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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880920
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880920
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-20
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.09.1888
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Chemnitzer Stadt-Anzeiger. DI« llreinwe imw»Blattes werde» «sucht, uuS wichtig« vegebcuheltcn giittgil mltiutyille». .. Chemnitz, de» 19. September. — Die 16. öffentliche Sitzung der Stadtverordnete» findet de» 20. Sept., Abends 6 Uhr, statt mit folgender Tagesordnung: 1. Geschäft liche Mittheilungen. 2. Berichte des Verfassnngsansichusses: ». den Nalhs- beschlich, die Pensionirnng des Marktinspcktorgchülfcn Weber bctr., d. den Nctthsbcschluß, die von Herr» Commerzicnrath Carl Dürfeld hier nachgefuchte Gcilchmignng zur Berwcndung von Brandciitschädigungsgeldern tum Wieder aufbau anf Altchcmnitzer Flur bcir., e. de» Nathsbeschlusi, die Annahme der Schenkung der Frau veno. Oe. Thenucrt und die mit Herrn F. Philipp ge troffene Vereinbarung wegen Kündigung seines Miethvertragcs in dein ge schenkten Grundstück betr., ä. de» Nathsbeschlich, den Vertrag mit dem Kirchen vorstand zu St. Johannis und Schloßchemnitz wegen der Seelsorge in den städtischen Anstalten bctr, ». den Nathsbeschlich, die Musikfrage bctr. 3. Be richte des Kontrollausschusses über: a. die Rechnung der Verwaltung der Rohrwässer, Brunnen und Brunnenwässer anf das Jahr IS87, b. die Rechnung des städtischen Marstalles aus das Jahr 1887, o. das Gesuch des FenermannS Joseph Sich ans Jcchnitz in Böhmen, um Aufnahme in den sächsischen Staats- nnterthanenverband, ci. das Gesuch des Schneider,,icisters Joseph Pinhart a»S Skupsch in Böhme», um Aufnahme in den sächsischen Staatsiinterthancu- verband, e. das Gesuch des Maurers Emmanuel Joseph Härtl ans Wicklotitz i» Bühliieu, nm Aufnahme in den sächsischen Staalsiuitcrthaueuvcrband, ü dasselbe Gesuch deS Fabrikschlosscis Joh. Weber ans Langeiigrnnd in Böhineu. 4. Berichte des Finanzausschusses über: o. die Rathsborlage, den Verkauf einer Baustelle an der Mühlcnstr. bctr, b. den Nathsbeschlusi, den Verkauf einer Baustelle an der Ecke der Promcnadcilstrcchc bctr., o. den Naths beschlich, de» Verknus einer Baustelle an der Proincnadensircchc betr, ä- de» Nathsbeschlusi, den Verkauf eines Trennstücks von der Parcello 0 au der Hauboldstrasje au Herrn FerduMud Anton Lotz hier bctr. — Die hicssige Stadtbibliothek hat durch gütige Schenkungen folgende Werke erhalten: Historisches Taschenbuch. Heransgegcbcn von W. Manrcubrcchcr. 6. Folge, 4. Jahrgang. Leipzig 1685. — Geschichte des deutschen Einhcitstraunles und seiner Erfüllung. Von I. Zastrow- Berlin 1885. — Geschichte der deutschen Litteratnr des 18. Jahrhunderts. Von I. W. Scharfer Leipzig 1881. — Fünfzehn Essahs von H. Grimm. 3. Folge. Berlin 1832. — Der Kongo und die Gründnug des KougostaatcS. Von H. M. Stanley. Aus dem Englischen von H. v. Wobcscr. 2 Bände. Leipzig 1885. — Ans dem Natnr- und Mcnschcnlcbcn. Von W. Prcycr. Berlin 1885. — Die elektrischen Leitungen und ihre Anlage für alle Zwecke der Praxis. Von I. Zacharias. Wien 1883. — Handbuch der Nationalökonomie. Von K. Walcker. 2. Band. I. Abtheilung Landwirthschaftspolitik. Leipzig 1883. — Ans Schule und Hans. Populäre pädagogische Aufsätze von W. Herbst. Gotha 1882. — Deutsche Zeit- und Streitfragen- Herausgegeben von F. v. Holtzendorf. Jahrgang 13. Berlin 1884. — Der Kulturkämpfer. Zeitschrift sür öffentliche Angelegenheiten. Herausgeber O. Glagan. 