Volltext Seite (XML)
8M iller — 7 K! Sonnabend, Seu 10. Januar, s Erichetnt jeden Wochentag Ädend« '/,7 Uhr für den Der gute und der schlimme Luxus ;85. Ker rltns". Tracht einen angenehmere» Eindruck, als wenn sic das zu- >en m Mg AA e 8. klassen verlheilt werden. Das ganze moderne Fabrikwesen beantwortete der Redner die von ihm aufgeworfene Frage, sondern von dm nm gejchaffmm. Kommen Sie uns doch nicht mit seiner Masscnerzeugung ist wesentlich aus den Bedarf!weshalb so viele deutsche Auswanderer über Antwerpen gehen,'mit so reaktionären Ideen! (Heiterkeit.) Wenn in dem letzten lcgiums rs und er Vor- ing der beschlcu- n Mit- ion betr- Jahren ist ein Rückgang der Auswanderung eingetreten. Die Gründe, die Fürst Bismarck für die Auswanderung angeführt hat, haben doch wohl schon seit längerer Zeit bestanden. Die Schullasten unter Friedrich Wilhelm III. waren ebenso drückend, wie jetzt. Die liberale Aera hat dem Grundbesitz durch Erleich terung des Kredits mehr genützt, als die neue Zollpolitik. Fürst Bismarck: Ich bedauere, daß derVorredner in den gegenwärtigen Verhältnissen nicht so bewandert ist, wie in den älteren; ich >eb«rt a sich ; Uhr, Iu«g. serung ereins- heinen ,«I. unseres , reiche sowie ilumen- r Dank. frau. lN. Ber- einfaches kattunenes Kleid ehrt manche Frau und Tochter in bescheidenen Vermögensverhältnissen mehr, als die mit schweren Sorgen beschaffte seidene Robe. Ein duftiger Beilchenstrauß ist oft eine weit größere Zierde und Auf merksamkeit, wie das kostspielige Wagenrad-Bouquet mit seinen porzellauähnlichen Kamelien. Der wahre Schönheits sinn und die echte Bildung wissen auch mit geringen l5. a v. dahi», daß die holländischen Bahnen nach dort so große Ver günstigungen gewähren; es sei zu beklagen, daß nicht auch die deutschen Bahnen derartige Vergünstigungen nach den deutschen Häfen bewilligten. Der sozialdemokratische Abg. Hasenclever vermißte das schon so lange versprochene Gesetz über das Auswanderungswesen und kam dann auf die durch Verlockungen seitens der Auswanderungsagente» erfolgte Verschleppung deutscher Auswanderer nach Honolulu. Hier sötte die Regierung ihre warnende Stimme erheben müssen, leberhaupt fei in Deutschland noch genug zu kolonisireu und urbar zu machen. Wozu braucht man in die Ferne zu schweifen? ?ier liege ein gutes Stück deutscher Sozialreform. Der Staatssekretär von Bötticher bedauerte ebenfalls, wenn durch die Auswanderung deutsche Kräfte dem Vaterlande ent zogen werden. Arbeiter aber, welche nach den deutschen Kolonien gehen, entzögen ihre Kraft keineswegs dem deutschen Volke. Ein Auswanderungsgesetz vorzulegen, sei die Regierung nach wie vor entschlossen. Alle dem Reichskommiffar bekannt gewordenen Fälle von Answanderer-Verlockungen seien ein gehend untersucht worden, aber eine Kontrole deutscher Schiffe ini Auslande wäre nicht durchzuführen. Hierauf gab der Abg. Meyer-Bremen (national!.) die Auskunft, daß im vorigen Jahre niit deutschen Dampfern aus Hamburg und Bremen 104 000 Personen in's Ausland bejördert wurden. Abg. Windthorst meinte, die thatsächliche Uebervölkerung nöthige zur Auswanderung. Der sozialistische Abg. Block- Gotha ersuchte die Regierung, ihren Einfluß zu Gunsten von 400 thüringischen Arbeitern geltend zu machen, die unter falschen Vorspiegelungen nach Honolulu gelockt seien und dort unter äußerst traurigen Verhältnissen sestgehalten werden. Der deutschfreisinnige Abg. Dir ichlet sagte, daß die Auswande rung im Jahre 1883 fünf Mal so stark als in den vier Vorjahren war, scheine ihm eine Folge der neuen Zollpolitik, was der sreikons.Abg. v. Kardorff entschieden bestritt. Nun ergriff Fürst Bismarck das Wort zu der Behauptung, die vermehrte Auswanderung hänge mit