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M «7 und Stadtsarben reich geschmückten Orchester, auf welchem das Stadtmusikchor unter. Leitung des Hrn. Musikdirektor Schneider konzertirte, waren die Büsten des sächsischen Königspaares ausgestellt. Als Ehrengäste hatten sich Herr Oberstlieutmant Haberland mit mehreren Mitgliedern des Oifizierkorps, die Herren Bürgermeister Beutler und Stadtrath Rößler, sowie Vertreter mehrerer hiesiger Vereine eingesunden Nach dem ersten Theil des Konzerts betrat Herr Vereinsvorstand Stoh. wasser das Podium und sagte ungefähr: „Liebe Kameraden, «S gereicht unS zur großen Ehre, bei unserem heutigen Feste zahlreiche Vertreter deS Offizierkorps, die Spitzen der hohen städtischen Behörde) ßÜie Verirrter de- Unteroffizier-Vereins und der Schützengilde als unsere Ehrengäste zu begrüßen Wir sprechen ihnen sür ihr Erscheinen den herzlichsten Dank «rS, den wir damit am besten bekunden, daß wir die Treue zu unserem Königshaus« in unserem Verein auch künftig wie in dm vergangenen zwanzig Jahren fest bewahren, daß wir unser Vaterland lieben und stets bereit sind, seinen Frieden nach innen und nach außen zu schützen, daß wir uns jederzeit der Achtung vor dem Gesetz befleißigen. Das sei unser Dank und in diesem Sinne, liebe Kameraden, begrüßen wir unsere Gäste durch ein dreimaliges kräftiges Hurrah!" Nachdem dieser echt militärische Jubelruf dreimal den Saal durch braust hatte, sprach Frl. A. Würmel mit sinniger Betonung «inen tiefpoetischen Festgruß, der den bedeutungsvollen Satz enthielt: „Der echte Krieger steht auf einer höheren Warte als aus der Zinne der Partei" und mit den Worten schloß: „So töne jubelnd das Soldatenwort: „Gott schütze Albert, SachsenS Stolz und Hort!" In das sodann von dem stellvertretenden Vorstand, Herrn Würmel, auf Se. Majestät den König aus gebrachte Hoch stimmte die Versammlung begeistert ein. Mit kernigen Worten betonte hieraus Herr Oberstlieutenant Haber land, daß die Treue sür den erprobten Feldherr«, sür Se. Majestät den Kömg und die eben bekundeten Gesinnungen ein Wes Band bilden zwischen Denen, die noch des Königs Rock tragen und den früheren Kameraden. Daran knüpfte sich ein drei faches Hoch auf den Militärverein Kameradschaft. Nachdem das Konzert beendet war, trat man zur Polonaise an und widmete sich den Tanzsreudcn, welchen bis zum Morgen eifrig gehuldigt wurde. — Der „Militärverein I." hielt eben falls gestern Abend eine solenne Nachfeier des Geburtstages seines hohen Protektors, Sr. Majestät des Königs im Saale zum Bairischen Garten ab. Auch zu dieser Feier erschienen zahlreiche Ehrengäste, darunter Mitglieder des hiesigen Artillerie- Osfizicrkorps. Während der Pausen des Konzerts, bei welchem auch der Militärgesangverein mitwirkte, wurden verschiedene Ansprachen gehalten. Der vom Kamerad Fichtner gesprochene Festprolog pries den König Albert als Kriegs- und Feldherrn. Herr Vereinsvorstand Butze hielt die Festrede, welche mit einem dreifachen Hoch aus Se. Majestät den König schloß, woraus die Sachsenhymne stehend gesungen wurde. Vizevor- fteher Opitz dankte mit herzlichen Worten den Ehrengästen sür ihr Erscheinen und widmete denselben ein Hoch. Herr Haupt mann Schubert dankte hierauf mit markigen Worten und brachte ein dreifaches Hoch auf den Militärverein I. aus. Kurz vor Eröffnung der Polonaise erschien Herr Bürger meister Beutler und wurde demselbm auf Veranlassung des Vorstehers des Vereins ein dreifaches Hoch gebracht. Herr Bürgermeister Beutler dankte für die erhaltene Einladung und wünfchte dem