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Wenn man sich die hohe Bedeutung vergegenwärtigt, welche in vergangener Zeit die Einführung und die Ab schaffung der Kornzölle auf das ganze politische Leben Englands hatten, dann kann man auch nicht umhin, den vergangenen Montag, an welchem die deutsche Volksver tretung mit 187 gegen 139 Stimmen sich endgiltia zu einer Verdreifachung des Roggenzolls entschloß, als einen historisch denkwürdigen Tag zu bezeichnen. Nach den langen Kämpfen, welche diesem Beschluß voraus- gegangcn sind und in Anbetracht der bereits sechs Jahre wahrenden Herrschaft des Schutzzollsystems erscheint eine Mehrheit von nur 48 Stimmen nicht gerade sehr imposant. Während dje von der Reichsregierung sehr kühl behandelte Börsensteuer kurz vorher mit 214 gegen 41 Stimmen An nahme gefunden hatte, die ostastatische Dampfer-Subvention aber fast auf gar keinen Widerspruch gestoßen war, brachte es diese von dem deutschen Reichskanzler so warnr ver tretene Vorlage zu keiner bedeutenden Mehrheit, weil sich selbst bei der Reichstagsmehrheit Bedenken gegen eine Zoll belastung des Brotkorns regten, die man noch vor wenigen Jahren allgemein als eine reine Unmöglichkeit anfah. Von fteihändlerischer Seite prophezeit man, daß eine einzige schlechte Ernte die Mehrheit von 48 Stimmen wie Spreu im Winde verwehen werde. Jedenfalls hat man von schutz- Mnerischer Seite nun keinen Grund, weiter zu agitircn und wird ruhig abwarten müssen, ob die so sehnsüchtig begehrte Kvrnzoll-Erhöhung wirklich das richtige Mittel ist, der be drängten deutschen Landwirthschaft dauernd aufzuhclfen. Daß dazu der Versuch gemacht wird, läßt sich leicht recht fertigen; mißlingt dieser Versuch, dann dürfte der jetzige konsequenteste Verfechter der Kornzoll-Erhöhung, der deutsche Reichskanzler, der erste sein, welcher wieder in die frei- händlerische Bahn einlenkt, die er schon einmal bei Abschluß des Handelsvertrages mit Frankreich beschritt. Von einem Realpolitiker ersten Ranges ist keine Prinzipienrciterei zu befürchten, wo es sich um Lebensfragen für die breitesten Schichten des Volkes handelt. Die auch am Montag, und zwar besonders von sozialdemo kratischer Leite aufgestellte Behauptung, daß der Getreidezoll eine Kopfsteuer gehässigster Art sei, weil er dem Arbeiter das Brot vcrtheuere, konnte zunächst keinen großen Eindruck machen, da die bisherigen Kornzölle eine ähnliche Wirkung nicht erzeugt haben. Ebenso konnte der Reichskanzler bei der Debatte am Montag nachweisen, daß trotz der Korn zölle die Getreidezufuhren aus Rußland noch immer im Steigen seien. Wie weit bei dem letzteren Umstand die Aussicht auf die voraussichtliche weitere Erhöhung der Kornzölle und das dringende Geldbedürfniß in Rußland mitgewirkt haben, ließ sich ebensowenig ermitteln, als es schwierig sein würde, durch bloße Vernunftschlüsse zu be weisen, daß eine große Zollerhöhung den Brotpreis nicht verändern werde, weil eine kleinere auf denselben keinen Einfluß hatte. Hier läßt sich die Wahrheit nur auf empirischem Wege finden und wird auch sicher durch die Erfahrung besser gelehrt werden als durch weiteres parla mentarisches Verhandeln. Je rascher, vollständiger und zweifelloser der Versuch mit hohen Kornzöllen gemacht wird, desto besser für alle Theile. Die Mehrheit der Land- wirtbe hat sich bereits bei den bisherigen Zöllen überzeugt, daß dieselben mehr den Charakter der Finanz- als