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der Südafrika gegangen ist, nahm fast das ganze Bethel- — Tas Reichspostamt richtet erneut an das Gesammt- 31. August 1901 sind nach den Angaben des Amts kalenders für evangelisch-lutherische Geistliche 139 geist liche Stellen zur Erledigung gekommen, gegen 99 im Vorjahre. zu schicken, die in den Concentrationslagern Dienst thun sollen. General Jan Celliers, einer jener Verräther, die gegen den Judaslohn von 2^/z Mk. pro Tag und 75 Proz. alles eingebrachten Viehs die Buren in ihren den Engländern nicht geheuren Schlupfwinkeln aufstöbern und in die englischen Netze treiben sollen, ist mit seinem ganzen Corps Ben Viljoen in die Falle gegangen. Er wurde mit fast all' seinen Leuten niedergemacht. zu wollen, um ein späteres Zusammendrängen und daraus allseits erwachsende Nachtheile zu verhüten. *— Die Kohlentransporte haben in diesem Winter halbjahre eine so bedeutende Verminderung erfahren, daß seitens der Staatsbahnverwaltung Güterzüge ein gezogen worden sind, bez. nicht mehr regelmäßig abge fertigt werden. *— Tie Zunahme der Mitgliederzahl im 14. deutschen Turnkreis (Königreich Sachsen) ist seit 25 Jahren noch 100jährigen Wiederkehr des Geburtstages des verewigten Königs Johann von Sachsen fand heute Vormittag von 10 Uhr ab im Fürstlich Schönburgischen Seminar hier- selbst eine Gedächtnißfcier statt, zu welcher sich Ver treter der hiesigen Behörden und Freunde der Anstalt eingefunden hatten. Tic Feier bestand aus Gesängen und Teclamationen. Die Festrede hielt Herr Seminar oberlehrer Or. Klotz, welcher den Verewigten als Staatsmann und Monarch, als Gelehrten nnd Dichter und als Mensch und Christ schilderte. Ter Gesang der Königshymne endete die erhebende Feier. *— Gestern Abend gegen halb 6 Uhr wurde hier abermals Wetterleuchten beobachtet, welchem wiederum ein kurzer Schneefall folgte. Ueber Wintcrgewitter be sagen die Bauernregeln: Tonner im Winterquartal bringt uns Kälte ohne Zahl. Wenn Tonner im Decem- ber Hausen, im nächsten Jahr viel Winde brausen. Wenn im Tecember Tonner grollt, im Frühjahr Wind mit Regen tollt. *— Die Frist für den Aufbrauch der in der Verkehrs- Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 15. November 1892 vorgeschriebenen Frachtbrief-Formulare war bekanntlich seiner Zeit von den Eisenbahn-Ver waltungen bis zum 31. Tecember d. I. verlängert Afrika. Die englischen Nachrichten vom südafrikanischen Kriegs schauplätze hinken den Ereignissen in recht bedenklicher Weise nach. Es wird erst jetzt Näheres von einer bereits am 4. d. gelieferten Schlacht amTondels- bosch Kop gemelvet, in welcher zwei Buren getödtet und 14 verwundet worden sein sollen. Wie hoch sich in diesem Gefechte die Verluste der Engländer belaufen haben, verschweigen die Zeitungen, beschränken sich viel mehr auf die Angabe, daß sich die Buren zurückzogen, nachdem sie die Eroberung des Platzes aufgegeben hatten. Da wäre doch gewiß von englischen Verlusten auch etwas zu sagen gewesen. Lord Kitchener meldet, die Colonnen des Generals Bundesrath stehe vollkommen auf dem Boden des Tarif entwurfs, den er gebilligt hat. Zu etwaigen Abände rungen desselben im Reichstage Stellung zu nehmen, lag für ihn nach keinerlei Veranlassung vor, da formu- lirte Anträge noch garnicht gestellt sind. Wie der Bundes rath sich gegebenenfalls zu solchen Abänderungen Ver halten wird, darüber konnte deshalb bisher auch nichts Zuverlässiges in die Oeffentlichkeit dringen. Wie der .Deutschen Tagesztg." mitgetheilt