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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880407
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-07
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.04.1888
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WWW WWWWWM Nr. 8V. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgende» Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich eigen, besonderen Unter« baltungsblaite nnd mit dem Extrabeiblatt Lustige» Bilderbuch kostet bei de» Ausgabe stellen monatlich 70 Pia., bei den Post-Anst. 75 Pf. (l888er ZtgS.-PrelSliste Nr. 6035.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: So»»»er-Eisenbahnsahrvlanheft für Sachsen. Winter-Eisenbahnfahrinanliest für Sachsen. Jllnstr. Kalender de» Sächsische» Sandboten. Jllustrirte» IahreSbuch des SandeS-Anzeigers. Aüchsischer LgllilkS.KllsklStt mit „Chemnitzev Stadt-Anzeiger". Nnparteiiscke tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Sonnabend, 7. April 1888. >n,kl,rnprel« de« „Sachs. «»ader.An,tIaer»«» Raum einer schmalen CorpuS-xile 13 Psg. »evorzugte Stelle (lsvalt. Petitzeile) SO Hs. BeiWiederhvlung großer Aiinoueeu Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertivnrbetrag (in Briesuinrke») beifügen iie 8 Silben Lorpusschrist bilde» ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. ßecki'. MM M«. Bnchvrnckerel. Shemnitz. Theaterstrabe 5 (Fernsprcchstelle Nr. INI), Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhiiltiliigsblatt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Crzahler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitnng b. Jllnstrirtes Unterhalt,»irgsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntachungen. . Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 3107 die am 18. März 1888 errichtete Firma Robert Lorenz Nachfolger in Chemnitz (Jägerstr. Nr. 3) und als deren Inhaber die Kauflcute Herr Otto Leonhard Müller und Herr Max Georg Nendcl daselbst, Besitzer eines Cigarrenfabrikationsgeschäftes, eingetragen. Chemnitz, am 3. April l888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts Wurde heute ans Folinm 3108 die Firma Jul. Otto Findcisen in Chemnitz (Poststraße Nr. 29) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Julius Otto Findeisen daselbst, Besitzer eines Tabak- und Cigarren-Handelsgeschäfts, ein getragen. Chemnitz, am 3. April 1888. Königliches Amtsgericht. I», Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 2327 verlautbart, daß Frau Auguste Martha verw. Friedrich geb. Burgy in Chemnitz die Firma Paul Friedrich daselbst ans dem Nachlasse des bisherigen Inhabers derselbe» zur Fortführung überlassen er halten hat, sowie, daß der Kaufmann Herr Alexander Richard Guido Friedrich daselbst in die genannte Firma als Theilhaber eingetrcten ist. Chemnitz, am 4. April 1888. König!. Amtsgericht. In, Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2859 verlantbart, daß der Kaufmann Herr Curt Paul Winkler aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Robert Sieber sc Co. in Chemnitz als Mitinhaber ausgcschicdc» ist, sowie, daß der seitherige Mitinhaber, der Fabrikant Herr Wilhelm Robert Sieber daselbst, das Han delsgeschäft der aufgelösten Handelsgesellschaft künftig unter der Firma Robert Sieber fortsührt. Chemnitz, am 4. April 1888. Königl. