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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880615
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-15
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.06.1888
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Nr. 137. — 8. Aastrswits,. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum gtS solgenden TageS) zur Versendung «langende „Sächsische LanVeS-Aiizciger" mit täglich einem besonderen Unter» haltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt jnstjgks ivilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anst. Pf. (1Sö8er ZtgS.-PreiSliste Nr. S03ö.) zür Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Zomuier-Eisenbahnfahrplanheft für Sachsen. Mnter-Eistiibahiifahrplaiilieft für Sachsen. SSchslscher Freitag, 15. Juni 1888. Kinttt-Menbahiifahrplaiiiieft für Sachsen. Illustr. Kalender des Sächsische» Sandboten. IllustrirteSIahresbuchdesSandeS-ilnzeiger-. Mit täglich einem besonderen 4 Sächsisches Allerlei - AMs-Ami-kr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Unterhnltnngsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeit,mg s. Jllnsirirtes Unterbaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts «volle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (ie 8 Silben CorpuSschris« bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: MMn Wiek. Buchdruckerci, iLheinnitz. Theatersttaße S (Fernsprechstelle Nr.lW). Telegr-Adr-: LandeS-Anzeiger, Lhrumitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 13. Juni. Bremen. Der Flensburger Dampfer „Ferro" ist bei Hongkong total wrack geworden. Die Mannschaft ist gerettet. Wien. Die „Pol. Corr." erhält aus Petersburg eine Mit theilung, in welcher die Ernennung des Staatslathes Vlangali, des Gehilfen des Herrn v. Giers, zum Nachfolger des russischen Bot schafters in Rom, des Barons Uexküll, als nahezu sicher bezeichnet wird. Belgrad. An mehreren Punkten Serbiens wurden die Eisen bahnschiene» aufgerissen, in verschiedenen Bezirken haben Verhaftungen radikaler Parteiführer stattgcfunden. London. Die englische Presse steht wieder unter dem Einflüsse der ungünstigen Nachrichten über das Befinden des Kaisers Friedrich. Die „Times" sagt, die Sympathie Englands, Europas und der ganzen civilisirten Welt begleitet die kaiserliche Familie und das deutsche Volk durch das schreckliche und langdauernde Leiden des besten Fürsten und edelsten Mannes. Die „Daily News" meint, daß die Staats- geschäftc den Gang der Krankheit verschlimmern; des Kaisers Pflichtgefühl sei die größte Schwierigkeit der Acrzte. „Daily Chronicle" bemerkt, daß die Aussichten der Liberalen in Deutschland trübe seien. Potsdam, 14. Juni, Mittags. Nach dem heute Vormittag 10 Uhr ausgegedeuen Bulletin ist der Zu stand des Kaisers feit gestern Abend wesentlich schlimmer. Die Kräfte find im Sinken. Industrie und Ausstellungen. HI Chemnitz, den 14. Juni. Drei große Ausstellungen vereinigen in diesem Jahre die In dustrie Europas zu friedlichem Wettkampfe, die Ausstellungen von Kopenhagen, Brüssel und Barcelona. Aus allen dreien ist auch die deutsche Industrie vertreten und ihrer Schaustellung fehlt es nicht an reichem Beifall. Diese drei großen Ausstellungen iu einem Sommer, zu welchen, wenn mau will, man unter Umständen auch die Kunstgewerbe- Aus stcllnng in München hinznrechnen kann, sind ein bemerkens- wcrthes