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— Nr. 14. — 8. Jahrgang. — Der tedm Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Lage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzetger" mit täglich einem besonderen Unter- LaltungSblatte und mit hem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pa., bfi denPost-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PrelSliste Nr. 5035.) Für Abonnenten er . . . Sommer-Eisenbahnfahrulan. . . ^ Winter-Elsenbahnfahrplanheft für Sachl Jllustr. Kalender des Sächsischen Landboi Illustrirtes Jahresbuch der LandeS-Snzeig SSHstscher Mittwoch, 18. Januar 1888. »reir»er.,Sit<f iner schmalen Cor, >t» Stell» (Ispalt.^ KzeileMs oncenRabatt. en. e». en. Snzeigerr. SeiMcderholunggroßerAnnoncenS Sei Bestellungen von Au-tvärt» wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifaae« te 6 Gilben TorpuSschrift bilden ca. 1 Zelle.) nnnomenannahnie nur bi» Vormittag. Leckli: M«»i>n Wieie. Buchdnickeret. Chemnitz. Lheaterstraße K (Fernsprcchstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung sür Sachsen und Thüringen. Unterhaltungsblatt i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichts-Aeitnng s Illustrirtes Uuterkaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 16. Januar. Bremen. Einem Kabeltelegramm aus Newyork zufolge be fürchtet man dort, daß der französische Dampfer „Britannia", 2500 Tonnen, von Marseille mit 850 Passagieren nach Newyork, verun glückt ist. Das Schiff passirte bereits vor 25 Tagen Gibraltar und hat seine Bestimmung noch nicht erreicht. Wien. Ein Petersburger Brief der „Politischen Corr." stellt ein Entgegenkommen Rußlands in allen übrigen Punkten der bul garischen Frage in Aussicht, falls die Mächte in dem einen Punkte, die Entfernung des Coburgers betreffend, auf Rußlands Forderung eingehen. Die Zwischenzeit nach der Entfernung des Coburgers bis zur Lösung der schwierigen, längere Zeit in Anspruch nehmenden Fürstensragc denkt man sich in Petersburg durch die Bildung einer, allen bulgarischen Parteien entnommenen Regierung ausgefüllt. — Die „Montags-Revue" constatirt, daß an der russischen Grenze der zeit ein Stillstand der Truppenansammlungen eingetreten, jedoch Quartiere für eine weitaus größere Hecreszahl bestellt seien. Petersburg. Am Newa-Bahnhof wurde ein junger Mann verhaftet, der auf das Winterpalais deutend ausrief: „Das muß in die Luft fliegen und Alles anders werden." Infolge von Dynamit funden wurden mehrere Offiziere und Polizeichargen verhaftet. Brüssel. Hiesige Finanzkreise versichern, daß Rußland neuer dings gewaltige Anstrengungen mache, um in Belgien und Holland eine größere Anleihe abzuschließen. Hier herrscht hierzu indeß keine Geneigtheit. (Und wie unschuldig sich Herr Wyschnegradsky in der Budgetvorlage stellt!) Sächsische Kriegstrophäen. Ein Erinnerungsblatt für den 18. Januar. Der 18. Januar ist der Gedenktag der wichtigsten Errungen schaft des nationalen Krieges von 1670/71, der nach Jahrhunderte langem Singen und Sagen der Edelsten und Besten unseres Volkes endlich im Schlachtenwetter erfolgten Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreichs. Dieselbe ist auch für die deutschen Einzelstaaten von den segensreichsten Folgen gewesen, die Feier dieses nationalen Festtages wird von Jahr zu Jahr immer allgemeiner in allen Gauen Deutsch lands und man erinnert sich an demselben im Kreise der Vaterlands freunde, Gesinnungsgenossen und Mitkämpfer im deutsch-französischen Kriege gern aller großen, ungeahnten, kriegerischen und nationalen Erfolge, welche die siegesgcwaltigc, unvergeßliche Zeit von 1870/71 dem deutschen Heere, dem deutschen Volke gebracht. Auch die Sachsen pflückten sich unter Anführung der ritterlichen Söhne des damals regierenden Königs