der Zunahme des Wohlstandes zusammen, die dem Zolltarif entstamme. Die Gemeindelasten seien in Deutschland so groß, daß Arbeiter, die etwas erübrigt haben, sofort auswandern, um diesem Drucke sich zu entheben. Abg. Richter fragte darauf: Sind die Tabaksarbeiter, welche nach Amerika gingen, ausgewandert, weil sie wohlhabend sind, oder weil sie durch die Experimente der Regierung ihr Gewerbe ruinirt sehen? Die größten Kontingente der Auswanderer stellen die Provinzen, in denen Wohlhabenheit nicht herrscht, und zwar meist länd liche Arbeiter. Besonders gilt dies von Vorpommern. Tagesfchan. Freiberg, den 9. Januar. In dem gestern wiedereröffneten deutschen Reichs tage stand zunächst der Etat des Reichsamts des Innern zur Berathung. Dabei ging der Abg. Lingens auf die Berichte der Fabrikinspektoren näher ein, aus denen er mit Bedauern entnommen hat, daß die Sonntagsarbeit in der Zuckerbranche und in den chemischen Fabriken Sachsens, Hessens, Badens rc. noch immer fortdauere, sowie, daß die Nachtarbeit der Frauen und Kinder in der Textilindustrie einen so großen Umfang angenommen habe. Bei dem Titel zur Ueberwachung des Auswandererwesens tadelte derselbe Abgeordnete die Einrich ¬ erschied >, treu- g- und roliue ihrem Nach statt. »ankee Z85. m nanu, Mitteln das Leben und seine Gewohnheiten bei aller Ein fachheit freundlich zu gestalten. Die einfache Ausschmückung mancher bescheidenen Wohnung enthält oft mehr Geschmack, wohlthuende Ruhe und Harmonie als in sogenannten styl- vollen theuer ausstaffirten Salons zu finden ist. Der wahrhaft feine Luxus ist das Gegentheil der Ueber- treibnng, der Effekthascherei, des aufgeblasenen Wesens, des künstlichen Herausstaffirens, des leeren Scheins und jenes falschen, erborgten Glanzes, welcher der Würde und Wahr heitsliebe des Menschen Eintrag thut. Es muß deshalb die Aufgabe unserer Zeit bilden, nicht dem lobenswerthen und nützlichen Streben nach Wohlstand und Verschönerung des Daseins, sondern der Sucht nach falschem Glanze, dem Talmi-Luxus und der gemeinschädlichen Verwendung des Vermögens entgegenzutreten. Vor Allem haben die Be güterten und Gebildeten die Pflicht, durch verbesserte Er ziehung in Schule und Haus, durch edles Beispiel und durch rege Betheiligung am Gemeinde- und Volksleben den Sinn für einen einfachen, würdigen, harmonischen Lebens genuß, sowie die Tugend der Wirthschastlichkeit zu ivecken, welche für die mannigfaltigen Verhältnisse des Alters, Standes und Berufes das rechte Maß des vernünftigen Luxus, des rationellen Bedarfs und der zulässigen Aus gaben zu finden weiß. Die Erkenntniß des Unterschiedes zwischen gutem und schlimmem Luxus ist sicher ein wesent licher Zweig der volkswirthschaftlichen Wissenschaft. den Luxus? Wären wir wohl im Besitz der verschieden artigsten Maschinen, der Eisenbahnen, Telegraphen und zahlreicher anderer Errungenschaften der Neuzeit, wenn die große Mehrzahl der Menschheit sich nicht ohne Rast und Ruhe zum Vorwärtsstreben getrieben fühlte, theils um selbst behaglicher und besser zu leben, oder ihren Angehörigen das Dasein zu verschönern? Dem Hang zum Ueberfluß steht der Sparsinn voll berechtigt gegenüber und es kommt nur darauf an, wann amd wo der Luxus oder die mit dem Sparsinn verbundene Selbstbeschränkung am Platze sind. Wenn sich Jemand für oder gegen den Luxus schlechthin erklärt, so ist das ebenso unrichtig, als wenn man sich für oder gegen die Freiheit, für oder gegen das Maschinenwesen im Allgemeinen erklären wollte. Die Freiheit, Luxus zu treiben, kann freilich für Einzelne wie für ganze Völker ebenso gefährlich werden, wie der Mißbrauch der Rede- und Preßfreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechtes. Bei einem nor