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Beide Völker müssen verstehen, daß durch eine loyale Verständigung der Völker es möglich sei, alle Probleme zu regeln. Das sei die Methode, die es gestatte, den Frie den zu erhalten. Der Ministerpräsident ging dann zur Innenpolitik über und beschäftigte sich mit den Schwierigkeiten der Finanzen und der Wirtschaft. Er teilte mit, daß dem Ausgabenhaushalt von 102 Milliarden rund 66 Milli arden Einnahmen gegenüberstünden. 102 Milliarden Ausgaben im Vergleich zu einem Ge- samtvolkseinkommen von 220 Milliarden! Diese Lage könne nicht länger andauern, sonst würde Frankreich einem Bankerott entgegengehen. Die Ordnung in den Finanzen müsse wieder hergestellt und die Ordnung im Innern auf- rechterhalten werden. Daladier ging wiederum mit den Kommunisten scharf ins Gericht, die durch ihre Maß- losigkeit das Land der Gefahr aussetzen, daß es drama- tischen Geschicken entgegengehe. Er werde aber keine solche, von einem rückständigen Geist belebte Politik dulden. Daladier rief dann seine Landsleute dazu auf, zu ver hindern, daß „die täglichen Intrigen, die Ohnmacht des Parlaments, die häufigen Regierungskrisen" eines Tages die Skepsis oder die Müdigkeit der öffentlichen Meinung nach sich ziehen oder gar das Volk dem gegenwärtigen demokratischen Regime entsremden könnten. Die Rede des Ministerpräsidenten wurde immer wie der durch stürmischen Beifall unterbrochen. Die Zurecht weisung der Kommunisten wurde mehrfach mit lauten Pfuirufen unterstrichen. „Bruch mit den Kommunisten Das Echo der Rede des Ministerpräsidenten Daladier Der französische Ministerpräsident Daladier hat vor dem radikalsozialcn Parteilongrctz in Marseille seinen mit Spannung erwarteten Bericht über seine Politik ge geben. In der Presse wird die ausicrordentliche Bedeu tung der Rede Daladiers für die künftige Ausrichtung der französische» Innen, und Außenpolitik allgemein gewür- digt. Die immer wicderkehrende Schlagzeile „Bruch mit den Kommunisten" unterstreicht dabei in fast allen Pariser Zeitungen den starken Eindruck dieser pro grammatischen Erklärungen Daladiers. Daladiers Bruch mit den Kommunisten — so erklärt etwa der „Jour" — bedeute das Ende der Volksfront. Die Ausführungen des Ministerpräsidenten stellten die heftigste Anklagerede dar, die jemals ein radikalsozialer Redner gegen den Marxis mus im allgemeinen und gegen den Kommunismus im besonderen gehalten habe. Die starke Zustimmung, die Daladiers Ausführungen gefunden hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß in den Reihen seiner eigenen Partei immer noch Kräfte am Werk sind, die der Politik des Ministerpräsidenten Kri tik entgegenbringen. An der Spitze dieser Gruppe steht der Präsident der französischen Kammer, Herriot, und andere Gegenspieler Daladiers sind der Innenminister Sarraut — der in den kritischen Septembertagen hinter den Kulissen heftige Obstruktion gegen Daladiers Frie denspolitik betrieben hat — und C a m p i n ch i, der fran- zöstsche Marineminister. Man wird die Wirkuna des von Perrio« aus oem Paneitongreß geplanten Gegenstoßes abwarten müssen. Immerhin ist es bezeichnend, daß der ehemalige Luftfahrtminister Pierre Eot — der für den umfangreichen Wafsenschmuggel nach Sowjetspanien ver antwortlich zu machen ist — mit Schmährusen empfangen wurde, als er vor dem Marseiller Kongreß seine vielkriti- fierte