6. Jahr gang. 13 Hefte. Berlin >685. — Die Pflicht treuer Lutheraner bei der gegenwärtigen Noth der Kirche. Von H. Th. Willkomm. Dresden 1888. — Sophokles Antigone. Ucbcrletzt und erklärt von O. Marbach. Leipzig 1858. — Karlsbad. Statistischer Bericht über die wichtigsten dcmographischcn Ver hältnisse. Wien 1887. — Neue Heilmittel für Nerve». Von I. N. v. Nnsz- banui. Ei» populär-wisscnschaftlichcr Vortrag. 5 Auflage. Breslau 1888. — Pauorama vom Ottilienbcrg im Elsas,. Von I. Näher. Strastburg. — Jahresberichte der Handels- und Gewerbekainuiern in Württemberg für das Jahr 1887. Veröffentlicht von der königlichen Ccntralstclle sür Gewerbe und Handel. Stuttgart 1888. — A »gekauft wurden: Jahresberichte der Geschichtswissenschaft. Hcraiisgegebcu von I. Zastrow. 7. Jahrgang. 1884. Berlin 1888. — Forschungen zur dentschcu Geschichte- 26. Band. Güttingen 1886. — Zeitschrift für deutsches Nlterthum und deutsche Litteratnr. Hcrnns- gegcben von E- Steiumeyer. 31. Band. Berlin 1887. — Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Von W. v. Giesebrecht. 5. Band. 2. Abthcilnng Frie drichs 1. Kämpfe gegen Alexander Hk., den Lombardenbnnd und Heinrich den Löwen. Leipzig 1888. — Die französische Revolution von 1789. Dar legung ihrer Anlässe, ihrer Ziele und ihrer Mittel. Von F. O. Freih. v. Nordeuflycht. 2 Theile. Berlin 1888. — Schcsfel's Lebe» und Dichten von I. Prülß. Berlin 1887. — Reise in den Andes voll Chile und Ar gentinien. Bon P. Güstseldt. Berlin 1888. — Dinarische Wandernnge». Kultur- und Landschaftsbilder ans Bosnien und der Herzegowina. Von M. Hoerncst. Wie» 1888. — Handbnch der Botanik. Herausgegeben von A. Schenk- 3. Theil. Breslau 1888. — Oswald Heer. Lebensbild eines schweizerischen Naturforschers. Herausgegeben von I. Heer. Zürich 1887. — Llonumonta Oormaniao Liiclaxoxieu. Herausgegeben von K. Kehrbach. Band 6. Die sicbcnbürgisch-sächsischcu Schulordnungen. 1. Band- Berlin 1888. — Deutsche Dichtung. Heransgcgeben von K. E. Franzos. 3. Band. Stutt gart 1887. — Discout-Erhöhung. Die deutsche Neichsbank hatdenDiscont auf 4, den Zinsfuß im Darlehcüsgcschäft aus 4'/^ und sonstiger Effecten auf 5 Prozent erhöht. Die Reichsbank stellte ferner ihre Käufe von Discontc» anf offenem Markte ein. Die Diskonterhöhung hat auf die Börsen einen tieferen Eindruck gemacht, da diese Maßregel mit Bestimmtheit in Aussicht genommen worden und daher zum Theil schon escomptirt war. Nach einer rasch vorübergehende» Abschwächnug trat sowohl in Berlin als auch an den übrigen Plätzen eine kräftige Erholung ein, welche ihren Ausgangspunkt von den Geschäften in den Äntheilcn der Berliner Disconto-Gesellschaft und in Rubelnotc» nahm, deren Conrse rapid in die Höhe gingen. Auch in den Abendverkehren blieb die günstige Stimmung vorherrschend. — Bei der sächsischen Maschinenfabrik (vormals Nich. Hart man») hier betrug der Gcschäftsiiinsatz im letzten Geschäftsjahre 7400060 Mk. gegen 6800000 Mk. im Vorjahre. Der Reingewinn würde die Vertheilung einer lOprocentigen Dividende gestatten, wenn nicht 150000 Mi. besondere Abschreibungen auf neue Maschinen und Gebände, die in der letzten Zeit »öthig wurde», geniacht worden wären- (Bekanntlich sollen 8 Proccnt zur Vertheilung komme»). Es wird besonders hcrvorgehobcn, daß die Preise sür Maschinen bessere sind als bisher, daß selbst auch beim Locomotivcnbau, der bisher nur