Johann manch volles Lorbeerreis im Kriegswetter der damaligen Riesenkämpfe und ihre Rautenkranzbanner webten stol, neben den Feldzeichen mit dem preußischen Adler, dem bayrischen Löwen auf blutiger Bahn. Es ist darum am 16. Januar gewiß am Platze, einmal einen Rückblick zu werfen in jene Zeit und Jungsachsen zu erzählen von den Kricgstrophäen der Truppen des K. S. (XII.) Armeecorps im Kriege gegen Frankreich, von denen nur Wenige ge naue Kenntniß haben dürsten. Seitens der deutschen Truppen wurde im damaligen Feldzüge bekanntlich eine schier unermeßliche Beute an Kriegsmaterial und Vorräthen gemacht. Darunter befanden sich 107 Adler und Fahnen, 1915 Feldgeschütze und Mitrailleusen und 5526 Fcstungsgeschütze. Davon sind 45 Adler und Fahnen, 255 Feldgeschütze und Mitrail leusen, sowie 104 Festungsgeschütze im freien Felde oder vor Festungen erbeutet worden, nur 161^ Geschütze und 12 Fahnen aber sind mit stürmender H.-.nd genommen worden und für diese allein wurden auch nur zufolge kaiserlicher Cabinetsordre vom 22. Juli 1871 Dvuccur- geldcr angewiesen: für jedes Geschütz 60, für jede Fahne 40 Dukaten. Das K. S. (XII.) Armeccorps erhielt im Ganzen für 114/-, Geschütz und 1 Fahne 730 Dukaten und vertheilte sich diese Summe wie folgt: Verurtyeilt. Eine New-Aorker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ich möchte gern," begann Grace, das Mädchen aufmerksam an blickend, „daß Sie sich an eine Ihrer vor Gericht abgegebenen Aus sagen erinnerten. Sie sagten, als Sie die verschiedenen in der Kabine Vorgefundenen Gegenstände Ihrer ermordeten Herrin be schrieben, die Worte: „Es lag da ein Medaillon, aber ich weiß nicht, ob —" hier unterbrach Sie der Vorsitzende Richter ungeduldig und befahl Ihnen, die andern Gegenstände zu beschreiben." „Ganz recht, Miß," sagte das Mädchen nachdenklich. „Sie erinnern sich also dieser Worte?" „Nicht mehr genau. Aber ich glaube, ich sagte etwas derartiges." „Was meinen Sie damit?" fragte Grace, während sie mit vor innerer Erregung leuchtenden Augen das Mädchen forschend be trachtete. „Ich erinnere mich jetzt," berichtete das Mädchen, „es war in der Kabine ein Medaillon gefunden worden; aber ich glaube nicht, daß es Raimonde gehörte." „Sie glauben das bestimmt?" „O, ich bin sicher, daß ich es nie bei meiner Herrin gesehen habe; Raimonde mochte solche große unechte Schmuckgegenstände nicht leiden." „Noch eins wollte ich Sie fragen," fuhr Grace fort, „Sie sagten aus, daß Raimonde ihre Diamanten getragen habe, als sie Boston verließ. Würden Sie die Diamanten wicdererkennen?" Das Mädchen dachte einen Augenblick nach. „Einen davon gewiß," sagte sie endlich, „denn er war an der »inen Seite in einer ganz außergewöhnlichen Art geschliffen." „Wie ist doch Ihr Name, Ä habe ihn vergessen," fragte Grace. „Sarah," antwortete das Mädchen. „Nun Sarah, nehmen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit Sie sind von nun an in meinem Dienst." Mit Sarah an ihrer Seite kehrte sie in das Polizeigebäude zu- — Die Stunde war noch nicht ganz vorüber, aber Macroy er wartete bereits seinen Besuch. „Nun, Herr Macroy," wandte sich Grace sogleich, nachdem sie singetreten war, mit spannender Erwartung an den Detektive, „haben Ete sich entschlossen, mir zu helfen?" Mir. rück. 240 Dukaten erhielt das 2. Jägerbataillon Nr. 13 für die Er oberung von 4 Geschützen — 2 Kanonen und 2 Mitrailleusen durch die erste Compagnie in der Schlacht bei Sedan gelegentlich der Erstürmung des Dorfes la Moncelle. 