Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880609
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-09
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.06.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 132. — 8. Fahrgang. D« jeden Wochentag Abend (mit Datum solgenden Tage») zur Versendung gelangende..Süchstsche Landes-«,izeigcr" mit täglich einem besonderen Unter» Haltungsblatt« und mit dem Extrabeiblatt Lustige» !8>I-erb»ch lostet bei den Ausgabe stellen mo»atlich70Pfg., bei denPost-Anst. -5 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. M5.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Somiuer-Liseiibalmsahr-Ianhkft fs,r Sachsen. Siiiter-Liseiibahiisahrplanbeft fiir Sachse». Illiistr. Knlkiidek der Sächsischen Landboten. Mi strirte-JahreSbnch der Lander-Anzeiger-. SSchsischer -Kiiskiaer Sonnabend, 9. Jnni 1888. «»zeigen»«!-de-„Silchf. Lan»e«.»nzeiaetrD Raum einer schmale» TorvnSzeile >5 Pfa> Bevorzngte Stelle (lspalt. Petitzcile) 30 Pf», BeiWiederholunggroßorAiinoncenNabaths Bei Bestellnngen vv»Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beisiigett l,e 8Silben CorpttSschrisMbeii ca. 1 Zeus!) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. Ptckin AiMlltr Nick. Buchdrnikcrei. Clirmuiiz. Theaters,rahe ö (Fenisprcchstelle Nr. 136),'! Telegr.-Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz^ mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Uilterhnltiliigsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jllnstrirtes Unterhaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuchs Mit täglich einem besonderen 4 Sächsisches Allerlei - Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3128 die Firma I. G. Wols in Chemnitz (neue DreSdiierstraße Nr. b) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Johann Gottfried Wolf daselbst, Besitzer eines Agentur-Geschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 6. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 7. Juni. Wien. Mit Kalnoky reisen der französische und italienische Botschafter nach Pest. —. Den französischen Zwischenfall wird die Opposition der ungarischen Delegation nicht Vorbringen. Auch die anderen Interpellationen sollen diskret gehalten werde». Die Session dürfte einen vollen Monat währen, da eine bleibende Erhöhung des Ordinariums und des Marine-Etats gefordert wird. Petersburg. Das stark abfällige Urtheil der russischen Blätter über die Rede Boulangers theilen selbst die bisherigen enragirteste» hiesigen Anhänger des Exgenerals. Bonlanger hat ebenso thöricht als tactlos geredet; dies giebt selbst der „Swet" zu, der andererseits sich über den ungarisch-französischen Zwischenfall mit der Annahme hinwcgtröstet, die Franzosen und Magyaren seien bereits wieder aus gesöhnt, da nur den „Deutschendiener" Tisza die Schuld an dem Zwiespalt treffe. Potsdam, den 8. Juni, Bormittags. Der Kaiser hatte eine recht gute Nacht, er fühlte sich munter und erfrischt, als er um 10 Uhr aufstand. Vormittags be- giebt er sich in den Park. Nachmittags findet, falls das Wetter es erlaubt, eine Ansfahrt statt. Ein Canülen- wechsel ist nicht vorgenommen worden. Die Kaiserin reist nach den bisherigen Dispositionen heute Abend nach Westpreuhen. Politische Nundschau. Chemnitz, den 8. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Fricdrichskron. Die Nacht zum Donnerstag war für den Kaiser nicht so gut, wie die früheren, der Schlaf war öfter durch Husten gestört. Erst gegen Morgen schlief der Monarch fest ein und blieb zur Schonung auch bis um 11 Uhr im Bett. Nachdem der Kaiser sich erhoben, fühlte er sich indessen ganz Wohl und begann unverzüglich mit der Erledigung der laufenden Regicrungsgcschäfte. General von Albedyll, Kriegsminister Bronsart von Schellcndorf und Fürst Radolin hielten Vorträge. Da das Wetter scbr Windig und regnerisch war, blieb der Kaiser im Zimmer, speiste um r/gS Uhr und schlief darnach, wie gewöhnlich, einige Zeit. Da sich im Lause des Nachmittags Regenschauer eiustellten, wurde vom Aufenthalt im Freien abgesehen, auch Abends dürste kaum eine Spazierfahrt unternommen sein. Daß der Zustand des Kaisers in keiner Weise zu Bedenken Anlaß giebt, geht schon daraus hervor, daß für heute Freitag Abend 10 Uhr die Reise der Kaiserin und der Prinzessin Victoria in das westpreußischc Ucberschwemmungsgebiet an gesetzt ist. Die Rückkehr soll am Sonnabend Abend erfolgen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat dem deutschen Verein für Knaben-Haudarbeit eine Beihilfe von 5000 Mark aus Reichs mittel» gewährt. — Der kaiserliche Wahlcrlaß an den Minister von Puttkamer verweist, der „Voss. Ztg." zufolge, die Behörde» ernstlich auf ihre Pflicht, sich jeder unerlaubten Wahlbeeinflussung zu enthalten. Der Erlaß, der vom Minister von Puttkamer beantwortet ist, soll jeden falls bis zu den im Herbst stattfindenden preußischen Wahlen publi- cirt werden. — Das Ende der Ministerkrisis. Der „Reichsanzeiger" vom Donnerstag Abend publicirt das Gesetz betr. die Verlängerung der Legislaturperioden in Preußen, von dessen Nichtveröffentlichung sich die letzten Kriscngerüchte .herleiteten. Das Gesetz ist schon am Sonn- tag vor acht Tagen vom Kaiser vollzogen. Der kaiserliche Erlaß über Mabel Meredith's Liebe. Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorisirte Uebersetzung von M. D Fortsetzung. Nachdruck verboten. Man schenkte anfangs diesem Gerüchte wenig Glauben, doch wurden bald und mit der größten Eile die erforderlichen Vorbereitungen im Herrenhausc betrieben, das Dorf war in Aufregung und Erwartung, und endlich langte auch Mrs. Foresythe an, um, wie man so lange gehofft und erwartet hatte, einstweilen in Abbeylands zu bleiben. Es trifft sich gar selten genug im Leben, daß die Wirklichkeit unfern Erwartungen entspricht, die meinigeu aber, so hoch sie auch inbezug aus Mrs. Foresythe gespannt waren, sollten dennoch über- trvffen worden. Sie war — gewiß eine Seltenheit im Leben — eine vollkommen schöne Frau, und zwar in einer solchen Vollendung, daß selbst ein unverkennbarer Zug von Traurigkeit ihrer edlen Schön heit keinen Abbruch that. Sie hatte viele traurige, schwere Lebens schicksale erfahren, und wenn auch die Zeit über ihren Gram und Kummer dahin geschwunden war, so war sie doch noch nicht im Stande gewesen, jede Spur davon zu verwischen. Die sanften schwarzen Augen hatten einen matten, fast lebensmüden Ausdruck, das dunkle seidenweiche Haar war reichlich mit Silberfäden durchzogen, und um den schöngeformten Mund trat unverkennbar ein wehmüthiger Zug hervor. Der Wahrheit gemäß darf ich wohl behaupten, daß Mrs. Foresythe meine erste Liebe gewesen war, denn ich vermag die hin gebende Zuneigung, welche ich für meine ältere Freundin empfand, kaum anders zu bezeichnen. Sie war für mich eine Erscheinung, ein Wesen, wie ich es auf dem stillen Pfade eines einförmigen Lebens, Wie ich es führte, kaum zu finden erwartet habe, und ihre Bekannt schaft sollte zu einer verhängnißvollen Epoche meines Lebens werden. Was