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Nr. 86 t i 28. Oktober 1909 SCHREIBWAREN- HANDEL Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Die »Ständige Ausstellung für Papier- und Druck gewerbe« kündigt für Sonntag, 31. Oktober, 1/211 bis i Uhr, im Papierhaus, Dessauer Straße 2, einen Vortrag des Herrn Felix Burger, Leiter der Ständigen Ausstellung über »Zinkätzung« an, zu dem wir unsere Mitglieder und deren Angestellte hierdurch besonders einladen. Der Vorstand Verband deutscher Postkarten-Grossisten Eigenbericht Der Verband hielt am 24. Oktober im Papierhaus zu Berlin eine außerordentliche Generalversammlung ab. Schon tags vorher und am Morgen des Versammlungstages hatten die Mitglieder des Verbandes Photographischer Repro- duktions - Anstalten (V. Ph. R.) und die außerhalb dieses Verbandes stehenden Fabrikanten von Bromsilber-Post karten sowie der Vorstand des Verbandes deutscher Post karten-Grossisten in verschiedenen Räumen des Papier hauses getrennte Beratungen abgehalten und waren von Zeit zu Zeit zu gemeinsamen Beratungen zusammengetreten. Es handelte sich hierbei darum, möglichst sämtliche Fabri kanten zur Annahme der vom Verband deutscher Post karten-Grossisten aufgestellten Forderungen zu bewegen. (Diese Forderungen waren übrigens nicht gleichlautend mit den auf Seite 3299 von Nr. 85 veröffentlichten; das Manu skript dieser Mitteilung war, wie wir nachträglich erfuhren, nicht für die Veröffentlichung bestimmt und ist uns von unbefugter Seite zugestellt worden.) Es waren gegen 70 Postkarten-Großhändler aus allen Teilen Deutschlands anwesend, als Herr Themal um 1211 Uhr die außerordentliche Versammlung eröffnete. Er betonte in seiner Eröffnungsrede, daß die Bestrebungen, gesunde Verhältnisse auf dem Markt der Bromsilber-Post karten zu schaffen, mit der Gründung des Verbandes ein gesetzt haben. Der Verband sei in der ersten Zeit seines Bestehens den Fabrikanten gegenüber ohnmächtig gewesen, habe aber durch Beitritt maßgebender Firmen immer mehr Gewicht erlangt, und der Vorstand habe vor wenigen Wochen geglaubt, eine annehmbare Einigung mit den Fabri kanten erzielt zu haben. Die Stellung der Fabrikanten zu dem Verband habe jedoch wiederholt gewechselt, was damit zusammenhing, daß dem V. Ph. R. eine Anzahl von Fabri kanten-Firmen ferngeblieben sei. In den letzten Tagen haben jedoch fast ununterbrochen Verhandlungen des Vor standes mit dem V. Ph. R. und mit der neuestens zustande- gekommenen Freien Vereinigung Photographischer Repro duktions-Anstalten stattgefunden. Zu der Freien Ver einigung haben sich nämlich die dem V. Ph. R. nicht bei getretenen Fabrikanten von Bromsilber - Postkarten zu sammengeschlossen. Diese Vereinigung verfolge dieselben Zwecke wie der V. Ph. R., will aber für ihre Mitglieder vorläufig niedrigere Verkaufspreise festlegen. In gemein samen Verhandlungen ist endlich Einigung dahin angebahnt worden, daß die beiden Fabrikanten-Verbände sich ver pflichten, im Einvernehmen mit den Großhändlern dafür zu sorgen, daß die Konkurrenz nicht schleudert. Die Ver handlungen zwischen den beiden Fabrikanten-Verbänden seien jedoch noch nicht beendet, und das Ergebnis werde daher erst im Laufe des Tages bekannt gegeben werden können, inzwischen mögen die andern Punkte der Tages ordnung erledigt werden. Hierauf berichtet der Kassenführer Herr Weller über die Kasse. Diese habe einen Bestand von 208 M. Sehr viele Mitglieder seien mit ihren Beiträgen noch im Rück stände, der Verband müsse auch noch Rechnungen für Drucksachen usw. bezahlen, es sei daher unerläßlich, daß die Mitglieder ihre Beiträge schleunigst einsenden. Die Mitgliederzahl betrage jetzt 130, es schweben jedoch zurzeit Verhandlungen mit andern Verbänden, woraus erhebliche Erhöhung der Mitgliederzahl zu erwarten sei. Herr Michaelis empfiehlt