120 Dukaten empfing das 1. (Leib-)Grenadier-Regiment Nr. 100 für 2 Mitrailleusen, welche von der 1. Compagnie bei Scdan erobert wurden und zwar in dem Kampfe um den Besitz des Dorfes Daigny. Die Mitrailleusen führten die Namen General Berthier und General Gorse. Wohin sie auf dem Transporte nach Deutschland gekommen sind, hat sich leider nicht ermitteln lassen. Dieselbe Summe von 120 Dukaten bekam das Schützenregiment Prinz Georg Nr. 108, dessen 6. Compagnie bei Sedan in der Nähe des Vorwerks la Ramorie ebenfalls 2 schütze eroberte, welche die Nanien Io olsvsoin und ln ouirnsss führten und später dem Schützenregimente als Eigenthum übergeben wurden Sie stehen noch heutigen Tages auf der Rampe der Schützenkaserne vor dem Portale in Dresden. 100 Dukaten erhielt das 5. Infanterie- Regiment Prinz Friedrich August Nr. 104. Von demselben eroberte bei Sedan gelegentlich des Sturmes auf Daigny die 5. Compagnie 1 Mitrailleuse und die 4. Compagnie 1 Turkofahne. Letztere entriß dem erschossen zusammeiistiirzenden Träger der Soldat Küster, ein geborener Königsbcrger und von Berns Kellner. Ferner empfing 90 Dukaten das 8. Infanterie-Regiment Prinz Johann Georg Nr. 107 für 1^/2 Geschütz bei Sedan genommen (das eine zusammen mit einer bayrischen Jnfantcrieabtheilung) von der 5. und 6. Compagnie. 30 Dukaten endlich erhielt sowohl das 1. Reiter-Regiment Kronprinz (heute 18er Husaren), wie das 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12, welche gemeinschaftlich bei Beaumont ein Geschütz eroberten. Von den 1870/71 erbeuteten französischen Geschützen ist auch eine größere Anzahl nach Sachsen gekommen. An demselben Tage, an welchem die ersten Depeschen von der erfolgten Ratification der Friedenspräliminarien in Dresden durch Extrablätter des Dresdner Journals und der Constitutionellen Zeitung bekannt gegeben wurden, am 2. März 1871, fand die Parade-Ueberführung jener Geschütze statt durch eine Ehrenwache von 2 Compagnie» des 2. Grenadier- Regiments Nr. 101 und 2 Zügen des 2. Ulanen-Rcgiments Nr. 18 vom Bahnhofe nach dem Zwinger und am Königsschlosse vorbei, auf dessen Balkon die Königsfamilie stand, jubelnd vom Volke begrüßt. Das Musikcorps des Grenadier-Regiments stellte sich am königlichen Schlosse auf und unter den Klängen eines Defilirmarsches rasselten nun die Geschütze eins nach dem andern vorüber. Im Zwinger wurden sie ausgefahren, außer vier Stück, welche auf den Waffcn- Plätzcn der Hanptwachen ihren Platz erhielten, und während der nächsten Wochen hatten die im Zwinger bei den Geschützen Posten stehende» Artilleristen den massenhaft herznströn,enden Schaulustigen immer und immer wieder ----- - lensen zu erklären« , Vr>>- zehn vorhanden, außerdem und 9 Zwölfpfünder, ferner 2 Sicbenpfünder, Hinterlader, 2 ge zogene Gebirgsgeschütze und 1 glatter Scchszehnpfünder, endlich 2 Haubitzen, von denen die erste eine Mündung von 22, die andere eine solche von 16 Centimcter Durchmesser hatte. Heutzutage sind in der Residenz außer, wie bereits erwähnt, und im Garten der Villa Sr. Maj. des wo ein schweres Geschütz aus Paris französischen Geschütze mehr öffentlich zu sehen. Die Pforten des Arsenals in der Albertstadt haben sich hinter ihnen Allen geschlossen. Dort wird auch die vor 18 Jahren eroberte irkvfahne aufbewahrt. Nur im Museum Johanneum sind noch 2 Mitrailleusen zur Schau gestellt; eine Feldmitrailleuse General Michaud und eine Panzermitrailleuse, wie sie die Franctireurs vor Paris verwendeten. In demselben Zimmer, wo auch Fahnen, Waffen und Eqnipirungsstücke aus der polnisch sächsischen Aera aufbewahrt werden, ist die eine Wand völlig mit blanken Waffen, Kürassen und Helmen, insgesammt Beutestücken aus dem französischen Kriege, decorirt. „Sie wissen, daß ich Herrn Vanmark für schuldig halte," rie der Detektive aus. ,Jch weiß das; aber Sie gingen bei Ihrer Untersuchung von allem Anfang von der Annahme aus, daß er der Mörder sei, und Sie forschten deshalb nur noch nach Anhaltspunkte», die diese An nahme rechtfertigten oder zu rechtfertigen