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Von den Seltenheiten sind zuerst einmal die aben teuerlichen Rotfeuerfische zu nennen, die wohl zu den groteskesten Gestalten der Fischwelt gehören. Ihre nadel spitz auslaufenden Flossenstrahlen stehen mit Giftappara- ten in Verbindung, deren Stich sogar die Bisse der Gift schlangen an Wirkung übertrifft. Noch unbekannter ist der Fransenfisch, der — bisher noch nie lebend eingefan gen — über und über mit „Fransen" behangen ist, die aus allen Teilen des Körpers wie zierliche Gräser und winzige Bäumchen herauswachsen. Leuchtend ist die Farbenpracht der orangefarbenen Weißbinden-Korallenfische, der flam mend roten Glühkohlenfische und der wie schwimmende Edelsteine schimmernden Opalkorallenfische. Bei dem Transport befand sich weiterhin eine Anzahl gelb und schwarz gebänderter Wimpelträger, die eher ins Wasser gegangenen Schmetterlingen als Fischen ähnlich sehen. Der interessanteste neue Zoogast ist aber wohl ein bunt getupfter Kofferfisch, der einen dicken Knochenpanzer trägt, mit dem Rüsselmaul sogar aus dem Wasser spuckt, sich zudem bei drohender Gefahr wie ein Ballon aufbläst und äußerst giftig ist. Blütenzauber in Essen Der Volksgarten des Ruhrgebiets. Mit der durch den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Darrö, eröffneten Reichsgartenschau Esten l938, die sich auf einem fast 580 000 Quadratmeter großen Gelände ausbreitet, ist eine Ausstellung geschaffen worden, die mehr ist als eine vorübergehende Erscheinung, denn sie wird auch späterhin, nach Schluß der Garten schau, als Daueranlage erhalten bleiben. Von Jahr zu Jahr soll sie an Schönheit gewinnen als der große Polksgarten des Ruhrgebiets, -der sich mit vollem Recht einreiht in die Zahl der großen Garten anlagen Deutschlands und Europas. Ueberraschend ist die Fülle dessen, was der deutsche Gartenbau hier zusammengetragen hat. Der Frost und der Schneefall der letzten Tage haben dem Blühen und Sprießen in dem großen Blumengarten kaum etwas anhaben können. Die Reichsgarlenschau wird in hervorragendem Maße — nicht zuletzt durch die besondere Pflege und Förderung, die sie dem Kleingarten zuteil werden läßt — ihre Aufgabe erfüllen, Fachausstellung nach den Grundsätzen des Reichsnährstandes und zugleich Volksausstellung im besten Sinne des Wortes zu sein. Sie schlägt wahr haft eine Brücke zwischen Stadt und Land — und das ist das hohe Ziel, das der Reichsgartenschau inmitten des dicht besiedelten Ruhrgebietes mit seinen Millionen schaffender Menschen vornehmlich gesetzt ist. Essen, die Stadt der Arbeit — weithin rühmlichst be kannt als das stählerne Herz Deutschlands und als die Waffenschmiede des Reiches — ist sich bei der Vorbereitung und Gestaltung diefer einzigartigen Leistungsschau des ganzen deutschen Gartenbaues in ganz besonderem Maße seiner durch die Eigenart des Industriegebietes und seine reiche gartenkulturelle Tradition bedingten Verpflichtung bewußt gewesen. Neues Marmorlager in Thüringen Schätzung über 4900 Kubikmeter. Thüringen besitzt das größte Vorkommen der Welt in rotem Marmor. Bis zum Jahre 1933 führte diese Industrie einen harten Lebenskampf. Als der Führer und Reichskanzler das größte Bauprogramm aller Zeiten im neuen Deutschland eröffnete, begann der Wiederaufstieg der Saalburger Marmor- Werle