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Handwerk und Leipziger Msse Bon Reichshandwerksführer F. S ch r a m m, M. d. R. Jahrzehntelang hatte es den Anschein, als ob das Handwerk — vielleicht mit Ausnahme des Kunsthand werks — völlig von den Messen verschwinden würde. Heute beteiligt sich das deutsche Handwerk wieder in sehr erheb lichem Maße an der Leipziger Messe, und zwar sowohl als Aussteller wie als Besucher. Eine Voraussetzung für die bestmögliche Ausnutzung der Leipziger Messe durch den ein zelnen Handwerker war der straffe Aufbau der Handwerks- organisation unter Führung des Reichsstandes des Deut schen Handwerks. Die vom nationalsozialistischen Staat besonders anerkannten Vorzüge handwerklicher Arbeit kommen auf der Leipziger Messe, wo sich in wenigen Tagen Hunderttausend« von Einkäufern von Gebrauchs- und Produktionsgütern aller Art versammeln, vorteilhaft zur Geltung. Der Reichsstand des Deutschen Handwerks hat zur Förderung der Ausfuhr handwerklicher Erzeugnisse eine Ausfuhrförderungsstelle mit mehreren Neben stellen errichtet. Unter Führung dieser Stelle haben 32 Reichsinnungsverbände der einzelnen Zweige des deutschen Handwerks sich entschlossen, auf der Leipziger Frühjahrsmesse für den Absatz von Erzeugnissen ihres HandwerksznÄges zu werben. Die von dieser Stelle be legte Ausstellungsflache ist um 50 v. H. größer als im Vor- jahrl Die Steigerung ist ein Beweis dafür, daß das Handwerk mit den bisher auf der Leipziger Messe erzielten Erfolgen durchaus zufrieden ist. Daneben beteiligen sich zahlreiche Handwerker mit eigenen Ständen an der Messe. Welche Umsätze vom Handwerk bisher insgesamt auf der Leipziger Messe erzielt worden sind, ist nicht festgestellt worden. Einige Beispiele zeigen jedoch deutlich, daß es sich auch volkswirtschaftlich gesehen um recht erhebliche Be träge handelt. Allein aus dem Bezirk eines einzigen Lan- deshandwerksmeisters liegen Erfolgsmeldungen von ein zelnen Handwerkern vor, die erkennen lassen, daß sich der Gesamtbetrag der handwerklichen Aufträge in den letzten Jahren vervielfacht hat. Die Wirker und Stricker berichten, daß sie ihre Umsätze von Messe zu Messe verdoppeln konn ten. Das Kleineisenhandwerk meldet, daß über die Hälfte seiner Aufträge auf der Messe vom Ausland erteilt wer den. Bei den Glasbläsern ist der Absatz auf der Herbst messe 1937 teilweise um 100 v. H. gestiegen! Das Aus- lanosgeschäst der Kunsthandwerker hat vielfach den Um fang ves Jnlandsabsatzes übertroffen. Es steht danach außer Zweifel, daß die Leipziger Messe dem Handwerk Be- schästigungsmöglichkeiten zuführt, die auf anderem Wege nicht zu erreichen sind. Die auf der Messe unmittelbar er teilten Aufträge sind meist nur Probeaufträge, die dann zu Nachbestellungen führen, deren Wert häufig ein Viel faches der Messeausträge ausmacht. Die Messeaufträae bringen einen zusätzlichen Devisenerlös nach Deutschland. Deutsche handwerkliche Qualitätsarbeit hat sich auf dem Wege über die Leipziger Melle auf dem Weltmarkt durchgesetzt. Der hohe persönlich besingt« Wert, den die handwerkliche Einzelarbeit vor der industriellen Massen- fertigung voraus hat, kommt auf der Leipziger Messe klar zur Geltung. Die Meffebesucher aus den Kreisen des Hand werks sowohl wie aus anderen Kreisen finden gerade in den handwerklichen Spitzenleistungen, die in Leip- -tg gezeigt werden, Vorbilder und Anregungen für ihr eigenes Schaffen. Damit wird auch ihr« eigene Leistung wertvoller und absatzfähiger. Die Gewerbeförderungs st eilen haben u. a. die Aufgabe, den Handwerker in allen betrieblichen Fragen zu beraten; sie sind auch die stärksten Propagandisten der Leipziger Messe in den Kreisen des Handwerks. Die Aus wertung der Leipziger Messe durch die Gewerbefürde- rungsstellen nehmen zahlreiche Anregungen mit in ihre Standorte hinaus und