Zeichen für die internationale Lage der Industrie, denn bei allen dreien handelt es sich vornehmlich um gewerbliche Zwecke, und nicht uin ein Vergnügens - Spectakel, welchen Character die nächst jährige Pariser Weltausstellung tragen wird. Die Ausstellungen be weisen, daß sich auch in europäischen Staaten zweiten und dritten Ranges die Industrie mächtiger als bisher zu rühren beginnt, und wenn sie es auch »och nicht unternehmen will, im Export mit den großen Industriestaaten zu rivalisiren, so will sie sich doch im eigene» Land das Absatzgebiet sichern, welches sie früher init fremden Pro- dueentcn thcilen mußte. Unter solchen Umständen bleibt auch der Export-Industrie der großen Fabrikationsstaaten nichts Anderes übrig, als auf jenen Ausstellungen zu erscheinen und ihren alten Ruf durch verbesserte Muster und Modelle und — verbilligte Preise zu wahren. Der Konkurrenzkampf auf dein großen Weltmarkt wird im All gemeinen nicht schwächer, sondern stärker. Die Ueberproduktion hat sich in manchen Branchen schon verlaufen, aber ein erhöhter Geschäfts verkehr von dem Umfange, wie er eigentlich erwartet werden mußte, ist doch noch nicht eingetreten. Sehr viel, diesen Aufschwung im allgemeinen Handelsverkehr zu verhindern, thut die unruhige Zeit. Die politischen Verhältnisse haben sich, trotzdem die Kriegsgerüchte verstummt oder doch sehr in den Hintergrund getreten sind, bei Wei tem nicht so konsolidirt, um Muth und Energie zu weitausschauenden Unternehmungen zu geben. Ohne große Unternehmungen aber auch kein vollkommener Aufschwung. Von gewaltigen Werken einer Branche profitiren schließlich alle Industriezweige, denn das verdiente Geld Mabel Meredith's Liebe. Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorisirte Uebersetzung von M. D. Fortsetzung. Nachdruck verboten. An einem der folgenden Tage fand in Abbeylands eine feier liche Mittagsgescllschaft statt. Dies war ein Ereigniß für unser Dorf, nachdem die Fenster und Thüren des Herrenhauses so lange geschlossen gewesen waren, die verwittwete Gutsherrin so lange in Zurückgezogenheit gelebt hatte, und Jung und Alt drängte sich her bei, um, wenn möglich, einen Blick durch die erleuchteten Scheiben zu werfen. Auch Nanni war wegen der Festlichkeit in einiger Auf regung, doch nur weil ich erklärt hatte, nicht zum Mittagessen hinüber zu gehen, sondern erst am Abende die Gesellschaft besuchen zu wollen. Die Krankheit meiner Tante war mir dazu ein hin reichender Grund. Verstimmt und unzufrieden über diese Erklärung erwiderte sie mir in mißbilligendem Tone: „Sie haben durchaus keine Veranlassung, für Ihre Tante zu sorgen. Wer hat, wenn dies erforderlich war, für sie gesorgt, che Sie nach Whitegate gekommen sind?— Gehen Sie doch nach dem Hcrrenhause, wohin Sie von Rechts wegen gehören, essen Sie von Men den guten Dingen, die da bereitet werden, und ziehen Sie auch das schöne neue Kleid an, das Sie doch so wenig benutzen I" „Aber, Nanni," entgegnete ich lächelnd, „das neue Kleid kann am Abende gesehen und bewundert werden und wird überdies nicht b-i der Tafel zerknittert, wo ich mehrere Stunden zwischen zwei Menschen gedrängt sitzen müßte I" „Darin haben Sie allerdings Recht," antwortete einlenkend unsere alte Dienerin und fügte, von einem anderen Gedanken erfaßt, nach augenblicklicher Pause hinzu: „Es ist doch schade, Miß Mabel, daß gerade jetzt Mr. Malcombe abwesend ist und nicht