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Eibenstocker Tageblatt : 18.02.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426616677-193802187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426616677-19380218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426616677-19380218
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Eibenstocker Tageblatt
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-02
- Tag 1938-02-18
-
Monat
1938-02
-
Jahr
1938
- Titel
- Eibenstocker Tageblatt : 18.02.1938
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Die Welt über Oesterreich Zwischen Verständnis und neuer Heye. Der deutsch-österreichische Ausgleich bildet weiterhin das Tagesgespräch Europas. Die gesamte Auslandspresse steht unter dem tiefen Eindruck der Wiener Ereignisse. Ein Teil der Londoner Blätter zeigt wachsendes Ver ständnis für die Folgen der Berchtesgadener Besprechung. Die Entwicklung in Oesterreich wird als natürlich an erkannt und dabei hervorgehoben, daß sie auf friedlichem Wege durchgeführt und den Empfindungen der Bevölke rung gerecht wird. Im Gegensatz dazu ist die Pariser Presse ganz aus Panikmacherei und Hetze gegen Deutsch land eingestellt. Die Pariser Zeitungen bedauern, daß Frankreich und die Kleine Entente sich nicht rechtzeitig für die Restauration der Habsburger eingesetzt hätten, als es hierfür noch Zeit gewesen sei. Allgemein kommt in den Angriffen auf Deutschland aber auch die für Frankreich bittere Erkenntnis zum Ausdruck, daß Versailles und die Genfer Politik ein völliges Fiasko erlitten haben. London: Oie natürlichste Sache der Welt Die „Times" schreibt: Keine Einzelheit der Abmachun gen könne im wahren Licht der deutsch-österreichischen Bezie hungen eine große Ueberraschung bringen. Vor allem sei eine enge Verständigung zwischen den zwei deutschen Staa- ten die natürlichste Sache der Welt. Eines der unver nünftigsten, verbrecherischsten und herausforderndsten Kunstge bilde des Friedensvertrages sei das Verbot einer Vereinigung Oesterreichs mit dem Reich gewesen. Einer der größten Fehler in der europäischen Politik seit dem Kriege sei die Haager Verurteilung der geplanten Zollunion zwischen den beiden Staaten gewesen. Gegenüber der Hetze gewisser Linksblätter betont die „Daily Mail", daß die britische Regierung im Gegensatz zu Frankreich nicht beabsichtigt habe, irgendwelche Vorstellungen bei der Reichsregierung zu erheben. Im Leitartikel setzt sich „Daily Mail" sehr für den deutschen Standpunkt ein und er klärt, Europa habe frei ausgeatmet, als es die Einzelheiten der zwischen Schuschnigg und Hitler zustande gekommenen Ver- einbarungen erfuhr, denn diese stützten sich aus Tatsachen. Die Lage in Oesterreich, das durch die Friedensverträge vom Rest eines Imperiums abgeschnitten worden sei, besten Mittelpunkt es früher war, sei bisher eigentlich eine armselige gewesen. Oesterreich aber stelle sich jetzt unter den Schutz der mächtigen deutschen Nation, die ihr nächster Nachbar und Artgenoste fei. Das sei eine natürliche Entwicklung, und zwar her- beigehracht aus friedlichem Wege. Durch sie erst ist die kompli zierte Lage in Mitteleuropa geklärt und befestigt. Der „EveningStandard" sagt: Die endgültige Eini gung des österreichischen und des deutschen Volkes werde fast zur Gewißheit. Es sei verständlich, daß in Deutschland wie in Oesterreich, vor allem aber in dem zerstückelten Nachkriegs- Oesterreich, die Bevölkerung wünsche, eine Vereinigung zu stande zu bringen. Paris: Oie Habsburger-Restauration verpaßt In der Pariser Presse werden mißmutige Bilanzen aus der Versailles-Genfer Politik gezogen. In hysterischen Aus brüchen wird „der deutsche Imperialismus" in alter Weise zum Schreckgespenst gemacht. Im „Echo de Parts" versteigt sich der berüchtigte jüdische Skribent Perlinax zu dem üblichen flammenden Appell, daß in Anbetracht der drängenden Zeit England und Frankreich sich einig sein müßten. „Figaro" schreibt, die Erhaltung der österreichischen „Unabhängigkeit" hätte wirkungsvoll nur