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SäliMlhk DocheilnG 43. Jahrgang Sonnabend, den 3. Decemßer 1881 Fcullletou Der »erd«, bi» «. Freit»» Wittag an g en o mmk» und kosten: die 1sp-U. Zelle 1b A. Unter Lingesandt: so P,. Abonnements-Einladung. Bestellungen aus die „Sächsische Dorszeitung" sür den Monat Tecember nehmen alle kaiserlichen Postaustatten und Posterpeditionen gegen Voraus bezahlung von LV Pfennig entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit möglich, nachgeliefert. Die Verlags-Expedition. Höhere Bestrebungen. AuS vem amerikanischen Leben von I. Wackwitz-Lusch. (Schluß.) In dieser Weise sprachen sie auf ihn ein. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger .Herrmann Müller in Dresden. PolinsHe Weltschan. Deutsches Reich. Mehr und mehr dämmert in der öffentttchen Meinung die Einsicht, daß die sich täglich wiederholenden Wortgefechte im drvtschen RächS- tage nur eine große Bewegung hinter den Koul'ssen überlönen sollen und um so lauter m d lebendiger geführt werden, je näher die Ergebnsse jener Bewegung stehen. Nachdem Fürst BiSmarck öffentlich erklärt hat, wenn er zwischen einem liberalen und einem klerikalen Mi nisterium wählen müsse, so würbe er baS letztere ent schieden vorziehen, braucht man zwar an eine baldige Verlegung der päpstlichen Residenz nach Deutschland noch nicht zu denken, wohl aber scheinen die Verhano- lungen mit der römischen Kurie bereilS so weil ge diehen, daß demnächst der Ab'chluß deS KirchenstreileS ohne Demülhigung der preußischen Regierung möglich wird. Die Stellung des Papst,Hums zu den katholischen Mächten gestaltete sich in letzt.r Zeit durch die radikalen Ministerien in Frankreich, JlaUen und Spanien so un günstig, daß die Kurie in den wachsenden Sympathien, welche ihr die preußische Politik rntgegenbringt, einen mächtigen Halt erbt ckt. Der protestantische deutsche Kaiser wird deshalb Italien nicht zwingen, der Kirche die Stadt Rom zmückzugeben und Fürst Biömarck ebensowenig die Wieoerauf-ichtung der weltlichen Herr schaft deS Papstes ernstlich fördern, aber die Kurie hat trotzdem Grund dem preußischen Königthum dank, bar zu sein, das ihm eine Zuflucht offen hält und dffen positiv kirchliche und legitime Anschauungen im leb haftesten Kontrast stehen mit den kirchenfemdlichen Be strebungen, dre sich in Italien und Frankreich unter dem Banner des Radikalismus und deS Atheismus immer bedrohlicher kund geben. .Die deutschen Fürsten und das deutsche Volk", unter diesem Tuet bringt die preußische „Provinzial- Korrespondenz- einen Kampfarnkel gegen die ver meintlichen liberalen Freunde deS KönigthumS, die sich vermessen die Hohenzollern schützen zu müssen vor der Vergewaltigung eine- nach Allmacht strebenden über PalmS Lippen, „ich bin auf dem Wege -u ihr. , Sie sahen sie doch wohl zuletzt in T, wo sie noch ver- i weilt?" „Mit Nichten, Mr. Palm, ich sah sie zuletzt gar nicht weit von hier. Ich — mein Name ist nämlich ! Doktor Horace Hamilton. Ihnen wahrscheinlich bekannt — ich harte die Ehre, die berühmte Rednerin, deren Talent ich anbete, zu begleiten; nur ein kleiner Zufall brachte uns vor kaum einer halben Stunde auseinander. Ich hoffe mit ihr an der Eisenbahnstation zusammen zu treffen. Miß Albertson that eine Aeußerung, nach