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und Tagmatt Amtsblatt ftr dir Nützlichen und städtischen Behörden za Freiberg und Brand Bvttmttoortlicher Redakteur: Iuliu» vrauu in Freiberg den . > 37. Ia-rga-a U Dienstag, den W. Februar. Inserate »»erdni bi» Lormittr^ 11 tldr Utz UH 8^ men und beträgt der Preis für die gespaltene Zev« 1 »der deren Raum 1b Pi. ! F 33 Erscheint jeden Wochentag Abend» V»? Uhr für dm andam Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b 7" zweimonatlich 1 M. SO Ps. und einmonallich 7b Briefe aus dem Reichstage. dl. Berlin, 7. Februar 1885. Am gestrigen Freitag hatte die freie wirthschaftliche Vereinigung des Reichstages eine Sitzung zur Be- rathung über die für unsere Stadt und unsern Bergbau so hoch bedeutsame Währungsfrage. Zunächst referirte der Geheime Bergrath Leuschner (Eisleben) sehr ein gehend über den Gegenstand, über die historische Entwicke lung, den jetzigen Stand und die Folgen der Goldwährung, wobei namentlich der innere Zusammenhang zwischen der Währungsfrage und den fast bis zur Grenze der Pro duktionskosten gesunkenen Preisen der meisten Produkte und Fabrikate nachgewiesen wurde. Hierauf sprach Reichstagsabgeordneter v. Kardorf' ein auch aus der Literatur bekannter Kämpfer für die Doppelwährung, über die hohe Bedeutung der Währungs- srage für die Landwirthschaft, indem er klar und erschöpfend nachwies und an Beispielen erläuterte, daß die erdrückende Ikonkurrenz des Auslandes für dieselbe zum größten Theil eine Folge unserer Goldwährung fei. Reichstagsabgeordneter Oberbergrath Merbach er klärte, als Bergmann sei er selbstverständlich Gegner der Goldwährung, auch sei er fest überzeugt, daß eine allge mein strikte Durchführung der Goldwährung aus dem sehr einfachen Grunde unmöglich sein würde, weil das hierzu erforderliche Gold nicht zu beschaffen sei. Dafür sprächen auch die Erfahrungen, die man nach dieser Richtung hin in einem mehr als 30jährigen Zeitraum mit dem Ankau von fremden Erzen auf den Freiberger Hütten gemach habe. In dieser ganzen Zeit habe man aus allen Theilen der Erde Silbererze in steigender, Golderze dagegen nur in äußerst geringer Menge erhalten. Weiter besprach Redner die Folgen der durch die Goldwährung hervorgerufenen Entwerthung des Silbers für den Bergbau, besonders mit Beziehung auf den sächsischen. Er hob hervor, welche Ver luste durch diese Entwerthung dem Bergbau erwüchsen und daß, um diese nur in etwas auszugleichen, man gezwungen sei, die vorhandenen Erzmittel in einer Weise abzubauen, daß dadurch für die spätere Zukunft ganzer Gruben ernste Besorgnisse entstehen müßten. Selbstverständlich sei man gezwungen gewesen, nach allen Richtungen hin zu sparen und dadurch seien dann auch die Bergleute empfindlich ge troffen worden. Wer unter den Bergleuten im sächsischen Erzgebirge bekannt sei, der werde dort für die verderblichen Fotzen der Goldwährung unwiderlegbare, sichtliche Beispiele die Menge finden. Es sei ihm zweifelhaft, ob man für den Segen der Goldwährung ebenso unumstößliche Belege von anderer Seite finden werde und bitte er daher, man möge bei Erwägung der Gründe für und wider die Gold währung dem deutschen Bergmann Theilnahme nicht ver sagen, er verdiene sie, und der Tag, an dem der Silber- entwerthung eine Grenze gesetzt werde, würde der Anfang einer besseren Zukunft für unsern Bergbau sein. Nachdem hierauf noch ein Korreferat, welches für die Goldwährung in ihrer jetzigen Gestalt eintrat und welches den Mitgliedern der freien Vereinigung gedruckt zugegange war, mehrfach besprochen und widerlegt worden, beschlo man fast einstimmig, einen Antrag an den Reichstag zu richten, des Inhalts: den Bundesrath um Zustimmung zu ersuchen, den Herrn Reichskanzler aufzufordern, die nöthigen Schritte zu thun, damit die im Jahre 1881 vertagte Münzkonferenz wieder ins Leben trete und auf derselben die Wiederausprägung von Silber durch internationale Verträge ge sichert werde. Das Trauerspiel iw Sudan. Schon in längstverganaenen Zeiten sprach es Ankäos auf Samos aus, daß zwischen Kelch und Lippe des Ab rundes Rand gähne, trotzdem verblüfft diese alte bittere Lahrheit jetzt die Engländer, welche den ruhmvollen Ent- atz Khartums und die Befreiung des in diesem festen Platze ingeschlossenen Generals Gordon stündlich zu