und damit die Erschließung deutschen Mar mors in Thüringen. Der rote Saalburger Mar- mor wurde das Zeichen einer neuen innenarchitektonischen Baukultur. Seine Verwendung im Haus der Deutschen Kunst in München, für den großen Saal der Reichskanzlei und u. a. für das Olympia-Schwimmstadion bedeutet für die Thüringer Marmorindustrie eine hohe Auszeichnung. Jetzt kann die Verwendung noch größere Ausmaße an nehmen. Unweit von den Marmorbrüchen bei Saalburg wurde ein großes Lager eines neuen roten Marmors entdeckt. Sachverständige schätzen dieses Vorkommen aus etwa M>0 Kubikmeter. Das Aussinden von Blöcken mit über elf MS»--———-— . " Reichsgartenschau in Men. Weltbild (M). Unser BiD zeigt einen Riesenfisch, eine groteske Figur im Keramikhof der Reichsgarte»- schau, die vom Reichsbauernführer Reichsminister Darre eröffnet wurde. Meter Länge ermöglicht nunmehr in unserer deutschen Archi tektur weitere große Baulösungen mit diesem prachtvollen Gestein. Die Thüringenschau, Berlin, zeigt eine Platte dieses neu ^entdeckten Marmors, der den Namen „Königsrot" erhielt. In wunderbarem Dunkelrot, mit Hellen bis tiefschwarzen Adern, besitzt dieser Marmor eine seltene Pracht an Farben. Die Ent- decknng von „Königsrot" wurde in einem älteren, abgebauten Bruch gemacht, der lange Zeit unter Master stand. Die ein- geleitcten Untersuchungen des Materialprttfungsamtes ergaben eine hohe Druckfestigkeit und Frostbeständigkeit. Schmetterling oder Kisch? Der Münchener Zoo erhielt wertvollen Zuwachs. Der Münchener Tierpark Hellabrunn konnte zur Ver vollkommnung seiner tropischen Fischwell zwei Transporte indischer.Korallenfische empfangen, von denen einige noch nie in einem europäischen Zoo gezeigt wurden. In 24 gro ßen Transportkannen hat Direktor Heck die Fische in Rot terdam abgeholt und unter ständiger Sauerstoffzufuhr in einem geheizten Sonderabteil nach München gebracht. AO d-mmern-eu Mchten Roman von L « « y Woth«. Verlag: Romanbüro Dötsch 8- Holl, München. 44. Fortsetzung. Dagmar lam sofort näher, und ein schalkhaftes Lächeln flog um ihren Mund. „Nun? Wird es Ihnen schwer, diese Bitte in Worte zu fasten? Haben Sie so wenig Vertrauen zu mir, daß Sie sich fürchten?" „Ich möchte um die Erlaubnis bitten, gnädige Frau, Sie verlasten zu dürfen." „Ethel, Kind, was fehlt Ihnen denn? Sie wollen von mir fort, wo wir erst vor ein paar Tagen festgestellt haben, wie gut wir uns eingelebt. Ja, wissen Sie denn nicht, Kleines, daß ich Eie wirklich liebgewonnen habe? Was fehlt Ihnen denn, worüber haben Sie sich zu beklagen?" In Ethels Augen schossen die Tränen. „Ich weiß ja, daß es undankbar von mir ist, Sie jetzt zu verlassen, aber ich kann nicht anders. Ich kann nicht dieselbe Luft mit den Menschen atmen, die mich einst an de« Rand der Verzweiflung jagten, die mich dann krank «nd elend ohne Mittel fremden Menschen überließen, und die ich hier nun wieder sehen mußte. Nein, ich ertrage es nicht. Und darum wollte ich Sie bitten, mir zu erlauben, daß ich für die Zeit Ihres hiesigen Aufenthalts nach Nizza oder Mentone gehe und dort Ihrer Rückkunft harre." Die Sängerin war dem jungen Mädchen ganz nahe getrete«. „Also die Bonatos haben Sie wiedergesehen, Sie armes Ding? Ja, das tut mir wjrklich furchtbar leid, aber ich weiß doch nicht, ob es richtig von Ihnen ist, den Leuten