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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880603
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-03
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.06.1888
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Gott ruhend« Söm'gS Friedrich «ilhck» IV. Majestät hoffend aos- sprach. die verschieden« «ichdrvgen der dentsch-evangelischen Kirche P> umschlich«, wenn der Verein nicht nachläßt, durch Werte der Lieb« »nd Barmherzigkeit christlichen Sinn zu heb« und in der kirchlichen Gleichgiltigkeit Wandel zu schaffen, so wird solch« ernsten Bestrebungen Gottes Segen nicht fehlen.- — Freitag Nachmittag >/,3 Uhr fand unter Vorsitz Fürst Bis marck» eine Sitzung des preußischen M nistcrium- statt. — Die preußisch« Regierung hat die Polizeibehörden anze wiesen, streng darauf zu achte», daß mit dem Abputzen der Wände in Wohnhäusern erst 6 Wach« nach Abnahme des Rohbaues be gonnen wird. — Kaiser Friedrich hat. wie mit großer Bestimmtheit verlautet, de» Gesetzentwurf betr. die Verlängerung der preußischen Legislatur perioden thatsächlich vollzogen, die Publikation aber nachträglich unter sagt und daS bekannte Schreib« an Herrn von Purtkamer ge richtet. Ter Rücktritt des Ministers scheint nur noch eine Frage der Zeit zu fein. Fürst Bismarck verhält sich anscheinend neutral: Freitag Nachmittag im Ministerrath dürste Bestimmtes beschlossen sein — Außerordentlich bedeut'ame Entscheidung« stehen am kaiser- Lch« Hofe bevor. Es wird allgemein bestätigt, daß Kaiser Friedrich «» den preußischen Minister deS Innen,. Herrn von Putckamer, ein Schreib« gerichtet hat, in welchem er mit ganz besonderem Nachdruck betont, daß die Freiheit der Waülen sorgfältig aufrecht erhalten und gewahrt werden muß. Der Minister hat in Beantwortung des Er lasses dem Kaiser eine Darlegung unterbreitet, in welchem er sein Verhalten bei den Wahlen auseinandersetzt. Dagegen soll es noch «cht sicher sein, daß Kaiser Friedrich den bekannten nationalliberal- wnservativen Gesetzentwurf betr. die Verlängerung der Legislatur- pericLen iu Preußen unterzeichnet hat. Der Kaiser kann jeder Zeit die Ablehnung des Entwurfes, der auch die stillschweigende Zustim mung des Ministeriums gefunden, aussprechen, wenn die darin be antragte Aendernng seiner Ueberzeugung nicht entspricht, und natürlich Wmcke dann bezüglich der Dauer der Legislaturperioden Alles beim Alt« bleiben. Fraglich wäre es aber, ob eine so deutliche Meinungs- verschickenheit zwischen dem Kaiser und seinem Ministerium nicht eine neue Krisis Hervorrufen würde. Die .Kreuzig.- bemerkt da sehr treffend: .Das Gesetz betreffend die Verlängerung der Legislatur periode ist das Product einer unter Zustimmung des Staatsministe- riumS unternommen« Cartellaction; erhält dasselbe die Allerhöchste Sanctioll nicht, so ergeben sich die politischen Consequenzen von selbst; keine Bemäntelung kann daran etwas ändern.- Man kann also mit gerechtfertigter großer Spannung der kaiserlichen Entscheidung ent gegensetzen, denn eine preußische Ministerkrifis würde zuletzt immer auf das Reich zurückwirken, wenn auch der Reichs anzler aus dieser Angelegenheit für seine Person keine Kabinetssrage machen zu wollen scheint. Die .Nordd. Allg. Ztg.