mit Verlust betrieben werden konnte, bessere Verhältnisse Platz greifen. Die sächsischen Staatsbahuen brauchen in nächster Zeit viel neue Waggons und Locomotivcn. Die Fabrik hatte am Schlüsse des Geschäfts jahres »och für 4100000 Mk. Aufträge zu erledigen. —§>. Im Vere in für volkSv erständlich e Gesund hei tspf lege und Naturhcilkunde hierselbst spricht, wie wir neulich schon kurz an- deutetcn, diese Miutersaison unter anderen Rednern auch Herr Schriftsteller Wilhelm Nessel ans Reichenberg i. B. Der Vortrag dieses Herrn wird schon iusosern ei» besonderes Interesse zu erwecke» geeignet sein, als Nessel in Deutschland sowohl wie in seiner Heimath eines sehr guten Iltterarischcn Rufes sich erfreut. Bis vor Kurzem war er Hcransgcbcr der leider infolge zu geringer Niiicrstütznng eiugegniigenen illnstrirten Wochen schrift „Nessel s Familicnsrennd"; daneben hat er sich vornehmlich durch seine Gedichte die Stellung erobert, die er in der deutschen Schriftstcllcrwelt bis jetzt entnimmt. Roseggcr's „Heimgarten" schreibt in seinem Juniheft 1888 über den „zwar noch jungen, aber dennoch nach Herrn Pros. vr. Ohorn be deutendsten Lichter und Schriftsteller Dentschböhmens" wie folgt: „Nessel, ein durchaus edler, gediegener Charactcr, ist nicht nur ein gottbegnadeter Dichter, dessen Schöpfungen goldecht, dem Borne wahrer Poesie entsprungen sind und deshalb auch sicher dauernd sein werden, sondern auch ein vortrefflicher Schriftsteller aus dem Gebiete der Natnrheilmcthodc, des Vegetarismus, der Impfling und dergleichen". Herr Lehrer May glaubte sonach den Natnrhcil- vereinen cine besondere Aufmerksamkeit zu erweisen, wenn er Herrn Nessel zu einer Vortragsrcise durch Deutschland vcranlaßte, und so wird denn, wie schon gesagt, der deutsch-österreichische Dichter auch im hiesigen „Verein sür volksverständlichc Gcsniidhcitspflege und Natnrheilkunde" cincn Bortrag halten, und zwar über das Thema: Tie Naturhcilmethode als Siegerin. (Neuester Roman Ressel's). — Bei dieser Gelegenheit habe gleich die Mittheilnng hier Platz, daß von dem voriges Jahr von Herr» Lehrer May hier verfaßten und veröffentlichten Schriftchen „Pflege des Kindes i»> ersten Lebcns,ahrc" bereits im Februar d. I. eine zweite Auslage erschienen ist, ci» weiterer Beweis sür die Gediegenheit des übrigens auch sonst allerseits bestens empfohlenen Büchelchens. Diese zweite Auflage ist mit einem Vorworte des allen Freunden der Naturheilkunde wohlbekannten Herrn Or, mach Dock von der Waid bei St. Gallen versehen. Innerhalb 7 Monaten wurden 9000 Exemplare des Buches verkauft. — Extrazug nach Dresden. Sonntag, den 23. Septbr. d. I. ist den Bewohnern von Chemnitz und Umgegend cine sehr günstige Ge legenheit zu einer Partie nach Dresden und nach der sächsischen Schweiz geboten. Die sächsische Staatscisenbahn-Verwaltnng läßt am genannten Tage einen Extrazng von Chemnitz nach Dresden zu bedeutend er mäßigten Fahrpreisen verkehre». Derselbe wird früh 4 Uhr Chemnitz verlassen und 7 Uhr 20 Min. Vormittags in Dresden-Altstadt eintrcsfen, während die Rückfahrt Abends 11 Uhr 30 Min. ans Dresden-Altstadt und die Ankunft in Chemnitz 2 Uhr 55 Min. Nachts erfolgen wird. Die Billets, welche zur Rückfahrt am Sonntag, den 23. d. M., mir mit dem Extrazuge, am Montag, den 24. d. M., dagegen mit den gewöhnlichen Personenzügcn berechtigen, kosten in II. Classe 4,50 M. und in III. Classc 2,50 M. Der Villetverkauf beginnt bei den Billetexpeditioncn bereits am Freitag, den 