auszuweichen." „Sie vergessen, daß ich noch nicht mündig bin, und daß mich der Baron jederzeit zurücksordern kann. Ich bin ja überzeugt, daß er gar nicht daran denkt, und er sowohl wie seine Mutter froh sind, daß sie mich losgeworden, aber ich habe so eine entsetzliche Angst wenn ich diese Menschen mir nahe weiß." „Närrchen," tröstete Dagmar. „Trotzdem ich Sie nun hätschele und pflege wie ein kleines Kind, find Sie noch immer so nervös. Ihre Furcht ist wirklich grundlos. Seien Sie versichert, wenn die Bonatos Sie zurückoerlangten, daß ich auch noch da bin« um Einspruch dagegen zu er heben." „Ich hatte " fuhr Dagmar sinnend fort, „eigentlich vor, Eie mit der fertigen Tatsache zu überraschen, da ich aber sehe, welch ein kleiner Angsthase Sie find, möchte ich Ihnen vielleicht die Furcht vor den Bonatos nehmen. Ein Freund von Ihnen ist in Monte Carlo und es ist möglich — ich hatte ihn eigentlich schon gestern erwartet —, daß Sie ihn noch heute sehen. Ich hoffe, Sie werden durch ihn etwas ruhiger und zuversichtlicher werden." „Ein Freund?" Ethel schüttelte mit Resignation den Kopf. „Ick habe keine Freunde." I Dann aber ging ein Zittern durch ihre Gestalt, und ihre Auaen wurde« aroß und weit. „Mister Illings?" stotterte sie, die Hände faltend, „ist es möglich, er?" „Ja, kleines Dummerchen, er selber. Ich traf ihn vor'm Laf6 de Paris. Er erkundigte sich sehr eifrig nach seinem Schützling, und ob er auch brav gewesen. Ich habe Ihnen natürlich das beste Zeugnis ausgestellt, und habe ihm der Wahrheit gemäß berichtet, daß ich mich noch niemals so wohl gefühlt habe, wie seit der Zeit, wo Sie bei mir weilen." Ethel beugte ihr heiß erglühtes Angesicht tief auf die gütige Hand der schönen Frau und sagte warm: „Wie danke ich Ihnen, gnädige Frau, für alle Ihre Güte und Nachsicht, aber selbst wenn Mister Illings hier ist, besten Schutz ich natürlich sehr hoch für mich bewerte, möchte ich doch lieber Monte Carlo verlasten, denn ich fürchte, Mister Illings kommt in einer besonderen Mission, die sich gegen die Bonatos richtet, und so sehr ich auch alle Ursache habe, meinen Verwandten zu zürnen, so möchte ich doch nicht diejenige sein, die sie gewissermaßen verrät." „Von Verrat kann doch gar keine Rede sein. Wer solche Leute in ihrem Tun und Treiben unterstützt, macht sich ja mitschuldig. Was gibt's?" Ein Hotel-Boy erschien in der Tür. „Mister Illings wünscht den Damen seine Aufwartung zu machen." Ein kaum unterdrückter Schrei kam von Dagmar Sund- valls Lippen. Mit einigen hastigen Schritten eilte sie zur Tür, dann aber blieb sie stehen, beide Hände dem Ein tretenden entgegenstreckend. Mister Illings, in tadelloser Besuchstoilette, wie ihn Dagmar noch gar nicht gesehen, neigte sich tief über die weißen Hände der schönen Frau. „Verzeihen Sie," entschuldigte er sich, „daß ich erst heute komme, aber wichtige Vorkommniste hielten mich gestern leider zurück. Ah, meine kleine Freundin," wandte er sich mit einem leisen Lächeln an Ethel, die in der Mitte des Zimmers wie angewurzelt verharrte und nicht wußte, ob ste gehen oder bleiben sollte. „Wollen Sie mir nicht auch ein Händchen geben? So ist's recht. Ich glaube, Sie find noch gewachsen" und „wie schön Sie geworden find," wollte er hinzusetzen, verschluckte aber die Worte und murmelte etwas, wie wohlaussehend er