ebenfalls in der Gesellschaft sein kann, Sie hätten dann dort einen Freund und Beschützer mehr, wogegen er sich jetzt unten in der Fremde aushält." - — Die Fremde, von der Nanni sprach, war England, und mein Lehrer war nur aus der dringenden Veranlassung hingereist, einen schwer kranken Bruder zu besuchen. Ich entbehrte ihn in der Thal W jeder Stunde des TageS, und gewiß aufs schmerzlichste zu einer Veit, wo ich seine» Beistandes, Rqthes und Trostes am meisten be durfte und ihn leider nicht erreichen konnte. — bleibt nicht im Kasten liegen, sondern rollirt. Dann ist aber auch in den einzelnen Staaten die Schutzzollgesetzgebung fortgeschritten, schärfer und schärfer gerathen die Konkurrenten an einander. Im vorigen Jahre bestand nur der Zollstreit zwischen Rumänien nnd Oesterreich-Ungarn, in diesem sind sich Frankreich und Italien in die Haare gerathen, und dasselbe würden wir von Deutschland und Oesterreich- Ungarn heute sagen können, wenn nicht glücklicherweise die enge politische Freundschaft solche Zuspitzungen in wirthschaftlichen Fragen verhinderte. Mit Rußland leben wir aber, wenn auch nicht dem Namen, so doch der That nach in einem Zollstreit. Die russische Zollschraube wird vom Petersburger Finanzminister alle acht Tage einmal angedreht. Auch die kleinen Staaten haben hinter den großen init den Zollerhöhungen nicht Zurückbleiben wollen, und besonders Schweden und Spanien sind tapfer vorwärts marschirt. In Belgien regt sich eine bedeutende Bewegung gegen die Einfuhr fremder Pro dukte. Wollte man doch sogar für die neuen Befestigungen die aus gezeichneten Kruppschen Geschütze hinter das zweifelhafte belgische Fabrikat stellen! Die Industrie entwickelte sich, wie gesagt, auch in den Staaten, welche bisher größtentheils auf die Einfuhr aus freinden Ländern angewiesen waren, und sie bemüht sich, den bisherigen Concurrente» den Markt ganz zu verschließen. Das wird nun freilich nicht in zwei, drei Jahren möglich sein, und von einem Verdrängen der bis herigen Lieferanten wird so schnell nicht gesprochen werden können. Die deutsche Industrie hat zwar den erhöhten Absatz, auf welchen überall gehofft wurde, auch nicht erhalten, aber sie hat doch im Großen und Ganzen die eroberte» Positionen behauptet. Unser Absatz nach dem Auslände würde noch weit größer sein, wenn die fremde Cvncurrenz nicht oft zu Schandmitteln griffe, um den Werth unserer Fabrikate herabzumindern. Wenn das Publikum in fremden Staaten nur wüßte, wieviele englische oder französische Maaren thatsächlich deutschen Ursprunges sind, um wie viel billiger sie dieselben bei directem Bezüge von uns erhalten würden, die Absatz verhältnisse würden sich für die deutsche Export-Industrie ganz anders Herausstellen. Jeder Geschäftskundige weiß aber, daß mit bestehenden Verhältnissen nur langsam aufzuräumen ist, daß Schritt für Schritt operirt werden muß, um den Feind aus seinen Positionen zu ver drängen. Unsere deutsche Industrie läßt es daran nicht fehlen, und wenn der Erfolg doch nicht so groß ist, wie er sein müßte, so sind die Ursache davon eben andere Ereignisse. Politische Rundschau. Chemnitz, den 14. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Fricdrichskron. Wie bei jeder bisherigen Krisis im Befinden des Kaisers, so sind auch bei der jetzigen entstellte und übertriebene Nachrichten in Menge verbreitet worden. Leicht war der Zustand des Kaisers auch in den allerbesten Tagen nicht zu nehinen, aber eine ganz direkte Lebensgefahr hat nicht bestanden und besteht auch heute nicht. Die seit Montag Nacht stärker aufgetretenen Schlingbeschwerden waren jedenfalls eine Folge davon, daß Eiter aus dem Kehlkopf iu die Luftröhre floß; sie können davon herrühren auch, daß die Speiseröhre in Mitleidenschaft ge zogen ist. Ganz falsch war es, wenn behauptet wurde in einzelnen, nahezu berüchtigten Berliner Blättern, der Kaiser habe Dienstag Abend sehr starkes Fieber gehabt, eine direkte Gefahr für das Lebe» habe bestanden u. s. w. Davon ist nichts wahr: Der Kaiser hat im Laufe des Dienstag eine genügende Quantität flüssiger Nahrung durch eine Sonde zugeführt erhalten und dadurch ist der schlimmsten Gefahr, einem Kräfteverfall, vorgebeugt. Die Abends nach Potsdam aus Berlin berufenen Aerzte kehrten uin Mitternacht bis auf Professor Bardeleben nach der Hauptstadt zurück. — Das von Mackenzie bediente Wolff'sche Bureau verbreitet »och Folgendes: „Da bei der augenblicklichen Lage Sr. Majestät die Einführung einer Ernährungssonde mit einiger Gefahr verbunden ist, „Komm doch in den Garten, Manch ich stehe am Gitter hier allein!" Diese Worte tönten mir zuerst entgegen, und zwar gesungen von Donalds schöner, klangvoller Stimme, als ich die Gesellschafts zimmer von Abbeylands betrat. Miß Vandeleur spielte die Begleitung, und mit der sichtlichsten Spannung beobachtete ihre Mutter Spiel und Gesang und streifte dann und wann die Gesellschaft mit einem schnellen forschenden Blicke. Mrs. Foresythe befand sich am anderen Ende des Saales, sie sah leidend und angegriffen ans, und als ich zu ihr gegangen war und wir uns begrüßt hatten, behielt sie meine Hand in der ihren und zog mich, mit dem früheren Ausdrucke von Liebe und Zärtlichkeit in ihren Zügen, neben sich auf das Sopha nieder. Mit leiser Stimme erkundigte sie sich nach meiner Tante, und ebenso leise beantwortete ich ihre Fragen und gewahrte zugleich, daß ihre Augen voll tiefen Mitgefühls, sogar Mitleids, auf inir ruhten. Wir setzten diese flüsternde Unterhaltung fort, bis Mrs. VandeleurS Blick uns wie init leichtein Vorwurfe traf und in der That für den Augenblick verstummen machte. Jetzt sang Donald nochmals die Worte: „Komm doch in den Garten, Mauck " und was verricth nicht seine Stimme, als er diesen Rainen aussprach I — War es ein Wunder, daß die schöne jugendliche Spielerin sich tiefer auf die Tasten neigte, auf denen voll Anmuth und Gewandheit sich ihre kleinen Weißen Hände bewegten? — „Mauck! Mauck! Mauck!" erklang es wiederum aus seinem Munde, und jetzt sehnte ich das Ende des Gesangs und Spiels herbei, damit er meine Anwesenheit erfahren möchte und ich nicht länger dem leidenschaftlichen Tone seiner Stimme zu lauschen brauchte, mit dem er ihren Namen aussprach. Seltsamerweise war es inir, als streife mich der Duft einer wilden Rose, zugleich dachte ich an das leise Rauschen des Flusses — beides erinnerte mich an eine glück liche, die glücklichste Stunde meines Lebens, die jetzt mir weit, weit in die Ferne gerückt zu sein schien. - „Der dunkle Abend ist dahin!" sang Donald weiter, und wäh rend man seinem Gesänge mit Vergnügen und Bewunderung zuhörte, schien es um mich her immer finsterer zu werden und mein Herz klopfte iinmer lauter und heftiger. Las vielleicht Mrs. Foresythe i» meinen Zügen, was in meinem Innern vorging und welche Qualen