durch eine Restauration der Habsbur- ger «U gewährleistet werden können. Das Blatt ereiseri sich in diesem Zusammenhang gehörig über die Kleine Entente. „Petit Journal" beklagt es, daß die legale Politik des Führers von Anfang an unerwartete Erfolge davongetragen Habe, die manche nur von einer illegalen Betätigung erwartet Hätten. Die deutsche Diplomatie habe in Oesterreich einen un bestreitbaren Erfolg errungen. Der Führer werde sich am 20. Februar nicht mit leeren Händen vor den Reichstag be geben. > Im Auswärtigen Ausschuß der französischen Kammer er klärte der frühere Ministerpräsident und Außenminister Flan- din nach grundsätzlicher Kritik der gegenwärtigen französischen Staatsführung, die augenblickliche europäische Lage, und ins besondere die Neuordnung in Oesterreich, sei eine logische Folge der Bildung der Achse Berlin —Rom. Diese wieder sei eine Folge der französischen Politik gegenüber Jta- lien seit dem Mai 1936. Flandin erwähnte, daß er beim Schei- den von dem Amt als Außenminister seinen Nachfolger darauf aufmerksam gemacht habe, es sei notwendig, die italienische Souveränität über Abessinien anzuerkennen. Die Volksfront habe das verweigert, und im Verlauf der weiteren Ereignisse habe die italienische Regierung eine neue politische Richtung eingeschlagen. Rom: Wesentlicher Beitrag zum Frieden Die Maßnahmen der österreichischen Regierung und das Echo, das die Zusammenkunft in Berchtesgaden weiterhin auslöst, werden von der gesamten italienischen Presse mit großem Interesse verzeichnet, wobei erneut die geschichtliche Tragweite dieser Ereignisse hervorgehoben und gewürdigt wird. Die deutsch-österreichische Befriedung stelle, wie übereinstim- mend betont wird, als unerläßliche Voraussetzung für eine Befriedung Mitteleuropas einen wesentlichen und organischen Beitrag zum Frieden ganz Europas dar. Der Pariser Vertreter des „Popolo di Roma" führt die Wutausbrüche der französischen Presse vor allem darauf zurück, daß man sich in den verantwortlichen französischen Kreisen nunmehr von der Festigkeit der Achse Rom—Berlin habe über zeugen müssen. Prag: Oer 4. Februar jetzt verständlich Entsprechend dem Standpunkt ruhiger Auffassung in Regierungskreisen betonen auch die Zeitungen, daß die Tschechoslowakei keinen Anlaß habe, die Ereignisse anders als mit Ruhe auszunehmcn. Die nationaldemokratische „Narodni Listy" weist darauf hin, daß eine etwaige Verbindung des deuischen Restes des alten Oesterreich mit dem Deutschen Reiche eine Sache der Großmächte sei, in der die Tschechoslowakei nichts entscheiden könne. Wörtlich heißt es: „Wenn England, Frankreich und Italien nichts dagegen haben, werden wir uns danach richten. Unsere Zusammenarbeit mit Oesterreich zielte nie daraus ab, es vom Deutschen Reiche abzuwenden oder etwa gar daraus, daß hier ein deutschfeindliches Feuerchen ent- stände. Hitler hat nach seiner Art richtig, entschlossen, bis inS einzelne vorbereite« und nach weitschauender Rech nung gehandelt. Hier war nichts improvisiert. Nun ver- steht man erst die Ereignisse des 4. Februar. Die Zusammen ballung aller Mach« im Deuischen Reiche zur höchsten Bereit- schgst war die Voraussetzung der Einigung mit Oesterreich." Belgrad: Befriedigung über die Einigung Die Wiener Regierungsumbildung findet in Belgrad in allen Kreisen stärkstes Interesse. An zuständiger Stelle erklärt man seine Befriedigung über die erzielte Einigung. Man be- tont, daß die erreichte Stabilisierung vor allem ein wirksames Hindernis für die auch von Belgrad abgelehnte Rückkehr der Habsburger bilde. Bukarest: Von der Nordsee bis zum Brenner Die Verständigung zwischen den beiden deutschen Staaten beherrscht die Bukarester Presse. „Cuvantul" sagt, in der Tat handele es sich um einen bemerkenswerten Erfolg der Berliner Aufregung im Kreml 21 Beamte im Autzenkommiffariat verhaftet Wie die römischen Zeitungen über Warschau aus Moskau erfahren haben, hat Budenkos Flucht von Buka rest nach Rom in Moskau wie eine Bombe eingeschlagen. Der Chef der GPU, Jeschoff, habe