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Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-13
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 13.12.1888
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7--V ^WNWM? Beilage zu Nr. 2S-lV. Donnerstag, 13. Derkinlier 1888. 8. Jahrgang. Sächsischer (s' ' Eft Unparteiische tägliche Zeitilllg für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expeditton: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstratze 5. Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, 11. Dccember. 1 Uhr. Präsident: von Lcvctzow. Vertreter der verbündeten Negier ungen: Staatssekretär von Bötticher, Bevoltmächligle zum BnudcSrath Gras von Hohenthal (Sachsen) und Frhr. von Marschall (Baden). Das Haas ist schwach besetzt. Ans der Tagesordnung steht: Berattmng des GesetzeatwnrsS bclr. die Vorarbeiten zum Natioaal'Denkmal siir Kaiser Wilhelm i. Staats sekretär von B öttichcr: Nachdem vom Reichstage die Errichtung eines National-Dcakmals für weiland Se. Mas. Kaiser Wilhelm I. beschlossen worden ist, handelt cs sich nun »m die Ausführung des Beschlusses. Diese Vorlage fordert sür die uöthi c CencNrrenz der deutschen Künstler zum Deulmalsciitwurs 100,001 Mark, uud soll:» hierzu alle deutschen Künstler ciugetadcn ivcrdeu. Die Entscheidung lvird s. Z. eine J»rt> treffe», deren Mitglieder i» gleicher Zahl von: BmidcSrathc uud vom Neichstagc gestellt werde». Ei» bestimmter Platz sür da? Denkmal ist bisher nicht aittgcwählt, so das; die Künstler in ihre» Eutwüeseu freie Hand haben. Eingercicht sollen oie Concurrcnz Entwürfe binnen 0 Monaten werden. Abg. Römer (nul.) giebt zu bedenken, dass zu grosser Stzielraiun bei tcr Ausarbeitung des Ent wurfs den Künstlern eher schade als »üce. Die Vorlage wird hieraus in 1. und 2. Lesung »»verändert mit allen Stimmen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angcnommc». Tebattelos wird die Vorlage belr. die Nationalität der Kausfahrleischisse in zweiier Lesung angenommen. Es folgt die B rathnng der Znsatznovcllc zum deutsch schweizerischen Handelsverträge. Aba. Lncius (Ccnlrnm) findet die deutschen Gärtnerei-Interessen durch den Vertrag nicht genügend gewahrt und beantragt deshalb Vorberathnng dnrch eine Commi.siou. Abg. Trimborn (Ccntrnni) führt aus, dass durch die Ermäbignng des Seidcuzollcs, der hier der Schweiz gegenüber eintrcten soll, chie Erefclder Seidcnfabrikation schwer geschädigt werde, um so mehr, als diese Ermäßigung von 800 M. aus 600 M. ganz plötzlich komme. Auch diese Redner empfiehlt Comniissionsbcrathnug und zwar eine sehr eingehende, da cs sich um eine Lebensfrage für die Crefelder Sciden-Jndustrie handle. StaatSsccrciär von Bötticher: Es bleibt zu bedenken, daß die Ablehnung der vom Vorredner bemängelten Position das Scheitern des ganzen Ver trags zur Folge haben würde, da die Schweiz »»besingt an dieser Forderung sesthält. Die Herabsetzung des Zolles wird die Vorthcile nicht anfwiege», tvstchc der Vcctrag sonst mit sich bringt. Bisher hat sich auch der Export der deutschen Sciden-Jndustrie ständig gehoben, die Einfuhr aber abgcnommen. Der vom Herrn Vorcedner besagte Niedergang der Handwebeeei ist eine unabwendbare Folge der Maschineiuvcberei, deg wir vielleicht