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Landbczirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 359 verlantbart, daß der Kaufmann Herr Etnanncl Adler ans der Handelsgesellschaft nnter der Firma Adler sc Düring in Alb Chemnitz als Mitinhaber ausgeschieden ist, sowie, daß der seitherige Theil Haber, der Kaufmann Herr Adam Düring daselbst, das Fabrikations- und Handelsgeschäft der aufgelösten Gesellschaft künftig unter der Firma A. Düring fortsührt. Chemnitz, am 4. April 1888. Königl. Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das nachgelassene Vermöge» des verstorbene» Rechtsanwalts Carl Ernst Bleyl in Chemnitz wird »ach erfolgter Ab Haltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 3. April 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Fleischernleisters Friedrich r ermann Vogelfang in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrech innig des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß berzeichiüß der bei der Vertheilnng zn berücksichtigenden Forderungen und zur Bcschlnßfnssnng der Gläubiger über die nicht verwerthbarcn Berinögens- stücko der Schlußtermin ans den 1. Mai 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen AnnSgcrichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 3. April 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Kcnknrsverfahren über das Vermögen des Handschuhfabrikanlen Ot'vmar Hermann Gerstenberger, Inhabers der Firma Ottomar Gcrstenberger in Siegmar, ist in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags z» eine», Zwangsvergleiche Vergleichsterinin auf den 1. Mai 1888 Nach mittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberanmt. Chemnitz, kc» 3. April 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 5. April. Wien. Das Kricgsministerium beabsichtigt eine große Ver mehrung der Gcschützzahl und eine Verstärkung des Friedensstandes der Infanterie um mehrere hunderttausend Mann. Petersburg. Die russischen Blätter wünschen, daß die Er klärung, mit welcher sich das neue französische Ministerium der De- putirlenkammer vorstellle, mehr Energie gezeigt hätte. Im Allge meinen geht die Ansicht dahin, daß Voulanger bald in das Ministerium eintrctcn werde; man hält in Anbetracht der unzufriedenen Elemente in Frankreich die Krisis noch nicht für beendet. Die „Nowosti" meinen jedoch, der principienlose Bonlangcr sei ungefährlich; daneben verurtheilt das genannte Blatt das Gebühren des pcnsionirten Generals. Sofia. Die „Narodna Prava", das Organ der Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Radoslavow, sagt, Rußland habe gezeigt, daß es zu Konzessionen bereit sei, und nun müsse auch das bulgarische Volk eine versöhnlichere Haltung annehmcn. Die Geisterhütte. Eine Reise-Erinnerung, erzählt von M. Romauy. Schluß. Nachdruck verboten. „Die Hütte", berichtete er weiter, „wurde vor dreißig Jahren von einem Fremden, einem Landmann, der aus dem Böhmerwalde gekommen war, an jenem einsamen Platze erbaut. Stattlich ist sie; auch geräumig; der Unfrieden aber, der bei den Leuten zu Hanse war" (und hier erging er sich in einer überflüssigen Erzählung) „hat dann zum Schluffe der ganzen Familie den Proceß gemacht. Es soll ein schlimmes Ende mit den Böhmerleuten gewesen sein; hier ini Dorfe überhaupt schweigt man lieber darüber; Thatsache aber bleibt, daß sie alle miteinander außerhalb des Kirchhofs eingcscharrt wurden, und weil ja, wie bekannt ist, in solch' nngeweihter Erde Seelen niemals Frieden haben, trieben sich fortab die ruhelosen Geister als Gespenster in der Hütte herum. Oft sogar spazieren sie noch draußen; man hat sie nicht geringe Male in der Nachbarschaft umherirren ge sehen und wehklagen gehört." „Die Geister?" fragten wir ihn ernsthaft. „Gewiß", versicherte der Mann. „Uebrigens sind lange Jahre um, seitdem