welcher eS mir sehr wunderbar erscheint, daß Sie" — „WaS erscheint Ihnen wunderbar", fuhr der tief verwundete Mann voll Heftigkeit auf, eS war, alS ob er die Folter, welche diese Redeweise ihm bereitete, nicht länger ertragen könne. „Ist eS wunderbar, wenn ein Gatte seine Gattin sucht, die unter einem Einflüsse, welcher durchaus nicht der edelste sein kann" „O Frank! liebster Frank!" schlug plötzlich eine süße, sanfte, reuevolle Stimme an sein Ohr. „Vergieb mir! Vergieb mir!" Und vor ihm stand sie, die geliebte, ersehnte Ge stalt, daS Kind des Elends erbarmungsvoll in ihren Armen haltend, zärtlich bittend mit den schönen, von Lhränen umflorten Augen zu ihm aufblickend. „Ich habe mich so schwer an Dir versündigt, kannst Du mir verzeihen?" Wie leise und demüthig kamen diese Worte von i ihren Lippen. Er hatte In diesen letzten Lagen eben so ma-lo- ! um sie gelitten, al- er sie maßlos liebte und noch jetzt, e,neS vielfach inS Volk geworfenen Zweifels über die Stellung deS Kaisers ist und welche trotz der flaats- reutl.chen Verantwortlichkeit d«S Kanzlers daS vollste moral-fche Emve.-ändmß unseres Kaisers bekundet. LUS bei dem Beginn der Retth-A-bebatte über dm Skat d,S Auswärtigen Amte- am Mittwoch der Abg. V. chow die Regierung um Aufschluß über den St.nd der Verhandlungen mit der römischen Kurie ersuchte, erwiederle Fü.st Bismarck, er halte e» für nützlich diese Krage im Reichstage in sehr beschränkten Grenzen zu behandeln. Da es sich nicht um eine Angelegenheit handle, welche der Kompetenz deS Reiche- unterstehe, sondern um eine preußisch. Frage, so werde er über dieselbe im preußischen Landtage Auskunft erlheüen. Dte Absicht gehe dahin, dem preußischen Etat eine Position emzuverleiben, um einen diplomatischen Vertreter bei der Kurie zu be- gläubigen. Die Motive der Verstimmung, welche dm Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem früheren Papste involvirten, seien bei d.ffen Nachfolger beseitigt, daher solle eine diplomatische Vertretung bei dem letzteren wieder eingeführt werden. Auch du übrigen Emzelstaaten, er erinnere an Baiern, haben eine specielle Vertretung bei dem Vatikan. Er halte dieus Verhältniß bei den verschiedenen konkurrirendea Interessen für nützlicher, werde aber, fall- daS allge meine Interesse mehr in den Vordergrund gelange, auch eine deutsche Vertretung in- Auge faff.a. Ein Uebcr- gang werde sich da leicht finden lassen. Liese Ver tretung der Bundesstaaten sei übr'grnS nicht eine solche bei einer auswärtigen Macht, sondern bei dem Oderhaupte der kathol,schen Kirche. Ueber die Verhand lungen mit der Kurie selbst im Reichstage MtttheUungm zu machen, halte er nicht für opportun. Der Abg. Windtdorst trat hierauf für den Frieden zwischen der katholischen und der evangelischen Ktrche em. Dagegen erklärte Abg. Virchow, er bezweifle, daß ein Sinzelver- tretung Preußens bei dem Vatikan im RrichSinterrffe sei. Der Gedanke, der Papst mit der gesammten Kurie solle nach Deutschland kommen, sei ihm unheimlich. Er habe mit seinen Parteigenossen den Kulturkampf deS Kanzler« nur in der Hoffnung unterstützt, der Reichskanzler würbe konseq-enter sein. Fürst Bismarck erwiederte: Wenn ich wirklich den Kampf fortsetzea wollte, so würde ich dadurch behindert sein, daß mich die früheren