verzögern, aber nicht ganz verhindern könne». Es ist ja zu wünschen, daß dieser Prozeß möglichst schonend sich vollzieht. Beruhigend sür die Sciden-Jndustrie muß cs auch sein, daß zugleich mit Deutschland auch Oesterreich-Ungarn ein Ab komme» mit der Schweiz getrosten hat, welches eine» ermäßigten Scidenzvll scstsctzt, der unserer Industrie wieder z» Gute kommt. Ich bitte, nehmen Sic die Vorlage an. Bei einem Scheitern derselben würden wir eine Aus fuhr von 14 Millionen jährlich einbüßen. Abg. Brömcl (freis.): Meine politischen Freunde sind bereit, sofort für die Vorlage zu stimmen, und erach'.en eine Commissionsberathung nicht mehr für uülyig. Das Hans und die verbündeten Regierungen befinden sich diesem Vertrage gegenüber in einer Art Zwangslage, die aber leider nicht zu ändern ist- Es ist das eine Folgc unserer verschltcn Handelspolitik, daß di- kleine Schweiz heute dem mächtigen deutsche» Reiche aus wirthschastlichem Gebiete Bedingnngen stellen kann. Oesterreich-Ungarn hat bei der Schweiz mehr als wir erreicht. Staatssccretär von Bötticher: Bei der bekannten Geschieh»: von den Postillonen schlägt Jeder den Inden des Anderen. Beim Herrn Vorredner ist die Sache injosern anders, als Jeder d e andere Regierung lobt. Forderungen stellen kan» jede Regierung, hindern kann sie daran Niemand. Wir haben der Schweiz nachgcben müssen, weil wir nicht Schutzzoll, auch nicht Freihandel treibe», sondern rationelle Handelspolitik. Abg. Wcbskh (natlib.) bemängelt die Herabsetzung des Zolles ans Taschenuhren zu Gunsten der Schweiz. Abg. Hnltzsch (cons.): Alle Wünsche kann die Vorlage natürlich nicht besriedige», vielleicht bringt eine spätere Zeit Gelegenheit, oie Verhandlungen wieder aufzunehmen und günstiger z» gcstal tcn. Immerhin gebührt der Regierung Dank sür das, was sie erreicht hat. Abg. r->>. W i udthorst: Der mit so großer Mühe zu Stande gebrachte Zolltarif wird durch solche Verträge langsam abgebröckelt, und das Ende ist, daß wir znm Freihandel zurückkchrcn. Eine Kommissionsbcrathnng erscheint mir nöthig, denn der Seioenzoll ist das Entscheidende des Vertrages. Die Noth unter der rheinischen Wcberbevölkernng ist jetzt schon groß, ich will die Tausende, die durch diese» Vertrag noch zu Schaden kommen, nicht ans Lee- Seele habe». Wen» die Position sür Seide nicht geändert wird, sage ich ruhig: „Nein." Abg. Buhl (natlib.): Von einer Abbröckelung unseres Zoll tarifs kann hier gar nicht die Rede sei». Es ist ja grade das Wesen jedes Handelsvertrages, daß inan die Tarife gegenseitig ermäßigt. Dem Scidenzvll stehen doch auch sehr wichtige andere Interesse» gegenüber. Der Schaden, welcher dem deutschen Rciche durch das Scheuer» des Vertrages erwächst, ist viel größer, als der beim Zustandekommen. Eine Kommissionsberathuiig der Vorlage empfiehlt sich bei der Geschäftslage des Hauses nicht. Abg. Grad (Els.) giebt zu, daß die Lage der rheinischen Handweberci eine sehr traurige fei, aber daran könnten leider alle Handelsverträge nichts ändern. Abg. Bambcrger (freis.) ist mit dem Vertrage einverstanden. Ohne gegenseitige Konzessionen sind solche Vertrüge überhaupt nicht möglich. Nehmen Sic den Vertrag ohne KominissiouSbcrnthung an und die ganze deutsche Industrie wird es Ihnen danken. Abg. Trimborn lCent>»m) empfiehlt nochmals Komnnssionsberathnilg, die jedoch vom Hanse abgelehnt wird. Der Vertrag wnrde sodann ohne wesentliche Debatte auch in zweiier Lesung angenommen. Uebcr die eingcgangencn Petitoneu berichtet Abg. Siegle (natlib.) Abg. Triinb oi» halt die Petitionen sür begründet. Die Beschlnßsassnng hierüber erfolgt bei der 3. Lesung. Hieraus vertagt sich das Hans. Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr. (Anträge Hitze und Genossen bctr. den Besülstgnugsnach- weis, Wahlprüsnngen, Antrag Baumbach betr- Gewcrbcgerichte.) Schluß Uhr. Der Sohn des Eberwirths. Criminal-Novellc von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Bis jetzt kann ich nichts anderes sagen, als daß ich mich Ihrer Vermuthnng auschließc. Ich habe eine mir etwas verdächtige Dame ans einem Konpce zweiter Klasse steigen sehen. Sie trug einen modernen Sonnenschirm in der rechten Hand nnd schlug den Weg nach dem Hotel zu den drei Ankern ein." „Die Dame trug einen mit Grashalmen garnirten Hut?" „Ja wohl, Herr Kriminalkvmmissarius, der Hut war, so viel ich bemerken konnte, mit einem Büschel künstlicher Grashalme, Achreu und Kornblnmen garnirt." Der junge Mann athmete tief auf. Seine Augen leuchte ten. Er wandte sich an die Gruppe der Polizisten mit de» Worte»: „Sie werden Ihre volle Ausmerksamkeit darauf zu richten haben, daß der Verbrecher die diesseitige Stadt nicht verläßt. Beobachten Sie die Zugänge zum Bollwerk und dem Bahnhof. Wir werden in der Bahnhossrestanration wieder zusammcntrefsen." Er winkte dem hageren Manne, ihm zu folgen, und Beide ver ließe» den Perron, um den Weg nach dem Drei-Anker-Holel cin- zuschlagen. Auf dem dumpfen gewölbten Flur desselben trat ihnen der Oberkellner mit der blendend weißen Serviette über dem Arm ent gegen: ' „Sie wünschen, meine Herren?" „Einer Dame die Aufwartung zu machen, die vor zwei Stun den mit dem Berliner Zuge eingetrosscn nnd in Ihrem Hotel Quar tier genommen hat." Der Oberkellner nickte. Er blieb vollständig unbefangen. Er mochte die beiden Männer, in deren Aenßercm nichts die polizeiliche Amtswürde verrieth, für Angehörige der Dame halten. Das Drci- Anker-Hvtel erfreute sich des besten Ncnommee's. Es war niemals vorgekommen, daß Personen von zweideutigem Nuf oder dunkle Existenzen in demselben Aufenthalt genommen hatten. Mit einem «Bitte, einen Augenblick Geduld, meine Herren!" schritt er i» das Mestaurationszimmcr zurück nnd kehrte nach wenigen Sekunde» mit -dem aufgeschlagcnen Frcmdenbnche wieder. Sächsisches. — Die kgl. sächsischen S t aatseiscnb ahnen haben, Wiedas offizielle Organ der Allgemeinen deutschen Ausstellung für Unfall verhütung meldet, auch ihrerseits eine umfangreiche Ausstellung an- gemcldct. Auf einem besonderen Eisenbahngcleisc wird ein uormal- spnrigcr Personenwagen I./1I. Klasse mit Unfalloerhüningseinrichtun- gcn nnd anf einem weiteren Geleise ein schmalspuriger Personenwagen 11.41!. Klasse mit gekuppelten Lenkachsen, Heberlcinbrcmse nnd Ofen heizung plncirt werden. — Bnttcrprcise von voriger Woche. Bautzen Mk. 2.20— 2.50; Chemnitz Mk. 2.00—2.70; Kamen; Mk. 2.20—-2.10; Löban Mk. 2.10—2.30; Rcichcnbach Mk. 2.