die Böhmcrleute todt sind; in späteren Jahren kam ein mal ein Wirth ans Sachsen — Walrich war sein Name — und kaufte den Kram." „Es hieß, er sei Protestant und glaube nicht an Geister, er gab viel aus, ließ viel anbauen, auch manches umbauen, vorzüglich im Innern, um, wie er sagte, das Häuschen komfortabler zu machen; er dachte an ein Gasthaus, aber es rentirte sich nicht. Fremde kennt ja der Ort so gut wie garnicht; und die Leute hier im Dorfe fliehen die Böhmerhütte, wie begreiflich ist. Deshalb gab er auch nach wenigen Monaten schon den Kram wieder auf und ging in die Weite; und seit jener Zeit nun scheint das Treiben im Innern noch hundertmal ärger zn sei». Das Rumoren und Poliern manchmal läßt glauben, das Fegefeuer selbst habe sich dort in die Erde versteckt; Gespenster sieht man häufig, auch in den Ställen oder auf dem Dache hocken Geister, ja den Gottseibeiuns selber hat man nicht geringe Male unter irgend welcher Verkleidung sich im Dorfe umher- treibend entdeckt." So erzählte uns mit glühenden Augen und bebender Zunge der feiste Wirth. Es kostete uns Mühe, ernsthaft zu bleiben, zumal Politische Rundschau. Chemnitz, den 6. April. Deutsches Reich. Nach, einer nicht besonderen Nacht war das Befinden des Kaisers gestern doch zufriedenstellend; am Vormittag machte der Monarch eine kürzere Promenade »nd nahm dann mehrere Vorträge entgegen. Nachmittags hatte der Kaiser eine längere Con- ferenz mit dem Reichskanzler. — Der „Köln. Ztg." wird anscheinend officiös aus Berlin ge meldet: Man spricht in ernster Weise von der Möglichkeit eines bal digen Rücktritts des Reichskanzlers und bringt dieselbe in Verbindung mit dem Plane einer ehelichen Verbindung des Prinzen Alexander von Battenberg und der Prinzessin Victoria von Preußen; man will zuverlässig wissen, der Prinz komme demnächst zur Bewerbung »ach Berlin; die Königin von England komme auf der Rückreise ebenfalls, um als Freiwerberin für den Schwager ihrer Lieblingstochter aufzu- treicn. — Der „Kölnischen Zeitung" zufolge erhält sich ferner in Wiener gut unterrichteten Kreisen das Gerücht, Fürst Bis marck stehe im Begriff, ein Entlassungsgesnch einzureichen. Als Grund lvcrdcn Gesundheitsrücksichten angegeben; doch gilt als wahrscheinlich, daß ein geheimer Conflict vorlicgt. Bei den be kannten Beziehungen der „Kölnischen Zeitung" ist es kaum denkbar, daß dieses Blatt eine solche Nachricht' in die Ocsfentlichkeit bringen könnte, ohne durch bedeutsame Vorgänge und dringliche Antriebe dazu gcnöthigt zu sei». Die „Gesundheitsrücksichten" werden selbst von der officiösen Mittheilung nicht für den wahren Grund eines etwaigen Rücktrittes gehalten. Es bliebe also nur noch der angebliche „geheime Konflict", eine plötzlich hcrvorgetretcne Meinungsverschiedenheit zwischen dem leitenden Staatsmann und seinem kaiserlichen Herrn. Aber worin sollte diese bestehen? Gleich bei seinem Regierungs antritte hat Kaiser Friedrich sich vertrauensvoll dem Reichskanzler zugcwandt und die Hoffnung ans dessen fernere Mitwirkung ansge- sprochc». Die kaiser ichen Erlasse, die das Regierung t Programm des Kaisers in großen Zügen entrollten, wurden von der dem Kanzler nahestehenden Presse mit unbedingtester Zustimmung begrüßt; sie fanden außerdem noch ihre Bestätigung in den den Parlamenten zugcgangcnen Botschaften, die vom Kanzler gegengezcichnet waren. Was die auswärtige Politik betrifft, so wurde ausdrücklich betont, daß die leitenden Grundsätze, die Fürst Bismarck hierüber im Kron- rathe dargclegt, die vollste Billigung des Kaisers gefunden hätten, und noch neuerdings weiß die „Köln. Ztg." selbst mit Bezug ans den Bismarck-Toast des Kronprinzen Wilhelm zu berichten: „Wenn irgend Jemand sich mit der Hoffnung trug, Kaiser Friedrich werde die deutsche Politik in andere Hände legen, als die des Fürsten Bismarck, so muß die Rede, welche der Kronprinz an der Tafel des Reichs kanzlers zn dessen Geburtstag hielt, ihm die Enttäuschung gebracht haben. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß diese Rede, wie sie ehrender wohl »och keinem Minister gehalten wurde, nur unter Billigung und Vorwissendes Kaisers gehalten werden konnte. So bedeutet sie eine Kundgebung des Vertrauens nnsercs Kaisers und seines gcsammtcn Hauses in die Staatskunst des Reichskanzlers, wie sie rückhaltloser gar nicht ausgesprochen werden kann." Nach alledem muß es über aus schwer fallen, sich die Möglichkeit eines „Konflikts" zwischen Kaiser und Kanzler vorznstellen, und man darf wohl erwarten, daß die etwa heraufgezogenen Wölkchen, die auf einen solchen Konflikt hinzudeuten scheinen, sich rasch wieder verflüchtigen werden. — Der preußische Gesandte beim Vatikan, Herr von Schlözer, überreichte am Dienstag dem Papste sein Beglaubigungsschreiben als Gesandter König Friedrichs von Preußen. — Der bisherige Gesandte in Bukarest, i>. Busch, wird Ge sandter in Stockholm, da Baron Pfnel seinen Abschied einrcichle. Nach Bukarest geht als Gesandter der bisherige Petersburger Bvt- schaftsrath v. Bülow. Der Botschaftsxath Baron Plessen in London wird Generalkonsul in Budapest. — In Elberfeld, in Barmen und Umgebung fanden Haussuchungen bei Sozialdemokraten wegen Verdachts der Gehcimbündelci statt. Es es uns nicht entging, wie jene Bauern, über alle Maßen geängstigt, sich paarweise entfernten, augenscheinlich, um der Begebenheit aus dem Wege zu sein. Würden wir nicht den wahrhaft fanatischen Aberglauben der Leute im Auge behalten haben, so hätten wir uns vielleicht durch eine voreilige Bemerkung um unsere viclcrschnte Nacht ruhe gebracht; so aber zollten wir dem Bräner Beifall und ließen uns sogar niit stoischem Gleichmuth auf die näheren Details über Teufclserscheinungen und Seelcnunruhen mit ihm ein. Es war nahezu elf Uhr. als der Schulze, schnaubend nnd schweiß- bedeckt, endlich zu uns kam. Das wackere Männlein hatte bei den besseren Leuten der Ort schaft nngefragt, wie es mit einem Nachtquartier für uns stände, aber weder Apotheker noch Gevattern hatten sich in so vorgerückter Stunde zum Beherbergen durchaus fremder Reisender bereit erklärt. Daher war guter Rath theuer. Der Wirth hatte seine Kammern an Knechte und Taglöhner andauernd vermiethet, der Schulze selber verfügte nicht über Betten, ein Gasthaus war nicht in Z)., das ein zige, was für uns übrig blieb, wäre nach ihrer Meinung gewesen, daß wir uns mit den Bänken und dem Tabaksqualm- der Wirths- stube begnügten; nach den Strapazen des verwichencn Tages aber schien uns dieser Comfort in der Spelunke wenig Verlangenswerth. Wir beriethcn also hin nnd wieder und hierdurch wurde auch die Sache bald zum Abschluß geführt, denn jene Herren hatten nur den einen Vorschlag, wir dagegen, wie begreiflich ist, trugen das sehnlichste Verlangen, unsere todmüden Glieder ans gemächlicheren Kissen zn rasten; wir wollten Betten, und wären wir geuöthigt, unter der Aufsicht der lösen Poltergeister in der Böhmerhütte zu ruhe». Diese Bemerkung jedoch (was wir nicht recht wohl überlegten) rief bei de» braven Leuten einen förmlichen Aufruhr hervor. Schulze und Bräner verzogen, glühend vor Erregung, ihre bärtige» Gesichter, nnd was etwa noch in der