21. September. — Der Personenverkehr anf dem Hanptbahnhofe nahm am vergangenen Sonntag wieder einmal Infolge des günstigen Wetters ansehnliche Ausdehnung au. Es verkehrte» in 1>5 Zügen 27,310 Personen, 14,490 an kommend, 12,820 abgehend. Der Hauptstrom der Ausflügler lenkte sich nach Einsiedel und Niederwiesa, wo die Kirchweihfeste abgehaltcn wurden. Nach Niederwiesa mußte zur Hereinholung der Passagiere noch ein Extrazug ein gelegt werden, da Viele zu Fuß dahin gewandert waren. Die beiden Abcnd- züge der Aue'fchen Linie waren 50, bezw. 38 Achsen stark und überfüllt. Im Ganzen wurden anf dem Haltepunkt St. Nikolai-Vorstadt 960, auf dem Hauptbahnhof S0S8 Billets, und zwar 1353 Tour- und 6745 Tagcsbillets herkaust: davon lauteten 1057 nach Einsiedel, einschließlich der in Altchemnitz verkaufte», 1051 nach Niederwiesa, 740 nach Siegmar, einschließlich der anf dem Haltepunkte verausgabten, 324 nach Burgstädt, 278 nach Mittweida, 208 nach Flöha, 216 nach Erdmannsdorf, 183 nach Oberlichtenau, 129 nach Brannsdorf, 158 nach Limbach, je 140 nach Dresden und Leipzig n. s. f. Zu dem am Tage vorher von Reichcnbach i. B. nach München verkehrenden Extrazng wurden in Chemnitz 24 Billets 11. Klasse und 34 Billets 111. Klaffe gelöst. — „Dülle's KnnstanSstellung" nennt sich eine gegenwärtig aus dem Neustädter Markt ausgestellte Slereoscopen-Sammlung. Dieselbe bietet anf ausgezeichneten Glasphotographicn in 2 Serien eine interessante „Reise nm die Welt", bei welcher der Besucher ruhig und bequem anf seinem Stuhle sitzen bleibt, da die Bilder Infolge eines sinnreichen Mechanismus nach und nach an ihm vorüberziehen- Jede Serie enthält 50 Ansichten: die erste bietet solche aus Italien, Savoyen, der Schweiz und Frankreich, sowie manches andere. Der Ausstellung geht aus den Städte», wo sie sich bisher anfge- halten, der beste Ruf voraus und man darf deshalb die Erwartung hegen, daß auch hier sich das Publikum sehr dafür intcressiren werde. Die Eröffnung erfolgt morgen, Donnerstag. Näheres darüber enthält ein Inserat in vor liegender Nummer. —* B egründetc r B erd acht. Nm 12. dieses Mts. war aus einer Wohnung an der unteren Mtienstraße ein Paar Ledcrpantosscln gestohlen worden. Der Verdacht lenkte sich ans cine ledige Frauensperson, die zur Zeit des Diebstahls sich in der Wohnung anfgehalten hatte. Dieselbe Person war auch verdächtig, ans einer Wohnung an der Fnrtherstraße einen wollenen Frauenrock gestohlen zu haben. Gestern Vormittag nun wurde die Angeschul- digte hier ermittelt und festgenommen. Sie war der Diebereien geständig und hatte die Pantoffeln noch in ihrem Besitz. —* In einer Spinnerei an der Annabergersiraße gericty am 15. d. Mts. ein Selfactorandrehcr, als er Wolle von der Selsactorbahn entfernen wollte, mit dem Zeigefinger der rechten Hand unter das Wagenrad, wodurch der Finger nicht unerheblich verletzt wurde. Die Feier des goldenen Negierungs-Jubelfestes Friedrich Angnfts des Gerechten in Chemnitz. Der 20. September deS Jahres 1818 war für die gesammte Bevölkerung »nscres Sachsenlandes ein seltener Festtag. Es war ein Tag der Freude und des Jubels im ganzen Lande. Galt cs doch nichts Geringeres, als das goldene Negierungs-Jubelfest Friedrich Angnsts des Gerechten zu seiern, und daß diese Feier an allen Orten nnscres engeren Vaterlandes nil gemein glänzend und mit großer Begeisterung abgehaltcn wurde, liefert den klarsten Beweis sür die Liebe und Verehrung, die das Sachsen»»!! seinem Herrscher