malen, gesunden und in der Wohlfahrt erstarkenden Volke wirkt der Luxus ebensowenig nachtheilig, wie der rechte Gebrauch der Freiyeit. Es kommt daher nicht darauf an, möglichste Bedürfnißlosigkeit anzupreisen und den schönen Ueberfluß zu verdammen oder zu verbannen, sondern den Luxus zu veredeln und ihm eine würdige Richtung zu geben. Vor Allem ist zu betonen, daß sich der Aufwand jedes einzelnen Menschen nach seinen persönlichen Mitteln und Einnahmen richten muß, daß ferner der in Geiz aus artende Sparsamkeitssinn des Bemittelten ebenso große volkewirthschaftliche Nachtheile erzeugt wie das Verschwenden der Unbcgüterten. Mit dem Fortschritte und der Verbreitung der geistigen Bildung ist eine Steigerung und Verfeinerung der Lebens bedürfnisse nothwendig verbunden. Das bewährt sich nicht nur bei den ersten Kulturfortschritten der Wilden, sondern auch durch die volkswirthschaftliche Thatsache, daß bei allen Kultur völkern von Jahrzehnt zu Jahrzehnt der Durchschnittssatz für die Bestreitung des Unterhalts gestiegen ist. Der Freund des sozialen Fortschritts wird sich gewiß nicht darüber beklagen, daß auch die minderbegüterte» Klassen ihren Verbrauch erhöhen, an sauberen Kleidern, reinlichen Wohnungen, zierlichem Hausgeräth Geschmack finden und sich von rohen Genüssen abwenden. Die Lehre vom Volks wohl predigt keine Entsagung und Verachtung der zahl reichen Verbrauchsgegenstände, welche heutzutage auch die Hütten der Armen schmücken und ihr Leben erträglicher machen. Diese Lehre bemüht sich vielmehr dahin zu wirken, daß einestheils immer mehr nützliche Güter durch Massen produktion hergestellt und anderntheils mit größerer Weis heit, Gerechtigkeit und Liebe unter die verschiedenen Volks klassen Verthei und Tageblatt Amtsblatt für dir Kniglichm und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Berarttworllicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freiberg. tungen auf den deutschen Auswandererschissen. Die Aufsicht > des Reichskommissars könnte eine schärfere sein. Zum Schlüsse I habe aber gar nicht von den alten Schullasten gesprochen, der breiten Schichten der Bevölkerung berechnet und fände bei der verhältnißmäßig kleinen Zahl der Wohlhabenden niemals genügenden Absatz für seine zahllosen Artikel. Für die Industrie ist das Scherflein der Wittwe ebenso schätzbar wie für die Wohlthätigkeit, während die sich auf die Er zeugung kostbarer Gegenstände beschränkende Kunstindustrie nur einen kleinen Kundenkreis mit fast unberechenbarem Wechsel der Geschmacksrichtung besitzt. Eine bessere Vertheilung der Güter durch angemessene höhere Arbeitslöhne könnte aber dem Wohle des Einzelnen und der Gesammtheit nur dann förderlich sein, wenn jeder Einzelne seinen Güterbedarf m der richtigen Reihenfolge zu befriedigen suchte, zunächst für das Nothwendige, dann für das Angenehme, erst ganz zuletzt für das Ueberflüssige sorgte und auch an die Zukunft dächte, wozu die Versiche rungen gegen Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit u. s. w. Gelegenheit bieten. Der Nachweis ist unnöthig, wie fast in allen Ständen zuerst für Ueberflüssiges Mittel ver schwendet werden und wie häufig das Nothwendige unter lassen wird, welches nicht sofort in's Auge fällt. Die Sucht, mehr scheinen zu wollen, als man ist, wirkt moralisch und volkswirthschaftlich zerrüttend. Nichts aber ist lächer licher und verderblicher als die blinde Nachahmung der Mode und des Luxus der Reichen von Seiten der weniger bemittelten Klassen. Die saubere blaue Blouse, welche der französische und belgische Arbeiter mit. Stolz trägt, ziert ihn mehr, als die schlechtgehaltene abgeschabte Tuchkleidung, die in anderen Werkstätten domimrt. Die Hamburger Dienstmädchen mit