Vereine Wachsen, Blühen und Gedeihen. Der darauffolgende Ball hielt die Mitglieder in echt kamerad schaftlicher Weise bis in die frühesten Morgenstunden, beisammen. — Der allgemeine deutsche Schulverein wird tzinq HA- jihrige Generalversammlung am 1. und 2. Mar abhallen. Nm Lachsen, das für diesen Verein unter allen deutschen.Stämmen die größte Theilnahme gezeigt hat, dafür zu ehren , hat man als Versammlungsort diesmal Chemnitz bestimmt, daS von den übrigen Städten SachsenS um diese Ehre besonders sich be worben hatte. Nach dem unten im Wesentlichen mitgetheilten Festprogramm wird unsere Nachbarstadt Alles ausbieten, um die Vertreter und Mitglieder deH deutschen SchulvereinS, die auS ganz Deutschland voraussichtlich in großer Anzahl zusammen- ommen werden, würdig zu empfangen. Es wird daher der Zesuch dieser Versammlung unh der damit Verbundeney Fest- ichkeiten, welche ein reiches Maß nationaler Anregung und ^Hebung bieten werden, allen Mitgliedern der hiesigen Orts ruppe deS Schulvereins und allen sonstigen Freunden seiner ZestrebLNgen auf daS Dringlichste empfohlen. Programm: Sonnabend : im Elysium Abends 7 Uhr Konzert de-Lehrer gesangvereins und des Stadtmusikchors ; S Uhr Kommers. Sonntag: Morgens 8 Uhr Versammlung der Abgeordneten, um 11^/, Uhr Generalversammlung, beides in der Linde; Nachmittags V»2 Uhr Festtafel in der Eintracht; Abends >/,8 Uhr Festvorstellung (Minna von Baruhelm) im Thalia- theater. Zur letzteren haben nur die Mitglieder des Vereins unentgeltlichen Zutritt. An den übrigen Festlichkeiten kann Jedermann theilnehmen. Auf dem Bahnhose befindet sich eine Geschäftsstelle, wo jede Auskunft ertheilt wird. — Die Anmeldungen zur Aufnahmeprüfung in die Lehrerseminare sind in diesem Jahre im Ganzen er heblich weniger zahlreich, als früher ausgefallen, so daß es fraglich ist, ob der Bedarf an Lehrkräften für die Volksschule, der doch im Verhältniß der Bevölkerungszunahme wächst, in einigen Jahren wird gedeckt werden können. Wenn auch von den neugeprüften Schulamtskandidaten im Frühjahre vorigen Jahres mehrere nicht sofort Verwendung fanden, so sind dieselben doch nach dem Verlaufe weniger Monate fast sämmt- lich angestellt worden. Bekanntlich ist auch das Ministerium des öffentlichen Unterrichts in einem besonderen Erlaß der irrthümlichen Auffassung entgegengetreten, daß ein Ueberfluß an seminaristisch gebildeten Lehrern vorhandm oder für die Zukunft zu befürchten sei. — Montag den 3. Mai werden im Prüfungssaale der hiesigen Mädchenbürgerschule Nachmittags 2 Uhr die für Abtheilung L, um 3 Uhr die sür Abtheilung ange meldeten, Ostern 1886 schulpflichtig werdenden Kinder ausge nommen. Diejenigen Mädchen, welche schon anderwärts Schulunterricht genossen haben und nun die hiesige Mädchen- bürgerschule besuchen wollen, haben sich früh 8 Uhr bei Herrn Direktor Wolf zu melden und werden sodann in die ent sprechenden Klassen gewiesen. — Das am 1. Osterseiertag im Saale des Gasthauses zu Friedeburg von dem Zimmer'schen Musikchor und unter gütiger Mitwirkung des Gesangvereins „Konkordia" auSge- führte Konzert war so zahlreich besucht, daß der Saal dis auf den letzten Platz gefüllt war. Das Programm war sehr gut gewählt, so daß mehrere Nummern infolge deS reichliö gezollten Beifalls wiederholt werden mußten. Auch die von den Mitgliedern des erwähnten Vereins dargebrachten komischen Vorträge ernteten die größte Anerkennung. — Ernennungen rc. Der zeitherige Hilfsbeamte auf Dittersdorfer Forstrevier im Forstbezirk Zschopau, Förster Ernst Ferdinand Rehschuh ist zum Oberförster