Mrs. Foresythe zu meiner Person hingezogen hat, vermag ich Vicht zu sagen, ich weiß nur, daß vom ersten Tage unserer Bekannt schaft sie mir Zuneigung und Liebe bewies, und ich nach Verlauf von unglaublich kurzer Zeit ihre stete Gefährtin und ihre ergebene liebende Verehrerin ward. Wenn meine Tante irgend welche eifersüchtigen Regungen empfand, lveil meine Zeit und meine Gedanken vielfach ihr und Whitegatcs entzogen wurden, so glaube ich doch, daß das Bewußtsein, ihre Nichte °l» täglichen Gast im Herrenhause, als bevorzugte Gesellschafterin »er GutSherritt zu willen, sie damit auSzusvhnen vermochte. Was die Wahlfreiheit ist noch nicht bekannt gegeben, dürfte aber in den nächsten Tagen folgen. Ob die Stellung dcS Ministers von Putt kamer nunmehr wieder gefestigt ist, bleibe dahingestellt. Der Wort laut ist: Gesetz, betreffend die Abänderung des Artikels 73 der Ver- fassuugsurkunde vom 31. Januar 1650. Vom 27. Mai 1868. Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden König von Preußen rc., verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages, für den Umfang der Monarchie, was folgt: 8 1. An Stelle des Artikels 73 der Ver fassungsurkunde vom 31. Januar 1850 tritt folgende Bestimmung: Artikel 73. Die Legislaturperiode des Hauses der Abgeordneten dauert fünf Jahre. 8 2. Dieses Gesetz tritt mit Ablauf der gegen wärtigen Legislaturperiode des Hauses der Abgeordneten in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhäudigen Unterschrift und beige drucktem Königlichen Jnsiegel. Gegeben Charlottenburg, den 27. Mai 1888. (I. 8.) Friedrich, von Bismarck, von Puttkamer. von Maybach. Freiherr von Lucius, von Fricdbcrg. von Bötticher, von Goßler. von Scholz. Graf von Bismarck. — Der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha hat, wie aus Friedrichs- roda mitgclhcilt wird, Kaiser Friedrich sein im Thüringer Walde so überaus romantisch gelegenes Lustschloß Rcinhardsbruun zum Sommer aufenthalt zur Verfügung gestellt. Der Kaiser geht aber bekanntlich nach Homburg vor der Höhe. — Wie verlautet, soll schon in nächster Zeit die Frage des Wclfenfonds neu angeregt werden. Wie bekannt, ist das Vermöge» weiland König Georgs von Hannover seinerzeit beschlagnahmt worden, und ein besonderes Gesetz hat bestimmt, daß die Zinsen des beschlag nahmten Vermögens Verwcndung finden sollen zur Abwehr feind seliger Bestrebungen König Georgs gegen Preußen. Eine Aufhebung der Beschlagnahme ist nur auf dem Wege der Gesetzgebung möglich. Kaiser Friedrich soll der Ansicht sein, daß cs besser sei, den sogen. Wclfenfonds nicht fortbestehen zu lassen. — Die Offiziere, Sanitätsoffiziere und höheren Beamten des Württembergischcn Armeekorps haben zu Gunsten des in Stuttgart zu errichtenden Kaiser Wilhelm-Denkmals auf eine» Tagesbetrag ihrer Gehälter verzichtet. Es ist dadurch der Denkmalfonds um 5300 Mk. erhöht worden. — Der Graf von Paris, Prinz von Orleans, ist zum Kurge brauch in Bad Ems angekommen. — Englische Blätter berichten, in London sei eine Mordgesell schuft entdeckt, welche Attentate gegen den deutschen Kronprinzen und den Reichskanzler geplant hätte. Wir wollen die fürchterliche Ge schichte unseren Lesern nicht haarklein erzählen, sie denken wohl selbst schon daran, daß jetzt die Saure-Gurkenzcit kommt. — Dem Bundcsralh ist die übliche Uebersicht der Ergebnisse der Heeresergänzung für 1887 zugcgangc». Darnach wurden in de» alphabetischen und Restanteulistcn geführt 1,391,566 Mann, davon sind u. A. zurückgestellt 