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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-18
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.07.1888
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Nr. 165. — 8. Jahrgang. Lee jeden Wochentag Abend (mit Datum de» solgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- haltungSblatte und mit dem Extrabeiblatt rüstiges Bilderbuch lostet bei den Au-gabe- stellen monatlich 70 M., bei denPost-Anst. 7b Pf. (1888er Ztgr.-PreiSliste Nr. 8035.) Zlluftr. «alender de» sächsischen Landboten. Jllustrirtt-Jahre-buchderijailder-Snzeigerr. SSchslscher Mdks.Aifkilitr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch, 18. Juli 1888. »«zeigen»«!- de» „Stichs. Si«der.«azelger-"r Raum einer schmalen Corv»»zelle II» Pia. Bevorzugt« Stell« (Isvalt. PetitzeilelSO Pf. BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Vei Bestellungen von Auswärts wolle nian ZnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen lje 8 Silben Torpurschrift bilden ca. 1 Zelle.) Annoncenannahme nur bi» Vormittag. Buchdruckeret. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr-Adr-: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltiingsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerler - 5. Jllnsirirtes Unterkaltnnasblatt - 6. Sonntagsblatt - Ertra-Beiblatt: Lnsiiges Bilderbnch. Amtsgerichtliclie Bekanntmachungen. Da- Konkursverfahren über das Vermögen des Fuhrwerksbesitzers und Kohlenhändler» Friedrich Ernst Gruhl in Chemnitz wird nach erfolgter Ab Haltung des Schlußtermins hierdurch ausgehoben. Chemnitz, den 14. Juli 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 16. Juli. Dien. Der „Pol. Corr." wird aus Petersburg gemeldet, daß eS zweifelhaft geworden sei, ob der Zar der Kiewer Jubelfeier zur Erinnerung an die Einführung des Christcnthums in Rußland bei wohnen werde. Im Behinderungsfalle werde der Minister der Volks ausklärung, Deljanow, den Kaiser vertrete». Nom. Molti, der Rcdacteur der „Riforma"', wird im Laufe dieser Woche eine 200 Seiten starke Broschüre über den schlechte», kriegsuntauglichen Zustand der italienischen Marine veröffentlichen. Man versichert, daß Molti von hervorragender sachverständiger Seite Informationen bezogen habe. London. Der „St. James Gazette" wird ans Berlin ge meldet, daß Baron Worms zwei befriedigende Cvnferenzen mit Herrn von Scholz über die Znckcrfrage gehabt habe; Dentschland sei schlüssig darüber geworden, den Znckervcrtrag anzunehmen. — Der „Daily News" wird ans Petersburg gemeldet, daß die baltische Flotte zur Begrüßung des Kaisers Wilhelm in Kronstadt versammelt sei. Nach dem Programm sei der erste Tag für Peterhof, der zweite für das Lager von Kraßnoje Selo und der letzte für Petersburg bestimmt. Politische Nmtdscha«. Chemnitz, den 17. Juli. Deutsches Reich. Zur Ostseereise unseres Kaisers. Die An kunft Kaiser Wilhelms in Kronstadt, der starken russischen Seefestung, Wird am kommenden Donnerstag Mittag erfolgen. Von da geht die kurze Fahrt nach Peterhof, wo der Kaiser vier Tage verbleiben wird. Von dort aus erfolgt auch der Besuch von Petersburg und des bekannten Militär-Lagers von Kraßnoje-Selo. In Petersburg sind bereits die Botschafter von Schweinitz, Graf Schuwalow und Minister von Giers angekommen. Der Besuch des Kaisers in Stockholm und Kopenhagen auf der Rückreise