im Namen der Kassenprüfer, dem Kassenführer Entlastung zu erteilen, dies geschieht. Vorstandsivahlen. Nachdem Herr Themal wegen der Schwierigkeit, von Posen oft nach Berlin zu fahren, die die Stelle als erster Vorsitzender nicht mehr annehmen zu können erklärte, wurde Herr Hellriegel von der Firma Novitas einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt. Als stellvertretender Vorsitzender wurde Herr Koch von der Firma Koch & Bitriol in Dresden gewählt. Zum ersten Schriftführer wurde Herr Kaufmann, zum Kassierer wurde Herr Weller wiedergewählt und zu Beisitzern die Herren Saulsohn und Habrecht. Herr Themal dankte für das ihm bisher erwiesene Vertrauen und übergab die Leitung der Versammlung dem neuen Vorsitzenden. Herr Michaelis dankt im Namen des Verbandes Herrn Themal für die von ihm für den Verband geleistete große Arbeit. Zu Kassenprüfern werden die Herren Rosenthal und Michaelis wiedergewählt. Die Versammlung beriet hier über die Errichtung eines eigenen Bureaus und beschloß dem Antrag des Vorstandes gemäß, daß der Verband eine Arbeitskraft einstellen möge, welche täglich in 2—-3 Stunden die Korrespondenz für den Verband erledige, außerdem soll ein Syndikus bestellt werden, welcher die Vereinsgeschäfte überwacht. Zum Syndikus ist Herr Rechtsanwalt Levy ausersehen, der sich auch der Versammlung gleich vorstellt. Die Kosten der Geschäftsstelle sollen durch Beiträge der Fabrikanten- Verbände gedeckt werden. Diese Beiträge seien zu gesichert, und diese Art der Kostendeckung sei auch be rechtigt, weil die Geschäftsstelle des Verbandes durch Ueberwachung der Konkurrenz einen Teil der Arbeit leiste, zu der sich die Fabrikanten-Verbände verpflichten wollen. Sodann wurde ein Ehrengericht gewählt, bestehend aus einem Vorstandsmitglied und vier dem Vorstand nicht an gehörigen Mitgliedern. Die Wahl fiel auf das Vorstands mitglied Herrn Koch und auf die Vereinsmitglieder Herren Michaelis, Eyfriedt, Keller und Rosenthal. Das Ehren gericht soll in Streitigkeiten zwischen den Fabrikanten- Verbänden und den Mitgliedern in Wirksamkeit treten, namentlich in Fällen, wo Grossisten gesperrt werden sollen. Als Berufungsinstanz in Ehrengerichtssachen soll noch ein anderes Ehren- und Schiedsgericht gewählt werden, welches aus 2 Grossisten, 2 Fabrikanten und den Syndikussen der 3 Verbände bestehen soll. Als Grossisten, welche dieser Berufungsinstanz angehören sollen, wurden die Herren Themal und Fink gewählt. Hierauf wurden die Satzungen beraten und solche meist nur stilistische Aenderungen in den Satzungen beschlossen, welche nach Ansicht des Rechtsanwalts Levy nötig sind, damit der Verein ins Vereinsregister eingetragen werden könne. Nach r’/stündiger Mittagspause wurden die Satzungen weiterberaten. Dann traten die Vorstände des Grossisten- Verbandes und der beiden Fabrikanten-Verbände zu ge meinsamer Beratung zusammen, um die von den Fabri kanten bis dahin gefaßten Beschlüsse mit den Wünschen der Grossisten in Einklang zu bringen. Da jedoch die beiden Fabrikanten-Verbände wohl einer Verständigung nahegekommen waren, aber feste Vereinbarungen noch nicht getroffen hatten, konnte der Vorstand der dann wieder fort gesetzten General-Versammlung keine festen Beschlüsse zur Annahme vorlegen, wohl aber folgendes über die voraus sichtliche Gestaltung der Dinge mitteilen: Die Mitglieder der Freien Vereinigung dürfen bis 1. Juli 1910 schwarze Bromsilberkarten an Großhändler zum Mindestpreis von 40 M. liefern (der Preis des V. Ph. R. ist 42 M.). Der Mindestpreis für farbige Karten der Freien Vereinigung ist beim Verkauf an Grossisten bis zur genannten Frist 56 M. (gegen 58 M. des V. Ph. R.). Der Verkaufspreis von Bromsilber-Post karten seitens der Großhändler an Kleinhändler werde, gleich viel ob es Erzeugnisse des V. Ph. R. oder der Freien Vereinigung