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Beilagezu Rr. 254 EibeNstOÄtelt T(tgLhIllit 2». Oktober 1VS8 SirekterWafferweg vonWefi nach Ost Das Schiffshebewerk Rotheusee bei Magdeburg, das am Sonntag dem öffentlichen Verkehr übergeben wird, schließt die Lücke zwischen dem westlichen und dem östlichen Retz künstlicher Wasserstraßen. Dadurch werden die im allgemeinen von Süden nach Norden gerichteten Flußläufe Mittel- und Norddeutschlands durch eine von Osten nach Westen verlaufende Querverbindung mitein- auder verknüpft. Mit der Fertigstellung dieses Hebe werkes wird vor allem die große direkte Wasserstraßen- verbtndung zwischen Deutschlands größten und verkehrs reichsten Strömen, dem Rhein und der Elbe, ge schaffen und an das schon bestehende Kanalnetz der Havel und Warthe und weiterhin über den Brom berger Kanal an das Gebiet der Weichsel, des Pre- gels und der Memel angeschlossen, während bisher vom Westen zur Elbe oder darüber hinaus nach dem Osten nur der Seeweg möglich war. Schon im 16. Jahrhundert tauchten die ersten Pläne auf, einen künstlichen Wasserweg zwischen Rhein, Weser «rd Elbe zu schaffen. Aber erst vor etwa hundert Jahren «ahmen diese Projekte festere Gestalt an. Im Jahre 1856 wurde das erste Kanalkomitee gegründet, das sich sür einen Rhein-Weser-Elbe-Kanal einsetzte; aber erst nach der Einigung des Reiches durch Bismarck begannen die Vorarbeiten, und im Jahre 1877 kündigte die preußische Regierung in einer Denkschrift an den Landtag den Bau eines Rhein-Weser-Elbe-Kanals an, zu dessen Linienführung ein Jahr später die Vorarbeiten begannen. Aber bald zeigten sich verkehrspolitische Ge gensätze zwischen dem Osten und dem Westen Preußens über den Bau des Mittellandkanals. Der 1882 vom Herrenhaus abgelehnte Bau eines Teilstückes des Dort- «und-Ems-Kanals wurde erst 1886 angenommen, nachdem auch der Oder-Spree-Kanal zugesichert war. Die Verbindung des Dortmund-Ems-Kanals mit dem Rhein wurde 1894 vom Abgeordnetenhaus abge lehnt. 1901 erweiterte dann die Regierung das Mittel landkanalprojekt zu einer großen wasserwirtschaftlichen Vorlage, die auch zahlreiche Schiffahrtsverbesserungen östlich der Elbe vorsah. Erst 1905 aber nahm der Landtag eine Kanalvorlage an, bei der das Schlußstück von Hannover zur Elbe, also das ausschlaggebende Ver bindungsstück, ausgelassen war. Das Fehlen dieses Stückes machte sich im Weltkriege für den deutschen Bin nenverkehr sehr nachteilig bemerkbar. Aber auch nach dem Kriege konnte zunächst keine Einigung erzielt werden. Der 1921 ausgearbeitete Etaatsvertrag des Reiches mit den Ländern Preußen, Sachsen, Braunschweig und Anhalt wurde erst 1926 unterzeichnet. Der Streit um das Stück, das von Magde burg nach Halle und Leipzig führen sollte, blieb, und sein Bau konnte erst von der nationalsozialistischen Regie rung sichergestellt werden. Was eine einheitliche Verkehrspolitik bedeutet, kann man deutlich erkennen, wenn man die Schwierigkeiten, die bis zum Bau des Mittellandkanals zu beseitigen Wa re«, vergleicht mit der Entscheidung über den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals, die bereits we nige Wochen nach der Eingliederung der Ostmark in das Reich getroffen wurde. Das neue Schiffshebewerk ist eine Meist ei let st u n g deutscher Technik und zur Zeit das modernste Schiffshebewerk Europas. Bei dem großen Gefälle