von Petersburg ist ebenfalls bereits offiziell ange meldet und wird in der zweiten Hälfte der nächsten Woche abgcstattet Werden. Die Seereise selbst verläuft bei dem jetzigen sehr günstigen Wetter ohne Schwierigkeiten. Sonntag früh hatte das Kaisergeschwader Arcona passtet. Die nächste Nachricht wird nun wohl von der russischen Küste erst kommen. Am 29. Juli wird der Kaiser wieder in Kiel erwartet. — Die „Nordd. Allg. Ztg." dämpft die Hoffnungen auf eine allzu große Bedeutung der Kaiscrbegcgnung. Das Organ des Kanzlers schreibt an erster Stelle: „Die „Now. Wremja" bespricht einen Artikel der „Pol. Corr.", in dem gesagt war, die Kaiserznsammen- kunft in Petersburg sei sicherlich ein Ereigniß von großer politischer Tragweite, indessen scheine cs, daß man dieselbe an vielen Stellen überschätze oder wenigstens die Bedeutung derselben verkenne. Diese Worte haben das russische Blatt augenscheinlich verletzt, denn es be merkt dazu, daß, wenn man in Berlin die Ansicht der „Pol. Corr." theile, so ließe sich der Zweck der deutschen Kaiserreise gar nicht er klären. Jedenfalls sei die Initiative zu dem Schritte, der offenbar eine innige Annäherung an Rußland erstrebe, nicht von Petersburg, sondern von Berlin ausgegangen, und dies sei schon ein Beweis dafür, daß man das Bedürfniß nach einer solchen Annäherung in Berlin stärker empfindet, als in Petersburg. Die Initiative zu dem Besuche des Kaisers ist natürlich von Berlin und nicht von Peters burg ausgegangen. Die Hervorhebung dieser Thatsache in dem russischen Blatte zeigt nur, daß wir friedliche und höfliche Leute sind. Bei uns findet man durchaus nichts Auffälliges darin, daß der neue Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Werner machte stillschweigend die Bemerkung, daß der Freund sich in auffallender Weise verändert habe. Nicht allein sah er bedeutend älter aus, als man es seinen Jahren nach erwarten konnte; auch jener Zug von Gutmüthigkeit und frischer Lebenslust, der Schwerdt- manns Gesicht einst so einnehmend gemacht, schien gänzlich ver schwunden. Wie er so ernst und ruhig beobachtend dasaß und jedes seiner Worte bedächtig zu erwägen schien, kam er dem Gaste, welcher an derartige Geschästsgesichter längst nicht mehr gewöhnt war, ganz wie ein kalter, berechnender Zahlenmensch vor, der nur seinen pekuniären Vortheil im Auge hat und das Wohl und Wehe seiner Nebcnmenschen vollständig unbeachtet läßt. „Bist in Geschäftsangelegenheiten hier?" forschte er weiter und beobachtete dabei mit emporgezogenen Augenbrauen das Antlitz des Freundes so scharf, als wolle er bis auf den Grund seiner Seele dringen. „Nein!" gab Werner lächelnd zurück; „ich kam einfach hierher, um Dich nach so langer Zeit der Trennung einmal wieder zu sehen. Das war die Hauptsache. Nebenbei aber wollte ich Dich um eine kleine Gefälligkeit bitten. Ich suche nämlich eine Stellung, die mich in den Stand setzt, einigermaßen auskömmlich zu leben." „Was Tausend! Hör' ich recht?" rief Schwerdtmann auf springend. „Du hast also Pleite gemacht?" »In gewisser Beziehung ja!" versetzte Werner. „Doch setz' Dich nur. Ich werde Dir Alles erklären. Vor allen Dingen muß ich Dir jedoch sagen, daß ich ein Geschäft nicht gehabt habe." „Ich weiß wirklich nicht, was ich von alle dem denken soll," brummte Schwerdtmann; „ein Reisender, der einmal aus der Haupt stadt hierher kam, auch