-10—2.06; Großenhain Mk. 2.20—1.56; L-isnig Mk. 2.56—2 63; Noßwein Mk. 2.48—2.64. — Dresden, 12. December. Der Tod räumt stark unter den greisen sächsischen Generälen anf. Dem Generalmajor a. D. v. Wagner folgte soeben der Pcnsionirte Äenerallentcnant a. D. v. Ze- schar^ Ritter hoher Orden, i» den Tod. Der Verewigte wurde 1804^gebvre» nnd bekleidete bis znm Jahre 1864, als er in den Ruhestand trat, die Funktion als General Intendant im köisigl. sächs. Kricgsministcrinm. — Die Pächter!» der hiesigen Straßenbahnlinie Blasewitz-Drcsdcn-PIanen nnd Eigenthümerin der übrigen hiesigen Straßenbahnlinien, Tiro aiurvnz- Oompnirv ok Osrmnirv I-im'rdeci in London, beabsichtigt, sich in eine dcut-che Akticu-Gcsellschaft unter dem Namen „Deutsche Straßenbahn" mit dem Sitze in Dresden innznwandcln. Da dies nach der bestehenden Ge setzgebung nur in der Weise geschehen kann, daß die bisherige Firma in London sich auslöst und in Dresden eine der Form nach neue Gesellschaft errichtet wird, so ist zur Uebernahme aller Rechte und Vcrbindli hkeitcn der allen Gesellschaft von Seiten der neuen Gesellschaft die Zustimmung des Rathes erforderlich. Der Rath hat beschlossen, diese Zustimmung zu crtheile», da dnrch die Verlegung des Sitzes der Gesellschaft nach Dresden einem beiderseitig schon längst ausgesprochenen Wunsche entsprochen wird. — Um die dnrch die Verordnung des königl. Ministeriums des Innern vom 21. Juni d. I. vorgcschcicbeuc mikcvskopische Untersuchung alles zur menschlichen Nahrung bestimmten Schweinefleisches anf Trichinen von Neujahr ab für den hiesigen Stadtbezirk ins Leben zu rufe», hat der hiesige Stadtrath nunmehr die nothwcndigen Maßnahmen ge troffen und insbesondere die Anstellung der erforderlichen Beamten beschlossen. Für die Ausübung der Trichinenschau werden zwei Schanämler eingerichtet, das eine auf dem Schlachthofe in der Neu stadt für die dort geschlachteten Schweine, das andere in der Altstadt für außerhalb des Schlachthofcs geschlachtete Schweine nnd für das von außen eingcbcachte Schweinefleisch. Vom Anfänge des Jahres 1890 an soll jedoch auch die Untersuchung der außerhalb des Schlacht Hofes geschlachtten Schweine nur noch im Schauamte des Schlacht- Hofes stattsinden dürfen. Es werden eingestellt: ein Ooerbeschaner mit einem Jahrcsgehalt von 1800 Mark, welcher die Ges.chäftslcitnng hat, und 5 Probenehmer mit Jahrcsgehalte» von 14—1500 Mark, welche an dem zu untersuchenden Schweine die borg eschricbcnen Proben zu unternehmen habe», sowie 36 Trichinenschauer, davon 12 ständig. Ferner sind '.nöthig ein Thicrarzt nnd ein Expedient. Die Koste» der neuen Einrichtung trägt di- Stadlkasse, welcher auch die sestgc setzten Nutersnchnngsgcbührcn znflicßen. — Ein in Hermsdvrf bei Lausa wohnhafter Brnnnenarbeiter, welcher bei einem hiesigen Brun ncnbaucr in Arbeit steht, ist vorgestern Nachmittag bei Ausbesserung eines Brunnens auf der Kccntzerstraße in Plauen in den Brunnen gefallen nnd ertrunken. Der Verunglückte ist vcrheirathet und Vater von 4 Kindern. — In König sürück wird die dasige Töpsccinnung, deren Bestehen sich bis auf 1605 znrückführt, unter Beistand der städtischen Vertretung Ostern 1869 eine Tvpfersch nie eröffnen. Die Königs brücker Thvnwaarenindustrie umfaßt außer der immer mehr und mehr zur Einführung nnd Anerkennung gelangenden Fabrik altdeutscher Ocfcn von Reinhardt u. Wolf 52 