und Verwalter des Borstendorfer Forstreviers in demselben Forstbezirke, der Verwalter deS Elfterer Forstreviers, im Forstbezirk- Auerbach, .Förster Arthur Reinhard Ferdinand von. Römer, zum. Obev sörster daselbst, sowie der zeitherige Oberförsterkandidat Georg Otto Mühlmann zum Förster und Hilfsbeamte« auf Hunds- Hübler Forstrevier im Forstbezirke Eibenstock ernannt worden. Ferner ist der zeitherige HilfSbeamte aus Nanydorfer Forst revier, Förster Ernst William Schulze in gleicher Eigenschaft auf daS Dittersdorfer Forstrevier im Fo^tbezirle Mhopa« und der zeitherige Hilfsbeamte auf Hundshübler Forstrevier im Forstbezirke Eibenstock, Förster Franz Ernst Rudolph Schheg^l in gleicher Eigenschaft auf das Haundorfer Forst revier un Forstbezirke Grillenburg versetzt worhen. — Dem Kaufmann Friedrich Wilhelm Eduard Sage! zu Dresden ist von dem Kaiser voNj Oesterreich daS Ritterkreqz deS Franz-Josef-Ordens verliehen worden. — Dem AmtS- aupt^ann vr. Julius Oskar Gehe zu FlKha und dM Lremierlieutenant iw 1. (Leib-) Greuadierregimeyt Hau- Ferdi nand Albert Gehe ist gestattet worden, dm im Jahye 1627 vom Kaiser Ferdinand II. einem ihrer Vorfahren verliehenen erblichen Adä aufzunehmen und die Prädikate desselben z« führe«. — Dem Erzieher Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Albert, Oberlehrer Julius Johanne- Poland ist der Titel „Hofrath* mit dem Range in der vierten Klasse der Rangordnung ver liehen worden. — Dem in Sachsen staatsangehürigen Or. Will. Schwarz, dermalen Geograph im Dienste des kaiserlichen auswärtigen Amtes zu Berlin, ist von dem Könige von Ru mänien das Osfizierskreuz des Ordens der rumänischen Krone verliehen worden. — Königliches Landgericht Freiberg. Von der I. Strafkammer (Vorsitzender: Herr Landgerichtsdirektor Vollert) wurde heute Vormittag der vierzigjährige Fabrikarbeiter Karl Ernst Böhm in Niederzug zu einem Ronat Gefängniß verurtheilt, weil er am 9. Februar d. I. eine Stubennachbarin, die Handarbeiters-Ehefrau Schuch, an- zeblich wegen vorausgegangener Gewalttätigkeiten derselben gegen seine Ehefrau, durch wiederholtes Anfloßen an Ofm und Wand körperlich mißhandelt hat. — Ruhestörenden Lärm und groben Unfug verübten in der Nacht zum 4. Jan. d. I. der 27jährige Handlungsgehilfe Wilhelm Albin Gruhnert und der 40jährige Handelsmann Gottloh August Oswald Wolf aus Satzung im Fiedler'schen Gasthofe daselbst, weil ihnen wegen eingetretener Polizeistunde die weitere Verab reichung von Bier verweigert wurde. Die vom Wirth wieder holt ergangenen Aussorderungen zum Verlassen des Lokal- blieben ohne Erfolg, bis man die Ruhestörer gewaltsam ent fernte. Hierbei leistete Gruhnert dem OrtSpolizcidiener Beier mann, welcher ihm die Arretur angekündigt hatte, thätlichm Widerstand, indem er denselben zu Boden warf und mit Faust schlägen traktirte. Gruhnert wE zu 4 Monaten 1 Woche Gefängniß und 1 Woche Hast, Wolf dagegen zu je emwöchiger Gefängniß- und Haststrafe verurtheilt. Sprechsaal. Zur Entgegnung deS Einsenders von Artikel in Nr. 94 des Freiberger Anzeigers. Der Einsender schreibt: „Kaum freuen sich die Geschäftsinhaber und deren Personal über die ihnen gebotene Erleichterung und Erholung." Was den Ge schäftsinhaber anbetrifft, so ist dies ihm keine Freude, sondern Aergerniß geworden. Dem Geschäftspersoyal ist diese Er leichterung von Herzen zu gönnen und werden die betreffenden Prinzipale es schon von selbst einzurichten wissen, diese zwei Unterhaltung findet. Papa hätte auch etwas Vernünftigeres thuu können, al- Oskar mit nach Jlnau zu nehmen. Keine Seele