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Gebrauchsgeschirr (Buck 1979, S. 99; 1985, Anm. 8). Die teilweise sehr lückenhafte Erhaltung der Gefäße ist sicher zum wenigsten darauf zurückzuführen, daß sie schon zerscherbt ins Grab gelangt sind (Buck 1975, S. 138; Peschel 1990, S. 29), sondern in erster Linie ihrer unvollständigen Bergung zuzuschreiben. 14 Die Keramik verteilt sich in unterschiedlicher Dichte fast über das gesamte Viereck der Kammer. Nach Grabungsskizze und -foto zeigten die Henkel überwiegend nach Südwest bzw. Nordost. Die Ausrichtung auf die Grabachse weist einmal mehr daraufhin, daß hinter der Gefäßaufstellung doch ein festeres Reglement gestanden hat, als gewöhnlich angenommen (Peschel 1990, S. 29). Kaum zufällig sind ferner gewisse Gruppierungen: in der südlichen Grabecke die erwähnten Kegelhalstassen und -amphoren (Nr. 26 — 30, 50 — 51?), östlich dicht an der Urne (vgl. Buck 1979, S. 100) in enger Nachbarschaft etliche Tassen verschiedenen Formats, Schälchen und Kännchen sowie andere Kleingefäße. Weit entfernt von allgemein verbindlichen Deutungen, gilt es zunächst, derartige Beobachtungen zu sammeln. 15 Die Anordnung der beiden Geschirrsätze — eine im,hinteren* Teil der Grabkammer, in dem auch die Großbehälter zur Aufbewahrung des Getränks(?) und der Scheiterhaufenrückstände (Nr. 18 und 11) untergebracht waren, die andere in der ,vorderen* Hälfte bei den sterblichen Überresten des Toten — erinnert prinzipiell an den für Großeibstadt in Unterfranken erkannten Befund (Kossack 1970, S. 137). Die östliche Position der letztgenannten Gruppierung entspricht gleichfalls hallstättischer Regel (Torbrügge 1979, S. 53). Große und kleine Tassen, Schälchen und Krügel waren mehrfach ineinandergestellt (Nr. 33—35,36—38,55—56?), demnach wohl leer ins Grab gelangt (Buck 1979, S. 100; vgl. auch Torbrügge 1979, S. 53). 16 Hinsichtlich der Auswahl der Gefäßarten erlaubt die weiträumige Vergleichbarkeit (Kossack 1970, S. 130) den Schluß, daß dem Toten vornehmlich Trinkgeschirr (Getränkespeicher, Gewürzbehälter?, Schöpfer und Trinkschale, im Nachhinein Ton ofen?) sowie — weniger deutlich — Eßgeschirr (Schalen, wohl auch breite Tassen) für seine Reise ins Jenseits mitgegeben worden ist (Buck 1970, S. 144; 1979, S. 105,120 ff.; Peschel 1990, S. 53 f, 59). Das kanonische Billendorfer Trinkservice aus Spitzkrug und Omphalosschale findet sich gleich mehrfach (Nr. 34 — 35, 55 —56), 17 und wie in anderen ,reichen Gräbern* dieser Art (Buck 1979, S. 100; Peschel 1990, S. 30,31) fehlen auch nicht das Doppelgefäß (Nr. 31) und — wenngleich nachträglich zugedacht — das Ofenmodell (Nr. 47). Der hohe Anteil an graphitierter, einmal auch glättmusterverzierter Keramik wird uns noch beschäftigen. Bemerkenswert sind schließlich die bei der Urne gehäuften groben Tassen mit unterrandständigem Henkel (Nr. 40, 44, 45, vgl. aber 22), nach 14 Manche Gefäße waren offenbar derart zertrümmert, daß sie bei der unter Zeitdruck erfolgten Notbergung als solche nicht erkannt und erfaßt worden sind (Nr. 48 ff.). 15 „Einheitlichen Gefäßsätzen und regelmäßigen Plazierungen der Einzelformen müssen bestimmte Funktionen der Beigefäße im Grab zugrunde liegen.“ (Bönisch 1986, S. 130) 16 Gelegentlich finden sich in den Gefäßen auch Nahrungsreste; vgl. Buck 1979, S. 100; Peschel 1990, S. 29; z. B. Oberhofer 1960, S. 79. 17 Allerdings weist K. Peschel (ebenda) zu Recht daraufhin, daß Paarigkeit keineswegs immer gegeben ist (auch in unserem Inventar überwiegen Omphalosschalen) und daß Spitzkrüge ähnlich den antiken Aryballoi auch als Behältnisse für Kosmetika gedient haben könnten.