewiß noch in lieber Ec- mnerung ist. Zu den werthvollen Perlen deutscher Dichtung gehört unstreitig Halm'- Griseldis und die Direktion thut siecht, dem Publikum derartige Werke wieder in Erinnerung gu bringen. Frl. Krauß, welch« als „Jan Eyre" in „Die Waise von Lowood" so schöne Proben ihres dramatischen Talcntrs abgelegt, ist mit der Darstellung der Titelrolle be traut. Frau Tauscher spielt die Königin Ginevra und Herr Hartmann den Ritter der Tafelrunde Percival. DaS Stück ist auf das Sorgfältigste vorbereitet und wird ohne Zweifel eine große Zugkraft auSüben. — Die für Mittwoch, >en 9. d. M., angekündigte Theatervorstellung in Brand kann erst am Sonnabend, den 12. d. M, stattfinden. — Königliche» Landgericht Freiberg. Vor »er ersten Strafkammer wurde heute Vormittag die Zügel« decker-ehefrau Emilie Selma Grundmann au» Döbeln unter Jowegsallstellung deS Urtheil» vom 27. Juli d. I. wegen RückfallSbetrugS, Rückfallsdiebstahls, Untreue und Unterschla gung zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß und 2 Jahren Ehren« recht-vrrlust verurtheilt. Die in Folge des früheren Urtheil» bisher verbüßte Strafe ist anzurechnen. Sächsisches. Brand, 7. November. Am Sonnabend Abend hielt »aS hiesige Bergmufikchor im Saale deS Schützenhause- sein diesjährige» Kränzchen ab. In dem vollbesetzten Saal« ent wickelte sich ein heitere- Treiben, welche- bis Mitternacht andauerte. — Die in der Umgegend, wie St. Michaeli- und Berthelsdorf gestern stattfindenden Kinne-feste brachten viele Fremde durch unser Städtchen. In der letzten Versammlung de- allgemeinen Mirthbe« wohnervereinS zu Dresden sprach Herr Or. mack. Meinert vor einer ziemlich zahlreich erschienenen Zuhörerschaft über den Einfluß der Wohnung auf die Gesundheit deS Menschen. Der lehrreiche Vortrag gab Anregung zu einer lebhaften Aut- sprache und zahlreichen Fragestellungen an den Redner, nament lich hinsichtlich der Gesundheitspflege der Kinder, wie der Ernährung»-, Bekleidung-- und Wohnung-weise d«S Menschen überhaupt. An den öffentlich gehaltenen Bortrag reihte fich eine geschloffene Mitgliederversammlung, auf deren Tages ordnung dir Stadtverordnrtenwahlen und die Wahl dreier Rechnungsprüfer standen. Letztere fiel durch Zuruf auf di« Herren Kobitzsch, Diettrich und Wint«. Di« Besprechung der Stadtverordnetrnwahlrn gab zu einer fast zweistündigen leb haften Auseinandersetzung Anlaß, in welcher fich einige der Redner gegen jedes Kompromiß mit anderen Vereinen und sür Aufstellung einer eigenen, selbständigen Kandidatenliste aussprachen. Die Mehrzahl der Redner trat jedoch, und gewiß nur in richtiger Würdigung der Verhältnisse, dafür ein, mit den von anderen Vereinen vorgeschlagenen und dem Müthbewohneroerein annehmbar erscheinenden Kandidaten in direkte Beziehung zu treten und deren Wahl zu unterstützen, insofern sie sich bereit erklären, die Interessen de- Miethbe- wohnervereins im Sinne deS von letzterem bereit- im vorigen Jahre aufgestellten Programm» im Stadtverordneten-Kollegium zu unterstützen. Schließlich gelangt« «in auS der Mitte d«r Versammlung heraus gestellter Antrag einstimmig zur An nahme, wonach die Durchführung der Wahlagitation und die Ausstellung der Kandidatenliste dem Ermessen deS Direktoriums und Ausschusses anhrimgegeben wird. Gegen Mitternacht erst hatten die Verhandlungen ihr Ende erreicht, — Am nächsten Mittwoch, den 9. d. M., hält die Landsmannschaft Erzge birge! und Vogtländer in Brann» Hotel ihren 1. Familien abend ab. Der Verein, welcher neben der Pflege der Ge selligkeit auch wohlthätigrn Zwecken dient und namentlich Hilfs bedürftigen aus dem Erzgebirge und Vogtlande Unterstützungen gewährt, zählt trotz der kurzen Zeit seines Bestehens bereits über hundert Mitglieder. — Gestern früh wurde im König!. Großen Garten, unmittelbar hinter der großen Wirthschaft, auf einer Promenadenbank der Leichnam eines jungen ManneS gefunden, der sich in der Nacht erschaffen hatte. Eine für die Geschichte der Entwickelung der Stadt Leipzig interessante Beobachtung hat sich dieser Tage wieder bei den Röhrenlegungsarbeiten der südlichen Seite deS Nckolai« kirchhoseS ergeben. Es wurden ganz in der Nähe der Häuser reihe viele Menschengebeine, theilS von auffallender Größe, aukgegraben Daraus geht hervor, daß der die Nilolaikirche umgebende Friedhof, der bis 1539 bestand, sich in ältester Zeit bis an die Grimmaische Straße erstreckte. AlS Leipzig vor sieben Jahrhunderten, wo die Stadt von den deutschen Eroberern angelegt wurde, nur aus der Ritterstraße und Nckolaistraße nebst der Nikolaikirche bestand, so gehören die auf« lesundenen Gebeine zweifellos einer sehr frühen Generation »er Vorväter an. — Die Besitzer größerer Bergnügungs- lokale in den Vororten Leipzigs hatten sich kürzlich mit einer Eingabe dahingehend, daß ihnen daS allsonntägliche Abhaltcn von Tanzvergnügungen gestattet werden möge, an die König!. Trei-Hauptmannschaft gewendet. Diese hatte das Gesuch an )ie Amtshauplmannschaft zur Begutachtung überwiesen. Der der letzteren beigeordnete Bezirksausschuß hat sich dahin aus gesprochen, daß ein Grund zur Abänderung des jetzt geltenden Tanzregulativs nicht vorliege, so daß es also bei den bis herigen Bestimmungen (nur aller 14 Tage öffentlicher Tanz) sein Bewenden behält. Im Lause der Diskussion wurde übrigens hervorgehoben, daß mit der Einverleibung der Vor orte der Wunsch der Gcsuchsteller von selbst in Ersüllung gehen dürfte. Ein der Brandstiftung verdächtiger und steckbrieflich ver folgter Einwohner von WittgenSdorf bri Chemnitz »st am