ich erduldete? — Ich vermag es nicht zu sagen, jedenfalls drückten die ihrigen tiefen Schmerz und inniges Mitgefühl aus, und sich hastig erhebend, neigte sie sich zu mir und flüsterte: so hat Sir Morell Mackenzie seine Zustimmung zur Anwendung dieses Instrumentes erst gegeben, als von allen Aerzten einstimmig zugegeben war, daß die Methode nothwendig wäre, um das Leben zu verlängern, da Patienten öfters noch einige Monate und selbst länger gelebt haben, wenn die Ernährung durch eine Sonde erfolgte. Bereits am Sonnabend Morgen hat Sir Morell Mackenzie eine Tamponkanüle eingesetzt, da sich eine Verbindung zwischen Kehlkopf und Speiseröhre gebildet hatte. Die Ernährung Sr. Majestät er- olgt durch Sir Morell Mackenzie mehrmals im Laufe des TageS und zwar mit konzentrirter Milch, Sahne, Whiskey re." Taktvoll können wir es gerade nicht nennen, nach allen Seiten die Meldung zu verbreiten, der Kaiser habe eventuell nur noch einige Monate zu leben. — Ueber das Gesammtbefinden des Kaisers schreibt die „Nat>- Ztg.": „Der Zustand des Kaisers läßt leider darauf schließen, daß eS ich uin einen Durchbruch des Grundleidens von der Luftröhre nach der Speiseröhre handelt. Bei der vorhandenen Krankheit kommt eS vor, daß sich solche Kommunikationen zwischen Lust- und Speiseröhre bilden, und es gelangen dann durch die abnorme Oefsnung verschluckte Speisetheile in die Luftröhre hinein. Meistens werden dieselben wieder ausgehustet, können aber auch in die Lungen hinabgelangen und dort Entzündungen Hervorrufen. Für diesen Fall würde die eingelegte Tampon-Kanüle auch den Zweck haben, die entstandene Oefsnung zu verstopfen. Leider scheint dieser Zweck nicht erreicht zu ein und es inußte die künstliche Ernährung angewendet werden. Der zur Anwendung gelangte Apparat ist keineswegs eine Magenpumpe oder Schlundsonde, sondern nur ein kurzes Rohr, das über die er krankte Stelle der Speiseröhre hinwegreicht, um diese, sowie den Kehlkopf von der Mitbewegung beim Schlnckacte auszuschließen und in Ruhe zu lassen." — Die „Post" schreibt: „Das Befinde» war am Mittwoch entschieden besser, die Milch wurde gut vertragen und nach einer guten Nacht war auch die Stimmung gut. Man hat Hoffnung, daß in wenigen Tagen das Niveau des Zustandes der Charlotten burger Zeit wieder erreicht sein wird. Die bedenklichen Stunden sind für die nächste Zeit von 6 Uhr Abends bis 2 Uhr Nachts. Die Kaiserin wachte in der Nacht zum Mittwoch selbst bei ihrem Gemahl, obwohl die Aerzte ihr versichert hatten, es liege keine direkte Gefahr vor. Ganz bewunderungswürdig ist auch in diesen schweren Tagen die Stimmung des hohen Kranken. Während seine ganze Umgebung den Ausdruck des tiefsten Schmerzes über die erneute Verschlimmerung des Leidens nicht verbergen kann, bleibt der Kaiser unerschütterlich in seinem Gottvertrauen und wenn seine Familie sich ihm thränendcn Auges naht, dann deutet er mit der Hand nach oben und ein unbeschreiblicher, hoffnungsvoller Ausdruck belebt sein Ant litz. Den Ausspruch seines hochseligen Vaters hat sich Kaiser Friedrich zur Richtschnur gemacht. „Er hat keine Zeit krank zu sein", und während er mit der tückischen Krankheit einen schweren Kampf zu kämpfen hat, trägt sich sein ungebeugter Geist mit weitgehenden Plänen zu seines Volkes Wohl. Seine Arbeitskraft und Arbeitslust trotzt allen Angriffen der Krankheit." — Der „Börs. Kur." meldet: Die Besserung im