sie fände. Dagmar sah köstlich amiifiert auf die Gruppe. „Liebster Mister Illings," scherzte sie, „mit den Kom plimenten will es, so scheint es mir, noch nicht recht gehen. Kommen Sie her und nehmen Sie erst eine Taste Tee, den meine liebe Ethel mir immer so köstlich bereitet, und dann erzählen Sie." „Erzählen, Gnädigste?" fragte Illing zu Dagmar her. über, Ethel herzlich zunickend, „da ließe sich viel berichten, zuerst, daß Sie gestern ganz wundervoll gesungen haben. Ich war wirklich entzückt." Ein feines Rot huschte über das Antlitz der schönen Frau. „Wirklich? Hat es Ihnen gefallen? Ihr Urteil ist mir mehr wert, als die begeistertsten Kritiken, denn ich sang gestern Heimatlieder, Mister Illings, Heimatlieder, die ich einst in Jugendtagen sang, als ich von Kunst noch nichts wußte, und die ich in den langen Dämmernächten mit ihrem Purpurschein hinausjubelte über den weiten Fjord, wo die Wasser raunen und ihr Rauschen sich mit meiner Stimme mischte. Misten Sie noch?" Mister Illings rückte ungeduldig an seinem hohen Kragen. Es war doch recht schwül in dem Gemach mit de« vielen Blumen. Ein Unfug war's natürlich, so viel Blu men in ein Zimmer zu stellen. Ethel sah verständnislos von einem zum andern. Was war zwischen den Beiden? Und warum tat ihr das Herz plötzlich so weh? „Darf ich mich zurückziehen, gnädige Frau?" flüsterte sie leise Dagmar zu. „Nein, bitte, bleiben Sie," wehrte der Engländer, der halb und halb die geflüsterten Worte verstanden. „Was ich zu erzähle» habe, das geht auch Sie an, Fräulein Ethel." Zitternd schmiegte sich Ethel in ihren Sessel. „Sie wissen, gnädigste Frau," fuhr Illings fort, ohne Dagmar anzusehen, „ daß ich mich in den Dienst der Fa milie Skaare gestellt habe, der vor allen Dingen daran liegt, den Aufenthalt der jüngsten Tochter zu erfahren, die heimlich von Hause fortging, um die Gattin dieses Barons Bonato zu werden. Ich bin mit dem Inspektor des Ramsahofes monatelang in der Welt umhergereist, ohne eine Spur zu finden. End lich erkundete Raßmusten, daß die Bonatos in Ostende auf getaucht. Sofort fuhr ich dorthin, ich traf auch die junge Frau und versuchte, sie zur Rückkehr zu bewegen, aber ich sah zu spät ein, daß ich nicht brüsk genug vorging, kurz, die Bonatos hatten Ostende verlasten, ehe ich ihrer habhaft werden konnte Nun begann wieder ein erneutes Suchen, das erst sehr aussichtslos schien, bis schließlich die Spuren, die Raß- musten mit zäher Ausdauer verfolgte, nach Monte Carlo führten. Ich bin nun seit länger als acht Tagen hier, um die Donatos zu beobachten und um Material über ihr Vorleben zu erlangen. Raßmusten unterstützt mich darin nach Kräften, aber es fehlt uns noch hier und da ein Schlüssel, und diesen Schlüssel, Fräulein Ethel, hoffe ich, können Sie uns geben." „Also darum ist er gekommen," ging es wie ein Stich durch Dagmars Seele, und ihr Antlitz wurde hart und abweisend und durch einen hochmütigen Zug so entstellt, daß Mister Illings sie ganz erstaunt ansah. Ethel aber sprang leidenschaftlich erregt auf und streckte abwehrend die Hände gegen oen Engländer aus. „Nein, nein, niemals!" ries fie entsetzt. „Wie könnte ich? Ich vertraute Ihnen alles, was ich weiß, und selbst, wenn ich mehr wüßte, könnte ich die Menschen doch nicht verraten, die mir einkt nakestande«." (Fortsetzung folgt.)