Gcschirrbrennöfen, deren Fabrikate, las „sächsisches Gcsnndheilsgeschirr" auf den Markt gebracht, immer beliebter werden. — Zittau, 11. December. In vergangener Nacht brannte in Obcrwarnsdorf die dem Fabrikanten Herrn Jungmichcl gehörige Bucksmühle nieder. — Leipzig, II. Dccbr. In Hinsicht auf de» Brand der Sperling'schen Dampfbnchbindcrci ist die erfreuliche Thatsache zu ver zeichnen, daß nahezu alle dnrch Brand um Lohn und Brod gekom menen Arbeiter bczw. Arbeiterinnen bereits in änderet! industriellen „Frau Posträthin Joscphuic Elsbert aus Berlin", bemerkte er ruhig, mit dem Zeigefinger anf die letzte Zeile deutend, „die Dame wohnt anf Nr. 15. Soll ich die Herren anmeldcn?" „Ist nicht nöthig!" erwiderte Sternbcrg ruhig, „wir werden erwartet." „Eilte Treppe links das letzte Zimmer!" ergänzte der Ober kellncr, schritt aber gleichwohl den Besuchern voran, um das Zimmer genau zu bezeichnen. Sie standen bald vor der Thüre, welche anf ovalem Porzellan schilde die Nr. 15 trug. Sternbcrg klopfte an, aber er wartete ver geblich anf eine Antwort. Kein Laut drang ans dem gehcimnißvvllcn Zimmer. Der junge Mann klopfte stärker, aber Alles blieb still. Der Kommissär Prüfte den Messingdrückcr des Schlosses, allein der Mechanismus gab nicht nach. Die Thür blieb verschlossen. Sie war von innen verriegelt. Die beiden Besucher wechselten einen raschen Blick des Einver ständnisses, dann schlug der Kriminalbeamte mit der Faust gegen die Thüre. daß es durch das ganze Haus dröhnte. Der Lärm lockte den Wirth und andete Hotetbedicnstete herbei; Sternbcrg „ahm Herrn Mosler, den Wirth, bei Seite nnd weihte ihn mit kurzen Worten in den Zweck seiner Sendung ein. „Das habe ich mir ja gleich gedacht, daß diese Person eine Abenteurerin, eine Spitzbübin ist!" rief der Wirth, der den Kopf verlor, „so etwas muß mir passiven, mir — ich schieße mich todt, wenn das Renommee meines hochgeachteten Hauses —" Sternbcrg schenkte den Jercmiadcn des Hotelbesitzers nicht die geringste Beachtung. Er deutete mit dem Zeigefinger anf die in der oberen Hälfte der Thüre befindliche undnrchsichtige Glasfüllnng und unterbrach Musters Rcdcergnß mit den gebieterischen Worten: „Die Füllung wird hinnnterznschiebcn sein mnd man wird dann einen Blick in das Zimmer werfen können. Jcn bitte darum!" Den energischen Worten des jungen Mannes war kein Wider stand enlgcgcnzusctzcn; denn jeder Einzelne fühlte, daß es sich hier nm die Aufklärung eines entsetzlichen Geheimnisses handelte. Eine Magd brachte eine Holzbank. Der Oberkellner sprang hinauf und bewirkte mittelst eines Druckes auf eine verborgene Feder das Herabgleiten der trüben Glas platte. Dabei konnte er sichs nicht versagen, einen raschen Blick in das Zimmer zu werfen, allein mit einem ebenso hastigen: „Was ist den» das? Das Zimmer ist ja leer!" sprang er wieder zur Erde. Etablissements Unterkommen gefunden haben und somit in ihrem Verdienste gar nicht oder doch nur in gclingfügiger Weise gestört j worden sind. Auch sind den geschädigten Besitzern der Fabrik mehr fach Arbcitsräume zur Wiedereröffnung ihres durch den Brand unterbrochenen Betriebes zur Verfügung angebotcn worden. — Plag Witz, 10. Dcce nbcr. Ein schreckliches Unglück Passirte heute Vormittag 10 Uhr in der Chromopipicrfabrik von