Befinden des Kaisers ist eine so außerordentliche, daß die Aerzte selbst darüber er staunt sind. Die Berliner Aerzte reisten gleich nach der Konsultation wieder nach der Hauptstadt zurück. — Gestern Mittag empfing der Kaiser den Besuch des im strengsten Inkognito in Berlin eingetroffenen Königs Oskar von Schweden. Die Begrüßung der beiden Monarchen war sehr herzlich, der König war tief bewegt. — Zahllose Gerüchte hat der Rücktritt des Ministers von Putt- kainer zur Folge gehabt, aber bisher hat sich auch nicht eins von ihnen bewahrheitet. Die von der „Kons. Corresp." verbreitete Nach richt, der Justiznilnister vr. Friedberg habe wegen Differenzen mit dem Reichskanzler seine Entlassung gegeben, der Kaiser dieselbe aber abgelehnt, wird für völlig unrichtig erklärt. Auch von den Meid- ungen, noch andere Minister wollten ihre Entlassung geben, ist eS angesichts der Verschlechterung im Befinden des Kaisers still geworden „Ich fühle mich nicht wohl, Mabel, und muß mich auf einige Augenblicke in «nein Ziminer zurückziehen. Folge mir nicht, ersuche aber Mrs. Vandeleur, so lange hier meine Stelle zu vertreten!" und nach diesen Worten verließ sie den Saal. 5. Niemand, nein niemand hat je den ganzen Umfang seiner Liebe und Zärtlichkeit für irgend ein Wesen empfunden, bevor er nicht in Gefahr gewesen ist, es zu verlieren, oder cs vielleicht verloren hatte, und so war auch Donald nie meine m Herze» thcurer gewesen als in dem Augenblicke, wo ich den Entschluß faßte, init eigner Hand das Grab meiner Liebe zu graben, die mein ganzes Sein und Wesen er füllte und das einzige Glück meines Lebens ausmachte. — Mrs. Foresythcs Gesellschaft hatte endlich ihr Ende erreicht und sie war wieder in den Saal zurückgekehrt, um ihre Gäste zu ent lassen. Ich war hinaufgegangen und wollte mich für den nächtlichen Heimweg rüsten und wußte, daß Donald bereit war, mich nach Hause zu begleiten. Schon mit meinem Hute und dein großen grauen Tuche versehen, zögerte ich dennoch in Mrs. Foresythes Zimmer, denn eine innnere Stimme, eine bestiminte Ahnung sagte inir, daß ich es nie mehr wie heute betreten, nie als die verlobte Braut ihres Svhncs Wiedersehen würde. Wohl wußte ich, daß Tante Janet meiner Rückkehr harrte und nicht eher schlief, als bis ich kam — dennoch aber zögerte ich und war nicht im Stande, mich von der Stelle zu bewegen. Ich stand vor Donalds Bild, vor dem ich einst gestanden hatte, die Hände voll lieblicher Frühlingsblumen, die seinetwegen das Zimmer einer Mutter schmücken sollten. Das Bild lächelte wie Donald selbst auf mich herab und ich ward mir bewußt, wie innig und einzig ich Donald geliebt hatte, — wie man die Blumen und den Sonnen- chein liebt, weil sie so schön sind und er so strahlend und so beglückend ist! — Donald ist, nein, war der Lichtstrahl und das Glück meines Lebens geworden, und dennoch mußte ich von diesein Glücke scheiden, von ihm scheiden, denn er war nicht mehr mein, gehörte mir nicht mehr an! Bei diesem Gedanken, bei dieser unabwcislichen Ueberzeugung übermannte mich fast der Schinerz und Thränen verdunkelten meine Augen, dann wandte ich mich langsam von dem Bilde ab, von dem ich jetzt und für alle Zeiten Abschied genommen hatte, zog meinen dichten Schleier über das Gesicht, verließ langsam das Zimmer und ging die Treppe in die Vorballe hinab, wo Donald sich der its ein.
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