von über 18 Metern, das durch das Hebewerk zu überbrücken tft, konnten Schleusen wegen ihres großen Wasserver brauchs nicht verwendet werden. Die neuzeitlichen Hebe werke verwenden zum Tragen der Riesenlasten Schwim mer oder Gegengewichte. Ein Werk der letzteren Art ist das Schiffshebewerk in Niederfinow, bei dem das Ge fälle 36 Meter beträgt. Beim Hebewerk Rothensee nimmt der riesige, aus Beton hergestellte Behälter bei einer Länge von 85 Meiern, einer Breite von 12 Metern und einer Wassertiese von 2,5 Metern ein 1000-Tonnen-Schlfs oder mehrere kleinere Kähne mitsamt der Waffersüllung auf. Dieser Trog bildet das bewegte System des ganzen Hebewerks und hat ein Gewicht von 5400 Tonnen. Ver möge der Schwimmer wird der Trog bald an den Wasser spiegel des bis dahin fertigen Mittellandkanals, bald an den 18 Meter tieferen Abstiegskanal, der mit der Elbe in Verbindung steht, herangeführt. Für die Schiffahrt ist damit der Zugang zur Elbe über den Abstiegskanal Rothensee zum ostdeutschen Flußsystem über die Schleuse Riegrip hergestellt. Es sind dies zwei Umwege von etwa 12 Kilometer Länge, die entbehrlich werden, wenn im Jahre 1942 die Kanalbrücke und die Doppelschleuse bei Hohenwarthen vollendet sein werden, v Dieser neue, direkte Wasserweg wird sich auf die ge samte deutsche Binnenschiffahrt günstig auswirken. Für die Strecke vom Ruhrgebiet nach Berlin, die bisher nur auf dem Seewege möglich war, wird zeitlich etwa eine Woche eingespart. Darüber hinaus hat aber der Mittel landkanal in den letzten Jahren eine steigende Bedeutung erfahren, besonders durch die Errichtung der Reichs- Werke Hermann Göring in Salzgitter, deren Umschlag allein auf 12 Millionen Tonnen berechnet wird, und durch das KdF.-Wagen-Werk bet Fallersleben. MWen, Ereignis -er Vernunft Scharfer Verweis Daladiers an die kommunistische Adresse. Auf dem radikalsozialen Parteikongreß in Marseille hielt Ministerpräsident Daladier feine «»gekündigte Rede. Er wandte sich zunächst der A u ß c n p o l i t i k zu. Die Tatsache, so begann er, die alles übrige be herrsche, sei die, daß der Friede, der verloren schien, ge rettet worden sei, und daß alle Probleme in Frieden ge löst werden müßten. Für die Tschecho-Slowakei sei die Lage, die sich aus dem Münchener Abkommen ergibt, der Lage vorzuziehen, die heute bestehen würde, wenn man den Krieg nicht vermieden hätte. „DaS Münchener Ereignis war ein Ereignis der Vernunft. Und ich verstehe schlecht oder, wenn man will, ich verstehe allzu gut einen gewissen Feldzug, der sich gegen dieses Abkommen abzeichne. Habe ich nicht vaS Recht, zu sagen, daß gewisse Leute, die Vertreter einer unduldsamen Festigkeit waren und wieder geworden sind, die bis zum Kriege ging, in dem Augenblick, wo die Gefahren sich häuften und wo die furchtbare Fälligkeit nur noch eine Frage von Stunden und Minuten war, nur noch den Beweis einer schwankenden Entschlossenheit abgelegt haben — um nicht noch mehr zu sagen." Daladier wandte sich dann besonders den Kriegs hetzern in der lll. Internationale zu und erklärte: „Die unduldsame Heftigkeit der Kommunistischen Partei hat meine Aktion paralysiert. Die politische Haltung der Let ter der Kommunistischen Partei hat nicht zu einer Unter- stützung, sondern zu einer Sabotage der Festigkeit der Regierung geführt.' Das grundlegende Interesse Frank- »eichs bestehe