- veröffentlicht alle diese umlaufenden Nachrichten zur „Orientirung ihrer Leser-, lieber die Vertrauens würdigkeit derselben vermag sie nichts zu sagen — Die Mittheilung, der ehemalige Chef der Admiralität, Herr von Stosch, werde zum preußischen Hausminister ernannt werden für den Grafen Stolberg-Wernigerode, stößt auf Widerspruch, findet aber auch Zustimmung. Authentisches liegt zur Zeit noch nicht vor. — Die „Post" schreibt: „Unsere frühere Bemerkung, daß es sicherlich an allerhöchster Stelle nur peinlich berühren könne, daß ei» Mann, wie Herr Eugen Richter, sich zum Bertheidiger des Throns ; auswerse, beantwortet die „Freisinnige Zeitung- mit den Worten: „Wie wäre es, wenn die „Post" sich bemühte, über die Aufnahme der Rede im Charlottenburger Schloß Erkundigungen einzuziehen?- Das haben wir gelhan. Wir haben uns an der bezeichnet« Stelle er kundigt. In der That ist es an allerhöchster Stelle peinlich empfun den worden, daß ein Eugen Richter sich zum Bertheidiger des preußischen Königsthrones hat austverfen wollen." — In München hat am Freitag der Prinzregent Luitpold in Anwesenheit aller Prinzen und Prinzessinnen, Minister, Hofstaaten, Behörden, die internationale Kunstausstellung eröffnet. Auf die An sprache deS Präsidenten Stieler erwiderte der Prinz, er danke für die warme, patriotische Ansprache und heiße alle Vertreter der Kunst aus allen Ländern willkommen. Er begrüße die Ausstellung als Frucht der hundertjährigen Kunstentwicklung Münchens und sehe den Resultaten mit Befriedigung entgegen. Ein Rundgang schloß die Feier. — Tie des Landesverrathes angeklagten Straßburger Jnstru mentenmachcr Streisguth und Apotheker Girard sind auf Beschluß des Reichsgerichts außer Verfolgung gesetzt. Der Eisenbahnbeamte Dietz, dessen Frau und der Färbereimeister Appel blieben in Unter suchungshaft. — An der deutsch-französischen G^-nze ist am Donnerstag be kanntlich die neue Paßverordnung in-«»caft getreten. Die deutsche Botschaft in Paris hat eine größere Zahl von Pässen visirt, im all gemeinen hat aber die Zahl der Reisend« nach Deutschland stark abgenommen, da viele Passagiere über die Schweiz reisen. Einige Passagiere wurden an der Grenze wegen Mangels an Pässen zurück gewiesen. SKHstscher -»»»»»-«»«ek-er. Nr. IL7. Sonntag, 3. Juni 188A. mein geschärft war, entgingen doch manche Worte nicht, und zufällig schienen gerade diese Worte nicht übel angelhan, Licht über das Ge spräch drinnen zu verbreiten. „Diese vier Verse widersprechen unfern Intentionen direkt, direkt dem Willen des Königs, Monsieur Corneille Wir können sie nicht passiren lassen," rief Richelieu. „Ihr wißt, ich habe es mir zur Ausgabe gemacht, diese Zwei kämpfe, dieses kindische Spiel um das ernsteste Ding von der Welf um das Leben, zu unterdrücken, auszurotten. — Erinnert Euch an die Grafen Bouteville und Chapelles, die ihren Trotz wider das Verbot mit dem Tode gebüßt. Ihr Verlust war uns empfindlich genug, aber unser Gewissen verbot, ihnen zu verzeihen. Die Ströme Bluts, welche dieser Thorheit dem Adel gekostet, sind nur durch sein Blut zu stillen, und Ihr, Monsieur Corneille, nehmt den Zweikampf mit diesen vier Versen in Schutz. Ihr ermuntert dazu, Ihr reizt dazu an!" Fortsetzung folgt. Littcrarisches. —r. Im Verlag von F. A. Perthes in Gotha erschien soeben „Fürst und Bürger," historisches Schauspiel in 4 Aufzüge» von Anton Ohorn. ES war kurz nach der vierhundertjährigen Luther-Jubelfeier, als Ohorns historisches Schauspiel „Fürst und Bürger" mit mächtigem Erfolg über die Bretter der hiesigen städtischen Bühne ging und mit seinem vom Geist der Reformationsepoche erfüllten Inhalt einen kräftigen Nachklang der Jubelfeier in den Herzen der zahlreichen Zuschauer