wird, haben einzelne Vertreter der Verbündeten Regierungen kürzlich Aeuße- rungen gethan, aus denen gefolgert werden muß, daß man entschlossen sei, die Handelsverträge sofort zu kündi gen, sobald man die Vereitclungsabsicht der Obstruction klar erkannt habe. Dieser Entschluß würde, wie das Organ des Bundes der Landwirthe weiter ausführt, verständig sein, wenn man gleichzeitig bekunden wollte, daß man geneigt sei, die berechtigten Forderungen der Landwirthschaft über die Sätze des Entwurfs hinaus zu berücksichtigen; andernfalls würde die Kündigung wenig helfen. Nur wenn die beiden genannten Vorbedingun gen erfüllt sind, darf die Hoffnung gehegt werden, daß etwas zu Stande kommt, sonst nicht. Der deutsche Brauerbund hat eine Resolution gegen den Zolltarifentwurf angenommen, da dieser, falls er Gesetz werden sollte, von nachtheiligstem Einfluß auf das gesammte Brauergewerbe sein und namentlich den Ruin vieler mittlerer und Klein-Brauereien herbeiführen werde. Nach einer Anordnung Louis Botha's werden in Zu kunft alle Verräther transvaalischer Herkunft mit dem Tode bestraft und falls sie Kapcolonisten sind, mit dem Bambock gezüchtigt. Die Engländer haben jüngst von der Ueberrum- pelung mehrerer Burenlager berichtet, wobei es ge lungen sein sollte, einige Hundert „Streitbare" gefangen zu nehmen. Jetzt stellt sich heraus, daß das nur wehr lose Greise, Frauen und Kinder gewesen sind. Commando bei Trichardsfontein, 131 Mann, gr-! fangen. Sieben Buren wurden getödtet. Ueber die, Verluste des englischen Generals schweigt der Bericht. Bei dem siegreichen Gefecht bei Heilbronn erobertes Aus dem Muldeuthale. 'Waldenburg, 12. Tecember. Aus Anlaß Dew et sechs Wagen mit Gespannen. ! *—- Tas Reichspostamt richtet erneut an das Gesammt- Tie englische Regierung hat sich entschlossen, eine Publikum das dringende Ersuchen, mit dem Versandt Anzahl Aerzte und Krankenpfleger nach Südafrika ' der Weihnachtspackete und Päckereien baldigst beginnen worden. Wir wollen nicht unterlassen, die betheiligten Kreise nochmals hierauf aufmerksam zu machen und be merken, daß vom 1. Januar 1902 ab nur noch die in der Eisenbahn-Verkehrsordnung vom 26. October 1899 vorgeschriebenen Frachtbrief-Formulare verwendet werden Hamilton, der zum Ersätze des Generals French nach dürfen. Südafrika gegangen ist, nahm fast das ganze Bethel-^ *— In der Zeit vom 1. September 1900 bis nie so gering gewesen, als im vorigen Jahre. Sie betrug nur 1,4 Proz. gegen 3,6 Proz. im Vorjahre. Jns- gesammt umfaßte der Turnkreis Sachsen 1041 Turn vereine mit 120,018 Vereinsangehörigen. Frauenab« theilungen bestanden 8346 mit 212,776 praktischen Turnerinnen. *— Ter Brauch, sich am heiligen Abend um den Weihnachtsbaum, als um den Mittelpunkt der Feier zu sammen zu finden, alle Familienmitglieder und auch das Gesinde um ihn zu versammeln und im Strahlenkreise seiner Lichter die Gaben und Geschenke auszubreiten, wird heute im Deutschen Reiche beinahe überall in dieser Form geübt. Und doch kennt man noch eine an dere Art der Bescheerung, einen Brauch, bei welchem nicht ein gemeinsamer Baum für alle Angehörigen ge schmückt wird, sondern wo jedes Familienmitglied nach Rang und Alter seinen eigenen Weihnachtsbaum er hält. Im Sächsischen Erzgebirge und in der Lausitz trifft man diesen Brauch noch hier und da heute an, und auch in der Familie des deutschen Kaisers wird er gepflegt. Wie alle Weihnachtssitten, so ist auch diese nicht willkürlich gebildet, sondern sie hat sich aus alten Ueberlieferungen