491,118, ausgeschlossen 1260, ausgemustert 62,901, der Ersatzreserve I überwiesen 96,741, der Ersatzreserve 11 64,337, der Seewehr II 440 Mann; ansgehoben wurden 161,193, und zwar für das Heer zum Dienst mit der Waffe 153,812, ohne Waffe 4923 Mann; für die Flotte aus der Landbevölkerung 1405, aus der seemännischen Bevölkerung 1683 Mann. — In dem 6. Berliner Wahlkreise steht nunmehr binnen Kurzem eine Neuwahl für den Reichstag bevor. Nachdem das Amtsgericht zu Dessau die Entmündigung des geisteskranken Abgeordneten Hasen clever ausgesprochen hat, ist von dem für ihn eingesetzten Kurator Anfangs dieses Monats das Reichstagsmandat für sein Mündel uicdergelegt worden. Die Sozialdemokraten stellen für die Neuwahl Liebknecht als Kandidaten auf, an dessen Wahl auch kein Zweifel besteht — In Nürnberg ist der deutsche Gastwirthstag zu seiner dies jährigen Generalversammlung zusammcugetreten. — Für ein deutsches Krankenhaus in Zanzibar sind in Deutsch land bisher 7000 Mark gesammelt worden. Italien, lieber den Streit zwischen Italien und dem Sultan von Zanzibar wird aus Rom Folgendes mitgetheilt: Der Sultan meine treue Nannie anbetrifft, so war sie stets der bestimmten Ueber- zeugung gewesen, daß ich nur in der Welt zu erscheinen brauche, um überall Anerkennung zu finden. Das Band der Liebe, welches uns einte, noch fester zu knüpfen, schätzte und achtete Mrs. Foresythe meinen Lehrer so hoch, wie meine Verehrung für ihn es nur begehren konnte, und er war vielfach der Gegenstand unseres Gespräches, wie er manche Stunde in unserer Gesellschaft in Abbeylands verlebte. Ihrer eigenen Vergangenheit gedachte Mrs. Foresythe mir gegenüber auch zuweilen, doch geschah dies stets nur mit leiser, zarter Hand, ein Beweis, daß das Weh, welches sie zu tragen hatte, noch keine weitere Berührung vertrug. Sie sprach oft und viel von ihrem abwesenden Sohne Donald, dieser war ihr einziges Gut, ihr höchster irdischer Schatz: sie war stolz auf sein Wissen und seine Talente und eben so stolz auf seine kindliche Liebe und Verehrung, die sich immer wieder in jedem seiner Briefe aussprach. Und nun, an diesem ersten schon genannten Frühlingstage, sollte der Erbe ins Vaterhaus zurückkehren, und als ich, wie bereits bemerkt, die Allee hinabwandelte, wußte ich, daß Donald Foresythe sich auf dem Wege nach Abbeylands befand. Von eben so traurigen oder vielmehr wehmüthigen wie freudigen Gedanken — erstere hatten meine Geburtstagsbetrachtungen hervorgerufen — erfüllt, setzte ich meinen Weg fort, und einmal mit mir selbst und meiner Vergangen heit beschäftigt, legte ich nur, wohl zum erstcnmale in meinem Leben, die Frage auf, ob dies Leben nicht gewissermaßen für mich vergeblich dahingeflossen sei, da es bis jetzt dessen entbehrte, was den meisten Frauen das Dasein lieb und thcuer macht und diesen Freude, Gtück und Würde verleiht. Mit diesen Gedanken beschäftigt, lehnte sich mein Herz zwar auf gegen die Zeichen des erwachenden Frühlings, der neuerstandcnen Natur, die mich umgaben, dennoch aber theilte ich tief und innig die Freude des liebenden Herzens, das voll unge duldiger Sehnsucht der Ankunft des Sohnes entgegcnsah. Mein Weg führte mich an dem Predigcrhausc vorüber, aus dessen Studierzimmer ein liebes, vertrautes Angesicht mir ein freund liches Lächeln zusandte, dann gelangte ich an die Grenzscheide des Gutes, die durch ein großes Drehkreuz bezeichnet ward, welches in die Kornfelder von Abbeylands führte. Die Allee verfolgend, fand ich, als ich das Herrenhaus erreicht