in Begleitung von sechzig Beamten sofort das Außenkommissariat besetzt und zahlreiche Beschlagnahmen und Verhöre unternommen. Drei Abteilungsdircktorcn, Arens, Slcnow und Neu mann, sowie 18 andere Beamte, die mit Budenko im Bries verkehr gestanden hatten, seien sofort abgeführt worden. Ebenso seien in Moskau Budenkos sämtliche Angehörigen verhaftet worden und in das berüchtigte Lubjanka-Gefäng- nis geworfen worden. Frau Budenko und ihr Töchterchen habe man in Leningrad sestgenommcn. Außenkommissar Litwinow und sein Stellvertreter Potcmkin seien nachein ander von Stalin zum Bericht beordert worden. Zu den von marxistisch-bolschewistischer Seite ge äußerten Zweifeln an der Richtigkeit der Ausführungen Budenkos erklärte Budenko, er sei in der Lage, die Nichtigkeit seiner sämtlichen Angaben, die er der Oesfent- lichkeit milgeteilt habe, zu beweisen. Er habe sich bei den italienischen Behörden ausweisen können, und sei nun glücklich, sich in Italien zu befinden. Mit besonderem Nachdruck wies Budenko sodann nochmals auf die un erträgliche Lage des im Ausland lebenden sowjet russischen diplomatischen Personals hin, das unter einer ständigen Kontrolle zu leiden habe und dem Druck von GPU.-Beainten ständig ausgesetzt sei. Großes Aufsehen über Buvenko in Paris Abgesehen von den Blättern der äußersten Linken veröffentlicht die gesamte Pariser Presse in großer Aufmachung die Tatsache und die Einzelheiten um das Wiedererscheinen des ehemaligen sowjetrussischen Ge sandten in Bukarest, Budenko, in Rom. Die Erklärungen, die Budenko abgegeben hatte, werden teils im Wortlaut, teils in längeren Auszügen von den Blättern gebracht, die für den Augenblick jedoch sich eingehenderer Kom- mentare noch enthalten. * Unter der Wucht der Enthüllungen, die seit zwei Tagen über das bolschewistische Mord- und Greuelsystem gemacht worden sind, hat Moskau völlig die Sprache ver loren. Die Aufklärung der Affäre Budenko wird in der Sowjetpresse bis jetzt noch mit keinem Wort berührt; auch die Nachricht über das Auftauchen des vor der GPU. Geretteten in Rom wird nirgends erwähnt. Tagelang hatte Stalin durch seine bolschewistischen Hetzagenten die ivüstesten Verdächtigungen und Verleumdungen gegen Deutschland, Italien und Rumänien verbreitet und sie der Beseitigung Budenkos bezichtigt, ja, sogar mit Repressa- Politik. Die Verständigung habe einen tiefen Sinn. Sie ver künde noch einmal mit unmißverständlicher Kraft die rassische Einheit des Deutschen Reiches und Oesterreichs. Von der Nord see bis zum Brenner sei es ein Volk, das sei die Leitidee dieser Verständigung von Berchtesgaden. Es sei wahr, daß gute Be- Ziehungen zwischen Wien und Berlin einige diplomatische Rech nungen störten. Aber die Verständigung führe eine voll kommene Klärung in einem Sektor des Kontinents her bei, auf den so viel Verwirrung drückt. Holland: persönlicher Erfolg des Führers Die holländische Presse kommt um die Feststellung nicht herum, daß der Führer feine Verhandlungen mit Oesterreich mit außergewöhnlichem politischem Geschick in die Wege ge leitet habe. Der „Telegraaf" spricht das offener aus, indem er schreibt, der neue österreichische Kurs sei ein großer persön- kicher Erfolg des Führers. Washington: Ein historisches Ereignis Die Umbildung des österreichischen Kabinetts wird auch in den Vereinigten Staaten von den Zeitungen groß gebracht In Regierungskreisen steht man — ohne natürlich offiziell Stellung zu nehmen — nach wie vor aus dem Standpunkt, daß die Unterredung zwischen Adolf Hitler und Bundeskanzler Dr. Schuschnigg aus dem Obersalzberg ein historisches Ereignis war, für das ganz Mitteleuropa sehr begrüßenswerte Auswir- kungen haben dürste. A-schie-sempfang von Papens Der österreichische Bundespräsident Miklas gab zu Ehren des scheidenden Botschafters von Papen ein Ab schiedsfrühstück im Bundeskanzleramt und brachte ihm bei dieser Gelegenheit seinen Dank für alle im gemeinsamen Interesse gelegenen Bemühungen zum Ausdruck. Bei einem Abschiedsempfang der Mitglieder der reichsdeutschen Presse in Wien dankte der Vorsitzende dem Botfchaster für sein Verständnis und Entgegenkommen, das er den deut schen Schriftleitern stets bewiesen habe. Botschafter von Papen dankte seinerseits für die Mitarbeit und Unter stützung der reichsdcutschen Presse. Italien hat das Wert unterstützt Die halbamtliche «Hnformazione Diplomatie a" wendet sich gegen die im Zusammenhang mit der Begegnung Hiller—Schuschnigg in der ausländischen Presse erschienenen Mutmaßungen über die italienische Haltung und schreibt dazu: In den verantwortlichen italienischen Kreisen betrachtet man die Begegnung von Berchtesgaden und die Beschlüsse deS Bundeskanzlers Schuschnigg als den natürlichen AuS- bau der Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich. Italien hat das Werk verfolgt und unterstützt, daS in vollem Einvernehmen mit ihm Bundeskanzler Schusch nigg mutig durchgcführt hat, und das ihm die Sympathien aller einbringen sollte, die in Europa einer Politik der Ver ständigung und des Friedens wirklich günstig gegcnüberstehen. „Kolomalunrechl ist unerträglich" Eine offene Feststellung im englischen Oberhaus. Bei der außenpolitischen Aussprache im englischen Oberhaus trat Lord Arnold mit großer Entschiedenheit für eine Wiedergutmachung des kolonialen Unrechts an Deutschland ein. Es gebe keine Herrschaft des Rechts zwischen den Völ kern, da der Versailler Vertrag erzwungen worden sei und viele seiner Bestimmungen ungerecht und nicht zu verteidigen seien. Jedes Volk würde die meisten seiner Bestimmungen gebrochen haben. Die Zeit werde kommen, wo man erkennen werde, daß Verträge nur ge halten würden, wenn sie gerecht seien. Das Britische Reich iirn gegen Rumänien gedroht. Durch den Bericht Bu- denkos über seine im letzten Augenblick gelungene Flucht vor den Moskauer Henkersknechten ist die bolschewistische Lügenzentrale vor aller Welt entlarvt worden. Jnzwi- schen sind die Angaben Budenkos auch von der rumäni- scyen Negierung bestätigt worden. Budenko hatte ihr in einem Brief von Budapest aus mitgeieilt, daß er mit einem falschen Paß, der ihm von der Bukarester sowjet spanischen „Gesandtschaft" auf Grund einer Ausrede aus gestellt worden war, Rumänien verlassen habe und sich nach Nom in Sicherheit bringen werde. Damit sind alle Beschuldigungen Sowjetrußlands, die sogar zu einer offenen Kriegsdrohung gegen Rumänien geführt hatten, zusammengebrochen. Inzwischen hat die Weltöffentlichkeit immer stärkeren Anlaß, sich mit den Moskauer Verbrechern näher zu be fassen. In Paris stirbt der Sohn Trotzkis, nachdem er von einer Operation wiederhergestellt war, unter geheim nisvollen Umständen. Es wird bekannt, daß Trotzkis langjähriger Sekretär in Sowjetspanien verschwunden ist. Die GPU. scheint in Paris wieder heftig am Werk ge wesen zu sein. Zwei sowjetrussische Fliegeroffiziere lan deten in Estland. Sie erklärten ganz offen, sie seien ye- flüchtet, weil sie befürchten müßten, daß sie bei einer im Gange befindlichen Säuberungsaktion innerhalb der bol schewistischen Luftwaffe dem Henker ausgeliefert würden. In Sowjetrußland sind nach Berichten der Provinzpresse 17 neue Opfer der Blutjustiz zu verzeichnen. In Stock holm herrscht große Aufregung, «veil die dortige sowjet russische Handelsvertretung plötzlich in dem gleichen Hause Räume gemietet hat, in dem sich der schwedische Marine stab befindet; man scheint hier auf einfache Weise Spio nage betreiben zu wollen. Die Enthüllungen über Bu denko und die Veröffentlichung des Briefes von Stalin über die Propaganda der Komintern im Auslande haben in Paris so peinliches Aufsehen erregt, daß sich jetzt die Militärbehörden endlich mit der Verhinderung der kom munistischen Propaganda in der Armee beschäftigen und entsprechende Maßnahmen vor der Verteilung von Pake ten an die Soldaten getroffen haben. Ob nun auch die demokratische Weltpresse, die ihre Spalten in den letzten Wochen so willfährig den Lügen der bolschewistischen Hetzzentrale geöffnet hat, nun ebenso bereitwillig der Wahrheit die Ehre geben wird? Oder