Volltext Seite (XML)
. . ... iso - dem Militärstande sem Ansehen geltend zu machen wissen, wenn es einen wesentlichen Bortheil zu Wege bringt, und das ist auf dem Schauplake des Krieges, wo sie ihre Mitbürger mit Leib und Leben zu vertheidigen haben, allein der Fall. Im Uebrigen darf sich kein Soldat unterstehen, weß Standes und Ranges er auch sei, einen Mitbürger zu brüSkrren. Eie sind es, nicht Ich, welche die Armee unterhalten, in ihrem Brode steht das Heer der Mei nem Befehle anvertrauten Truppen, und Arrest, Lokssation und Todesstrafe werden die Folgen sein, die jeder Lontravenient von Meiner unbeweglichen Strenge zu gewärtigen hat. Berlin, 1. Ian. 17SS. Friedrich Wilhelm I." In einer Kohlengrube bei Höngen (in der Rheinprovinz) wurden am 19. d. M. durch eine Erplofion schlagender Wetter 11 zum Theil verheiratete Bergarbeiter getödtet. Neben einer der Leichen fand man einen Nachschlüssel zu der verschlossenen Sicherheitslampe, die dort gebräuchlich sind, und wurde durch deren Eröffnung wahrscheinlich das Unglück hervorgerufen. Oesterreich. Durch ein am 22. April veröffentlichtes kaiserliches Handschreiben sind 56 erbliche und L9 lebensläng liche Mitglieder des Herrenhauses (Reichsrath) ernannt worden. Die Ernannten gehören in ihrer großen Mehrzahl den älteren Adelsgeschlechtern an. Die Ernennung der Mitglieder für Un garn, Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien ist bis zu dem Zeitpunkte Vorbehalten, wo die Vertretung dieser Länder beim Reichsrathe im Sinne des kaiserlichen Handschreibens vom 26. Jebr. d. I. geregelt sein wird. ES hängt dies mit der Lösung der ungarischen Frage zusammen und die Reichsver tretung wird bis dahin nur die westliche Hälfte der Monarchie umfassen, denn auch im Unterhause werden die Abgeordneten der obengenannten Länder fehlen. Der in Parenzo versam melte Landtag von Istrien, in dessen Mitte sich das italienische Element gellend macht, will ebenfalls nichts von der Beschick ung des Reichsraths wissen. — Von den einzelnen Landtagen sind bereits mehrere, nachdem sie die Reichswahlen vollzogen, vertagt worden. In Innsbruck hat der Bischof von Bnxen einen Beschluß durchgesetzt, wonach der Kaiser gebeten wird, durch ein Landesgesetz die Bildung nichtkatholischer Gemeinden in Tirol zu verbieten und die Ansässigmachung der Protestanten von der Genehmigung des Landtags abhängig zu machen. Dieser vom blindesten Fanatismus dictirte Antrag, welcher dem eben verkündeten Protestantengesetz geradezu ins Gesicht schlägt, ward zwar von mehreren gebildeten Katholiken bekämpft; aber die Majorität war durch die ultramontane Partei, welche behauptet, es handele sich darum, ob das Land katholisch bleiben oder protestantisch werden solle, bereits so bearbeitet, daß der bischöf liche Antrag mit 39 gegen 11 Stimmen zur Annahme ge langte. Die akademische Jugend, deren Rector mit den Ultra- montanen stimmte, wollte den Vertheidigern der Glaubensfrei heit ein Ständchen bringen, sie wurde aber durch die Polizei daran verhindert. Erfolg wird dieser Landtagsbeschluß hoffent lich nicht haben, denn er widerspricht dem gegebenen kaiser lichen Worte; aber eS bleibt ein trauriges Zeichen der Zeit, daß die sonst so biederen Tiroler diesen pfäfsischen Einflüssen sich hingeben, während im übrigen Oesterreich die Toleranz gegen Andersgläubige immer tiefer Wurzel schlägt. So sprach sich auf dem Landtage zu Görz, nachdem ein protestantischer Abgeordneter für den Erlaß des Protestantengesetzes seinen warmen Dank kundgegeben, der dasige Fürst-Erzbischof in fol gender humaner Weise aus: „Erwünscht, daß alle Protestanten das Gesetz so aufnehmen möchten, wie die Evangelischen zu Görz; seien Katholiken und Protestanten auch im Glauben getrennt, so können sie doch in Frieden und Eintracht leben." In Ungarn hat sich am 19. April das Abgeordnetenhaus endlich constttuirt; aber noch liegt kein Beschluß vor, welcher die Stellung des Landtags zur Regierung näher präcisirt. Die Verhandlungen, welche darüber zwischen Pesth und Wien statt finden, sind noch nicht geschlossen; aber schon ihre lange Dauer deutet auf die großen Schwierigkeiten einer gedeihlichen Lösung hin. Soviel ist schon jetzt gewiß, daß die Magyaren an den Gesetzen von 1848 festhalten, wenn sie sich auch dagegen ver wahren, daß ein Bruch um jeden Preis in ihrer Absicht liege. In Pesth find keine wesentlichen Zugeständnisse zu erwarten, sie müssen in Wien gemacht werden, wenn