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ächsische VarhÄnng. Mittag «ngeiwww« »ad laßen r die 1 spalt. Zeil« lüW. Haler Singesandl: S0 Pf. zaserste . »erde» di» Maata* Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresdett-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur uud Verleger Kerr»«« Müller in Dresden. Pab nach eLe «- btchr von LS Pfg. Auserat«- A»»ah«estel«t Die «rrwldische vuchhaadl»»^ Juvalidendank, HaasknfteinLvogler, Rudolf » L Daube L Lo. in Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlin, Dte»ft>», D»»»erß«, »ad Lounabeu» früh. Utz»«ue«t»t»- Pret-r »isEVU «. 1^0. An beziehen durch dü^iserlichen Post- «nßaUen und durch Wr. 24. Sonnabend, den 26. Jebruar 1881. 43. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorszeitung" für den Monat März nehmen alle kaiserliche Poft austatten und Postexpeditionen gegen Vorausbezah lung von 50 Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Wettschau. Deutsche- Reich. Die »sie ordentliche Sitzung des ReichtlogS unter dem Loi sitze deS Herrn v. Goßler hat am 24. d. M. statrg.funden. Auf der LageSord» ! »vng stand der Reick »haushalttetat, duffen hauptläch- j lickst» Aiff rn bereit- b-kannt si> d und welch.n der ; Finanz Kommissar EtaaiSsik-etär Scholz in heikömm- j licher Veite sachlich zu begründen suchte. Der Schwer» punkt der Sitzung lag in der Richter'schen Siebe und ta der Erwiederung de- Fürsten BiSmarck. Der i geniale Finanzpolttiker deS Fort chritts begnügte sich ! kriveSweg» damit, die Farben >n drm schon an sich wenig ' rosigen Bilde, welche- der Staatssekretär Scholz von ! der Finanzlage de- Reiche- entworfen haue, mch mehr ! abzuschrrüchen; er knüpfte geschickt an den Widerspruch an, der zwischen dem Streben deS SiaatSsekretärs b»st»be, die neue» Steuern dem Reiche möglichst empfehlen-werth erscheinen zu lasten und den Erkiä'vng'N der preußischen Ftnanzlrilrmg, noch welchen die neuen Steuern unver kürzt den Einzelstaaen überwiesen werben sollen. Der Forderung neuer Steuern stellte er die durch die KredenS- zusichernngen deS Reick SkaizlerS kvnstanrte Möglichkeit j an Ersparnissen im Etat für das Heerwesen entgegen und gab sodann eine drastische Daistellung von der m Folge der neuen Zollgesetzgebung eiigetrttei en Vertheue- rung der unentbehrlichsten LebenSbrdürfniffe. Richter berührte alle bekannten Vorgänge dlr letzten Wochen, dir Schöpfung deS LolkSwirthschaftsraths, welche zu d«n Mitteln gehören, durch die sich der Reichskanzler aller unangenehmen Konkurrenz zu entledigen trachte, seine soe alpolittswen Pläne, und behauptete, daß da» Lestieben de- Re ch-kanzlei-, alle RegierungSthätigkeit in seiner Perlon zu vereinigen, unserm staatlichen Leben dlr schwersten Wunden schlage. Unter der dadurch ent» stehende» Verwirrung leite da- Ans.h.n deS Parlament- »nb de- Lande-. Kapital und Arbeiter seien in Ueber- siuß vorhanden, aber eS fehle an Bertram» m.d e» nüßt« sich daher unabhängige Männer verbinden, »m diesem System ein Atel zu setzen, durch dessen Fortführung ter Reichskanzler da- Land ruimre. Vie Erwiederung de- Fürsten BiSmarck war durch aus ruhig und ohne jtde Anzüglichkeit. Deo Kollegen, , so bemerkte er, die mit ihm zusammenwirkten, müsse er sagen können, wenn