der Schutz zölle trugen. Ob das bei höheren Zollsätzen ebenfalls der Fall sein wird oder ni,'^, diesen Beweis ist man einem großen und mächtigen -.M des deutschen Volkes noch schuldig. Die industriellen Arbeiter werden dabei um so weniaer zu Schaden kommen, als die theilweise auf Kosten der Landwirthschaft hergestellten Jndustriezölle das Sinken der Arbeitslöhne bisher verhinderten und es sich in Wirk lichkeit bei dem Drei-Mark-Roggenzoll nur um einen kurzen Versuch handelt, bei dem sie die Chance haben, ihren Wunsch auf gänzliche Wiederbeseitigung jedes Getreidezolls erfüllt zu sehen. Der Reichskanzler wird theuren Brotpreisen gegenüber niemals unthätig verharren, dafür bürgt der be harrliche Eifer, mit welchem derselbe bisher die Sozialreform In der Ueberzeugung, daß bei dieser Sache Halbheiten nur schaden könnten, lag es dem Fürsten Bismarck am Herzen, den hohen Zollsatz gleichmäßig für allen importirten Roggen eingeführt zu sehen, was unmöglich war, wenn Spanien nicht von der vertragsmäßigen Abmachung zurücktrat, durch welche dem spanischen Roggen gegen ¬ über der Zoll eine Mark nicht übersteigen durfte. Da auf den Spanien gegenüber „gebundenen" Roggenzoll von 1 Mk. alle meistbegünstigten Länder Anspruch hatten, so würde ohne ein neues Abkommen ein Theil der aus ländischen Roggeneinfuhr, namentlich aus Oesterreich-Ungarn, bis 1887 zu dem Zollsätze von 1 Mk. eingegangen sein. Die Reichstags-Sitzung am Montag brachte, wre wir schon gemeldet haben, der der dritten Lesung der Zolltarifnovelle die bemerkenswerthe Eröffnung des Reichskanzlers, daß es ihm gelungen sei, einen Vertrag mit der spanischen Regie rung abzuschließcn, in welchem die letztere gegen Gewäh rung der Zollfreiheit von denaturirtem Olivenöl und einer Anzahl von Produkten und Südfrüchten auf die Bindung des Roggenzolles auf 1 Mark verzichtet. Die betreffende Mittheilung wurde seitens der Rechten des Hauses mit Beifall entgegengenommen, umsomehr als sie zugleich einen Einblick gewährte in die schnelle Bearbeitung der Geschäfte im Auswärtigen Amte. Sonntag Abend war der Vertrag zum Abschluß gekommen; Montag früh hielt Fürst Bis marck darüber schon dem Kaiser Vortrag, um dessen Ge nehmigung einzuholen. Sofort darnach wurde er dem Bundesrath vorgelegt und kam schon Mittwoch zur ersten und zweiten Lesung im Reichstage. Auch die dritte Lesung der Novelle zum spanischen Handelsvertrag würde vorgestern stattgefunden'haben, wenn nicht die Sozialdemokraten sich der schnellen Erledigung widersetzt hätten, um noch bei dieser Gelegenheit jene natürlich zunächst erfolglosen Stand- rcden zu halten, aus denen voraussichtlich bei den bevor stehenden Wahlen zum preußischen Landtag politisches Kapital geschlagen werden wird. Von den Folgen der spanischen Handelsvertrags-Novelle werden besonders die deutschen Kaufleute hart betroffen, welche im Vertrauen auf den bisherigen Stand der Sache, Noggenbestellungen, die sie anderen Falls in Rußland auf gegeben hätten, trotz vielleicht größerer Fracht in Spanien oder in dem auf Grund der Meistbegünstigungsklauscn mit diesem gleichberechtigten Oesterreich-Ungarn gemacht haben, wenn bei der Genehmigung der neuen Vereinbarung mit Spanien nicht eine sie schützende Bestinimung getroffen wird. Wie die „Berliner „National-Zeitung" erfahren haben will, wird die durch die Aenderung des spanischen Handelsvertrages entstandene Frage, wie die vor dem Be- kanntwcrden