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X «5. Kreiberger «»teiger »ud Tageblatt. Leite 2. Minister Chamberlain erklärte sich seinen Wählern in Birmig' Ham gegenüber durchaus gegen solche zu weit gehende Zu geständnisse an Irland. Der ehemalige Bizckönig von Irland, Earl Spencer, ist dagegen in einer zu Newcastle abgehallenm Versammlung entschieden für die Gladstone sche Politik eingetreten und hat erklärt, daß das einzige Mittel, den Frieden wieder herzustellcn, eine Versöhnung »Politik sä, und daß mau alle Zwangsmaßregeln fallen lassen müsse. Er sä überzeugt, daß die inschen Deputieren in keiner Weise für die schimpflichen Verbrechen in Irland verantwortlich gemacht werden könnten, und glaub«, die Deputieren des inschm Parlaments würden ihre Pflichten treu erfüllen. — Mit der Einverleibung von Birma hat sich die englisch-indische Regierung eine neue schwere Sorge aufgeladen. Am 15 d. M, als dem birmanischen Neujahrs- tage, ließ der Thronprätendent Myin Zainy die Stadt Mandalay anzünden und ächtete der Brand auch an den Regierungsgebäuden großen Schaden an. Nach dem russischen Hoflager zu Livadia haben sich am Mittwoch der russische Botschafter in Konstantinopel von Nelidoff, der russische Gesandte von Athen und ein Abgesandter des Königs von Rumänien, am Freitag auch im Auftrage des Sultans Server Pascha begeben. Das Gerücht von einem bevorstehenden Besuch des Königs von Rumänien in Livadia wird neuerdings als unbegründet bezeichnet. Der Zar soll dem Direktor der asiatischen Ab- theilung, Sinowjew, den Auftrag ertheilt haben, alle Akten stücke über die afghanischen Grenzverhandlungen in einem besondere« Blaubuch zusammenzustellen. — Bei den in letzter Zeit in Rußland ermittelten Nihilisten-Gesellschaften hat sich die Thatsache ergeben, daß die revolutionäre Strömunc jetzt auch die von derselben bisher fast unberührten bürger lichen Kreise ergriffen hat. Tagesschau. Freiberg, den 24 April. Donnerstag Vormittag 11 Uhr sand bei dem deutsche» Kaiser im königlichen PalaiS zu Berlin, dessen Balkonsaal zu diesem Zweck in eine Kapelle verwandelt worden war, die F«ier des heiligen Abendmahls statt, an welcher außer den kaiserlichen Majestäten' auch Prinz und Prinzessin Wilhelm von Preußen Theil nahmm. Die Feier leitete Oberhofprediger vr. Kögel, während die liturgischen Gesänge vom Domchor auSgesührt wurden. Auch gestern Bormittag wurde im könig lichen Palais bei den kaiserlichen Majestäten vom Oberhof prediger vr. Kögel Gottesdienst abgehalten. — Wie verlautet, hat Kaiser Wilhälm dem Bischof Kopp von Fulda bei der Abschiedsaudirnz freundliche Worte über den Verlaus und Ausgang der kirchenpolitischen Verhandlungen des preußischen Herrenhauses gesagt. Erwähnung verdient auch die Angabe änes schlesischen BlatteS, daß Fürst Bismarck dem Bischof, als dieser sich von ihm verabschiedete, erklärte, er stehe dafür ein, daß das neue Kirchengesetz im preußischen Abgeordnetenhause zu Stande kommen werde. — Dem deutschen Bundes rat he ist die zwischen dem Kaiser und dem Regenten von Braunschweig abgeschlossene Militärkonvention vorgelegt worden, bei der als Bevollmächtigte des Königs von Preußen der Grnerallirntenant und Ches des allgemeinen Kriegsdepartements on Hänisch und der Oberstlieutcnant und Abtheilungsches im kriegSmmisterium von Goßler und für den Regenten deS serzogthumS Braunschweig dessen Staalsminister Gras Görtz- Vrirsberg sungirlen. Tie ministerielle .Nordd. Allg. Zig." bringt eine ausführ liche Darstellung der