der Frieden herge- stellt werden soll. — In Fiume hat die große Mehrzahl der Wähler bei den Wahlen zum kroatischen Landtage die Stimm zettel mit dem Worte „Niemand" ausgefüllt, so daß der Wahl akt erfolglos blieb. Mau verlangt dort die Einverleibung in Ungarn. — Wie auS Wien berichtet wird, soll in Kroatien ein mobile- Armeekorps aufgestellt werden, um jeder Angriffs bewegung gegen österreichisches Gebiet, die etwa von den in den Grenzländern angesammelten revolutionären Elementen ver sucht werden könnte, entgegenzutreten. Italien. Der am 18. April erfolgte Eintritt Garibaldi'S in das Turiner Parlament hat zu einigen stürmischen Sitzungen Anlaß gegeben, in denen der zwischen dem General und dem Ministerpräsidenten Cavour bestehende Zwiespalt offen hervor trat, obgleich erst kurz vorher, um einen Eklat zu vermeiden, eine Verständigung unter ihnen angebahnt worden war. Gari baldi hatte nämlich einen Gesetzenrwurf vorgelegt, wonach alle Individuen von 18 bis 55 Jahren zum Nationalgardendienste verpflichtet sein sollen; er verlangt ferner, daß die National garde in eine mobile und eine ständige eingetheilt und erstere, in welcher alle Männer von 18 bis 35 Jahren dienen, wie Vie regelmäßige Armee crganisirt, exercirt und besoldet werden möge; dagegen soll die ständige Nationalgarde in ihrer Hei- math verbleiben, doch regelmäßige Uebuugen anstellen rc. Zur Einrichtung dieser Volksbewaffnung solle der Regierung ein Credit von 30 Mill. Fr. eröffnet werden. Graf Cavour, der sich überaus nachgiebig gegen Garibaldi zeigte, hatte gegen die Vorlage des Entwurfs nichts eingewendet und die Sache hätte vielleicht einen ruhigeren Verlauf genommen, wenn der Kriegs minister Fanti nicht durch die heftige Art und Weise, mit welcher er die Auflösung der Südarmee vertheidigte, Garibaldi verletzt hätte. Der General, welcher auf dem Schlachtfelde jedenfalls besser an seinem Platze ist, als in einer parlamen tarischen Versammlung, ergriff in tiefer Bewegung das Wort, um darzulegen, daß er, wo es die Interessen Italiens gegol ten, sich stets versöhnlich und nachgiebig gegen die Regierung gezeigt habe. Aber er könne nicht die Hand Desjenigen drücken, der ihn zum Ausländer in seinem Vaterlande gemacht habe. (Garibaldi ist bekanntlich in Nizza geboren und die Abtretung dieses Landstrichs und Savoyens macht er Cavour zum schweren Vorwurfe.) Hierauf wendete sich der Redner gegen den Kriegsminister, um seine Kriegsgefährten zu vertheidigen, die ich gerechten Ruhm erworben, der erst dann getrübt worden ei, als der Kriegsminister seine kalte, unheilschwere Hand über )en Süden ausgestreckt habe... Bei diesen Worten erhob sich ein furchtbarer Sturm, die Minister protestirten und ver ließen den Saal; es entstand ein unbeschreiblicher Lärm und der Präsident sah sich genöthigt, die Sitzung aufzuheben. Nach einer Stunde begann die Berathung von Neuem und Garibaldi suchte nun mit mehr Mäßigung seine Beschwerden über die erniedrigende Behandlung der Südarmee näher zu begründen und drang zugleich auf rasche Bewaffnung des Landes, wobei er sich gern bereit zeigte, auf nöthige Abänderungen seines Entwurfs einzugehen. Nach einer versöhnlichen Rede des Ge neral Birio, welcher ebenfalls die Volksbewaffnung anempfahl, ergriff Cavour das Wort, um den Nachweis zu führen, daß er die Bildung und Verwendung der Freiwilligen stets ge fördert, daß er ihrer Tapferkeit und ihren Verdiensten immer die bereitwilligste Anerkennung gezollt habe; aber so Großes diese Corps im Kampfe zu leisten vermöchten, so sei doch ihre Berufung und Formirung für jetzt nicht unbedenklich, denn dies würde einer Kriegserklärung gleichkommen, vor der man sich in diesem Augenblicke hüten müsse. Die Regierung werde Alles aufbieten, um die Armee schlagfertig zu machen, sie sei auch bereit, Garibaldi'S Entwurf in Betracht zu ziehen, aber sie könne aus politischen Gründen nicht unmittelbare Anwerb ungen vornehmen und so den Krieg provociren. Daß Gari baldi durch die Abtretung von Nizza schmerzlich berührt sei, finde er erklärlich; auch ihm, dem Minister, sei dieser Schritt schwer geworden, aber er habe der unabweisbaren Nothwen digkeit folgen müssen. In seinem Wunsche liege es, daß Garibaldi und dessen Freunde seine Worte als Zeichen der Eintracht aufnehmen möchten und er wolle deshalb den ersten Theil der Sitzung gern als ungeschehen betrachten. Garibaldi, der in seiner weiteren Rede die Franzosen in Rom als Feinde