cntgcgenbrachte. Genau genommen hätte eigentlich diese Feier am 15. September des ge nannten Jahres stattfindcn müssen, weil der hohe Jubilar am 15. Sept. 1763 die Regierung antrat, allein, damit durch diesen Gedächtnißtag in dem allge meinen Geschäftslebcn keine Störung eintretc, befahl der König, jenes Fest mit der gewöhnlichen Sonntagsfcier zu verbinden und es mithin auf den 18. Sonntag nach Trinitatis, welcher in jenem Jahre auf den 20. Sept. siel, zu verlegen. Und so geschah es auch. lieber die Abhaltung dieser Jubelfeier in Chemnitz entnehmen wir einem ans jener Zeit stammenden Berichte nachfolgende interessante Einzelheiten: Zur Erinncrnng an jenen feierlichen Tag ließ die zn Versuchen anf Steinkohlenban in hiesiger Gegend vereinigte Gesellschaft von Kattsleuten und Fabrikanten den erste» Schurs zum Vohren anf den Flurendes Dorfes Borna thun und erstattete darüber an den damaligen Kreishanptmann Freiherr» von Fischer, durch ihren Bevollmächtigten, den Kaufmann Äorchcrt, eine Anzeige, worin cs unter Anderein hieß: „Dieser an diesem hochwichtige» Tage augefangenc erste Versuch feuert unseren Math an und fordert uns zur stärkeren Hoffnung anf, daß unter Gottes Segen dieses patriotische Werk zum Nutzen der ganzen Gegend gelingen werde." Leider hatte jener mit frohem Mnthe unternommene Versuch die gehegten Erwartungen in keiner Meise gerechtfertigt. Am Morgen des 16. Septbr. ließ der Amtsinspcctor Thomas in den. Schloßzarten drei Eichen — die 3 Königlichen Prinzen Clemens, Friedrich August und Johann andcutend—anpflanzen und unter jenen Eichen einen Denkstein setzen. Diese Er'nncrnngszcichcn nun, die drei Eichen und der Gedenkstein, sind noch heutigen Tages im Schloßgartcn und zwar an der östlichen Seite des Schlosses zn sehen. Beim Anblick der drei Eichen wird sich dem Beschauer die Wahrnehmung aufdrängcn, daß die Bänme, trotzdem sie zu gleicher Zeit gepflanzt wurden, sich ungleich entwickelt haben. Die zn Ehren des Prinzen Clemens gesetzte Eiche hat sich am schwächsten entwickelt; weit stattlicher ist die „Friedrich Angnst-Eiche" — cs ist die mittelste in der Gruppe — gediehen; am kräftigsten jedoch die „Johann-Eiche". Nun trifft cs sich immerhin seltsam, daß von diesen 3 Prinzen Clemens zuerst aus dieser Zeitlichkeit schied. Er starb bereits am 4. Januar 1822 in Pisa; Friedrich August am 9. August 1854 und Johann, dessen Eiche sich, wie bereits erwähnt, am stärksten entwickelt hat, starb nach einer 19jährigen gesegneten Regierung am 29. Oktober 1873. Mag man hierbei auch, wie bei anderen wunderlichen Vorkommnissen, de» Zufall walten lassen, diese interessante Thatsache verdient immerhin hcrvorgehobcn zn werden. Von der in jener Zeit in Chemnitz anwesenden Leutner'schc» Schauspieler- Gesellschaft wurde zur Vorfeier des Jubelfestes in dem damaligen Schauspiel hanse cine declamatorisch-mimische Vorstellung veranstaltet, wobei am Schluffe die königliche Büste, anf beiden Seiten durch bengalische Flammen erleuchtet, von zwei herabschwebende» Genien bekränzt wurde. Ucbrigens erscholl sowohl am Vorabende, als auch am Morgen des Festes vom Jacobithnrme Glockengeläuts und Musik. In der Hanptkirche zn St. Jacobi wurde am Festtage unter anderem auch ein auf die Feier bezüg liches Lied gesungen, dessen Ansangsworte: „Jubelnd in des Tempels Hallen wogt das Volk, Herr aller Herren!" lauteten; auch wurde eine vom Kantor Wolf gedichtete und von Fr. Danzi in Musik gesetzte Kantate aufgcsührt. Hierauf hielt