derselben bereits abgeschlossenen Verträge über Lieferung von Roggen zu behandeln seien, dahin gelöst werden, daß Roggen aus den meistbegünstigten Ländern, wenn die betreffenden Verträge nachweislich vor dem 11. Mai abgeschlossen sind, noch bis zum 1. August d. I. zu dem alten Zollsätze eingesührt werden darf. Ein dies bezüglicher Antrag, von Angehörigen der verschiedensten Parteien unterzeichnet, ist bereits im deutschen Reichstage eingebracht und findet seitens der deutschen Reichsregierung, wie es scheint, keinen Widerstand. Auf die Noggenzoll- frage im Allgemeinen kann eine so billige Rücksicht kaum einen Einfluß üben, da die Quantitäten Roggen, um die es sich bei diesen Bestellungen handeln kann, keine sehr be deutenden sein werden. Viel wichtiger ist die Frage, wie die deutschen Bäckereien sich einem allgemeinen Roggenzoll von drei Mark gegenüber verhalten werden und diese Frage ist bis jetzt noch eine offene. Tagesschau. Freiberg, den 15. Mai. Der deutsche Reichstag hielt am Mittwoch seine hundertste Sitzung in dieser Session ab, aus welchem An laß die Fraktionsgenossen des Präsidenten demselben ein Riesen bouquet in den deutschen Farben und mit der Zahl 100 auf das Pult gelegt hatten. Zunächst wurden einige Wahlprüfungen und Petitionen erledigt und dann ging man zur ersten Be- rathung der Novelle zum deutsch-spanischen Handelsvertrag über. Nachdem sich die Abgg. Grad und vonSchalscha für Annahme der Vorlage ausgesprochen hatten, gab der Staats sekretär von Burchard Auskunft über technische Einzel heiten. Darauf beklagte Abg. Bamberger die Unstetigkeit unserer Handelsbeziehungen, wofür die plötzlich beschlossene, viele Geschäfte schwer beeinträchtigende Abänderung des spani schen Handelsvertrages ein neuer Beweis sei. Abg. Richter wies darauf hin, daß die Türkei, in deren Territorien viel Olivenöl wachse, auch die Meistbegünstigungsklausel habe; nach dieser Richtung hin werde also der neue Vertrag wirkungslos bleiben. Damit schloß die erste Berathung und folgte sofort ohne Kommissionsberathung die zweite Lesung, in welcher der Vertrag mit großer Mehrheit angenommen wurde. Das Gesetz über Abänderung des Zollvereinigungsvertrages vom Jahre 1867 fand in dritter Berathung Annahme, ebenso die Kon ventionen mit Madagaskar, der südafrikanischen Republik Birma und Belgien, sowie auch der Nachtragsetat, worauf die dritte Berathung des Zolltarifs fortgesetzt wurde. Ueber die von dem Abg. Frege befürwortete Zichorien-Pofition (1 Mk. Zoll pro 100 Kilogramm) wurde namentlich abgestimmt und and die Position mit 158 gegen 140 Stimmen Annahme. Die Holzzölle veranlaßten darauf eine längere Debatte, bei welcher der bairische Bundeskommissar Ganghofer die Nothwendigkeit höherer Holzzölle vom Standpunkte der bairi- chen Waldwirthschaft aus erörterte. Die Holzzölle wurden odann mit der Modifikation angenommen, daß Nutzholz von Zedern, Buchsbaum und Mahagoni nur 10 Pf. Zoll tragen oll. Der Zoll für Hornstäbe aus Büffel- oder anderen Thier- jörnern wurde von 60 auf 40 Mark herabgesetzt, dagegen für gepreßte Hornknöpfe auf 100 Mark normirt. Für Leibwäsche, Aeidcr und Putzwaaren von Halbseide wurde der Zoll von 450 auf 675 Mark erhöht. Eine Reihe weiterer Zolltarif- Positionen fand unverändert nach den Beschlüssen der zweiten Lesung Annahme, worauf man die Fortsetzung der Berathung auf Abends 8 Uhr vertagte. Der Präsident schlug außer dem vor, die spanische