Volltext Seite (XML)
den Kürsten Karl von AuerSpera und zum Präsidenten de- AbgeordnetenhauseS den vr. Heiy ernannt. Rach erfolgter Constituirung sollte, am 1. Mai ich Ueremoniensaale der Hof burg die feierliche Eröffnung der beiden Häuser durch den Kaiser stattfinde». Galizien hat seine Deputaten in daS Ab geordnetenhaus gesandt; dagegen fehlen die Vertreter UngarnS und seiner Rebenländer. In den lombardisch-venetiamschen Provinzen sind dje Wahlen, welche dort in Ermangelung eines Landtags von den Congregationen vorgenommen werden sollten, nicht zu Stande gekommen ynd es wird daher jener KandtS, theil nur von einigen auf Leben-zeit ernannten Mitgliedern des Herrenhauses vertreten sein. In den Angelegenheiten Ungarns ist noch immer kein entscheidender Schritt vorwärts geschehen; die Magyaren tem- poriflren absichtlich, um durch das offene Aultteten des Land tags nicht die durch den Kardjyal-Prima- und einige angesehene Magnaten mit der Regierung in Wien ««geknüpften Unter handlungen zu unterbrechen, von denen man sich schließlich doch ein für die ungarischen Ansprüche günstiges Resultat ver spricht. Wie aus Wien gemeldet wird, ist aber eine solche Wendung nur durch einen theilweisen oder vollständigen KabinetS- wechsel möglich, da die Mehrzahl der jetzigen Minister an der Idee der Reichseinheit festhmt. Lei der Umgestaltung des Ministeriums würde Baron Hübner an der Stelle des Frei herrn von Rechberg an die Spitze desselben treten, da dieser Staatsmann weiteren Concesfionen für Ungarn geneigt ist. Man erwartete in Pesth, daß die Thronrede, mit welcher der Kaiser in Wien den ReichSrath eröffnen wird, endlich die so lange schwebende Streitfrage der Lösung näher bringen werde. *) Welche Stimmung unter den magyarischen Deputaten herrscht, ist daraus zu entnehmen, daß bei einem am 23. April den Präsidenten des Unterhauses gegebenen Festmahl der kürzlich amnestirte Graf L. Teleki ein Höch auf Kossuth ausbrachte, welches mit stürmischem Beifall begrüßt wurde. In Pesth hat am 23. Apris Abends ein großer Exceß kattgefunden. Gegen 2000 Tumultuanten zogen vor die Wohnung deS dafigen Stadtrepräsentanten Schneidermeisters Loth, um demselben eine Katzenmusik zu bringen. Dabei hatte e- aber nicht sein Bewenden, eS wurden vielmehr aller hand Gewaltthätigkeitek verüb-, kein Fenster blieb im Hause ganz, Thüren und Lhor wurden zertrümmert und km Parterre sogar die Fensterstöcke au-gehoben. Die Fenster des Nachbar hauses erlitten dasselbe Schicksal, und Steine wurden aus dem Pflaster gerissen und nach den Fenstern geworfen. Al- die Inwohner sich so bedrängt sahen, warfen sie Steine und gossen Wasser auf die tobende Menge herab, so daß mehrere Personen bedeutende Verletzungen erhielten. Die Ursache, weshalb der ehrsame Stadtrepräsentant so behandelt wurde, ist folgende: Er hatte den Vorschlag gemacht, daß von nun an die blauen Montage aufhören und die Schneidergesellen keine Sporen mehr tragen sollen, damit man künftig den Unterschied zwischen einem Magnaten und einem Schneidergesellen herausfinden könne; auch befürwortete er, daß die Gesellen fortan nach der Woche und nicht nack dem Stück arbeiten möchten. Dies Alles hatte den Zorn der Menge erregt, die in ihrem ungesetzlichen Treiben von keiner Seite behindert wurden. Al- dieser Scandal im städ tischen Repräsentantenkörper zur Sprache kam, erhob der Ätadthauptmann Klage, daß ihm keine genügenden Organe zu Gebote ständen, um solchem Unfug zu steuern. Er fügte hinzu, daß Räubereien und Brandlegungen immer mehr um sich greifen und »erbrechen und Armuth sich in der bedenklichsten *) Dir oben an-gesprochene Erwartung ist nicht bestätigt worden, viel mehr hat nach dem emgegangenen Telegramm der Kaiser ungefähr Folgen des geäußert: Er halte ft- an der Gleichberechtigung aller Rationen und der Anwendung constttutioneüer Formens die staatsrechtliche Gestaltung des Reiches gründe sich auf die mit der Selbständigkeit der Länder verträgliche Einheit und Machtstellung desselben. Er pertraue» der Gerechtigkeit der Sache und der Einsicht der Völker, daß auch das Derhältniß von Ungarn, Kroatien, Slawonien und Siebenbürgen -nm Reichsrathe bald ftstgestellt und die Der- tretuog du Monarchie sonach vollständig werde. Der Friede Europa s scheine gesichert Md um so mehr Erfolg verspreche er sich für die Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte durch. Autonomie der Verwaltungen, Verringerung des Armeeaufwandes und ReguKrung der Besteuerung. Weise mehren. Diese Zustände haben fich erst entwickelt, seit die österreichischen Behörden beseitigt und dis Hssammte Ver waltung der Htadt und dem Comitate zurücka-ßeben ist Littst e- splWA dies eben nicht dafür, daß die Magyaren von den ihnen geWähete« Freiheiten den beste« Gebrauch zu machen wissen. JMten. Außer England haben HD jetztHM der Bey von Tunis, Kr Kaiser von Marokko und der Fürst Sousa daS König reich Italien anerkannt; die griechische Regierung soll ebenfalls bereit sein, diesem Beispiele zu folgen. Dagegen haben die sämmt- lichen vertriebenen italienischen Fürsten, sowie die päpstliche Regie rung Protest gegen die Annahme deS Titels „König von Italien" erhoben. In dem römischen Aktenstücke heißt es, daß Victor Emanuel mit jenem Titel die vollbrachten „kirchenschänderischen Usurpationen" besiegeln wolle. AuS dieser Sprache ist zu ent nehmen, daß von einer Annäherung zwischen Rom und Turin noch keine Rede sein kann. — Die letzten Kammerdebatten im Turiner Parlament (s. Nr. 17) hatten noch zu einem nach träglichen schriftlichen Zwiste zwischen Garibald; und General Cialdim geführt, und die angebahnte Aussöhnung zwischen dem früheren Diktator und dem Ministerium schien wieder ernstlich in Frage gestellt. Da schlug fich der König in'S Mittel; er nahm mit Garibaldi Rücksprache und infolge dessen hat eine vollständige Aussöhnung des Letzteren mit Cavour stattgefunden. Auch haben Garibaldi und seine Freunde die Mittheilungen. welche der Minister über die Bertheidigung des Landes ge macht, für vollständig befriedigend erklärt. Die Lösung diese- ConflicteS ist bei der hervorragenden Stellung, welche Cavour und Garibaldi einnehmen, von politischer Bedeutung und die Kunde davon wurde deshalb mit vielem Beifall ausgenommen. In Rom haben wiederholte Demonstrationen stattgefun den ; die dreifarbige Fahne wurde auf dem Universitätsgebäude aufgepflanzt und zwei Studenten, welche fich bei diesen Vor gängen betheiligt, sind auf die Galeeren gebracht worden. — Graf Limminghe, ein Belgier, welcher bis vor Kurzem als Offizier in päpstlichen Diensten stand, wurde in Rom auf offener Straße ermordet, ohne daß man deS Lhäters habhaft geworden ist. In Neapel ist am 26. April schon wieder ein Aufstand ausgebrochen, der jedoch bald unterdrückt wurde. ES sollend diese Unruhen durch den bourbonischen Komits in Rom an gezettelt worden sein; es wurden gleichzeitig von der römischen Grenze über die Berge und von Civitavecchia aus zur See neue Banden von entlassenen Soldaten und Strolchen in'S Neapolitanische expedirt, wo fie sich mit den Verschworenen in Verbindung setzten. In Neapel selbst war eine Anzahl ent lassener Gefangenen und anderes Gesindel in Nationalgarden- Uniformen gesteckt worden, um dadurch Verwirrung unter der Nationalgarde anzurichten. Der Putsch verunglückte aber voll ständig, und die gegen die Hauptstadt vorrückenden Zuzügler wurden von den Piemontesen festgenommen. — In der Pro vinz Basilicata ist die öffentliche Ordnung ebenfalls durch Banditen und bourbonifche Soldaten gestört worden; eS wur den Truppen und Nationalgarden dorthin abgesaydt, um die Ruhe wiederherzustellen. Die Bevölkerung jener Gebirgs gegenden wurde durch die Gewaltthätigkeiten jener Banden schwer heimgesucht. Frankreich. Die Krage, ob fich der Prinz Napoleon mit dem Herzog von Aumale wegen der Broschüre des letzte ren schlagen solle, ist im Ministerrathe zur Berathung gekom men; der Kaiser hat fich aber entschieden gegen einen solchen Schritt ausgesprochen. Am 25. April hielt der Kaiser eine Revue über eine Division Cavalerie ab, wobei ihn der kaiser liche Prinz in Corporals-Uniform und aus einem Pony reitend begleitete. Dagegen fehlte der Prinz Napoleon, was allgemein auffiel. Man versichert, daß hochgestellte Offiziere fich unum wunden dahin ausgesprochen haben,, der Prinz, welchem be kanntlich in der mehrerwähnten Broschüre Mangel an Muth beigemeffen wird, könne fich keines guten Empfanges bei den Truppen gewärtigen. In Paris ist eine Antwort auf die Broschüre deS Herzogs von Aumale erschienen, in welcher daS zweite Kaiserreich verherrlicht wird und an deren Schluffe eS ! heißt; daß, wenn seiner Zeit ohne Ludwig XIV. kein Kanonen-