der damalige Superintendent öl. llngcr eine ergreifende Rede, worin er besonders betonte, daß die Throne der Könige und das Heil der Völker nur durch wahre Frömmigkeit bestehen können. Nach dem VormittagSgottcsdicnste versammelten sich alle geistlichen und weltlichen Behörden, die Repräsentanten der Bürgerschaft und der eingepfarrtcn Dorsschaften, die Depntirten der Kaufmannschaft, die Banvorstchcr der z» jener Zeit eben vollendeten Töchterschule (Ecke des Kirchwegs und der Hospital gaffe, heute 1- Station der Klcinkindcr-Äcwahra»stalt), ferner der angcstellte Lehrer dieser neu errichteten Schnlanstalt und zwanzig, zu Schülerinnen der selben bestimmte, weißgekleidete, mit grünscidcucn Bänder» und Myrthcn- kränzcn geschmückte Mädchen, sümmtlich Töchter der vorstädtischcn Gemeinde, auf dem Nathhause, von wo ans sie sich in feierlichem Zuge, welchen das Vürgerschützencorps crösfnete, unter dem Geläute der Glocke» und abwechseln dem Spiele zweier Musikchöre vor das Johannisthor nach dem nenerbantc» Schnlhause begaben, an dessen Facade sich noch heutigen Tages folgende In schrift aus einer in das Maucrwerk cingesüqtcn Stcintafel befindet: LMWIVLIIlT VLU XX. 8L?'1'LIWM LW060XVI1I 71dl 6L0LL6l11'X188Dr161i! VM I'VLM-'MckEIIilOIM lEIMMtt okILVIilOII X0MI68 VOX 8X0II8M. Nachdem man sich in der mit Kränzen und der Königl. Büste geschmückte» unteren Schulstnbc versammelt hatte, erössuetc dcr Banvorsteher Fritzsche die Feierlichkeit mit einer Anrede, welche der damalige Bürgermeister Wirth be antwortete; dann stellte der zweite Banvorsteher Schmidt der Versammlung die weißgekleideten Kinder mit einer kurzen Rede vor, woraus eines der Mädchen, Ernestine Hübner, ein Dankgcdicht dcclamirtc. Hieraus hielt der Superintendent öl. Ungcr die Einwcihnngsrede. Dann sprach der nenangc- stellte Schullehrer Hartl ich die Empsindnngcn seines Herzens, wie die heiligsten Versicherungen treuester Pflichterfüllung ebenso lebendig als kräftig aus, worauf unter Pvsauncnbcgleitung ein von dem Diacvnns öl. Schrcckcn- bach gedichtetes Lied gesnugen wurde. Schließlich sprach Superintendent öl. Ungcr noch einige kräftige Worte und crlhcilte hierauf den priesterlichcn Scgcn, worauf daun diese erhebende Schulfeierlickkeit beendet wurde.-Nach mittags erhielten, durch milde Beiträge ermöglicht, 500 Arme festliche Speisung. Nach dem Nachinittcigö-Gvttcsdienste ward ci» solennes Scheibenschießen gehalten und Abends von 7 Uhr an von den Schülern auf dem Markte bei Fackel» zuerst: „Den König segne Gott!" gesungen, dann den, König ein Lebehoch gerufen und endlich unter Verbrennung der Fackeln: ..Onuclmimus lxitnr" angestimmt. — Ein großer Theil der Stadt war illuminirt, am reichsten das Casinogebände. Es war dies das heutige Wcber-Jnnnttgs- Haus in der Lohgasse. Hier hatten sich nun an jenem Festtage 130 Personen zur Tafel und znm Balle versammelt. Ucbrigens ward noch in mehreren geselligen Vereinen der Jnbeltag aus ähnliche Art gestiert- Auch gaben ver schiedene Kauflentc und Fabrikanten ihren Arbeitern festliche Speisungen, nachher wurde allenthalben gesungen und getanzt. So halte z. V. der Kauf mann Becker in de» an der Zschopaucrstraße gelegenen „Schenken" sür seine Arbeiter ein fröhliches Mahl veranstaltet, diese beiden Gasthäuser erleuchte» und vor dem einen derselben (dem Obcrhermcrsdorfer Gasthose) einen reich illuminirtcn Ehrenbogen errichten lassen. Auch Wehle den ganzen Tag von dem Thnrmc auf dem Bccker'schcn Spinncreigebände