Luftfahrtpolitik zu rechtfertigen suchte. Die französische Nachrichtenagentur „Havas" kommen- tiert die politische Orientierung des radikalsozialen Parteitages und kommt dabei zu der Feststellung, daß es auf außenpolitischem Gebiet in der radikalsozialen Partei keine tiefen Meinungsverschiedenheiten zu geben scheine. Der Friede sei durch das Münchener Abkommen gerettet worden; es sei daher die vorbehaltlose Zustim mung des Kongresses zu den Initiativen Daladiers und Bonnets zu erwarten. In Wirklichkeit sei gar nicht ein Problem der Außenpolitik vor den Marseiller Kongreß gestellt, sondern die Umstände haben dazu geführt, daß es sich im Grunde genommen um ein innerpolitisches Problem handelt. In dem „Havas"-Kommentar wird dann der klare BruchmitdenKommunisten.den Daladiers Rede in Marseille vollzog, zustimmend unter strichen und darauf hingewiesen, daß die jungen Radikal- fozialen eine autoritäre Republik fordern. * Mag die „Havas-Agentur recht haben mit der Fest- stellung, daß elgentlich in Marseille die Innenpolitik im Vordergrund steht, so kann doch nicht übersehen werden, daß gerade im augenblicklichen Zeitpunkt Außen- und Jnnenpolitk auf das engste miteinander verknüpft sind. Vollzog sich auf dem Parteikongreß nun auch formell der Bruch mit den Kommunisten und wurde damit endgültig das Ende der bisherigen Volksfront sichtbar, so ergeben sich aus der Umschichtung der französischen innenpoliti- schen Verhältnisse auch gewisse Folgerungen auf dem Ge biete der Außenpolitik. In diesem Zusammenhang ist interessant, festzustellen, was Daladier nicht gesagt hat. In seiner Rede kam weder das Wort „Völkerbund" noch der Begriff der „kollektiven Sicherheit" vor, und auch der Moskauer Vertrag wurde nicht erwähnt, sondern ledig lich die franz ösisch-englische Entente. Dagegen beschäftigte sich der französische Ministerpräsident ein gehend mit dem deutsch-französischen Verhältnis, und seine in diesem Zusammenhang gemachten Erklä- rungen ehren Edouard Daladier als Frontkämpfer und als Soldat. Vor seinen Parteifreunden erklärte Daladier: „Ich dachte in München an Verdun? Diese Worte, die der Ministerpräsident Frankreichs für die in München ange- bahnte Politik des Friedens fand, finden auch jenseits des Rheins ihren Widerhall. Zeichnete sich so schon in den Ausführungen Daladiers eine mögliche Neuorientie rung der französischen Politik ab, so wurde dieser Ein druck durch die Erklärungen des Berichterstatters für das außenpolitische Referat des Parteitages verstärkt. Der ehemalige Minister und Senator Berthod sprach sich für eine Revidierung der Verpflichtung Frankreichs aus und stellte die Frage: „Wäre es nun wirklich eine so schlechte Politik, wenn Frankreich seine Verpflichtungen nur allein^ auf die Punkte beschränken würde, in denen lebenswichtige Interessen Krankreicks aus dem Sviele sieben?" Mit be-! sonderer Betonung wurde erklärt, daß bessere Be-s ziehungen zu Deutschland in keiner Weise, Frankreichs Wünschen widersprechen. So kann man wolft mit aller Vorsicht sagen, daß in Marseille ein Wechsel aus die Zukunft ausgestellt wurde. Die Zukunft wird lehren, ob er eingelöst wird. L)ie größie Kriedensanleihe Nach Feststellung der Zeichnungsergebnisse für die Reichsanleihe, welche im Mai aufgelegt war, konnte Reichsbankpräsident Dr. Schacht dem Führer die stolze Mitteilung machen, daß mit einem Betrage von 1600 Mil lionen