vermitteln dem dahetmgebliebenen Handwerker ihre Erkenntnisse und Erfahrungen. Die Zahl der Besucher der Leipziger Frühjahrsmesse 1937 wurde mit 263 000 angegeben; die Zahl der Messe- besucher aus Kreisen des Handwerks dürfte mit rund 50000 nicht zu hoch gegriffen sein. Die aus allen Teilen des Reiches vorbereiteten Gemeinschaftsreisen von Hand werkern lassen erkennen, daß auch die Frühjahrsmesse 1938 im deutschen Handwerk stärkste Beachtung finden wird. Auf einen Punkt sei noch hingewiesen, der die Ver knüpfung des Handwerks mit der großen Aufgabe des Vierjahre splanes zeigt. Die Handwerker sind ge willt, mit allen Kräften an der erfolgreichen Durchführung des Vierjahresplanes mitzuarbeiten. Sie stehen häufig vor einer schweren Aufgabe, wenn ein bisher bekannter Werk stoff durch einen anderen, dem einzelnen Handwerker noch nicht bekannten, ersetzt werden soll. In der Bearbeitung erfordert der neue Werkstoff eine andere Behandlung als der bisher benutzte. Hier erfährt die durch Wanderaus stellungen, Schulungskurse u. a. betriebene Aufklärungs arbeit des Reichsstandes des Deutschen Handwerks eine wertvolle Ergänzung durch die auf der Leipziger Messe ermöglichte Unterrichtungsmöglichkeit. Darüber hinaus ist aber die Leipziger Messe der Ort, der erkennen läßt, wie- weit tatsächlich heute bereits von der breiten Schicht des Handwerks und der Industrie die Forderungen des Vier jahresplanes in die Praxis umg^setzt sind. Oer Arbeitseinsatz -er Jugend Einstellung von Lehrlingen genehmigungspflichtig. Der Präsident der Rcichsanstalt für Arbeitsvermitt lung und Arbeitslosenversicherung hat mit Zustimmung des Reichswirtschaftsministers und des Reichsarbeits ministers unter dem 1. März >938 drei neue Anordnungen zur Regelung des Arbeitseinsatzes erlassen. Sie stellen einen weiteren Ausbau der staatlichen Maßnahmen zur planmäßigen Regelung des Arbeitsein satzes dar. Die neuen Anordnungen sind in Nr. 51 des Reichs- und Preußischen StaatsanzeigerS vom 2. März 1938 veröffentlicht. Die „Anordnung zur Aenderung der Anordnung über die Verteilung vonArbeitskräften" erweitert den Personenkreis der Arbeitskräfte unter 25 Jahren, deren Einstellung von der vorherigen Z u st i m m u n g des zuständigen Arbeitsamtes abhängig ist. Die Anord nung über die Verteilung von Arbeitskräften vom 28. August 1934 hatte bestimmt, daß die Einstellung von Lehrlingen dem Zustimmungsverfahren nicht unter worfen sei. Aus der Massenarbeitslosigkeit ist aber in zwischen ein zunehmender Kräftemangel vornehmlich der Jugendlichen geworden. Wenn man bedenkt, daß in den nächsten zehn Jahren der jugendliche Nachwuchs um IN Millionen zurückgeht, dann wird die Notwendigkeit einer volkswirtschaftlichen und staatspolitisch vernüns- tigen Steuerung der Lehrlingshaltung besonders deutlich. Für diese schwierige Aufgabe schafft die neue Anordnung vom 1. März l938 die erforderlichen Handhaben. Auch di« Einstellung der Lehrlinge, Praktikanten und Volontäre unter 25 Jahren wird durch die Anordnung von der vorherigen Zustimmung des zuständigen Arbeits amtes abhängig gemacht. Die neu« Anordnung tritt am 4. April 1938 in Kraft. Dieser Termin ist gewählt worden, um nicht die bereits weitgehend abgeschlossenen Vorverhandlungen über sie Lehrlingseinftellung zum 1. April 1938 zu stören. Sicherstellung -es Kräftebe-arfs Die „Anordnung zur Regelung des Arbeitsein satzes in einzelnen Betrieben- ermächtigt di« Präsiden ten der Landesarbeitsämter, einzelnen Betrieben durch schriftliche Versügung aufzuerlegen, Arbeitskräfte nur mit Zustimmung des für den Betrieb zuständigen Arbeitsamts einzustellen. Die Auflage kann aus Arbeitskräfte bestimm ter Berufe beschränkt und di« Zustimmung an Bedingun gen geknüpft werden. Ausgangspunkt dieser Anordnung ist die Notwendigkeit, den Arbeitseinsatz bestimmter einzel