er die Möglichkeit politischer Ge- mrinsankeit nicht mehr sähe. Urbrigen» sei e- beute schwerer ei, en Minister zum Bleiben al- zum Gehen zu bringen. Er selbst kenne kem ankere- Ziel al- da» öffentlia e Wohl, die Befestigung und Sicherung Deutsch- lank-. WaS die Parteien betr.ffe, so kämm diese erst h nterher; bei ihm handle «S sich immer nur um da» Gcsammtwohl und diesem Leitstern sei er fiel- gefolgt und werbe er auch fernerhin folgen. Die Frage, warum sich Fü-st Bi-marck zu seiner Vertretung bezüglich de- im preußischen Herrmhause dirkutirtrn Zut ändigkeilSgefetzeS eine- Kommissar- au» drm Handelsministerium beciente, wird roch immer eifrigst erörtert. Dem Ministerpräsidenten als solchem sind der UnnrstaatSsekretär und die Vortragenden Käthe deS Staai-ministeriums (de Herren Homry r, v. Wangen- heim und Bosse) untergrorln t, und man erinnert sich, daß vor Eir chlung der Reichskanzlei der Geheimrath Tiedemann alö Vortragender Rath im StaatSministerium bireitS panz den .persönlichen Dienst" beim Fürsten Bismarck hatte wie gegenwärtig. Znbeß bildet diese» Pe'sonal des StaatsmimsteriumS gleichsam ein beson- de eS R'ssort, welchem bestimmte technische Geschäfte zur Behandlung oblieg,«; um aber den Fürsten BiSmarck von ter Le antworttichkeit und Kontrole derselben zu entlast n, ist eirenS der Vicepräsidel t deS Slaats- minsterium» bestellt, auf welchen damit auch die unmutelba e Beifügung über da- Personal übergegangen ist. Vielleicht geschieht «- also nur, um Kollsion«n m»t dem V cepräsioenten zu vermeiden, wenn Fürst Bi-marck sich d esc- Personal- zu seiner Vertretung nicht mehr bedient. — In der Ministers isiS ist eine Aenderung bi» jetzt nicht zu verzeichnen. Graf Eulen burg hält sein DemiisionSgefuch aufrecht und wirb aller Wahrscheinlichkeit nach taffelbe nickt zurücknehmen. Der Kronprinz hat, wie man von Berlin berichtet, in der Angelegenheit nickt einen einzig«n Schritt gethon und steht derselben vollständig fern. — Die von v r chiecenen Blättern gebracht« Nack richt daß der Vieeprästbent de» StaatSminist riuwS G>af Stolberg-We-nigeroke seine Entlassung ringereicht habe ober einreichen «erde, wird als zur Zeit völl'g unbegründet bezeichnet. Der Kaiser legt bekanntlich auf das Brrbleiben des Grafen Stolberg in seimr jetzigen Stelle emen besondlrs Hoh n Werth und ist »S daher schon an sich durchaus unwahr scheinlich, daß Graf Stolberg gerade den gegenwäriigen Augenblick zur Einreichung ein,» EntlaffungSgesuch- wahlen werde. Der Entwurf von Vorschriften zum Schutze ge werblich«» Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Ge sundheit ist bekanntlich von einer besonderen Kommission beratben und über die B rhandlungen ein eingehende- Protokoll ausgenommen worden. Dies,- letztere wurde nun dem BundeSraihe vom Reichskanzler mit dem Be merken übergeben, daß auch d e vorliegende Fassung de- Emwurs» zu Bedenken Anlaß gebe, da seme Be stimmungen theilS zu weit gingen, »heil- durch Auf stellung von gewissen Anforderurgen die Unternehmer leicht veranlaff.n könne, selbst bei Herstellung neuer Fabriken m der Einrichtung derselben über die gestellten Anforderungen auch da nicht hinau»zugehen, wo die- mit Rücksicht auf die Art deS Betriebe- wünsch,nSwerth