ein alter Bekannter von mir, sagte mir, Du habest Dich von dem alten Wendling getrennt und in Deiner Vater stadt ein eigenes Geschäft etablirt; das war also Nichts? Uebrigens — ich habe eS gleich nicht glauben wollen, ich hielt Dich für klüger. Hattest ja die schönste Gelegenheit, Compagnon im Geschäft des alten Bankier» zu werden und sein reizendes Töchterchen heimzuführen. Wer an Deiner Stelle hätte da noch geschwankt?" zur Regierung gekommene Kaiser, der unter civilisirten Europäern herrschenden Sitte entsprechend, dem älteren, ihm verwandten und befreundeten Nachbar den unter der Bezeichnung „Antrittsvisite" üblichen ersten Besuch macht, ohne abzuwartcn, daß eine besondere Anregung dazu von Petersburg ausgchc. Für solche in der europä ischen Civilisation natürliche Auffassungen hat aber ein Blatt wie die „Nowoje Wremja" selbstredend kein Verständniß. Die Initiative zu dem Besuche ist, wir wiederholen es, natürlich von Berlin ausgc- gangen, aber die Folgerung daraus, daß man das Bedürfniß nach einer Annäherung bei der Regierung Deutschlands stärker empfinde, als in Petersburg, ist eine Uebcrschätzung asiatischen Hochmuths und asiatischer Unwissenheit." Derber kann's den Panslawisten nicht ge geben werden. — Zur Beförderung der Depeschen und Staatsschreiben an Kaiser Wilhelm während der Ostseereise werden von Berlin ans täglich Postkuriere bez. Feldjäger abgeschickt. Am Sonntag geschah das nach Swincmünde, am Montag nach Memel. In beide» Hafen orten hat der Aviso „Blitz", welcher sich im Geschwader des Kaisers befindet, die Sendungen entgegenzunehmen. Von Dienstag ab finden die Beförderungen der Feldjäger zu Bahn nach Petersburg statt. — Aus Berlin fuhren am Montag eine größere Zahl von Ge heimpolizisten per Knrierzug nach Petersburg. Auch ans Rußland sind mehrere Polizcibeamte in Berlin angekommen, welche die zahl reich bei der russischen Botschaft eingehenden Gesuche um Ausstellung von Reisepässen nach Petersburg prüfen sollen. — Kaiser Wilhelm hat, dem „Posener Tagebl." zufolge, dem Professor von Treitschke folgendes Telegramm gesandt: „Ich danke Ihnen auf das Allerherzlichste für das Denkmal, welches Sie meinen Vorgängern in der Geschichte gesetzt haben. Sie haben wie immer so auch hier der Wahrheit die Ehre gegeben. Wilhelm I. k." Der Dank ist deshalb bemerkenswerth, weil Treitschke in der Darstellung der Regierungszeit Kaiser Friedrichs u. A. gesagt hatte, „die frei- sinnnige Partei hätte sich an den hochseligen Herrn herangedrängt und auch thatsächlich einen Erfolg durch die Entlassung des Ministers von Puttkamer erzielt". — Der „Deutsche Reichsanzciger" meldet: Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird Ihre Majestät die verwittwete Kaiserin und Königin Victoria fortan den Namen: Kaiserin und Königin Friedrich führen. — Von französischen Blättern war das alberne Gerücht ver breitet, Kaiser Friedrich habe ein dem Fürsten Bismarck feindliches Vcrmächtniß über die innere Politik seinem Sohne hinterlassen. Der Kanzler habe in jeder Weise versucht, diese Aufzeichnungen in seine Hände zu bekommen, es sei ihm aber, Dank der Kaiserin Friedrich, doch nicht gelungen. Ebenso sollte die Kaiserin mit einem „großen Skandal" gedroht haben, wenn der bekannte Krankhcitsbericht ver öffentlicht würde. Die „N. A, Z." erklärt alle diese Geschichten für Unsinn und meint, die