Konvention in dritter Berathung zu erledigen. Abg. Kayser widersprach auf Grund der Ge- chästsordnung, da noch nicht ein Tag seit der zweiten Be rathung vergangen sei; damit wäre der Vorschlag des Präsi denten hinfällig. In der Geschäftsordnungsdebatte erhielt Abg. Kayser einen Ordnungsruf, weil er sagte, die Zolltarif- berathung ginge in rasendem Galopp, ebenso Abg. Hasen clever, welcher meinte, wenn man einmal das Schäfchen schere, so solle man es wenigstens mit Anstand thun. — In der Abendsitzung fuhr man mit dem Zolltarif bei der Position Steine fort, bei welcher nach kurzer Debatte die Fassung der zweiten Lesung angenommen wurde, worauf man die Position Stroh, Bastwaaren und Thonwaaren einfach genehmigte. Bei den Viehzöllen beantragte Abg. Biendorfer, Zugochsen von 2*/, bis 5 Jahren mit 20 Mark, ältere Ochsen und Mast ochsen mit 30 Mark zu belegen. Dieser vom Minister Lucius gebilligte Antrag, welcher einstimmig angenommen wurde, gilt aber nur für Vieh in Grenzbezirken, welches für den Wirthschaftsbetrieb der Käufer erweislich nothwendig ist. Hierauf folgte die Position Wolle, nicht gemischt mit anderen Spinnmaterialien, Genappes, Mohairs, Alpaccagarn, a) ein- aches ungefärbt oder doublirtes ungefärbt 3 Mk., b) doublirtes gefärbt, drei oder mehrfach gezwirnt ungefärbt oder gefärbt 24 Mark. Hierbei wurde der Antrag des Abg. Fr ege, den vorzuschlagenden Zollsatz für hartes Kammgarn aus Glanz wolle über 20 Zentimeter Länge als nicht gemischt extra zu zusetzen, angenommen, womit Z 2 erledigt war. Bei dem voraussichtlich heute erfolgenden Schluß des Reichstages berührt es vielfach sehr unliebsam, daß das für die Beamten so hochwichtige Reliktengesetz abermals und zwar in Folge des ungestümen Drängens nach dem Abschluß der Reichstagsarbeiten unerledigt bleibt. Wie versichert wird, lag es in der Absicht der Reichsregierung, die Reichstagsarbeite« nach Pfingsten wieder aufzunehmen und erst Milte Juni zum Abschluß zu bringen. Die in zahlreichen Abgeordnetenkreisen bestehende Abneigung gegen die Ausdehnung des Unfallver sicherungsgesetzes auf landwirthschastliche und Forstbetriebe wird als der Hauptgrund angesehen, welcher die Reichsregierung verhinderte, diese Absicht zu verwirklichen. Für die von dem Reichstag angenommenen Anträge zur Börsensteuer ist die Zu stimmung des deutschen Bundesrathes noch keineswegs gesichert. Von mehreren Regierungen ist gegen dieselben Einsprache zu erwarten, und es wird sich zeigen, wie weit diese bewirken, daß man sich über ein anderes Börsensteuergesetz verständigt, welches in der nächsten Session dem Reichstag vorzulegen wäre. — Unter den Abgeordneten des Reichstages herrschen bekannt lich über die deutsche Kolonialpvlitik die widersprechendsten Ansichten. Als einige dieser Herren bei dem letzten Früh schoppen im Reichskanzlerpalast von der Kolonialpolitik des Reiches sprachen, mischte sich Fürst Bismarck in die Unter haltung mit dem Bemerken: „Meine Herren, die Kolonial politik wird nicht durch Generale und nicht durch Geheime Räthe gemacht, sondern durch Kommis großer Handlungshäuser." — In der Schlußsitzung des Zentral-Komitees für die Bismarck- Spende machte der Herzog von Ratibor die Mittheilung, daß die Sammlungen einen Gesammtertrag von 2 750049 Mark 44 Pfg. ergeben haben. Nach Abzug der Unkosten verblieb eine verfügbare Summe von 2 729143 Mark 94 Pfg., wovon 1500000 Mark zum Ankauf von Schönhausen ver-