Gustav s Najork hier. Der Fencrmann Friedrich Emil Kutscher, 35 Jahre alt, war eben damit beschäftigt, das Abblaserohr des Dampfkessels,' welches verstopft war, zn reinigen, als sich plötzlich der abgesetzte : Schmutz löste und das unter hohem Druck stehende siedende Wasser ans dem Kessel strömte, wodurch Kutscher vollständig verbrüht wnrde. Der Verunglückte befindet sich im hiesigen Krankenhause - und liegt hoffnungslos darnieder. Derselbe ist verhciialhet und hat drei Kinder. — Osch ah, 10. Dccember. Heute fand die Ucbcrgabc unseres ,i dnrch Herrn Bürgermeister Hartwig so eifrig beförderten und unter Z der Oberleitung des Civil-Jngenicnrs Menzncr ans Leipzig neu- crbanten städtischen Wasserwerkes statt. Schon ein Brunnen allein, welcher am Zschvllauer Mühlgraben in unmittelbarer Nähe der Pumpstation 21 Mtr. tief abgetenft wnrde, vermag täglich gegen s 3000 Cbmtr. Wasser zn liefern, so daß der erforderliche Bedarfs dnrch Tagesbetricb gedeckt werden kann. Die Pumpstation enthält zwei liegende Dampfmaschinen von je 12 Pferdekrästen mit direc^ angehängten Plnngerpnmpen, welche das Wasser 36 Mtr. hoch irr ein am Excrcicrplatz gelegenes 600 Cbmtr Jn'.ialt fassendes Hoch»- rescrvoir heben und welches durch eine neue Fallrohrlcitnng mit denk alten Rohrnetz Verbünde» wnrde. Die Anlage, welche in höchst lnngencr nnd gedrängter Form den örtlichen Verhältnissen rügest ist, erforderte abzüglich des erweiterten Rohrnetzes einen Kosten aufwand von gegen 120,000 M. nnd arbeitet ausgezeichnet. — Eibe »stock, 10. Dccbr. Der Dieb, der kürzlich in der Schncidcnbach'schen Restauration aus dem verschlossenen Pulte eine Kassette mit 701 Mk. Inhalt gestohlen hatte, ist in der Person ' des 15 Jahre alte» Zeichnerlehrlings Heyde von hier ermittelt worden. Von dem gestohlenen Gcldc, welches seine Mutter angeblich durch Zufall in dem Versteck gefunden haben will, wurden noch 562 Mk. anfgefnnden. Hehde nnd dessen Mutter wurden verhaftet. I?—. Vennsberg. Am Montag den 10. December früh brannten hier die Wirthschastsgebüude des Oekonomen Herrn O. T. Opitz nnd das Wohngebäude des Strumpfwirkernieistcrs Herrn Fr. Uhlig, welcher zahlreiche Familie hat, vollständig nieder. Nur dem wackeren Eingreifen der schnell herbeigceiltcn Bewohner ist es zu danken, daß größeres Brandnnglück verhindert wnrde. Ebenso ist der Nachbargcmeinde Griesbach zu danken, deren Bewohner mit ihrer Spritze sehr schnell am Brandplatze erschienen und sich an der Be kämpfung des Feuers rühmlichst betheiligten. Leider waren -die , Erntcvorräthe, welche den Flammen nnhcimfielcn, nicht versichert. — Schneider g. Der hier stattgehabte Schenuenbrand ist durch böswillige Hand verursacht worden. Hierfür spricht besonders» daß die Feuerwehr das Schlüsselloch der Thüre zum Spritzenhanse zugekeilt vorfand, sodaß dieselbe erst mit Gewalt anfgebrochen werden mußte. Auch hatte der Sohn des Besitzers Hofmann in der 7. Abendstunde im Stalle einen Lichtschein bemerkt. Als er nachsah, fand er in demselben eine mit b ennendem Licht versehene offene Laterne, die von mit Petroleum getränktem Papier nnd Stroh umgeben < war. Hvfinann hat, weil das in der Scheune lagernde Heu und ' Getreide nicht versichert war, beträchtlichen Schaden erlitten. — Geyer, 10. Dccember. Der