Verbreitung solchen Zeuges beweise, daß Frankreich in der Politischen Bildung weit hinter Deutschland zu rückstehe. — Der kommandirende General des 3. Armeekorps, Graf Wartensleben, hat auf sein Gesuch seinen Abschied erhalten. Zn seinem Nachfolger ist der Generalleutnant Bronsart von Schellen dorf II-, Bruder des Kriegsministers, ernannt. Auch eine größere Zahl von Divisionskommandeuren ist in den Ruhestand getreten. — In Sachen Mackenzie wird der „Voss. Ztg." ans London telegraphirt: Mackenzie wurde von der Kaiserin-Mutter Victoria er sucht, für sie einen wahrheitsgetreuen Bericht über den Verlauf der Krankheit Kaiser Friedrich's zu verfassen behufs Berichtigung zahl reicher Ungenauigkeiten in dem jetzt veröffentlichten Bericht der Aerzte. Ob die Kaiserin die Veröffentlichung dieses Berichtes gestatten werde, steht noch dahin. Mackenzie wurde am Sonnabend von der eng lischen Königin in Schloß Windsor empfangen und mit großer Aus zeichnung behandelt. „Das ist Alles zu Wasser geworden," sagte Werner trübe und fuhr sich mit der Hand nachdenklich über die Stirn. „Ich konnt's besser haben, gewiß! Aber — ich war ein Thor, Schwerdtmann!" „Hm, hm!" knurrte dieser, sich räuspernd und »och aufmerk samer den Freund betrachtend, wobei sich ein Ausdruck des Miß trauens in seinen Zügen zu erkennen gab. „Dir scheint es dagegen besser geglückt zu sein," fuhr Werner fort, mit einem prüfenden Blicke die zwar einfache, aber doch kost bare Ausstattung des Zimmers musternd. „Du lebst in den besten Verhältnissen, nicht wahr?" «Ja! Ich habe eS zu Etwas gebracht, wie Du siehst!" gab der Spediteur in selbstgefälligem Tone zurück. „Mein Vermögen war allerdings nur gering, aber durch Fleiß und Sparsamkeit ver mehrte ich allmälig mein Kapital, und dann kaufte ich dies Speditions geschäft, das damals nur einen geringen Umfang hatte, durch meine Energie und Beharrlichkeit — ich kann es wohl sagen — jedoch bald in Aufschwung kam. Den alten Buchhalter Börnel, welcher von Anfang an in dem Geschäft thätig war und Alles genau kannte, machte ich zu meinem Compagnon. Ich wußte wohl, warum. Der Alte hat in seiner langjährigen Praxis als Buchhalter gar nicht schlecht operirt und mochte so einige zwanzig- bis dreißigtausend Thälerchen auf die hohe Kante gelegt haben. Das hübsche Kind, welches er seine Tochter nannte, war sein einziges und wurde bald darauf meine Frau. Von dem, was sie baar mitbekam, konnte ich mein Geschäft ansehnlich erweitern, und schon nach ein paar Jahren erhob sich dieses stattliche Haus an der Stelle des alten. Glück hatte ich, das will ich nicht in Abrede stellen; aber ich war auch auf dem Posten, früh und spät im Geschirr. Verließ mich nicht auf meine Leute, sah nach Allem selbst. Kannst mir's glauben. Aber nun erzähle, was Du für dumme Streiche gemacht hast. Zuzutrauen ist Dir schon dergleichen!" Er offerirte dem Freunde eine Cigarre, und dieser begann aus führlich zu berichten, durch welche Verkettung von Umständen er in seine jetzige Lage gekommen war. Er sprach es offen aus, daß er zu wenig seiner Vernunft Gehör gegeben und dadurch sich selbst sein Lebensziel aus den Augen gerückt habe. Es sei jedoch seine ernste Absicht, das Versäumte nachzuholen, sich, keine Anstrengung scheuend, wieder emporzuarbeiten. Er schloß mit der Bitte, daß Schwerdt mann ihm hierzu behilflich sein möge, „denn," sagte