von englischen und amerikanischen Blättern so vielfach gegen Deutschland auSgebeuteten Vorgänge auf den Samoa-Jnfeln. Nach dieser offiziösen Schilderung ließ sich König Malietoa unter dem Schutze des englischen und des amerikanischen Konsuls in jenem THelle Apias nieder, den Deutschland in Beschlag genommen hat, und hißte dort widerrechtlich seine Flagge aus. Nachdem er die höfliche Aus- sorderung, dieselbe wieder herabzunehmen, zurückgewiesen, ge schah dies durch 10 deutsche Matrosen unter Führung eines Offizier». Die Samoaner seien davongelausen und der eng lische wie der amerikanische Konsul erhoben darauf einen energischen Protest. Der deutsche Konsul habe mit so viel Schonung gehandelt, wie die taktlose Handlungsweise der früher bezeichneten Konsuln gar nicht verdiente. Von Letzteren rühre auch dos Geschrei in d«r Südseepresse her. — Das erwähnte Lieblingsorgan d«S deutschen Reichskanzlers bringt auch einen Artikel über die Bedeutung des österreichischen Landsturm- grsetzes, der mit den Worten schließt: „Deutschland kann nur mit Freude die neue, der Wehrkraft des verbündeten und be freundeten Nachbarreiches ein so wichtiges Element der Stärkung zusührende Landsturm Organisation begrüßen und dem patrio tischen Entschlusse der gesetzgebenden Faktoren, die letzten Kon sequenzen der allgemeinen Wehrpflicht zu ziehen, von Herzen Beifall zollen.' As Anlaß einer Arbeitseinstellung der Hafenarbeiter ist es in Lübeck am Mittwoch zu Ausschreitungen gekommen. Einige aus Rostock verschriebene Arbeiter, die, trotzdem ihnen von den Lübecker Arbeitern das Reisegeld nach ihrer Heimath ongeboten worden war, die Arbeit fortsetztcn, wurden von den Streikenden arg drangsalirt, u. A. auch mit Steinen geworfen. — Aus München meldet man, daß in Hohenschwangau die Neubauten eingestellt und sämmtliche Ingenieure, Bildhauer und Arbeiter entlassen worden sind. Dasselbe geschah aus Herren-Chiemsee. Nach den „N. Nachr." hat Ministerrath v. Schneider ein zweites Mal mit Minister v. Lutz konferirt. Zwischen dem König von Baiern und dem Prinzen soll in letzter Zeit ein lebhaster Briefwechsel stattgefunden haben. Die Zahl der beim Landgericht gegen die Zivilliste angcmeldeten Klagen nimmt zu. Die Regierungen von Oesterreich und Ungarn sind übereingekommen, die auf den Ausgleich bezüglichen Vorlagen, betreffend die Erneuerung des Bank-Privilegiums, das Ueberein kommen über die Tilgung der Achtzig-Millionen-Schuld, das Zoll- und Handelsbündlliß und den Zolltarif sammt den Motivberichten, in den am 5. Mai stattfindenden Sitzungen beider Parlamente einzubringen. — Nach einer Meldung der „Neuen Freien Presst' soll unmittelbar nach den galizischen Herbstmanövern aus russischem Gebiet eine Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich mit dem Zaren ersolgen. — Der österreichisch-ungarische Kriegsmmister Graf Byland-Rheydt hat einen achtwöchentlichen Urlaub zur Herstellung seiner ge schwächten Gesundheit angetreten. Die zeitweilige Leitung des Kriegsministeriums hat FML. Merkel übernommen. — Unter dem Protektorate des österreichischen Kronprinzen findet zu Wien m der Zeit vom 1b. bis 19. Juni der zweite internationale Kongreß für Binnenschifffahrt statt. Aus demselben sollen zur Zerathung kommen: 1) der wirthschastliche Werth der Wasser- traßen deS Binnenlandes , 2) die Festsetzung der Normal- irofile für Kanäle und Dimensionirung von Bauwerken auf ünstlichen Binnenwasserstrassen; 3) die Organisirung des Zinnenschiffsahrtsbctriebs und 4) der