hat Zeit sür mich! Mama genießt ihre langentbehrten Töchter und der ungezogene Otto hat den Kandidaten an das Billard gefesselt." Sie hatte sich, während sie sprach, iu einen der hohen Lehnsessel geworfen und gähnte ganz ungenirt. „Ich wollte, wir wären noch eine Zett lang in Nizza ge blieben; man langweilt sich hier wahrhaftig zu Tode." „Ich finde cs sehr hübsch hier und amüsire mich so vor trefflich, daß mir die Zeit immer zu schnell vergeht." „Aber ich bitte Sie, wie fangen Sie das nur an? Ich bin immer froh, wenn ich mich des Abends zu Bett lege, und mein erster Gedanke des Morgens ist: Ach, wäre der Tag erst zu Ende!" „Das ist ja schrecklich," stieß ich ziemlich unüberlegt heraus, fügte aber sofort entschuldigend hinzu: „Ich meine, es muß sehr unangenehm sein, so wenig Freude am Leben zu haben. Sie sollten sich doch die Zeit angenehmer zu vertreiben suchen." Sie lachte laut auf. - „Geben Sie mir nur einen guten Rath, aus welche Weise, Sie kluge Magdalene, Und seien Sie versichert, daß ich Ihnen lebenslänglich dankbar fein werde. Uebrigens ist es ja nun nicht mehr so schlimm. Sie müssen wissen, daß Ihre Vor gängerin die langweiligste, steifste alte Jungfrau war, die es geben kann. Sie hat mich mit ihren ewigen englischen Vokabeln fast zur Verzweiflung gebracht. Sie sind jung und hoffentlich zugänglich; das ist schon ein Vortheil. Außerdem denke ich, wird Oskar etwas Leben in die trägen Gemüther unserer edlen Landjunker bringen und sie etwas aufmuntern." Ich schwieg, denn bei den letzten Worten Celesten's, die so ohne Weiteres über Herrn von Randow disponirte, konnte ich ein unangenehmes Gefühl nicht unterdrücken. Ich dachte wehmüthig daran, daß die schönen Spaziergänge nun wohl sür immer vorbei wären, denn die Baroness« liebte so harmloie Vergnügungen gewiß nicht. „Nun, worüber sinnen Sie nach?" „Ich erinnerte mich eben einiger sehr hübscher Ausflüge," entgegnete ich ziemlich der Wahrheit gemäß. „Wohin und mit wem?" „Mit Herrn von Randow, Otto, Ihren kleinen Schwestern, von Ihrem Papa oder Frau von Wallern begleitet; auch Johanna von Reder und deren Bruder, sowie Herr von Schön hausen schloffen sich unS an." Sie hatte sich lebhast ausgerichtet. „Waren Joanna und Schönhausen öfter dabei?" „O, sehr oft, fast täglich. Ich sollte mir die schöne Gegend ansehen, wir hatten wirklich reizende Partien gemacht und kam jedes Mal sehr befriedigt und vergnügt zurück." Sie hatte die brennend rothe Verbene auS ihrem Haar genommen und zerzupfte sie gedankenlos in Atome, während ihre glänzenden Zähne heftig an der Unterlippe nagten. Es lag etwas Nervöses in diesem Thun und ihre Stimme klang gereizt, als sie erwiderte: „Das muß ja sehr hübsch gewesen sein, vielleicht ließe sich dergleichen auch jetzt noch arrangiren. Sie sehen sich die hübschen Punkte gewiß gern noch einmal an. Ich werde mit Oskar darüber sprechen, es ist doch immerhin eine Ab wechselung." Sie lag wieder gleichmüthig in ihrem Sessel und schlug mit der Reitgerte aus die Spitzen ihrer kleinen Füße. Sinnend sah ich zu ihr hinüber. Wie war es nur mög lich, daß ein so junges, schönes Wesen, dem Gott Alles gegeben, was das Leben angenehm machen kann: liebevolle Eltern, Reich thum, Gesundheit, sich unzufrieden fühlen und stets noch mehr verlangen konnte? Sie blickte auf, und mein Beobachten gewahrend, rief sie lachend: „Nun, arbeiten Sie nur, ich bin nicht Ihr Modell. Sehen sie nach dem Bilde dort; es ist lange genug her, seit eS zum letzten Mal an's Tageslicht gekommen ist, viele Jahre hat kein Menschenauge daraus geruht." „Ich