er in dringen dem Tone, „es wird Dir als Chef eines bedeutenden Handelshauses — Die Regierung des Neichslnndes hat verordnet, daß allen seit 1872 in französischer Sprache ausgestellten Privaturkunden vom nächsten Jahre ab eine amtliche deutsche Uebersetzung beizufügen ist. — Ans Metz wird berichtet: Der Neichstagscibgeordnete Antoine befand sich s. Z. gerade im Cafs Turö, als der Ausweisungsbefehl für ihn eintraf, und wurde aus diesem Cafs gerufen, damit ihm der Befehl mitgetheilt werde. Jetzt hat nun bei dem Wirth eine Haus suchung nach Briefen Antoine's stattgefunden, welche aber crgebnißlos verlanfen ist. Die Haussuchung wurde von einem Staatsanwalt und einem Criminalcommissar ausgeführt. — Die Nachrichten von Beleidigungen, so schreibt die „N. A.i Z.", denen deutsche Reisende in Frankreich ausgesetzt sind, mehren sich von Tag zu Tag. Am 3. Juli erschien vor dem Grenzpolizeicommissar zu Dentsch-Avricourt der Spediteur Franz Dietsche aus Freiburg, um über die Behandlung, welche ihm auf einer Reise von Paris nach der deutschen Grenze zu Theil geworden, Klage zu führen. Dietsche unterhielt sich unterwegs mit einem Herrn in deutscher Sprache. Als der Zug in Frouard ankam, sprang der dritte Insasse des Coupee», ein Franzose, auf, trat mit geballten Fäusten zwischen die Reise gefährten und beschimpfte dieselben in unfläthigen Ausdrücken. Schimpfend verließ der Franzose den Wagen. Da sich in dem Wagen viele französische Soldaten befanden, wagten die Deutschen nichts zu erwidern und gaben auch ihre deutsche Unterhaltung auf. Dieser Vorfall zeigt die Gastfreundlichkeit unserer Nachbarn im hellsten Licht. Solche Erfahrungen beweisen aber auch, daß Reichsangehörige es ver meiden sollten, den französischen Boden zu betreten. Oesterreich-Ungarn. Königin Natalie von Serbien hat gestern thatsächlich Wien wieder verlassen, ob wirklich auf Grund einer Auf forderung seitens der österreichischen Regierung, wie gestern uns ein Telegramm meldete, oder aus eigenem Antriebe, das steht augen blicklich noch nicht so ganz sicher fest. Erklärlich wäre das letztere gewiß auch, denn die Königin ist infolge der Ereignisse der letzten Tage in hohem Grade angegriffen und findet in dem Leben einer Großstadt am wenigsten die nöthige Ruhe. In Wien hielt sie sich unter dem Namen einer Gräfin von Takowa auf. Sie lehnte jeden Empfang ab, nur mit dem russischen Botschafter hatte sie eine fünf stündige Unterredung. Königin Natalie reiste zunächst nach Paris, von dort gedenkt sie, wie gemeldet wird, dann ein französisches Bad anfzusuchen. Ueber die Ehescheidungsangelenheit sind die widersprechend sten Mittheilungen in Umlauf; es lohnt sich nicht, darauf einzngehen. Frankreich. Präsident Carnot hat ein Schreiben an den Kriegsminister Freycinet gerichtet, in welchem er seine Anerkennung über die Haltung der Truppen bei der Revue vom Sonnabend aus spricht und den Minister ersucht, den Generalgonverneur von Paris und die Truppen, welche derselbe befehligt, zu dem Ausfall der Revue zu beglückwünschen. Am Sonntag Vormittag empfing der Präsident die Maires, welche dem Bankett auf dem Marsfelde beigewohnt hatten, und richtete an jeden der Herren einige freundliche Worte., Am Montag stattete der Fürst von Montenegro dem Präsidenten einen Besuch ab. Herr Carnot erwiderte denselben. — In der Kammer wurden am Montag dem Ministerpräsidenten