hat es den Zeitungen in Paris, London und Prag ebenso die Stimme verschlagen wie den Moskauer Machthabern? Werden diese Zeitungen ihren Lesern den Bericht über die katastrophalen Zustände im „Sowjetparadies" wieder geben, oder werden sie ihn unterschlagen, wie sie es in ähnlichen Fällen schon so oft getan haben? und die Vereinigten Staaten besäßen zwei Drittel der Mineralreichtümer der Welt. Sei das fair? Die große Un gleichheit im Reichtum der Gebiete der Welt habe mehr als irgend etwas anderes mit der internationalen Unruhe zu tun. » Es müsse unerträglich für die Deutschen sein, wenn man ihnen erkläre, daß sie nicht dafür geeignet seien, Kolonien zu besitzen, daß es aber wohl bei Frank reich, Belgien und anderen Staaten der Fall sei. Es be- stehe kein Grund für die Behauptung, daß die Behandlung der Eingeborenen durch Frankreich und Belgien besser ge wesen sei als durch Deutschland. Großbritannien habe in der Angelegenheit der deutschen Kolonien eine besondere Verantwortung. Obwohl es ein Viertel der Welt besitze, habe es die meisten der deutschen Kolonien erhalten. Groß britannien solle daher in dieser Frage die Initiative ergreifen, und zwar jetzt. Das große Laster der britischen Politik bestehe in der Tendenz zum Verzögern und die Dinge treiben zu lassen. Hitler habe ein Angebot nach dem anderen gemacht. Aber nichts Wirksames habe man auf irgendeines dieser An gebote hin getan mit Ausnahme des englisch-deutschen Flottcnvertrages. Frankreich habe die Angebote verkleinert und sie lächerlich gemacht. Es sei aber nochanderZeit, die Angelegenheit der deutschen Kolonien zu regeln. Wenn es eine Regelung in der Kolonialfrage gebe und eine Re gelung mit Deutschland, so würden sich die Aussichten für Europa bedeutend verbessern. - Oie Zett -rängt Dem deutschen Kolonialanspruch widmet „Lavoro Fasci- sta" unter der Ueberschrift „Die Zeit drängt" einen Aussatz seines Berliner Vertreters. Nach Zurückweisung der sattsam bekannten Ausreden, deren man sich in England und Frank reich bedient, um einer Inangriffnahme des Problems aus zuweichen, betont der Korrespondent, man brauche wohl kaum den tatsächlichen Wert des Kolonialbesitzes nochmals zu unter- streichen. Die Heuchelei der Westmächte kann um so weniger entschuldigt werden, wenn man bedenkt, daß Frankreich und England, d. h. gerade die Mächte, die van Zeeland beauftragt haben, ein System für eine internationale Zusammenarbeit aus wirtschaftlichem Gebiet auszuarbeiten, es sind, die sich weigern, Deutschland eine gleichberechtigte wirtschaftliche Stet- lung einzuräumen und durch Versorgungsschwierigkeiten ver suchen, ein 70-Millionen-Volk, das auf höchster technischer und geistiger Höhe stehl, zu unterjochen. Außerdem, so erklärte der Korrespondent abschließend, sei aber im Rahmen der Kolonialsrage eine schwere Belei digung des gesamten deutschen Volkes wieder gutzumachen. „Es handelt sich darum, zwischen einem aus kolonialem Gebiet befriedigten Deutschland, das ohne Sorge in die Zukunst sehen kann, und einem Deutschland ohne Rohstoffe und Absatzmärkte zu wählen, dem man täglich das Schauspiel überalterter und habgieriger Nationen bietet, die ihm nur Abfälle von ihrem Schlemmermahl zukommen lassen möchten. Marine-Großbasis Leningra- Stalin läßt 100 000 Einwohner deportieren. „Daily Expreß" weiß auS Warschau über eine neue große ReinigungSaktionStalinszu berichten. 100 000 Ein- wohner von Leningrad sollen jetzt auö der Stadt ausgewiesen und in anderen Gebieten SowjetrutzlandS angrfiedelt werden, da die GPU. fie für politisch unzuverlässig hält. Stalin habe ihre „Umsiedlung" angeordnet, da er auS Leningrad das Singaporc SowjetrutzlandS machen wolle. Aus ländern werd« man den Zutritt zur neuen sowjeirussischeu Marine-Grotzbasis Leningrad nur mit besonderen Ausweisen erlauben. Praktisch werde man solche Ausweise aber überhaupt nicht auSgeben. In den nächsten drei Monaten würden 120 000 Marinesoldaten nach Leningrad in Garnison gelegt.
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