Wirthsstube zugegen war, machte sich spornstreichs davon; jene schielten auf uns, als seien wir — behüte uns der Herr gott ! — selber von den Geistern; man spitzelte und drängte uns fast gewaltsam aus der Gaststube, so daß wir uns endlich ans der Gasse befanden, wo man cs uns überließ, nach eigenem Gutdünken zu handeln. Wir sahen noch, daß der beherzte Graukopf, einem Hasen gleich, seiner Hütte zueiltc, hörten, daß der Wirth die Tbürc doppelt verschloß; dann waren wir uns einig, daß cs nach den Erzählungen des Bräners nicht schwer sei, jene so entsetzenerregende Gcisterhcrbcrge wurden mehrfache Verhaftungen vorgenommen. Die Untersuchung scheint einen großen Umfang anzunehmen. Frankreich. Boulanger's Aussichten, am 15. d. M. bei der. , Nachwahl im Departement Nord ein Dcputirtenmandat zu erringen, scheinen nicht ganz über allen Zweifel erhaben zu sein. Am Mon tag trat in Lille der Congreß der dortigen Radicalen zusammen, um die Candidatur Bonlangcr zu erörtern, und nahm einmüihig eine Tagesordnung an, demzufolge der General Bonlangcr aufgefordert , werden soll, deutlich zu erklären, daß er kein Plebiscit anstrebe und gewillt wäre, die etwaige Wahl im Nord-Departement anzunehmen, ohne je in einem anderen Departement zu candidiren. Nach den Acußerungen seines Freundes Laguerre wird aber Bonlangcr wenig geneigt sein, auf die Forderungen der Radicalen von Lille einzugehen, denn es ist bekanntlich seine Absicht, überall, wo ein Sitz vakant ist, sich um denselben zu bewerben, ohne sich irgendwo binden zu kaffen, und so eine Stimmenzählung um seinen Namen im ganzen Lande zu veranstalten. Italien. Die römischen Officiösen nennen den Rückzug der Abyssinier einen moralischen Sieg Italiens. Das Programm deS Feldzugs sei der Hauptsache nach erreicht. Die „Riforma" schreibt: „Die Blokade, welche Italien aufrechterhalten wird, werde Abyssinien ökonomisch vernichten. Die Zeit werde kommen, wo Italien die Früchte seiner Afrikapvlitik pflücken könne". England. In London ist gestern die internationale Zucker- prämienconferenz im Auswärtigen Amte unter dem Vorsitze des Staatssccretärs Worms wieder zusammengetreten. Es wurde lediglich die Tagesordnung für die nächsten Sitzungen festgesetzt. Seit der letzten Versammlung haben alle auswärtigen Regierungen dem eng lischen Vorschläge, betreffend die Abschaffung der Zuckerprämien, zugestimmt. In Holland harrt die Ministerkrise noch der Lösung; es scheint, daß der König diesmal nicht geneigt ist, die zweite Kammer anfzulösen. Ein Telegramm aus dem Haag meldet Folgendes: „Da Ministerpräsident Hcemskcrk sich entschieden weigert, mit den neuge- wähltcn Kammern zu regieren, berief der König den Abgeordneten Baron Mackay zur Kabinctsbildnng. Derselbe strebt die Bildung eines orthodox-katholischen Ministeriums an, in welches auch der Abba Schacpman, der Führer der holländischen Katholiken, eintreten soll. Die liberale holländische Presse bezeichnet eine solche Kombi nation als nicht lebensfähig." Orient. In einer Versammlung der Majorität der rumänischen Kammern wurde folgende Resolution angenommen: Die Majorität wird das Budget votiren und dem Kabinete gegenüber eine ab wartende Haltung einnehmen, wenn dasselbe die Wahlen bis zum Herbst verzögert. Die Majorität hält dafür, daß bis dahin in dem oppositionellen Lager zwischen Konservativen, Liberalen und Dissi denten Spaltungen entstehen werden. Die Minorität wird unter ge wissen Bedingungen, worunter namentlich die Pnrification der Ver waltung nnd baldige Wahlen, eine gleiche Haltung gegenüber der - Regierung beobachten. Je