hcrvorrief. Tenn das Stück be handelt in interessanter und ergreifender Weise einen Stoff aus der Zeit des Schmalkaldener Krieges, der alsbald nach Luthers Tod Deutschland durchtobte und namentlich zwischen den sächsischen Vettern, dem Kurfürsten Johann Friedrich und dein Herzog Moritz, einen vcrhäiignißvollen Coaslict zu Stande brachte. Doch nur mittelbar ist es dieser Gegensatz, der aus der Handlung des Schauspiels spricht. Das Hauptinteresse entspringt vielmehr aus einem fesselnden und packenden Conflict zwischen dem Herzog Moritz und einem Leipziger Bürger, Namens Anger, der aus Liebe und Begeisterung sür Luthers Lehre auf dem Sprunge steht, zum Hochverräter an seinem Fürsten zu werden. Dadurch spitzt sich die Handlung tragisch zu, um schließlich doch versöhnlich zu enden und einen erhebenden und tröstlichen Ausblick in die Zu kunft zu erschließen. — Doch unser Blatt hat ja schon nach der Aufführung deS trefflichen Stückes seinen Inhalt erörtert und aus die schönen Vorzüge der dramatischen Durchführung, sowie namentlich auf die ächte Volkstümlichkeit der Handlung hingewiescn. Der Erfolg war seiner Zeit durchschlagend, und so wird sich daS Schauspiel, das jetzt in hübscher Ausstattung von einer der berühmtesten deutschen Bcrlagsfirmen herausgegeben worden ist, sicherlich einen großen Leserkreis erwerbe». Gerade jetzt, wo durch die Luther-Fest spiele Sinn und Interesse für den Reformator und seine bewegte Zeit aller orten geweckt und genährt wird, verdient ein gesundes dramatisches Werk, das den gleichen Geist athmet. Verbreitung in allen Schichten der Bevölker ung, nicht minder aber auch auf der deutschen Bühne! — Eine Bekanntmachung de» deutschen Landeshauptmannes von Kaiser-Wilhelmsland giebt gegen Zahlung von bestimmten Ge bühr« den Behaus von Gewehre», Munition, Explosivstoffen und Spirituosen an Eingeborene, welche keinem der im Bereicht des deut schen Schutzgebietes angesessenen Stämme zugehör«, unter der Be dingung frei, daß die erforderliche Erlaubniß unter Angabe der Gründe, ans welchen dieselbe aachgesucht wird, von dem betreffenden Stations vorsteher des Bezirkes, in welchem die Eingeboren« ihren Wohnsitz haben, in jedem Falle zuvor eingebolt wird. Oefterreich-Ungarn. Die Pariser Telegramme über Goblet s Rede (s. u. Frankreich), welche die Jache so darstellten, als hätte Minister Kalnoky fein tiefes Bebaue« über die Rede Tisza's aus- gedrückl, find in die'em Punkte incorrect; Kalnoky hat nur sein Be baue« auszedrückt über die Erregung, welche ein unangenehmer und unvorberge'ehener Zwischenfall in Frankreich hervorgerufen hat, und hinzuzetügt, daß die österreichisch w garische Regierung nicht die Ab sicht habe, Frankreich zu beleidigen. Kalnoky hat dem französischen Botschafter Decrais nachher eine i Brief Tisza's mitgetheilt, worin derselbe erklärt, daß er sich den vom Grafen Kalnoky ausgesprochenen Genihlen anschließe, daß seine Worte keine feindseligen Gesinnungen gegen Frankreich enthalten und daß kein Ungar daran denken könne, üwas zu thun, was Frankreich zu verletz« vermöchte; dies, aber auch nicht mehr, dürfte Tisza anszusprech« bereit sein und eigentlich hat er es schon in seiner vorwöchentlichen Rede gesagt. — Eine enorme Erhöhung der Tabakpreise (bis 25 Procent) bringt große Aufregung hervor. Die Maßregel wird als symptomatisch gedeutet, ist sie doch auf ungarische Veranlassung zurückzuführen. TiSza er wartet davon eine Steigerung der Einnahmen im ersten Jahr von einer Million, dann