Bundesgenossen im Kampfe verlassen haben und in die Arme deö CrntrumS treiben. Sie sehen, daß ich zur Wahrnehmung der Interessen deS Staate- ofl gezwungen bin, anders alS früher zu hanteln. UebrigenS zur Wahl zwischen einem Ministerium der Fortschrittspartei und beS CentrumS gestellt, würde ich letzterem den Vorzug geben, denn daS Centrum ist un bequem, der Fortschritt jedoch gefährlich. Abg. v. Kleist- da er sie vor sich sah, schöner und holder wie je zuvor, kämpften Schmerz und Seligkeit in feiner Brust. „Ich weiß nicht, was eigentlich meine Mary von meiner Seite getrieben", brachte er zögernd hervor, „ich verstand den Sinn Deiner Depesche dmchauS nicht. Ich dachte nur immer an die Worte, die ich Dich hatte zufällig zu Deiner Mutter sagen hören, daß Du mir ein Opfer brächtest, Lag sür Lag, weil Du Lich, so jung, so blühend, an mich, den älteren Mann gekettet. Glaube nicht, daß ich Dir deshalb zürne, nein — nein — aber ich will kein Opfer — ich will ja nur dein Glück." „Und darum, «eil Du mein Glück willst, verzeihst Du m»r und nimmst mich auf!" rief Maiy, sich in seine Arme, an sein Herz schmiegend. „Ich weiß eS ja — ich habe unzählige Lhorheilen gedacht, gesprochen und begangen — und ich war Deiner unwürdig die her — ich hab« Dich entsetzlich verkannt. Ader die Armen und Verlassenen, denen Du ein Wohllhäter bist, haben mich zur Erkrnntniß gebracht. O. Frank, Frank, Du bist mir Alles, Alles — Du bist die ganze Welt für mich — ich beschwöre Dich — glaube an mich — ich bin stolz auf D ch — ich liebe Dich grenzenlos!" Bedurfte rö noch mehr? Doktor Hamilton war, nachdem Mary hervorge- treten, still seine- WegS gegangen. Erbereute jetzt plötzlich, nicht bei Miß Albertson tn L geblieben zu sem und sich an deu Geuüssrn, die ihre goldgefülltrn Hände auszu- streuen pflegte.., gelabt zu Haden. Noch war e- nicht zu spät, oaS Versäumte ließ sich nachholen. Der Methodistenprediger war mit den armen Leuten «ne Strecke querfeldein gezogen, noch unschlüssig, ob er »sRsdaMv» Lre-dn». Neustadt tl. Meißner Sasse S. Vie Zeitna» erscheint Dienst a«, Deuuersta» und Lmtuadeud früh. Utonuement»- PreiSr ^erlellährl. M. 1^0. Z» beziehen durch die kaiserluhen Post, «stallen und durch unsere Boten. vet freier Lieferung tn» Hau» erhebt die Pop noch eine Ge bühr von 2b Pfg. Iuferateu- «meatzmefteLeur Die Arnoldtfche Buchhandlung, Jnvalidendank, HaafentzeinL Vogler, Rudolf Mofse, S. L Daube « L». in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berl«, Frankfurt a/M. Andere, welcher neben ,hm herg ng und der ein Metho« distengeistlicher aus der Nachbarschaft war, hätte wohl können Stoff zu einer Betrachtung über praktische Be- thäligung brr Nächstenliebe finden. Doch suchten seine Gedanken keinesfalls ihren Weg über siine Lippen, schwei gend und verschlossen wandelte er üb,r die Stätte der Zerstörung dahm, die tn seinen Augen vielleicht nicht- anderes, alS daS Strafgericht Gotieö rrpräsentirte. Der Dritte, alS er den Namen Palm vernommen, drängte sich dichter an den Träger desselben heran. „Mr. Palm, Sie entschuldigen, kennen Str Mrs. Palm, die berühmte Rednerin der Ladtes-Society, welche Damengesellschaft gewisse höhere Bestrebungen vrr- folgt und welche Dame in -k glänzend, wenn auch nicht fertig gesprochen hat. Eine