die sächsische Flagge. Die Alumnen der oberen Klasse der lateinischen Stadtschule bezeigten dem Monarchen ihre Ehrfurcht und Liebe durch ein lateinisches, von einem ihrer Commilitonen gesertigtcS Gedicht. Am 21. September führte die Bürgcr- schützcn-Compagnie ihren Scheibenkönig bei Fackelschein und unter Janitscharcn- mnsik in die Stadt; auch war an jenem Abend der Mnster'schc GesellschastS- garten, an der heutigen Branhausstraße gelegen, prächtlich illuminirt. So endete dies Jubelfest in Chemnitz, dessen glänzender Verlauf recht deutlich die königstrene Gesinnung der damaligen Einwohner unserer Stadt docn- mentirt — Gerichtslialle. Landgericht Chemnitz. - — tr. Fcrienstrafkainnicr II. 15./S. Der Bäckergeselle Friedrich Herman» Schulze aus Nossen (1857 geboren und schon vielfach und schwer vorbe straft) ist am 1- März d. I. vom Landgericht zu Greiz wegen schweren, Im Rücksalle verübten Diebstahls zn 8 Jahren Zuchthaus vernrtheilt worden. Heute stand er wegen desselben Verbrechens unter Anklage und für schuldig erachtet, wurde er mit einer Gcsammtstraso von 10 Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht belegt- Strafkammer 1. 17./9. Der Materialwaarenhändlcr Carl Friedrich Ernst Werner ans Ernstthal (1816 geboren und vorbestraft) hat sich der Wechscl- fälschung in drei Fällen und zwar in Beträgen von 75—100 M- schuldig ge macht. Er wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Ehrver lust vernrtheilt. Der Klempnermcister Friedrich Emil Wolf aus J öHst adt (1843 ge boren „nd noch unbestraft) war angcklagt, an das königl. Finanzministerium in Dresden nifterm 14. Februar d. I. ein anonymes Schreiben gerichtet und darin den hiesigen va„dcsbanmeister T. beleidigt zu haben. Wolf stellte in Abrede, der Autor dieses Schreibens zu sein. Der Verdacht war aus ihn durch einen Beamten des hiesigen vnndbauamts gelenkt worden, da demselben die Handschrift bekannt vorkam. Wolf h-ate in früheren Jahre» einige Male schriftlich mit dem hiesigen Landbauamte verkehrt, soll sich anch über dasselbe vor ca. 6 oder 7 Jahren einmal in mißliebiger Weist über dasselbe ansge- sprochen haben- Es wurden die früheren Briest hcrvorgesncht und die Hand schrift derselben wies allerdings eine Aehnlichkeit mit dem anonq,»«» Schreiben anf. Es gelangte jedoch der Schriftcnvergleicher Herr Herrn. Großc-Dr-sd«» ans Grund dieses Vergleichs noch zu keiner bestimmten Ueberzeiignng, daß Wolf der Schreiber des incriminirten Schreibens sei. Im Amtsgericht zn Annaberg wurde nun Wolf veranlaßt, das anonyme Schreiben als Dictat »achznschreibcn; er that cs und machte dabei mit ganz ausfälliger Genauig keit dieselben orthographischen Fehler, wie sie in dem Original enthalten sind. So schrieb er wie es auch in dem anonymen Schreiben stand statt betreffs — bedresss, statt Gesetz — Gesctzst, statt Zoll — Zohl, statt hiesiger — hießigcr, statt Unterschrift — Untcrschricft, statt zugeht — z» geth. Diese Fehler sind individuell und können in ihrer Reihenfolge und Menge nur von ein und derselben Person geniacht worden sein. Infolgedessen und in Verbindung mit dem Charakter der Wols'schcn Handschrist, welcher sich auch in dem anonymen Schriftstück erkennen läßt, erklärte Herr Große mit größter Bestimmtheit, daß Wolf der Schreiber des anonymen Schriftstücks sei. Der Gerichtshof gewann dieselbe Ueberzeugung und vcrurtheilte Wolf zu 50 M. Geldstrafe, eventuell 5 Tagen Hast und in die Prozeßkoste». Der Kellner Strunz aus Eg er (1859 