entwickelt, und ihre Wurzeln gehen zurück bis auf die römische Zeit. Damals war es Neu jahrsbrauch, Zweige in der Halle aufzustellen, und diese zu Weissagezwecken zu benützen. Meist hatte ein jeder Hausbewohner seinen eigenen Zweig, und aus der Zahl und Anordnung der Blätter las man Glück und Un glück für den Betreffenden auf das folgende Jahr. Diese uralte Römersitte ist es, aus welcher sich der genannte Gebrauch entwickelte. (Gartenlaube.) *— Bei der gestern im Deutschen Haus hierselbst stattgehabten Versammlung der Gemeindevorstände des Amtsgerichtsbezirks Waldenburg wurde im Beisein deS Herrn Assistent Münch der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau durch den Gemeindevorstand Herrn Friedrich Landgraf in Dürrenuhlsdorf durch eine zu Herzen gehende Ansprache dem seit 1874 in Altwaldenburg wohnhaften 82 Jahre alten Gemeindevorstande Herrn Karl Heinig, welcher bereits im Besitze des allgemeinen Ehrenzeichens ist und welcher mit Schluß des Jahres aus seinem Amte scheidet, ein von den Gemeindevor ständen gestifteter Schlafrock überreicht, wofür Herr Heinig sichtlich gerührt den Gebern seinen Tank aus sprach. *— Es giebt eine freundliche Fee, die in unserer modernen Zeit, besonders auch in der Weihnachtszeit, nicht wohl zu entbehren mehr ist. Sie beflügelt das ruhige Geschäftsleben, sie bringt das langsam rollirende Geld zum flotten Klingen, sie amüsirt und unterhält. Tas ist die gute Fee Rcclame, die empfiehlt, die aber auch erfüllt, was sie verspricht. Wie sollt' es wohl aus dem Weihnachtsgeschäft werden, wenn nicht ein wenig Tamtam dabei wäre, wie würde manche fleißige, arbeitslustige Hand feiern können, wenn das Publikum nicht ein wenig animirt würde? Und damit wird ihm Vieles leicht und bequem gemacht. Wer heute geht, Weihnachtsgeschenke einzukaufen, der hat durch die Reclame der Zeitungs-Annoncen doch schon eine gewisse Anregung dafür erhalten, was er auswählen will. Ter Unterhaltungstheil. Der Bauer vom Wald. Novelle von Anton v. Perfall. 28) (Fortsetzung.) Dazu kamen noch die besonderen Freunde des Herrn Fritz, typische Exemplare des großstädtischen Nachwuchses, kümmerliche Gestalten in geckenhafter Tracht, mit jedem Worte, mit jeder Bewegung die schlechte Erziehung ver- rathend. Frau Wanda, in auffallender, kostbarer Kleidung, wurde beständig von dem Operettentenor Vigo um schwärmt, der ihr in auffallender Weise den Hof machte, während Polentz wie ein Pascha unter den Gästen wandelte. Matthias stach mit seiner hohen, kräftigen Gestalt, den unter dem schwarzen Rocke sich abzeichnenden Mus keln, der noch immer etwas schwerfälligen Bewegung des Bauern, den markigen Grfichtszügen, die sein neues Leben nicht so rasch verwischen konnte, Vortheilhaft ab inmitten dieses bunt zusammengewürfelten Völkchens. Nur die Hauptpersonen fehlten noch für Herrn Polentz, den eine heftige Unruhe befiel — Johannes und seine Frau. Eben war er im Begriffe hinauSzueilen, sie zu holen, da trat schon Graf Waradin ein. Lautlose Stille, allgemeine Verneigung. sHWährend Polentz seine Gattin vorstellte, schweifte das Auge des Grafen suchend über alle Köpfe. Matthias wurde mit einem scharfen Blick und einem äußerst gemessenen Kopfnicken abgefertigt. „Wo ist denn der Vater Ihres Schwiegersohnes, der Bauer vom Wald?" fragte jetzt der Minister. jIPolentz stand der Schweiß auf der Stirne. Er war verloren, wenn Johannes ihm einen Streich spielte. So unglaublich es war, der Graf hatte sich den Bauern in den Kopf gesetzt. I» dem Augenblick ging eine