von zwei und mehr. Wegen der Gemeinsamkeit des Tabakmonopols muß eine gleichmäßige Steigerung in Oesterreich eintreten. Frankreich. Der französische Minister des Auswärtigen, Herr Gablet, hat eine lange Rede über die Rede des ungarischen Minister präsidenten Tisza gegen die Beschickung der Pariser Weltausstellung gehalten. Herr Gablet war augenscheinlich von dem Bestreben ge leitet, Frankreich zu zeigen, daß er ein Minister des Auswärtigen sei, der sich absolut nichts bieten lasse, also der beste Vertreter der auswärtigen Angelegenheiten, den Frankreich je gehabt. Er sagte also, die Regierungen der übrigen europäischen Staaten hätten ja ihr« frei« Willen, ob sie die Ausstellung in Paris beschicken wollten oder nicht, aber Herr von Tisza hätte doch nicht sagen dürfen, das Pariser Kabinct vermöge nicht die Sicherheit der ungarischen Aus stellung zu gewährleisten. Der französische Botschafter in Wien habe angesragt weg« der Rede des Herrn von Tis^a und die Antwort erhalten, Niemand habe Frankreich beleidigen wollen, Oesterreich- Ungarn wünsche vielmehr die Aufrechterhaltung guter Beziehung« zu Frankreich. Frankreich wolle nichts als den Frieden und suche keine Abenteuer, Ruhe und Sicherheit im Innern seien völlig gesichert, die Republik stärker als je znvvr. Dann kam der Minister auch auf die deutsche Paßoerordnung zu sprechen und deutete an, Frankreich werde nichts antworten, auch keine Gegenmaßregeln ergreifen. „Wir be halten uns vor, abzuwarten, bis für uns die Zeit kommt, geeignete Gegenmaßregcln zu ergreifen!" Alle Achtung vor Herrn Goblets rednerischer Kunstfertigkeit, aber sein Bild ist doch nicht vollständig. Er hätte auch daran erinnern sollen, wie König Alfonso von Spanien Deutschlands weg« in Paris beschimpft wurde, wie zahllose Deutsche in Frankreich die insamst« Verfolgungen ihrer Nationalität wegen zu erdulden hatten. Wenn man daran denkt, nimmt sich die schöne Phrase von „Sicherheit un) Ordnung" etwas anders aus und man erkennt, daß Tlsza sehr Recht mit seinen Aeußernng« hatte. Jeden falls ist die Jache nun erledigt. Goblets Erklärungen haben in Paris selbst guten Eindruck gemacht, man lobt den Herrn Minister über die Maßen und darum war es ihm ja nur zu thun. Boulanger hat ein« Antrag auf Errichtung einer Cenlralmairie .in Paris ein gebracht. England. Die britische Regierung ist im Unte.rhause wieder wegen ihrer auswärtigen Politik angebohrt. Sie ließ erklären, daß sie keine bindenden Engagements mit anderen Mächten für Krieg und Fliedensfall habe, es sei thöricht, jetzt definitive Verpflichtungen betreffs der künftigen auswärtigen Politik abzugeben. Dazu sei die Lage nicht angethan. Dann sprach der Schatzsecretär Smith noch über die Beschickung der Pariser Weltausstellung und meinte, die sranzösische Regierung sei über die Nichttheilnahme Englands nicht empfindlich. Er meinte auch, trotz der augenblicklich etwas kühlen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich werde der Friede schwerlich gestört werden. Wenigstens werde das allgemein gewünscht Orient. Offiziöse Depeschen aus Cettinje versichern, die neu lich entkommen« Sträflinge seien Albanesen, nicht Herzegowiner. Die zersprengte Bande wurde in Montenegro neuerdings verhaftet Ein Vertrag mit Rußland sür den Kriegsfall sei Erfindung. — Ans Sofia wird berichtet: Anläßlich des Namensfestes des Fürsten Fer dinand von Coburg sandten die Vertreter Oesterreichs und Englands ihre Karten in's Palais; die Vertreter Italiens und Griechenlands