einer am Mittwoch Abend stattgehabten Versammlung der Minorität bestanden alle Führer, insbesondere Catargin und Cogalniccanu, auf der Forderung baldiger Wahlen. — Ans Bulgarien ging eine wichtige Meldung ein: Der Exminister Radoslawoff, welcher nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium eine eigene Partei bildete und als wesentlichen Punkt seines Pro gramms die Ergebenheit gegen den Kobnrgcr proklamirte, erklärt > nunmehr offen, den Kobnrgcr für eine Verständigung mit Rußland ' , aufopscrn zu wollen. Das ist ein neuer Schlag für den Prinzen Ferdinand, gegen welchen neuerdings die russische Agitation unter Karawcloffs offener Leitung ein gefährliches Jntriguenspiel begonnen hat. — Die Ansprache des Königs von Serbien an die Skupschtina ' soll einen besonderen Anlaß gehabt -haben. Ein Theil der Radikalen soll nämlich auf russische Einflüsterungen hin versucht haben, das radikale Kabinct zur Ueberschrcitung des mit dem Könige getroffenen Uebercinkommcns, auf Grund dessen er zur Negierung berufen wurde, zu bewegen. Der König hatte daher allen Anlaß, den Radikalen zu -1 -a ' '-1 'HA zu suchen, darinnen wir hofften, uns bis zum anbrechcnden Morgen in ungestörter Ruhe des Schlummers zn erfreuen. H. war nicht groß, wie ich schon oben erwähnte, und somit er reichten wir den Ausgang des Dorfes in kurzer Zeit. Der Mond stand im Viertel, begrenzte jedoch nach allen Richt ungen hin die Gegend in scharfen Conturen; Berge und Felsen unter schieden sich deutlich, dazwischen schlängelte sich das Thal, auf dessen schmalem Grunde sich hinter unserem Rücken U. dehnte; vor uns gab es nur mehr wenige Hütten, eine davon in großer Entfernung, und diese mußte, wie wir nicht mit Unrecht annahmen, jene Böhmer hütte sein. Es mag befremden, daß wir keinen Anstand nahmen, uns ans eigene Faust darinnen ein Quartier zn errichten, in dem Zustande jedoch, in welchem wir uns befanden, mußte schlechtweg alles billig für uns sein. Die Hütte lag abseits, hinter einem Wiescngrunde verborgen, wo sie im Rücken ein gigantischer Felsvorsprung überdeckte; an der Vorderseite war sic von einem Gärtchen und dieses wieder von einem hochgesteckten Holzgitter eingefaßt. Es dauerte nicht lange, so hatten wir das Gärtchen erreicht. Still und einsam lag es vor uns und auch im Hanse war, so wollte, es uns scheinen, alles der unheimlichen Ruhe einer Grabesuacht gleich. In Erstaunen setzte uns, daß die Hausthür, statt verschlossen zu sein, wie wir befürchtet hatten, nur angclehnt war; jedoch nahmen wir uns nicht lange Zeit zu irgend welchem Bedenken, wir wollten ja nur rasten, was kümmerten »ns also dergleichen Nebcnnmstände, die gar nicht ins Gewicht fallen konnten, denn das Haupterforderniß für unsere Ruhe, Betten, war ja in den Zimmern des unteren Ge schosses ausgestellt. Wir schlugen Feuer, zündeten einen Wachöstock an, den wir auf unseren Strcifzüaei: immer mit uns führte», und, überzeugten uns, daß in dem Hause, obgleich es ja längst verlassen, sein sollte, immer noch ein gewisser Komfort existirte; da waren. Spiegel und Bilder, Divans, Stühle, sogar Schränke, die Betten mit Linnen bezogen, freilich alles nur bäuerisch und simpel, — jener spckulativnslnstige Wallrich mußte »ach unserer Meinung so etwas ^ von Einfaltspinsel gewesen sein, daß er in die Weite zog und ei», für ein Dorf wenigstens, ganz ansehnliches Mobiliar in der einsamen Hütte znrückließ. Doch was kümmerte cs uns? IlnS trieb ja nur das Verlangen, ein paar Stunden zn ruhen. Wir verriegelten daher - - -
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