Bewegung durch den Raum. Polentz hätte aufjauchzen mögen. Da stand er, der Bauer vom Wald, im langen Rocke mit den schweren Silberknöpfen, mit den hohen, glänzenden Stiefeln und den Lederhosen, die bis an die Kniee reichten — eine Hünengestalt, die alle Anwesenden um Kopfeslänge überrachte. Ihm zur Seite die Bäuerin in schwarzer Seide, mit rochen Blumen darein gewirkt. Um den Hals die silberne Kette aus feinstem Silber filigran mit feurigen Rubinen besetzt, das schwere Haar von einer Art Krone gehalten, welche das Hinterhaupt schmückte. Tas Maskeradenhafte des ganzen Auftritts, vor dem sich Johannes mit Recht so gescheut, kam im ersten Augenblicke gar nicht zur Empfindung, so einheitlich wirkte Tracht und Wesen. Graf Waradin war sichtlich angenehm überrascht. Er ging sofort auf Johannes zu, reichte ihm die Hand und ließ sich seine Frau vorstellen. „Es freut mich sehr, Sie hier zu sehen," begann er zu Johannes. „Habe schon gehört von Ihrem schönen Wald, den leider die bösen Nonnen verzehrt haben. Nun, die Hauptsache ist ja der Boden! Der Boden bringt auch wieder Wälder. Und dann können Sie sich, wie ich sehe, über die Früchte nicht beklagen, die er getragen hat. Sie haben es verstanden, sie gut zu verwerthen. Sagen Sie einmal, haben Sie gar kein Heimweh, gar keine Sehnsucht nach Ihrem Hofe? Sie sehen mir gar nicht danach aus, als ob Sie sich rasch bei uns eingewöhnen könnten." Johannes wurde es heiß. Der Mann wühlte mit den wenigen Worten sein ganzes Innere um und weckte sein Gewissen. Nicht gedacht hatte er seit Monaten an den dankbaren Boden, nicht einmal hatte er ihn ausgesucht trotz aller Briefe und persönlichen Bitten Rosls. Er drehte den Hut in der Hand und stotterte einig« allgemeine Redensarten. In seinem Alter tauge man nicht mehr zur Landarbeit und sei am Ende überall zur Last. Dieser Bemerkung widersprach Herr Polentz so laut und energisch, daß den Grafen nichts mehr übrig blieb, als mit feinem Lächeln seinen Eifer zu mäßigen. Plötz lich ergriff er mit einer raschen Bewegung Johannes am Arme und entfernte sich mit ihm in einer Weise, die keinen Zweifel zuließ, daß er von niemandem ge stört sein wollte. Auch Polentz zog sich nach vergeblich wiederholten Versuchen, an dem sich entwickelnden Zwiegespräche theil zunehmen, zurück. Johannes machte das gerade Wesen, das sichtlich warme Interesse an allem, was den Bauernstand betraf, rasch zutraulich, und plötzlich war es ihm, als versänke der ganze Raum um ihn her mit den geputzten Menschen, und er stände mit dem hohen Herrn vor seinem Hofe, und rings rauschte der Wald zu ihm herauf, wogten die Felder; und er sprach von des Bauern Leid und Freud, von allem, was ihn bedrückt, von allem, was er sich oft ausgedacht, wenn er durch seinen Wald ging, wie es sein sollte und könnte, und der Graf hörte ihm schweigend zu und nickte nur oft ernst mit dem Kopfe. Plötzlich intonirte das Orchester einen Marsch. Johannes erwachte wie aus einem Traume. „Aber was red' i denn da, Excellenz. I bin ja kein Bauer mehr. Wia nur grad so ein hoh'r Herr so an müaß'gen Schwätzer anhör'n mag, der sein Grund und Bod'n verlass'» und in der Stadt faulenzt —" „Allerdings da gebe ich Ihnen recht, Sie hätten bleiben sollen, was Sie waren," entgegnete der Graf. „Gerade um solche Leute, wie Sie, ist es schade. Was aber Ihre weitere Bemerkung betrifft — Sir arbeiten ja eigentlich mehr wie früher, Sie sind ja, wir ich höre, die Seele des Geschäftes hier." Johannes sah starr auf den Grafen. (Fortsetzung folgt.)