möchte wohl wissen," begann ich zögernd, „weshalb es so verborgen wurde." Sie schloß die Augen halb und sah mich forschend an. „Sollten Sie wirklich saft ein Vierteljahr im Schlöffe sein und nichts von den dunklen Geschichten erfahren haben, die sich hier abgespielt?" „Wer sollte mir davon erzählen? Ich habe nicht darnach gefragt, und Otto, so gesprächig er sonst ist, hat nie ein Wort gesagt." Sie zuckte die Achseln. „Mein Gott, es ist ja eine ganz gewöhnliche Geschichte, wie sie alle Tage vorkommt; ich sehe nicht ein, weshalb ich Ihnen ein Gehcimniß aus dem machen sollte, was ohnehin alle Welt weiß. Bildete sie doch ihrer Zeit das Tagesgespräch in der Umgegend, und es gab wohl keinen Mund, der nicht mit innerstem Behagen die interessante Neuigkeit weiter ver breitet und dem Ruf des lieben Nächsten einen Flecken ange hestet hätte. Mein Himmel, warum denn auch nicht, es ist ja die reine Wahrheit, die man sich unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit anvertraute. Ueberdem geschah eS ja noch rücksichtsvoll genug, nur ganz anständig im Flüsterton, der doch wie Posaunengedröhn in die Ohren der Betheiligteu schmetterte. „Weshalb war auch das polnische Edelfräulein so blendend schön, daß sich der Gemahl ihrer jungen Schwägerin wahn sinnig in sie verliebte? Weshalb gefiel ihr der kühne, feurige Mann besser, als der ehrliche, ruhige Golzheim, dessen Reich thum sie nur zu der Heirath verlockte. ES war ja die ge rechte Strafe deS Himmels, daß der getäuschte Ehemann den Mörder seines Glückes zur Rechenschaft zog, daß das be trogene Weib sich in Verachtung von dem treulosen Gatten abwandte, und daß dieser sich in höchster Verzweiflung das Leben nahm — daß das Weib, das ihn namenlos geliebt, nach seinem Tod in Wahnsinn verfiel und nach einem grausigen Jahre starb. Jetzt liegt sie dort unten im Park, grüner Rasen deckt die einst so schönen Glieder, ihr Helles, über- müthiges Lachen ist verstummt, so viele Jahre lang, und ihr Bild ist verbannt worden aus der stolzen Ahnenreihe der Golzheim als Unwürdige dieses alten, ehrenhaften Geschlechts." Sie lachte höhnisch auf, unheimlich dumpf schallte eS von dm hohen Wänden wider. Mich überlief es eiskalt. Welch' ein entsetzliches Stück Nacht des menschlichen Lebens enthüllte mir der junge, rothe Mund, um den ein Zug bitteren Hohnes lag. Nun wußte ich endlich die Geschichte des wunderbaren BildeS, aber ich wünschte, meine Neugierde wäre nicht befriedigt worden, so furchtbar ergriff mich das tragische Geschick. „Wie blaß Sie geworden find," brach Celeste das minuten lange Schweigen. „Hat die alte Begebenheit Sie aufgeregt? Ah, bah, denken Sie nicht mehr daran. Schutt und Staub ist darüber gefallen, sie ist längst vergessen, kein Mensch spricht mehr von dem stolzen Elbert und der schönen Wladis- lawa." „Ekbcrt?" fragte ich athemloS, „hießOtto's Vater Elbert?" „Ja, gewiß; weshalb setzt Sie daS so in Erstaunen? Elbert Baron von Wallern." „O, es ist nichts, der Name erinnert mich an einen Be kannten," erwiederte ich gedankenvoll, denn mir fiel ein, daß Tante Agathe's Sohn Ekbert hieß und ich hätte darauf schwören mögen, daß dieser und Otto's Vater dieselbe Person sei. Konnte der Name Brühl nicht ein angenommener sein? Und wie war es, lebte er noch in Amerika, oder hatte er wirklich ein frühes Ende im See gesunden? Die Verwicke lungen begannen sich zu lösm, aber noch war daS Ende «icht abzusehen, ich mußte mich gedulden und warten. Pserdegetrappel weckte mick auS meinen Gedanken und Celeste sprang erschrocken auf. (Fortsetzung folgt.)