erfahren jofflen und dafür die Unglücksbotschast von dem Fall khartums hinnehmen mußten. Wohl wußte man, daß >er kühne englische Sendbote, der mit seinem tapferen Häuf lein noch in diesem Sommer viele erfolgreiche Ausfälle gemacht und die Unterfeldherren des Mahdi besiegt hatte, eit Monaten von dem falschen Propheten selbst hart be drängt sei, aber seine trefflich hergerichteten Nil-Panzerboote sicherten ihm die Verbindung mit den nach langem Zögern endlich zu seiner Hilfe herbeigekommenen englischen Truppen. Auf diese Weise war es Gordon sogar möglich gewesen, dem nach der Schlacht bei Abuklea stark mitgenommenen Stewart'schen Korps eine von Nusri Pascha geführte Truppenabtheilung zu Hilfe zu senden, die wesentlich zu dem Sieg bei Metammeh beitrug. Oberst Wilson, der nach der schweren Verwundung des tapferen Generalmajors Stewart das Kommando der englischen Vorhut führte, trug nach diesem Erfolg kein Bedenken, mit einigen Booten auf dem Nil bis Khartum vorzudringen,, trotzdem das von dem General Earle befehligte zweite englische Korps erst noch Birti erobern mußte, ehe es nach dem Nil Vordringen konnte. Schon daß mehrere Tage vergingen, ohne daß man das Geringste über Wilsons Ankunst in Khartum und von seinem Zusammentreffen mit Gordon erfuhr, mußte eigentlich auffallen, aber der Gedanke, daß der Zweck der englischen Expedition nach der Bewältigung so großer Mühseligkeiten uno Gefahren fast unter den Mauern Khartums verfehlt werdm könne, war den Engländern ganz unfaßbar. An dem 28. Januar, dem Tage, an welchem Oberst Wilson endlich vor Khartum erschien, hat General Gordon, wenn er noch unter den Lebenden weilte, sein 53. Lebens jahr angetreten. Wilson konnte ihm aber keine Grüße aus der Heimath bringen und nicht das Geringste über den kühnen Mann erfahren, der fast ein Jahr hindurch mit wunderbarem Heldenmuth und feltsamem Geschick Khartum gegen die wüsten Schaaren des falschen Propheten verthei- digt hatte. Zwei Tage vor Ankunft Wilsons waren dieselben auf bis jetzt noch nicht festgestellte Weise in die so lange von ihnen vergebens umzingelte Stadt eingedrungen und haben Gordon entweder gctödtet oder zum Gefangenen gemacht. Statt Freunde, Proviant und Rast m Khartum zu finden, stand Wilson nun mit der klein«« englischen Schaar vor einer star besetzten feindlichen Festung uud mußte sich, wollte er nicht selbst in die Gewalt der Sudanesen fallen, schleunigst zu rückziehen. Auf der fluchtähnlichen Rückfahrt der Dampfer, welche unter dem Feuer der Rebellen vor sich ging, die beide Nilufer besetzt halten, litt Wilson noch Schiffbruch und rettete sich und seine Mannschaft mühsam auf eme Insel, von wo General Wolseley ihn nach Gulat zurückholen lassen mußte. Am Freitag meldete Wolseley dem englischen Kriegsministerium den bekannten Ausgang der Mission Wilsons und fügte hinzu, auf dem Regierungs- gebände in Khartum, welches halbzerstört zu sein scheine, habe keine Fahne geweht. Gerüchtweise verlautete, daß Faraz Pascha verrätherischer Weise den Truppen des Mahdi die Thore Khartums öffnete. An Bord des Wilson'schen Dampfers wurden bei dem schleunigen Rückzug fünf Mann verwundet, jedoch nur ein Mann getödtet. Am 29. Januar holte aber ein Bote des Mahdi den englischen Oberst ein, welcher diesen und seine Mannschaft aufforderte, sich zu er geben und zum Islam überzutreten, wenn sie der Ver nichtung entgehen wollten. Dazu ist es zwar nicht ge kommen, aber gefahrvoll genug scheint die Situation der englischen Avantgarde zu sein, da der Fall Khartums die Schukrych-Stämme veranlaßte, zum Mahdi überzugrhen, so daß nun beide Nilufer vom Feinde besetzt sind. Die Streit kräfte der Aufständischen, welche sich allein bei Metammeh noch befinden, schätzt General Wolseley auf 3000 Mann. Der Letztere sagt in seinem Berichte, er habe Boten aus- aesendet, um Näheres über das Schicksal Gordons zu er fahren, der angeblich noch am Leben ist und sich mit einigen Griechen in einer Kirche zu Khartum eingcschlossen be finden soll. Bewahrheitet sich dies, so ist es immerhin möglich, daß der Mahdi Gordons Leben theils aus Großmuth, thcils aus Klugheit schont, da er nach einer Meldung des Pariser „Figaro" die Absicht hegt, durch den Franzosen Olivier Pein mit den Engländern in Unterhandlungen zu treten. Dem Mahdi ist wohl