hatte, Mrs. Foresythe auf der Terrasse, und beim ersten Blicke schon fiel mir ihre besondere Schön heit auf, da ich sie noch nie in so kostbarer Kleidung gesehen hatte, wie sie zu Ehren ihres SohneS und zur Feier des Tages angelegt von Zanzibar hat auf die Ansage eines Schreibens des Königs von Italien an ihn in wenig korrekter Weise geantwortet und diese Be leidigung durch eine längere Weigerung, das Schreiben cntgegenzu- nehmen, noch schwerer gemacht. Daraufhin hat der italienische Konsul Gcnugthuung gefordert. Der Snltan hat sich zwar durch einew General mündlich entschuldigen lassen, der Konsul verlangte aber ein Entschuldigungsschreiben des Sultans an den König. Dies zu geben, weigerte sich der Sultan und so hat der Konsul seine Flagge einge- zogeu. Zwei italienische Kriegsschiffe sind nach Zanzibar unterwegs. Dieselben haben die Weisung, die Vorstellungen des Konsuls zu unterstützen und ihn sowie die italienischen Staatsangehörigen an Bord zu nehmen, falls der Sultan Italien keine Genngthuung dadurch gewähre, daß er das von seinem Vorgänger regelrecht ab getretene Territorium Italien einräumt und sich wegen seines iilkor- rekten Verhaltens bei Ueberreichung des Schreibens des Königs Hüm- bert durch den Konsul entschuldigt. Der deutsch- Generalkonsul wird wahrscheinlich vermitteln und die Sache in Güte beizulegen suchen. — Im Garten des Finanzministeriums in Rom wurde eine nicht explodirte Dynamitbombe gefunden. — Aus Rom wird bestätigt, daß der Papst den Konsens zur Vermählung des Herzogs Amadeus von Aosta mit seiner Nichte, Prinzessin Maria Lätitia Bonaparte, ge geben hat. ^ x Frankreich. In der Deputirtenkammer ist von der Regierung ein Gesetzentwurf eingebracht worden, welcher Gebührenfreiheit für die Pässe nach den deutschen Ncichslanden festsetzt. — Dem HandelS- ministcr ist die Mittheilung zugegangen, daß die russische Regierung Finnland gestattet hat, sich auf eigene Hand und Rechnung an der Ansstcllnng von 1839 zu betheiligen. — General Logerot, der frühere Kricgsminister, ist an General Wolff's Stelle zum Komniän- daulen des VII. Armeekorps (Bcsanyon) ernannt worden. — Die Mai-Einnahmen des Staates übersteigen den Vorschlag um 6, die Ergebnisse des Vorjahres um 9 Millionen. — Die Epinaler Ge schworenen sprachen unter Händeklatschen der Zuhörer drei französische Soldaten frei, die einen italienischen Arbeiter getödtet hatten. Ruhland. Aus Warschau wird berichtet: Die militärischen Telegraphenbureaus in Kielce und Piostkow wurden aufgelöst. Die Offiziere habe» die von ihnen uachgcsuchten Urlaube erhalten. Von der Geschäftswelt werden diese Umstände als friedliche Symptome betrachtet. — In der Festungs-Artillerie Werkstätte zu Nowvgeorgiewsk explodirte eine zwei Pud schwere Bombe. Drei Mann sind todt, drei schwer, viele leicht verletzt. — Wie aus Kiew gemeldet wird, dauern die Baucruunruhcn im Süden noch immer fort, es herrschen geradezu verzweifelte Zustände. Orient. Wie aus Konstantinopel berichtet wird, sollen im Laufe dieses Sommers in der Umgebung der türkischen Hauptstadt große Militärmanöver stattfinden, als deren Leiter die in türkischen Diensten stehenden Deutschen, sowie jene türkischen Offiziere in Aus- - sicht genommen sind, welche ihre höheren militärischen Studien in Deutschland zurückgelegt haben. — Ueber die letzten blutigen Zu sammenstöße in Albanien wird aus Skutari folgendes Genauere ge meldet: Am vorletzten Mai drang eine Bande des montenegrinischen Stammes Kuci in türkisches Gebiet ein, wo