ner Betriebe umfassend regeln zu können, um einmal eine reibungslose Sicherstellung des Kräfte- dedarfs dieser Betriebe zu gewährleisten. Zum anderen soll durch die neue Anordnung die falsch geleitete Selbst hilfe einzelner Betriebe grundsätzlich unterbunden werden, weil sie sich in der Regel in einer rücksichtslosen Anwer bung von qualifizierten Arbeitskräften aus anderen Be trieben durch ungesunde Lohnüberbietungen äußert. Es macht keinen Unterfchied, ob es sich um private oder öffentliche Betriebe handelt. Dagegen fallen öffent liche Verwaltungen nicht unter die Anordnung. Unerheb lich ist es auch, ob es sich um männliche oder weibliche Arbeitskräfte, ferner auch, ob es sich um Arbeiter oder Angestellte handelt. Auch Lehrlinge, Praktikanten und Volontäre gehören zu den Arbeitskräften im Sinne dieser Anordnung. Mei-epflichi -er Schulentlassenen Die letzte der neuen „Anordnungen über die Mel dung Schulentlassener" sucht durch Einführung einer Meldepflicht der gesetzlichen Vertreter Schulentlasse ner einen Ueberblick über die Zahl der schulentlassenen Jugendlichen zu gewinnen, deren Arbeitskraft noch nicht gebunden ist. Es sollen damit diejenigen Reserven an Kräften festgestellt werden, die evtl, für einen zusätzlichen Arbeitseinsatz noch mobilisiert werden können, weil sie sich nach ihrer Schulentlassung noch nicht als Arbeitskräfte be tätig! haben. Aus diesem Grunde bestimmt die Anordnung, daß Jugendliche, die nach dem Inkrafttreten dieser Anordnung — das ist der 14 März 1938 — von einer Volks-, Mittel oder Höheren Schule abgehen, innerhalb von zwei Wochen nach dem Abgang dem für ihren Wohnort zuständigen Arbeitsamt aus einem vorgeschriebcncn Formblatt zu mel den sind. Die Verpflichtung zur Meldung — diesmal jedoch bis spätestens zum 1. April 1938 — besteht auch für diejenigen Jugendlichen, dir in der Zett vom 1. Januar 1934 bis zum Inkrafttreten dieser Anordnung sdaS ist der 14. März 1938) von einer Volks-, Mittel- oder Höheren Schule abgcgangen sind und einer regelmäßigen arbeitsbuchpflichtigen Beschäftigung noch nicht nachgehen oder sich noch nicht in einer ordnungs mäßigen Berufsausbildung befinden. Als Jugendliche im Sinne dieser Anordnung gelte« Personen, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Der Wechsel innerhalb der an gegebenen Schularten gilt nicht als Schulabgang und be gründet demgemäß kein« Meldeverpflichtung. Meldepflich- tia ist der gesetzliche Vertreter. Das Arbeitsamt kann das Vertrieb: Romanverlaa K. St H. Greifer, G. m b. H.. Rastatt 78. Fortsetzung. Theresa schloß hinter der. Alten zu und blickte ihr lächelnd nach, als sie den Gartenweg hinabschritt. Sobald sie hinter einer Biegung verschwand, änderte Theresa sich vollständig. Sie rannte in ihr Zimmer hinauf. In einem Augenblick hatte sie dort alles durcheinandergewor- fen. Dann war sie im Zimmer der Frau Mabel, ergriff die Handtasche, die da noch auf dem Tisch lag und die Frau Mabel in der Eile und über dem Auftrag völlig ver- gessen hatte, stopfte ein paar Tafeln Schokolade hinein, die sie gekauft hatte, wühlte auch in diesem Zimmer alles durcheinander, damit es aussähe, als sei emgebrochen wor- den, ebenso in den anderen Räumen, dann legte sie im Gartenzimmer den Sicherheitsriegel von innen vor, eben so an der Außentür. schwang sich gewandt aus einem Seitenfenster, zog dessen Flügel, so gut es ging, wieder zu, blieb einen Augenblick hochaufatmend stehen und lauschte. Kein Mensch war in der Nähe. Niemand hatte sie be obachtet. Sie nahm noch in aller Eile einen seidenen Um- Hang, der Frau Mabel gehörte und den sie vorher aus dem Fenster geworfen hatte, damit man ihr Kleid nicht von weitem erkannte, und kletterte über die verschlossene Gittertür des Zaunes. Nun war sie auf der Landstraße, die auch ganz einsam vor ihr lag, und erreichte sehr bald