in der Aufrechterhaltung seiner eigenen Sicherheit. Aber die französische Sicherheit liege nicht nur ausschließlich in der Unantastbarkeit seiner Festland grenzen. Frankreich wird bemüht sein, zu seinen alten Freund schaften neue Freundschaften und erneuerte Freundschaf ten hinzuzufügen. Ob es sich nun um die Beziehungen mit Deutschland oder Italien oder Osteuropa handelt, die Zusammenarbeit schließt keine andere aus. Wir sind zu allen möglichen Verständigungen bereit. Zusammenarbeit erwünscht Als ich in München das Herz des deutschen Volkes schlagen hörte, konnte ich nicht umhin, zu denken, wie ich es mitten im Kriege in Verdun gedacht habe, datz zwischen dem Volk Frankreichs und dem Volk Deutsch lands trotz aller Schwierigkeiten mächtige Gründe vor handen sind zu gegenseitiger Achtung, die zu einer loy alen Zusammenarbeit führen müssen. Diese Zusammen arbeit habe ich immer nachdrücklich gewünscht. Rcichsaußenministcr v. Ribbentrop in Rom. Nach seinem Eintreffen in Rom schreitet der Reichsaußenminister in Begleitung des italie nischen Außenministers Gras Ciano (im Hin tergrund) die Front der Ehrenkompanie ab. Die italienische Presse würdigt den Besuch Ribbentrops als eine normale Folge der engen deutsch-italieni schen Zusammenarbeit. Weltbild (Mb Die Menschen der Geschichte: Maria König, eine junge Lehrerin Der Schlohkastellan Jean, der Kammerdiener vr. Theoderich Stotzenbach, Schloßbiblivkhekar Der Sternenapotheker Ottokar Häbiger. des Städtchens Buchhändler Tine, die alte Mamsell Der Komponist Hannes König Der Wirt oom Lindenquell Meine schwarze Dogge und Ich Einklang. ... und als ich zum dritten Male den schweren Knauf gegen das dunkle Holz schlage, tut sich die hohe, eichene Pforte des Schlosses auf, und ein alter Mann mit weißen Locken läßt mich und Nero, meine große, schwarze Dogge, eintreten. Der Treis, den ich für den Schloßkastellan halte, denn er trägt am Gürtel seiner wunderlichen schwarzen Joppe ein großes Schlüsselbund, scheint mich schon erwartet zu haben, da er nicht erst nach meinem Begehr fragt, sondern mit lächelndem Gruß den Kopf neigt und dann wortlos oorangeht. Er führt mich in eine Halle, deren wandhohe Fenster in den frühlingsgrünen, sonnigen Tarten schauen und bietet mir dort in einem blauseidenen Sessel Platz. Dann läßt er sich mir gegenüber nieder. .Ich wußte, daß Sie heute kommen würden und habe alles Herrichten lassen', so sagt der Kastellan, .unser altes Schloß wird sich freuen, daß seine Räume wieder einmal bewohnt werden, nachdem sie fast zwanzig Jahre lang keinen Menschen mehr gesehen haben!' .Ist denn mein Freund niemals hier gewesen?" frage ich. .Nein, Herr, er weiß wohl gor nicht recht, was er mit feinem Erbteil beginnen soll, ihn hält sein Schaffen in den großen Städten fest, und wenn er wirklich einmal herkommt, um »Wh dem Schlosse zu sehen, dann bleibt er nur wenige StuNMn. Übernachtet hat er niemals bei uns!" .Als er mir vor Wochen sein vereinsamtes Schloß Luisenfels als Sommersitz für meine Ferientage anbot, meinte er, er schwärme nicht für verwunschene Schlösser. Das wären Dinge, die er neidlos mir, dem Dichter, überlasse. Ich habe gern leinen Vorschlag angenommen und bin nun hier zu Ihnen ins Schloß gefahren ...' , .Und hoffentlich gefällt es Ihnen Im Haus', antwortet der Greis, .es ist eine andere Welt hier als da draußen in