schienen." „Allerdings — das ist richtig," sagte der Detektive, „aber ich gestehe Ihnen, daß ich noch heute die Ucberzeugung habe, er hat das Verbrechen begangen. Und dennoch wünschen Sie, daß ich Ihnen beistehe?" „Ja, denn ich glaube am besten mjt Ihrer Hilfe seine Schuld losigkeit beweisen und den richtigen Mörder entdecken zu können. Ich rechne natürlich darauf, daß Sie Ihre besten Kräfte miscrm Unter nehmen zur Verfügung stellen." „Ganz gewiß, das ist selbstverständlich. Uebrigens", fügte der Detektive mit einem feinen Lächeln hinzu, „Sie selbst haben die beste Fürsorge getroffen, daß ich mir das Gelingen Ihres Vorhabens in jeder Weise angelegen sein lasse, indem Sie mir achttausend Dollers mehr für das Gelingen als für das Mißlingen boten." „Und es wird gelingen", rief Grace in zuversichtlichem Tone aus. „Richard Vanmark ist schuldlos und mit Ihrem Beistand hoffe ich, seine Schuldlosigkeit an den Tag zu bringen." „Sie könnten sich, wenn Sie seine Frau wären, nicht mit mehr Enthusiasmus, mit mehr Energie seiner Sache widmen", bemerkte der Detektive mit Wärme. „Ich bin sein Weib", erklärte Grace, „gestern in den Tombs wurde ich ihm angetraut." Der Detektive betrachtete die vor ihm Stehende mit einem aus Erstaunen und Bewunderung gemischten Blick. „Ich bin jetzt halb zu Ihrer Ansicht bekehrt, Frau Vanmark." VIII. Auf der richtigen Spur. Es erforderte nur wenige Augenblicke, bis es Grace gelang, ihre Bewegung zu bemeistern, die die letzten mit Macroy gewechselten Worte in ihr verursacht hatten. „Wir haben nur eine kurze Spanne Zeit", begann sie, „und dürfen keine Minute verlieren." „Haben Sie sich bereits einen Plan gemacht?" begann der Detektive. „Ich dachte mir, wir müßten mit unseren Nachforschungen noch einmal von Anfang an beginnen. Sie haben Ihre früheren Nach- ebenso sind Chassepotgewehre zu finden an der Pyramide, welche eine vollständige Collection der Hinterlader-Handfeuerwaffen darstellt. Dicht an jenen, sächsische Kriegsbeute des letzten Feldzugs ent haltenden, Raum stößt das sogenannte Türkenzimmer, wo unter dem 1683 vor Wien sächsischerseits erbeuteten kostbaren Zelt des türkischen Großveziers Kara Mustapha die zahlreichen Trophäen jener ersten Waffenthat des sächsischen stehenden Heeres ausgelegt sind, ebenso der Kettenpanzer und Helm des Polenkönigs Sobiesky, sowie die Eisen haube des Kurfürsten Johann Georg III., vor Wien getragen; und nur der Marschallstab des Ersteren, den dieser ebenfalls seinem sächsi schen Waffenbruder verehrte, ist seit 1871 nicht mehr vorhanden. Er wird von Sr. Maj. dem König Albert aufbewahrt seit dem Tage des Truppeneinzugs in Dresden, 11. Juli 1871, bei dem der sieg- gekrönte Feldherr und Führer der Maasarmee ihn aus den Händen seines erlauchten Vaters draußen im großen Garten vor der Front der Truppen empfing und, denselben in der Rechten, de» sächsischen Regimentern voraufritt, überall jauchzend begrüßt. Lang schon ists her, daß jene große Zeit verklungen und ver rauscht ist, unvergeßlich bleibt sie aber Jedem, der sie mit durchlebt, und die großen damals gebrachten Opfer an Gut und Blut — das XII. Armeekorpss hatte im Kriege von 1870/71 einen Verlust von 107 Offizieren und 2113 Mann, der deutsche Gesammtverlust betrug über 20000 Mann — mahnen noch heutigen Tages auch das in zwischen herangewachsene Geschlecht, hoch und heilig zu halten alle Errungenschaften von damals, welche gipfelten in der Kaiserprokla- mativn zu Versailles, deren Gedenktag sich nun schon zum 17. Male erneuert. Politische Rundschau. Chemnitz, den 17. Januar. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Montag den von der Jubiläumsfeier in Rom zurückgekehrten Grafen Brühl-Pförten, den General von Obernitz und den aus Friedrichsruhe wieder in Berlin angekommenen Grafen Herbert Bismarck. — Dem bevor- tehenden Kapitel des Schwarzen Adlerordens werden auch die deutschen Botschafter Fürst Reuß in Wien und General von Schweinitz in Petersburg beiwohnen. Politischen Zweck hat die Reise nicht. — Aus San Remo wird vom Montag tclcgraphirt: Das Be rnden des deutschen Kronprinzen ist unverändert. Die Witterung ist onnig, aber kalt, deshalb haben die Aerzte Ausfahrten verboten. — Der Reichstag nimmt heute seine Arbeiten mit Fortsetzung der zweiten Etatsberathung wieder auf. — Im Reichstage ist das neue Socialistengesetz eingegangen, vor der Schützenkaserne Königs in Strehlen, steht, schon längst keine träfe bis zu 1000 Mark oder Gefängniß bis zu einem Jahre be traft. Als Verbreitung ist das Ausleger, verbotener Drnckschristen n Verkaufslokalen, Schankwirthschaften rc. anzusehen. Gegen gewerbs mäßige socialdemokratische Agitatoren ist auf Gefängniß nicht unter zwei Jahren zu erkennen, Einschränkung des Aufenthaltes ist zulässig. Auf Zulässigkeit der Einschränkung des Aufenthaltes kann erkannt werden, wenn eine Vcrurtheilung auf Grund des Z 129 des Straf- Gesetzbuchcs erfolgt und feststellt ist, daß der Verurtheilte einer Ver bindung angchört hat oder gehört, zu deren Zweck gehört, die Aus- ührung des Socialistengesetzes durch ungesetzliche Mittel zu verhindern. Im letzteren Falle, wie gegen verurtheilte gewerbsmäßige socialistische Agitatoren oder wegen Betheiligung an einem verbotenen Verein kann auch auf die Zulässigkeit der Entziehung der Staatsangehörig keit erkannt werden. Durch ein solches Erkenntniß erhält die Ccntral- behörde des Heimathsortes des Verurtheilten die Besugniß, den Letzteren seiner Staatsangehörigkeit für verlustig zu erklären und aus dem Bundesgebiet auszuwcisen. Personen, welche so ihrer Staats- forschungcn von dem Gesichtspunkt aus, daß Richard Vanmark schuldig sei, betrieben." „Allerdings", räumte Macroy ein. „Lassen Sie uns nun von dem Gegentheil ausgehen I" „Und womit gedenken Sie zu beginnen?" „Ich möchte zuerst", antwortete Grace, „jene Gegenstände be sichtigen, die in jener von Stella Raimonde innegehabten Kabine gefunden wurden." „O, dabei würden Sie nichts von Wichtigkeit entdecken", bemerkte der Detektive kopfschüttelnd. „Es war da erstens ein Medaillon — ein ziemlich großes Medaillon." „Ganz recht! Ich erinnere mich dessen", stimmte Macroy bei. „Sarah, die frühere Dienerin von Frau Raimonde, behauptete, dieses Medaillon habe nicht ihrer Herrin gehört." „Wahrscheinlich war es ein Geschenk!" bemerkte der Detektive. „Ich glaube das nicht", äußerte Grace ihre Ansicht, „in diesem Falle würde Sarah es bei ihr bemerkt haben. Hatten Sie das Medaillon geöffnet?" fragte sie den Detektive. „Nein", gestand Macroy. „Dann wollen wir cs jetzt thun." Macroy führte Grace und Sarah nach dem Zimmer, in wel chem die von Frau Raimonde hinterlasscnen Gegenstände aufbewahrt wurden. Das Medaillon war von ziemlicher Größe, so wie Männer solche an Uhrketten zu tragen Pflegen. Auf der Rückseite war der Buchstabe L. eingravirt. Macroy nahm das Medaillon in die Hand und untersuchte es sorgfältig. Er trat an das Fenster und betrachtete es wieder und wieder, indem sich eine sichtbare Ueberraschung auf sei nem Gesichte zeigte. „Was haben Sie?" fragte Grace, die ihn aufmerksam beobach tet hatte. „Ich bin meiner Sache noch nicht gewiß," sagte er. „Kommen Sie mit mir!" Sie begaben sich zu einem in der Nachbarschaft wohnenden Juwelier. Der Detective gab dem Manne das Medaillon und fragt« ihn etwas. „Unecht — nur schwach vergoldet," erklärte der Juwelier nach einer kurzen Prüfung des Metalls. „Können Sie cs öffnen?" fragte Grace. „O, gewiß," sagte der Juwelier, indem er eS mit einem In strument öffnete und ihr reichte. Fortsetzung folgt. ' ^