ein Wäldchen, das diese auf beiden Seiten begleitete. Zunächst rannte sie auf -er Straße vorwärts, immer spähend, immer bereit, vor jedem Begegnenden in den Wald hinein zu verschwinden. Zunächst konnte sie sich noch keinen Plan machen, mußte sehen, eine möglichst große Strecke zwischen sich und das Pfarrhaus zu legen. Sie wußte nicht, wann Frau Mabel zurückkam. Diese hatte unten die Papiere gesucht, gefunden und alles Nötige an Will telephoniert. „Wo ist Ada?" „Kleidet sich um." „Ist Georg noch nicht da?" „Noch nicht." „Er kann jeden Augenblick kommen. Bleibe du unten, damit er nicht vor die verschlossene Tür kommt! Ich bin in einer Stunde daheim." Frau Mabel ging durch das Haus und fand vieles, was sie noch ordnen und ändern wollte, mußte auch für diese Nacht vor der Hochzeit Georg ein vorläufiges Nacht lager in Wrlls Arbeitszimmer auf dem Divan bereiten, während ihr Sohn zum letzten Male in seiner Kammer schlief. Da wurde die Tür geöffnet. „Bist du es, Ada?" „Nein, ich bin's. Ist Georg denn noch nicht da?" Will trat ein, und nun erst merkte Mutter Mabel, daß es über ihrer Arbeit schon fast dunkel geworden war. Ihr Sohn ging ans Telephon und verlangte das Audi- toriumhotel in Chikago. „Ich begreife nicht. Der Zug aus Chikago ist schon längst da." Das Hotel gab Antwort: „Mister Thomas ist schon vor zwei Stunden im Auto abgefahren." Will hängte an. „Dann hat er vielleicht eine Panne gehabt. Jeden falls ist er unterwegs. Wo ist Ada?" Frau Mabel erschrak. „Ich begreife nicht — sie wollte sich nur umkleiden und gleich herunterkommen." „Vielleicht fürchtet sie sich, allein durch den Garten zu gehen." Eben brachte ein Gärtnerbursche einen schönen Blu- menstrauß. den eine befreundete Familie dem Brautpaare schickte. „Bist du eilig, Junge, oder willst du dir ein paar Cent verdienen?" „Allemall Jetzt ist ja Feierabend." „Dann bleibe hier vor dem Hausei Setze dich auf die Bank und warte, bis ein Auto vorfährt. Darin sitzt ein Herr, ein Mister ThomaL. Den führst du in die obere Villa hinauf." „All right." Mutter und Sohn schritten durch den Garten, und Frau Mabel stützte sich schwer auf den Arm des Sohnes. „Ich weiß nickt, warum mich ein so unheimliches Ge- fühl beschleicht. Mir ist, als sähe ich hinter jedem Strauch einen Verbrecher. Ich hätte Ada nicht allein lallen dürfen." „Sie ist noch oben in ihrem Zimmer, das Licht brennt ja!" Ava hatte es wohlweislich eingeschaltet, ehe sie floh. Will versuchte die Tür zu öffnen. „Sie hat von innen den Riegel vorgelegt." „Das hatte ich ihr gesagt." Sie klingelten, aber keine Antwort kam. „Mir scheint, sie ist eingeschlafen. Schließlich kein Wunder nach der bösen Nacht und den vielen Besorgungen in der Stadt." Will versuchte sein Glück an der anderen Tür. „Auch hier liegt der Riegel vor." „Sie ist also bestimmt drin." Si? klingelten immer lauter und anhaltender. „Um Himmels willen, es wird ihr doch nichts zu- gestoßen sein?" Ratlos standen die beiden Menschen vor den ver schlossenen Türen. „Ob ich einen Schlaffer hole?" „Ich zittere an allen Gliedern." Will faßte einen Entschluß. „Dann muß eine Fensterscheibe dran glauben." Er zertrümmerte mit einem Stein eine der Scheiben, schwang sich auf das Sims, öffnete den Riegel und sprang in das Zimmer. Gleich darauf öffnete er der Mutter die Tür. „Seltsam! Der Schlöffel war abgezogen." „Ada wird ihn mit hinaufgenommen haben. Ich will gleich nach ihr sehen." Sie schaltete das Licht ein und bemerkte sofort die Un ordnung. Sie schrie laut auf. „Was ist hier geschehen?" „Hier ist eingebrochen worden!" „Auch mein Zimmer ist ganz durchwühlt!" Erschrocken sprang Will die Treppe hinauf; dann schrie auch er: „Ada ist nicht da! Aber hier sieht es toll aus. Frau Mabel saß jammernd auf einem Stuhl, denn die Beine zitterten ihr vor Schreck. Fortsetzung sieb« nächst« Seit«.