den großen Städten, denn während man dort von der Zu kunft spricht, träumen wir im Schloß nur von der Ver gangenheit ...' „Nun", sage ich, „dann will ich einige Wochen mit Ihnen in der Vergangenheit leben, einige Zeit Schloßherr sein aus Luisenfels ..." * Da greift der alte Kastellan ans Schlüsselbund und führt mich durch die vielen Räume, die wie im Zauberschlummer träumen. Unsere Schritte hallen durch die besonnte, rote Galerie, wie schreiten durch die dunkle Bücherei mit den bunt oerglasten Fenstern und weilen länger in einem kleinen, blau getönten Raum, in dessen Mitte ein winziger Schreibtisch steht mit geschwungenen Säulenfüßchen und einem vergoldeten Schloß. O „Hier hat die junge Dorothee gewohnt, unseres kleinen Schlosses schöne, blonde Herzogin', so sagt der Schloßkastellan, .hier hat sie ihre Briefe geschrieben, die Gäste aus der Stadt empfangen, gelächelt und geweint, wie es gerade kam Und hier am Schreibtisch habe ich sie tot gesunden vor nunmehr 25 langen Jahren. Sie hatte kurz vokher ihren 22. Geburts tag gefeiert!' Der Alte sieht zum Fenster hinaus, als hinge er seinen Gedanken nach. Es ist eine Zeitlang still im blauen Raum. Nur das zarte Ticken einer porzellanenen Uhr auf dem Kaminsims ist zu hören. .So jung ist Ihre Herzogin schon von der Welt ge- schieden, Kastellan?" frage ich leise, ^.. war sie denn krank?" Der Greis schüttest traurig den Kopf: .Nein, krank war die junge Herzogin nicht. Der Arzt hat Herzschlag fest- gestellt. Wir aber wußten, daß ihr das Herz gebrochen war ... das Herz der armen, blonden Dorothee ..." .Sie war sehr schön, Ihre Herzogin, Kastellan?" „Ja, sie war schön ... Ein Maler ist einmal aufs Schloß gekommen und hat sie gemalt. Dort hängt das Bild!" Der Schloßkastellan weist auf die gegenüberliegende Wand. Dort schaut aus schmalem, goldenem Rahmen ein Mädchenbildnis zu uns herüber. Wie Maiensonne leuchten ihre blonden Locken und wie zwei dunkelblaue Sterne sind ihre Augen. Die Herzogin Dorothee ... Ich weiß nicht, wie es kommt, aber mir geht in diesem Augenblick ein altes Kindermärchen durch den Sinn und ich denke immerfort an die Prinzessin und den Königssohn und an ihre junge, große Liebe. „Darf ich in diesem Zimmer mit den blauen Seiden tapeten wohnen, solange ich im Schlosse bin?', frage ich da und der Schloßkastellan nickt. „Es war schon so vorgesehen", meint er, „darum habe ich den Raum in Ordnung bringen lassen und heute in der Frühe auch die Uhr aufgezogen ... zum erstenmal leit 25 Jahren ... Früher, als die Herzogin noch lebte, mußte ich's Morgen um Morgen tun ..." Mein Begleiter ist zum Kamin gegangen und streicht zärtlich über die kleinen Porzellanfiguren neben dem Ziffer? blatt. „Es ist ein Spielwerk eingebaut, das viermal in 24 Stunden zum Klingen kommt. Um 6 Uhr morgens, um die Mittagsstunde, um 6 Uhr abends und wenn es Mitter nacht ist!" „Und welches Lied spielt diese Uhr?" frage ich und streiche Nero übers Fell. .Ein Lieblingslied der blonden Herzogin. Ein junger, schwarzlockiger Geiger hat es für sie gedichtet und in Musik gesetzt, damals, als Dorothee 18 jährig zwei Jahre in Weimar war. Sie hat uns auch die Worte gesagt zu dem Lied, als der Uhrmacher, bei dem sie das Werk bestellt hatte, das Spiel zum erstenmal klingen ließ. Und sie sang das Liedchen immer mit dem Spiel der Uhr ..." FoNsetzung sich« nächst« Tett«,