wäre. Namentlich aber würde durch die bedingte oder unbestimmte Fassung jener Vorschriften dem E« messen der Aufficktsbebörd n und Aufsichtsbeamten ein zu weiter Spiel raum gelassen, zumal odne gleich eilige Einführung eine- schiet-richierl chen Verfahr,»-, der E.laß der Vorschriften bedenklich erscheine. ES gebt daraus hervor, daß die Rksuitate jen r vom Reichskanzler gewünschten und be rufenen Sachverständigrn Kommission dem letzteren viel zu wünfckrn übrig lass n und eS wird abzuwarten bleib n, ob d«r Bundesrach sich mehr den Anschauungen ! deS Fürsten Bismarck anschließt. Der preußiiche Landtag ist am 23. d. M. ge schlossen worden. Die ne, nenSwertheste Frucht der ab- gelaufenen Srlsion besteht in der Annahme deS dm dauernden Steuererlaß berreffenten Ge etzkNlwurfS. Dem Londe selbst dürfte durch Annahme diese» Gesetze» kein allzuaroßer Vonheil erwachsen; denn was der Staat dm Steuerzahlern mit der e mn Hand giebt, nimmt er mit der anv.ren doppelt zurück. Fürst Bisma ck verglich dm Steuerluß mit dem Marschollstabe, der über die Festung»« maurr geworfen würde, um die Soldaten zum Sturm anzufeuern, auf die Bürger angewandt: um neue Steuer« zu holen. Unter solchen Umständen entsprach daS schlickt« Eeremoniel deS LanktagsadschieteS ganz und gar der ernüchterten Stimmung, in welcher bei Ee sionsschluß dir Landboten und da- Land sich gleichmäßig befinde». Die „Pros > Korr,sp." widmet in ihrer neuesten Nummer der Vermäh ung deS Prinzen Wilhelm eine» warm empsundenen Art krl. .Der Tag der Vermählung, so he ßt eS unter Anderem in demselben, »st für Preußm uud Deutschland e»n Lag wahr r Freude und Hoff nung. Der derrinstige Erbe der deutschen Kaiserkioae begründet rin eigene» HauS unter den Augen und mit dem Segen te« Wiederhrrsteller» de» deutschen Kaiser- ! reich», zum Altar geleitet von seinem Vater, der an i der Erfüllung und Vollendung d^r» Werke- ruhm reichen Antheil hat. Eine solche Vergangenheit, ein« solch, Gesch chte legen dem Prinren hohe Aufgaben für da- Vaterland auf, und seine Erziehung bürgt dafür, daß er sich derselben brwußt ist. Der Prinz hat sich ! zur Lebensgefährtin eine Prinzessin au- einem der alt« Feuilleton. Der Herr Baron. Novelle von Ludwig Habicht. (20. Fortsetzung.) Die Baronin verlor damit den letzten Rest von Zurückhaltung, den sie gegen Gre>ffenthal gezeigt hatte, und mit einer Lieben-würdiakeit, d e vollend» den alten Herrn bezauberte, nahm sie sein Anerbieten an und ließ sich vü i ., zum Wagen geleite». Am liebsten hätte er sogi«i^ an ihrer Seite Platz genommen und wäre mit iyr m bloomhau- gefahren, aber er durfte doch bei der crs. Begegnung nicht gleich s» weit gehen; er sagre dee,..lo rur, al» er seine schöne Nachbarin in den Wagen gehoben hatte und ihr noch einmal die Hand reichte: Also auf baldige- Wiedersehen, verehrte Frau. Ich wcrd, wir schon in den nächsten Lagen die Ehre geben, Sie mit den Meinigen zu besuchen, wenn Sie ,- mir gestatten. E» wird mir ein -roße- Vergnügen fein, entgegnete die Baronin und sie schenkte ihm zum Abschiede noch einmal ein reizende- Lächeln, dann sah ste sich schon wieder nach ihr.m Kammerdiener um, der eben zum Kutscher auf den Bock steigen wollte. Haden wir auch alle» Grpäck? fragte sie ihn besorgt. Ja