geboren und vorbestraft) führt den schönen Gannernamen „Liesel". Er will ihn sich znm Andenken an eine frühere Geliebte, die Liesel genannt wurde, bcigclegt haben, jedensalls hat er cs aber in der Hauptsache um deswillen gcthan, damit die Gaunersprache um einen Namen reicher wurde. Verschiedene seiner Compliccn hießen „Schulze", „Klapka" »nd „Kuschel". Er reiste im Sachsenlandc umher mid spielte den Bauernfänger. Dabei nahm er beim Kümmelblättchenspiel in Ge meinschaft mit anderen Gannern reisenden Handwerksbnrsche» Beträge von 9, 30, 25 und 55 M„ sowie 2 Taschenuhren ab. Wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels erhielt Strunz 1 Jahr 6 Monate Gesängniß und 5 Jahre Ehr verlust zuerkailnt. Gottesdienste. Hospital St. Georg: Donnerstag, den 20. September, früh '/,9 Uhr Predigtgottesdienst mit Beichte und Connminion. Herr Diacouus Ebelin g. Dreieinigkeitskirche der separirten evangelisch-lutherischen Gemeinde ungeänderter Augsburger Confession a. d. Kaßberg: Mittwoch Abends 8 Uhr Bibelstnude. Israelitische Gemeinde: Hüttenfest-GotteSdienst: Mittwoch, den 19.Sept., Abends 6 Uhr, Donnerstag, den 20. Sept., früh 8V- Uhr, Predigt 9 V, Uhr, Abends 6 Uhr, Freitag, den 21. Sept., früh 8'/, Uhr, Abends 6 Uhr, Sonnabend, den 22. Sept-, früh 8'/, Uhr. Für den redactioncllen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz- Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. Cheviot-Bllpkilt für Ueberzieyer und ganze Kleidung (das Neueste und Preiswürdigste der Saison) garantirt reine Wolle, nadclsertig, ca. 140 ein breit, ä M. 2-95 per Meter, versendet direct an Private in einzelnen Metern, sowie ganzen Stücken portofrei ins Hans Buxkin-Fabrik-Depot votti„L«i- «- So., I'rnnlkIviL-t ». -M. Muster unserer reichhaltigen Collectionen bereitwilligst franco- Für das Wai'sciihails in Chemnitz wird cine wirthschaftlich und im Nähen erfahrene, sowie zur Kindererzichimg geeignete kräftige Weibliche Person als Stütze für die Waisenmutter gesucht. Das mit der Stelle verbundene Gehalt beträgt bei freier Statior 360 Mark jährlich; außerdem wird bei guter Führung ei» Weihnachts geschenk von 40 Mark zugesichert. Bewerbungen um diese Stelle sind schriftlich unter Beifügung eines Lebenslaufs und etwaiger Zeugnisse an den Rath der Stadt Chemnitz bis zum 2». dieses Monats zu bewirken. Chemnitz, am 18. September 1888. Der Ausschuss für das Waisenhaus. Clauß, Stadtr. Ol-, msrl. kiMlf VkM, k»!8 VOI7 LLktii» ««!>» i»ir» liikt-kisrr-» 8trr«ItlLL r»i»livuI»arL8s «i«I» »re, sk praiit. Arri null kieburtsiislfsr 8—», ZlavI»»». 2—3 H»L-. Itlisiiiiisetsi, «Rvi» IS. 1888. Jim»- Ki8 Großartiger Ausverkauf von nach beendeter Inventur INI Preise zurückgcsetzter Maaren, nur anerkannt bester Qualität (keine Bazarwaarc). Zum Ausverkauf gelangen: Tabakpfeifen in Horn von M. 0,75 an, Meerschamnspihett von M. 0,50 an, SpaziersLöcke aller Art, fpee. Msenbemstöcke von M. 3,00 an. Ferner: LLrriiLeiviLer, B?itei»1i»«in1ri« !i^i- (von M. 12,00 an), Str-or-Irv» «tv. NbLMMML MZSM MS" 1 Johanuisplatz t. kllul Iiishsoirsr, Ecke der Ham- n. Lesstugstr. Reue miiichrie Kmim, Abends 6 Uhr frisch, Mk «Mit HkNUk, Ungar. Cur- u. Tafeltraubeu, täglich frische Sendung, em- pfiehlt zum bill. Tagespreise. gebraucht. Bricfm. kauft fortwährend, Prosp. grat. 6. rookmovor, MlldM. ZI« 8i!ck»-8ts« «»»lulivkig AmÄ, Kellerweg 1, stehen 4 Farbcurcibe-Möhlen (für Dampf-, auch Handbetrieb), div. 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