reizende Dame in der That, allein auf Reisen, aber doch verheirathet — eine sehr selbstständige, sehr gefeierte Dame." Mr. Palm hemmte seine Schritte. Blässe bedeckte sein tiefernst«» Gesicht. Mit zuckender Hand faßte er nach dem Arm de» Mannes, der so eben gesprochen und Bride blieben stehen «ndzwar gerade vor der Gruppe von Bäumen hinter welcher Mary das leibende Kind pflegte. „Sie sprechen von meinem Werbe," kam e» mühsam Ministers. Der Zweck diese- Artikels scheint nebenbei die bemängelte Rechtfertigung der Form der kaiserlichen , Barschaft. Es heißt in demselben: „Welcher Minister dürfte sich auf seine „kaiserliche Pflicht" berufen, DieS oder Jenes „dem Reichstag an'- Herz zu legen"; wer > ander- alS der Kaiser selbst dürfte von dem Rückblick auf die Erfolge sprechen, „mit denen Gott seine Regie rung sich'lich gesegnet habe", — wer, als er, kann davon sprechen, „dereinst das Bewußtsein rc. mitzu- nehmen". Ebenso ist eS offenbar rein persönlich, wenn der Kaiser sich für die Anregung einer Richtung der Politik „vor Gott und den Menschen verpflichtet" er- ' klärt. — DaS freilich hatten die Kortschrmeleiter nach - dem Ausfälle der Wahlen nicht für möglich gehalten, j das der angeblich durch sie befreite Kaiser sich im Sinne seines Unterdrückers, im Sinne der BiSmarckschen ! Reformen gegen den Liberalismus auSsprechen und sich > ganz unumwunden für die vermeintlich abgethane Politk > erklären könne. „Drr Monarch spricht im konstitutio nellen Staate nicht eigene Ansichten, nur die seiner i Minister auS", so ertönt eS nun von denselben Leuten, von denselben Blättern, die kurz vorher verlangt hatten, ! der Kaiser solle den Reichstag selbst eröffnen und durch sein Erlcheinen die Politik deS Fürsten Biömarck ver- » leugnen Man kennt freilich in Prrußen, in Deutsch- j land den KonstitutionaliSmuS nicht, der den Kürsten zu ! einer Null macht, der ihm verbietet, eine eigene Ansicht zu haben und ihn in dieser Beziehung an seine wechseln den Minister weist. Nicht dadurch habrn die Hoben- ! zollern die allgemeine Verehrung und Liebe erworben, daß sie Andree für die öffentlichen Angelegenheiten haben sorgen lassen sondern daß sie daS Wohl be- Volke» jederzeit auf dem landeSväterlichen Herzen trugen. ES ,st ein Wider sinn, die Ehrerbietung gegen die Hohenzollern fortwährend zu versichern und ihnen koch jede Theilnahme an der ! staatlichen Sorge für daS VockSwohl zu ver'agen. Zu ! den Fürsten, welche die dankbaren Gefühle unseres Vo keö für die Hohenzollern vorzugsweise begründet j habkn, gehören z. B. auch Friedlich der G.oße und Friedrich Wilhelm III.; sie würden e» schwerlich ver stehen, daß sie unter der jetzigen Verfassung nicht mehr das Recht haben sollten, zu ihrem Volke über dessen höchste Interessen zu sprechen. Nein, in Preußen und ebenso in Deutschland hat nie daS Wort gegolten: „Der König herrscht, aber er regiert nicht", — in Preußen gilt vielmehr noch heute das Wort, das bei Beschwö rung der Verfassung vom Throne gesprochen wurde: „In Preußen muß der König regieren, darum will ich auch regieren." In diesem Sinne hat die preußische Regierung auch die weiteste Verbreitung der Botschaft ang ordnet, welche nicht eine Deckung deS Fürsten Biömarck durch den Kaiser, wohl aber die Aufklärung - — —— ——""