RM. die größte jemals in Deutschland gezeichnete Friedensanleihe untcrgebracht worden sei. Dieses Ergeb nis im Mai ist jetzt noch mit 200 Millionen RM. Überboten worden. Die neue Reichsanleihe, welche ursprünglich in Höhe von 1500 Millionen RM. aufgelegt wurde, kann jetzt nach Beendigung der Zeichnung dank der günstigen Zeich nungsergebnisse um 350 Millionen auf 1850 Millionen RM. erhöht werden. Von diesem Aufstockungsbetrag ent fallen 100 Millionen RM. auf den bereits fest unter gebrachten Teil, welcher nunmehr 650 Millionen RM. be trägt, und 250 Millionen auf den zur Zeichnung aufgc- legten Abschnitt, welcher nunmehr eine Höhe von 1200 Millionen erreicht hat. Ohne Zweifel hat der von dem politischen Erfolg des Führers auf das deutsche Volk über- tragene Schwung zu diesem gewaltigen Ergebnis geführt. Soweit jetzt aus Einzelfeststellungen schon ersichtlich ist, hat sich auch die breite Bevölkerung noch stärkerals bisher an der Zeichnung beteiligt. Der Konsolidierungs- block, gerechnet von der ersten Anleihe im Frühjahr 1935 bis zu der jetzt untergebrachten, hat nunmehr den statt lichen Betrag von rund 13V« Milliarden RM. erreicht Deutschland Weltmacht des Rechts Dr. Frank über das Strafrecht im Dritten Reich. Auf der Tagung der Gesellschaft für Deutsches Strafrecht in der Universität München sprach Reichsminister Frank, Präsident der Akademie sür Deutsches Recht, über das Straf recht des Dritten Reiches. Die Strafrechtspolitik des Dritten Reiches gewinne ihre große schöpferische Denk- und Wirkeinheit aus dem Einklang von Weltanschauung, Staats maxime und Polksnottvendigkeit, von Idee, Ordnung und Substanz. „Erft wenn festgestellt ist, welche Werte von der NSDAP, als sür die Volksgemeinschaft beachtlich endgültig aufgestellt sind und in welchem Umfange, kann auch die end gültige Formulierung der Folgen einer Verletzung von Nor men erfolgen." Die Neugestaltung des Strafrechts hänge des halb aufs innigste mit der Neuordnung des GeiLein- schaftslebens in Familie, Wirtschaft, Arbeit usw. zusam men. In das kommende Strafgesetzbuch müssen grundsätzlich alle Strasbestimmungen der wichtigen großen Gesetze, z. B. aus dem Rassen- und Erbgesundheitsrccht. aus dem Bodenrecht usw., ausgenommen werden. In engstem Zusammenhang mit der Neugestaltung des materiellen Strafrechts stehe aber auch die Schaffung eines neuen Strafverfahrens und Strafvollstreckungsrechts. Das Strafverfahren mutz so ausgestaltet werden, datz der Än- geschuldigte nicht von vornherein als überführt dasteht, sondern im Sinne eines wirklichen Rechtsverfahrens mit angemessenen Mitteln zu seiner Verteidigung ausgeftaltet wird. Nach ger manischer Auffassung ist nicht der Staatsanwalt, sondern der Rickter der Repräsentant der Gemeinschaft. Dieser Richter ll,kedi,-U«»i»Ichu,: 0«UII»N »«'M. e. Un,k"schl. ö-L (rüah«rrj 1. Fortsetzung. „Wissen Sie die Worte noch, Schloßkastellan?" „Ich glaube ja, Herr, ich glaube ja denn oft genug hab' ich das Lied von unserer Herzogin gehört. Es ging wohl jo: Mit der Sonne sollst' dich freuen. Mit dem Maien fröhlich sein Und dein Herz sollst du erneuen, Im Pokal mit rotem Weinl Sollst im Frühlingsblütenschäumen Heimlich heiße Küsse schenken Und in blauer Nächte Träumen, Still an deine Sehnsucht denken ..." Nach den Worten des Kastellans bleibt es wieder still im Zimmer. Endlich bricht er selbst das Schweigen: „Nun möchte