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FRÜHSLAWISCHE BODENFUNDE AUS WESTSACHSEN Von Heinz-Joachim Vogt Den Problemen der Einwanderung der Slawen in die Gebiete westlich von Oder und Neiße und nördlich des Erzgebirges wurde in jüngster Zeit verstärkt Aufmerksamkeit von Seiten der archäologischen Früh geschichtsforschung gewidmet. Dabei wird allgemein in den unverzierten Funden der Formengruppe vom Prager Typ und ähnlich gestalteter Kera mik der erste sichere faßbare materielle Niederschlag slawischer 1 oder, spezieller, sorbischer Siedler gesehen 2 . Die entsprechenden Funde Sach sens wurden bereits mehrfach vorgelegt und von W. Coblenz erst jüngst unter Bekanntgabe weiterer Materialien zusammenfassend referiert 3 . Das geringe aus Sachsen bisher vorliegende Material hat zwar kürzlich eine gewisse Bereicherung erfahren 4 , ist aber im Umfang immer noch zu gering und konzentriert sich nach wie vor auf das Flußgebiet der Elbe, als daß man in der Lage wäre, ein auch nur annähernd genaues Bild dieser Zeit mit all ihrer Problematik zu zeichnen. Daher muß jedem Fund, der dem angedeuteten Zeitraum angehört, besondere Aufmerksamkeit ge widmet werden. Im April des Jahres 1954 fand Herr Fr. Berthold aus Poppitz, Kr. Roch litz, beim Stubbenroden auf der Sörnziger Seite des Rochlitzer Berges, innerhalb der Gemarkung Noßwitz, einen eisernen, korrodierten Steig bügel, den er im September des Jahres 1955 dem Museum Rochlitz über gab. Dort lag er mehrere Jahre unerkannt und gelangte dann zur Präpa- ration nach Dresden. Eine auf Veranlassung des Verfassers vom Museumsleiter U. Baumbach, Rochlitz, durchgeführte Befragung des Fin ders nach genauen Einzelheiten, vor allem der genauen Fundstelle, ver lief leider ergebnislos, da sich der alte Herr an keine Fakten mehr er innern konnte. So ist der Steigbügel als Einzelfund zu werten, wenn auch die Vermutung naheliegt, in dem Fund den Bestandteil einer Grab- 1 G. Mildenberger 1957, S. 1-5. 2 H. A. Knorr 1939, S. 15-26 mit Tat. 5; Th. Voigt 1958, S. 284-287; B. Krüger 1967, S. 115—123; B. Krüger 1964, S. 219—227; J. Herrmann 1968, S. 57-77; B. Krüger 1968, S. 674-683. 3 W. Coblenz 1964, S. 296—330, dort auch die ältere Literatur. 4 R. Spehr 1967, S. 86-95.