erschienen persönlich zur Gratulation. Sächsisches. — Versetzungen, Ernennungen rc. Dem Direktor d» Landesanstalt zu Hubertusburg, Obermedicinalrath vr. August Köhler, wurde die aus Gesundheilsrücksicht« uachgesuchte Ver setzung in den Ruhestand unter Belastung seines Titels und Ranges bewilligt. — Regierungsrath vr. Nidda Genthe in Dresden ist als Hilfsarbeiter zur Kreishauptmann'chaft zu Leipzig versetzt worden. — Dem Regierungsaffessor vr. zur. Anselm Rumpelt in Dresden, dem Regierungsaffessor von Craushaar bei der Amtshauptmann- schaft Pirna, diesem unler gleichzeitiger Versetzung als Hilfsarbeiter zum Ministerium des Innern, und dem Regierungsaffessor vr. zur. Julius S teinert in Dresden wurde das DienstprädicatRegierungs rath verlieh«. — Dresden. Es sei nochmals darauf hingewies«, daß am 16. 17. und 18. Juni hier der 3. deutsche Scat-Congreß stattfindet. Außer dem großen Scat-Turnier sind verschiedene andere Festlichkeiten ins Auge gefaßt. Alles Nähere ist aus dem vom Ausschuß für diesen Congreß zu beziehenden Programm zu ersehen. Bemerkt sei hier nur, daß Gewinner, welche nicht wollen, daß ihre Namen veröffentlicht werden, dies bei Bestellung der Festkarte besonders zu bemerken haben. — Leipzig, 1. Juni. Ueber ein in der Gründung begriffenes „Leipziger Zeitungs-Berkaufs-Jnstitut" wird geschrieben: Ein Unternehmen, das der großstädtischen Entwickelung unserer Stadt entspricht und als lebhaftes Bedürfniß längst anerkannt wird, soll mit dem heutigen Tage hier ins Leben treten: der Verkauf von Zeitungen und Witzblättern auf den Straßen. Zunächst sind als Verkaufsstellen dazu, um den Verkehr nicht zu beeinträchtigen, die Trinkhallen an den frequenteste» Plätzen in Aussicht genommen. Außer den hiesigen Tagesblättern, die sofort nach Ausgabe an all« Verkaufsstellen zu festen Preis« käuflich sind, sollen auch die größeren Berliner, Dresdner und die Provinzialb älter in de» Trinkhallen verkauft werden. Das Institut rechnet auf die regste Unterstützung der hiesigen Bevölkerung. Hamburg, Berlin, Frankfurt, Dresden besitz« derartige Zeitungshall« bereits. — In der Gegend von Nossen halt« sich seit einig« Tag« remde Händler auf in der Absicht, größere Strohankäufe auszu- ühren. Das Stroh wird »och den Uebersch remmungsgebiel« be fördert und dort an die durch Wasser Geschädigt« verkauft. Des besseren Transportes wegen muß das Stroh durch eine große Presse zusammengepreßt und centnerweise in Draht eingeschnürt werden. Bei dieser Beschäftigung fayd am 30. v. M. auf dem Rittergude Dentschenbora ein Handarbeiter aus Dohna, welcher zur Bedienung einer dort zur Zeit aufgestellten Strohpresse hergekowmen war, eine» schnellen Tod, indem er von einem abstürzenden Balken erschlage» wurde. — In Groitzsch erhielt der dort lebende praktische Wund- und Jmpfarzt R. F. Brause das Ehren Doctor-Diplom der medicini- sch« Facultät Leipzig, vr. Brause hat vor 50 Jahren an der Leipziger Universität die chirurgische Prüfung bestanden und seitdem mit großer Gewissenhaftigkeit und Treue seinem Berufe gelebt und sich die größte Achtung seiner Mitbürger zu erwerben gewußt. — In Kolkau bei Rochlitz brannte in der Nacht zum31.Mai das Sander'sche Haus nieder. — Im Müncher Teiche bei Grimma ertrank der Schasknecht Thomas aus Deutschenbora bei Nossen. Er stand auf dem Rothen Vorwerk in Dienst. — In Fr ei der g weilte vor einig« Tage» eine in gewisser Beziehung interessante Persönlichkeit: jener Schornsteinfeger Sebastian Abratzky, der im