bekannt, daß der englische Minister Gladstone wiederholt erklärte, die englische Expedition gelte nicht dem Besitze Khartums, sondern nur der Ehrenpflicht, Gordon zu befreien. Dem englischen Kabinet wäre zuzu rauen, daß es dem General Wolseley den Befehl zugeben ieße, sich sofort wieder rückwärts zu konzcntriren, falls der Mahdi sich entschlösse, seine Gefangenen großmüthig aus zuliefern. Ob damit sich die öffentliche Meinung in Eng- and zufrieden geben würde, ist freilich etwas Anderes. Ein Rückzug der Engländer aus dem Sudan, nachdem Khartum von dem Mahdi erobert wurde, müßte nach den Erfolgen bei Abuklea und Metammeh nicht nur in ganz Europa den kläglichsten Eindruck machen, sondern dem An sehen der britischen Waffen in ganz Afrika in folgenreichster Weise Eintrag thun. Vor wenigen Tagen erst sind italienische Truppen an den Gestaden des Rothen Meeres ausgeschifft worden, welche offenbar den Auftrag haben, von Suakim aus den Engländern beizustehen und mit den von Osman Digma geführten Aufständischen anzubinden. Ein Rückzug Wolse- leys aus dem Sudan würde Italien vor die Wahl stellen, seine Truppen sofort in lächerlichster Weise wieder heim kehren oder dieselben den Kampf mit den Rebellen allein aufnehmen zu lassen. In diese qualvolle Lage kann die englische Regierung ihren einzig« europäischen Bundes genossen nicht bringen. DaS Klügste wäre, wenn General Wolseley vdn Khartum abließe und zunächst darnach strebte, sich den von Suakim aus vordringenden italienischen Truppen zu nähern. Ein Angriff des englischen Heeres auf das Hauptkorps des durch den Erfolg bei Khartum immer neue Anhänger gewinnenden Mahdi wäre jetzt ein überflüssiges Waastück. Schon daß die englischen Truppen von Gubet bis Korti wert verzettelt stehen, ist unter den jetzigen Verhältnissen höchst gefährlich. Minder schwierig würde es sein, sich auf die Stadt Berber zu werfen, nach welcher der englische General Earle bereits ein aufstän disches Korps zurückdrängte. Nach Eroberung Berbers könnten die Engländer von dort aus eine Verbindung mit den von Suakim heranziehenden italienischen Truppen leichter ermöglichen. Alle militärischen Fachmänner riethen von Anfang an, den Vormarsch der englischen Truppen von Suakim nach Berber anzuordnen. Statt dessen entschloß man sich zu dem beschwerlichen Marsch durch die Wüste Bejuda und zu der gefährlichen, müheseligen Nilfahrt, so daß der Mahdi volle Zeit behielt, die erschöpften Vertheidiger Khartums zu überwältigen. Vielleicht lag damals schon der Plan vor, den Weg von Suakim nach Berber für Italien frei zu lassen und haben sich die Verhandlungen zwischen Glad stone und Mancini nur allzu lange hingezogen. Dadurch hat sich der leitende englische Staatsmann eine noch größere Verantwortung aufgeladen als der englische Oberbefehls haber Wolseley, dem Niemand Mangel an Muth oder Geschick zur Last legen wird. Jedenfalls ist der Fall Khartums und der sehr wahrscheinliche Untergang des heldenmüthigen Generals Gordon ein Schlag für die eng lische Staatskunst, von dem sich dieselbe nur schwer wieder erholen wird. Tagesschau. Freiberg, den 9. Februar. Im deutschen Reichstage gelangte am Sonnabmd zunächst der Gesetzentwurf über die Ergänzung des Gerichts verfassungsgesetzes zur Berathung. Nach der Vorlage sollen fremde Staaten, deren Oberhäupter, sowie in dem Gefolge der letzteren befindliche Familienmitglieder und andere Personen der deutschen Gerichtsbarkeit nicht unterliegen; die Vorschriften über den ausschließlichen dinglichen Gerichtsstand in bürger lichen Rechtsstreitigkeiten bleiben jedoch unberührt. Abg. Rintelen erhob gegen die Vorlage den Einwand, daß durch dieselbe der auswärtige Staat auch als Fiskus in Deutschland nicht belangt werden könne, wenn er mit deutschen Kaufleuten abgeschlossene Verträge verletze. So müsse doch z. B. Krupp, wenn er einem fremden Staate Kanonen geliefert habe, Bezah lung aber nicht bekommen könne, sich an Vermögensstücke jenes Staates halten dürfen, die dieser im Jnlande liegen habe. Daß man gegen den fremden Staat in seinen Personen vor deutschen Gerichten nicht klagen solle, möge man bestimmen; aber der fremde Fiskus müsse belangt werden können. Die Frage sei so sehr wichtig, daß sich eine gründliche Vorprüfung in der Kommission empfehle. Abg. Klemm erklärte sich