sie sich in einen Hinter halt legte. Als eine von einer Hochzeit zurückkehrende Albanesen- chaar vorbcikam, wurde dieselbe von de» Montenegrinern überfallen, wobei drei Personen getödtet und sechs verwundet wurden. Die Verfolgung der Räuber blieb fruchtlos, weil dieselben bei der Rück kehr auf ihr Gebiet von einer montenegrinischen Patrouille ausge nommen wurden, unter deren Schutz sie entkamen. — Wie aus Sofia berichtet wird, wird der Hafen Burgas am Schwarzen Meere sehr tark befestigt. Ein Bataillon Pioniere arbeitet dort. — Nach mehr monatlicher Pause hat, wie schon mitgetheilt, Rußland cs für ange zeigt erachtet, bei der Pforte wieder einmal auf Zahlung der Rück- tände der Kriegsentschädigung zu dringen. Bekanntlich wurde im definitiven Fricdensvertrag von Konstautinopcl vom 8. Februar (27. Januar) 1879 der Betrag vieler Entschädigung — nach Abzug des hatte. Sic trug ein hochrothes Sammtklcid, welches wohl geeignet war, die zarte Hautfarbe ihres edlen Gesichts besonders hervortreten zu lassen. Ihre dunklen Augen strahlten in stolzer Mutterfreude und ein selten gesehenes Lächeln umspielte ihren Mund und belebte ihre Züge. Als ich die breiten Stufen hinangestiegen war und wir uns mit freundlichen Worten begrüßt hatten, sagte sie, auf ihre mit zartem Grün und Blumen, welche sie aus den naheliegenden Gewächshäusern geholt hatte, gefüllten Hände blickend: „Du sichst, ich kann dir meine Hand nicht reichen, Mabel, du allein weißt, wie sehr, sehr willkommen du mir bist! Dazu kommst du zu gelegener Zeit und kannst mir beim Ausschmücken der Zimmer behilflich sein, die doch zur Ankunft meines Sohnes ein festliches Ansehen haben müssen." Ihr Glück schien mir so vollkommen und gerechtfertigt, daß ich cs fast wie ein Unrecht betrachtete, mich in dasselbe hineingcdrängt zu haben, und ich entgegncte auch sogleich: „Ich hätte wohl diesen Morgen nicht kommen sollen, Mrs. Foresythe, denn sicherlich ziehen Sie es heute vor, mit Ihrem Sohne allein zu sein. Daran denke ich indessen erst jetzt, auch ist heute mein Geburtstag und ich wollte mir Ihren Gruß und Glückwunsch dazu holen." Wir hatten jetzt das Haus betrete». Sie legte die Blumen und das Grün auf einen Tisch der Vorhalle, ihre zarten weißen Hände dann auf meine Schultern, bog sich tief zu meiner kleinen Gestalt herab, küßte mich wiederholt und zärtlich, und sagte im Tone inniger Liebe: „Das ist mein Gruß und Glückwunsch, Kind; beides hast Du im Grunde nicht verdient, den» wie kannst Du nur denken, Du würdest mir nicht zu jeder Zeit willkommen sein?" „Sie sind sehr, sehr gütig, Mrs. Foresythe," antwortete ich bewegt, „und müssen mir meine Bemerkungen verzeihen. Ich habe auf dem Wege hierher über manches ernst, sehr ernst nachgedacht, denn ich trete heute in mein dreißigstes Lebensjahr!" „Bist Du wirklich schon so alt?" unterbrach sie mich freundlich. „Das wird Dir niemand glauben, denn Du bist ein so zartes, zier liches Wesen, eine kleine Elfe — eine wirkliche Königin Mab! —' Du wirst nie im Leben alt werden, Mabel, und selbst im spätesten Alter noch eine zierliche Fee sein, während ich mich zu einer statt- I chen Gutsherrin entwickeln werde, die am Arme ihres Sohnes ihre Untergebenen besucht. — Aber wir verlieren die kostbare Zeit mit Plaudern, Mabel " fügte sie lächelnd und geschäftig hinzu. Ich ergriff eine Handvoll thaufeuchtcr Schneeglöckchen und sagte, wohl wissend, daß meiner Freundin meine Anwesenheit willkommen sei:
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite