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ttvo Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den »a 1 M anocrn Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pf., «/I- I » zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatlich 7b Pf. Der Ueberfall von Hue. ches to ra »e Fa eel. lehmenden mnten zur ie Schlesitt ili 1885. ceitag, Na reichen! seiner uu Drechsel, sten Dank kl Dre jaelis. eige. clöste Gott s theure orgenden rgers, desl leuler, eige. m Gott r von 9 heilnahme d h und Fr» ili 1885. eige. erlöste Gott i Geduld Gatten, < »il Hofm as schme , Freunden Sofmaa» !8ö. ceitag, Na se aus statt VM a Liebe», lieben, 38. Jahrgang. > Freitag, de« 1». Juli bewiesen Hering s» >errn Zenden Früh Freunde« und Beg > innigen liche Blin», ) gebrochen, , seligen BkeWrM^aE und Tageblatt. . Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Brauu in Freiberg. »Die Zustände der asiatischen Länder sind höchst unbe ständig; deshalb darf England in Verträge und Ueber einkommen, welche die verschiedenen Potentaten jenes Welttheils einzugehen geneigt sind, kein besonderes Ver trauen setzen." Während der neue englische Premier minister Marquis Salisbury mit diesen Worten im britischen Öberhause sein richtiges Urtheil über die Verhältnisse in Asien bekundete, hatte die französische Regierung fast gleich zeitig Gelegenheit, das Mißliche aller Verträge mit asiatischen Potentaten einzusehen. Dem in Hus mit dem Herrscher Anams abgeschlossenen Vertrag ist vor Kurzem der Friedens- schluß mit China zu Tientsin gefolgt, aber dieser letztere hatte am 3. d. M. ein blutiges Nachspiel, welches vielleicht die Resultate aller bisherigen Friedensbemühungen in Frage stellt und Frankreich zu einem neuen Feldzug in Ostasien zwingt. Der an Stelle des General Brisre de l'Jsle zum Höchstkommandirenden in Tonkin ernannte französische General de Courcy hatte sich nach Huö begeben, um dort dem König von Anam sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen und seine weitgehenden Vollmachten geltend zu machen. Durch die beiden Verträge vom 21. August 1883 und 6. Juni 1884 steht das Königreich Anam unter dem Protektorat der französischen Republik. Das damit verbundene Abhängigkeitsverhältniß konnte aber erst jetzt nach dem Frieden von Tientsin in Kraft treten, weil bis dahin Anam auch noch unter der Oberhoheit Chinas stand. Nachdem die chinesische Regierung auf dies Protektorat verzichtet hatte, mußte Anam thatsächlich zu einem Frank reich untcrworsenen Lande werden. Seine auswärtigen Beziehungen sollen von nun an durch Frankreich besorgt, seine Beamten durch sranzösische Kontroleure überwacht, sein Zoll- und Verkehrswesen und sein Handel von Franzosen geleitet werden. Es versteht sich leicht, daß die Anamiten, besonders aber die bis dahin fast allmächtigen Mandarinen, das neue Joch unwillig tragen. Diese hohen anamitischen Würdenträger, welche trotz der in Anam herrschenden despotischen Negierungsform wiederholt ihre Herrscher zum Selbstmord zwangen, um ihren Einfluß zu erhalten, sind die ärgsten Feinde der Franzosen und die treuesten Anhänger Chinas. Wie der verstorbene Admiral Courbet stets behauptete, waren cs diese Mandarinen, welche die unter dem Namen der «Schwarzen Flaggen" bekannten Räuberbanden ausrüsteten und von denen man erwarten mußte, daß sie irgend einen Streich gegen den neuen militärischen Machthaber ausführen würden, der mit vermehrten Vollmachten der französischen Re publik in Huö erschien. Von dem Bataillon Zuaven, mit welchem General de Courcy in Thuanan landete, ließ derselbe zwei Kompagnien in dieser Hafenstadt zurück, um die Ver bindung mit dem Meere zu sichern; mit den beiden andern Kompagnien besetzte er die Zitadelle von Huö, in der sich vielleicht schon eine etwa 800 Mann starke französische Gamison befand. Ein solches Häuflein von höchstens 1500 fremden Soldaten zu vernichten, schien den Manda rinen nicht zu gefährlich, da die anamitische Garnison der Zitadelle den Franzosen weit an Zahl überlegen war. In den frühen Morgenstunden des 3. Juli wurde die fran zösische Garnison urplötzlich von den anamitischen Truppen angegriffen und es entspann sich ein mehrstündiger Kampf, der erst durch die aus Thuanan Herbeiellenden zwei Kom pagnien und durch die Ueberlegenheit der Disziplin und Bewaffnung zu Gunsten der Franzosen entschieden wurde. Daß die Franzosen nur 72 Mann an Todten und Ver wundeten verloren haben wollen, während 1200 anamitische Leichen die Wahlstatt bedeckten, scheint nicht recht glaublich. Der ganze Bericht des General de Courcy, welcher die Angreifer auf 30OM Mann schätzte und von der Zitadelle den Umfang mit 480 Hektaren und die Armirung mit 1000 Kanonen angiebt, leidet unverkennbar an starken Ueber- treibungen. In demselben romanhaften Style ist auch die gestern in Paris eingetroffene Meldung des Generals ab- maßt, welche folgenden Wortlaut hat: „Seit Dienstag Avend 11 Uhr sind wir unbeschränkte Herren der Stadt hur; die anamitischen Truppen sind in der Auflösung. In der Umgebung der französischen Residentschaft und an gewisse« Punkten der Zitadelle kamen vereinzelte Feuers brünste vor; der Königspalast aber ist unversehrt, Dank der musterhaften Disziplin des Zuavenbataillons, welches denselben eroberte und bewacht. Der Palast enthält große Reichthümer, namentlich fünf Millionen Silber barren. Die Ziffer dieses Betrags wird s ehren, wenn man auch Goldbarr Der Werth der Kunstschätze ist unermeßlich; man erwartet Instruktionen." Vom militärischen Standpunkte aus bleibt aber dennoch das Verhalten der Franzosen bei diesem Ueber fall sehr rühmlich, da sie nicht nur die Angreifer zurück warfen, sondern sich sogar der ganzen riesigen Zitadelle und der 50000 Einwohner zählenden feindlichen Stadt be mächtigten. Äeurtheilt man aber die Sachlage vom politischen Standpunkte, so ist dieselbe ungünstig genug, da der miß lungene Ueberfall von Hus die Wuth der Mandarinen nicht abgekühlt haben wird. General de Courcy berichtete selbst dem Kriegsminister, daß er gleich bei den ersten Unter redungen mit den Bevollmächtigten Anams erkannt habe, wie feindlich die Regierung von Huö den Franzosen gesinnt sei. Der Regent Thuhong, dessen Absetzung und Verbannung de Courcy durchzusetzen Auftrag hatte, befindet sich jetzt in seiner Gewalt und mußte derselbe gemeinschaftlich mit dem französischen Oberbefehlshaber eine Proklamation an die Anamiten unterzeichnen, welche den Ueberfall von Huö brandmarkt und den mit seiner Mutter entflohenen König von Anam auffordert, in den von den Flammen verschont gebliebenen Palast zurückzukehren. In Paris forderte man sofort, als der Zwischenfall bekannt wurde, die Hinrichtung der Mandarinen, welche das Blutbad am 3. d. M. ver- Tagesschau Freiberg, den 9. Juli. Von der innigen Pietät des deutschen Kaisers wird der „National-Zeitung" ein neuer Zug mitgetheilt. Der greise Monarch trägt nur zwei Ringe an seinen Händen, semen Trauring und einen kleinen schmucklosen Haarring (wohl auS den Haaren seiner Mutter, der Königin Louise?), doch hängt an diesen beiden unscheinbaren Ringen das Herz des Kaisers. Seit längerer Zeit nun waren, wohl in Folge des Alters und Kränklichkeit, diese Ringe dem Kaiser zu weit geworden und vor Kurzem, zur unaussprechlichen Betrübniß des Monarchen, verschwunden. Das ganze Zimmer, alle Räume des Schlosses wurden durchforscht, und beim Suchen wie nach einem uner setzlichen Schatze war am unermüdlichsten der Kaiser selbst. Endlich war ein Kammerdiener so glücklich, die Ringe, welche beim Abziehen dem Kaiser wohl entglitten sein mochten, in einer Ecke auf dem Fußboden aufzufinden. Der Kaiser war über das Wieder finden überglücklich und sandte sogleich zum Hofjuwelier Lemcke, welcher den Auftrag empfing, die Ringe nunmehr, um ähnlichen Eventualitäten vorzubeugen, enger zu machen. Herr L. em pfing die Ringe aus des Kaisers eigener Hand, welcher es am liebsten gesehen hätte, wenn die Reparatur sogleich im Schlöffe in seiner Gegenwart vor sich gegangen wäre. Selbstverständlich entwickelte der Hofjuwelier die denkbar größte Eile, um mit seiner Arbeit zu Stande zu kommen und die verengerten Ringe dem Monarchen zurückzuliefern, der seine große Freude äußerte, dieselben nicht mehr vom Finger ziehen zu dürfen. — Vorgestern Mittag empfing der Kaiser in Ems einen einstündige« Besuch der Kaiserin, welche auS Koblenz hexübergekommen war. Nach der Tafel unternahm der Kaiser eine Ausfahrt, an welche sich ein kurzer Spaziergang schloß und besuchte so dann das Theater. Gestern früh machte der greise Monarch abermals nach der Kurpromenade eine Spazierfahrt und nahm alsdann den Vortrag des Wirk!. Geh. Raths von Wilmowski entgegen. Die Ankunft des Kaisers in Gastein ist nunmehr offiziell für den 21. d. M. festgesetzt. — Dienstag war der deutsche Reichskanzler zum Diner bei dem deut schen Kronprinzen im Neuen Palais zu Potsdam. Fürst Bismarck gedenkt, sich in den nächsten Tagen zum Kaiser nach Ems zu begeben, um mit demselben über wichtige Fragen (wie man vermuthet, namentlich i» Betreff der Reichslande) zu konferiren. Außer der Regelung der künftigen Verwaltung der Reichs lande und der Braunschweiger Thronfolge-Angelegenheit scheinen noch andere wichtige Dinge im Werke zu sein. Berliner Blätter behaupten, es werde in Bundesrathskreisen ein Gesetz entwurf wegen Ergänzung der Reichsverfassung erwartet, wo nach nichtdeutsche Prinzen im Reichsgebiete nicht successionsfähig sein sollen. — Aus Gotha wird der „National-Ztg." geschrieben: „Die Episode der braun schweigischen Thronkandidatur des Herzogs von Cambridge hat überall in der deutschen Presse verdiente Würdigung ge funden; auch wo man die Komik des Anspruches empfand, zugleich britischer General, britischer Unterthan mit dem Wohnsitz in London und deutscher Bundesfürst zu sein, hat man doch das Beleidigende, das für das Deutsche Reich in diesem An sprüche lag, deutlich herausgefühlt. Einem nahen Anverwandten des Herzogs von Cambridge könnte der sonderbare Anachronismus des hohen Herrn noch gefährlich werden. Wir denken an den Herzog von Edinburg. Ihm kam bisher zu Statten, daß er der Sohn des deutschgesinnten Prinzgemahls von England, der Neffe des deutschgesinnten Herzogs Ernst von Koburg ist; man nahm vielfach an, deutsche Gesinnung müsse ihm im Blute liegen. Nach dem frühen Tode des Vaters hat die Mutter ihn ganz als englischen Prinzen aufwachsen taffen, ihn zum Herzog von Edinburg und zum britischen Admiral gemacht, trotzdem Herzog Ernst unzählige Male und immer vergeblich auf eine von Grund aus deutsche Erziehung seines vermeint lichen Thronerben hingedrängt und verlangt hatte, daß er in Deutschland wohnen, studiren und dienen sollte, kurzum ein Deutscher werden und in heimischen Verhältnissen zum einstigen Regenten sich ausbilden. Was hilft ihm und uns sein kurzes Scheinstudium in Bonn? was der deutsche Generalsrock ohne geleistete Dienste? was der Eintritt in den deutschen Johanniter orden? Mag der Herzog von Edinburg seine englischen Schiffe auch fernerhin im Frieden kompiandiren, — sein Sohn wenigstens muß, wenn es nun nicht anders lein kann, als daß er einst deutsches Land regieren soll, von vornherein als Deutscher auswachsen." Der „Hann. Kour." meldet mit besonderem Nachdrück, in sehr gut unterrichteten