wohl, Frau Baronin, bestätigte der Diener. Ich dank« Dir, Iwan, sagte sie, und Baron Gre ffenthal bemerkte mit blassem Reid, daß sie auch für dlesen Menschen «in freundliche» Lächeln hatte. Nochmal- lebe» Sie wohl, Frau Baronin! und brr alte H rr verbeugte sich zum letz'en Mal, wählend die Wittwe zum Gruß nur mit dem Laschemuch wmkte und dan.i fuhr der Wag«n davon. Schon nach wenigen Wochen war die schöne Wittwe ein Eiern, der nicht nur d«n Weisen, sondern auch vielen Narre» den Weg nach Bloomhau» zeigte. Die Frau Baronin war gegen Alle gleich freundlich, gleich lt den»wür»ig, aber auch gleich kühl und tnrb damit ihre zahlreich« Anbeter zur Be.zweiflung. Man nannte sie eine Kokette, verwünschte ihre Herzlosigkeit und betete dennoch um so leidenschaftlicher die schöne Fran zösin an. Unter ihren Verehrern nahm Baron Bloomhau»- Rosenberg den ersten Platz ein. Er trug der Wittwe ' seine» Verwandten nicht einmal nach, daß sie ihn um die glänzende Erbschaft gebracht, denn ohne ihr Vor handensein wäre ihm jetzt da» Gluck zugrfullen, wie Baron Greiffenthal «emte, auch diese große Herrschaft zu verjubeln. Baron Bloomhau» Rosenberg hatte die Dreißig noch nickt erreiche, aber schon ein sehr bewegte» Leben hinter sich, trotzdem sah er noch ungewöhnlich frisch und jugendlich au». Eine geniale Sorglosigkeit, die schon an Liederlichkeit streifte, bekunrrte fe n ganze» Wesen und hatte ihm über alle Klippen und Fähttich- keiten immer w eder hlnwrggeholfen. Der fch ank ge- wachs ne hübttde, blond« Edelmann mit den gewim rnven ! eivnehmevden Manieren, war in allen Kreisen beliebt und galt dei den Damen al» unwiderstehlich. Trotzdem i er durch seine Verschwendungssucht zu einem verarm'« Edelmann herabgesunkea war, hätte er in manche« adligen, reichen Hause ruhig anklopfen könn« und man würde dem prächtigen Kavalier gern eiue der Töchter gegeben haben, aber Baron Rosenberg lebt« nun fchon seit Jahresfrist von der kleinen R,me, di« ihm eine alte Tante auSgeworfen, ohne daran zu denk«, sich durch eine reiche Hrirath wiever stott zu machen. Seinen Freunden erklärte er, daß er nicht so leicht seine Klerhert ve kaufen wolle. Da erschien die Wittwe seines Vetter-, und die UnabhängigkeitSgedankea, mit denen sich der Baron fo lange getragen, gingen plötzlich in die Brüche. Und eS war nicht einmal dir Besitzerin der groß« Herrschaft, nach der er die Hand ausstreckte, — eS war »ttklich nur die schöne geistreiche Frau, um deren Gunst er eifrig warb. Zum e»sten Mal in seinem Leb« empfano er für ein weibl che» Wesen eine tiefe ehrliche Liede und glühende Leidenschaft. Die Baronin dagegen schien durchaus nicht geneigt, sein eifrige» Werben zu erhören, sie drhandelte ihn wohl wie ihren l eben Verwandten und schenkte ihm eme Art Zutrauen, aber sie wußte doch immer wieder ih« in den gehörigen Schranken zu halt«n. Baron BioomhauS-Rosenderg hatte einen Freund, den Grafrn Brücken bürg, mit dem er ein Herz und ebe Seel« war Man nannte den Grafen nur de» böien Dämon Rosenberg'S, u ib doch mit Unrecht. Der Schein war freilich geg,n Brückenburg; er stammte au» einer verarmten gräflichen Familie Westpreußen-, be'aß t inen Pfennig Vermögen und b elt sich g ößten- theU» bei Verwand rn, die in den Ostseeproowzea be-