Bau von Seekanälen, lls Referenten werden deutsche, französische, belgische und österreichische Fachgelehrte sungiren. Nach dem amtlichen italienische» Cholerabericht sind in Brindisi von Mittwoch Mittag bis Donnerstag Mittag ein Choleratodesfall und drei Choleraerkrankungen vorgekommen. Vereinzelte Erkrankungs- und Todesfälle in Folge von Cholera wurden auch aus Lecce, Ostuni, Mesagne und Campi gemeldet. Ja der Zeit von Donnerstag bis Freitag Mittag kamen in Brindisi »selbst und in der Umgebung an der Cholera 13 Er krankungen und 9 Todesfälle vor, von letzteren S auf früher Erkrankte. Von dem französische» Marineminister wurde am Donnerstag ein Dekret unterzeichnet, durch welche» der Afrika- forscher de Brazza zum Kommissar des Generalgouvernements für das französische Kongogcbict mit Einschluß von Gabun ernannt wird. vr. Ballay ist für den Posten des Stellver treters des Gouverneurs in Aussicht genommen. Die französi schen Niederlassungen an der Goldküste sollen mit den Be sitzungen am Senegal verbunden werden. Wie die „Times' schreibt, setzt die englische Regierung volles Vertrauen in die Aufrichtigkeit Rußlands bezüglich der griechischen Frage, sowie in sein treues Festhalten an dem europäischen Konzert. Das Gerücht, Delyannis sei von Peters burg aus heimlich ermuntert worden, entbehrt nach Ansicht der „Times" jeder Begründung. — Ein am Donnerstag in der Londoner Saint James-Halle unter dem Vorsitz Labou- chere's stattgehabtes sehr zahlreich besuchtes Meeting nahm eine Resolution an, welche sich mit der irischen Politik Glad- ftone's einverstanden erklärt. An der Berathung betheiligten sich Labouchere, Bradlaugh, Hoel, Leicester und mehrere an dere radikale Deputiere. Das bekannte Organ des russische» auswärtigen Amtes das „Journal de St. Petersbourg' meint, alle Kabinette seien einig, sich dem von England anempfohlenen gemeinsamen Schritt in Athen behufs Herbeiführung der Abrüstung anzuschließen. Das russische Blatt meint, wenn Griechenland jetzt den auf Erhaltung des Friedens gerichteten Wünschen der Mächte ent gegenkomme, so würde es sich in Zukunft ein weiteres Anrecht aus die Fürsorge der Mächte erwerben. Zur Abreise deS Königs von Griechenland nach Thessalien sind im königlichen Palais zu Athen alle Vorbe reitungen getroffen. Die Truppen, welche bisher in Akarnanien lagen, werden jetzt bei Arta zusammcngezogen. In den alten Provinzen des Königsreichs verbleiben nur die Kadres der Ergänzungs-Bataillone. In Thessalien stehen bereits 100 000 Mann griechischer Truppen. In der Nacht zum Donnerstag entspann sich zwischen den griechischen und den türkischen Vor posten in der Nähe von St. Elias ein etwa halbstündiges Gewehrseuer, bei dem aber Niemand verletzt wurde. Die türkischen Vorposten gingen zurück, wurden jedoch von dem Befehlshaber der griechischen Vorposten aufgefordert, ihre frühere Stellung, die sich aus türkischem Gebiete befand, ruhig wieder einzunehmen. Zwischen den Vorposten ist hiernach wieder vollständige Ruhe eingetreten. Aus der Jugendzeit. Roman von 2l. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Die Zeit verging mit Windeseile. Als der rothe Schein der untergehenden Sonne durch das grüne Laub fiel, sprang ich erschrocken auf und mahnte zur Heimkehr. „Schenke mir erst den Kranz aus Deinem Haar, zur Er innerung an den heutigen Tag, ich will ihn als theures An denken dieser Stunde bewahren.' Ich löste das zierliche Gewinde und gab es ihm, nur eine blaßrothe Heckenrose und ein paar Vergißmeinnicht zurück behaltend. Dann rief ich nach Rosa und Gabriele, während OSkar langsam durch den Wald schlenderte, um nicht mit mir zusammen zurückzukehren. Die Mädchen kamen vergnügt herbei und konnten nicht genug erzählen, wie hübsch es bei der alten Försterin sei, die immer so prächtige Honigschnitten habe. „Aber, Magdalene,' rief plötzlich die kleine Rosa entrüstet, „wo hast Du den schönen Kranz gelassen? Den sollst Du doch mit nach Hause nehmen." „Den haben mir die Waldgeister genommen, Mädchen," lachte ich glücklich, „er ist gut ausgehoben." Sie sah mich prüfend an. „Du hast wohl wirklich die Waldsee gesehen? Deine Augen glänzen so!" Ich erschrak innerlich. Würde man mein Glück nicht er rathen? Mich auf meine Gouvernantenwürde besinnend,nahm ich mich zusammen und sprach verständig mit den kleinen Mädchen, wenn auch meine Gedanken nicht dabei waren. Als wir im Schlosse ankamen, fanden wir Reder s und Schönhausen's vor. Johanna, die fröhliche Braut, nahm mich sogleich in Beschlag, um mir tausend wichtige Dinge zu er zählen. Sie führte in ihrer übermüthigen Weise das Wort und ihre zukünftigen Schwägerinnen saßen mit etwas lang weiliger Miene dabei, nur zuweilen eine Phrase in das Ge spräch wersend. Bald nach mir kam Oskar. Ich lächelte leise, als ich ein Sträußchen Waldblumen in seinem Knopfloch bemerkte. Nach Tisch wurde Johanna ausgesordert, Klavier zu spielen. Sie that es bereitwillig, indem sie meinte, jetzt könne sie sich ja getrost hören lassen, da Celesten's Spiel seit lange nicht mehr die Gesellschaft verwöhnt habe. Als sie geendet, wendete sie sich bittend an mich: „Komm, Lenchen, jetzt singe etwas, ich habe Deine hübsche Stimme so lange nicht gehört." Ich zögerte, als aber Oskar mich erinnerte, daß ich schon versprochen, einmal zu singen, überwand ich meine Verlegenheit und suchte das hübsche Lied heraus: „DeS Glockenthürmers Töchterlein.' Ich glaube, ich habe selten so gut gesungen, wie an jenem Abend. Aus vollem Herzen sang ich den Refrain: „Gedenkt mein, gedenke mein." „Nun noch mein Lieblingslied," bat Johanna, als ich die reundlichen LobeSworte der Gesellschaft angchört, „Aus der Jugendzeit!" Der Weihnachtsabend, an dem ich dies Lied zum ersten Mal gesungen, stieg plötzlich in meiner Erinnerung aus und tiefe Wchmuth überkam mich, als ich meines theuren Vaters gedachte. O, hätte er doch mein Glück erleben können! Ich wurde traurig gestimmt, aber das paßte ja so gut zu dem ichwermüthigen Texte. Oskar kam zu mir, als ich einen Augenblick allein am Flügel stand, und sagte: „Ich danke Dir, mein Lieb, es war der schönste Schluß dieses Tages, obgleich daS letzte Lied so ernst und wehmüthig war. Ich hoffe, diese Herbststimmung sollst Du nie kennen lernen. Dein Herz soll niemals leer und traurig sein.' Ich sah ihn vertrauensvoll an. Ach, wie ost habe ich in späteren Jahren schmerzvoll an dieses Versprechen zurückgedacht. In meinem hübschen Stübchen saß ich noch lange am offenen Fenster und sah in die warme Sommernacht hinaus. Die Sterne funkelten hell am Himmel, Blüthendust drang berauschend herauf, die Nachtigall schlug so wundervoll, es war eine Nacht wie geschaffen zum Träumen von Liebe und Glück 17. Kapitel. Die Rückkehr. Die Tage vergingen rasch. Ich gab meine Unterrichts stunden in der gewohnten Weise, aber ich mußte mich sehr hüten, um im Verkehr mit den Schloßbewohnern die Ver änderung meines Inneren zu verbergen. War ich dann allein in meinem Stübchen, dann ließ ich freilich die Maske fallen und jubelte auf