März des Jahres 1848, damals 18 Jahre alt, in einem Felsenriffe die etwa 1400 Fuß hohe Festung Königstein erklomm. Abratzky wurde seiner Zeit weg« seines tollkühnen Wag nisses auf der Festung 12 Tage in Haft behalten, schließlich aber unter Aushändigung eines schönen Reisegeldes nach seiner Heimoth Mahlis bei Zerbst gewiesen. Die Schornstcinsegcrci hat der nahezu 60jährige, aber immer noch rüstige Mann aufgegeben und erwirbt sich seinen Lebensunterhalt jetzt in dürftigster Weise durch Vertrieb von Brochür«, die seine damaligen Erlebnisse behandeln. — An nab erg, 1. Juni. In der gestrigen Generalversammlnng des Theaterba»-Vereins gab Herr Landtagsabg. Crüwell die all seits freudig aufgenommene Erklärung ab, daß er das von ihm ge kaufte Terrain der früheren Gasanstalt an der Buchholzsrstraßc zum Baue eines Theaters gratis zur Verfügung stelle. Die weiteren auf den Fortgang des Unternehmens gerichteten Beschlüsse eignen sich vor läufig noch nicht zur Veröffentlichung. Nach dem hochherzigen Ent schlüsse des Herrn Crüwell dürfte jedoch nunmehr kaum noch an dem Zustandekommen des Theaterbaues zu zweifeln sein, nachdem auch die Baugelder bis auf einen Rest von ca. 20,000 Mark aufgebracht sind. — Schön eck. Am 1. d. M. gingen von den 5 sog. Klinzer- scheunen früh 3 Uhr 3 zusammengebaute in Flammen auf. Unsere wackere freiwillige Feuerwehr war schnell zur Stelle und konnte die von den 3 brennenden Scheunen in geringer Entfernung stehenden anderen Scheunen mit zweckdienlicher Benutzung des in der Nähe vorhandenen reichlich« Wassers unter großer Anstrengung erhalten. — In der Nähe von Waldenburg erschoß sich der von dort gebürtige ledige Handarbeiter N. — In Reudnitz bei Greiz entleibte sich der 53jährige Dienstknecht I. G. Reinhold. Derselbe hinterläßt Frau und Kinder. — Stollberg, 1. Juni. Am Dienstag früh reiste der Oeco- nom W. Colditz, Besitzer des früher Schneider scheu Stadtgutes, von hier ab, nm in Zwickau eine größere Summe Geldes zu bezahlen. Da Colditz weder in Zwickau angeko,innen, »och hierher zurückgekehrt ist, so herrscht über seinen Verbleib große Vesvrgniß. — Frankenberg, 1. Juni. Die der hiesig« Web sch ule im Webermeisterhause zugswies«« Räume sind längst als unzu reichend erkannt worden. Hauptsächlich aus diesem Grunde beabsich-- tigt nun die hiesige Weber-Innung ein neues Jnnungshaus zu erbauen. Die Herstellung desselben ist, dank der Mithilfe der hiesigen städtischen Collegien und der in Aussicht gestellten Staatsunterstützung, zwar gesichert, immerhin erwachsen jedcch der Weber-Innung durch den Neubau derartige Lasten, daß sie nach einer weiteren Hilfe zur Trag ung derselben ausschaute. Für gestern, Donnerstag, Abend war nun seitens der Weber-Innung nach dem Webermeisterhause eine Ver sammlung der hiesigen Webbranche-Jnleressent« einberufen worden, um letztere für das Unternehmen zu erwärmen und zu einer ange messenen Beihilfe zu veranlassen. Leider war die Betheiliaung der Eingeladenen an der Versammlung nicht so zahlreich, wie gewünscht worden war. Die nach dem ausführlichen Referat des Herrn Ober meister Vogelfang über die Beweggründe zum Neubau dis zur gegen wärtigen Sachlage und dem eingehenden Bericht des Herrn Wedschul- Vorstandes Pelz über seine im Interesse des Baues gehabte Unierrredung mit Herrn Oberregiernngsrath vr. Roleber in Dresden stattsindende Debatte ergab, daß die hiesigen Fabrikantenkreise dem Unternehmen im Ganze» günstig gesinnt sind. Es wurde jedoch doli leiten einiger der erschienenen Fabrikanien betont, daß cs für beioe Theile förder licher fei, wenn anstatt einer einmaligen Beihilfe zum Bau eine laufende Unterstützung der Webschule gewährt werde. Da indeß der Einladung der Weber-Innung nur zum Theil gefolgt worden war, konnte ein definitiver Beschluß darüber nicht gefaßt werden und wurde deshalb der Vorschlag angenommen, in allernächster Zeit eine weitere Versammlung der Webbranche-Interessen!