dem stereotypen weißen Häubchen und dem türkischen Umschlagetuch machen in dieser freundlichen Der Reichskanzler erwiederte: DerVorrednerhat mich nicht widerlegt, sondern ist um die Sache herumgegangen. Er hat von Tabakarbeitern gesprochen, die ausgewandert sind; dazu müssen sie doch Geld gehabt haben. Eigenthümlich ist es auch, daß die Tabakarbeiter, denen die deutschen Verhältnisse nicht gefallen, nach Amerika gehen, als ob Amerika das Eldorado des Tabakarbeiters wäre. Wenn der Abg. Richter meint, in den östlichen Provinzen sei die Auswanderung am größten, was beweist denn das? Dort herrscht keine Wohlhabenheit, deshalb eben müssen wir unsere Arbeit noch mehr schützen, damit der Landmann nicht nach Amerika gehe, wo er seine Arbeit unter den Schutz hohen Zolles stellen kann. Bei uns kann er das gegenwärtig noch nicht. Der Landmann und der kleine Besitzer steht vor der Kalamität, seine Arbeit nicht belohnt zu sehen und deshalb wandert er aus. Ich sprach vorhin nur von dem Druck der Gemeindesteuern, ich könnte aber noch von der Grundsteuer und anderen Lasten sprechen, welche in so hohem Maße auf die Gemeinde gewälzt werden. Auch durch die neue Justizverwaltung ist den kleinen Gemeinden eine Reihe neuer Lasten zu theil geworden. Der Kernpunkt der Frage ist: Hat die Zollgesetzgebung die Aus wanderung vermehrt? Ich sage ja, denn die Zollgesetzgebung Kat die Wohlhabenheit, diese die Auswanderung vermehrt. Die entgegengesetzte Behauptung ist eine objektive Unwahrheit. Abg. Dirichlet meinte: Hätte der Reichskanzler mit seiner Beweisführung recht, so wäre unsere Wohlhabenheit in dm letzten drei Jahren zurückgegangen, denn in den letzten drei lnfang xd. s, Uhr Inserate Verden bi« Vormittag 11 Uhr angenmn- v? mm und beträgt der Preis sirr die gcipaltmeZeüe I oder deren Raum 1S Pf. Während Rousseau bestritt, daß der Fortschritt der Künste und Wissenschaften die Menschen besser und glück licher gemacht habe, vertheidigten seine Zeitgenossen, die französischen Enzyklopädisten sogar den Luxus als „die Kunst, die Fortschritte in Wissenschaft und Wohlstand zu benutzen, um sich und Anderen das Leben angenehm zu machen". Wenn diese Definition des Luxus zwar etwas allzuschmeichelhast erscheint und sich bei vielen völlig unsinnigen und geschmack losen Luxusgegcnständen als unzutreffend erweist, so läßt sich doch nicht leugnen, daß cs traurig um die Welt stünde, wenn man sich nur auf die nothwendigsten Bedürfnisse be schränken und wie der Cyniker Diogenes in der Bedürfniß losigkeit das höchste Ideal der Menschheit erblicken wollte. Der richtig erfaßte Luxus der Wohlhabenden ist nicht nur für diese nützlich, sondern auch für die Individuen, deren Arbeitskräfte er entwickeln hilft und für die gesammte Gesell schaft, deren Produktion er in wahrhaft großartiger Weise fördert. Würden sich alle Glieder des Staates auf die Befriedigung der allereinfachsten und dringlichsten Bedürf nisse der Nahrung, Kleidung und Wohnung beschränken, so könnten zwar die jetzigen sozialen Ungleichheiten weg fallen, das staatliche Leben würde aber ebenso wenig wie das Einzelleben dabei gewinnen, vielmehr sich äußerst traurig gestalten. Die sozialen und internationalen Verhältnisse müßten bei dem unvermeidlichen Niedergang von Wissen schaft, Kunst, Industrie und Handel schweren Schaden er leiden. Ohne dcn Drang nach schönem» Ueberfluß läßt sich kein geistiger Fortschritt denken. Wo wären jene großen Entdeckungen und nützlichen Erfindungen, die das mensch liche Leben erleichtert und angenehm gemacht haben, die gestutzte vorjährige Schleppkleid ihrer Herrschaft trüge den Reichthum und Stolz aller Kulturvölker bilden, ohne oder deren Kleidung in billigeren Stoffen imitirten. Ei