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AFD Arbeits- u. Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 32, 1988 S. 223-236 EIN MITTELALTERLICHER HAUSGRUNDRISS AUS WEISSBACH, KR. ZWICKAU, IM WESTERZGEBIRGE Von Hans-Jürgen Beier Unser Wissen über die frühgeschichtliche Besiedlung des Erzgebirges hat sich in den letzten Jahren dank einer intensiven Geländetätigkeit beträchtlich erweitert. Die Sicherstellung zahlreicher Fundkomplexe des ausgehenden 12. Jh. 1 zeigt, daß die ses Gebiet innerhalb weniger Jahre bis in die Kammlagen aufgesiedelt worden sein muß. Das meiste uns heute zur Verfügung stehende Material stammt aus dem Be reich frühgeschichtlicher Wehranlagen oder aus Stadtkernuntersuchungen, während Befunde, die das Leben der einfachen dörflichen Bevölkerung wiederspiegeln, nach wie vor selten sind. Dies liegt zum einen im allgemeinen Mangel an untersuchten Wüstungen begründet. Der von G. Eismann und J. Richter (1971, S. 247 ff.) dar gestellte Forschungsstand über die Wüstungen im Kreis Hohenstein-Ernstthal kann z. Z. noch als repräsentativ für das gesamte Erzgebirge und dessen Vorland gelten. 2 Zum anderen liegen die betreffenden Hinterlassenschaften innerhalb der heutigen Dörfer und sind deshalb archäologisch nur schwer aufzufinden. Um so erfreulicher ist es, daß im Jahre 1982 ein zu großen Teilen erhaltener früh geschichtlicher Hausgrundriß im Ortsteil Hermersdorf der Gemeinde Weißbach, Kr. Zwickau, vom Verfasser untersucht werden konnte. 3 Da derartige Befunde für den gesamten mitteleuropäischen Raum bisher kaum bekannt sind (vgl. Donat 1980, 1 U. a. Deutscheinsiedel (Geupel/Wernicke 1981, S. 44 ff.), Niederlauterstein und Zöblitz (Gerlach/ Geupel 1979, S. 47 ff.), Olbernhau (Geupel 1984 b, S. 289 ff.), alle Kr. Marienberg, Karl-Marx- Stadt (Geupel/Schischkoff 1983, S. 16 ff.), Schwarzenberg (Geupel 1983, S. 22 ff.) und Zwickau (Stoye 1985, S. 43 ff.). 2 Inzwischen wurde auch die archäologische Erkundung und Untersuchung von Wüstungen inten siviert; aber die gewonnenen Ergebnisse sind noch unpubliziert, oder es existieren nur kleine Mit teilungen darüber. U. a. Grillenburg (Gühne 1983, S. 30 ff.), Kr. Freital, Wüstung Treppen hauer bei Sachsenburg (Schwabenicky 1984, S. 37 ff.), Kr. Hainichen, Wüstung Schwedengraben bei Niederlauterstein (Geupel 1984 a, S. 30 ff.) und Wüstung Ulersdorf bei Olbernhau (Geupel 1984 b, S. 304 f.), beide Kr. Marienberg, sowie die Wüstung Rappendorf bei Zwickau-Marien thal (freundl. Mitteilung von T. Walter u. W. Stoye, Zwickau/Vorbericht in Ausgrab. u. Funde 32, S. 44-48). 3 Die Reste des Hauses wurden bereits im Jahre 1981 von D. Hochmuth, Weißbach, bei Bauarbei ten angeschnitten. Die Untersuchung wurde dann im Frühjahr 1982 in Absprache mit dem Landes museum für Vorgeschichte Dresden und im Auftrage des Wissenschaftsbereiches Ur- und Früh geschichte der Sektion Orient- und Altertumswissenschaften an Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg vom Verfasser durchgeführt. Herrn D. Hochmuth sei an dieser Stelle für seine Umsicht und die erwiesene Hilfe recht herzlich gedankt. Die Funde wurden an das Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden abgegeben. 223