ans Hermannsdorf gebürtige nnd zuletzt hier wohnhafte Handarbeiter Granbner wird seit dem 21. November vermißt. Da er in letzter Zeit sich etwas geistes gestört gezeigt hat, vermnthct man, daß er .den Tod fruwillig gesucht hat. . — Planen, 11. Dccember. Gestern ist mit den Erdarbeiteir znm Bau der Kgl. Industrieschule hier begonnen worden. — Gestern l ist ein Mann ans Roitzschan festgenommcn nnd in das hiesige Ge- richtsgefängniß eingclicfert worden, der verdächtig ist, an dem Ver schwinden der kleinen Elise Vetter aus Rcichcnbach betheiligt zu sein. — Rcichcnbach, 10. December. In dcn letzten Tagen wurde von hier berichtet, das seit unnmehr 14 Tagen vermißte 6jäyrige Kind der Vctter'schen Familie sei in der Nähe des hiesigen Schützen hauses todt anfgefnnden worden. Dem entgegen können wir ver sichern, daß diese Nachricht sich nicht bestätigt. Man hat noch kein« Spur von dem Verbleib des Kindes anfgefnnden; d'e Nachforschungen sind noch im Gange. So ist heute ein bis vor Kurzem hier wohn haft gcwescner Mann verhaftet worden. Anf diese Person hatte sich „Das Zimmer ist leer", klang es von allen Seiten. — „Das ist unmöglich!" rief der Wirth nnd fuhr sich vcrzweiflungsvvll in die Pcrrücke, „Unmöglich", versicherte der Kellncr mit kreideweißem Gesicht. „Es kann keine Person das Hans verlassen, ohne daß wir cs gewahren!" Sternbcrg war mit seinem gewohnten ruhigen Lächeln auf di« Bank gestiegen. Sein großes klares Auge erfaßte mit raschem Ueberblick jede Einzelheit des Zimmers. „Es ist allerdings niemand im Zimmer," bestätigte er in einem Tone, aus welchem bereits die volle Sicherheit der glücklich bewirk ten Oricntirnng klang, „allein anf dem Tische liegt ein Brief, der uns weiteren Aufschluß geben dürfte." Es war jetzt eine Kleinigkeit, das Zimmer von innen zu ent riegeln. Die beiden Beamten traten ein. Alle übrigen Hausbewoh ner, der Wirth nicht ausgenommen, wurden bedeutet, noch zurück zu bleibcn. Es lag allerdings ein Brief anf dem Tishc, welcher jedoch durch sein ci» wenig zerknittertes nnd beschmutztes Aussehen bewies, daß er bereits eine Zeit lang hcrumgclragen worden sei. Unter demselben lag eine Visitenkarte nnd ein Geldstück. Anf der Karte war in laieinischcn Schristzügcn der Name Joscphine Elsbert sichtbar. Stern« bcrg nahm das Schreiben nnd betrachtete ansmcrksam die zwar leser lichen, doch ein wenig steifen Schriftzüge. Sie verriethen eine Frauen- haud nnd die Ansschrist lautete: „An den Geheimsccrctär im Finanzministerium Herrn Simon Avenares, i» Berlin." Er wandte mechanisch dcn Brief um. Derselbe war nicht ver schlossen, und als er ihn rasch anseinandcrgefaltct, las er folgender: „Lieber Bruder! „Wie Du sichst, habe ich Deinen Rath befolgt nnd die kleine Reise, die mich nach Deiner Absicht zerstreuen sollte, angctretc». Ob ich Wiederkehr«, weiß ich nicht. Mehr als je bin ich meines Leben- überdrüssig und sehne mich beinahe fieberhaft nach einer Gelegenheit, diese Bürde von mir zu werfen. Vielleicht ist dies der letzte Brief, dcn D» von mir erhältst. — Zürne mir nicht, wenn Du eines Tages in den Zeitungen lesen solltest, daß die Leiche Deiner unglücklichen Schwester irgendwo ans Land geschwemmt wnrde. Ich kann nach
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