« allein einzilberns«, in welcher die Angelegenheit Erledigung finden solle, damit die Innung selbst, wenn sie demnächst der Durchführung ihres ProjecteS näher tritt, genau im Bilde ist, auf welche Unterstützung sie fest rechnen kann. In dankenswerther Weise erklärten sich einige der erschienenen Herren Fabrikanten bereit, in ihren Kreisen im Interesse der Sache zu wirken. —. Gablenz. Bei der hiesigen Gemeindeverwaltung sind im Monat Mai 392 Personen zur Anmeldung gekommen. Dieselben vertheilen sich auf 19 Familie», bestehend aus 72 Köpfen und 320 Logisgängern, darunter 232 Ausländer. Angcmeldet haben sich 276 Personen und vertheilcn sich auf 19 Familien, bestehend aus 70 Köpfen und 206 Logisgänger», darunter 109 Ausländer. Umgezogen sind 154 Personen, bestehend aus 22 Familien mit 73 Köpfen, sowie 81 Logisgängern, darunter 39 Ausländer. Ferner sind standesamtlich 43 Geburtsanmeldungen erfolgt, 40 Slerbesälle zur Anzeige gebracht, 13 Ehen geschlossen und 9 Aufgebote erlassen morden. Die Polizei sportelkasse hat eine Einnahme von 172 M. 20 Pf. sür Ausstellung von 41 Wohnungskarlen, 393 Logiskarten, 20 Verhaltscheinen, 40 Aufenlhaltsbescheinigung«, 6 Zeugnissen, 10 Gewerbeanmelde scheinen, 5 Dienstbüchern, 3 Arbeitsbücher-Duplicat« und 24 standes amtlich« Urkunden zu verzeichnen. -j- Erfenschlag. Heute, am 2. Juni, früh wurde der Guts besitzer F. hier erhängt ausgcfunden. Die Ursache zu diesem Schritte soll häuslicher Zwist gewesen sein. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Di« ftreuodr iini««««!-»«« w-rteo krjiitt, uue wichtig« ves-bruteile:, glMz» mltiutbei!--. Chemnitz, den 2. Junt- — Theunert-Stiftung. Herr vr. pkil. Carl Theunert, gestorben am 14. v. M., hatte gewünscht, dag sein in der Schloßstratze unter Nr. 1 ge legenes Grundstück sechs Monaie nach seinem Ableben der Stadtgemcinde Chemnitz eigenthüm'.ich überwiesen werde, »nd zwar mit der Bestimmung, daß aus dem Mieth- und Pachtenrag und bei späterer Veräußerung des Grund stückes aus dem Erlöse daraus unter dem Namen „Theunert-Stiftung" ein Fond gebildet werde, dessen Zinsen zu milden Zwecken, vorzugsweise zur Erweiterung des Hospitals St. Georg »nd zur Belohnung lrenbewährter Arbeiter und Dienstboten beiderlei Geschlechts verwendet werden sollen. Frau Elise verw. 1>r. Theunert hat dem Raths hiervon Mittheilung gemacht und ange zeigt, daß sie das Grundstück am 14. October laufenden Jahres dem Sladt- rcnh übergeben werde, gleichzeitig aber die Stützungen des Grundstücks schon von jetzt ab Rin Rache überwiesen. Ferner hat Frau Elise verw. Or. Theunert, 'entsprechend einem weiteren. Wunsche ihre- Gatten, 12,OM M. in König!. Preußische» Staatspapieren an den Rath eingezahlt, mit der Bestimmung, daß 10,00 M. der bei dem Waisenhaus« bereit« be stehenden Tdeunerlstiftung zugewiesen werden sollen, während von den Zinse» von 2000 M alljährlich Gesangbücher für die Confirinanden des Waisenhauses zu beichaffen sind. Sich ergebende Ueberschüsse sind dem Stammkapital Pt
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