Kreisen halte man dafür, daß dem Prinzen Heinrich VII. von Reuß, dem gegenwärtigen Botschafter in Wien, seitens der braunschweigischen Regierung die Regenten- 17,3 ' L -t-10,° ° L Mage. schuldeten und die Umwandlung des Protektorats von Anam in eine Annexion. Das Erstere wird sich kaum umgehen lassen, denn wenn Frankreich nicht für die Ver- rätherei der Anamiten blutige Vergeltung übt, wären die französischen Garnisonen von Hus und Thuanan nach dem Abzüge de Courcy's schwer gefährdet. Die Asiaten achten die Verträge nur dann, wenn sie den Beweis erhalten, daß der Treubruch ihnen schweres Verderben bringt. Es ist bezeichnend, daß die Gefahr eines neuen ost asiatischen Krieges an demselben Tage austauchte, an welchem in der französischen Kammer der Friedensvertrag von Tientsin zur Äerathung gelangte. Die französische Re gierung verneinte aber, daß der Zwischenfall von Huö in Beziehung zu dem Friedensvertrage mit China stehe. Da dieser Staat seine Hoheitsrechte auf Anam aufgegeben habe, könne der Frieden mit demselben durch Vorgänge in Hus nicht mehr gestört werden. Wenn der Minister Freycinet dies lebhaft betonte, sagte sich dennoch Jedermann, daß angesichts dieser Verhältnisse von einer Verminderung des Expeditionskorps in Tonkin keine Rede sein könne. Ebenso wird es sich kaum umgehen lassen, gütlich oder aewaltsam ein neues Abkommen mit der Regierung von Anam zu schließen, welches jede Wiederholung ähnlicher Versuche un möglich macht. Der bonapartistische Bischof Freppel nahm bei der Kammerverhandlung am Montag von diesen Er klärungen des Ministers dankend Akt, da aus denselben hervorgehe, daß die Schutzherrschaft Chinas über Anam thatsächlich zu existiren aufgehört habe. Obwohl die Stimmung der Kammer nicht für die Fortsetzung der Debatte war, ergriff dennoch der Radikale Lockroy das Wort, um die Anfrage zu stellen, wie es komme, daß man den Krieg neun Monate fortgesetzt habe, da man doch vorher einen besseren Frieden erhalten konnte. Gerne nehme er den gegenwärtigen Vertrag an, für dessen geschickte Anbahnung er der gegenwärtigen Negierung danke, denn wenn derselbe nicht gleich angenommen werde, komme noch ein schlechterer. Der Führer der Radikalen, Clemenceau, benutzte aber diese Gelegenheit, um dem früheren Ministerium Ferry vorzu werfen, daß es 330 Millionen verausgabt und Tausende von Soldaten habe tödten lassen, ohne das Land vorher mit seinen Kolonialplänen bekannt zu machen. Die Nieder lage von Langson zwinge Frankreich, diesen Vertrag anzu nehmen, der weniger günstig sei als der früher in Tientsin abgeschlossene; derselbe beweise aber durchaus nicht, daß alle Beziehungen zwischen China und Anam abgebrochen seien. Als auch die finanzielle Seite der ganzen Frage in die Diskussion gezogen wurde, theilte der Berichterstatter Dubost mit, daß ein provisorisches Budget die Ausgaben für Tonkin und Anam auf 5 Millionen, die Kosten der Besatzung von 10 OM Mann auf 10 Millionen veranschlage und daß diese Ausgaben durch die Einkünfte des Landes zweifellos gedeckt werden würden, worauf Minister Freycmet noch hinzufügte, daß der Tribut Anams an China aufgehört habe. Die Kammer ertheilte nach einigen weiteren Aus einandersetzungen von geringerer Bedeutung der Regierung die Ermächtigung, den Vertrag mit China in Kraft treten zu lassen. Die Festsetzung der Franzosen in Ostasien ist u demnach jedenfalls im Sinne des französischen Volkes, das sich erheblich aber für die Sicherung der Stellung in Anam und Tonkin en findet.,noch manches schwere Opfer bringen müssen wird. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- FH S? men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile D FMFHLtz oder deren Raum 15 Pf. W el» ha uli, llu«,. g: n: b, Absz uten; iten. raden