in seligem Glück. Ich konnte es ja kaum fassen, daß er mich liebte, daß er gerade mich erwählt, sein Leben zu theilen, und doch glaubte ich an diese Liebe und an seine Treue, mein Vertrauen zu ihm war unerschütterlich. Wir sahen uns selten allein. Ich vermied es, um nicht Veranlassung zu falschen Vermuthungen zu geben. Mir ge nügte seine Nähe und zuweilen ein leiser, verstohlener Hände druck. Wie glücklich hörte ich zu, wenn er des Abends beim Thee, oder bei sonstigem Zusammensein von seinen Reisen er zählte. Ach, und wie schön sprach er auch, wie lebendig schilderte er die Eindrücke, die er von diesem oder jenem Kunstwerk oder von einer besonders schönen Gegend empfangen. Alle lauschten mit hohem Interesse und Niemand ahnte, daß seine feurigen Reden an mich gerichtet waren, daß er mir sein Denken und Empfinden erschloß. Niemand außer Otto. Dieser hatte vom ersten Tage meines Hierseins an eine besondere Vorliebe für mich an den Tag gelegt. Er schloß sich meistens den Spaziergängen an, die ich mit Rosa und Gabriele machte, und ich unterhielt mich sehr gern mit dem gescheidten, übermüthigen Knaben, der bei anscheinender Ober flächlichkeit doch ein so liebevolles, zart empfindendes Gemüth besaß, wie selten Jemand. Er war klug und rin guter Beob achter, so konnte ihm wohl das immer größer werdende innige Verständniß zwischen Randow und mir nicht entgehen. Aber er war zu taktvoll, um irgend eine neckende Bemerkung dar über zu machen. Nur einmal ließ er sich Hinreißen, sein Mit wissen zu verrathen, um mir in großer Aufregung eine War nung zu geben, die mir damals höchst überflüssig schien. Es war an einem der letzten Tage im Mai, als der Baron mit freudestrahlendem Antlitz in's Zimmer trat, einen geöffneten Brief in der Hand. „Da lies, Rosy," rief er, ihn seiner Schwester reichend, „die Aerzte erklären endlich Alberta sür völlig genesen und willigen in ihre Rückkehr." Die kleinen Mädchen jauchzten laut auf: „Ach, Mama kommt, unsere Mama kommt zurück!" und Frau v. Wallern sagte, nachdem sie gelesen, ebenfalls sehr erfreut: „Das übertrifft ja unsere kühnsten Erwartungen, mein lieber Dagobert; wie freue ich mich mit Dir." Sie reichte ihm in ihrer sanften Weise die Hand, die er kräftig drückte. „Wann wollen sie denn kommen, Onkel?" fragte Otto, der merkwürdig nachdenklich vor sich hmgcsehen hatte. „Sobald wie möglich, mein lieber Junge. Es werden indeß jedoch noch acht bis vierzehn Tage vergehen, ehe sie ab- reifen können. Celeste bedauert sehr, den schönen Badeort mit seinem geselligen Leben gerade vor dem Glanzpunkte der Saison verlassen zu müssen. Nun, wir wollen dafür sorgen, daß ihr hier die Zeit nicht zu lang werden wird. Nicht wahr, Oskar?" Otto warf mir einen so mitleidigen Blick zu, daß ich lächeln mußte, wenn ich mir auch selbst mit Bedauern sagte, daß unser gemüthlichcs Zusammensein dann wohl etwas gestört werden würde. „Gewiß, Dagobert," hatte Oskar ruhig geantwortet, „wir wollen unser Möglichstes thun. Ihr habt ja so liebenswürdige Nachbarschaft, daß Celeste wohl hinreichend Ersatz sür die flüchtigen Bekanntschaften einer Badesaison findet. Ich dächte, mit Johanna Reder müßte sie vortrefflich stimmen." „Ach, da irrst Du Dich ganz gewaltig, mein lieber Oskarl Fräulein von Reder und Celeste leben aus Kriegsfuß und sind stets zum Angriff bereit." „Otto, übertreibe nicht," warnte seine Mutter. „Von einem Nichtvertragen kann nicht die Rede sein, obgleich sie allerdings etwas kühl gegeneinander sind." (Fortsetzung folgt.)