Floqnet leb hafte Kundgebungen für sein Auftreten gegen Boulanger dc> .'gebracht. Der Premierminister dankte bewegt. Boulanger hat Kongestion der rechten Lunge und etwas Emphysem (Luftgeschwulst) um die Hals wunde. Sein Zustand ist indessen unbedenklich. — Der deutsche Botschafter Graf Münster hat einen längeren Urlaub angetrelen und ist zunächst nach England gereist. — Der italienische Botschafter Menabrea hat dem Minister Goblet die Gegenvorschläge Italiens, zum Handelsverträge überreicht. ^ England. In den katholischen Kirchen Irlands wurde am letzten Sonntag eine neue päpstliche Encyklika an die Bischöfe ver lesen, worin nochmals das Boycottiren (Aechten) auf das Entschiedenste verdammt wird. Ferner tadelt die Encyklika die Haltung der irischen Parlamentsmitglieder, die bekanntlich einen Protest gegen die erste ein Leichtes sein» mir irgend eine Stelle in Eurem Contor zu über tragen oder mir irgend eine Beschäftigung zu überweisen, die mir so viel einbringt, daß ich einigermaßen anständig leben kann. Zu große Ansprüche mache ich nicht, wenn es nur eben zur Bestreitung der nothwendigsten Bedürfnisse hinreicht." Ohne jede Unterbrechung hatte der Spediteur dem Erzähler zu- gchört, aber mehr und mehr hatten seine Züge den Ausdruck einer gewissen Zurückhaltung angenommen und hin und wider hatte er heftig, wie in vollem Unmuth den Kopf geschüttelt, als könne er das, was er höre, nicht begreifen. Als Werner geendet und nun in gespannter Erwartung der Antwort des Freundes entgcgensah, trat dieser dicht vor den Bitt steller hin und sagte: „Höre, Werner! Du wirst mir's nicht übel nehmen, aber die ganze Geschichte da ist fatal! Ein Thor bist Du gewesen, ein großer Thor! Das ist schon richtig, aber ich weiß, offen gestanden, wirklich nicht, wie ich Dir aus der Klemme, in die Du Dich muthwillig hineingeritten, wieder Heraushelsen soll!" „Mein Gott!" fuhr Schwerdtmann fort, „wie kann aber auch ein Mensch, der seine gesunden fünf Sinne hat, so verblendet, so namenlos versessen auf ein Weibsbild sein und ihm seine geachtete Lebensstellung, sein Vermögen und seine Zutuns opfern und noch dazu einem so unwürdigen Geschöpf? Hast Du denn gar nicht ein mal daran gedacht, daß die Geschichte nothwendig ein derartiges Ende nehme» mußte, wie es nun gekommen ist?" „Laß die Vorwürfe, Schwerdtmann! Die können mir für jetzt wenig nützen. Welcher Mensch hätte nicht mindestens einmal in seinem Leben einen thörichtcn Streich begangen? Wenn Du weiter nichts für mich hast, als leere Redensarten, so sage es gleich von vornherein, damit ich meine Zeit nicht unnöthig verliere. Daß es sich gegen wärtig bei mir um nothwendigere Dinge handelt, als Reminiscenzen über die Vergangenheit anzustellen, habe ich Dir klar genug auS- einandergesetzt." „Du sprichst, wie Du es verstehst!" fuhr Schwerdtmann auf. „Daß ich de» besten Willen habe, Alles, was in meinen Kräften steht, für Dich zu thun, ist selbstverständlich; aber in meinem eigenen Ge schäft, — so leid es mir thut, —kann ich Dich nicht placire». Das muß ich Dir von vornherein sagen." „Schwerdtmann!" unterbrach Werner den Sprecher in vorwurfs vollem Tone, „Du bist Chef des Hauses, bist die erste Person im X. Der heutigen Rümmer des Sächsischen Landes-Anzeigers liegt vei das Beiblatt „Sächsischer Erzähler".
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