ich Ihnen noch drei Menschen norstellen, die sich ebenso freuen wie ich, daß unser Haus wieder zum Leben erwacht; alle drei haben einst der Herzogin gedient und haben wie ich nach ihrem Testament auf Lebenszeit freie Mahnung im Schloß und eine kleine Rente erhalten. Wollen Sie mir folgen?" Im angrenzenden Raum, einem gemütlichen Lesezimmer mit tiefen, weichgepolsterten Liegestühlen treffe ich diese Menschen. Da ist Tine, die einstige Mamsell, ein rundliches, altes Frauchen, das fast hinter Ler großen, weißgestärkten Schürze verschwindet und mit ängstlichem Blick meinen Hund mustert, da steht trotz seiner guten 65 Jahre hochaufgerichtet im peinlich zugeknöpften, schwarzen Rock mit Spitzenman« 'chetten Jean, Ihrer herzoglichen Durchlauchi lrüherer Kammerdiener, und da sitzt mit weiser Miene der kleine, ver hutzelte Or. Stotzenbach, einst Sekretär und Betreuer des Schloßarchios und der Bibliothek. Wie aus einem Spitzweggemälde wirken diese alten Menschen, die im Träumen von der Vergangenheit die rechte Zeit verschlafen hatten und hier im Schlosse 25 Jahre lang auf den Tag warteten, an dem es wieder Pflichten für sie geben würde. Und dieser Tag ist nun mit mir gekommen. * Erst viel, viel später, als ich am See im Park stehe, treffe ich den alten Schloßkastellan wieder Er kommt durch die dunklen Laubengänge näher und fragi mit einem Lächeln: „Haben Sie schon den Park gesehen?" „Nein, ich bin nur bis zum See gegangen ..." „Darf ich Sie führen?" Damit geht er voran und ich nehme Nero beim Halsband. Der Park umgibt das Schloß wie grünes Laub eine große, bunte Blüte. Überall sind Rosenhecken und Lauben gänge. die das Grün wie in lebende Gassen teilen In der Ferne, halb versteckt von Bäumen ichimmern weiße Säulen „Was ist dort. Kastellan?" frage ich „Dort schläft die blonde Dorothee ... Einst war dle Halle eine winzige Kapelle. Nun ist sie zum Grabmal ge worden." Schweigend gehen wir bis an die schlanken Säulen und treten an den weißen, marmornen Sarkophag. In großen Lettern leuchtet ein Wort: Dorothea. Hier also schläft des kleinen Schlosses schöne, junge Herzogin... * Ich winde aus grünen Blättern und Frühlingsblumen einen Strauß und lege ihn auf das kühle Weiß des Marmors. Sollst wissen, Herzogin Dorothee, so denke ich dabei, daß der Dichter, der nun dein Haus bewohnt, der nun an deinem kleinen Schreibtisch sitzt und schreibt und von den Zinnen deines Schlosses in die Bläue träumt, sollst wissen, daß der Dichter. Herzogin, dich grüßl ... Mein schwarzer Hund sieht mich verwundert an. als ich im Sinnen fast die Zeit vergesse. Dann senkt er leinen klugen Kopf, als fühle er sich schuldbewußt, und trottet ohne Laut davon, dem Schlosse zu. * Allmählich ist es Abend geworden. Jean hat den Leuchter auf den Schreibtisch gestellt, daß der Lichtschein zum Bild der Dorothee hinaufzittert, unL ist still hinausgegangen Nero liegt mir zu Füßen, und ich bin allein. (Fortsetzung folgt.) Vater und Sohn die lustigen Figuren der B er linerJllustetrten Zeitung machen ihr Glück in der Sächsischen Landeslotterie wer abseits steht, kann nicht gewinnen I Sichern Sie sich deshalb ein Los wie „Vater und Sohn"! Es wird Zettl Aast jede« zweite Los gewinnt! Lose bei den Staatslotterie-Einnehmern oder durch Vermittlung der Lotterie-Direktion in Leipzig L l, Post schließfach 280 /Neue Ziehung: 2i. November ! - Z 8 Sächsische Lotterie-Direktion